Gungrave von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Young Dogs --------------------- 2. Kapitel Young Dogs 25 Jahre vor dem ersten Kapitel..... Der Spätsommer hatte die Slums fest im Griff. Selbst am Vormittag brannte die Sonne schon unerbittlich auf die abgewrackten Ruinen und halbzerfallenen Gebäude hinunter und ließ das tierische wie auch das menschliche Ungeziefer ihre Rettung im Schatten suchen. Doch das Wetter würde sich bald ändern. Wolken bildeten sich am Himmel, erst klein und wie Schafe anmutend, konnten diese Wolken schon bald einen längst überfälligen Wolkenguss bringen. Für die Bewohner der Slums würde das allerdings nur bedeuten, das sie zur ihrem schon miserablen Leben nun auch noch nass wurden und die Chance bekamen sich zu erkälten oder sich noch schlimmeres zu holen als nur einen Schnupfen. Einst waren die Slums mehr gewesen, als Ruinen und Abschaum in den Straßen. Als die Stadt am Meer gegründet worden war, waren hier die ersten Siedler so frei gewesen sich ihre Häuser zu bauen. Doch je besser es der Stadt gegangen war, umso reicher die Menschen wurden, umso mehr entfernten sie sich von ihren Wurzeln. Die Menschen zogen nun nicht mehr auf den Berg, wo die Gründung der Stadt stattgefunden hatte, sondern hinunter ans Meer. Die Wirtschaft florierte, der Handel machte sich das Meer zu nutze und Banken gaben dafür das Kapital. Die Stadt am Meer wuchs, während die Bewohner des Berges langsam zu Vorstadt verkamen. Dies hätte auch gut gehen können. Viele Städte hatten reiche Vorstädte und auch Vorstädter hatten gehofft eine solche Entwicklung durchzumachen. Doch die Reichen bauten ihre Willen am Meer, badeten nicht nur in Geld, sondern auch im Wasser und ignorierten ihre alte Herkunft. Die Vorstadt verfiel, wurde zu guter Letzt von den letzten Arbeitern verlassen und war als bald nur noch als die Slums bekannt. Einige lokale Politiker forderten vehement den Abriss des Viertels, da die Kriminalität dort faktisch einen Freibrief hatte. Bandenkriege tobte in den Slums täglich, die Polizei ignorierte das aber. Kein Wunder, standen die meisten Polizisten doch auf der Gehaltsliste der verschiedenen Mafia Organisationen. Das größte dieser Syndikate war das Millennion Syndikat. Gegründet von einem Mann, den alle nur Big Daddy nannten und welches sich eine so große Machtfülle erarbeitet hatte, dass es schon fast wieder in der Legalität stand. Doch in den Slums bedeutete das gar nichts. Hier galten die Regeln der Gewalt und die Bandenkriege waren der beste Beweis für den Niedergang in den Slums. Doch dies alles konnte den Teenager der gerade die Straßen der Slums entlangging nicht mehr beeindrucken. Kenny, seines Zeichens Trickbetrüger und Langfinger extra ordinär, interessierte zur Zeit weder die Historie der Slums noch irgendwelche Bandenkriege oder politische Vorhaben. Mit stolzgeschwelter Brust ging er durch die Straßen und hätte beinahe vor Freude über das, was er in der Hosentasche hatte beinahe laut gelacht, hätte er nicht gewusst das er sich genauso gut ein Schild mit einem Pfeil und der Aufschrift "Hier erschießen" umhängen hätte können. Das was Kenny so stolz machte war der Coup der ihm geglückt war. Durch Scott, einem Schieber und Informationsmakler, hatte Kenny erfahren dass ein Schmuckladen hier in den Slums etwas ganz besonderes reinbekommen würde. Etwas von echtem Wert und nicht so ein Dreck wie er in den Auslagen zu sehen war. Eigentlich, so meinte Scott, sollte das Schmuckstück einem privaten Sammler übergeben werden, aber Kenny würde wahrscheinlich damit ein besseres Geschäft machen können. Also hatte Kenny sich eine Knarre besorgt und war frech wie Oscar in den Laden marschiert, hatte dem Verkäufer die Knarre an den Kopf gehalten und hatte 5 Minuten später ohne jemanden erschossen zu haben das Amulett in den Händen gehalten. Der Verkäufer hatte ihn noch nicht mal erkannt, dank der Maske die Kenny sich trotz der Hitze aufgesetzt hatte. In Gedanken gab er schon das Geld aus, dass er für das juwelenbesetzte Amulett bekommen würde. Von weitem konnte er jetzt sein Ziel sehen. Das Cafe, zu dem Kenny unterwegs war, war nicht mehr im besten Zustand. Es hatte einmal zwei Stockwerke gehabt, doch irgendwann war das obere Stockwerk marode gewesen und halb eingestürzt. Nur das Treppenhaus hatte den Einsturz überstanden und verband die Reste des oberen Stocks mit dem Cafe unten. Das Cafe selbst gehörte Jolice, einem hochgewachsenen Blondschopf, welcher für sein Leben gern kochte und mit dem Cafe Hobby und Beruf verbunden hatte. Es war für Kenny und seine Weggenossen ein zweites Zuhause geworden und hatte in so vielen Nächten ebenso viele Saufpartys mitangesehen. Außerdem war es Wohnung, Planungszentrale und in wenigen Momenten auch Krankenzimmer. Der 2 Stock des Cafes beherbergte nun den "Sportraum", was doppelt komisch gemeint war, da das einzige Sportgerät eine verrostete Stange war, an der man Klimmzüge machen konnte. Zum andern war niemand wirklich versessen auf Sport aus der Gruppe, na ja fast niemand. Als Kenny nach oben blickte, sah der 15 Jährige wie üblich die Ausnahme dort oben unermüdlich schwitzen. Der Mann, den Kenny beobachtete, war etwa 2 Meter groß, trug eine abgetragene Jeans und ein Muskelnhirt. Brandon war der einzige aus der Gruppe, der die Stange benutzte und das lohnte sich auch. Kenny hatte noch nie einen Mann harte Schläge und Tritte austeilen sehen wie ihn. Andererseits hatte Kenny auch noch nie einen so schweigsamen Mann gesehen und war umso verwunderter das ausgerechnet so ein schweigsamer Typ eine so gutaussehende Freundin abgekommen hatte. Doch Maria, die blonde sexy Maria, hatte einen Narren an Brandon gefressen. Wusste der Teufel warum. Kenny wollte schon das Cafe betreten, als er Geräusche vom Seiteneingang hörte. Als er um die Ecke blickte kramte so ein verschissner Penner gerade den Müll des Cafes durch. Na warte, dachte Kenny, dir verpass ich eins. Sich um die Ecke schleichend, zog Kenny seine Knarre aus dem Hosenbund. Der Revolver sah täuschend echt aus und Kenny hatte noch niemandem verraten, dass das Teil unecht war. Aber seine Wirkung verfehlte es nicht als er es dem Penner an den Kopf hielt und mit lauter Stimme:" Hab ich dich du Penner. Unseren Müll durchwühlen und nicht mal für bezahlen was? Verpiss dich oder ich drücke ab" sagte. Der arme Kerl rannte so verängstigt davon, dass Kenny lauthals zu lachen anfing. Schuldgefühle konnte Kenny sich nicht leisten, dass Leben in den Slums war nun mal so. Es gab die Typen mit Kanonen und die Typen die erschossen wurden. Eben ein normaler Tag. Oben machte Brandon immer noch seine Klimmzüge und so wie er schwitzte mussten es schon mehr als hundert gewesen sein. Kenny hatte mal versucht Brandons Rekord zu zählen, war aber bei über 200 aus dem Tritt gekommen. Doch Brandon schwitzte immer erst aber einer bestimmten Anzahl und Kenny konnte das inzwischen gut abschätzen. "Hey Brandon, komm runter ich euch was zu erzählen. Du wirst staunen" rief Kenny dem Mann hoch und verschwand im Cafe ohne eine Antwort abzuwarten, die höchstwahrscheinlich sowieso nicht kam. Harry MacDowel legte gerade die letzte Karte seines Tarot ab, als das jüngste Mitglied seine kleinen Bande in das Cafe kam. Kenny strahlte über beide Ohren und Harry ahnte schon das Junge wieder einmal einen großen Fisch an Land gezogen hatte. Oder jedenfalls glaubte das Kenny wieder einmal. Harry hatte selten einen solchen Pechvogel wie Kenny erlebt. Der Junge war eine Waise gewesen, als Harry ihn aufgelesen hatte. Bis zu dem Zeitpunkt hatte Kenny sich mit kleinen Diebstählen über Wasser gehalten, doch die Wahl seiner Ziele zeugte eher von Dummheit. So hatte Kenny zum Beispiel versucht einem Mann die Geldbörse zu stehlen, der schon von weitem "verdeckter Ermittler" geschrieen hatte. Ein anderes Mal hatte er versucht einer wunderschönen Frau die Kette abzunehmen, nur um festzustellen das die Schlampe mehr als nur einen Bodyguard dabei hatte. Doch obwohl Kenny die Art von Pech mit sich brachte, die für andere genauso gefährlich war wie für den Pechhabenden, konnte es Harry nicht über sich bringen und Kenny auf die Straße setzen. Denn trotz alledem war Kenny ein ausgezeichneter Spion und hatte seine Ohren an der Straße, wie es so schön hieß. Außerdem war es nicht Harrys Art jemanden, den er einmal aufgenommen hatte, wieder rauszuwerfen. Hier in den Slums waren Banden wie eine Familie und eine Familie hielt zusammen, auch wenn der "Onkel" oder der "Bruder" nichts taugte. Besonders das Thema Familie war einer von Harrys Schwachpunkten. Er selbst war ebenso wie Kenny eine Waise gewesen und hatte seine Kindheit in einem Höllenloch von Waisenhaus verbracht. Die einzigen erzieherischen Maßnahmen die der Waisenhausleiter kannte waren Faust und Gürtel gewesen. Für Harry waren das schon fast alte Bekannte geworden, da er selbst zu den eher "freien Geistern" gehörte und sich einfach nicht an die Regeln des Waisenhauses halten wollte. Die Prügel die Harry hatte einstecken müssen hatten ihn wichtige Dinge gelehrt. Zum einen natürlich wie man Schläge ablocken konnte, zum anderen aber auch das es besser war nicht erwischt zu werden. Im Waisenhaus hatte Harry aber nicht nur schlechtes erlebt. In dem schäbigen Gebäude hatte er seinen besten Freund kennen gelernt. Zuerst hatte er den Jungen gar nicht bemerkt. Doch als der Waisenhausleiter seine, wie er es nannte "Einführungsstrafe", an dem Jungen losgelassen hatte und Harry zusammen mit ihm für eine andere Sache die Prügel mitbekommen hatte, landete Harry neben dem Neuen im Staub. Harry hatte sich an dem Tag geschworen aus dem Waisenhaus abzuhauen und ein freier Mann zu werden und der Junge mit den seltsamen bronzenen Augen war von einem Fremden an dem Tag zu einem Freund geworden. Brandon Heat, so hatte sich der Junge genannt. Schon damals recht schweigsam, hatte der Junge ab da nur noch gesprochen, wenn es wirklich wichtig gewesen war. Der Traum von der Freiheit und eine unglaubliche Loyalität zueinander hatte die beiden zusammengeschweißt und auch als sie den Plan in die Tat umsetzten und aus dem Waisenhaus flohen waren sie zusammengeblieben, eben wie eine Familie. Über die Jahre war die Familie gewachsen. Zuerst war John dazugekommen. Ein Riese von einem Teenager, Muskeln und wenig Hirn. Der typische Schläger und eine passende Ergänzung zu Brandon, der ein unglaubliches Geschick im Straßenkampf bewies. Der zweite im Bunde war der jetzige Besitzer des Cafes, Jolice. Was dessen Vergangenheit anging wusste Harry nicht viel über den jungen Mann. Er hatte irgendwann einfach das Cafe renoviert und jeden der Geld hatte bewirtet. Harry hatte eigentlich vorgehabt Schutzgeld zu erpressen, doch nach einem guten Essen und einer Unterhaltung war daraus Freundschaft geworden und später Familie. Als Kenny dazukam war die Familie größer, als Harry es überhaupt geplant hatte. Doch trotz des harten Lebens in den Slums hatte sich Harry gut geschlagen. Er hatte nicht nur seine kleine Familie versorgen können, nein, er hatte es auch geschafft einen guten Nebenverdienst zu machen. Die örtlichen Mafiaableger nutzten seine Dienste als Kurier und die Frauen liebten Harry und Harry liebte das Geld, welches er von ihnen erschwindeln konnte. Wenn Harry seinen Charme einschaltete hatte bisher keine Frau nein sagen können. Dazu noch sein gutes Aussehen und schon hatte er die Nixe am Haken und natürlich auch ihr Geld. Harrys Gedankengang wurde durch Kenny unterbrochen, der ihm ein wunderschönes Amulett unter die Nase hielt. "Na was sagst du dazu?" fragte der junge Afroamerikaner. "Tolles Teil oder?" Der Stolz der in der Stimme mitschwang ließ Harry lächeln. Trotz allem war Kenny eben doch noch ein Kind. Jolice, der das Frühstück fast fertig hatte, bestaunte von seinem Platz hinter der Theke das Amulett aus der Ferne. "Wo hast du das denn her?" fragte er Kenny und pfiff als er die Klunker auf dem Amulett sah. "Hab von Scott nenn Tipp gekriegt und sofort zugeschlagen" gab Kenny zurück und lies das Amulett vor Harrys Augen hin und her schwingen. Harry runzelte die Stirn als er den Namen Scott hörte. Er mochte den Schieber nicht besonders. Er war eine Ratte und das in vielerlei Hinsicht. Vor allem gab er eigentlich keine Tipps, schon gar keine die Umsonst waren und das musste dieser Tipp gewesen sein, denn Kenny hatte wohl kaum das Geld Scott zu bezahlen. Harry griff sich jetzt das Amulett und betrachtete es genauer. Dann musste er laut auflachen und zu Kenny gewandt sagte er dann "Kenny, du bist ein Idiot, das Teil wirst du nie los. Das ist ein Unikat, darauf wette ich und niemand kauft so was, viel zu heiß." Kennys Blick war von Stolz zu über die Maßen enttäuscht gewandelt als er an der Theke zusammensank. Harry tat es fast leid das gesagt zu haben, aber die Wahrheit war besser als der Versuch ein Einzelstück wie dieses Amulett an den Mann zu bringen und dabei geschnappt zu werden. Inzwischen war Brandon von oben heruntergekommen und hatte wohl einen Teil des Gespräches mit angehört. Er schnappte sich das Amulett vom Tisch und hielt Kenny einen Geldschein hin. Dieser war ganz baff von dem Angebot. "Du willst das Teil wirklich kaufen?" fragte er und konnte kaum glauben das Brandon nachdrücklich nickte und ihm den Geldschein auf der Theke zuschob. "Wow. Siehst du Harry von wegen unverkäuflich" gab Kenny an und wedelte mit dem Geldschein vor Harrys Nase herum. Dieser seufzte und gab sich geschlagen. Brandon ist einfach zu gutmütig dachte Harry bei sich und auch noch so verdammt Romantisch. Mit ernster Miene musterte Harry nun Brandon. "Du willst das Schmuckstück doch wohl nicht Maria schenken oder? Lass das lieber, das Teil bedeutet nur Ärger." Brandon, der bis dahin das verträumt das Amulett angestarrt hatte, richtete seinen Blick kurz auf Harry. Dann passierte das, was Harry gerne das Gendanken-Lese-Spiel nannte. Brandon schien genau zu wissen, was Harry über das Amulett wusste und was er ganz genau davon hielt es zu verschenken. Es war zu gefährlich Maria damit zu beglücken. Das Mädchen musste auf der Straße nur damit gesehen werden und schon hatte die Kleine echte Probleme am Hals. Brandon nickte nur auf Harrys Worte und wollte das Amulett Kenny zurückgeben, doch der winkte ab "Ne Alter, das kannste vergessen, keine Geldrückgabe." Wer jetzt glaubte, dass der kampferprobte Brandon Kenny einfach das Geld abnahm, der irrte. Brandon akzeptierte einen Deal und dessen Konsequenzen immer. Eine ehrliche Haut unter lauter Gaunern, hatte Maria einst einmal bei einem Beisammensein gesagt und Harry hatte das als äußerst treffend angesehen. Nach dem diese Geschichte gegessen war, machte sich Harry daran das Tarot aufzudecken. Doch schon nach der ersten Karte stöhnte er auf. "Na wunderbar" sagte er und legte die Karte zurück "dieser Tag wird wohl ein echter Reinfall." "Wie kannst du nur an diesen Hokuspokus glauben" fragte Kenny und mampfte bereits die ersten Brötchen in sich rein, die Jolice gemacht hatte. Harry ignorierte das und zog eine weitere Karte. Als er sie sah musste er leicht grinsen. "Nun vielleicht deshalb, weil sie mir die Wahrheit zeigen" lachte Harry jetzt und zeigte Kenny die Karte des Narren, welche auf dem Platz im Tarot gelegen hatte, welcher für Freunde und Verwandte vorgesehen war. "Erinnert der dich an Irgendwen Kenny?" fragte Harry und bekam dafür einen recht garstigen Blick des Teenys. Den Blick ignorierend machte Harry weiter, deckte Karte um Karte auf, doch die Gesamtbotschaft blieb. Ein mieser Tag würde das werden und den Beginn des Tages machte John. Der Riese kam völlig außer Atem in das Cafe gestürzt und überbrachte ziemlich miese Nachrichten. "Deets ist wieder da und er hatte ne neue Gang zusammengetrommelt. Die wollen uns fertig machen" Deets war ein "alter Bekannter". Einer von denen, die man lieber nie wieder gesehen hätte. Harry atmete einmal tief ein und aus und sagte dann "Dann müssen wir ihm zeigen, dass wir und das nicht so einfach gefallen lassen werden, oder Jungs?" Kenny und John jubelten und Brandon lächelte nur und nickte. Jolice blieb still. Er war kein Kämpfer und kam auch nur in den seltensten Fällen mit. So war es auch diesmal, als die Gruppe kampfbereit das Cafe verließ. John führte sie zum Kampfplatz, eigentlich ein Dach eines Hause, welches von den Gangs der Umgebung als Arena für Bandenkriege genutzt wurde. Unterwegs zog Kenny seinen Revolver hervor. "Endlich kann ich das Teil mal richtig benutzen" meinte er und streichelte das kalte Metall liebevoll. "Kannst du damit überhaupt umgehen?" fragte John skeptisch und beäugte den Revolver noch skeptischer. "Klar" antworte Kenny "vertau mir." John schüttelte den Kopf "Nein danke, ich vertaue lieber auf Brandon." Maria streckte sich ein letztes Mal in der Sonne und stieg dann die Stufen der Schule hinunter. Die Schule hatte heute früher Schluss gemacht, da einige Lehrer sich eine dieser widerlichen Sommergrippen eingefangen hatten. Der jungen Frau konnte das nur Recht sein. Zwar war Maria eine vorbildliche Schülerin, aber auch sie freute sich über ein paar Stunden Freizeit. Diese, so mahlte sie sich aus, würde sie mit Brandon verbringen. Vielleicht eine Shopping Tour oder vielleicht auch ein Eis irgendwo in der Stadt. Sie und Brandon waren erst ein Monate zusammen und der schweigsame Mann hatte ihr Herz im Sturm erobert. Es waren die Dinge, die Brandon nicht sagte, die Maria dazu veranlasst hatten der Liebe eine Chance zu geben. Hinter der harten Schale, hatte nach Maria nach Wochen des Grabens, einen umso weicheren Kern gefunden. Auf den ersten Blick schien Brandon nicht mehr zu sein, als einer der Schläger der Slums. Hart und brutal. Doch die wenigen Dinge die er sagte und vor allem die Dinge die er Tat, zeigten Maria schon bald einen sanften und absolut Loyalen Menschen, der niemals zu lassen würde, das jemand der unter seinem Schutz stand leiden musste. Auch seine Freunde hatte Maria liebgewonnen. Sogar Harry, den alten Charmeur, konnte Maria leiden, dabei hatte er es zu mindest einmal bei ihr versucht. Doch sie hatte schon bald gemerkt, dass er damit nur Brandon hatte Ärgern wollen und hatte dem Galan einen Korb gegeben. Brandon hatte die ganze Sache so ruhig mit angesehen, dass Maria zu erst geglaubt hatte, er würde sich gar nicht für sie interessieren. Dann hatte Jolice, der liebenswerte Cafebesitzer, ihr erklärt, dass Harry und Brandon sich niemals etwas wegnehmen würde und Brandon deshalb auch keine Angst gehabt hatte, dass er Maria auch nur annährend hätte verlieren können. Seit dem Zeitpunkt hatte sich Marias Sicht über die Dinge die Brandon und Harry betrafen geändert. Die beiden waren wie Brüder, eine Familie und Maria war auf dem besten Weg zu einem Teil dieser Familie zu werden. Maria war gerade am Treppenabsatz unten angekommen, als sie von hinten gerufen wurde. Eine ihrer Schulkameradinnen, Sara, kam die Treppe heruntergestürzt und winkte aufgeregt. "Maria, warte", rief sie und stand wenige Augenblicke später schwer atmend neben der blonden Frau. "Wollen wir nicht noch ein wenig Shoppen gehen? In der Stadt hat ein neues Kaufhaus aufgemacht und die haben eine Modeabteilung die..." weiter kam Sara nicht. Ein lautes aufdringliches Hupen kam von der Straße. Der Ursprung der krächzenden Hupe kam von einem Kleinlaster mit Ladefläche, welcher schon mal bessere Tage gesehen hatte. Maria rollte mit den Augen. Der Kleinlaster gehörte ihrem Vater und aus irgendeinem Grund wusste ihr alter Herr immer wann die Schule aus war. Selbst wenn es dazu unplanmäßig kam stand er vor der Schule um sie abzuholen. Als Kind hatte Maria oft geglaubt, dass ihr Vater Hellseher sein müsste um das zu schaffen, doch inzwischen empfand sie gemischte Gefühle darüber. Zum einen war es ihr lästig, zum anderen fand sie es äußerst Süß von ihm. Maria entschuldigte sich bei Sara und machte es ich kurze Zeit später neben ihrem Vater bequem. Der schon etwas in die Jahre gekommene Mann hatte eines dieser schrillen Hawaii-Hemden an und eine Sonnenbrille auf. Doch trotz der fröhlichen Farben des Hemdes wirkte er ernst und nachdenklich und das eigentlich immer. Maria hatte, wie auch bei Brandon, recht bald gemerkt, das ihr Vater damit andere einschüchtern konnte und das auch liebend gerne tat. Nur wer hinter die Fassade sah, konnte sehen was für ein liebenswerter Mann dort hinter steckte. "Na mein Schatz, wie war die Schule" begrüßte Vater sie und begann die Fahrt nach Hause. "Nicht schlecht", gab Maria zurück, "aber eigentlich wollte ich noch etwas in die Stadt und shoppen gehen oder..." Maria biss sich auf die Zunge, doch sie wusste es war zu spät. Brandon zu erwähnen war wie Öl ins Feuer gießen wenn sie mit Vater sprach. Doch dieser hatte den ungewollt ausgeworfenen Köder bereits geschluckt. "Maria", Vater betonte den Namen was schon mal ein schlechtes Zeichen und der Beginn einer Predigt war, "ich habe dir doch gesagt du sollt dich nicht mehr mit diesem Taugenichts treffen. Er ist gefährlich, hat keinen Job und treibt sich mit den falschen Leuten rum" Kaum hatte er das gesagt, als er mit einem Finger nach oben aus dem Fenster zeigte. Als Maria dem Blick folgte, konnte sie sehen, dass es Vater wieder einmal gelungen war einen Beweis aus dem Nichts zu erbringen. Oben auf dem Dach des Hauses an dem sie gerade vorbeifuhren, kämpften zwei Gruppen gegeneinander und einer der wildesten Kämpfer war selbst von hier unten zu erkennen. "Brandon" flüsterte Maria und machte sich große Sorgen um ihren Freund. Dann waren sie schon an dem Haus vorbei und auf dem Weg nach Hause. Die Schlägerei auf dem Dach war hart und ohne Gnade auf beiden Seiten. Als Harry und seine Gruppe auf dem Dach angekommen waren, hatte der fette Deets 10 Schläger um sich versammelt. Es waren kaum Worte gefallen vorher, nur die üblichen Schmähungen und Beschimpfungen. Dann waren beide Gruppen auf einander losgegangen. Alle bis auf Deets. Der fette Kerl war kein Kämpfer nur ein Großmaul mit brutaler Ader. Seine Jungs taten alles was der Fettsack sagte und Harry verabscheute diese Art von Bandenboss. Jemand der das Risiko der Gruppe nicht mittrug, hatte nach Harrys Auffassung nicht das Recht Boss genannt zuwerden. Deshalb war es auch Harry der den ersten Schläger der ihm zu Nahe kam einen Schlag mitten ins Gesicht verpasste. Da das Verhältnis 2:1 stand, musste Harrys Gruppe schnell ein paar Gegner ausschalten um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Harrys schneller Angriff erledigte den Gegner und verschaffte Harry einen kurzen Augenblick um die "Schlacht" zu beurteilen. Es lief gut. Der Gegner hatte geglaubt durch zahlenmäßige Überlegenheit gewinnen zu können und hatte nicht damit gerechnet das er auf einen Kämpfer wie Brandon stoßen würde. Brandon war mal hier mal da, trat, schlug, parierte. Er schien jedem seiner Freunde beistehen zu können und trotzdem seine eigenen Gegner immer da zu haben wo er sie haben wollte, nämlich vor seiner Faust. John war nicht ganz so gut wie Brandon, doch was der bärige Mann an Technik nachstand, machte er durch pure Kraft wett. Nur Kenny brachte sich mal wieder in Schwierigkeiten. Als Harry mit seinem zweiten Gegner fertig war, hatte Kenny es noch nicht mal mit einem aufnehmen können. Seine beiden Gegner hatten es geschafft ihn in eine Ecke zu drängen und schlugen auf den armen Kerl ein wie Löwen sich über eine Beute hermachten. Harry wollte gerade zu Hilfe eilen, als Brandon angerauscht kam. Der erste der beiden Kennyverprügler bekam einen Sprungtritt in den Rücken. Ein hässliches Knacken zeugte von einem Bruch und der Typ stand auch nicht mehr auf. Der zweite schaffte es tatsächlich Brandon eine zu verpassen, ehe dieser mit einem Kopfstoß seinem Gegner das Nasenbein brach und ihn dann mit einer schnellen Kombination seiner Fäuste zu Boden schickte. Dann war alles vorbei. Keiner der anderen Gang stand noch oder hatte noch große Lust zu kämpfen. Harry sammelte seine Leute um sich und machte sich auf zu Deets, der überraschender Weise noch immer da stand und wie ein Fisch an Land auf seine Leute glotzte. Harry setzte sein Verhandlungslächeln auf und machte einige Schritte auf Deets zu. Er wusste das Brandon seinen Rücken decken konnte und jedes Quantum an Selbstbewusstsein tropfte deshalb aus seinem Lächeln. "Deets, Deets, Deets" schüttelte Harry den Kopf "mit solchen Luschen willst du uns eins reinwürgen? Du lässt ganz schön nach." Zu Harrys Überraschung zog Deets, zitternd und schwitzend wie ein Schwein, eine Automatik aus seiner Hose und richtete sie auf Harry. "Bleib wo du bist, Mistkerl" kam es von Deets, doch seine Stimme zitterte noch Schlimmer als seine Hände. "Ich blas euch alle um." Harry seufzte. Warum musste immer Gewalt die Lösung sein? Er hätte Deets gehen lassen, hätte ihr gewarnt und wie Baby zu Mama rennen lassen, doch die Waffe war ...etwas Persönliches. Harry schnippte mit den Fingern und meinte zu Kenny gewandt:" Kenny, hol dein Spielzeug raus, Mr. Deets will spielen." Harry konnte nicht sehen, dass Kenny jetzt anfing zu schwitzen. Damit hatte er nicht gerechnet. Seine Knarre war doch nicht echt und wenn er das jetzt in der Situation vor Deets zu gab, würde der sie glatt abknallen. "Kenny!!!" forderte Harry jetzt lautstark und winkte ungeduldig mit seiner Hand. Gerade wollte Kenny etwas sagen als Brandon vortrat. Als die Waffe direkt auf seiner Brust auflag, hielt er an. Alle hielten den Atem an und Harry war das Lächeln vergangen. Auch Deets war geschockt, ja sogar noch mehr. Das Zittern, das Schwitzen, Harry erkannte Angst in Deets Augen und fragte sich was zum Teufel da vor sich ging. "Was für ein kranker Freak bist du denn?" fragte Deets und ging einen Schritt zurück. Doch er kam nicht weit. Brandon griff nach der Automatik, verdrehte Deets Handgelenk als ob es aus Pappe wäre und riss ihm die Waffe aus der Hand. Die Waffe floh John vor die Füße und der hob sie verdutzt auf und steckte sie ein. Deets war ohnmächtig geworden, doch Brandon lies es nicht dabei bewenden. Als Brandon zum vierten Schlag gegen das inzwischen aufgequollene Gesicht von Deets erhob, hielt Harry in auf in dem er ihm eine Hand auf die Schulter legte. Der Kampf war vorbei und diesmal würde Deets wissen das er verloren hatte und er würde es spüren. Zufrieden wandte sich Harry ab und machte sich auf den Weg zu einem wohlverdienten Frühstück. Einige Minuten später machte die Gruppe auf einer der vielen Brücken halt, die die Slums mit der Innenstadt verbanden. Der Ausblick war fantastisch und irgendwann, so hatte sich die Gruppe geschworen, würde jeder von ihnen aus der Innenstadt auf die Slums blicken und nicht, wie jetzt, aus ihnen heraus. John viel auf, dass er noch Deets Waffe hatte und wollte sein Beutestück doch mal unter die Lupe nehmen. Nach einigen Versuchen den Schlitten der Waffe zurückzuziehen warf er die Waffe fluchend in den Fluss unter ihnen. "Dieser Bastard" fluchte John "Hat glatt versucht uns mit nem Spielzeug zu verarschen." Resigniert macht eine John eine unanständige Geste und fragte Harry dann:" Sag mal Harry, warum schlagen wir uns noch mal mit Deets herum?" Die Frage war eigentlich rein rhetorisch, doch Kenny hatte noch nie viel übrig für Rhetorik und außerdem wollte er Harry etwas ärgern. "Du weißt doch, Harry hat sich an Deet´s Freundin ran gemacht" antwortete er auf Johns Frage und grinste Harry fies an. Dieser machte ein gekünsteltes und verletztes Gesicht und meinte:" Das ist nicht wahr, sie ist zu mir gekommen." "Klar Harry" setzte Kenny nach. Harry blieb ruhig und gab zurück: " Ach was, außerdem ist Deets nur sauer, weil er nicht so hoch in der Oberliga spielt wie sein Bruder." Das ließ John aufhorchen. "Sein Bruder? Du meinst diesen Irren? Wie hieß er noch gleich?" John grübelte kurz und kam dann auf den Namen. "Mad Dog richtig?" Kenny nickte "Ja, aber ist der nicht tot? Ich hab gehört er wäre bei nem Coup erschossen worden" "Was?" fragte darauf Harry etwas schockiert "Ich hab gehört er hätte ein paar Cops umgelegt und wäre deshalb auf der Flucht." Diese Information regte eine Diskussion an welche der Gerüchte wahr wäre, doch klar war nur, dass Mad Dog ein Mitglied der Mafia geworden war. Danach verlor sich die Spur der Wahrheit und verlief im Sand der Lüge und Vermutung. Eine Viertel Stunde später trennte sich die Gruppe. Harry musste zu einer seiner Verabredungen, Kenny wollte sich Scott vornehmen, die Sache mit dem Amulett wurmte den Kleinen ziemlich und John und Brandon mussten noch einen Botengang für einen der Bandenbosse der Slums machen. Hätten sie gewusst, dass dies der Anfang vom Ende werden würde, keiner von ihnen hätte die Brücke jemals verlassen. Es wurde langsam Abend, als Harry in einem der nobleren Restaurants auf sein nächstes Opfer wartete. Die Kleine war etwa 25 und hatte den Fehler gemacht in einer Disco die falschen Leute zu treffen. Harry war zufällig Zeuge eines sehr unschönen Zwischenfalls geworden und hatte beherzt eingegriffen, nur um festzustellen das die Rettung ein doppelter Glücksfall war. Zum einen war die Kleine eine echte Granate und das nicht nur im Bett. Nein, das Mädel war auch noch Reich und wusste anscheinen nicht wohin mit dem Geld. Bisher hatte Harry nur reifere Damen als Opfer betrachtet, weil diese meistens allein und verzweifelt waren und alles Taten um ihren jungen Lover zu halten. Doch die junge Monika hatte es Harry angetan. Na ja, jedenfalls so lange, wie er ihr Geld ausgeben konnte. Doch Harry ahnte schon, dass damit bald Schluss sein würde, denn Monika sprach in letzter Zeit immer öfter von Heirat und Kindern. Nicht das Harry etwas gegen die Ehe oder Kinder einzuwenden hatte, aber ohne einen Nutzen davon zu haben zu Heiraten, nein das war nicht sein Stil. Monika kam pünktlich wie immer und sah auch noch verdammt gut aus. Das schwarze Etwas, welches ihren Körper umschmeichelte, zeigte mehr von ihr, als das es versteckte. Nicht gerade unauffällig, wenn man bedachte was für eine Art von Restaurant dies hier war und wer hier verkehrte. Doch mit dem Reichtum kamen die Privilegien und so kümmerte sich weder Belegschaft noch einer der Gäste um die junge Frau. Harry stand bereits hinter dem Stuhl und rückte ihn an den Tisch, als sich Monika setzte. Charme war Harrys Waffe und er verstand mit ihr umzugehen wie ein Chirurg mit einem Skalpell. Komplimente, Geschenke ein tiefer Blick, keine Frau hatte bisher widerstehen können und Harry hatte bisher recht gut davon gelebt. Nach einem guten Essen und etwas zuviel Wein für Monika, war der Abend fast perfekt. Doch leider begann die junge Frau wieder von der Ehe zu reden und Harry machte sich bereit seine besten Entschuldigungen herauszukramen. Gegen Ende des Abends, war es nur der Wein der Harry aus der Patsche half. Monika war so müde, dass sie die Hälfte der Ausreden nicht mehr mitbekam und Harry lies ihr ein Taxi rufen. Als das Taxi ankam zog er Monika noch einmal an sich heran und verschloss ihre Lippen mit einem Kuss. In dem Wissen, das es der letzte Kuss für diese Frau von Harry MacDowel gewesen sein würde, ging Harry in die Nacht hinaus und zurück in die Slums. Kenny kochte vor Wut. Dieser Wixer, Scott, hatte sich nicht am Telefon gemeldet. Alle Kontakte Kennys behaupteten aber Steif und Fest das der Schieber seine Wohnung nicht verlassen hatte. Wutentbrannt war Kenny nichts anderes übrigbeblieben als selbst bei Scott anzuklopfen. Umso überraschter war Kenny, als er Scott vor seiner Wohnung abfing. "Du verdammtes Arschloch" begrüßte Kenny den bebrillten Schieber und packte den kahlköpfigen Mann am Kragen um ihn an die Wand zu schleudern. "Das mit dem Amulett war ne verlade und dafür bezahlst du jetzt." Scott lies sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Wenn von so was aus der Ruhe gebracht wurde, hatte man als Schieber nicht genug Mumm in den Knochen und im Geschäft nichts zu suchen. "Beruhige dich Kenny, das mit dem Amulett tut mir leid" versuchte Scott Kenny zu beruhigen. "Ich hab erst später erfahren wie viel das Ding wert ist. Aber ich sag dir was, ich geb dir ne Info umsonst und wir sind quitt, ok?" Kenny war misstrauisch. Umsonst hatte Scott noch nie was abgegeben. Aber er ließ den Mann los und nickte dem Mann zu er solle die Info rausrücken. Scott zündete sich eine seiner Zigaretten an und inhalierte gierig den Rauch. Dann sagte er mit leiser Stimme:" Milanda sucht dich, es war ihr Amulett, weißt du?" Kenny wurde bleich oder das was ein Schwarzer nun mal bleich nannte. Milanda war keine Unbekannte im Slum. Sie war eine der großen Schieberinnen in der Stadt, eine Verbindung zur Mafia und ein tödlicher Feind für jene, die die Dummheit begingen sich gegen sie zu stellen. Plötzlich quietschten Reifen und zwei schwarze Limousinen sperrten die Straße ab. Aus jeder sprangen Männer in schwarzen Anzügen und Sonnenbrillen die gerade zu das Wort "Bodyguard" raus schrien. Kenny versuchte wegzurennen, aber die Chancen waren gegen ihn. Das letzte was Kenny noch hörte war Scotts leise Stimme: "Tut mir leid Kenny, aber Geschäft ist Geschäft." Dann wurde es dunkel für Kenny. Brandon und John saßen unruhig auf ihren Stühlen. Eigentlich war es nur John der Unruhig war. Brandon zeigte wie immer dieses ausdruckslose Gesicht, so als ob ihn die Geräusche aus dem Nebenzimmer nicht stören würden. Jene Geräusche, das Schlagen und Treten, das Wimmern und Ächzen, Flehen und Betteln, waren es, die John so Nervös machten. Sie erinnerten den Mann daran, was passierte wenn man dem Mann vor dem sie saßen etwas schuldig blieb. Der Abschluss der Kaskade des Schmerzes aus dem anderen Zimmer war ein lauter Knall, welcher von eine Schusswaffe stammte. Dann war es plötzlich gespenstisch Ruhig. Der Mann der gegenüber Brandon und John saß seufzte laut:" Schon wieder einer. Dabei sage ich ihnen immer das sie sie am leben lassen sollen. So komme ich doch nie zu meinem Geld." Der Mann zog an einem Zigarillo und betrachtete nun das Päckchen das Brandon und John abgegeben hatten. "Ihr seit da ganz anders" meinte er und untersuchte den Inhalt genauer. "Völlig zuverlässig und ehrlich, gut fürs Geschäft. Liegt bestimmt an eurem Boss, oder? Sagt Harry er kann für mich arbeiten, wenn er mal keine Lust mehr hat mit euch rumzuhängen." John nickte und musste allen Mut zusammen nehmen um das war er nun sagen wollte auch zu sagen. "Ähmm, da war noch etwas, Sir. Sie kennen doch Deets und seine Gruppe?" Der Mann ihm gegenüber schien kurz zu überlegen und nickte dann. "Nun" fuhr John fort "könnten sie nicht mit denen mal reden. Wir haben ein kleines "Problem" mit denen und wenn das so weiter geht könnten unsere Geschäfte darunter leiden." Der Mann lachte auf als er das hörte. "Deets ist ein Schwachkopf, aber ich rede mit ihm. Ich will ja nicht meine besten Laufburschen verlieren, oder?" John und Brandon erhoben sich und machten eine tiefe Verbeugung. Dann verließen sie den Raum und machten sich auf den Weg nach Hause. Deets Versteck lag am Rande der Slums. Eine alte Autowerkstatt diente nicht nur als Tarnung, sondern gab seinen Jungs die Gelegenheit an Autos rumzuschrauben. Manche der Autos waren sogar Legal dort, andere tauchten dort auf, wurden umgespritzt und verschwanden wieder, ohne das etwas in den Büchern auftauchte. Normalerweise war umso später Zeit niemand mehr dort. Doch diesmal herrschte dort reger Betrieb. Deets wütete in der Werkstatt. Diese Punks und ihr Anführer Harry hatten ihn zum Gespött gemacht. Jeder auf der Straße wusste von der falschen Waffe und natürlich von der Prügel die Deets eingesteckt hatte. Diesen Mistkerl Brandon würde Deets fertig machen. Kein Knochen würde heil bleiben und dann würde Deets bestimmt noch mehr einfallen. Vor Wut schmiss der fette Gangboss Werkzeug an die Wand, schlug auf Gangmitglieder ein oder brüllte seine Wut einfach heraus. Als er fertig war, sank er erschöpft auf eine abgenutzte Couch. Die Wut hatte bisher die Schmerzen überlagert, doch jetzt fühlte sich Deets wie ausgekotzt. Sein Gesicht war voller Schwellungen, einige Zähne fehlten und das blaue Auge war die Krönung. Deets überlegte sich gerade, wie er den Schaden an seiner Person und an seinem Namen auf der Straße wiedergutmachen konnte, als es vor den Rolltoren laut schepperte. Dann öffnete sich die Zwischentür und Deets musste verdutzt ansehen wie zwei seiner Jungs in die Werkstatt geworfen wurden. Die beiden waren übel zugerichtet. Aus den Schatten hinter der Tür erklang eine tiefe und bösartig klingende Stimme. "Deine Jungs sind ja unter aller Sau, Deets. Kein Wunder das du nicht mal mit ein paar Punks fertig wirst." Deets erstarrte. Wer war der Fremde und woher kannte er ihn. Ein Wink von Deets und seine restliche Gang verteilte sich, teilweise mit Werkzeug bewaffnet in der Werkstatt. Wenn der Fremde hereinkam würden sie sich auf ihn stürzen. Doch als der Fremde den Schritt ins Licht wagte, konnte Deets kaum glauben wenn er sah. Der Mann war etwa gleichgroß wie Deets, doch hatte er im Vergleich zu dem fetten Gangboss nicht ein Gramm Fett am Körper. Durchtrainierte Muskeln steckten in einem feinen Anzug. Das schwarze struppige Haar machte den Mann zu einem wilden Anblick, zu einem Anblick von dem Deets geglaubt hatte, er würde ihn nie wieder sehen. "Bruder" entfuhr es ihm. "Man sagt du wärst tot." Der Mann ging langsam auf Deets zu, ignorierte die bewaffneten Männer, welche völlig verwirrt über ihren Boss waren und sagte:" Das kann ich mir denken, viele wünschen sich bestimmt das es so wäre." Als er die Couch erreicht hatte musterte Mad Dog seinen Bruder. Im Gegensatz zu ihm hatte Deets wohl kein so großes Talent gehabt in den Slums etwas aufzubauen. Mad Dog war nur 2 Jahre älter, doch hatte er es geschafft aus den Slums zu entkommen und war der Mafia beigetreten. Jetzt war ein bezahlter Killer, eine Tötungsmaschine ohne Gnade. Wäre da nicht der letzte Auftrag gewesen, welcher Mad Dog gezwungen hatte unterzutauchen, er hätte diesen Wichser von Bruder und die Slums gar nicht mehr besucht. Jetzt war er hier und ihm war jetzt schon langweilig. Als er von dem Kampf zwischen Deets und diesem Möchtegern Harry MacDowel gehört hatte, hatte er sein Versteck in den Slums verlassen um sich den Kampf anzusehen. Die Schmach seines Bruders war es gewesen die ihn zu diesem Besuch gezwungen hatte. Dieser Schwachkopf ruinierte noch seinen guten Namen wenn er so weiter machte und das konnte Mad Dog nun gar nicht gebrauchen. Es gab also zwei Möglichkeiten. Die erste hätte Mad Dog besser gefallen, beinhaltete sie doch einfach dem Schwachkopf vor ihm eine Kugel in den Kopf zu jagen. Doch leider hatte er ihrer Mutter versprochen auf seinen Bruder aufzupassen und selbst wenn er sonst nicht so war, seiner Mutter gegenüber hielt er seine Versprechen. Also musste Plan B her. Böse grinsend setzte sich Mad Dog neben seinen Bruder und sagte:" Also Brüderchen, erzähl mir alles über diesen Harry MacDowel." John und Brandon waren die Ersten die in das Cafe zurückkehrten. Als sie die Tür des Cafes öffneten, hörten sie das Lachen eines Engels. Maria saß am Tresen und trank einen von Jolice berühmten Cocktails. Das Zeug enthielt keinen Alkohol, dafür aber so viele Früchte das man riskierte an einem Zuckerschock zu sterben, wenn man einen davon trank. John bemerkte sofort, dass sich Brandon versteifte und rollte etwas mit den Augen. Dreck, dachte er bei sich, die beiden sind jetzt schon so lange zusammen und er wird immer noch nervös wenn er sie sieht. Liebe muss echt schön sein. Um Brandon etwas zu ärgern, schubste John ihn in spielerisch in Richtung Maria. Die blonde Frau glich tatsächlich einem Engel und John war etwas Eifersüchtig auf Brandon das er so eine Sahneschnitte abbekommen hatte. Maria fiel Brandon sofort um den Hals und küsste ihn innig. Dann trat sie einen Schritt zurück und betrachtete ihren Lover mit strengem Blick. "Ich habe euch wieder kämpfen sehen und ich habe mir Sorgen gemacht" sagte sie mit einer Stimme, die eher zu einer Lehrerin oder einer besorgten Mutter gepasst hätte, als zu einem Engel. "Du wolltest doch damit aufhören Brandon" begann Maria weiterzureden und John ahnte schon, dass sie einer ihrer Predigten loslassen würde. Da John nicht die Lust hatte auch noch was abzubekommen, machte er schnell den Vorschlag, dass Brandon Maria lieber nach Hause bringen sollte, da es ja schließlich schon spät sei. Auf dem Weg nach Draußen funkelte Brandon John wütend an, doch der streckte dem anderen nur die Zunge raus. Sollte Brandon doch die Predigt abbekommen, schließlich war er es auch, der sich in Maria verliebt hatte. Als die beiden gegangen waren, bemerkte John, dass Kenny noch gar nicht da war. Sich Sorgen machend, ging John zurück auf die Straßen um ihn zu suchen. Brandon und Maria gingen nebeneinander die dunklen Straßen entlang. Maria wohne zusammen mit ihrem Vater am Rand der Slums, dort wo die Vorstadt begann. Maria hatte den Weg durch die Slums schon öfter gemach, entweder allein oder mit einer Freundin. Manchmal auch in dunkler Nacht, als Mutprobe. Bei solchen Spaziergängen erinnerte sich Maria immer, wie sie Brandon kennen gelernt hatte. Dabei war die Erinnerung gar nicht so schön. Sie war auf einer dieser Mutproben von drei Kerlen angemacht worden. Die Drei hatten sie verfolgt und als Maria versucht hatte ihnen zu entkommen, hatten die Drei sie unter einer Brücke eingekreist. Was die Kerle vorhatten war in ihren Gesichter abzulesen und Maria wehrte sich mit Händen und Füßen gegen die Hände ihrer Peiniger. Doch gegen drei hatte sie keine Chance. Als der erste die Hand unter ihren Pulli schob und dabei blöde grinste, dachte Maria das es vorbei sei, doch dann sackte der Grabscher plötzlich röchelnd in sich zusammen. Die andern beiden sahen sich plötzlich zwei Männern gegenüber, die Marias Peiniger ziemlich zusammenprügelten. Als Maria sich beruhigt hatte, reichte ihr der eine die Hand und stellte sich vor:" Gnädige Frau" sagte er und verbeugte sich dabei steif " mein Name ist Harry MacDowel und das ist mein Freund Brandon Heat. Ich hoffe dieser Abschaum hat sie nicht zu sehr belästigt?" Maria hätte beinahe über die seltsame Art zu sprechen gelacht doch als sie Brandon in seine bronzenen Augen sah, verging das Lachen und wurde durch ein Lächeln ersetzt, das Brandon nach leichtem Zögern dann auch erwiderte. Später erfuhr sie von Harry, dass er Brandon bis dahin nur Harry mal angelächelt hätte. Die späteren Treffen mit Brandon, ließen dieses Lächeln öfter erscheinen und aus einem Lächeln wurde Liebe. Doch je mehr sich Maria in Brandon verliebte, umso mehr sorgte sie sich auch um ihn. Seine unerschütterliche Treue zu Harry brachte ihn öfter in Situationen, die für ihn gefährlich waren. Ihre bisherigen Versuche ihn aus den Slums zu holen waren bisher immer gescheitert. Es hatte zwar nie Streit deswegen gegeben, aber Brandon hatte auch nie gezeigt, dass er irgendetwas von dem was Maria im sagte auch tun würde. Doch jetzt hatte Maria einen Trumpf im Ärmel. Ihr Vater hielt zwar nicht viel von Brandon, aber er hatte sich einverstanden erklärt in seiner Firma zu fragen ob es dort nicht arbeit gäbe. Und tatsächlich war eine Stelle frei geworden und Vater hatte es ihr zu Hause gesagt. Das war auch der Grund warum er ihr erlaubt hatte in die Slums zu gehen. "Brandon?" fragte Maria nun "was würdest du sagen wenn ich dir Arbeit besorgen könnte? Würdest du sie annehmen? Vater hat da vielleicht etwas für dich." Die Sekunden schienen sich für Maria zu dehnen als sie die Antwort abwartete. Doch sie wurde enttäuscht. Brandon schüttelte den Kopf sagte aber nichts. Wie typisch für ihn, dachte Maria. Nie etwas sagen, nur wenn es wirklich wichtig ist. Aber Maria war noch nicht bereit aufzugeben. "Aber warum nicht?" hakte sie weiter nach. "Du könntest die Slums verlassen und vielleicht könnten wir dann irgendwann zusammen ziehen. Oder ist dir deine Freundschaft zu Harry so wichtig?" Sie hatte eigentlich fragen wollen ob sie wichtiger war als sie, aber die Antwort kannte sie schon. Sie hatte die Frage so oft gestellt und immer hatte Brandon genickt, so wie er es auch diesmal tat. Eine andere Frau wäre jetzt wohl ausgeflippt. So eine Beleidigung war ein Verrat an der Liebe, doch Maria kannte die Hintergründe. Jeder aus Brandons Gruppe hatte einen Teil der Geschichte erzählt, selbst Harry. Von Kindheit an hatte Brandon nur die Slums gekannt und nur Harry als Freund gehabt. Seine Freundschaft ging tiefer als Blutsbande oder Liebe und Maria wusste, dass sie diese Bande niemals zerschneiden konnte. Resigniert seufzte Maria und hakte sich bei Brandon ein. Sie waren jetzt schon fast zu Hause und die wenigen Minuten wollte sie noch mit Brandon genießen. Als sie fast vor der Haustür standen wunderte sich Maria über den schwarzen Wagen vor ihrer Haustür. Als sie näher kamen, öffnete sich die Haustür und drei vornehm gekleidete Herren kamen heraus. Alle drei verbeugten sich und sie konnte Vater noch sagen hören:" Danke für den Besuch und sagen sie Daddy das ich es mir überlegen werde." Dann stiegen die Männer in ihren Wagen und brausten davon. Dann erblickte Vater sie und Brandon und stürmte sofort auf sie los. "Maria komm sofort her" donnerte Vater und zog Maria aus Brandons Armen. Ihr blieb nicht mal Zeit für einen Abschiedskuss und Maria war dankbar das Brandon nicht auf Vater losging. Im Gegenteil, Brandon blieb ganz ruhig und gelassen. "Und du" fuhr Vater jetzt fort "du lässt meine Tochter endlich in Frieden. Ich mag dich nicht und deine Freunde auch nicht. Und ich mag nicht was ihr tut und was aus euch werden wird. Also geh jetzt und komm nie wieder." Damit war die für Vater die Sache erledigt und Maria wurde von ihm ins Haus gezogen. Brandon stand noch einige Sekunden vor der Tür, drehte sich dann um und verschwand in der Dunkelheit. Als Harry spät am Abend in das Cafe kam, herrschte dort eine dunkel anmutende Atmosphäre. Die Lichter waren heruntergedreht, die Juke-Box spielte Blues und Brandon saß mit traurigem Gesicht am Tresen und ließ das Amulett vor seiner Nase baumeln. Harry seufzte und setzte sich zu seinem Freund um ihm Trost zu spenden. "Du hast also versucht es ihr zu geben, richtig?" fragte er Brandon und legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter. "Ich habe dir ja gesagt, dass das nichts wird. Also was ist denn passiert?" Brandon setzte gerade an, als die Tür des Cafes aufgerissen wurde und John schwer atmend im Eingang stand. "Milanda hat Kenny entführt" keuchte John. "Dieser kleine Idiot hat doch glatt einen von Milandas Läden überfallen und jetzt hat sie ihn am Arsch." Harry schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. Kenny war echt nicht zu Helfen. Milanda war nun wirklich eine Nummer zu groß, um sich mit ihr anzulegen. John lief jetzt nervös im Cafe auf und ab und Harry überlegte Fieberhaft was sie nun tun sollten. Ihn einfach rausholen wäre Selbstmord. Ihn dort lassen zumindest Mord. Und die Bullen zu rufen war schlimmer als Beides zusammen. Aber was dann. Brandon lieferte die Lösung, in dem er das Amulett vor Harrys Nase hielt. "Natürlich" rief Harry "wir bringen es ihr zurück, richtig?" Brandon nickte zur Antwort und stopfte das Amulett in Harrys Jackettasche. "Glaubst du wirklich, dass sie es einfach zurücknimmt und Kenny gehen lässt?" fragte John skeptisch. "Nun das ist nun mal der einzige Plan den wir haben" antwortete Harry. "Und außerdem, egal wie dämlich Kenny auch ist, er gehört zu uns." "Soll ich mitkommen?" fragte Jolice und war schon im Begriff seine Schürze abzunehmen. Der Koch mochte kein Kämpfer sein, aber mit einem Messer konnte er umgehen wie kein zweiter. "Nein, lass mal" schüttelte Harry den Kopf. "Du bleibst hier und machst uns was Gutes zu Essen und denk dran, der Tisch wird für Fünf Personen gedeckt". Bei diesen Worten grinste Jolice und machte das Daumenhoch Zeichen. Einige Minuten später, war die Kenny-Rettungs-Truppe schon auf dem Weg. Mirandas Versteck, wenn man es als solches bezeichnen konnte, war eines der "vornehmeren" Häuser der Slums. Das bedeutete, dass es noch ein Dach hatte und die Fenster in Ordnung waren. Erstaunlicherweise standen vor dem Gebäude keine Wachen. Harry und seine "tapferen" Mannen konnten ungehindert in das Gebäude eindringen. Im Inneren angelangt staunte die Gruppe nicht schlecht. Teure Teppiche hingen an den Wänden. Der Boden war mit Marmor gefliest und Bilder bekannter Künstler hingen zwischen den Wandteppichen. Alles in allem strafte das Gebäudeäußere den Betrachter lügen. Auch Kenny zu finden war einfach. Man musste nur einfach den Schreien folgen. Diese stammten aber nicht von Kenny, sondern von Milanda. So undamenhaft hatte Harry noch nicht eine Frau fluchen und beschimpfen hören. Die Schreie kamen von einem Raum weit hinten im Flur und fast wäre die Gruppe in zwei Wächter gelaufen, die sich in den Schatten vor der Tür postiert hatten. Allerdings hatten auch die Wächter nicht mit Besuch gerechnet und Brandon schaltete beide aus ehe die Beiden überhaupt wussten was geschah. Brandon wollte auch gleich weiter stürmen, doch Harry hielt ihn zurück. Wer wusste schon was hinter der Tür auf sie wartete? Außerdem konnte es nicht schaden höflich zu sein. Also klopfte Harry zweimal an und öffnete dann langsam die Tür. Kenny lag auf dem Boden, die Hände hinter dem Rücken gefesselt und sah aus als würde er gleich anfangen zu heulen. Vier als Bodyguards getarnte Kleiderschränke richteten nicht nur ihre Blicke sonder gleichzeitig ihre Waffen auf die Neuankömmlinge, was Harry dazubrachte seine Hände zu heben. "Entschuldigen sie unser Eindringen, Mrs. Milanda" begann Harry mit seiner sanftesten Stimme. Doch weiter kam er nicht. "Miss. Milanda" zischte eine hochgewachsene Blondine in einem blauen aufreizendem Kleid und Harry wusste das er einen Fehlstart geleistet hatte. "Auch dafür bitte ich um Entschuldigung" fuhr Harry fort. Seine Augen ließen Milanda nicht einen Augenblick aus seinem Blick. Die Frau war bestimmt schon 40, hatte sich aber ihre Jugend bewahrt. Verführerisch und doch so giftig wie eine Schlange, dachte Harry bei sich. Harry holte jetzt ganz langsam das Amulett aus seiner Tasche. "Ich glaube das hier gehört ihnen. Mein Mitarbeiter hat den Fehler gemacht es ihnen zu stehlen und ich bringe es ihnen wieder." Milanda funkelte Harry an. Das Amulett weckte ihre Gier, dass konnte Harry sehen. "Und jetzt wollen sie sicherlich eine Belohnung dafür?" fragte Milanda und lächelte dabei so falsch wie ein Katze eine Maus anlächelte. "Nur meinen Mitarbeiter hätte ich gerne zurück" antwortete Harry. "Und als Entschädigung biete ich ihnen meine "Erfahrung" an, sie werden sehen, dass die Jugend ihren Reiz hat". Milanda runzelte die Stirn und auch Brandon und John waren verduzt. Harry hatte diesen Teil des Plans ziemlich spontan gemacht und hatte keine Zeit gehabt ihnen etwas davon zu sagen. Als sich Milandas Stirnrunzeln in ein Lächeln verwandelte, wähnte sich Harry als Sieger. Milanda kam mit schwingenden Hüften auf ihn zu, nahm ihm das Amulett aus der Hand und lies den verdutzten Harry einfach stehen. Zu ihren Männern sagte sie nur "Macht sie fertig Jungs, aber lasst sie leben. Ach, und da wäre noch etwas." Ein Sportwagen hielt vor dem Cafe. Der Fahrer bedachte das Gebäude und schnupperte in der Luft. Etwa köstliches wurde in dem Cafe gekocht. Ein Jammer das es niemand mehr genießen können würde. Mad Dog stieß die Tür des Cafes auf und war enttäuscht. "Was denn nur einer?" fragte er laut in den Raum. Jolice ließ vor Schreck eine Gabel fallen, die er gerade poliert hatte. "Na macht auch nichts" fuhr Mad Dog los und legte seine Automatik auf Jolice an. "Hallo Kleiner, ich bin wieder da." Dann drückte Mad Dog ab. Es hatte zu Regnen begonnen. Harry stöhnte als er wieder zu sich kam. Die Schlampe hatte doch tatsächlich seinem Charme wiederstanden. Neben ihm kam John gerade zu sich und stöhnte ebenfalls. "Ouh diese Schlampe. Sagt den Kerlen doch tatsächlich das sie uns draußen verprügeln soll, wegen dem Scheiß Teppich. Bin ich weniger Wert als ein Teppich?" fragte John die Welt im Allgemeinen. Kenny stöhnte auch, hatte sich aber inzwischen von den Fesseln befreit und half Harry und John beim Aufstehen. Nur Brandon lag noch da, rührte sich nicht und atmete nur flach. "Brandon?" fragte Harry besorgt und schnippte mit den Fingern vor dessen Augen. Mit einem Ruck richtete Brandon sich auf und schüttelte sein nasses Haar. Einige Minuten später hatte sich die Gruppe soweit erholt, dass sie den Rückweg hatte antreten können. Kenny entschuldigte sich bei jedem Meter und Harry konnte es bald nicht mehr hören. Sie näherten sich jetzt dem Cafe und es duftete herrlich. Jolice würde schon auf sie warten und Harry lief das Wasser im Mund zusammen. Obwohl sein ganzer Körper schmerzte, hatte Harry sich auf das Essen gefreut. Doch als die Gruppe das Cafe betrat verging ihnen der Appetit. Der Boden war nass von Blut. Der Tresen troff davon. Das Besteck, die Teller, alles voller Blut. Hinter dem Tresen lehnte eine Gestalt, die Hände über dem Bauch gefaltet. Harry ging langsam auf den Tresen zu. Alle Geräusche schienen verstärkt auf ihn einzuhämmern. Das Tropfen des Blutes, Kennys schluchzen als er die Leiche erkannte, das wütende brüllen Johns. Ja, selbst das stumme trauern Brandons, so schien es ihm, war unerträglich Laut. Harry selbst weinte und schrie seine Trauer hinaus, als den von Kugeln durchlöcherten Jolice umarmte und wie ein Kind in seinen Armen wiegte. tbc Bitte kommentieren!!! *bitt, bettel* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)