Erstens kommt es anders von lomelinde (und zweitens als man denkt) ================================================================================ Kapitel 8: Wir sind doch Freunde, oder? --------------------------------------- Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, seine Hände waren verschwitzt und zitterten. Was sollte er ihr sagen? In seinen Kopf war ein Chaos, die Worte, die er sich zurecht gelegt hatten, waren wie aus seinem Gedächtnis gestrichen. Vorsichtig betrat er das Krankenzimmer. Es war leer. Liran hatte die Luft angehalten und ließ sie nun langsam und zischend aus seinen Lungen entweichen. Er war irgendwie erleichtert sie nicht anzutreffen, das verschaffte ihm wenigstens eine Galgenfrist. Er ließ sich auf ihr Bett sinken und strich liebevoll über die Bettdecke. Er hatte an seinen Gefühlen gezweifelt, wie hatte er das tun können? Er könnte sich erwürgen. Er hatte sich wie der größte Arsch aufgeführt und wahrscheinlich hatte er sie damit verkrault. Aber es nagte an ihm. Auch wenn sie ihm nicht verzeihen können würde, er wollte das Ganze aus der Welt schaffen Die Tür wurde laut geschlossen. Gedanken verloren, wie er war, bemerkte Liran es nicht. Ajana war eingetreten. Sie wollte ihn nicht sehen, vielleicht wollte sie ihn nie wieder sehen. Trotzdem stieg ein warmes Gefühl in ihr hoch. Sie schüttelte sich. „Verschwinde!“, schrie sie ihm entgegen. Liran sprang auf, fuhr herum und starrte sie aus weit geöffneten Augen an. „A... Aja!“, stottere er, „Ver... Ver... Verschwinde!“, äffte Aja. Liran schüttelte sich und gewann seine Fassung wieder. „Aja, das werde ich nicht tun! Vielleicht bist du sauer auf mich. Ja, vielleicht hasst du mich auch, aber ich kann meine Worte nicht rückgängig machen und um ehrlich zu sein, ich will es auch gar nicht! Meine Worte waren mein voller Ernst, aber ich war noch nicht am Ende.“ „Was willst du mir denn noch an den Kopf werfen?“, schrie sie. „Ich will nichts mehr hören! Oder willst du mir halt eine neue Lüge an den Kopf werfen? Ich hab darauf keine Lust!“ „Ich will dir keine Lügen erzählen, ich will die Wahrheit!“ „Wahrheit?“, sie lachte bitter, „Wahrheit? Ein großes Wort, vielleicht ein bisschen zu groß für dich. „Bitte Aja, hör mir doch zu!“ „Du hast 5 Minuten!“ „Die brauch ich gar nicht!“ Liran trat an sie heran. Ajanas Herz klopfte umso lauter, je näher er ihr kam. Liran beäugte sie lange. Noch vor wenigen Tagen hatte er gezweifelt, doch nun war es ihm hundertprozentig klar: Er hatte jemanden gefunden, den er liebte, über alles liebte. Er hatte immer geglaubt, dass seine große Liebe ein Mann sein sollte. Doch jetzt stand sie vor ihm und sein Herz lief über. Er strich Ajana eine Strähne aus dem Gesicht. Sie fuhr zusammen und starrte ihn an. „Aja...“hauchte Liran. Sie schwieg, sie wollte sich abwenden, doch es gelang ihr nicht. Lirans Gesicht war ihrem jetzt sehr nah. Sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut. Er ging schnell, beinahe so als wäre er aufgeregt. Und das war er auch! Er berührte ihr Gesicht, zog vorsichtig ihr Züge nach. Ajana wollte sich wehren, aber ihr Herz ließ es nicht zu. Er fuhr ihr durchs Haar und betrachtete es lächelnd. Plötzlich wurde Ajana wieder wütender: „Die Uhr tickt... Tick...Ta...!“ Das letzte Wort blieb ihr im Halse stecken, denn Liran war jetzt ganz nah an ihrem Gesicht. Er ließ einen kurzen flüchtigen Blick über ihr Lippen streichen und drängte dann nach vorne. Sanft berührten seine Lippen die ihren. Zuerst war er sehr sanft, aber seine Leidenschaft übermannte ihn schnell. Er wurde immer fordernder und leidenschaftlicher. Immer mehr drängte er auf sie ein und irgendwann gab Ajana ihren Wiederstand auf und seinen Drängen nach. Liran war so erleichtert, dass er gar nicht bemerkte, dass Ajana angefangen hatte zu weinen. Er bemerkte es erst als Ajana leicht zu zittern begann. Der Kuss, den er so süß gefunden hatte schmeckte schon lange nicht mehr süß, sondern salzig. Liran löste sich von ihr und wurde rot. Er war so egoistisch und in seiner Welt gewesen, dass er gar nicht auf Ajanas Gefühle Rücksicht genommen hatte. Er war ein paar Schritte zurück gewichen, jetzt kämpfte er sich wieder gegen seinen Wille nach vorn. „Aja, es tut mir leid.“ Ajana blickte zu Boden. Ganz still stand sie da. Doch plötzlich schnellte ihre Hand hervor und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige. „Das ist also deine Wahrheit? Ich war fast so weit dir zu verzeihen, doch du hast mich schon wieder angelogen. Sei doch wenigstens ein einziges Mal ehrlich!“ Liran rieb sich über die Wange. „Ich war noch nie so ehrlich, wie in diesen einen Augenblick!“ Enttäuscht drehte er sich um und wollte gehen. Fragend betrachtete Ajana seinen Rücken. Er hatte einen breiten Rücken, er war so stark. Wie gerne würde sie seinen Rücken berühren, wie gerne würde sie die Linien seines Körpers nachfahren. Doch er ging! Eigentlich sollte sie das freuen, sie hatte es doch gewollt. Aber seine letzten Worten hatten ihr Herz gerührt. Sie wollte seinen Namen rufen, doch ihr Zunge blieb ihr am Gaumen kleben. Sie bekam kein Wort heraus. Sie humpelte ihm hinterher. Er lief viel zu schnell voraus und bemerkte sie nicht. Ajana versuchte ihn einzuholen, doch plötzlich stolperte sie über ein unsichtbares Hindernis und stürzte der Nase nach hin. Schmerzerfüllt wimmerte sie auf. In diesem Moment fuhr Liran herum und stürzte auf sie zu. „Alles in Ordnung, Aja?“, fragte er besorgt, während er ihr auf half. „Tut mir leid!“, lächelte sieb traurig. „Ist schon okay.“, antwortete Liran verwirrt. Er wusste nicht einmal, wofür sie sich entschuldigte. Während er sie noch immer stützte strich sie ihm sanft über die geschundene Wange und wiederholte mehrmals flüsternd ihre Entschuldigung. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, während sie ihn genauer betrachtete, so nah war sie ihm schon lang nicht mehr gewesen. Es sollte sie stören, immerhin war er schwul und trotzdem machte ihr es nicht das geringste aus. Er stützte sie und brachte sie in ihr Zimmer zurück. Er setzte sie auf das Bett und wand sich erneut zum gehen. Ajana wusste, dass wenn sie ihn jetzt gehen lassen würde, würde sie nie wieder eine Gelegenheit haben. „Li!!!“, rief sie ihm nach. Liran wirbelte herum. Li? So hatte ihn Ajana seit Ewigkeiten nicht mehr genannt. Früher hatte sie ihn fast nur so genannt, allerdings nur so lange bis er und Lily zusammen gekommen waren. Er machte einen Schritt zurück in den Raum und schloss die Tür, die er im Zuge des Gehens geöffnet hatte. Er schwieg und sah sie mit erwartungsfrohen Augen an. Jetzt schwieg Ajana wieder. Er zuckte die Schultern, seufzte und wandte sich wieder zur Tür um. Er streckte die Hand nach der Klinke aus. „Bitte geh nicht!“, flüsterte Ajana. Liran kam zurück, stützte sich aufs Bett, schüttelte mit dem Kopf und ließ sich dann auf einen Stuhl fallen. Sie schwiegen lange. „Li...!“, stotterte Ajana plötzlich. „Lass mal, Aja!“, beruhigte Liran sie, „Ich hab kapiert. Du willst nichts mehr von mir, ich kann dich verstehen. Ich habe alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Ich hoffe bloß, dass wir die Chance haben wieder Freunde zu werden. Und wenn du mich wirklich nicht mehr ertragen kannst, dann lass ich dich auch in Ruhe.“ Er starrte an ihr vorbei auf die Wand. Ajana stand auf und Liran wand ihren Blick nun wieder ihr zu. Er beobachtete Ajana interessiert, wie sie auf ihn zu kam. Sie blieb vor ihm stehen. Lirans und ihr Blick kreuzten sich. Ajana lächelte . Plötzlich ließ sie sich auf seinen Schoß sinken und lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter. Vorsichtig und erst nach einigen Augenblicken der Verwirrung, erwiderte Liran die Umarmung noch immer verwirrt. Ajana lehnte noch immer an seiner Schulter und sprach leise: „Wie kannst du von mir glauben, dass ich dich loswerden will, Li?“ „Ich weiß nicht, du hast mir eine Ohrfeige verpasst, mich verflucht und rausgeworfen. Und das schlimmste war, du hattest jedes Recht dazu!“ „Wir sind doch Freund, oder?“, sie sah ihn kurz an und legte dann erneut ihren Kopf auf seine Schulter. „Von meiner Seite aus schon!“ „Das mit der Ohrfeige tut mir leid!“, sie richtete sich auf und strich ihm erneut über die Wange. Liran war drauf und dran, das gerade zart geknüpfte Band wieder zu zerreißen. So gern er ihre Berührung auch erwidern würde, er wusste es wäre ein Fehler gewesen. Er griff nach ihrer Hand und schob sie zu ihr zurück. Er lächelte. Ajana versuchte sein Lächeln zu erwidern, doch es gelang ihr nicht wirklich. Ihr war klar, dass er Angst hatte ihr wehzutun, nachdem sie bei ihrem Kuss vorhin angefangen hatte zu weinen. Aber jetzt, jetzt wollte sie es. Sie ließ sich erneut an seine Schulter sinken und sog seinen Geruch ein um ihn sich einzuprägen, aber das reichte ihr nicht mehr.. Langsam hob sie den Kopf und sah ihm in die Augen. Er hielt ihren Blick zwar stand, aber man sah ihm an, dass er unsicher war. Ajana wollte nicht, dass er unsicher war, nicht jetzt, wo sie sich doch mittlerweile so sicher war. Er hatte gesagt, er sei sich noch nie so sicher gewesen, wie in diesem Augenblick vorhin und das hatte sie überzeugt. Ihr Blick wanderte von seinen Augen, zu seinen Lippen. Wie gerne würde sie diese jetzt berühren. Sie waren so weich und rot. Er kniff sie zu zwei blutleeren Strichen zusammen. Ajana sah ihn erneut in die Augen. „Aja, ich weiß was du vor hast, aber ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist!“ Ajana legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Warum, lässt du das nicht einfach mal meine Sorge sein?“ Wie ein ausgehungerter Löwe, der sich auf seine Beute stürzte, stürzte sich Ajana jetzt auf Liran. Sie leckte über seine Lippen und wollten mit ihrer Zunge in seinen Mund eindringen, aber Liran schob sie zurück. „Aja, ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich das Richtige ist.“ „Wieso?“ „Aja, als ich dich küssen wollte, da hab ich dir die Tränen in die Augen getrieben. Und jetzt willst du es plötzlich?!“ Wieder legte sie ihm ihren Zeigefinger auf den Mund. „Lass es mich erklären!“ Und erneut nährte sie sich seinen Lippen. Sie berührte sie nur kurz und schon wollte er widersprechen, aber sie versiegelte seine Lippen mit einem Kuss. Es schien als würde Liran keine Anstalten machen ihren Kuss zu erwidern, doch irgendwann gab er ihren Drängen nach. Liran strich vorsichtig über Ajas Rücken und wühlte sich dann in ihr Haar. Als Ajana erneut mit ihrer Zunge über seine Lippen fuhr, öffnete er vorsichtig seinen Mund und ließ Ajanas Zunge ein. Er liebkoste ihre Zunge und verwickelte sie in ein kompliziertes und auch erbarmungsloses Zungenspiel. Irgendwann lösten sie sich schweratmend voneinander und Ajana sank erneut an seine Brust. Er strich ihr vorsichtig übers Haar. „Was bedeutet das jetzt für uns?“, fragte Liran atemlos. „Ich hoffe doch mal genau das!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)