Aale lihben Animeksx von Apfelmusbaum (Eine Geschichte aus Fanficistan) ================================================================================ Kapitel 1: Die Sache mit den (Oster)Eiern ----------------------------------------- Anmerkung: Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen und/oder gewissen Animexx-Maskottchen sind rein zufälliger Natur, und überhaupt nicht beabsichtigt. Ronaldos Augen blitzten auf, als er seinem braungebrannten Arm um die Taille seines Freundes schlag und ihm in seinen fremdländischen Akzent gestand: "Yuki, isch liebe disch. Küsch misch!" Zärtlich schob er mit einer Hand Yukis Hemd nach oben, um seine nackte Haut zu liebkosen. Der junge Medizinstudent mit den blauen Haar und der einzelnen roten Strähne erschauerte. ,Das ist ein Alptraum! Bitte! Jemand soll mich wecken!' Yuki schlug die Augen auf, und Erleichterung durchflutete ihn. Nirgends war auch nur eine Spur von Ronaldo zu sehen. Erleichtert seufzte er, und wurde der Botschaft gewahr, die sein Gleichgewichtssinn gute zehn Sekunden lang erfolglos an sein Gehirn weiterzuleiten versucht hatte. Es verhielt sich so, ohne große Worte zu verschwenden, und lange herumzuschwafeln, und auch ohne unnötige Floskeln zu verwenden, die nur dazu dienen, dass ganze in die Länge zu ziehen... es verhielt sich so, dass... Yuki F I E l. Mit schreckgeweiteten Augen sah er die letzten Wolkenfetzen an sich vorüberziehen und die malerische Landschaft unten immer näher und näher auf sich zurasen. Mit einem Mal erschien Yuki ein Techtelmechtel mit Ronaldo doch mehr als verlockend. Ängstlich kniff er die Augen zusammen, und hoffte inständig, dass das Ganze nur ein weiterer schlimmer Traum war. Sekunden später schlug er auf dem Erdboden auf. Boing! Wie ein Gummiball wurde Yuki wieder nach oben geschleudert, hilflos ruderte er mit seinen Armen, doch das half ihm nichts, denn die Prozedur wiederholte sich noch drei Mal, bis die komplette potenzielle und kinetische Energie in Wärme umgewandelt worden war. Benommen blieb Yuki einige Momente regungslos liegen. Irgendwann öffnete er zaghaft ein Auge, und als das sich als ungefährlich herausgestellt hatte, das zweite. Langsam und vorsichtig erhob er sich, und begann dann gewissenhaft sämtliche Körperteile abzutasten. Erneut weiteten sich seine Augen, als im klar wurde, dass er vollkommen unversehrt geblieben war. "Ja! Ich lebe noch, ich lebe noch!" Endorphingetrieben begann Yuki auf und ab zu hüpfen und so zu brüllen, als hätte Deutschland eben die Fußball-WM gewonnen oder Maskottchen Goleo seine Emigration angekündigt. Ziemlich verbissen starrte eine Frau mit roten hüftlangen offenen Haaren zu ihm herüber, die mit verschränkten Armen vor einem Schreibtisch stand, an dem ein kleiner Hornbrillentragender Kerl saß und sehr aufgeregt telefonierte: "Was soll das heißen, es wird schon nicht passieren?! Es ist schon passiert, sapperlot noch mal...Was? Ich soll mich abregen, ICH soll mich abregen?! Sapperlot, ich bin nicht auf die Schnapsidee gekommen, dass ist allein eure Schuld... Was?! Ey, keine Beleidigungen, nicht mit mir. Ihr habt den Mist verbockt, also dürft ihr die Suppe auch wieder auslöffeln!... Was? Es soll kein Problem geben? Niemand käme auf diese Idee? Jetzt hör mir mal zu, es ist jemand auf die Idee gekommen, es sind sogar zwei auf die Idee gekommen und jetzt..." Mitten im Satz hielt er inne und knallte dann mit zornesrotem Kopf den Hörer zurück auf die Telefongabel. "Was fällt diesen Mistkerl ein, einfach aufzulegen?! Na warte, der kann was erleben!" Neugierig trat Yuki näher an den Tisch heran, auf dem neben den Telefon ein kleines Schildchen mit der Aufschrift "Information" stand. Zudem fand er es irgendwie mehr als bemerkenswert, dass mitten in der Landschaft ein Schreibtisch stand. Der Kerl mit der Hornbrille seufzte. Die Frau mit dem hüftlangen Haar wandte sich an Yuki: "Hey, weißt du zufällig, was hier los ist?" Er schüttelte verwirrt den Kopf, woraufhin sie ihn barsch anzischte: "Na, großartig!" Der Mann mit der Hornbrille rückte sein Nasenfahrrad zurecht und hüstelte dann demonstrativ. Als er sich der Aufmerksamkeit der beiden gewiss war, sagte er: "Nun, es gab da ein kleines Missgeschick..." "Kleines Missgeschick?!", rief die Frau: "Das nennen sie ein kleines Missgeschick?! Eben saß ich noch vor meinem Computer mit einer Dose Cola in der Hand und einen Moment später falle ich hier vom Himmel!" "Hey", rief Yuki überrascht: "Bei mir war es genauso!" Die Rothaarige wandte sich zu ihm um und durchbohrte ihn mit ihrem Blick. Er versuchte sich möglichst klein zu machen, und erwiderte leise: "Ich saß gerade eben auch noch am Computer... und dann bin ich auch heruntergefallen..." Den Part mit Ronaldo ließ er aus. Sie würdigte ihn keines weiteren Blickes und wandte sich wieder an den Herrn an der Information. Dieser zuckte nicht einmal mit einer Augenbraue, sondern fuhr fort: "Natürlich haben Sie beide am Computer gesessen. Schließlich führt der einzige Weg hierher über einen Computer; genauer gesagt über die Suchfunktion des Forums bei Animexx. Obwohl unsere Techniker es nie für möglich gehalten hätten, dass diese tatsächlich von einem User benutzt wird", er schüttelte beinahe ungläubig den Kopf: "Es ist unglaublich; tausende von pubertierenden Teenagern schaffen es tagtäglich die Suchfunktion zu ignorieren, und dann tauchen gleich zwei Leute an einem Tag auf, die sie tatsächlich benutzen! Verdammt, habt ihr nicht die ganzen Hinweise im Forum gesehen?!" "Da stand, dass man sie benutzen SOLL, damit nicht ständig neue Threads eröffnet werden", entgegnete die Rothaarige eiskalt. "Eben, eben!", entgegnete der Hornbebrillte: "Wir haben überall darauf hingewiesen, weil wir so sicherstellen wollten, dass auch wirklich niemand auf diese Idee kommt... Eure Generation muss echt einen Knall haben, wenn sie tatsächlich macht, was man ihr sagt... Das gab es echt noch nie. Nicht einmal zu Platos Zeiten..." Er schüttelte den Kopf: "Sachen gibt's... also jetzt lässt sich das Ganze nicht mehr rückgängig machen. Ihr müsst zum Ausgang." "Ach", zischte die Frau. "Wo ist der denn?", fragte Yuki. "Immer nach Norden, folgt einfach dem Kabel meines Telefons. Aber passt auf! Hier rennen einige schon sehr seltsame Gestalten herum.", flüsterte er und schaute sich ängstlich um. "Moment!", rief die Frau und haute mit der Faust auf den Tisch: "Wie sind wir hierher gekommen, und vor allem wo sind wir? Ich werde mich keinen Millimeter vom Fleck bewegen, wenn ich nicht aufgeklärt werde." Der Hornbrillenmann begann zu grinsen: "Also das ist so: Es gibt da die kleinen Bienchen, und dann gibt es auch noch die kleinen Gänseblümchen..." "Sie veräppeln mich!" "Ich? Niemals. Wie käme ich denn darauf? So etwas würde mir doch nie in den Sinn kommen." Verschwörerisch blinzelte er Yuki zu, welcher aber nur mit den Schultern zuckte. Der Hornbrillenmann schaute wieder ernst: "Also das ist so: ihr habt leider das Easteregg im Animexxforum entdeckt. Eastereggs sind kleine Zusatzfunktionen bei manchen Programmen, meistens nur die Credits, aber manchmal sind auch kleine Spielchen eingebaut. Das steht aber nirgendwo geschrieben, weder in der Anleitung, noch bei der Hilfe. Andernfalls wäre es kein Easteregg. Von Eastereggs erfährt man meist nur über Internetseiten, die sich mit jenen beschäftigen. Bei irgendeinem Officeprogramm gibt es, glaube ich, sogar ein kleines Rennspiel! Nun, wir hier auf Animexx haben das Easteregg dazu benutzt, um Admins und Freischalter hierher zu schaffen. Es über die Forumssuchfunktion zu machen war echt praktisch. Dann musste man sich nicht extra jedes Mal neu einloggen. Es reichte, die Suchfunktion anzuklicken. Aber das einmal User auf die Idee kommen, die Funktion zu benutzen... Sachen gibt's... Na ja, auf jeden Fall sind unsere Techniker gerade in diesem Augenblick dabei diese Lücke zu schließen. Wahrscheinlich haben sie schon längst eine echte Suchfunktion installiert. Na ja, ich persönlich hoffe, dass die Admins dann irgendwo "Ich bin der Chef" oder "Absolute Kontrolle" an eine URL anhängen müssen, um hierher zu kommen; das wäre echt cool..." Er hielt in seinen Ausführungen inne und begann, hemmungslos zu sabbern. "Hey!", zischte die Frau und stampfte erbost mit dem Fuß auf: "Wo sind wir?" "Ach stimmt ja, dass wollten Sie auch noch wissen. Warum fragen mich die Leute eigentlich immer so viel Zeug?" Seine Gesprächspartnerin zeigte nur auf das Schild. "Ach stimmt ja!", rief der Mann: "Ich bin ja die Information! JETZT ergibt alles endlich einen Sinn! Wie konnte ich das nur vergessen? Dabei arbeite ich schon seit Vereinsgründung an der Information... Na ja, wo war ich stehen geblieben?" "Bei unserem Aufenthaltsort." "Oh, das ist einfach. Ihr befindet euch auf dem Fanficserver, von den Bewohnern auch gerne liebevoll als Fanficistan bezeichnet." "Fanficistan?" "Ja, natürlich. Aber ihr solltet aufpassen! Auf keinen Fall ein "K" benutzen, das hört man hier nicht gerne" Er senkte seine Stimme und fügte in einem geheimnisvollen Ton hinzu: "Sonst werdet ihr in die Adultsektion abgeschoben und dann..." Ein plötzliches Pling beendete an seiner Statt den Satz. Der Mann mit der Hornbrille öffnete an seinen Schreibtisch eine Schublade und holte eine hübsche Taschenuhr heraus. Er schaute einen Moment glücklich das Ziffernblatt an, legte dann die Uhr zurück und holte eine blaue Schachtel aus der selben Schublade heraus. Er wollte diese eben öffnen, als ihm einfiel, das Yuki und die Frau noch anwesend waren. Er grinste, griff nach dem Schild mit der Aufschrift Information und drehte es um. Yuki las stumm die neuen Worte darauf. "Bin zu Tisch" "Was soll das?", rief die junge Frau erbost. Der Hornbrillenmann klopfte nur mit dem Zeigefinger auf das Schildchen und öffnete seine Schachtel um sein Mittagessen - drei belegte Brötchen - herauszuholen. Er nahm sich auch ein Messer aus der Schachtel und begann Teile ab zu schneiden, so dass die Brötchen die Form eines Karos bekamen. Die Rothaarige versuchte mehrmals, ihn dazu zu bewegen, wieder mit ihnen zu reden, blieb aber erfolglos. Yuki schaute eine Weile lang zu, zuckte dann mit den Schultern und begann, dem Telefonkabel zu folgen, das querfeldein mitten über den Boden gelegt worden war. Seine Leidensgenossin schaute ihm hinterher, schaute dann zu dem nutzlos gewordenen Informanten und folgte dann dem blauhaarigen Tübinger Medizinstudenten. "Bilde dir ja nichts ein!", zischte sie, als sie ihn eingeholt hatte: "Wir haben nur zufällig den selben Weg..." "Natürlich nicht", entgegnete Yuki, dem die junge Frau eh unsympathisch erschien. "Und so setzten unsere beiden Helden ihren Weg fort; vorbei an Büschen und Bäumen, immer Richtung Norden, dem Ausgang entgegen. Doch noch sind unzählige Fragen ungeklärt. Wieso hüpfte Yuki bei seinem Aufprall wie ein Gummiball? Wer ist die rothaarige Frau? Werden sie es aus Fanficistan herausschaffen? Ist das Ganze vielleicht doch nur ein schlechter Traum? Und was haben Aale mit der Sache zu tun?" Mit einer harschen Bewegung brachte die Frau Yuki zum stehen: "Da ist jemand!" Ehe er irgendwie reagieren konnte, griff sie in einen Busch und zerrte eine Gestalt heraus, gehüllt in einen langen Kapuzenmantel. "Und warum haben unsere Helden mich bemerkt? Das alles und noch viel mehr erfahrt ihr im nächsten Teil!" Die Rothaarige verstärkte ihren Griff: "Was für ein Spinner bist du? Raus mit der Sprache!" Kapitel 2: Die Sache mit den Titeln ----------------------------------- Anmerkung: Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen und/oder gewissen Animexx-Maskottchen sind immer noch rein zufälliger Natur, und immer noch überhaupt nicht beabsichtigt. Demonstrativ schüttelte die Frau ihr wehrloses Opfer. "Gut, ich rede ja!" "Wird auch Zeit! Raus mit der Sprache!" "Seien Sie doch nicht so grob", schaltete sich Yuki ein. Die Frau warf ihm einen Blick zu, der jenem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Augenblicklich verstummte er. Der Unbekannte in dem Kapuzenmantel räusperte sich und sagte: "Wenn Sie mich bitte loslassen würden, dann erzähle ich Ihnen alles, was Sie wissen wollen." "Nichts da!", zischte sie: "Du willst doch nur die Kurve kratzen." "Mein Ehrenwort, ich bleibe hier." Die Frau schien einige Momente mit sich selbst zu ringen, ließ ihr Opfer dann jedoch mit einem lauten Hmpf! los. Dieses strich den langen Kapuzenmantel zurecht und versuchte sich möglichst unauffällig umzuschauen. Aber anscheinend stufte es seine Aussichten auf eine erfolgreiche Flucht als zu gering ein, denn er sagte: "Gestatten, ich bin Egon Hubert Müller. Von Beruf Erbsenzähler." Dann schwieg er einen Moment lang. "Ähem. Ich habe mich vorgestellt, nun sind Sie an der Reihe." "Oh", sagte Yuki und schüttelte Egon die Hand: "Gestatten, ich heiße Yuki!" Beide schauten hinüber zu der Frau. Diese hob eine Augenbraue. Dann begannen sich ihre Lippen in Bewegung zu setzen, formten Buchstaben, ein Wort, einen Namen. Fast schien es, als hätte er Konsistenz, als er sich mittels Schallwellen bis in die Köpfe von Yuki und Egon fortsetzte. Dort entfaltete der Name seine volle Wirkung, um sich auf immer und ewig in ihrem Gedächtnis einzubrennen. Und der Name lautete: Aiko. Das passierte natürlich nicht. Das wäre doch vollkommen übertrieben und unnötig. Nein, in Wahrheit maß die Frau die beiden mit abschätzenden Blick und erwiderte: "Renate. Ich heiße Renate." "Hallo Renate!", entgegnete Yuki und schüttelte ihre Hand, die sie ihm aber schnell wieder entzog. Egon begann wieder zu reden: "Nun, da wir uns nun vorgestellt haben, ist es an der Zeit, dass ich mich nun verabschiede. Auf Wiedersehen!" Er drehte sich um, und wollte schnell die Flucht ergreifen, doch Renate packte ihn am Kragen: "Vergiss es. Du wolltest uns aufklär... ähm alles erzählen!" "Ach stimmt ja, wie konnte ich das nur vergessen!" Als Egon bemerkte, auf welche Art und Weise ihn Renate anstarrte, ließ er den ironischen Tonfall sein und wurde ernst: "Also, was wollt Ihr denn wissen?" "Wo sind wir und was bist du für ein Knilch?!" "Zum einen: in Fanficistan. Und zum anderen: Egon Hubert Müller, ein Erbsenzähler. Aber das wissen Sie ja schon." "Erbsenzähler?! Das ich nicht lache!" "Ich BIN aber wirklich ein Erbsenzähler! Wollen Sie etwa meine Aufrichtigkeit in Frage stellen?" "Ach, du bist also Erbsenzähler. Und wie kommt es dann, dass du hier herumhängst, wo doch so gar keine Erbsenpflanzen hier zu sein scheinen?" "Nun", sagte Egon und seine Stimme begann zu zittern: "Ich... ich..." Dicke Tränen kullerten plötzlich über seine Wangen: "Ich habe Angst vor Erbsen. Nun ist es raus! Ich bin der unfähigste Erbsenzähler aller Zeiten!" Seine Antwort endete mit einem lauten Schluchzen. Aufmunternd klopfte ihm Yuki auf die Schulter und Egon zauberte aus der Untiefe seiner Hosentasche auch noch ein Taschentuch hervor. Er schnäuzte sich kräftig hinein. Apropos Hose: es ist an der Zeit, die gerade anwesenden Protagonisten etwas näher zu beschreiben. Yuki trägt eine aufregende Kombination aus einer blauen Jeanshose - leicht abgenutzt - im Wert von sieben Euro achtzig, und einem grünen T-Shirt, welches wundervoll mit seiner roten Haarsträhne harmoniert. Dazu trägt er Sneakers, ebenfalls grün, gepaart mit einem Paar rosa Socken. Unsere Aik... Renate trägt einen marinefarbenen, knielangen Faltenrock, dazu ebenfalls ein T-Shirt - in diesem Fall in weiß, eng anliegend - und darüber noch eine offene, langärmelige Bluse in einem dezenten halb durchsichtigen Hellblau. Um das Ganze abzurunden trägt sie zudem noch blaue Halbschuhe und eine Feinstrumpfhose mit 20 Den. Beachten Sie bitte, wie wundervoll der Rock schwingt, wenn Renate einige Schritte geht, was zudem wundervoll mit der fließenden Bewegung ihrer hüftlangen, roten Haare harmoniert... "Renate, was treibst du da?", fragte Yuki, der verwirrt zuschaute, wie jene auf und ab spazierte und immer wieder innehielt um zu posieren. Diese griff sich an den Kopf, als hätte sie Schmerzen, schüttelte diesen dann und murmelte: "Keine Ahnung. Es überkam mich einfach." Dann herrschte einen Moment lang Schweigen, nur unterbrochen vom Schluchzen des gescheiterten Erbsenzählers. Dann lief Renate puterrot an: "Was fällt dir ein, mich zu duzen?!" "Was denn? Du duzt mich doch schon die ganze Zeit über. Und jeden anderen weit und breit ebenso", entgegnete Yuki. "Na und? Denkst du, dass ist eine Einladung mich wie jeden Hinz und Kunz anzureden? Ich lasse mich doch nicht von jedem dahergelaufenen geschmacksverirrten Typ duzen! Wie kann man nur blaue Haare mit einer einzelnen roten Strähne tragen?" Yuki schaute zerknirscht zu Boden. Noch nie hatte jemand zuvor offen seine Frisur kritisiert... Bedrückt erwiderte er: "Wie du meinst. Soll nicht wieder vorkommen, das Duzen. Das verspreche ich dir, hoch und heilig, Medizinerehrenwort!" "Du bist Arzt?" "Nein, nur Medizinstudent." Egon versuchte den Augenblick zu nutzen und klammheimlich zu türmen. "Heda! Stehen geblieben!", rief Renate und packte den Erbsenzähler am Kragen. Dieser grummelte ungehalten und meinte dann, als sei nie etwas gewesen: "Haben Sie noch irgendwelche Fragen?" "Ja. Wie kommen wir hier raus?!" "Oh, das ist einfach. Einfach nur den Ausgang benutzen. Der ist nördlich von hier. Am besten ihr verfolgt das Telefonkabel, dann kann man es gar nicht verfehlen." "Und was war das mit den Aalen? Sie haben vorhin etwas von Aalen geschwafelt! Ich will wissen, was es damit auf sich hat!" "Ich habe da auch eine Frage", meldete sich Yuki zu Wort. Renate ignorierte ihn: "Nun raus mit der Sprache! Was hat es mit den Aalen auf sich?" "Ach, das hängt mit den Überschriften zusammen.", entgegnete Egon schulterzuckend. "Hier in Fanficistan herrscht gewaltige Konkurrenz, denn ständig sind die Menschen auf der Jagd nach Kommentaren. Aber es gibt nur sehr wenige Kommentatoren und noch viel weniger konstruktive Kommentatoren. Und um diese anzulocken, braucht man einen guten Titel." "Titel? Hä? Sind hier alle adelig oder was?" "Nein, Sie verstehen das vollkommen falsch. Mit Titel meine ich natürlich Fanfictitel. Schließlich sind hier sehr viele Geschichten unterwegs. In Fanficistan gibt es keine drei Quadratzentimeter, die nicht in irgendeine Geschichte involviert sind. Jetzt, selbst während dieses Moments, sind wir mittendrin, statt nur dabei!" "Unterlassen Sie diese Werbesprüche!" "Aber genau darum geht es doch! Jeder will, dass genau seine Fanfic gelesen wird. Und was ist das Erste, was man von einer Fanfic sieht? Richtig, der Titel." "Ach so!", entgegnete Renate: "Sicher meinen Sie, dass man einen Titel braucht, der originell ist und die Neugier des Lesers weckt, oder?" "Meine Frage ist immer noch da.", meinte Yuki ein wenig zusammenhangslos. "Natürlich nicht!", entgegnete Egon entschieden. "Wer kommt denn auf solche Ideen! Es kommt ganz alleine darauf an, dass die Geschichte an erster Stelle in der Liste steht. Mit allen Mitteln, am besten mit massenhaft Sonderzeichen am Titelbeginn, was zudem auch noch sehr dekorativ wirkt. Allerdings", seine Stimme wurde leiser, "gibt es da seit einer Weile das Problem, dass solche Geschichten von den Freischaltern nicht mehr freigeschaltet werden." Er schaute sich um, erst links, dann rechts und fuhr dann fort: "Allerdings kenne ich da einen kleinen, aber genialen Trick. Man verschreibt sich einfach absichtlich. Einfach statt "Alle lieben Animexx" nimmt man "Aale lihben Animeksx". Das ist so offensichtlich, dass jeder weiß, was eigentlich gemeint ist. Auf diese Art und Weise ist man gleich viel weiter vorne in der Auflistung..." "Das ist doch absolut bescheuert. Welcher Schreiber, der etwas auf sich hält, würde einer Geschichte einen so dermaßen beknackten Titel geben? Niemand der bei klaren Verstand ist, würde so einen Müll lesen, wo schon die ersten drei Wörter so dermaßen falsch sind, dass einem gleich das Mittagessen hochkommt! Wie kann man nur auf so eine bekloppte Idee kommen?" "Also, eigentlich..." "Hey, ich habe auch eine Frage!", rief Yuki sehr energisch. Renate schaute ihn ziemlich erstaunt an, der Blick von Egon war eher fragend. "Woher wussten Sie vorhin, dass ich Yuki heiße? Da hatte ich Ihnen meinen Namen noch gar nicht verraten." Einen Moment herrschte Stille, dann pfiff Renate leise: "Alle Achtung, das ist mir gar nicht aufgefallen." Yuki errötete leicht: "Danke für das Kompliment." "Hey, bilde dir ja nichts darauf ein!" "Natürlich nicht..." Yuki schaute zu Boden. Renate sich hingegen um. Verärgert verschränkte sie ihre Arme: "Na großartig, Egon ist stiften gegangen! Das hast du ja toll hinbekommen! Lass uns weitergehen." Kurz entschlossen stampfte Renate wieder dem Telefonkabel hinterher und Yuki folgte ihr ohne zu zögern. Es ging eine Weile schweigend voran. Mit der Zeit wurde sich Yuki immer mehr der ihn umgebenden Landschaft bewusst. Die Bäume zum Beispiel wogen sich sanft im Wind und Sonnenlicht flutete durch die Blätter, doch nach etwas eingehender Betrachtung eines solchen, zeigte es sich, dass diese unecht waren. Nur grüner Karton, beschriftet mit grüner Farbe. Was nicht gerade die Lesbarkeit förderte. Und nicht nur das; auch der Himmel schien falsch. Er hatte nicht das richtige Himmelblau, nein, er wies ein Blau auf, das leicht ins lilafarbene zu gehen schien. Und was am schlimmsten war, was bestimmt nur ein weiterer abscheulicher Alptraum sein konnte: Der Himmel war seltsamerweise gestreift... Yuki heftete seinen Blick nach vorne auf Renates Hinterteil, das einzige Normale in einer abnormalen Welt. Dieses wippte mit jedem Schritt leicht hin und her und der junge Mann kam nicht umhin, zuzugeben, dass ihm der Anblick irgendwie ausnehmend gut gefiel. Dann kam ihm wieder Ronaldo in den Sinn. Augenblicklich verschloss Yuki die Augen. Übelkeit wallte ihn ihm hoch. Er wollte auf keinen Fall DARAN erinnert werden! Momente später stieß er mit geschlossenen Augen auf einen Widerstand. "Autsch!", rief Renate. "Kannst du nicht aufpassen, du Hornochse?" Yuki schlug schnell die Augen wieder auf "Warum bist du überhaupt stehen geblieben?" "Du sollst mich nicht duzen!", rief Renate erbost und zeigte dann auf den Boden und fügte dann knapp hinzu: "Das Kabel." Dieses verschwand an jener Stelle im Erdreich. "Hey!", rief der Blauschopf: "Das nenne ich deutsche Gründlichkeit! Ich hatte mich eh schon die ganze Zeit gewundert, warum das Kabel oberirdisch verlief. Unter die Erde, da gehört eine gute Telefonleitung hin." "Ach, großartig!", entgegnete die Rothaarige: "Hat der Herr vielleicht mal auch nur eine Sekunde an den Gedanken verschwendet, dass wir nun nicht mehr den Ausgang finden?" "Oh", meinte Yuki, und ließ die Schultern hängen. "Mist." "Das kannst du laut sagen." "MIST." "Idiot!", zischte Renate und setzte sich wieder in Bewegung. In die Richtung, in der sie Norden vermutete. Kapitel 3: Die Sache mit dem Essen ---------------------------------- Anmerkung: Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen und/oder gewissen Animexx-Maskottchen sind rein zufälliger Natur, und überhaupt nicht beabsichtigt. Das gilt auch für alle anderen fiktiven und virtuellen Personen und eventuell auftauchendes Backwerk. Zäh flossen die Sekunden, die sich zu einem Brei aus Zeit vermengten, aber dennoch nicht genug an der Zahl waren, um den aufmerksamen Leser davon zu überzeugen, dass mehr als nur wenige Augenblicke vergingen, ehe unsere beiden bisher nicht sehr heroischen Helden auf eine Ansiedlung trafen. Erstaunt sahen sich Yuki und Renate um und was sie sahen, dass gefiel ihnen. Es waren überall hübsche Häuschen zu sehen mit bunten Fensterläden und blühenden Blumenkästen - eigentlich können Blumenkästen nicht blühen, aber die Blumen in den Blumenkästen blühten, weswegen ich diese Tatsache auf blühende Blumenkästen reduziere. Um Wörter zu sparen. Aber es sollte auf jeden Fall angemerkt werden, dass sich beide noch in den Slums der Ansiedlung befanden. Je tiefer die beiden in die Stadt vordrangen (die seltsamerweise menschenleer war), desto prächtiger wurden die Gebäude, bis sogar vergoldete Marmorsäulen wie billige Kinkerlitzchen wirkten. Natürlich gab es auch Müll, aber jedes kleine Papierchen und jedes einzelne Zigarettenstummelchen war fein säuberlich in Mülleimern gesammelt und so verschandelten diese nicht das schöne Straßenpflaster, das von verschieden Abbildungen freundlicher Waldtiere geziert wurde. Rehe und ähnliches Viehzeug. Nicht einmal einen Hundehaufen konnte man sehen, aber dafür Automaten, an denen man Tütchen entnehmen konnte. So unglaublich es klang, die Bevölkerung machte anscheinend hinter ihren Kötern sauber. Voller Ehrfurcht begann Renate zu flüstern: "Was für ein Ort! Dies muss fürwahr Utopia sein!" Ihre Stimme klang in der makellosen Umgebung wie das Quietschen einer halb verrosteten Heckenschere. Sie stellte das Reden ein. Yuki und Renate folgten weiter der Straße, bis nach einiger Zeit ein lautes Magenknurren ertönte. Der Blauschopf errötete, aber Renate schnauzte ihn überraschenderweise nicht böse an. Nein, sie blieb verhältnismäßig freundlich: "Mann, hast du deine Körperfunktionen überhaupt nicht unter Kontrolle? Was soll's, ich habe auch Hunger. Lass uns irgendein Lokal suchen." Gesagt, getan. Doch das sagenhafte Utopia sollte sich bald als ein wahres Martyrium entpuppen. Nirgendwo gab es eine offene Gastwirtschaft. Auch keine Kneipe, kein Fastfoodrestaurant, keine Imbissbude, keinen Dönerstand, kein heimeliges Cafe. Alles zu. Überall geschlossen. Doch irgendwann erblickte Yuki ein Schild. "Schau mal, Renate!" "Was denn?" "Da, das Schild, siehst du dort die Aufschrift: ’Heute Pilzgericht’?" "Pilze? Finde ich ja nicht so prickelnd, aber besser als gar nichts." Sie zuckte mit den Schultern und verpasste Yuki dann plötzlich eine unvorhersehbare Kopfnuss. "Aua!", rief dieser und rieb sich an der Stelle: "Was sollte das?" "Ich habe dir gesagt, dass du mich nicht duzen sollst. Wann merkst du dir das endlich?" Schweigend trotteten die beiden den Weg entlang, den ihnen noch weitere Schilder wiesen. Dann kamen sie an ihrem Ziel an ,welches eine Art gewaltiges Kolosseum war, aus dem der Lärm einer riesigen Menschenmenge schallte. Ein imposantes Transparent war an der Außenseite angebracht, auf dem in großen Lettern "Heute großes Pilzgericht" stand. Was zu erwarten war. Ohne zu zögern durchschritten unsere Helden den Eingang und gelangten über einige Treppen auf die obersten Zuschauerränge. Erstaunt betrachteten sie, was dort in der Arena vor sich ging. Unten war ein vollständiger Gerichtsaal aufgebaut. Auf dem Richterstuhl saß ein kleiner, lebendiger Pilz. Die Verhandlung schien gerade in Gange zu sein. "Sie geben also zu, dass Sie zum Tatzeitpunkt in das Schloss des Klägers eingebrochen sind!", rief der Staatsanwalt, eine aufrecht gehende Schildkröte mit einem roten Panzer, kleinen weißen Flügeln und einem Staatsexamen in Jura. "Aber... Mamma mia! Ich musste doch die Prinzessin retten! Fragen Sie sie, sie kann es bezeugen!", erwiderte der verzweifelt wirkende Angeklagte, der eine rote Latzhose und einen blauen Pullover trug. Hätte er keinen Schnauzer und etliche Kilos weniger gehabt, hätte man aber über diese Modesünde, wie auch über die kleine klumpige Kappe mit dem großen M, gelinde hinwegsehen können. "Ruhe!", rief der Pilzrichter: "Verhören wir die Zeugin." Da kam eine weitere Schildkröte herangewuselt und flüsterte dem Richter etwas ins Ohr. Dieser schaute schockiert. "Was? Miss Peach wurde tot in ihrem Badezimmer aufgefunden?! In einer ROSA Blutlache?!" Ein Raunen ging durch die Menge in der Arena. Diese umfasste abertausende Einwohner von Utopia, vielleicht sogar die gesamte Bevölkerung. Es gab etliche menschliche Wesen, auch einige Tierwesen, aber am meisten gab es Exemplare, die zwar wie Menschen aussahen, aber aufgrund einer Laune der Natur mit spitzen Ohren gestraft worden waren. Und Hotdogverkäufer gab es auch. Der Angeklagte sprang auf: "Was? Die Prinzessin ist tot? Mama Mia! Ich habe doch nicht alle acht Schlösser umsonst durchsucht!" Ein bösartiges Lachen kam vom Kläger, der wie eine große Schildkröte aussah, nur mit mehr Stacheln. "Der war's!", rief der Angeklagte. "Ruhe!", rief der Pilzrichter: "Gerichtsdiener, führen Sie den Angeklagten ab! Diese Verhandlung wird unterbrochen." Der Angeklagte wehrte sich heftig; man schaffte es nur ihn aus dem Gerichtssaal zu entfernen, indem man in wegzerrte. Doch laut und deutlich hallten seine letzten Worte durch die Arena: "But it's me - Mario!" Dann kam eine neuerliche Person in den Gerichtsaal, die aber nicht weiter beachtet wurde. Doch kaum hatte sie sich in Position gestellt, verließen alle wie auf ein magisches Zeichen hin den Gerichtsaal. Die Person begann mit lauter und monotoner Stimme zu reden: "Kaufen Sie Reini, dass beste Geschirrspülmittel weit und breit. Nichts macht ihr Geschirr sauberer. Reini. Das beste Geschirrspülmittel auf der ganzen Welt. Da wäscht sich das Geschirr wie fast von ganz alleine ab. Also kaufen Sie Reini, denn Reini ist toll. Das war's. Und jetzt weiter im Programm." Der Gerichtssaal füllte sich mit neuen Personen. Dann standen alle gemeinsam auf, und ein Gerichtsdiener verkündete: "Bitte erheben sie sich für die ehrenwerte Richterin Blabara Schales." Die Richterin durchschritt würdevoll den Saal und nahm hinter dem Pult Platz. "Setzen Sie sich. Kommen wir zum ersten Fall. Der Verein zur Reinigung japanischer Kunst klagt den Angeklagten Harry... nein, der Name wurde anglikanisiert... Heribert P. an, die Animesektionen mit britischer Fantasy verunreinigt zu haben." Sie schaute zu dem Angeklagten, der eben beschämt zu Boden blickte, sodass man zwar sein schwarzes und unglaublich zerzaustes Haar sehen konnte, aber nicht die blitzförmige Designernarbe auf seiner Stirn. Blabara sprach weiter: "Nun, es ist zweifellos, das Heribert P.s Einfluss schon enorm groß geworden ist und sein Fandom nicht ohne Komplikationen wieder entfernt werden kann. Der Verein zur Reinigung japanischer Kunst schlägt deswegen einen Vergleich vor. Heribert P. soll gewisse Anpassungen durchmachen, die im Endeffekt alle dazu dienen, ihn zu Shonenaiisier... Kann mir mal jemand erklären was das heißt?" Yuki erschauerte - irgendwie musste er an Ronaldo denken... Ein Gerichtsdiener flüsterte Blabara etwas ins Ohr: "Was? Wirklich? Nun gut... Also der Verein will, für die Laien unter uns, dass Heribert mit allem, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, in die Kiste hüpft. Aber nur, wenn es auch ein Kerl ist." Die Menge grölte und johlte. "Also, Heribert P. was sagen sie dazu?" Heriberts Antwort werden wir wohl nie erfahren, denn in jenem Augenblick riss sich Renate von dem Anblick los. Entsetzt flüsterte sie zu Yuki: "Was treiben die für ein krankes Spiel?" "Hm...", entgegnete Yuki: "Sieht mir nach Recht und Ordnung aus. Wie schön, dass es in Utopia ordentliche Gerichtsverhandlungen gibt." "Das meine ich doch nicht! Das Ganze hier, das ist wie eine riesige, öffentliche Gerichtsshow. Nur eben in einer Arena und nicht im Fernsehen." Sie erschauerte: "Bitte, lass uns von hier verschwinden!" "Okay", entgegnete Yuki. Und so verließen sie die Arena und verpassten die folgende Zeugenaussage eines Türhüters: "Jemand musste K. verleugnet haben, denn ohne, dass er etwas Böses getan hatte, wurde er eines Morgens festgenommen!" Aber das war ja auch ein anderer Prozess. Renate und Yuki versuchten möglichst schnell, das sagenumworbene aber gar nicht so tolle Utopia wieder zu verlassen, doch noch mitten in der Stadt fiel Renate ein nicht zu unterschätzendes Problem auf: "Wir haben Norden verloren." "Wie?" "Wir haben Norden verloren! Die Richtung! Verdammt, wie sollen wir nun den Ausgang finden?" "Keine Ahnung." "Na großartig, wer hätte das gedacht! Halt gefälligst deinen Mund, wenn nichts Vernünftiges herauskommt! Mit was bin ich nur gestraft? Heute ist echt alles Mist. Erst lande ich hier, das auch noch mit dem Idioten vom Dienst und Hunger habe ich immer noch! Mist! Verdammter Mist!" "Entschuldigen Sie", meldete sich eine dritte Stimme zu Wort. "Aber seien Sie bitte so nett und unterlassen das Fluchen. Es könnten Kinder zuhören." "Lass mich in Ruhe!", schnauzte Renate den Neuling an. Dieser, der sich als Kastenbrot entpuppen sollte - als depressives Kastenbrot - dieser seufzte laut: "Ich weiß, ich werde es noch bereuen... aber ich meines es ernst. Bitte benutzen sie nicht mehr solche Flüche. Vor allem nicht das "Mist". Das ist von mir." Renate warf dem Brot einen wütenden Blick zu, woraufhin ihr klar wurde, dass sie mit einem BROT redete. Ihr Blick änderte sich schlagartig und sie begann auf gewisse Art und Weise zu lächeln. "Oh, nein!", rief das Brot und wich einige Schritte zurück: "Mist. Oberdoppelriesenmist." Panik machte sich auf seinen Gesicht breit, als Renates Bauch auch noch gut hörbar knurrte. "Hey, kommen Sie nicht näher! Ich... ich... ich kann Mikado! Und Karaoke! Wenn sie mir zu nahe kommen, dann können sie ihr blaues Wunder erleben! Jawohl!" "Pah!", rief Renate: "Das ich nicht lache. Du hast doch viel zu kurze Arme! Und davonlaufen wirst du auch nicht können, denn deine Beine sind auch viel zu kurz!" "Mist. Da denkt man, ‚Hey! - Zieh nach Utopia! Da gibt es weder scharfe Schoten, noch amerikanische Präsidenten, alles wird gut… und dann kommt jemand und will dich auffressen. Großartig. Ich hätte bei meiner Raufasertapete bleiben sollen.Mist. Oberdoppelriesenmist!" Es sah sehr, sehr schlecht aus für das arme, kleine Brot. Aber dafür sehr gut für Renates Hunger. Kapitel 4: Die Sache mit den unangenehmen Überraschungen -------------------------------------------------------- Anmerkung: Ähnlichkeiten mit real existierenden Perso... Ach, wem mache ich hier etwas vor? Es ist alles nur geklaut – und ich würde es wieder tun! (Der geneigte Leser möge sich an dieser Stelle bitte ein teuflisches Lachen vorstellen.) Denn just in dem Augenblick, in dem Renate ihre Zähne in den Hals des Brotlaibs schlagen wollte, um sämtliche Körpersäfte auszusaugen, sagte Yuki: „Du, ich habe dir vorhin auch einen Hotdog gekauft.“ (Es sah also wirklich gut für Renates Hunger aus.) Ohne es eines weiteren Blickes zu würdigen, ließ Renate ihr wehrloses Opfer los und wandte sich an Yuki: „Wie bitte?“ „Ich habe dir auch einen Hotdog gekauft!“ „Wirklich?“ „Ja.“ „Wann?“ „Na vorhin, in der Arena, von einem Hotdogverkäufer, als du gerade starr vor Entsetzen die Courtshow gesehen hast.“ Yuki hielt den Hotdog Richtung Renate. „Danke“, sagte diese, und nahm sich das heiße Würstchen im Brotmantel. Genüsslich kauend ließ sie dann den Blick schweifen, der irgendwann auf das Brot fiel, das immer noch an der Stelle lag, an der sie es fallen gelassen hatte. Wie eine Schildkröte auf dem Boden. Es wackelte etwas mit den Händen, denn selbst zum Rudern waren seine Arme zu kurz. Doch Renate zeigte keinerlei Mitleid oder Bedauern – bitte das war schließlich nur ein Brot! War ja nicht so, dass es regelmäßig im Fernsehen auftrat und eine riesige Fangemeinde hatte... Vielleicht war das dann auch Grund, der Renate dazu veranlasste die Serviette, in welcher der Hotdog eingewickelt gewesen war, zusammenzuknüllen und auf das Brot zu werfen. Als Renate und Yuki weitergingen, konnten sie noch das Brot auf sehr melodische Weise rufen hören: „Ich hasse euch!“ Renate und Yuki setzten ihren Weg durch die Stadt fort, als Renate plötzlich einfiel: „Wir haben immer noch Norden verloren!“ „Oh. Stimmt. Mist.“ „Das kannst du laut sagen.“ „Nein, nein, ich bin doch nicht blöd! Einmal hast du mich schon mit dem Spruch hereingelegt. Aber diesmal passiert das nicht noch einmal!“ Renate hob eine Augenbraue, holte aus und verpasste Yuki erneut eine Kopfnuss: „Ich habe dir gesagt, dass du mich nicht duzen sollst!“ „Ja, Madam. Wie Sie wünschen, Madam.“ „Geht doch!“ Dann zeigte Renate auf ein Gebäude: „Wie wäre es, wenn wir da einmal nachfragen?“ Yuki wandte seinen Blick in die Richtung des Gebäudes. Es wirkte sehr klassisch, ein wenig wie ein griechischer Tempel. Mit Säulen, Treppen, und allem, was sonst noch dazugehörte. Das einzige, was den Eindruck ein wenig störte, war die Tatsache, dass ein gewaltiges Transparent über den Eingang gespannt war, auf dem „Karotalerkaufhaus – wir haben die besten Items von ganz Animexxien!“ geschrieben stand. Yuki rümpfte seine Nase: „Ich dachte wir sind in Fanficistan.“ Unmutig schüttelte er den Kopf und verkündete dann:; „Ich bezweifle, dass wir hier eine vernünftige Antwort kriegen. Wir finden den richtigen Weg auch alleine.“ „Wie kommst du zu der unsinnigen Annahme?“ „Na, weil ich ein Mann bin. Männer haben einen eingebauten Orientierungssinn, schon von Natur aus! Weißt du das etwa nicht? Tsk. Tsk. Tsk.“ „Ach, und mit so was kennst du dich natürlich aus... Sehr glaubwürdig...“ „Hey! Vergiss nicht, ich bin Medizinstudent! Ich habe mich sogar schon mit Genetik beschäftigt! Daher weiß ich zum Beispiel auch, dass Animexx eindeutig weiblichen Geschlechts ist.“ „Hä? Wie kommst du auf diese hirnrissige Idee?!“ Yuki erhob seinen Finger, um der folgenden Belehrung noch mehr Nachdruck zu verleihen. Hätte er jetzt eine Brille getragen, dann hätte er ausgesehen wie Daniel Kübelb... ein frühreifer Professor. „Na, ganz einfach. Animexx hat zwei X-Chromosomen, also ist es eindeutig weiblich. Wäre es männlich hätte es nur ein X-Chromosom und ein Y-Chromosom. Es würde also folglich Animexy heißen.“ „Deshalb werden wir jetzt auch dort drinnen nach dem Weg fragen.“ „Hm... Irgendwie verstehe ich deine Logik nicht so ganz. Was hat das mit meinen Ausführungen zur Genetik zu tun?“ „Nun, wenn Animexx weiblich ist, dann heißt es, dass die Frauen das Sagen haben. Und ich sage, das wir jetzt da rein gehen, und nach den Weg fragen, HABEN WIR UNS VERSTANDEN?!!“ Renate verlieh ihrer Drohung allein durch die Art, in der sie diese aussprach, Gewicht. Die Wirkung hätte nicht größer sein können, wenn sie Yuki eine Schusswaffe an die Brust gehalten hätte. „Ja, Madam. Wie Sie wünschen, Madame.“ „Geht doch!“ Drinnen war wenig los, was zu erwarten gewesen war, schließlich war (fast ganz) Utopia in dem Gerichtskolosseum versammelt. Allerdings wuselte, kaum hatten sie das Gebäude betreten, eine kleine, schleimige Gestalt herbei. Sie rieb sich die Hände, und rief: „Ausgezeichnet! Sie sind meine ersten Kunden heute! Zur Feier des Tages bekommen sie 50 Prozent Aufschlag!“ „Das ist ja großartig!“, rief Renate, und wandte sich dann an Yuuki: „50 Prozent Aufschlag! Das ist doch ein unglaubliches Schnäppchen!“ „Ähm... das bezweifle ich irgendwie...“ Renate schien einen Moment lang nachzudenken. Dann schüttelte sie aber verwirrt den Kopf. Mathematik war nicht ihre Stärke. Oder es lag an diesem speziellen Charme, den der kleine, schleimige Verkäufer versprühte. Wie direkt einer Dauerwerbesendung entsprungen. Voller Abscheu erschauderte Renate. Yuki nahm sich währenddessen, in Ermangelung anderer Betätigungsmöglichkeiten, (schließlich kam nach-den-Weg-fragen für ihn als Mann überhaupt nicht in Frage,) einen der zu verkaufenden Gegenstände aus dem Regal. Es war viereckig und glänzte hübsch. Sofort flitzte der Verkäufer zu ihm herüber: „Oh, sie wollen ein goldenes Karo? Ausgezeichnete Wahl, macht nur 60 Karotaler!“ Yuki schüttelte den Kopf: „Ach bitte... als ob jemand für so etwas Geld bezahlen würde...“ Renate schaute sich derweil hektisch um, im Gesicht war sie schon ganz grün. Aber irgendwo würde eine Damentoilette sein, bestimmt. Und wenn nicht... vielleicht gab es ja auch noch den einen oder anderen Eimer... „Was ist das?“, fragte Yuki, den mittlerweile das Shoppingfieber gepackt hatte. „Ein Keks. Das sieht man doch.“ „Und das?“ „Ein Apfel. Auch das ist offensichtlich.“ „Und das hier?“ „Ein Animexx-Fähnchen. Steht groß und breit darauf.“ „Hm...“, entgegnete Yuki und betrachtete das Fähnchen genauer. Irgendetwas an dem kleinen rothaarigen Gesicht irritierte ihn ein klein wenig... Plötzlich flog die Eingangstür auf! Herein stürmte ein schwarzhaariger Kerl mit einer blitzförmigen Narbe auf der Stirn – niemand geringeres als Harry Pot... Heribert P. – der Verurteilte aus der Courtshow. Er lief zu einem Regal und griff sich einen Becher daraus. Yuki begann wissend zu nicken. Ganz klar – Heribert P. war Kleptomane... Der Becher glänzte im einfallenden Licht der nackten Glühbirne, welche die Ladenbeleuchtung darstellte – was aus bisher unbekannten Gründen bisher verschwiegen worden war – und Heribert P. sprach: „Hier ist er! Helgas Becher, der letzte Horcrux, der mir noch fehlt!“ Plötzlich stand ein Schatten in der Eingangstür! Heribert P. zuckte zusammen. „O Nein! Kann es sein? Nein, nicht Ihr-wisst-schon-wer!“ Die Person begann schrill und laut zu lachen: „O, doch, Potter ich bin es! Dein schlimmster Alptraum!“ Er trat ins Licht, welches einen Blondschopf entblößte. „O, Nein! Nicht Maulfaul[1]!“ „O, doch! Ich bin es, Drache Maulfaul[2]!“ „Nein, verschone mich!“ „Niemals!“ Heribert P. wich zurück. Plötzlich, verlor er das Gleichgewicht – er war auf der Schleimspur des Verkäufers ausgerutscht. „Kruzifix, verdammt und zugenäht!“, rief er und einen Moment später war Maulfaul schon über ihn: „Nanana, wer wird denn hier unverzeihliche Flüche benutzen?!“ „Lass mich in Ruhe, ich bin nicht schwul!“ „Tja. Du wurdest aber dazu verurteilt. Also runter mit der Hose!“ HAT HIER JEMAND „UNVERZEIHLICHE FLÜCHE“ ERWÄHNT? Die Stimme des Sprechenden klang wie zufallende Sargdeckel. Maulfaul sah auf und dem Knochentyp mit der Kapuze und der Sense ins Gesicht: „Wieso?“ NUN, NORMALERWEISE KOMMT DANN DOCH GRÜNES LICHT, UND DANN FÄLLT EINER TOT UM. „Nein, wir erfreuen uns bester Gesundheit! Und jetzt lass uns in Ruhe!“ Drache zerrte energischer an Heriberts Hose. ABER – WIE SOLL ICH SO DIE PFLICHT ERFÜLLEN?! Da schaltete sich der Verkäufer ein: „Hey, was fällt dir ein? Marsch zurück ins Regal! Wie soll ich dich sonst verkaufen?!!“ Bill Tür, wie der Typ mit der Sense gemeinhin genannt wurde, ließ die Schultern hängen und ging zurück ins Regal und setzte sich zwischen einer Truhe, die gerade extensiv auf einen paar Unterhosen herumkaute, so dass ihre Mahagonizunge heraushing, und ein paar Exemplaren Würde nieder, und verschränkte mehr als beleidigt die knöchernen Arme. „Verschone mich!“, kreischte Heribert P. „Nein!“, sabberte Drache Maulfaul. „Du kriegst auch ein Überraschungsei!“ „Hey, das kostet fünf Karotaler!“, rief der Verkäufer. „Ich zahle ja!“, kreischte Harry entsetzt, während Drache sich schon ans Auspacken machte. Des Überraschungseis, nicht Harrys. „Uiuiui! Spannung, Spiel und was zum Naschen!“ Maulfaul freute sich auf schon beinahe infantile Art und Weise. Schnell wuschelte er das Stanniolpapier ab und schmiss es in eine Ecke. Dann knackte er die Schokoladenhülle mit seinen Zähnen, und spuckte sie in eine andere Richtung. Genießerisch leckte er sich über die Lippen, und riss die beiden schützenden Plastikhälften auseinander. Den Beipackzettel warf er ungelesen beiseite. Dann hielt er sein neues Spielzeug in die Höhe: „Ein Ring sie zu binden, ein Ring sie zu knechten!“ Und dann: „Zieh das über!“ Heribert rutschte angewidert von dem Kondom, dass Drache ihm hingeworfen hatte, zurück. „Mach schon!“, forderte Maulfaul: „Ich will schließlich nicht schwanger werden!“ „Du wirst ganz bestimmt nicht schwanger!“, kreischte Heribert, schon halb am Rande des Nervenzusammenbruchs. „Oh doch!“, entgegnete Maulfaul: „Noch nie was von Male Pregnancy gehört?“ „Du wirst nicht schwanger, weil ich ganz bestimmt nicht mit dir schlafen werde!“ „O doch!“, entgegnete Maulfaul erneut, und warf sich auf den wehrlosen Heribert P. Der Verkäufer starrte stumm das Geschehen. Dann stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht: „Ich sollte Kameras aufstellen – Fangirls werden Unsummen für diese Bilder bezahlen!“ Dann wandte er sich an Yuki. Beziehungsweise wollte sich an Yuki wenden. Doch der war spurlos verschwunden. Kein Wunder, wurde er doch durch derlei Gebaren an Ronaldo erinnert. Ihr wisst schon, der rassige, braungebrannte Liebhaber seiner Träume. Beziehungsweise Alpträume. Aber Yuki hatte sich zum Glück rechtzeitig in den Lagerraum geflüchtet. Obwohl dieser irgendwie wie eine Besenkammer aussah. Mit wachsenden Entsetzen stellte Yuki fest, dass es sich tatsächlich um eine Besenkammer handelte. Und in einer Ecke wand sich eine Gestalt, über die ein Kartoffelsack gestülpt war. „Nein!“, rief Yuki voller Angst: „Ich bin doch noch viel zu jung!“ Die Gestalt antwortete nicht, sondern wand sich nur noch mehr. Vorsichtig betrachtete Yuki die nicht eingesackten Teile näher. Komisch. Seit wann trug Ronaldo Stöckelschuhe? Und seit wann waren seine Beine rasiert? Und wann hatte er so eine.... majestätische Blässe? Er schüttelte den Kopf über die seltsame Beschreibung, die ihn da in den Sinn kam, und machte sich daran, die Person, die ja wohl weiblich sein musste, von dem Kartoffelsack zu befreien. [1] Name von der Redaktion aus Gründen der allgemeinen Belustigung geändert. [2] Dito. [3] [3] Nein, ich rede hier nicht von einem Pokémon. Wie kommt ihr nur auf diese Idee? Kapitel 5: Die Sache mit den kriminellen Anwandlungen ----------------------------------------------------- Anmerkung: Die Anmerkung hier liest doch überhaupt niemand. Wieso schreibe ich das dann überhaupt hierher? Und vom Klauen hält es mich auch nicht ab... Renate hatte mittlerweile erfolgreich die Damentoilette gefunden. Dummerweise war ihr nun nicht mehr schlecht, war sie doch dem schleimigen Verkäufer entkommen. Sie schaute sich um. Der Raum war weiß gekachelt, es stand in einer Ecke eine schöne Topfpflanze. Die Klotüren waren hübsch, sauber und vor allem nicht mit Edding beschmiert. Und nirgendwo die Spur eines Pissoirs. Ja, Renate befand sich eindeutig in der Damentoilette. Aber wo war eigentlich Yuki? War er nicht als ihr unfreiwilliger Weggefährte dazu verpflichtet, ihr auf Schritt und Tritt zu folgen? So eine Unverschämtheit, sie einfach alleine zu lassen! Währenddessen in der Besenkammer: Yuki zerrte den Kartoffelsack mit Mühe von der Gestalt. Irgendwie schaffte er es schließlich dann, die Person zu befreien. Dabei verloren beide jedoch das Gleichgewicht. Schnell rappelte sich Yuki auf, und bot dem jungen Mädchen seine Hand an. Sie ergriff dieses und richtete sich auf. Mit einer gekonnten Handbewegung strich sie ihre vollkommen zerzausten Haare glatt. Yuki gingen fast die Augen über. Sie war wunderschön! Sie hatte sehr langes, tiefschwarzes Haar, das trotz der spärlichen Besenkammerbeleuchtung sanft schimmerte. Ihre Haut war rein und makellos und ihre Lippen schienen weicher als ein Pfirsich. Ihre Augen erstrahlten in einem tiefen Blau, dass Yuki in die Tiefe des Meeres zu entführen schien. Sie strahlte eine Grazie aus, die ihresgleichen suchte, und in ihren Bewegungen lag eine elfengleiche Anmut. Sie war einfach perfekt, sie war... „Gestatten, mein Name ist Königin Queen Regina Mary Sue. Aber meine Freunde dürfen mich Königin Queen Regina Sue nennen“, sprach sie, und ihre Stimme ließ Yuki erschauern. „Hallo...“, entgegnete er, so von ihrem Wesen und Charme eingenommen, dass er nicht imstande war, mehr als ein Wort auf einmal herauszubringen. „Queen ist übrigens Englisch und heißt Königin“, merkte sie wie nebenbei an, als sie ihren kurzen Minirock glatt strich. „Und Regina ist Latein und heißt auch Königin“, fuhr sie fort, als sie sanft Yukis Kopf in die Hände nahm: „Du hast also die Ehre jetzt die königlichste Königin zu küssen, die es gibt.“ Yuki errötete, und langsam begannen sich ihre Lippen zu nähern. Millimeter um Millimeter kam Yuki dem absoluten Glück näher. Sein Herz schlug, so wie es noch nie im Leben geschlagen hatte, und in seinem Magen flogen die Schmetterlinge Purzelbäume. „Yuki, du Arsch, wo bist du!“, brüllte Renate erbost außerhalb der Besenkammer. Als wäre er aus einem tiefen Traum erwacht, riss sich Yuki los: “Oh, beinahe hätte ich Renate vergessen!“ Er wandte sich an die völlig verdatterte Mary Sue - pardon - Königin Queen Regina Mary Sue, und schüttelte ihr die Hand: „Nett Sie kennen gelernt zu haben.“ Dann verließ er die Besenkammer und ließ die Sue vollkommen ungeküsst zurück. Diese stand einige Augenblicke lang vollkommen regungslos da, bis sich plötzlich das Wasser in ihren Augen zu sammeln begann. Eine einzelne Träne, schön wie eine Perle, nein, wie ein Diamant, rann ihre Wange herab. Mit leicht geröteten Wangen hauchte sie: „Aber ich liebe dich doch, Yuki.“ Draußen verpasste Renate Yuki gerade eine Kopfnuss: „Was fällt dir ein, einfach abzuhauen?!!“ „Entschuldigung, wird bestimmt nie wieder vorkommen...“ „Geht doch!“ Renate schnappte sich Yukis Hand und zerrte ihn kommentarlos wieder aus dem Laden. Der war doch echt die Höhe gewesen! Sie wollte auf keinen Fall wieder diesem ekeligen Verkäufer begegnen. Außerdem hatte sie aus einer Ecke ekstatisches Stöhnen gehört. Dieser Laden war einfach widerlich. Yuki schaffte es gerade noch, mit dem Armen wirkungslos herumrudernd, sich aus einem der Regale einen Stadtplan zu greifen. Währenddessen begann in der Besenkammer Königin Queen Regina Mary Sue zu realisieren, dass sie soeben sitzen gelassen wurde. Wegen einer „Renate“! Das würde sie bestimmt nicht auf sich sitzen lassen... Yuki gehörte ihr, da ließ sie sich bestimmt nicht abwimmeln. Sie begann irr zu kichern und das in einer Art und Weise, wie es nur eine Sue bewerkstelligen konnte. Es war ein perfektes irres Kichern! Dann beschloss sie, dass es an der Zeit war, sich ein wenig abzureagieren. Mit einem gekonnte Kick trat sie gegen die Besenkammertür, so dass diese durch die Luft wirbelte und den Ladenbesitzer, der gerade unglücklicherweise im Weg stand, niederschlug. Königin Queen Regina Mary Sue schwebte in ihrem elfengleichen Gang zu ihm herüber und schaute verächtlich auf ihn herab: „Das hast du nun davon, dass du dich erdreistet hast, Mary Sues einzufangen und zu verkaufen. Für lausige 21 Karotaler! Wir sind mindestens eine Milliarde, nein, eine Billion wert!“ Dann drehte sie sich zielstrebig auf den Absätzen um und marschierte in die Richtung in der Heribert und Drache waren. Der erstere hatte sich wimmernd zusammengerollt, während sich Maulfaul breitbeinig, mit heruntergelassener Hose, vor ihm aufgebaut hatte, und mit diversen Körperanhängen herumwedelte: „Na, das macht dich doch sicher rattenscharf! Grr!“ Er begann wie ein notgeiler Tiger zu schnurren, während Heribert P. nur noch mehr schluchzte. Dann betrat Mary die Szenerie. Heriberts Augen weiteten sich jäh. Er sprang auf, lief zur Sue und gab ihr einen Handkuss. Dann richtete er sich zu voller Größe auf und schaute ihr tief in die Augen: „Noch nie habe ich eine schönere Frau gesehen!“ „Nicht mit mir!“, brüllte Maulfaul und richtete seinen Zauberstab auf Heribert: „Advokat Kadaver!“ Ein silbriggrünes Licht brach aus der Spitze des Zauberstabes und traf das Ziel in den Rücken, woraufhin es wie ein besoffener Elch umkippte. „Mary!“, rief Drache, während er über den Gefallenen hinwegstieg: „Ich liebe dich! Und... und... was empfindest du?“ Die Sue lächelte milde und kniff Maulfaul in eine Backe: „Natürlich das selbe, mein Dummerchen. Wer könnte mich denn nicht lieben?“ „Oh!“, seufzte hingerissen Maulfaul angesichts solcher Schlagfertigkeit. Mary Sue packte Drache Maulfaul daraufhin am Kragen, zog ihn näher und zischte: „Halt den Mund und küss mich!“ HEY, DER IST JA GAR NICHT TOT! empörte sich Bill Tür. Dann tauchte er einen seiner knöchernen Finger in die Lache in welcher der bewusstlose Heribert P. lag. HMM... AVOCADOCREME. „Ausgezeichnet!“, rief die Sue, die gerade dabei war, Maulfaul das Hemd von der Brust zu reißen: „Das Narbengesicht nehme ich mir später vor. Wäre eine Schande, wenn mir ein männlicher Hauptcharakter nicht zu Füßen liegen würde!“ „Aber Mary, du willst mich doch nicht etwa mit der Schwuchtel betrügen?“, fragte Drache. „Natürlich!“, entgegnete diese überzeugt: „Ich schlafe doch nur mit dir, weil du ein geiler Eisklotz von Nebencharakter bist. Aber auf Dauer kommt nur das Beste für eine Sue in Frage!“ „Der Kreisel-Kai?“ „Nein, Dummerchen. Der ist doch auch nur ein Nebencharakter. Und ich würde zudem nie etwas mit einer Hafenanlage anfangen! Und jetzt lass uns endlich ein wenig Spaß haben!“ Im nächsten Moment steckte ihre Zunge schon tief in Maulfauls Hals. Draußen kratzte sich Renate am Kopf: „Sag mal, wollten wir nicht eigentlich in dem Laden nach dem Weg fragen?“ „Könnte sein“, entgegnete Yuki. „Und?“ „Was und?“ „Wo ist Norden?“ “Woher soll ich das wissen?“ „Weil du doch ganz bestimmt nach dem Weg gefragt hast! Du hast doch gefragt, oder?!“ Renates Stimme ertönte in einem wuterfüllten Vibrato. „Aber du wolltest doch fragen!“, flüsterte Yuki und macht sich ganz klein. Dann fiel ihm der Stadtplan wieder ein „Warte mal, gleich wissen wir es!“ Mit einem Strahlen schlug er diesen auf, doch schon einen Moment später sackte seine Miene in sich zusammen. Angewidert ließ er das Ding fallen und entfernte sich davon. „Du bist sogar zu blöd einen Stadtplan zu lesen!“, fauchte Renate, und hob das Schriftstück auf. Sie las eine Weile eine Weile darin, und eine ihrer Augenbrauen hob sich ein wenig :“Das ist kein Stadtplan. Das ist eine Yaoi-Fanfic. Ich revidiere also meine Aussage: Du bist sogar zu blöd einen Stadtplan zu klauen!“ Sie rollte die Fanfic zusammen und steckte sie dann ein. „Entschuldigung“, sagte Yuki und schaute zerknirscht zu Boden. „Na toll, davon kann ich mir jetzt was kaufen. Du gehst jetzt sofort da rein und fragst nach dem Weg!“ „Nein!“, rief Yuki entsetzt. „Natürlich gehst du das rein! Wir müssen schließlich in Erfahrung bringen, wo der Ausgang liegt, schließlich können wir ja schlecht nach einem Taxi rufen!“ Auf einmal konnte man ein Brausen vernehmen. Langsam wurde es immer lauter und schwoll langsam zu einem tiefen, sonoren Brummen an. Vor Yuki und Renate hielt ein gewaltiges Gefährt aus Knochen und Schädeln allerlei Art und Bauweise. Am Steuer saß ein kleines, fettes Mädchen, das trotz des guten Wetters eine Pudelmütze und Fäustlinge trug. Und irgendwie bösartig wirkte. Und dahinter saß – Egon Hubert Müller – der Erbsenzähler. „Hallo Egon!“, rief Yuki und winkte ihm fröhlich zu. „Servus!“, entgegnete dieser: „Ich habe eine Umschulung gemacht, und bin jetzt Kilometerzähler. Das da vorne ist unsere bezaubernde Fahrerin Erika Cartmann. Kann ich euch vielleicht mitnehmen?“ „In dem Klapperhaufen?!“, fragte Renate leicht pikiert. „Aber bitte!“, entgegnete Egon: „Das ist die weltberühmte Darkness Arise! Ich stehle nur hochwertige...“ „Der Wagen ist gestohlen?!“ „O je... ähm... was soll ich sagen... du bist mir auf die Schliche gekommen... o je, was soll ich jetzt tun?“ „Du meinst wohl eher „je o“!“, entgegnete Erika und lachte sich ins Fäustchen. „Nein, höchstens Yeo – aber lasst uns endlich fahren, ehe uns die Bullen kriegen. Los ihr Beiden, steigt schon ein, wir bringen euch zum Ausgang!“ Renate seufzte, kletterte dann aber mit Yukis Hilfe in das knöcherne Gefährt. Doch kaum hatte sie sich gesetzt, fuhr sie wieder in die Höhe. Mit pikierten Gesichtsausdruck entfernte sie einen halb aufgegessenen Keks von ihrem Hinterteil und warf ihn dann in hohen Bogen aus dem Fahrzeug. „Bäh! Das ist so widerlich!“ „Ach“, entgegnete Erika: „Der war bestimmt von dem Potterbaby.“ „Potter?“, fragte Renate und war mit einem Male ganz hibbelig: „DER Harry Potter? Oh, ich würde alles geben, um ihn einmal wirklich begegnen... Er ist so toll! Na ja, nicht ganz so toll wie Draco Malfoy natürlich...“ Während sie sprach, ließ Erika den Motor aufjaulen, und das Gefährt setzte sich in Bewegung. „Wo wollt ihr eigentlich hin?“ „Zum Ausgang!“ „Na gut, dann fahren wir mal da hin!“ Erika fuhr eine Kurve, so dass die Reifen quietschten und qualmten. Yuki fiel, von der Fliehkraft dazu veranlasst, halb auf Renate, was diese mit einer Kopfnuss quittierte. Zum Glück wechselte Erika nicht mehr die Richtung, was Yuki zu folgenden Kommentar veranlasste: „Boah, wer hätte gedacht, dass Norden in dieser Richtung liegt?“ „Da liegt Norden doch gar nicht!“, entgegnete Erika und drückte noch mehr auf die Tube, so dass der Blauschopf in seinen Sitz zurückgepresst wurde. Kapitel 6: Die Sache mit den Umwegen ------------------------------------ Anmerkung: Entfällt dieses Mal aus Kostengründen, da eine Putzfirma beauftragt werden musste die durch die lange Pause entstandenen Spinnweben zu beseitigen. Und weil eh alles geklaut ist. Aber das wisst ihr ja schon. "Was?!", keuchte Renate, der es fast die Sprache verschlug. Ihr Gesicht nahm eine bedenklich kirschrote Färbung an: "Ihr wolltet uns zum Ausgang bringen! Und der liegt im Norden!" "Ja, stimmt", entgegnete Egon: "Der Ausgang liegt tatsächlich im Norden. Allerdings geht es schneller, wenn wir einen Umweg fahren." "Warum?" "Weil wir sonst mitten durch Kriegsgebiet müssen. Es steht derzeit schlimm um Fanficistan." "Kriegsgebiet?! Mein Gott, das hier ist ein Fanficserver!" "Es gibt trotzdem eine Menge Zwist. Würden wir jetzt einfach nach Norden fahren, dann würden wir zuerst bei den Yaoilern landen. Da müsst ihr aufpassen, die poppen mit allem, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Eigentlich sind das ja ganz arme Kerle, die meisten von denen sind nicht freiwillig stockschwul. Weiter nördlich findet man die Legionen der Zwangsverschwuler, die sich einen erbitterten Kampf mit den ähm... ja mit ihren Gegner liefern. Die Gruppierung hat keinen Namen, nur eine Forderung 'Stoppt Zwangsverschwulung!'" "Klingt einleuchtend", meinte Yuki. "Nun ja, direkt hinter der Front liegt Charakterhausen an der Inn. Ein netter Ort dort, sehr freundliche Menschen. Okay, es gibt auch eine Menge Arschlöcher, aber die sind wenigstens echte Arschlöcher. Leider liegt direkt dahinter Suetown (USA)." "Suetown (USA)?" "Ja, wo denkt ihr, kommen die ganzen Austauschsues sonst her? Suetown (USA) ist der einzige Ort auf dem Fanficserver der jeden anderen Ortsnamen klauen kann. Was nicht zuletzt daran liegt, dass kaum jemand sich freiwillig mit einer Sue anlegen würde. Allerdings ist die nahe Nachbarschaft zu Charakterhausen an der Inn sehr schlecht, denn immer mehr wandern nach OOC California ab, eine Siedlung, westlich von Suetown (USA) wo Sues und Charaktere zusammenleben. Da ich bezweifle, dass ihr DA wirklich durchwollt, machen wir einen Bogen im Osten darum, mitten durch die Sümpfe der Orthographie und durch die Stammesgründe der Fanficfreischalter." "Das klingt aber auch nicht gerade prickelnd", sagte Renate säuerlich. "Genau, warum fahren wir nicht einfach westlich drum herum? In allen Animes reisen die auch immer nach Westen. Bei Shaman King, Saiyuki..." "Ne, Westen ist ganz schlecht. Wir müssen uns erst durch die Steppen der Betaleser durchkämpfen und anschließend durch die Gefilde der Kritiker. Und wenn wir das dann erst einmal durch sind, müssen wir auch noch an den wirklich guten Fanfics vorbei." "Was denn? Klingt doch nicht einmal schlecht." "Denkst du! Betalesen dauert länger als man es für möglich hält. Und Kritiken können wirklich niederschmetternd sein. Außer man landet bei einem Pseudokritiker, der meint, dass das Aufzählen von Rechtschreibfehlern eine konstruktive Kritik ist. Das ist schließlich die Arbeit von Betalesern." "Hey, wenn jemand so blöd ist, und seine Texte nicht betan lässt, dann soll er sich aber nicht darüber wundern, dass man ihm alle Fehler anmerkt! Selber schuld, sage ich da nur", entgegnete Renate. "Ja, aber wenn jemand schon konstruktive Kritik gibt, dann sollte es schon richtige sein. Seien wir mal ehrlich - was nützt es einen Schreiber, wenn man einfach nur seine Fehler aufzählt? Die bessert er innerhalb von fünf Minuten aus und die Sache ist gegessen. Aber das ganze bringt ihm überhaupt nichts für seine Geschichte. Eine echte konstruktive Kritik ist um einiges aufwendiger, weil man sich da etwas genauer mit der Geschichte auseinander setzen muss. Wo sind zum Beispiel die Schwachstellen des Autors, sind die Charaktere wirklich glaubhaft, ist die Geschichte überzeugend? Droht Gefahr in ein Klischee abzurutschen? Selbst das Aufzählen von Dingen, die der Autor gut gemacht hat, sind hilfreicher, als das Herumreiten auf ein paar Rechtschreibfehlern." "Tja, wenn das aber so ist, dann soll der Autor gefälligst dazuschreiben, dass er solche Kommentare will. Seien wir einmal ehrlich - manchen sind sogar Quietschies zu viel Arbeit." "Trotzdem... eigentlich sollte das selbstverständlich sein", meinte Egon in einen eingeschnappten Tonfall. "Ist es aber nicht", entgegnete Renate schnippisch. Eine Weile herrschte in der Darkness Arise Stille, doch dann ergriff Egon erneut das Wort: "Außerdem bräuchten wir ewig um an den guten Fanfics vorbeizukommen. Wenn man erst einmal versehentlich eine davon zu lesen begonnen hat, dann kann man nicht mehr aufhören." "Und wir haben uns aus einer davon dieses Fahrzeug geklaut!", meinte Erika und ließ den Motor, der wie der Rest des Fahrzeugs aus Knochen bestand, aufjaulen. "Mal doch gleich ein Plakat, damit wir schneller eingebuchtet werden!" "Ähm...", warf Yuki unvermittelt ein. "Was?", fragten alle anderen im Chor. "Hört ihr das?" Einen Moment lang herrschte relative Stille im Wagen. Man konnte den Motor hören, und all die anderen üblichen Fahrgeräusche. Doch dann mischte sich ein kurzes, unangenehmes Knirschen in die Geräuschkulisse hinein. "Was war das, Erika?", fragte Egon besorgt. "Woher soll ich das wissen?! Ich bin nur Fahrer, kein Mechaniker!" "Vielleicht die Kupplung", mutmaßte Renate. Das Knirschen wurde lauter. "Wie wäre es, wenn wir alle aussteigen würden und dann... wieder einsteigen?", schlug Yuki vor. "Das ist ein Auto, kein Computer", entgegnete Renate kühl. Das Knirschen wurde beinahe penetrant. "Aber das mit dem Aussteigen ist vielleicht doch keine so schlechte Idee." "Eben, ich kenne mich schließlich mit Autos aus, das ist bei Männern genetisch veranlagt", behauptete Yuki mit einem breiten Grinsen. Erika stieg in die Bremsen, so dass ihm das Grinsen verging und sein Gesicht eine zartgrüne Färbung bekam. Draußen besahen sie sich den Grund für das Knirschen. "Das ist ja schrecklich!", stellte Yuki fest. "Abscheulich!", rief Renate. "Das ist ja voll Titte!", meinte Erika. "Erika, wir sind hier nicht im Südpark, also zügle deine Ausdrucksweise", tadelte Egon und fügte hinzu: "O mein Gott!" Und gemeinsam, in bemerkenswerter Synchronität, riefen sie: "Osteoporose!" Währendessen, in nördlicheren Gefilden, genauer gesagt in Suetown (USA) traf eine Gestalt ein. Natürlich nicht, um den eben noch aktuellen Handlungsstrang zu unterbrechen, bis der Autorin eine gute Fortsetzung einfällt, sondern um Königin Queen Regina Mary Sue die ihr gebührende Aufmerksamkeit zu widmen. Schließlich legt sich fast niemand freiwillig mit einer Sue an. Vor allem nicht, wenn eine solche sich mit ihresgleichen zusammenrottet. Kaum hatte unsere Sue die Stadt betreten, strömten von überall her andere Sues herbei, denn sie hatten eine Art siebten Sinn für Neuankömmlinge. Es könnte ja sein, dass es sich um einen unbedarften Charakter handelt. Neugierig drängten sich die Sues zusammen und starrten ihre Kollegin an. "Was suchst du hier?", fragte schließlich eine. "Ich brauche eure Unterstützung!", rief die Schwarzhaarige Sue. "Warum?", fragte eine andere. "Weil... jemand... hat es gewagt, mir einen Korb zu geben!!!" Königin Queen Regina Mary Sue schluchzte laut auf. Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann war die Kulanzfrist überschritten und vielstimmiges Stimmengemurmel erhob sich, es ertönten Sätze wie: "Wie kann man nur!" "Die arme Mary!" "Das wird er uns büßen!" Da Sues so gut wie alles wissen und ihrer Gesamtheit somit quasi allwissend sind, wussten sie natürlich, dass Mary von einem Kerl verlassen worden war. Sues in Massen waren überhaupt sehr außergewöhnlich - und das muss schon etwas heißen, denn sie waren ja Sues, denen war Außergewöhnlichkeit förmlich auf die Stirn tätowiert. Natürlich mit Farbe, die ein gewöhnlicher Charakter nicht sehen konnte. Dafür bot sich für Bienen, die Farben im Infrarotbereich sehen konnten, ein überaus interessanter Anblick. Bienen konnten eine Sue auf den ersten Blick erkennen. Allerdings musste man schon Tomaten auf den Augen haben, um ein perfektes, wunderschönes, charismatische, et cetera Wesen nicht auf Anhieb zu erkennen - selbst wenn man den Schriftzug 'Außergewöhnlich' nicht auf deren Stirn prangen sah. Was aber zweifellos noch viel interessanter ist, ist die Tatsache, dass die Suehaftigkeit der einzelnen Sue bei einem Massenaufgebot etwas abnahm. Viele denken ja immer, dass es nur eine Sue an einen Ort geben kann, da nur einer zeitgleich am besten sein kann und sich folglich alle Sues gegenseitig auslöschen; da sie alle zugleich durch die Eigenschaft am besten zu sein, kräftegleich sind. Allerdings war das nicht so; denn man ist kein perfektes Wesen, wenn man sich durch ein kleines Paradoxon auslöschen lässt. Man ist einfach etwas weniger perfekt, wird in einem Gebiet schlecht, so dass man am Ende immer noch wundervoll und geliebt ist, aber mit kleinen Macken, die einen noch liebenswerter machen. Außerdem würden sich Sues nicht gegenseitig abschlachten, schließlich sind sie scheißfreundlich. Und nicht so dumm auf diesen billigen Trick hereinzufallen. Zudem verhielt es sich so, dass in einer Geschichte, selbst wenn es mehrere Sues vorhanden sind, eine Sue immer am wichtigsten ist, die Hauptsue, die Bienenkönigin aller Sues. Wie hier in diesem Fall Königin Queen Regina Mary Sue. "Schwestern!", rief die Sue, nachdem sie sich auf eine umgedrehte Orangenkiste gestellt hatte, um aus der Menge herauszuragen. Wo sie die Kiste herhatte, ist übrigens völlig ohne jeglichen Belang, nicht dass jemand auf die Idee kommt, diesbezüglich irgendwelche Fragen zu stellen. Wo war ich? Ach ja, unsere Sue stand auf einer Kiste. "Schwestern!", rief sie und war von einer Aura des puren Zorn umgeben: "Ich bin extra per ENSexpress hierher gekommen um euch etwas wichtiges zu sagen. Schwestern! Jemand hat es gewagt, mir, einer von euch, einer waschechten Sue, einen Korb zu geben!" Eine Welle der Empörung rauschte durch die Menge, die wusste, dass es sich bei diesem Korb nicht um hübsches Flechtwerk handelte. "Wir müssen uns gegen diese Ungerechtigkeit wehren! Denn die Sue bekommt immer den männlichen Hauptcharakter (oder verkuppelt ihn mit der attraktivsten Schwuchtel)!" Ein bestätigendes Murmeln schwoll an. Dann wieder ab und die Sue fuhr fort. "Schwestern! Es wird Zeit, dass wir uns holen, was uns zusteht! Schwestern, zu den Waffen! Wir lassen uns so etwas nicht bieten, denn wir sind Sues, und wer einer von uns einen Korb gibt, der gibt uns allen einen Korb!" Die Menge brach in begeisterte Rufe aus und war erfüllt vom wahrhaftigen Kampfgeist. Kein gewöhnlicher Kampfgeist, sondern Sue-Kampfgeist - der natürlich viel besser als normaler Kampfgeist war. Zum Glück hatten Sues einen Art perfektionistischen Zwang, so dass es eine Weile dauern sollte, bis sie ihren Masterplan geschmiedet haben würden. Und aufgrund ihrer großen Zahl konnten sie auch nicht den ENSexpress benutzen ohne als Spammer hingestellt zu werden, aber wo ein Wille... ähm hunderte Sues sind, ist auch ein Weg! Yuki und Renate ahnten derweil nichts von diesem Aufgebot, denn sie hörten sich den Streit zwischen Egon und Erika an: "Klauen wir ein Fahrzeug aus Knochen, hast du gesagt, Knochen rosten nicht, hast du gesagt!" "Woher sollte ich wissen, dass du dir ausgerechnet einen Frauenwagen aussuchst!" "Ich bin ein Mädchen! Natürlich suche ich mir Frauenwagen aus! Aber du hättest uns ja ein früheres Kapitel zum zuschlagen aussuchen können, eines in denen das Fahrzeug nicht schon halb zerbröselt ist, Herr Arsch von einen Kilometerzähler!" "Lass uns gehen", sagte Renate leise an Yuki gewandt: "Ich halte diese Schreckschraube keine drei Minuten mehr aus." Beide machten sich daraufhin klammheimlich aus den Staub. Sie folgten der ungefähren Fahrtrichtung, denn jetzt wussten sie ja, wo sie ungefähr lang mussten. 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