Tage der Vergeltung von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 5: Chapter V -------------------- In der Nähe Chihuahuas Mexico State 00:57 h 24. Mai Nach einer knappen Stunde Fußmarsch hörten die beiden Agenten durch das Rauschen des Regens das Geräusch eines Motors näher kommen und tatsächlich erschien nach einer Weile ein Scheinwerferpaar, dass direkt auf sie zuhielt. Mulder hob eine Hand und stoppte den Wagen. Aufmerksam näherte er sich der Fahrertür, als die Scheibe herunter gekurbelt wurde und ein alter Mann mit wirr vom Kopf stehenden Haaren zu ihm heraus spähte. „Buenas noches, amigos! Puedo ayudaros? A dónde queréis ir?“ Verblüfft sah Mulder den Mann an, wühlte in seinen Taschen und ließ seinen FBI-Ausweis aufblitzen. „Ah, si! Americanos! Sind Sie Agent Mulder und Agent Scully?“ Mulder nickte überrascht und warf Scully einen skeptischen Seitenblick zu, die neben ihn getreten war. „Ich bin Salvatore. Tut mir wirklich leid, dass ich so spät gekommen bin, aber es gab eine Menge Probleme die mich aufgehalten haben.“ Er warf einen schnellen Blick in den Rückspiegel, was Mulder veranlasste ebenfalls die Straße abzusuchen. Doch alles war still. „Kommen sie, steigen sie ein.“ „Wieso ist hier draußen kein Mensch, und das obwohl der Bahnhof der Stadt hier liegt? Ist das nicht äußerst verantwortungslos Reisenden gegenüber?“ fragte Scully, als der Mann seinen Pickup wendete und auf das majestätische Gebirge zuhielt. Er lachte leise und schüttelte den Kopf. „Sie kommen nicht von hier, Agent Scully, dass entschuldigt Ihre Unwissenheit. Aber sie hätte Ihnen den Kopf kosten können, wenn sie an jemanden anderen geraten wären als mich. Es ist Anordnung der Stadtverwaltung. Kein Mensch darf sich mehr nach Anbruch der Dunkelheit auf der Straße aufhalten. Das ist unter anderem einer der Gründe, aus dem ich zu spät war. Sie dürfen uns auf keinen Fall erwischen...“ Scully war erstaunt. „Gibt es einen Grund für diese Sicherheitsvorkehrung?“ Der Mann sah sie kurz im Rückspiegel an. Seine Augen wirkten auf Scully gehetzt und vollkommen übermüdet. Ein animalisches Licht schien in ihnen zu glimmen. „Allerdings. Sobald es dunkel ist geschehen seltsame Dinge in und um die Sierra Madre.“ Von dem Moment an sagte keiner mehr ein Wort. Nur der Motor tuckerte dumpf vor sich hin und die Heizung rauschte leise. Trotz allem war es unangenehm kühl geworden. Langsam stieg die Straße an und vom flachen Weideland kamen sie nun in einen immer dichter werdenden Wald, der tiefe, zerklüftete Schluchten und steile Berghänge verbarg. Verworrenes Wurzelgeflecht hing von den Ästen der gigantischen Bäume, Farnkraut und andere seltsame Sträucher wucherten am Boden. Zusammen bildete dies ein schier undurchdringliches Wirrwarr, in dem es raschelte und zirpte und das hin und wieder aufriss, um beeindruckende, furchteinflößende Berghänge freizugeben. Auch der Schrei eines Tieres verfolgte die drei bereits seit einer geraumen Zeit. Er klang seltsam wehmütig, schien in der Stille der Dschungelnacht wieder zu hallen und erklang mal näher am Wagen, mal weiter entfernt. Mulder überlief es jedes Mal eiskalt. Es klang so fremdartig und ihn beschlich das unangenehme Gefühl, dass der Urheber dieses Schreis sie beharrlich auf ihrem Weg verfolgte. Irgendwann wurde der Himmel vollständig von den hohen Kronen der Bäume verschlungen und es wurde stockfinster. Der tunnelartige Weg führte sie immer weiter bergauf, schüttelte das Gefährt mit seinen Insassen heftig durch. Mulder und Scully hatten längst die Orientierung verloren, was ein beklemmendes Gefühl der Abhängigkeit in ihnen wachrief. Es würde unmöglich sein auf eigene Faust diesen Dschungel wieder zu verlassen und sie würden sich hier niemals frei bewegen können. Endlich lichteten sich die Bäume und der Weg mündete auf einem gigantischen Felsplateau, auf dem sich mehrere kleine Holzhütten umeinander drängten. Das Lager lag in vollkommener Stille und Dunkelheit da, keiner der Bewohner erschien, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Salvatore stellte den Wagen in einiger Entfernung zu den Hütten ab und wandte sich dann an Scully und Mulder. „Meine Freunde schlafen bereits. Ich bitte sie also, sich leise zu verhalten. Es könnte sie zu Tode erschrecken, sollten sie um diese Uhrzeit etwas vor ihren Türen hören.“ Er blickte zu der kleinen Ansammlung von Häusern und schien für einen Moment abwesend. Dann öffnete er die Tür und stieg aus. „Kommen sie, ich zeige ihnen ihre Unterkunft.“ Sie folgten ihm zu einer Hütte, die vielleicht höchstens 12 m² maß. Die Decke war derart niedrig, dass Mulder nicht aufrecht stehen konnte, zwei Betten, eine große Holztruhe und eine Waschnische. Damit war der Platz des Raumes bis an die Grenzen des Möglichen ausgenutzt. „Wenigstens ist das Ding wasserdicht.“ murmelte Mulder, als der Mann gegangen war, und Scully konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie hatte schon vieles mit ihm erlebt und durchgemacht und da bedeutete ein solches Abendteuer nur einen weiteren Punkt auf dieser Liste. Sie zündete eine Petroleumlampe an und stellte sie auf den Boden zwischen ihren Betten. „Werden Sie es auf so engem Raum mit mir aushalten?“ fragte Mulder schmunzelnd und schälte sich mühsam aus seinem triefnassen Anzug. Scully schaute ihn nur missbilligend an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)