Neue Katastrophen im Hause Kaiba von Tea_Kaiba (Fortsetzung zu "Die Familie Kaiba und andere Katastrophen") ================================================================================ Kapitel 4: Yesterday -------------------- Yesterday All my trouble seemed so far away Now it looks as though they're here to stay Oh I believe in yesterday Suddenly I'm not half the man I used to be There's a shaddow hanging over me Oh yesterday came suddenly Why she had to go I don't know She wouldn't say I said something wrong Now I long for yesterday Yesterday Love was such an easy game to play Now I need a place to hide away Oh I believe in yesterday Why she had to go I don't know She wouldn't say I said something wrong Now I long for yesterday Wie er es hasste Leuten hinterher zu rennen. Und wenn es hundertmal Tea war. Aber was sollte er machen? Er kannte ihren Dickkopf, freiwillig würde sie nicht zurückkommen, schon gar nicht nach dem Desaster gestern Abend. Also hatte sich Seto für diesen Tag freigenommen – was relativ einfach war, da er ja sowieso die meiste Zeit von zu Hause aus arbeitete – hatte Roland eingeschärft, Rowena nicht aus dem Haus zu lassen – schließlich musste er mit ihr immer noch ein paar Worte wegen dieses... Halbwheelers, oder was auch immer er war, reden – und war losgefahren. Die Gardners hatten zu der Zeit, als Tea und Seto sich kennen gelernt hatten, natürlich in Domino gewohnt, inzwischen aber waren sie etwas weiter aufs Land gezogen, und so dauerte die Fahrt ihre Zeit. Trotzdem kam er schneller ans Ziel als ihm lieb war – wenn er ehrlich war, fand er den Gedanken, jetzt auf seine Schwiegereltern zu treffen, nicht besonders angenehm. Bestimmt hatten sie sich inzwischen, aufgrund von Teas Erzählungen, ihr eigenes Urteil über die Geschehnisse gebildet, auch wenn das wieder eine Sache war, die er ungern zugab, lag ihm mittlerweile sehr viel an der Meinung der Beiden, besonders von Teas Vater, den er als nüchternen, leutseligen Geschäftsmann im Ruhestand kannte und dessen alte Beziehungen selbst ihm mit seinem Netzwerk an Bekanntschaften und Abhängigkeiten schon mehr als einmal nützlich gewesen war. Anfangs hatten Mr. und Mrs. Gardner nicht sehr viel von der Partnerwahl ihrer Tochter gehalten – um es einmal vorsichtig auszudrücken. Aber in den vergangenen Jahren war aus ihrem anfänglich kühlen Verhältnis echter Respekt und sogar etwas, das man mit etwas gutem Willen als Freundschaft bezeichnen konnte, geworden. Als er seinen Wagen auf den Hof lenkte, war Lilja Gardner gerade dabei ihre vielen Katzen zu füttern. Besser gesagt davon ging er aus, denn zuerst konnte er zwischen all den Tieren nur einen Berg aus Stoff und Klimperzeug entdecken – bei Teas Mutter wies nicht nur ihr kurioser Vorname auf ihre entfernten Zigeunervorfahren hin, sondern auch die Art und Weise, wie sie sich kleidete. Normalerweise hätte Seto über diese Menge an Halstüchern und Kupferschmuck nur verächtlich die Nase gerümpft, aber sie war nun einmal seine Schwiegermutter. Das war etwas anderes. Der Berg richtete sich etwas auf, sodass erst eine Wolke graumelierten schwarzen Haares und schließlich eine Gestalt und ein Gesicht sichtbar wurden. Kaum hatte Lilja ihren Schwiegersohn erkannt, machte sich ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht breit und sie eilte ihm entgegen. Himmel, hatte Tea denn nichts erzählt? Offensichtlich nicht. „Du bist ja doch gekommen! Tea meinte, du hättest so viel mit der Firma zu tun und Rowena muss natürlich zur Schule... jedenfalls sagte sie, sie wollte uns ein paar Tage allein besuchen. Freut mich, dass du doch ein bisschen Zeit finden konntest...“ Die kleine, füllige Frau unterbrach ihren Redeschwall, um Seto herzlich zu umarmen, was dieser immer noch als seltsam empfand, aber einigermaßen als notwendiges Ritual akzeptiert hatte. Zu zweit gingen sie ins Haus, wo der unerwartete Besucher alles, vom kompletten – verspäteten – Mittagessen bis zum einfachen Glas Wasser angeboten bekam und alles bis auf eine Tasse Tee ablehnte. Während sich Lilja am Wasserkocher zu schaffen machte, ließ Seto seinen Blick durch die großzügig angelegte Wohnküche schweifen. Alles war noch so, wie er es in Erinnerung hatte, von den Wirtschaftsmagazinen von Teas Vater Akira auf dem Couchtisch über Liljas Nische mit den unzähligen Ikonen, Kreuzen und Heiligenfigürchen bis zu der Wand gegenüber davon, an der sich eine immense Anzahl an Familienfotos drängte. Viele davon zeigten Tea oder Seto, einige Mokuba oder andere entferntere Verwandte, aber der größte Teil davon waren doch Bilder von Rowena. Von den ersten Babyfotos über Bilder von der Einschulung bis zu Aufnahmen relativ neuen Datums hatten die Gardners so ziemlich alles aufgehängt. Sie vergötterten ihr Enkelkind geradezu und bedauerten es hauptsächlich ihretwegen, dass die Fahrt von Domino bis zu ihrem Landhaus zu umständlich war, um sie allzu oft auf sich zu nehmen. Einige Minuten später war Setos Tee fertig und wurde ihm von seiner immer noch eifrig redenden Schwiegermutter ausgehändigt. Als diese nun endlich etwas zur Ruhe kam, entstand eine – zumindest für Seto – peinliche Stille, die er zu überbrücken versuchte, indem er fragte: „Wo ist Tea? Ich sollte ihr vielleicht sagen, dass ich hier bin.“ Seine Stimme klang etwas belegt, so kam es ihm jedenfalls vor, aber Lilja bemerkte nichts. „Natürlich musst du das! Sie ist hinten bei den Pferden, vielleicht schaffst du es ja, ihr das Reiten auszureden. Eine schwangere Frau! Was da alles passieren kann! Aber sie lässt sich nicht davon abbringen.“ Seto nickte nur abwesend, ließ seine kaum berührte Tasse auf dem Tisch stehen und begab sich wieder nach draußen. Diesmal umrundete er das kleine Gehöft und kam zu der kleinen angrenzenden Koppel. Akira hatte es für eine gute Idee gehalten, sich zwei Pferde anzuschaffen, obwohl er selbst zu diesem Zeitpunkt kaum und seine Frau gar nicht reiten konnten. Tea war von der Idee genauso begeistert wie ihr Vater, und so war zu den zwei Tieren bald noch ein drittes gekommen, die junge Stute, auf der die damals Zwanzigjährige eifrig Reitstunden genommen hatte, bis sie wohl am besten aus der ganzen Familie mit den Pferden zurechtkam – zumindest, bis sie sowohl im Eifer als auch im Können von ihrer eigenen Tochter übertroffen wurde. Es bereitete Seto keine großen Schwierigkeiten, seine Frau zu finden: Sie stand mit dem Rücken zu ihm auf den Zaun gelehnt und streichelte ihrer Stute Anemone (Anm.: = die Windsbraut) über die Stirn. Er zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde, so dass ein Außenstehender wahrscheinlich gar nichts von seinen Hemmungen gemerkt hätte, und ging dann auf sie zu. Ohne ein Wort zu sagen, bückte er sich, pflückte ein paar Grashalme und hielt sie Anemone vors Maul, ganz so, als wäre sie das einzige Wesen auf dieser Koppel, das ihn momentan interessierte. Sobald Tea ihn wahrgenommen hatte, stieß sie einen leisen Schrei aus und drehte sich abrupt zu ihm. „Was suchst du hier?“ Seto unterdrückte einen Seufzer – was hatte er denn an Kompromissbereitschaft erwartet? Wenigstens schrie sie ihn nicht gleich an oder überhäufte ihn mit Vorwürfen. „Dich.“ antwortete er schlicht. Ihre Miene verdüsterte sich. „Ach nein? Ich dachte, du machst nur einen Spaziergang.“ „Nein.“ Verdammt, wo waren seine großen Sprüche von sonst hin? „Ich habe dir doch gesagt, ich will meine Ruhe! Also lass sie mir um Himmels Willen! Ich komme schon irgendwann zurück, vermutlich.“ Setos Muskeln verkrampften sich. Er hatte sich oft genug mit ihr gestritten, aber ein Leben ohne Tea auf unbestimmte Zeit – unvorstellbar. Natürlich sagte er nichts von alledem. „Was ist mit Rowena? Ich verstehe ja noch, dass du auf mich sauer bist, aber sie kann doch nichts dafür!“ Tea blieb kühl. „Sie wird's überleben. Sie ist dreizehn, da muss man sie nicht mehr ständig bemuttern. Außerdem hat sie ja noch dich.“ Er wollte etwas erwidern, besann sich aber anders und knurrte nur: „Mach doch, was du willst!“ Ohne sich von irgendjemandem zu verabschieden, ging er über den Hof zurück zu seinem Wagen, stieg ein und ließ den Motor an. Als er gerade auf die Straße einbog, trat Lilja aus dem Haus und sah ihm verdutzt nach. Wenige Sekunden später bog Tea um die Ecke. Im Blick ihrer Mutter las sie nur zu deutlich, dass endlich eine Erklärung angebracht war. Teas Worten folgte ein langes Schweigen. Natürlich freuten sich ihre Eltern nicht gerade über den Streit zwischen ihr und Seto, aber was sollten sie schon sagen? Die beiden waren erwachsen und mussten selbst sehen, was sie aus der Situation machten. Das Telefon klingelte und zerriss die Stille, worüber alle Beteiligten froh waren. Akira stand schnell auf und griff nach dem Hörer, um sich aus dieser Lage, womöglich zu etwas seine Meinung sagen zu müssen, zu dem er nichts sagen konnte, zu befreien. „Gardner.“ meldete er sich. Nachdem er dem Anrufer kurz zugehört hatte, warf er einen unsicheren Seitenblick zu seiner Tochter, antwortete dann aber: „Moment.“ und reichte Tea den Hörer. „Für dich.“ Die junge Frau zögerte kurz, griff dann aber Entschlossen nach dem Telefon. „Ja?“ „Tea?“ Die Stimme am anderen Ende klang eindeutig nach Mokuba. „Ich weiß, dass dir das Thema nicht gefallen wird, aber bitte leg nicht auf. Ich muss mit dir über Seto sprechen.“ Sie runzelte die Stirn. Dann aber stand sie von ihrem Platz auf, machte ihren Eltern ein Zeichen, dass wohl „Entschuldigt mich kurz“ heißen sollte und verschwand mit dem tragbaren Gerät in ihrer Hand aus dem Zimmer. „Also, was gibt es?“ fragte sie, nachdem sie sich in ihrem Zimmer auf ihr Bett gesetzt hatte. „Wenn er nicht gerade schwer verletzt im Krankenhaus liegt, fallen mir nämlich nicht viele Gründe ein, die mich im Moment dazu bewegen könnten, auf dieses Thema einzugehen.“ Mokuba brachte ein trockenes Lachen zu Stande. „Nein, nichts dergleichen. Aber was hat sich Seto denn zu Schulden kommen lassen, dass du so sauer auf ihn bist?“ Tea hatte keine Lust, sich darüber zu unterhalten. Nur die Tatsache, dass sie mit Mokuba sprach, den sie schon ins Herz geschlossen hatte, als Seto noch ihr erklärtes Feindbild gewesen war, brachte sie dazu zu antworten. „Er achtet auf nichts als das, was für ihn persönlich wichtig ist, bevormundet mich und ist grade eifrig dabei, irgendeine alberne elitäre Familiendynastie aufzubauen. Reicht das nicht erst Mal?“ fragte sie missgelaunt. Zu ihrer Überraschung lachte Mokuba. „Familiendynastie? Jetzt mach aber mal halb lang. Er ist eben stolz auf seine Familie, was ist so schlimm daran? Im Übrigen gehörst du zu dieser Familie doch auch dazu.“ Tea schnaubte. „Eben nicht. Ich weiß doch gut genug, dass wenn Seto erst einmal der Ehrgeiz gepackt hat, angeheiratete Verwandtschaften für ihn so gut wie nichts wert sind.“ Das war jetzt falsch rübergekommen. Als ob sie darüber jemals schon einen Augenblick nachgedacht hätte. Außerdem wollte sie Seto ja auch gar nichts unterstellen – nicht DAS auf jeden Fall. Es war ihr einfach spontan so eingefallen. Mokuba schien nicht beeindruckt. „Ganz abgesehen davon, dass ich dir nicht abnehme, dass es dir darum geht – fällt dir irgendeiner von uns ein, Rowena einmal ausgenommen, der sich seit seiner Geburt „Kaiba“ nennen kann?“ er lachte wieder. „Allesamt adoptiert. Auf die Gefahr hin, dass das deine Theorie von der „Dynastie“ jetzt noch untermauert, weil es so nach exklusiver Gemeinschaft klingt: „Kaiba“ wird man nicht durch Geburt. Sondern dadurch, dass man es sein WILL, und das willst du doch, oder nicht? Und natürlich dadurch, dass du uns anderen etwas bedeutest.“ Mokuba klang wieder ernst. „Und das tust du. Wirklich! Seto und Rowena ganz besonders, aber auch Sabrina und mir. Du bist ein Teil unserer Familie, daran ändern auch eure albernen Streits nicht. Also hör auf, die Prinzessin auf der Erbse zu spielen und komm zurück. Dann renkt sich schon alles wieder ein.“ Das hatte gesessen. Auch, wenn sie es sich nicht einmal selbst eingestehen wollte, hatte Tea daran gezweifelt, zu dieser Familie zu gehören. Sie bekam langsam eine Ahnung davon, warum Seto Mokuba nie etwas abschlagen konnte. Er hatte einfach überzeugende Argumente, ob das nun wie früher sein treuherziger Blick war oder wie jetzt ein paar richtig gesetzte Worte – es traf da, wo es sollte. Tea seufzte. „Also ... gut.“ Antwortete sie nach einer kleinen Ewigkeit. Ich komme - morgen Abend. Würdest du Seto das ausrichten? Ich kann jetzt nicht am Telefon mit ihm sprechen...“ meinte sie matt. Dann legte sie ohne große Verabschiedung auf – Mokuba würde schon verstehen. Sie fühlte sich so schrecklich müde. Einen Augenblick lang ließ sich die junge Frau zurück auf ihr Bett sinken. Nicht lange, sie würde gleich wieder aufstehen. Es war doch noch so früh am Abend. Außerdem war sie nicht sehr müde... Dachte sie zumindest noch, bevor sie einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)