Hüter des Schicksals von abgemeldet (Draco/Harry (was sonst)) ================================================================================ Kapitel 23: ------------ Kapitel 23 Daimos saß im Raum der Wünsche und wartete auf Ron. Seit ihrem ersten Gespräch in Lynars Büro waren einige Tage vergangen, in denen sie außerhalb des Unterrichts keinen Kontakt zueinander gehabt hatten. Doch Daimos hatte beobachten können, dass es Ron von Tag zu Tag schlechter ging. Der Slytherin wusste, dass Ron im Laufe des Nachmittags in den Raum der Wünsche kommen würde um ein wenig Ruhe zu finden. Aus diesem Grund hatte sich Daimos einen Raum gewünscht, den außer ihm nur Ron betreten konnte. Ganz egal was sein Verstand ihm sagte und was Draco und Joshua davon hielten, wollte er für Ron da sein. Er war einmal sein bester Freund gewesen und hatte so viel für ihn geopfert. Daimos wollte wenigstens ein wenig davon zurückgeben können. Als Ron den Raum betrat, bemerkte er Daimos zunächst nicht. Es war der gewohnte Raum, in dem er immer Zuflucht suchte und in dem er sich früher mit Pig getroffen hatte. Das letzte, womit Ron in diesem Raum rechnete war ein unangemeldeter Besucher. Er ließ sich erschöpft auf das Sofa sinken. Müde schloss er die Augen, fuhr jedoch erschrocken hoch, als er eine Hand durch seine Haare streichen spürte. „Entschuldige“, meinte Daimos leise. „Ich wollte dich nicht erschrecken.“ „Was machst du hier?“ Auf Rons Gesicht spiegelte sich Verwirrung, doch auch ein wenig Freude. „Ich habe es nicht mehr ertragen zuzusehen, wie sehr du leidest, ohne jemanden zu haben der dir Trost spendet“, antwortete Daimos sanft. „Und was sagen Malfoy und dein Bruder dazu?“, fragte Ron skeptisch. „Sie wissen es nicht“, entgegnete Daimos lächelnd. Ron schüttelte den Kopf. Er hätte sich auch nicht vorstellen können, dass die beiden Daimos her gelassen hätten. „Ich glaube kaum, dass die beiden begeistert sein werden, wenn sie erfahren, dass du hier bist.“ „Im Moment ist mir das ziemlich egal“, gab Daimos zurück. „Ich habe mich entschieden dir zu vertrauen, trotz der Dinge, die geschehen sind. Niemand sollte mit seiner Trauer allein gelassen werden. - Du hast so viel für mich getan, Ron. Ich möchte wenigstens etwas davon zurück geben können.“ „Danke, Daimos!“, wisperte Ron mit brüchiger Stimme. Daimos legte ihm einen Arm um die Schulter und zog den Gryffindor zu sich, so dass er gezwungen war sich gegen Daimos zu lehnen. „Ich glaube, ich könnte in deiner Situation nicht so stark sein. Allein die Vorstellung, ich könnte Draco verlieren, macht mich krank.“ „Pig hat mich seit Jahren darauf vorbereitet, dass er irgendwann sterben würde. Ich habe es lange einfach akzeptiert. So war der Plan der Schicksalsweberinnen. Warum sollte ich daran etwas aussetzen, wenn ich doch nichts ändern konnte? Diese Einstellung hat sich schlagartig geändert, als ich mich in Pig verliebt habe“, erzählte Ron leise. „Es kam wirklich nicht unerwartet. Aber ich hätte nicht gedacht, dass er für mich stirbt.“ „Ich habe nie bemerkt, dass du dich davon geschlichen hast“, stellte Daimos nachdenklich fest. „Wie hast du das gemacht, wenn ihr euch getroffen habt?“ Ein leichtes Lächeln legte sich auf Rons Gesicht. „Ich konnte schon viele Dinge, lange bevor ich nach Hogwarts kam. Meine schlechten Noten und der Widerwille am Unterricht gehörten nur zu dem Teil meiner Maske, der für dich bestimmt war. Joshua und Vater wussten immer, dass ich weit bessere Noten hätte bringen können. Immerhin haben sie mich auch schon vor Hogwarts unterrichtet. - Aber das meiste hat mir Pig beigebracht. Vor Hogwarts und auch während unserer Schulzeit hier. Er hat mir gezeigt, wie ich mich tarne und mich lautlos fort bewege. Und auch wie ich vorgebe an einem Ort zu sein, obwohl ich ganz wo anders bin.“ „Er hat dich sehr geliebt“, meinte Daimos nach einem Moment des Schweigens lächelnd. Von Ron Erklang ein tiefes, schweres Seufzen. „Da bin ich mir nicht so sicher. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass er nur mit mir zusammen war, um mich nicht zu verletzen.“ „Das ist nicht wahr!“ Daimos strich beruhigend durch Rons Haare. Ohne, dass es dem Gryffindor bisher aufgefallen war, liefen ihm Tränen über das Gesicht. „Ich habe Erinnerungen von Pig gesehen.“ „Du hast was?“ Ron sah entsetzt zu Daimos auf. „Ich habe Erinnerungen von ihm und Lex gesehen und ich habe Erinnerungen von ihm und dir gesehen“, fuhr Daimos unbeirrt fort. „Es war nicht zu übersehen, dass er dich genauso sehr liebte, wie er einst Lex geliebt hat. Und ich glaube, zum Schluss hat er dich weit mehr geliebt.“ „Woher willst du das wissen? Er...“ Trotz allem Bemühen es zu unterdrücken, entwich Ron ein leises Schluchzen. „Pig hat mir nur ein einziges Mal gesagt, er würde mich lieben.“ Daimos runzelte die Stirn. Das hatte er nun nicht erwartet, nach allem, was Pig letztendlich für Ron getan hatte. „Ich weiß nicht, ob Pig es dir jemals erzählt hat. Für die Schicksalswinde ist das Wort der Weberinnen das höchste Gut. Niemand von ihnen würde je auf die Idee kommen, jemals etwas zu tun, dass die Weberinnen verboten haben oder nicht ausdrücklich erlaubt. - Pig und Lex haben sich dem in geringem Maße widersetzt, aber ihre Beziehung wurde von den Weberinnen akzeptiert. Als sich Pig dir aber offenbart und anvertraut hat, verstieß er gegen eine ganze Reihe von Gesetzen der Weberinnen.“ „Das hat er für Lex getan, nicht für mich“, warf Ron schwach ein. „In dem Moment noch für Lex, ja“, räumte Daimos seufzend ein. „Aber je mehr Zeit verstrich, desto mehr hat er es für dich getan. - Letztendlich hat er sogar einen Menschen getötet, um dir zu ermöglichen, den Weg fort zu setzen, den du in den letzten Jahren beschritten hast.“ „Er hat WAS?“ Ron war aufgesprungen und starrte Daimos entsetzt an. Weder konnte noch wollte er das glauben. Daimos seufzte erneut. „Ich weiß nicht, was es war, das Pig zur Eile getrieben hat. Aber er schien es für nötig zu befinden, dass du dein Erbe schon jetzt antreten kannst. - Pig war am Samstag Morgen bei Joseph Simior. Vielleicht wusste er, dass er an diesem Tag den Weberinnen folgen musste, auch ohne den Angriff. Aber das werden wir vermutlich nicht mehr erfahren.“ „Woher weißt du das?“, fragte Ron verwirrt. „Wir haben nicht nur deine Erinnerungen gesehen, Ron“, wiederholte Daimos geduldig, jedoch mit gerunzelter Stirn. Etwas dem Ausdruck in Rons Gesicht irritierte ihn. Ron ließ sich wieder auf das Sofa sinken und rieb sich erschöpft die Augen. „Es ist beruhigend das zu wissen“, murmelte er. „Beruhigend?“, hackte Daimos nach. „Was immer Pig angestellt hat, er muss dabei ein wenig schlampig vorgegangen sein. Zumindest hat man herausgefunden, dass Joseph keines natürlichen Todes gestorben ist“, erklärte Ron. „Ich habe vorhin einen Brief bekommen. Mein Vater wollte mir eine Leibgarde abstellen und her schicken. Ich habe das entschieden abgelehnt, mit der Begründung, das Josephs Mörder einer von unseren eigenen Leuten sein muss und ich keiner Leibgarde trauen würde. Allein könne ich mich gut genug verteidigen, zumal nach Hogwarts ohnehin niemand unbemerkt gelangt. - Es ist gut zu wissen, dass nicht wirklich die Gefahr eines weiteren Anschlags besteht.“ „Aber du kannst damit deine Leute beschäftigten“, stellte Daimos lächelnd fest. „Sie werden viel Zeit damit verschwenden diesen vermeintlichen Verräter zu finden.“ „In der Tat. Jede Ablenkung für den Clan bringt für uns einen Vorteil. - Ich hätte Pig das nie zugetraut“, fügte Ron kopfschüttelnd hinzu. „Vor allem nicht, dass er dabei so ungenau vorgeht.“ „Wer weiß, was der liebe Pig alles geplant hat“, entgegnete Daimos nachdenklich. „Ich denke, er hatte eine ganze Menge Geheimnisse, von denen wir nichts mehr erfahren werden!“ Blaise war verwirrt. Er wusste, dass irgendetwas geschehen war, nach der Rückkehr von Daimos und Draco. Nicht nur Dracos Verhalten war anders. Er hatte den Blonden monatelang nicht gesehen. Die Zeit allein mit Daimos in dieser fremden Welt hatte Draco unglaublich geprägt und verändert. Obwohl Draco es vermutlich selbst nicht bemerkt hatte, war er sicherer Geworden im Umgang mit seiner Gabe und hatte nun endlich, nach so vielen Jahren, seine Aufgabe angenommen. Das alles war Blaise auch aufgefallen, ohne das ihm berichtet worden war, was Draco und Daimos überhaupt erlebt hatten. Doch auch Joshua, dessen Veränderung Blaise in den letzten Wochen hatte beobachten können, verhielt sich anders, seit die Wellen sich nach dem Kampf in Hogsmead geglättet hattet. Zwar war Joshua immer für Blaise da, wenn dieser ihn brauchte, trotz seines Trainings und der vielen Zeit die er bei Merlin oder Daimos verbrachte. Und dennoch fühlte Blaise, dass seine beiden besten Freunde etwas vor ihm verbargen, was sie beide sehr beschäftigte. Und nun hatte er beobachtet, wie Daimos ausgerechnet zusammen mit Ron Weasley den Raum der Wünsche verlassen hatte. Er wollte wissen, was da vor sich ging. Warum traf Daimos sich zu geheimen Besprechungen ausgerechnet mit dem neuen Clan-Führer? Blaise war auf dem Weg in die Räume der Slytherins, als ihn die Stimme von Dean Thomas aus seinen Gedanken riss. „Glaubst du wirklich, du könntest dem Clan entkommen, Ginny?“ Die Stimme des Gryffindors lief über vor Spott und Begierde. „Wenn die Slytherins erst einmal besiegt sind, wird deine Strafe sehr unschön ausfallen!“ „Lass mich in Ruhe, Thomas! Ich bin keines von diesen hörigen Mädchen, die ihr euch so gern heranzieht!“, entgegnete Ginny scharf. Blaise blieb wie angewurzelt stehen. Er brauchte einen Moment, um vollkommen aus seinen Gedanken aufzutauchen und zu begreifen, was vor sich ging. Und bevor er dann um die Ecke eilen konnte, um Ginny zu Hilfe zu kommen, mischte sich eine weitere Stimme ein. „Lass sie in Ruhe, Dean!“ Es war nur ein wütendes Zischen, das von Ron kam. Blaise konnte sich gut vorstellen, dass Thomas ängstlich davor zurückwich. „Und du solltest verschwinde, Weib!“ Blaise hörte Ginnys abfälliges Schnauben, doch auch die schnell davon eilenden Schritte des Mädchen. Er hätte in ihrer Position nichts anderes getan, als zu verschwinden. Mit Thomas konnte man sich anlegen, doch Ron war Joshua ebenbürtig, das hatte er erst vor kurzem bewiesen. Mit ihm sollte man sich nicht anlegen, wenn es zu vermeiden war. „Sie ist eine Verräterin! Warum nimmst du sie in Schutz?“, wollte Thomas aufgebracht wissen. Blaise blieb mit gerunzelter Stirn stehen und lauschte. Das war eine Frage, deren Antwort auch ihn interessierte. „Achte auf deine Manieren, Dean!“, ermahnte Ron ihn finster. „Und ich sehe keinen Grund meine Handlungen vor dir zu rechtfertigen. Lass deine Finger von ihr!“ Blaise hörte, wie Thomas einige Male kontrolliert ein und aus atmete um sich zu beruhigen, bevor er sagte: „Entschuldigung, Sir! Mein Verhalten war ungehörig. Dennoch möchte ich eine Antwort auf meine Frage. Es gibt einige im Clan, die Ihre Position anzweifeln. Und ich denke nicht, dass das Schützen einer Verräterin diese Zweifel zerstreuen wird!“ „Gehörst du zu denen, die an mir zweifeln, Dean?“, wollte Ron ruhig wissen, doch Blaise glaubte, einen lauernden Unterton heraus zu hören. „Natürlich nicht, Sir!“ Aus Thomas Stimme erklang ehrliche Empörung. „Aber Sie wissen, dass Sie überwacht werden!“ „Und du gehörst zu denen, die mich überwachen.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung, die keine Zweifel offen ließ. „Wenn du diesen Job behalten willst, Dean, zügle dein Verlangen. Die Frauen lenken nicht nur von deiner Aufgabe ab. Und wenn es zu unerfreulichen Ereignissen kommt, wirst du die Schule verlassen und im Hauptquartier anderen Aufgaben nachgehen müssen! - Und um deine Zweifel zu zerstreuen. Meine Schwester spioniert für uns. Wir sollten ihr nicht unnötig Steine in den Weg legen.“ Blaise knirschte wütend mit den Zähnen. Er hatte es gewusst. Warum vertraute Draco ihr, wenn sie doch offensichtlich gelogen haben musste? „Was?“, fragte Thomas fassungslos. „Ein Weib, das spioniert? Das geht doch niemals gut!“ „Eben deshalb wirst du nie als Stratege eingesetzt werden, Dean. Dir fehlt die Weitsicht. Wenn du einen guten Spion haben willst, der offenkundige einmal auf der eigenen Seite stand, musst du jemanden auswählen, der aus der Sicht deiner Gegner offensichtlich die meiste Gründe hat, die Seiten zu wechseln. Und aus der Sicht der Slytherins hat jede Frau genug Grund, uns den Rücken zu kehren. Sie können nicht sehen, dass es nur in den Untergang führt, wenn die Frauen uns Männern gleichgestellt sind“, erklärte Ron ruhig. „Niemand von ihnen wird gegen meine Schwester verdacht schöpfen. Sie haben unter uns keine Spione mehr in höherer Position. Niemand wird etwas von Ginny erfahren!“ „Offensichtlich haben sie einen“, entgegnete Thomas finster. „Ich möchte Sie an den Tod ihres Onkels erinnern.“ „Dieser Spion sitzt im Hauptquartier, nicht hier in Hogwarts. Er wird dort nicht heraus kommen. Wir werden ihn finden und eliminieren. Meine Schwester wird währenddessen in die Organisation der Slytherins eingegliedert werden und uns wichtige Informationen zuspielen können“, erwiderte Ron. Blaise hörte, wie die beiden Gryffindors ohne ein weiteres Wort verschwanden. In ihm brodelte eine tief sitzende Wut. Er hatte es vom ersten Moment an geahnt. Ginny war nicht besser als irgendwer sonst vom Clan. Wütend eilte er zum Gemeinschaftsraum der Slytherins. Er wollte Draco zur Rede stellen. Der Blonde musste doch wissen, welches Spiel die kleine rothaarige Göre spielte. Warum griff er nicht ein? Und warum ließ er zu, dass Daimos sich mit dem neuen Simior traf? Der Gemeinschaftsraum war fast leer, was kein Wunder war, da im Moment in der großen Halle das Abendbrot auf den Tischen stand. Draco stand vor dem Kamin, den Blick nachdenklich ins Feuer gerichtet. Hinter ihm saßen Neville und Ginny auf dem Sofa und unterhielten sich leise. - Blaise sah sie misstrauisch an. Wusste Neville, warum Ginny wirklich hier war? „Draco, wir müssen reden!“, stellte Blaise entschieden fest. Der Blonde drehte sich verwirrt zu ihm um. „Was ist los?“ „Das wüsste ich gern von dir!“, entgegnete Blaise wütend. „Was wird hier gespielt? Warum duldete ihr die kleine Weasley hier obwohl offensichtlich ist, was sie tut und warum trifft sich dein Freund mit ihrem Bruder?“ Draco riss überrascht die Augen auf und war froh, dass er über Neville und Ginny einen Zauber gelegt hatte, der Blaise Worte nicht zu ihnen hatte durchdringen lassen. Er hatte schon lange damit gerechnet, dass Blaise verlangen würde, in die Ereignisse mit eingeweiht zu werden. Und er hatte nicht riskieren wollen, dass irgendwer sonst mehr mitbekam, als gut für sie war. Neville und Ginny waren Freunde, aber er war sich mit den anderen Hütern einig, dass sie nicht eingeweiht werden sollten. „Ich glaube, das sollten wir unter vier Augen besprechen, Blaise“, meinte Draco ruhig. „Warte in deinem und Josh's Zimmer auf mich, ich muss hier noch mal kurz was klären!“ Blaise nickte widerwillig. Es gefiel ihm nicht vertröstet zu werden. Und wenn es sich nur um ein paar Minuten handelte. Als Blaise verschwunden war, fixierte Draco Ginny mit seinem Blick. Er wusste, dass Blaise' Anschuldigung Unsinn war. Aber vielleicht wusste sie, wie der andere auf diese Idee kam. „Hattest du heute eine Begegnung mit deinem Bruder oder irgendwem von seinen Leuten?“ Ginny sah verwirrt zu ihm auf. „Dean Thomas hat mich in den Gängen blöd angemacht. Aber als Ron kam, hat der ihm Einhalt geboten und mich davon gejagt“, erzählte sie. „Ah ja.“ Vielleicht hatte Blaise das mitbekommen. Und wer wusste, über was die beiden Gryffindors danach noch gesprochen hatten. „Entschuldigt mich. Ich muss ein erstes Gespräch mit meinem besten Freund führen!“ Draco folgte Blaise, blieb jedoch vor der geschlossenen Zimmertür stehen. /Daimos, was machst du gerade?\, fragte er gedanklich nach. /Ich habe dir doch gesagt, dass ich mich mit Joshua, Tan und Luc treffen, damit wir trainieren können\, kam die verwirrt Antwort. /Hast du dich heute mit Ron getroffen?\ Draco war davon weder überrascht noch war er darüber verärgert. Er kannte Daimos schließlich. Und selbst er sah, dass es Ron genauso schlecht ging, wie Blaise. /Wir waren im Raum der Wünsche und haben ein wenig geredet, ja\, gab Daimos bereitwillig Auskunft. /Woher weißt du das?\ /Blaise muss euch zusammen gesehen haben\, erklärte Draco. /Entweder als ihr rein gegangen seid oder als ihr wieder raus gekommen seid! Ihr solltet vorsichtiger sein. Wenn das jemand anderes sieht, kann das gefährlich werden.\ /Oh!\ Daimos klang erschrocken. /Ich achte in Zukunft darauf! - Was sagt Blaise dazu?\ /Das weiß ich noch nicht. Im Moment scheint er ziemlich wütend zu sein. Es kann sein, dass ich ihn einweihen muss. Und dann werde ich ihn wahrscheinlich nachher mit zur Besprechung nehmen\, meinte Draco. /Dann wird es voll werden bei Lynar im Büro. Tan und Luc sind nachher auch dabei!\, stellte Daimos fest. /Und wir müssen aufpassen. Blaise wird nicht sehr gut auf Ron zu sprechen sein.\ Draco seufzte. Das war wahr. Rons Rolle in der ganzen Geschichte würde für Blaise am schwersten zu begreifen sein. /Wir sehen uns nachher. Überanstrengt euch nicht!\ /Wir sind vorsichtig, so wie immer!\, entgegnete Daimos lachend. /Gerade deshalb mach ich mir Sorgen\, erwiderte Draco lächelnd. Doch das Lächeln verschwand, als er das Zimmer von Blaise betrat. Sein Freund stand mit geballten Fäusten an dem magischen Fenster und starrte stur nach draußen. „Entschuldige, dass es etwas gedauert hat. Ich musste Daimos nur vorher noch ermahnen, in Zukunft etwas vorsichtiger zu sein“, meinte Draco seufzend. Es würde ein sehr schweres Gespräch werden. „Du wusstest, dass sie sich treffen?“ Blaise drehte sich aufgebracht zu Draco um. Der Blonde seufzte. „Zumindest haben ich es geahnt. Daimos verzeiht viel zu schnell.“ „Was verheimlicht ihr mir?“, wollte Blaise lauernd wissen. „Es geht nicht länger nur um Joshua und mich, Blaise!“, entgegnete Draco ruhig. „Wäre kein anderer mit inbegriffen, würden wir nie auf die Idee kommen, dich außen vor zu lassen. Ich hoffe, das weißt du! - Aber wir hüten mittlerweile Geheimnisse, deren Aufdeckung einigen Menschen hier im Schloss das Leben kosten kann!“ „Und das paktieren mit dem Feind gehört zu diesen Geheimnissen?“, fragte Blaise empört und spöttisch. Draco schüttelte den Kopf. „Vielleicht erzählst du mir erst einmal, was du gehört oder gesehen hast, dass du dich so sehr darüber aufregst. Wie kommst du darauf, dass Ginny eine Spionin ist?“ „Ich habe das schon die ganze Zeit gesagt!“, erinnerte Blaise ihn. „Aber du hast es ihr nicht so direkt ins Gesicht gesagt, wie eben gerade!“, stellte Draco fest. Blaise musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie irgendetwas von dem, was ich gesagt habe, gehört hätte!“ „Das ist wahr“, gab Draco zu. „Ich habe schon seit einiger Zeit damit gerechnet, dass du mich oder Joshua zur Rede stellst. Und ich habe Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Es müssen nicht mehr Leute von diesen Dingen erfahren, als unbedingt nötig. - Also, was hat dich so aufgebracht?“ „Ich habe vorhin gesehen, wie Daimos mit dem neuen Clan-Führer den Raum der Wünsche verlassen hat. Weißt du, was sie dort getan haben?“, wollte Blaise wissen. „Daimos sagt, sie hätten geredet und ich habe keinen Grund ihm nicht zu glauben“, entgegnete Draco ruhig. „Und weiter?“ Blaise war offensichtlich verwirrt von Dracos Ruhe, doch er ließ sich davon nicht beeinträchtigen und fuhr fort. „Und dann habe ich ein sehr interessantes Gespräch zwischen eben jenem dubiosen Freund von Daimos und Dean Thomas belauscht. - Unbeabsichtigt wohlgemerkt, aber ich bin trotzdem froh, dass ich es gehört habe!“ „Ich kann keine Gedanken lesen, Blaise. Du musst mir schon erzählen, was du gehört hast!“, forderte Draco mit gerunzelter Stirn. Dieses Gespräch interessierte ihn. Was erzählte Ron im Clan über Ginny? „Ginny wurde von Thomas bedrängt. Ich wollte ihr schon zu Hilfe kommen, als ihr Bruder mir dazwischen kam. Weasley pfiff Thomas zurück und schickte Ginny fort. Danach erklärte er Thomas, dass Ginny für sie spionieren würde und er sich zurück halten sollte. Schließlich sollten ihrer Spionin keine Steine in den Weg gelegt werden“, erklärte Blaise in wenigen Worten. Dass Draco so ruhig blieb, ließ seine Wut verrauchen. Es war ohnehin nur die gewöhnliche Rage gewesen, in die er sich seit Seamus Tod viel zu schnell hinein steigerte. „Könntest du das vielleicht ein bisschen genauer machen? Worüber haben sie genau gesprochen?“, wollte Draco interessiert wissen. Es beunruhigte ihn ein wenig, was Ron über Ginny erzählte. Er sah ein, dass der Gryffindor seine Schwester auf diesem Weg schützen wollte, doch es konnte sie auch in eine brenzlige Lage führen. Blaise hob die Schulten. „Als Ginny weg war, meinte Thomas, dass der Schutz, den Weasley seiner Schwester gewährte, bei den falschen Leuten Misstrauen ihm gegenüber in seiner Position erwecken könnte. Es gäbe ohnehin einige, die seine Position anzweifeln. Weasley wird wohl überwacht und Thomas ist einer derjenigen, die diese Aufgabe hier übernommen haben. Daraufhin erklärte Weasley Thomas die Vorzüge einer weiblichen Spionin in unseren Reihen.“ „Wow.“ Draco ließ sich auf Joshuas Bett sinken. „Ron wird überwacht. Warum sagt er uns das nicht, wenn er es weiß?“ Blaise war für einen Moment vollkommen vergessen. „Ron?“ Blaise sah seinen Freund ungläubig an. „Ich scheine irgendetwas sehr entscheidendes verpasst zu haben, Draco!“ „Setzt dich zu mir!“ Draco rieb sich erschöpft die Augen, während Blaise seiner Aufforderung nach kam. „Nichts von dem, was ich dir jetzt erzähle, darf diesen Raum verlassen! Wenn diese Dinge zu früh ans Licht kommen, bedeutet das für uns vermutlich die Niederlage im Krieg gegen den Clan.“ Und dann begann Draco ausführlich zu berichten, was sich in den letzten Monaten alles zugetragen hatte und was sie durch Ron erfahren hatten. Blaise saß zusammen mit Draco und Lynar im Büro der Direktorin und konnte nicht verbergen, dass er nervös war. „Seit ihr sicher, dass man Weasley trauen kann?“ Draco seufzte. Er wusste, dass Blaise diese Frage noch oft stellen würde. „Du weißt, dass ich sofort bemerken würde, sollte er lügen. Und die Erinnerungen, die wir gesehen haben, waren echt. Sowohl seine eigenen als auch die im Raum der Erinnerungen.“ „Ich kann das einfach nicht begreifen“, murmelte Blaise kopfschüttelnd. „Ich weiß, dass das nur schwer zu begreifen ist. Aber sei nicht zu hart mit ihm, Blaise. Er kann nichts für Hogsmead und er hat dort einen ebenso großen Verlust erlitten wie du!“, meinte Draco ruhig. „Ich will nicht behaupten, dass ich ihm die Dinge, die zuvor geschehen sind, so ohne weiteres verzeihe. Aber ich sehe, wie sehr euer beider Schmerz sich ähnelt. Er ist unser Verbündeter, ganz egal, was in der Vergangenheit vorgefallen ist.“ „Ich werde mich bemühen“, lenkte Blaise leise ein, auch wenn er nicht wusste, ob er sich dem Gryffindor gegenüber tatsächlich zurückhalten konnte. Die unangenehme Stille, die sich in dem runden Zimmer ausbreitete, wurde durch die Ankunft von Merlin, Fawkes und Argus gebrochen. „Ich sehe, das unsere kleine Runde immer mehr wächst!“, stellte Merlin lächelnd fest. Lynar sah ihn ernst an. „Blaise ist der letzte, der hinzukommen wird.“ „Und Tan und Luc“, stellte Fawkes fest. „Sie werden heute auch da sein, wenn ich mich richtig erinnere.“ „Tan? Ist das nicht ein Sechstklässler aus Slytherin?“, fragte Blaise mit gerunzelter Stirn. „Was hat der mit dieser Sache hier zu tun? So oft, wie der mit diesem Ravenclaw aus seinem Jahrgang zu sehen ist, hätte ich nicht erwartet, dass er auf unserer Seite steht!“ „Das musst du dir entweder von ihm selbst oder von Joshua in Ruhe erklären lassen. So weit ich weiß, hat er die Erinnerungen an ein früheres Leben behalten und hat die Zeit erlebt, wegen der die Schicksalsweberinnen entschieden haben, uns Hüter zu erschaffen und dieser Welt all ihre Erinnerungen zu nehmen“, versuchte Draco zu erklären. „Ich denke spätestens in den Weihnachtsferien werden wir auch die letzten Fragen klären können. Sowohl Joshua als auch Daimos und ich müssen dann ohnehin noch einmal alles erzählen.“ Blaise schüttelte den Kopf. „Ich bleibe über die Ferien hier, Draco.“ „Was?“ Draco warf seinem Freund einen verwirrt Blick zu. Er konnte sich zwar denken, was Blaise zu dieser Entscheidung bewogen hatte, doch er hielt es nicht für gut, dass Blaise so sehr in Einsamkeit suchte. „Ich brauche ein wenig Zeit nur für mich, Draco“, meinte Blaise leise. „Ich weiß, dass ihr es gut mit mir meint. Aber manche Dinge muss ich mit mir selbst klären!“ Draco seufzte. „Du musst deine Entscheidung nicht vor mir rechtfertigen. Aber denk daran, dass ich für dich da bin, wann immer du jemanden zum Reden brauchst!“ „Ich weiß“, erwiderte Blaise lächelnd. Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihr Gespräch. Joshua und Daimos traten in Begleitung von Tan und Luc in das Büro, indem es langsam sehr eng wurde. Es verwunderte Blaise ein wenig, dass es keinen der vier überraschte ihn hier zu sehen. Doch Blaise kam mit seinen Gedanken nicht weit, denn ein weiteres Mal klopfte es hektisch an der Tür. Ron trat in das Büro und schloss die Tür eilig wieder hinter sich. Ohne einen Blick in die Runde zu werfen meinte: „Ich habe weniger gute Nachrichten.“ „Und ich habe ein paar Fragen an dich“, stellte Draco mit gerunzelter Stirn fest. Ron sah verwirrt zu ihm und entdeckte dabei Blaise. „Zabini? Was - ?“ „Ich habe ihn eingeweiht, nachdem er dich und Daimos aus dem Raum der Wünsche hat kommen sehen und dein Gespräch mit Dean Thomas belauscht hat“, erklärte Draco bereitwillig. „Oh.“ Ron schluckte. „Es tut mir Leid, dass du durch meinen Bruder ein so schweren Verlust erlitten hast, Zabini. Ich hätte es verhindern müssen. Für uns beide.“ Blaise wusste nicht, was er erwidern sollte. Ron Weasley war sicherlich der letzte, mit dem er über seine Trauer oder seinen Schmerz sprechen würde. Also nickte er nur. „Du sagtest etwas von schlechten Nachrichten, Ron“, ergriff Lynar das Wort. Ron seufzte. „Ja.“ Er sah zu Blaise. „Vielleicht wisst ihr es schon, wenn Zabini von meinem Gespräch mit Dean berichtet hat. Der Clan lässt mich überwachen.“ „Damit ist meine erste Frage geklärt“, stellte Draco fest. „Ich hatte angenommen, du hättest es schon vorher gewusste.“ Ron schüttelte den Kopf. „Ich musste mich stark zusammen reißen um nicht all zu überrascht zu sein vorhin. Ich habe in den letzten Stunden einige Nachforschungen angestellt und festgestellt, dass dies das übliche Vorgehen ist, wenn der Clan-Führer die Schule noch nicht abgeschlossen hat.“ „Und es gibt im Clan offensichtlich einige, die an dir zweifeln“, stellte Draco fest. „Es gibt immer irgendjemanden, der Zweifel hat. Das ist nicht weiter beunruhigend. Die Überwachung jedoch macht mir ein wenig Sorgen“, stellte Ron fest. Blaise schnaubte. „Das hätte ziemlich schief gehen können, wenn euch vorhin jemand anderes gesehen hätte!“ „Nein“, entgegnete Ron entschieden und schüttelte den Kopf. „Ich war gegenüber allen getarnt, die nicht vollkommen auf Daimos' und Joshuas Seite stehen. Jeder, der dem Clan irgendwie zugetan ist, hätte nur Daimos gesehen. - Ich bin nicht ganz so leichtsinnig, wie du vielleicht glaubst!“ „Ich halte es für ziemlich leichtsinnig, Ginny beim Clan als Spionin auszugeben“, stellte Draco mit gehobenen Augenbrauen fest. Ron seufzte. „Es ist nicht ungefährlich, das ist wahr. Aber so ist gesichert, dass Dean sich von ihr fern hält. Und er wird niemandem von unserem Gespräch berichtet. Er ist wahrscheinlich der einzige meiner Wächter, dem niemals in den Sinn kommen würde an mir zu zweifeln. Für ihn ist meine Überwachung einfach nur Tradition.“ „Das bedeutet dennoch, dass du äußerste Vorsicht walten lassen musst!“, meinte Argus trocken. „Hast du eine Ahnung, wer noch zu denen gehört, die dich überwachen?“ „Ich habe die starke Vermutung, dass Professor McGonagall dazu gehört. Sie gehört nicht offiziell zum Clan, ist aber rein aus Prinzip gegen die Slytherins und damit auf der Seite des Clans. Und von allen die direkt oder indirekt zum Clan gehören hat sie die einflussreichste Position hier in Hogwarts!“, erklärte Ron. „Sonst niemand?“, hackte Fawkes nach. Ron hob die Schultern. „Es werden noch zwei oder drei sein. Aber ich habe keine Idee, wer das sein könnte.“ Alles in allem beunruhigte diese Nachricht jeden im Raum. Doch außer noch vorsichtiger zu sein als ohnehin schon, konnte sie gegen die Situation nicht tun. Und es gab für den Moment wichtigere Dinge, die besprochen werden mussten. Der Plan, wie der Clan nieder gerungen werden konnte, hatte grobe Züge angenommen werden, doch er war noch lange nicht ausgereift. Es gab noch eine Menge Dinge zu planen, zu überdenken und vor zu bereiten, bevor Ron die Führung des Clans offiziell übergeben bekommen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)