Reise durch die Zeit von Tenjoin-Asuka (Alexis x Jaden) ================================================================================ Kapitel 50: Schwere Entscheidung -------------------------------- Schwere Entscheidung Endlich wagte einer der Löwen einen Ausfall. Er sprang auf die Gruppe in der Mitte zu. Der Mann, der ihm am nächsten stand riss verzweifelt sein Schwert in die Höhe und holte zu einem Schlag aus, doch als wollte der Löwe nur testen, wie er reagierte, stoppte er seinen Angriff und umkreiste seine Beute weiter. Nun wagten auch die anderen Löwen ähnliche Täuschungsmanöver, die langsam aber sicher an den Nerven und Kräften der Gladiatoren nagten. Die Menge auf den Zuschauerplätzen johlte. Dann nach einer schier endlos langen Zeit machte einer der Männer den entscheidenden Fehler. Er war gerade dabei, einen der Angriffe zu parieren, als er umknickte. Die Löwen zögerten nicht und fielen gnadenlos über ihn her. Die anderen Gladiatoren beobachteten das Geschehen. Keiner rührte sich, um ihrem Kameraden zu helfen. Jeder dachte nur an sein Überleben. Jaden starrte auf die Szene. Unfassbar! Und das Publikum applaudierte, während vor ihnen ein Mensch zerfetzt wurde! Er spürte eine Übelkeit in sich aufsteigen angesichts dieser barbarischen Verhältnisse. Wie konnten Menschen zulassen, dass anderen so etwas angetan wurde? Er wandte den Blick ab. Auch wenn er für einen der Zweimannkämpfe aufgestellt war, hatte er wenig Hoffnungen, diesen Tag zu überleben. Er wollte sich gerade einen Weg durch die hinter ihm stehenden anderen Kämpfer bahnen, als ein Beifallsturm ihn noch einmal zurückschauen ließ. Er verzog angeekelt das Gesicht. Die anderen Männer waren nun auch gefallen. Einer der Löwen zerrte einen Gladiator, der noch zu leben schien, hinter sich her. Der Sand der Arena hatte sich blutrot gefärbt. Wie konnte man so etwas nur dulden und sogar noch mit Beifall belohnen? De Braunhaarige schüttelte den Kopf und ging in den hinteren Teil des Raumes. Er hoffte, Syrus irgendwo zu finden, um sich von ihm zu verabschieden. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Schließlich fand er den Türkishaarigen. Er kümmerte sich um die Verletzungen eines der Gladiatoren. Als Jaden zu ihnen trat, war er gerade fertig. „Jay.“ Syrus Stimme schwankte und ihm war die Sorge deutlich anzusehen. „Es tut mir Leid. Ich wollte dich hier rausholen, aber da waren überall Wachen und…“ Er brach ab und starrte auf den Boden. „Schon okay, Sy. Das ist nicht deine Schuld. Ich…wollte mich nur von dir verabschieden. Das war ne tolle Zeit mit dir an der Akademie!“ Er grinste, während dem Türkishaarigen die Tränen in die Augen stiegen. „Du darfst da nicht rausgehen! Das ist dein Todesurteil! Wir…wir können das hier raus schaffen! Die meisten Wachen sind abgelenkt! Das kriegen wir hin!“ „Nein, Sy.“ Jaden schüttelte den Kopf. „Das kriegen wir ausnahmsweise nicht hin. Das einzige, was wir dann erreicht haben ist, dass du gleich nach mir in die Arena kommst und das kann ich nicht zulassen. Ich…würde dich nur um eines bitten…Pass ein bisschen auf Aliz und…Lex auf, ja?“ Syrus nickte stumm. Dann wandte sich Jaden ab und ging auf die eisernen Tore zu, die sich in diesem Moment öffneten, um ihn in die Arena zu lassen. Es war so weit. Die Sonne hatte ihren höchsten Stand fast erreicht und es war Zeit für die Zweikämpfe. Als der Braunhaarige hinaus in die Arena trat, setzte er seinen Helm auf. Seine Hand wanderte zu dem Schwert an seiner Seite. Nun gab es kein Zurück mehr. Sieg oder Niederlage – Leben oder Tod. Von der anderen Seite der Arena aus kam eine Gestalt auf ihn zu. Sein Gegner schien nicht viel größer als er selbst zu sein. Eher vielleicht sogar etwas kleiner. Etwas an seinem Gang war merkwürdig. War die Rüstung zu schwer für ihn? Er wirkte irgendwie steif. „Pugnate! Kämpft!“, ertönte das Signal. Jaden packte sein Schwert fest mit beiden Händen. Vielleicht hatte er doch eine Chance. Er musste seinen Gegner ja nicht töten. Vielleicht konnte er ihn entwaffnen und ihn zur Aufgabe zwingen? Sie umkreisten sich vorsichtig, wobei Jaden seinen Blick nicht von seinem Gegner löste. Er durfte keinen Fehler machen. Es könnte sein letzter sein. Dann, wie auf ein unsichtbares Kommando hin, stürmte der andere Gladiator plötzlich auf ihn zu. Auch er hatte sein Schwert mit beiden Händen gepackt und ließ es nun unbarmherzig auf Jaden niedersausen, der alle Mühe hatte, die Schläge zu parieren. Er wurde zurückgedrängt. Jaden biss die Zähne zusammen. Er duckte sich unter dem nächsten Schlag des anderen weg, und wollte gleichzeitig selbst zum Angriff übergehen, als sein Gegner herumwirbelte und ihm erst den Schwertgriff in die Rippen rammte und dann noch einmal ausholte. Jaden keuchte erschrocken auf, als er die Klinge auf sich zurasen sah. Instinktiv ließ er sich fallen und entkam dem tödlichen Schlag um Haaresbreite. Trotzdem streifte die Klinge seinen linken Oberarm und hinterließ eine lange, blutige Schramme. Jaden rollte sich über die andere Schulter ab und kam keuchend einen Meter von dem Gladiator entfernt wieder auf die Beine. Blut tropfte in den Sand. Er versuchte, den brennenden Schmerz zu ignorieren und sich auf den Kampf zu konzentrieren. Schon setzte sein Gegenüber zu einem neuen Angriff an und das Spiel begann von neuem. Der Braunhaarige musste wieder zurückweichen. Der andere holte weit aus und zielte auf Jadens Kopf. Im letzten Moment konnte der junge Slyfer die Attacke abfangen. Fast konnte er dem Druck des Angriffs nicht Stand halten, doch dann merkte er, dass er die Oberhand gewann. „Hör auf, Alter! Ich will dich nicht umbringen! Du willst doch genauso wenig sterben wie ich, oder? Lass uns einfach aufhören! Was meinst du? Das ist doch so was von sinnlos hier!“, presste er zwischen geschlossenen Zähnen hervor. Der Kopf seines Gegenübers war kaum 10 Zentimeter von dem seinen entfernt. Er musste ihn gehört haben, aber es kam keine Antwort. Nicht ein einziger Ton. Jaden mobilisierte seine Kraftreserven. Er verstärkte seinen Druck und machte einen Schritt auf seinen Gegner zu Gleichzeitig beschrieb er mit seinem Schwert einen Bogen und führte so auch das des anderen Gladiatoren in Richtung Boden. Mit seinem rechten Fuß machte er noch einen Schritt vorwärts, so dass er nun im Rücken des Gegners stand. Dann riss er ihn an der Schulter zurück, so dass er auf dem Boden landete. Wenigstens jetzt hätte er irgendein Anzeichen des Erstaunens erwartet, doch nichts geschah. Es war, als kämpfte er mit einer Marionette. Sein Gegner landete unsanft auf dem Boden und der Helm, der sein Gesicht verdeckt hatte, rollte über den Boden. Jaden hatte das Schwert wieder erhoben, um seinen Gegner in Schach halten zu können, doch nun ließ er es sinken. Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Er trat einen Schritt zurück, während er auf das blonde Haar und die braunen Augen seines Gegenübers starrte. „Lex“, flüsterte er tonlos. Die Studentin richtete sich ohne ein Wort zu verlieren auf und richtete die Schwertspitze auf ihn. „Warte Lex! Ich bin es doch! Jaden!“, rief er und nahm seinen Helm ab, so dass sie sein Gesicht erkennen konnte, doch es kam keine Reaktion. Sie starrte ihn aus leeren Augen an. Er ließ sein Schwert in den Sand fallen und ging einige Schritte auf sie zu. Im Stadion war es ruhig geworden. „Hey, Lex! Hör auf mit dem Mist!“ Er grinste sie an. „Jaden…“ Ihre Lippen bewegten sich kaum und es kam nur ein Flüstern über ihre Lippen. Der Braunhaarige lächelte und kam weiter auf sie zu. „Bleib…weg! Hau….ab! Ich…werde …dich…sonst umbringen!“ Er erstarrte. „Lex? W-was soll das? W-wir sind doch Freunde!“ Seine Stimme zitterte. Nero hatte sich interessiert vorgebeugt. Das alles übertraf seine Erwartungen bei weitem. Eigentlich hatte er gehofft, Jaden würde seinen Gegner töten und im Nachhinein erfahren, wen er vor sich hatte, aber so schien das Ganze noch viel interessanter zu werden! Er beglückwünschte sich innerlich zu seinem Plan. Es war eine großartige Idee gewesen, Alexis zu benutzen, um Rache an diesem Jungen zu üben, der ihn so gedemütigt hatte. „Livius! Die Idee, Alexis zu hypnotisieren war einfach wunderbar! Genial! Dafür hast du dir eine Belohnung verdient!“ Er tätschelte über die schwarzen Haare des Sklaven. Es war, als wäre Alexis in ihren eigenen Körper gefangen. Sie wusste nicht, was Livius und der Kaiser mit ihr gemacht hatten, aber sie hatte keine Gewalt mehr über ihren Körper. Hilflos musste sie mit ansehen, wie sie den rechten Arm mit dem Schwert hob und wieder auf Jaden zurannte, weit ausholend, um ihn diesmal mit aller Kraft zu treffen. Sie wollte stehen bleiben, die Waffe wegschmeißen und ihn um Verzeihung bitten, doch nichts von alledem war möglich. Sie sah Jadens entsetztes Gesicht immer näher kommen. Er hatte nicht mal mehr sein Schwert in der Hand, um den Schlag abzufangen. Jaden konnte es kaum fassen. Was war mit Alexis los? Er sah sie auf sich zurennen, das Schwert erhoben, aber er war unfähig, sich zu bewegen. War das Neros Rache? Dieses Monster! Im letzten Moment, bevor Alexis ihn erreichte, sprang er zur Seite. Der Schwerthieb verfehlte ihn nur um wenige Millimeter. Was sollte er machen? Die Blondhaarige bereitete inzwischen einen weiteren Angriff auf ihn vor. Warum tat sie das? Und ihre Worte vorhin…es schien so, als wollte sie das gar nicht, hatte aber keine andere Wahl. Er duckte sich unter einem weitern Schwerthieb ihrerseits weg und war nun direkt vor ihr. Er packte sie an den Schultern. „Lex! Bitte! Hör doch endlich auf mit dem Schwachsinn! Ich bitte dich! Was ist denn los?“ Noch immer kam keine Reaktion von ihr. Es war, als hätte sie ihn gar nicht gehört. , schrie sie innerlich, doch sie konnte nichts dagegen unternehmen, dass ihre linke Hand an die Hüfte wanderte und einen kurzen Dolch hervorzog. Plötzlich spürte Jaden einen stechenden Schmerz. Er sah an sich hinunter. Alexis hatte ihm einen Dolch in die Seite gestoßen. Weiteres Blut tropfte zu Boden. Ungläubig starrte er sie an. Sie zog den Dolch zurück und wollte erneut zustoßen, doch diesmal war er schneller. Er machte einen Satz rückwärts, um sich aus ihrer Reichweite zu bringen. Er atmete schwer, während er die Hand auf die blutende Wunde presste. Er ließ den Kopf hängen. Die Haare fielen ihm ins Gesicht. Das Publikum klatschte und rief Beifall. Nero sonnte sich in der Bewunderung der Menge. „Panem et circenses“, murmelte er. „Siehst du, Livius? Das Volk liebt mich! Man muss ihnen nur ein paar kleine Vergnügungen bereiten und schon bewundern sie einen!“ Er lachte. „Aber nun ist es genug!“ Er blickte hinunter in die Arena. Jaden hatte es aufgegeben, mit Alexis reden zu wollen. Er wich ihr nur noch Schlag um Schlag aus, in der Hoffnung, ihm würde etwas einfallen. Nero erhob sich von seinem Platz. „Ich möchte euch nicht zu sehr langweilen, meine Untertanen! Dieser Kampf dauert schon ziemlich lange! Eigentlich sollte es nur einen Sieger geben, dem ich dann die Freiheit schenken wollte, als Zeichen meiner Gnade.“ Er lächelte, während das Publikum ihm gespannt zuhörte. Auch der Kampf in der Arena war kurz zum Stillstand gekommen. „Aber sollte es in den nächsten fünf Minuten keinen Sieger geben, sehe ich mich gezwungen, beide töten zu lassen.“ Riesiger Beifall erhob sich. Das Volk tobte. Nun würde der Kampf erst richtig interessant werden. Jaden stand wie versteinert. Fünf Minuten, sonst würden sie beide sterben? Das konnte nicht sein! Das durfte er nicht zulassen! Aber was sollte er tun? Er rannte zu der Seite der Arena hinüber, die der kaiserlichen Loge am nächsten war. „Nero!“, rief er. Der Kaiser lehnte sich amüsiert vor, um ihn besser verstehen zu können. Hatte der Junge nun doch Angst bekommen und wollte um sein Leben flehen? Sollte er dem Betteln nachgeben und ihn zu sich holen? Er würde ihm für sein Leben ewig dankbar sein. Schon spann sich die Fantasie des Kaisers die schönsten und aufregendsten Szenen aus. „Nero!“, wiederholte Jaden, schwer keuchend. Er konnte fast nicht mehr. Wer wusste, ob er die letzten fünf Minuten dieses Kampfes noch überstehen würde? „Meinst du das ernst? Gibst du mir dein Wort, dass der Gewinner dieses Kampfes freigelassen wird und unversehrt bleibt?“ „Natürlich. Ich schwöre es bei den Göttern, dass dem Gewinner kein Haar gekrümmt wird.“ Er lächelte triumphierend. Und wie der Junge Angst hatte! Er fürchtete um sein Leben und würde alles mit sich machen lassen! Vorfreude ergriff von Nero Besitz. „Gut!“ Jaden wandte sich ab und ging langsam wieder auf Alexis zu. Noch einmal riss er sich zusammen und hob das Schwert auf. Er musste es tun. Etwa zwei Schritte vor Alexis blieb er stehen. Er schaute ihr tief in die Augen, doch was er sah, ließ ihn erschaudern. Diese Leere und Kälte! Er holte noch einmal tief Luft. „Alexis…“ Er stockte. Innerlich hatte er auf irgendetwas gehofft…wenigstens ein Zeichen, dass sie ihn hörte, aber da war nichts. Sie starrte ihn nur unverändert an. „Ich…habe versprochen, immer bei dir zu bleiben, Lex. Aber ich fürchte, ich kann dieses Versprechen nicht halten.“ Er hob das Schwert. „Aber…ich habe auch noch etwas anderes versprochen.“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Er senkte den Kopf, so dass sie seine Augen nicht sehen konnte. Er zitterte. Dann hob er den Kopf noch einmal und ihre Blicke trafen sich. Er schien eine Entscheidung getroffen zu haben, so schwer es sie ihm auch gefallen war. Sie konnte in seinen braunen Augen so viel lesen…so viel Wärme und Sorge um sie, aber auch eine unendlich große Trauer. Er lächelte sie an, aber in seinen Augen standen Tränen. Dann begriff sie. 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