Die Herren des Westens von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 11: The last stand -------------------------- Hastig lief Soubi durch die verwinkelten Gänge des Schlosses, immer dem grausigen Blutgeruch folgend. Was war bloß während seiner Abwesenheit geschehen? Da kam er nach Hause, um seinen Vater davon zu unterrichten, dass der neue Herr der Hunde anscheinend seine Soldaten verlassen hatte, und was fand er vor? Das Schloss verwaist, die üblichen Gerüche überlagert von einem Gestank ohne gleichen – Blut, das Blut seiner Eltern, gemischt mit etwas, das nach Hundeblut roch, sich aber zum Glück außerhalb des Schlosses befand. Der junge Youkai erreichte die Eingangshalle des Schlosses – und erstarrte. Blut. Überall war Blut. Nun war es nicht so, dass Soubi diesen Anblick nicht kannte, im Gegenteil, er war beinahe daran gewöhnt, aber diese… Sauerei war nur noch widerlich. Denn es war nicht allein Blut, das langsam zu gerinnen begann und den Holzboden rostrot färbte, da lagen auch noch stellenweise einige feucht glänzende Brocken, die verdächtig nach rohem Fleisch aussahen; an einem dieser Brocken, der ungefähr kopfgroß war, klebten scheinbar auch einige schwarzgraue Haarbüschel. Haarbüschel…? Mit deutlichem Widerwillen ging Soubi ein paar Schritte auf diesen Fleischbrocken zu, um ihn genauer zu betrachten, auch wenn er sich nicht vorstellen wollte, was das wohl für ein Ding war. Denn den Geruch des Bluts hatte er schon längst identifiziert. Als er direkt über diesem Fleischbrocken stand, erstarrte der Youkai zur Salzsäule und versuchte halbherzig, den Brechreiz zu unterdrücken, was ihm gerade so gelang. Beinahe ein Wunder, denn vor ihm lag sein Vater – oder der Kopf seines Vaters, wenn man genau sein wollte. Natürlich, durch den Geruch hatte sich Soubi schon längst denken können was passiert war, aber dennoch, mit so etwas hatte er wirklich nicht gerechnet. Nach einigen wenigen Sekunden, in denen er den Schock verarbeitet hatte, kniete der WolfsYoukai vor den Überresten des toten Herrn der Wölfe nieder. Noch in derselben Bewegung zuckte der Kopf des jungen Youkais hoch; das Gesicht nahm für einen Moment einen beinahe animalischen Ausdruck an, als er den zweiten Geruch, der durch den Gestank des Bluts beinahe überlagert wurde, erkannte. Den Geruch desjenigen, der seinen Vater ermordet hatte. Ich hätte es mir denken können…, schoss es Soubi durch den Kopf, dann stand er langsam auf und verließ das Schloss durch das große Portal. Wenn er sich nicht vollkommen täuschte, war dieser Naraku sogar noch hier – wohl dort, wo es dermaßen bestialisch nach Hundeblut stank. Auf dem Kampfplatz indessen begann die Welt langsam, sich wieder zu drehen. Naraku hatte schnell erkannt, was passiert war, und hatte nun ein Lächeln im Gesicht, das ihm wohl nicht einmal eine Bombe von den Zügen wischen konnte. Obwohl er durch den letzten Angriff sehr erschöpft war, so erschöpft, dass er seinen Bannkreis nur schwerlich wieder errichten konnte und dieser nun wesentlich schwächer war, so war ihm doch, als hätte sein Herz – falls vorhanden – ein Gebirge abgeworfen. Endlich hatte er es geschafft, Inu Yasha, einen seiner nervigsten Feinde, aus dem Weg zu räumen. Und Sesshomaru war auch noch so freundlich gewesen, ihm dabei zu helfen. Vielleicht war ja ein Dank angebracht? Bestimmt, auch wenn es fast schade wäre, dessen Starre zu lösen. Der Ausdruck im Gesicht des sonst so kalten Hundeyoukai war nämlich schlichtweg göttlich. Angespannt, die Zähne aufeinander gebissen, die leicht geweiteten Augen auf den Leichnam seines Halbbruders gerichtet… einfach herrlich. Nur schade, dass man dieses Bild nicht festhalten konnte. Aber scheinbar musste er gar nichts sagen, denn Sesshomaru wandte sich ihm nun von selbst zu. Seine Augen leuchteten rot, was Naraku noch breiter lächeln ließ. „So wütend, Sesshomaru? Dabei solltest du mir dankbar sein. Ich habe dir einen großen Gefallen getan, denkst du nicht? Jetzt musst du dich nicht mehr mit diesem niederen Hanyou befassen.“, sagte er in einem Tonfall, der fast freundlich klang. Sesshomarus Augen verengten sich zu Schlitzen. „Nein“, sagte er kalt, „jetzt habe ich genug Zeit, um dich zu zerreißen.“ Narakus Lächeln gefror: „Wie schön für dich.“ Der Halbdämon ließ die Augen nicht von seinem Gegenüber, da dieser nun Tokijin auf ihn richtete. Der Youkai schwang es, und im selben Moment nahm Naraku eine Bewegung aus den Augenwinkeln wahr. Noch bevor er sich allerdings darum kümmern konnte, erfasste ihn Tokijins Energiewelle, ließ seinen Bannkreis wanken – und zusammenbrechen! Verflucht, es wurde wirklich Zeit, sich zurückzuziehen. Doch der Hanyou kam nicht weit. Eine Hand packte ihn an der Schulter, eine zweite schoss, zu einer Klaue geformt, auf seinen Hals zu. Naraku schaffte es gerade so, den Angreifer mit einem Arm, der mal rasch aus der Brust gewachsen war, abzuwehren und zur Seite zu weichen, wo ihn beinahe eine neue Energiewelle traf. Er sprang noch ein paar Schritte zurück und musterte angespannt seine Gegner. Scheinbar ging es Kouga doch noch ganz gut, von Sesshomaru gar nicht zu reden. Und irgendwie schienen sie beide ein wenig wütend zu sein. Warum? Doch nicht etwa, weil er Inu Yasha getötet hatte? Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. Hatten sie ihn beide nicht gehasst? Na, eigentlich konnte ihm das ja egal sein. Tatsache war, dass er von hier verschwinden sollte, und zwar schnell, sonst würde er Probleme bekommen – nicht, dass er zu schwach war, um gegen die beiden Youkai anzukommen, aber langsam verlor er die Lust am Kampf. Also wandte er seinen Gegnern den Rücken zu und floh. Hinter sich hörte er Schritte, er spürte Youkai auf sich zurasen und sprang in die Luft. Er wandte sich noch einmal kurz um, erblickte Sesshomaru und Kouga, die nebeneinander standen und ihn anstarrten, dann drehte Naraku ihnen wieder den Rücken zu und floh weiter, nicht ohne sich ein triumphales Lächeln zu gestatten. Trotz allem, einen seiner Widersacher war er endlich los. Schwer atmend blieb Kouga stehen und blickte Naraku nach. Dieses Mal wollte er den Dreckskerl nicht entkommen lassen, jedoch… er sah Kagomes blasses Gesicht vor sich, die Tränen in den großen Augen. Nein, er konnte sie jetzt unmöglich alleine lassen. „He“, er wandte sich an Sesshomaru, der neben ihm zum Stehen gekommen war, „ich überlass Naraku zwar ungern dir, aber verfolg du ihn. Ich kümmer mich um Kagome, okay?“ „Nein.“ Der InuYoukai wandte sich bereits um und ging zurück zum Kampfplatz. „Er gehört dir, Wolf. Zumindest für heute.“ Zumindest für heute? Traute dieser arrogante Köter ihm etwa nicht zu, dass er Naraku erledigte?! Ein leises Knurren gerade noch unterdrückend, wandte Kouga sich ab und folgte Narakus Geruch, denn inzwischen war der Halbdämon nicht mehr zu sehen. Langsam ging Sesshomaru zurück zum Kampfplatz. Warum, w a r u m hatte er Idiot Narakus Verfolgung dem Wolf überlassen? Der Bastard würde wieder entkommen. Doch… „Ich habe dir damit einen großen Gefallen getan, denkst du nicht? Jetzt musst du dich nicht mehr mit diesem niederen Hanyou befassen.“, hatte Naraku gesagt. Gefallen? Pah! Als ob er, Sesshomaru, das nicht selbst geschafft hätte. Dieser Dreckskerl hatte es doch tatsächlich gewagt! Na gut, Inu Yasha war zwar nur ein dreckiger, schwächlicher Hanyou gewesen, der ewige Schandfleck in der Familie, aber zum Teufel noch mal, es war s e i n dreckiger, schwächlicher Hanyoubruder gewesen, der ewige Schandfleck in s e i n e r Familie! Niemand außer ihm sollte es wagen, ihn zu töten. Niemand sollte es wagen, sich an jemandem, der das Blut des Inu no Taishou in sich trug, und sei es noch so sehr durch Menschenblut verfälscht, zu vergreifen! Niemand außer ihm, Sesshomaru. Und nichts desto trotz hatte Naraku es gewagt… und dazu auch noch die Energie der Kaze no Kizu benutzt, die Inu Yasha nicht mehr hatte abwehren können – dass er zumindest Mitschuld daran trug, weil er seinem Halbbruder schließlich sein eigenes Youki auch noch aufgehalst hatte, übersah Sesshomaru bei diesen Gedankengängen geflissentlich. Der Youkai schüttelte innerlich den Kopf. Warum drehte er nicht um und verfolgte Naraku? Er hatte den Tod verdient, mehr als jeder andere. Aber ein merkwürdiges, noch nie verspürtes Gefühl ließ Sesshomaru konstant über den Kampfplatz schreiten, hin zu den Menschen, die am Leichnam seines Halbbruders knieten. Ein Gefühl, dass mehr als nur verwirrend war. Trauer? Nein, das war unmöglich. Warum sollte er um diesen niederen Hanyou trauern? Er hatte in seinem ganzen Leben nichts anderes als Probleme verursacht. ‚Aber er hat nach dir gesucht’, erinnerte ihn ein kleines Stimmchen zaghaft, ‚Er hat nach dir gesucht, als du gefangen warst. Und er hat es geschafft, eine Schlacht zu gewinnen, die dir sicher auch Probleme gemacht hätte. Er hat an deiner Seite gegen Naraku gekämpft… und zuletzt hat er dir vertraut, als du ihm gesagt hast, er solle angreifen.’ Das Stimmchen verstummte, aber nur kurz, dann fuhr es fort: ‚Außerdem ist – w a r – er dein letzter lebender Verwandter.’ Und das gab den Ausschlag, das war etwas, über das er nachgedacht hatte, seit der Mönch und die Dämonenjägerin aufgetaucht waren. Was wäre, wenn er irgendwann sterben würde? Sesshomaru war zwar stolz, aber er war nicht so naiv, zu erkennen, dass es sicherlich irgendwo Dämonen gab, die in der Lage wären, ihn zu töten. Als er verschwunden war, hatte man Inu Yasha zum Herrn des Westens bestimmt, da er der Erbe einer Blutlinie war, die seit vielen Jahrtausenden – mit manchen kurzen Unterbrechungen – über den Westen geherrscht hatten. Nun, da Inu Yasha tot war, war er, Sesshomaru, der letzte, in dem dieses Blut floss. Und wenn er irgendwann sterben würde, bevor er eine Gefährtin gefunden hatte, würde das Blut ihres Vaters auch von der Erde verschwinden… Der Youkai seufzte leise. Wenn man es so betrachtete, blieb ihm wohl kein anderer Ausweg – wieder einmal hatte es dieses elende Schwert, das ihm sein Vater vererbt hatte, geschafft, ihn durch sein beständiges Pochen aus der Fassung zu bringen und ihm schließlich seinen Willen aufzuzwingen. Wie du willst, Vater, dachte Sesshomaru kühl und blieb vor den drei Menschen stehen, die immer noch neben seinem toten Halbbruder knieten. Wie du willst. „Nein…“ Leise weinend hockte Kagome neben Inu Yasha. Sie war wie betäubt, konnte nur ihren Hanyou anstarren, der da in seinem eigenen Blut lag, die breiten, tiefen Wunden, und die Augen… die immer noch halb offenen Augen, deren gebrochener Blick gen Himmel ging… Kagome wimmerte leise auf. Nein, nein, das durfte einfach nicht wahr sein, nicht er, nicht der Mann, der ihr soviel bedeutete, nicht Inu Yasha! Sie spürte, wie jemand von hinten die Arme um sie schlang und sie fest an sich drückte, und sie wandte sich mit tränenverschleiertem Blick um. Sango kniete hinter ihr, ebenfalls mit feuchten Augen, und zog ihre Freundin zu sich, die sich nun, immer noch leise wimmernd, an sie presste. Hilfe suchend warf sie Miroku, der wie erstarrt bei ihnen saß, einen Blick zu. Dieser erwachte nun aus seiner Starre und schluckte hart, beugte sich dann vor zu Inu Yashas Gesicht, um ihm die letzte Ehre zu erweisen – und weil er es einfach nicht mehr ertragen konnte, von diesen halboffenen, toten Augen angeblickt zu werden. Als dies vollbracht war, atmete er tief durch, hob dann die rechte Hand auf die Höhe seiner Nasenspitze; es war die Geste, wie sie bei einer Totenandacht im Allgemeinen vollführt wurden. Totenandacht… Hoffentlich schaffen es Sesshomaru und Kouga dieses Mal, Naraku zu erledigen, dachte Miroku grimmig. Bis auf Kagomes Schluchzen, das eher einem Wimmern glich, lag seit dem Verschwinden der Kämpfer eine gespenstische Stille wie eine Wolke über dem Platz. Diese Stille wurde nun gebrochen, vom Klirren eines Schwerts, das gezogen wurde. Direkt hinter ihnen. Miroku und Sango fuhren herum, Kagome wandte dem Neuankömmling eher unwillig den Kopf zu und Shippo, der auf Mirokus Schoß lag, schien es kaum mitzubekommen; zumindest, bis Miroku so abrupt aufstand, dass der kleine Kitsune einfach abgeworfen wurde. „Was willst du?“ Abwehrend hielt Miroku seinen Mönchstab vor sich, seinen Gegenüber misstrauisch im Auge behaltend. Dieser indessen musterte ihn nur kalt aus bernsteinfarbenen Augen: „Tritt beiseite, Mönch.“ „Warum?“ „Tritt beiseite!“ Miroku erwiderte den kalten Blick halbwegs ruhig und musterte Sesshomaru misstrauisch. Was wollte er hier, warum kämpfte er nicht gegen Naraku? Und er hatte ein Schwert gezogen… wollte er sie töten? … Nein, er hatte nicht e i n Schwert gezogen, er hatte d a s Schwert gezogen… Tenseiga! Was zum Teufel wollte der Youkai mit Tenseiga?! Nun, vielleicht hatte er sich auch nur vergriffen und er hatte eigentlich Tokijin ziehen wollen? „G e h b e i s e i t e , M ö n c h!“ Die Stimme klang nun so bedrohlich, dass Miroku es für lebenserhaltend hielt, seine Gedankengänge einen halben Meter weiter links fortzuführen, wo Sango ihn fragend anstarrte und Kagomes gerötete Augen zwischen ihm und Sesshomaru hin und her gingen, als spielten die beiden Ping Pong. Der Youkai bemerkte die Blicke der Menschen und drehte den Kopf gerade so weit, dass er sie aus den Augenwinkeln verächtlich anblicken konnte. „Wie rührend.“, murmelte er spöttisch und wandte den Blick wieder seinem toten Halbbruder zu. Narr, dachte er, elender Narr. Eigentlich sollte ich dich so lassen, wie du jetzt bist, als Strafe für deine Torheit. Nur, wenn er Pech hatte, würde Tenseiga dann nicht mehr aufhören, zu pochen, und das wäre auf Dauer wohl ein wenig irritierend. So gesehen hatte er wohl keine andere Wahl. Also hob er Tenseiga, kniff die Augen zusammen. Für einen Moment wurde die Umgebung vollkommen ausgeblendet, Sesshomaru sah nur noch den halb zerfetzten Körper seines Halbbruders und diese widerlichen, gnomartigen Wesen, die bereits dabei waren, die Seele ins Jenseits zu geleiten. Es brauchte nur einen Schlag, um die Wesen zu vernichten. Irgendwie lächerlich… der Tod wurde immer als unwiderruflich angesehen, nicht zu verhindern, dabei brauchte es nur einen einzigen, gut geführten Schlag, um den Gestorbenen wieder ins Leben zurückzurufen. Und trotzdem machten alle ein so großes Aufhebens darum. Mit dem Ansatz eines spöttischen Lächelns wandte Sesshomaru sich wieder ab und steckte Tenseiga ein. Es war an der Zeit, Narakus Spur zu folgen… hoffentlich hatte das Wölfchen ihn nicht entkommen lassen. Verwundert blickten die Menschen und der Kitsune Sesshomaru nach. Er hatte doch nicht gerade das getan, was sie dachten, dass er getan hatte? Bestimmt nicht, das wäre ja, als ob Naraku ihnen einen Waffenstillstand anbieten würde. Völlig unmöglich. Aber das würde dann wiederum bedeuten, dass sie allesamt den Verstand verloren hatten, da sie schließlich alle vier sehen konnten, wie Inu Yashas Brust begann, sich sachte zu heben und zu senken, seine Hand zuckte und Tessaigas Griff umklammerte… Als schlussendlich dann auch seine Augenlider zu flattern anfingen und er leise aufstöhnte, brach der Bann, der auf den Vieren gelegen hatte. Mit einem Aufschrei, der selbst einen Komapatienten aufgeweckt hätte, fiel Kagome dem Hanyou um den Hals, gefolgt von Shippo, der sich an Inu Yashas Arm klammerte, als wollte dieser das Weite suchen – angesichts der Attacke des Kitsunes durchaus verständlich. Miroku und Sango ließen es wesentlich langsamer angehen mit der Begrüßung, sie hatten beide erkannt, dass ihr Freund wohl noch eine Weile brauchen würde, bis er wieder ganz zu sich kam. Dieser indessen hatte sich gerade erst halb aufgerichtet, ein wahrer Erfolg in Anbetracht dessen, dass Kagome mehr oder weniger auf ihm lag, und blickte sich völlig verwirrt um. Das schluchzende Mädchen auf sich so gut wie möglich ignorierend, versuchte er nun, sich zu erinnern, was genau geschehen war – mit dem irritierenden Ergebnis, dass irgendwie ein kleines Stückchen seiner Erinnerung fehlte. Das letzte, an das er sich zweifelsfrei erinnerte, war die Kaze no Kizu, die auf ihn zugerast war; er schauderte unwillkürlich. Danach war alles dunkel, nur schemenhafte, gnomartige Wesen kamen ihm noch in den Sinn, aber das war wohl eine Art Traum oder so gewesen. Inu Yashas Blick fiel auf Miroku und Sango, die ihn irgendwie… erleichtert? anschauten, ging dann an ihnen vorbei. Und seine Augen wurden groß. „Se-Sesshomaru?!“ Der Youkai blieb einige Meter von ihnen entfernt stehen, als er seinen Namen vernahm, doch er hielt es nicht für nötig, sich umzudrehen. Inu Yasha wusste nicht so genau, warum er den Namen seines Bruders gerufen hatte, aber er hatte die merkwürdige Gewissheit, dass er seinem Bruder ein Danke schuldig war. Ein Danke?! Na, darüber sollte er besser noch nachdenken. Also fragte er lieber das, was ihm nach der Frage, was geschehen war, am meisten interessierte: „Wo ist Naraku?“ „Dein kleiner Wolfsfreund verfolgt ihn… er wird also vermutlich wieder entkommen.“ „Wa – nur Kouga? Du nicht?“, fragte Inu Yasha etwas überrascht. Sesshomaru spannte sich merklich an: „Dank dir schwächlichem Bastard war mir das nicht möglich.“ „Hä…?“ Der Youkai hatte diese “Frage“ entweder nicht gehört oder aber er ignorierte sie, was wesentlich wahrscheinlicher war, denn er setzte sich nun wieder in Bewegung und mit schnellen, aber gemessenen Schritten erreichte er den Waldrand, an dem immer noch ein paar InuYoukai standen, die das Schauspiel interessiert beobachtet hatten. Diese sprach er nicht einmal an, sondern ging einfach vorbei, was aber scheinbar einer Aufforderung, ihm zu folgen gleich kam. Wie auch immer sie das herausgefunden hatten. Während Inu Yasha nun völlig verwirrt war und sich fragte, was zum Teufel er denn jetzt wieder angestellt hatte, beruhigte sich Kagome langsam und rückte soweit von ihm ab, dass er sich wenigstens richtig aufsetzen konnte. „Hey… was ist denn jetzt passiert?“, fragte er hilflos und auch ein wenig erschrocken, als er das viele Blut erblickte, das am Boden gerann und von seiner Kleidung tropfte. „…“ Kagome, Miroku und Sango blickten sich hilflos an. Wie erklärte man jemandem, dass er gerade eben noch tot gewesen und von seinem verhassten Bruder wieder belebt worden war? Und zwar, ohne für verrückt erklärt zu werden? Das war doch ein Ding der Unmöglichkeit. Aber Inu Yasha würde sich wohl nicht zufrieden geben, wenn er keine Erklärung bekam. Also machte Miroku vorsichtig einen Anfang: „Du… erinnerst dich doch an die Windnarbe, die dich getroffen hat?“ „Ja, klar, wieso?“ „Nun ja, sie…“, Miroku räusperte sich und suchte nach den richtigen Worten, „… du hast sie eigentlich… nicht so richtig… überlebt.“ „…?“ „Und… Sesshomaru hat dich… nun, gerettet. Das meinte er wohl vorhin… äh, Inu Yasha?“ Des Hanyous Augen waren noch größer geworden, das Gesicht nun leichenblass, und nach ein paar Sekunden blickte er sich völlig entgeistert um, musterte die tiefen Furchen, die die Kaze no Kizu in den Boden gerissen hatte, und das viele Blut. Er setzte ein paar Mal an, etwas zu sagen, brachte jedoch nicht mehr als ein Krächzen zustande, bis er schließlich hauchte: „Das… ist doch ein Scherz, nicht wahr? Ein Scherz…“ „Nicht wirklich, nein.“ „Nicht…?“ Immer noch starrte er sie hilflos an, versuchte, das eben Gehörte zu verdauen. Kagome kroch nun ganz von ihm herunter, lächelte ihn fröhlich an und meinte: „Mach dir keine Gedanken darum, ja? Wir sollten jetzt wohl besser gehen und Naraku das nächste Mal dann erledigen.“ „Ähm… o-kay…“ Immer noch hetzte Kouga Naraku nach. Schon längst hatte er ihn aus den Augen verloren, doch die Fährte war immer noch frisch genug, um ihm ein sicherer Wegweiser zu sein. Doch seit geraumer Zeit hatte der Wolf das Gefühl, dass sein Gegner ihn förmlich an der Nase herumführte, und zwar im Kreis. Oder, besser gesagt, in einer Art Spirale, die ihn immer weiter nach Osten führte… das wäre dann allerdings ganz und gar nicht gut, denn dann müsste er die Verfolgung zwangsläufig aufgeben. Naraku hatte anscheinend genau das vor. Schließlich erreichte Kouga das Ende des riesigen Waldes, in dem er sich die ganze Zeit bewegt hatte, und kam an eine sumpfige Ebene, die vor allem von hohem Riedgras und vielen kleinen Bächlein geprägt wurde. Hier blieb er fluchend stehen und warf einige finstere Blicke nach vorn. Nein, es war völlig ausgeschlossen, noch weiter zu laufen, er hatte sich sowieso schon beinahe zu weit gewagt. Das konnte doch nicht wahr sein! Da waren sie so nahe dran, Naraku endlich zu erledigen, und dann floh der Kerl einfach ins Gebiet eines Feindes! Es war zum Haare ausreißen. Der WolfsYoukai hatte in Gedanken alle Flüche, die er kannte – und er kannte viele – gut zweimal auf und ab geflucht, als er hinter sich überaus starkes Youki verspürte. Erschreckt fuhr er herum, entspannte sich dann wieder. Es war bloß der Köter, der nun endlich aufgetaucht war. „Du bist ganz schön spät dran.“, sagte Kouga finster. Sesshomaru gab nur einen spöttischen Laut von sich und blickte sich um, witterte hin und wieder. „Hier ist Wolfsland.“, sagte er schließlich, „Aber trotzdem riecht es hier auffällig nach Katze. Hast du deshalb Halt gemacht?“ Kouga zögerte, antwortete dann aber: „Seit einiger Zeit haben sich ein paar Katzenyoukai hier breit gemacht… naja, mehr als ein paar, weil wir sie bis jetzt noch nicht vertreiben konnten. Sie bringen jeden Wolf um, der hierher kommt… und Naraku ist ausgerechnet hierher geflohen. Bastard.“ Sieh an, dachte Sesshomaru. Dasselbe Problem hatte auch er seit mehr als einem Jahr, die Katzen hatten ein großes Eck des Südwestens für sich beansprucht. Und die Biester waren verflucht hartnäckig. Sie würden also auch nicht besonders friedlich reagieren, wenn er “ihr“ Land betreten würde; Narakus Verfolgung musste er also erst einmal abbrechen. Was musste der Kerl auch so gerissen sein. Aber gut… dann hatte er hier auch nichts mehr verloren. Schweigend wandte Sesshomaru sich von der Ebene und von Kouga ab und stieg in die Luft – es würde höchste Zeit, dass er in seinem Schloss wieder Ordnung schaffte. Wer wusste schon, was Inu Yasha während seiner Abwesenheit alles angestellt hatte. Als Soubi am Platz vor dem Schloss erreichte, musste er ein paar Mal blinzeln, bevor er sich sicher war, dass er auch richtig sah. Scheinbar hatte hier ein beachtlicher Kampf stattgefunden, aber jetzt war keiner mehr da. Nachdenklich witterte er, sortierte die Gerüche. Ja, hier war dieser Naraku gewesen, eindeutig. Aber er war wohl geflohen, denn tot war er nicht… verflucht. Wer wohl seine Gegner gewesen waren? Wolfsgeruch stieg ihm in die Nase, und es brauchte einen Augenblick, bis der Youkai ihn erkannte: es musste sich um Kouga handeln, einen der ranghöheren Rudelführer. Doch der war auch schon weg. Am Interessantesten jedoch fand Soubi den Gestank nach Hund und Hundeblut, der hier alles andere überlagerte. Diese Gerüche kannte er zwar beide nicht, doch sie mussten auf jedem Fall starke Youkai gewesen sein, den Spuren des Kampfes nach zu urteilen. Merkwürdig. Zwei starke InuYoukai auf Feindesland und sie hatten nicht angegriffen? Dieser Naraku schien ja sehr interessante Feinde zu haben. Nur… Im Stillen fragte er sich, wie er jetzt seinen Vater rächen sollte. Als ältester Sohn war das seine Pflicht, aber andererseits sollte er gerade jetzt das Schloss nicht verlassen. Er hatte sich immer noch um einen Krieg zu kümmern. Und irgendjemand musste dafür sorgen, dass die Sauerei in der Eingangshalle aufgewischt wurde. Naraku musste also erst einmal warten. Soubi seufzte leise. Zwar hatte man ihm von Geburt an beigebracht, Verantwortung zu übernehmen, da er schließlich der Erbe des Nordens war, aber nichts desto trotz gefiel ihm diese Vorstellung nicht besonders. Vielleicht sollte erst seine beiden Brüder zusammenrufen. Der Jüngste von ihnen, Kankuro, müsste eigentlich auch hier sein, wenn ihn nicht alles täuschte. Soubi witterte noch einmal, und tatsächlich, dieses Mal fand er den Geruch seines kleinen Bruders; er war irgendwo im Wald. Was zum Teufel wollte Kankuro im Wald? Er fand den jungen Youkai nur wenige Meter vom Waldrand entfernt an einen Baum gelehnt und nachdenklich auf die Baumwipfel starrend. Als er seinen Bruder bemerkte, wandte er sich um: „O-nii-san?“ „Kanku-“ „Mutter ist tot.“ „Was?!“ „Mutter ist tot. Dieser dreckige Hund, Sesshomaru, hat sie getötet.“, sagte Kankuro tonlos. Er hatte sich wieder den Baumwipfeln zugewandt. „Eigentlich wollte ich ihn verfolgen, ihn töten… ich werde ihn auch töten, soviel ist sicher… aber er ist schon zu weit weg. Ich werd mir wohl Zeit lassen müssen.“, fuhr der Wolf fort. „Dir Zeit lassen…? Oh nein, du wirst nicht gegen ihn antreten.“, erwiderte Soubi, als ihm der Sinn dieser Worte aufging. Das hatte ja gerade noch gefehlt, dass sein jüngster Bruder sich mit einem der DaiYoukai anlegen wollte. Dieser lächelte jetzt: „Doch, das werd ich tun. Er hat meine Mutter getötet. Du kannst mir nicht verbieten, mich zu rächen, o-nii-san. Außerdem hat Vater es erlaubt.“ „Vater ist tot.“ „WAS?!“ „Kankuro, Naraku hat ihn getötet. Anscheinend hatte dieses Halbblut das von Anfang an im Sinne. Gut möglich, dass er den Krieg nur provoziert hat, weil er irgendwas gegen den Hundeclan hat… das erste, was ich tun werde, ist also, diesen Krieg zu beenden.“ „W a s ?! Das kannst du nicht tun, der Krieg… das kannst du nicht tun, verdammt!“ Kankuro hatte sich wieder zu seinem Bruder gedreht und starrte diesen mit einer Mischung aus Wut und Entsetzen an. „Doch. Und jetzt wäre ich dir sehr verbunden, wenn du –“ Sein jüngerer Bruder schnitt Soubi das Wort ab: „Ich werde gar nichts tun! Wenn du dich diesen elenden Kötern unterwerfen willst, bitte, aber ohne mich! Wenn du schon Vaters und Mutters Erbe beschmutzen willst, musst du das alleine tun!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich ab und ging. Soubi seufzte nur, bevor er sich wieder seinen eigenen Problemen zuwandte. Er machte sich keine großen Sorgen Kankuro, er war schon immer ein Hitzkopf gewesen und würde sich sicherlich bald wieder beruhigen, auch ohne seine Hilfe. Im Moment gab es nun einmal Wichtigeres zu tun, einen Krieg beenden zum Beispiel wäre sicherlich nicht falsch. ~~~~~~~ Nun... es wird noch ein Epilog kommen, und dann fange ich an, die Fortsetzung zu posten. Falls es jemanden interessiert. *hust, hust* Na, bis bald auf jeden Fall.. und bevor jemand fragt, warum es diesmal so lange gedauert hat: 1.: WoW ist Schuld, 2.: Nachhilfe ist Schuld. Ic hkann nix dafür . *grins* Bis bald! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)