Little bird in a cage von VampirSchäfchen ================================================================================ Kapitel 17: The bird’s song --------------------------- "Meinem" Velociraptor gewidmet.... Weil du immer so ungeduldig wartest ^~^ XVII. The bird’s song ……….~……….+Shinya+……….~………. Vor Dais Klassenraum bleiben wir stehen. Die Tür ist noch nicht aufgeschlossen worden, so dass seine gesamte Klasse noch vor dem Raum steht und wartet. Keiner scheint recht Notiz von uns zu nehmen, außer einem schlanken, jungen Mann mit violetten Haaren, der den Blick auf uns heftet, kaum dass wir uns der kleinen Menschenmenge nähern. Er ist es gewesen, der mich an meinem ersten Tag eingewiesen hat. Verlegen weil er uns so direkt anblickt verbeuge ich mich, als wir uns zu ihm gesellen. „Ach, Shinya-san… Schön dich zu sehen…“, seine Stimme hat einen angenehmen Tonfall, so dass ich mich aufrichte und ihn nickend anlächle. „Dai labert mir schon die ganze Zeit einem Blumenkohl wegen dir ans Ohr“, erklärt er, ehe er sich kurz meinem Begleiter zuwendet, den Blick jedoch beinahe hastig wieder abwendet. „Shinya wollte mich nur schnell abliefern…“, erklärt Dai strahlend und drückt mich an sich. Innerlich sehne ich mich danach, dieses Lächeln erwidern zu können, doch die eisige Kälte hält mein Herz weiter umfangen und ich bin froh darüber, dass ich überhaupt noch aufrecht stehe. „Ich muss dann auch langsam los…“, verkünde ich leise und Kaoru nickt. „Wir wollen schließlich nicht dafür verantwortlich sein, dass du zu spät kommst…“, er sieht mich noch einmal an, ehe er sich kurz verbeugt. „Wir sehen uns dann nachher…“, raunt mir Dai ins Ohr und zieht mich in seine Arme. Schweigend klammere ich mich an ihn, kurz davor ihm zu gestehen, dass ich mich nicht an mein Versprechen halten kann. Doch auch als ich ihm einen vorsichtigen Kuss auf die Wange hauche, verrate ich ihm nicht dieses Geheimnis, das ich hüte. …Ich wünschte, er könnte mich hassen… Ein letztes Mal sehe ich ihm in die Augen, seine Fingerkuppen fahren zart über meine Wange. …Denn so wäre alles einfacher…. Ich löse mich von ihm, schenke ihm noch ein letztes Lächeln, ein Inbegriff meiner Lüge und meiner Schuld, ehe ich ihm den Rücken zuwende und losrenne. Nur fort von ihm, so schnell mich meine Beine zu tragen vermögen. …………+…………….~Die~……………+……………… Lächelnd blicke ich dir nach. …Du bist wirklich so unglaublich niedlich… Meine Hochstimmung verfliegt, kaum dass ich Kaoru ansehe, der noch immer neben mir steht und schweigend auf die Ecke starrt, hinter der du verschwunden bist. „Sag mal, Kao-chan… Die ganze Zeit bist du so komisch, und jetzt, wo Shinya da ist, bist du auf einmal freundlich und so wie immer… Was ist nur mit dir los?“, ich habe ihn an der Hand beiseite gezogen, weg von den neugierigen Ohren der anderen. Der Blick meines Freundes wirkt seltsam trüb und abwesend. „Es ist nichts…“ „Hör endlich mit dem Mist auf. Es ist nichts, es ist nichts…. Denkst du ich bin blind? Natürlich stimmt etwas mit dir nicht! Das ist nun wirklich nicht zu übersehen, und ich will nicht mehr länger mit deinem „nichts“ abgefertigt werden! Sag mir endlich, was los ist….“, fauche ich ihn an, ganz ungeachtet der Tatsache, dass er zusammenzuckt und für einen Moment aussieht, wie ein kleines Kind, ehe sich sein Blick verhärtet und er meine Hand, die noch immer sein Handgelenk umfasst hält, abschüttelt. „Seit wann interessiert es dich denn, wie es mir geht?“, seine Worte treffen mich so sehr, dass ich nichts erwidern kann, sondern regungslos verharrend in seine zornigen Augen blicke. …Was ist nur mit ihm?.... Warum reagiert er auf diese Weise?... Habe ich etwas falsch gemacht?.... „Ist es wegen Shinya?“, meine Stimme klingt seltsam nüchtern, so dass ich beinahe selbst von ihrem Klang erschreckt bin. Auch der Gesichtsausdruck Kaorus ändert sich. Aus der Wut wird Erschrecken, dann ein plötzlicher Anflug von Panik und schließlich eine eiskalte Maske und ein mindestens ebenso eisiges Lächeln, das mir nicht die Möglichkeit lässt seine wahren Emotionen zu erkennen. „Manchmal finde ich deine Phantasie recht beeindruckend, Dai…“, er nähert sich mir wieder, „Aber ich möchte dir auch noch etwas sagen, und wenn du klug bist, wirst du dir diese Worte durch den Kopf gehen lassen: Für Shinya bist du nur der letzte Halm an den er sich klammert. Ihm ist es egal, ob du nun du bist, oder jemand ganz anderes. Er braucht nur jemanden, der sich um ihn kümmert und vor dem Untergang rettet. Ob nun du oder Kyo, oder sonst jemand anderes spielt keine Rolle“ „Was weißt du denn schon?“, einen Moment noch habe ich um Selbstbeherrschung gerungen, doch nun schreie ich ihn doch an, „Du kennst ihn gerade mal vom Sehen und meinst über ihn urteilen zu können?“ Wieder ein kaltes Lächeln das auf seinem Gesicht so ungewohnt wirkt, so vollkommen unpassend, so dass ich zuschlagen möchte, um diese Maske zu zerbrechen. „Und du meinst ihn also besser zu kennen, ja?“, Kaoru lacht und schüttelt den Kopf. Sein langes Haar glänzt. Knurrend balle ich die Hand zur Faust, mache einen Schritt auf ihn zu, so dass ich direkt vor ihm stehe. …Ich könnte zuschlagen… Einfach so… Das Blut pocht mit in den Ohren als unsere Blicke sich treffen. „Du hast nicht die geringe Ahnung davon, was zwischen mir und Shinya ist… Er gehört zu mir, und daran kannst du nicht das Geringste ändern….“, ruckartig drehe ich mich von ihm weg und stürme auf unseren nun aufgeschlossenen Klassenraum zu. ….Was soll das?... Beim letzten mal ist es noch in Ordnung für ihn gewesen, und er hat mich getröstet, und jetzt?... Nun ist es wieder falsch…. Bevor ich in die Klasse trete, werfe ich meinem noch auf dem Flur stehenden Freund einen kurzen Blick zu. Er sieht verletzt aus, doch ich kann keine Reue für meine Worte empfinden. …Ich kann nun einmal nichts daran ändern, dass ich dich liebe… Und wenn das für ihn nicht verständlich ist, so kann ich leider nichts machen…. Ich mag ihn… Er war schon immer der einzige, der mir zugehört und zu verstehen versucht hat…. Die anklagenden Worte meiner Lehrerin ignorierend setzte ich mich an meinen Platz und beginne meine Sachen aus meiner Tasche zu holen und sie auf den Tisch zu legen, obwohl ich nicht daran glaube, dass ich in der Lage sein werde, dem Unterricht zu folgen. …Was soll ich denn tun, damit Kaoru zufrieden ist?.... Mich von dir trennen?.... Als ob ich das könnte…. Schlecht gelaunt knalle ich mein Buch auf den Tisch, genau in demselben Augenblick, da Kaoru ebenfalls den Raum betritt. Sein schmaler Körper zuckt zusammen und es scheint mir als würde er zittern. „Ist mit ihnen alles in Ordnung?“, die eben noch schimpfende Stimme der Lehrerin hat jetzt etwas beinahe mütterliches an sich. „Ich glaube…. Mir ist schlecht…“, bringt er leise hervor und senkt den Kopf. ….Und was soll dieses Theater jetzt wieder?.... Ich beiße die Zähne aufeinander. …Ich erkenne ihn heute nicht wieder…. Bis eben ging es ihm doch noch prima… Unsere Lehrerin verfällt in eifrige Hektik und schickt Kaoru schließlich nachhause, damit er sich erholen kann. Mich keines weiteren Blickes mehr würdigend verlässt er das stickige Zimmer wieder und schließt die Tür hinter sich. Plötzlich ist jegliche Wut in mir wie weggewischt und ich würde viel lieber weinen. ….Was mache ich hier überhaupt?... Warum kann ich nicht damit aufhören… Mit einem schneidenden Gefühl der Einsamkeit in meiner Brust bette ich meinen Kopf auf meinen Armen und schließe die Augen. …Diese Welt kann mir gestohlen bleiben… ……….~……….+Shinya+……….~………. In mich zusammen gesunken kauere ich einige Meter vom Schultor entfernt hinter einem Baum am Boden und versuche meine Atmung und meine Gedanken wieder zu beruhigen. …Ich darf nicht vor ihm davon laufen… Aber ich muss es tun… Schließlich verlässt sich auch Toshiya darauf, dass ich zu Kyo gehe…. Was sonst soll ich machen?.... Außerdem möchte ich zu ihm… Ich verschließe die Augen vor der flimmernden Welt vor mir und verdränge die Tränen, die nun über meine Wangen rinnen. …Wie soll das hier nur ausgehen?.... Weil ich mich nicht traue, mich zu erheben und zu Kyo zu gehen, bleibe ich unter meinem Baum kauernd zurück. …Wenn ich losgehe…. wird es endgültig sein… Dann werde ich nicht mehr umkehren können… Traurig schüttle ich den Kopf. …Als wenn ich das jetzt noch könnte…. Vorsichtig stehe ich auf, und meine, dass mir meine Beine den Dienst versagen wollen. Mit einer Hand stütze ich mich an dem Baum ab, spüre die raue Rinde auf an meiner Handfläche. „Shinya-kun…. Was machst du denn hier?“, vollkommen verschreckt wirble ich herum und finde mich Angesicht zu Angesicht mit Kaoru wieder. „Ano… Also… ich…“, ängstlich lasse ich den Kopf hängen. „Du solltest schon lange von hier weg sein… Was wenn einer der Lehrer dich entdeckt?“ Verwirrt hebe ich das Haupt. Für einen Wimpernschlag lächelt der Ältere ehe sein Gesichtsausdruck wieder ernst wird. „Ich bin ein Bekannter von Toshiya. Er hat mir vorhin erzählt, dass du dich auf den Weg zu Kyo machen würdest…“, in seinen dunklen Augen liegt eine abgrundtiefe Trauer, die keinen Namen finden könnte. „Woher wisst ihr beiden von Dai und mir?“, frage ich ganz zaghaft, nicht sicher, ob es mir zusteht, diese Frage zu stellen. „Dai hat sich am Freitag bei mir ausgeheult…. Und Toshiya hat versucht Kyo davon zu überzeugen, ihm zu erzählen, was alles passiert ist….“, der Violetthaarige seufzt und sieht sich anschließend um. „Darf ich dich ein Stück zu Kyo hin begleiten? Ich habe mich krankgemeldet, ebenso wie du….“ Ich nicke auf diese Frage hin nur vorsichtig, da ich nicht ganz weiß, was ich von meiner Situation halten soll. Weil ich keinerlei Anstalten mache, mich zu bewegen, nimmt der Ältere mich leise seufzend bei der Hand und zieht mich mit sich auf die andere Seite der Straße ehe er in ein etwas langsameres Schritttempo verfällt und mich beim Laufen unablässig ansieht. „Ano… Kaoru-san? Wie wird Dai reagieren, wenn er es bemerkt?.... Ich meine…. er wird es schließlich ahnen…“, flüstere ich leise, denn der bloße Gedanke daran beunruhigt mich so sehr, dass ich zittere. „Ich denke er wird wütend werden…“, ich kann den Blick des Violetthaarigen auf mir spüren während ich stillschweigend weiter tapse, unsicher ob meine Entscheidung wirklich die Richtige gewesen ist. „Denkst du… er würde Kyo etwas antun?“, bringe ich nach einer ganzen Weile leise hervor und bleibe stehen, die Augen auf den Boden gerichtet. „Ich weiß es nicht….“, die leise Stimme des im Grunde Fremden hört sich dünn und schwach an, als könne er selbst dieses Gedanken ebenso wenig ertragen wie ich. „Bitte, Kaoru-san… Du darfst Dai nicht verraten, wo er wohnt… Ich muss zu ihm gehen… Ich kann einfach nicht anders, aber ich will auf keinen Fall, dass ihm etwas passiert… Bitte…. Dai darf nicht zu ihm kommen….“, die Erinnerungen an die vergangene Nacht steigen klar und mit grausamer Intensität in mir auf, mir Tränen in die Augen treibend, die ich nicht unterdrücken kann. …Ich weiß, wozu er in der Lage ist… Weiß, dass er Kyo hasst… Wie soll ich ihm erklären, was ich fühle?.... Ich will ihn nicht verletzen… Aber ich kann nicht bei ihm bleiben… Nicht jetzt…. „Bitte….“, schluchze ich leise, den Kopf gesenkt, voller Schmach weil ich die Schwäche meiner Seele nicht verbergen kann. Ganz vorsichtig streicht mir der Freund des Rothaarigen über den Kopf. „Ich verspreche es… Hab keine Angst… Er wird zu mir kommen, um nach seiner Adresse zu fragen, aber ich werde schweigen, das verspreche ich dir, Kleiner…. Also mache dir darum keine Sorgen…“ In seiner Stimme kann ich ein weiches Lächeln spüren und ich hebe den Blick, dankbar und gleichzeitig verwundert. Meinem fragenden Blick begegnend schüttelt er den Kopf. „Du musst dir wirklich keine Gedanken machen…“, versichert er mir erneut ehe er mir einen ganz sanften Stoß versetzt, „und nun geh… Ich werde mich um Dai kümmern…“ „Danke….“, hauche ich leise und verbeuge mich tief, ehe ich mich abwende und wieder zu rennen beginne. Ich finde den Weg beinahe schon instinktiv obschon ich ihn nur ein einziges Mal auf diese Weise gegangen bin. In den Straßen halten sich zu dieser Stunde nur wenige Menschen auf, und keiner bemerkt die getrockneten Tränenspuren auf meinen Wangen. In Gedanken verbleibe ich bei jenem violetthaarigen Jungen, der Dai so unheimlich gut zu kennen scheint, und sich um ihn und mich sorgt, obwohl ihn nichts dazu verpflichtet, der mir sogar hilft und sich dabei gegen Dai stellt. …Warum sah er nur so traurig aus?... Ist es Mitleid oder etwas ganz anderes?... Dieses unterschwellige Gefühl, das mir zu raunt, dass da noch mehr ist…. Dass er hinter seinem Lächeln etwas verbirgt… Unbeirrbar meinem Weg folgend verfluche ich diese Welt, in der es kein Glück zu geben scheint. Nur winzige Krümel davon, ein kleiner Vorgeschmack, der einem wieder und wieder vor Augen führt, was Glücklichsein bedeutet, und einen daran erinnert wie sehr man sich nach eben diesem Glück sehnt. …Ich frage mich, ob es in dieser Welt auch nur einen Menschen gibt, der vollkommen glücklich ist… Vielleicht ist es einfach wider der menschlichen Natur ungetrübtes Glück zu empfinden…. Ohne es recht zu merken habe ich inne gehalten und hebe nun das Haupt zum Himmel empor, das Schlagen meines eigenen Herzens in den Ohren, die Beine schmerzend von der Anstrengung. Ein freundlicher Wind streichelt mir die Wange und möchte mir etwas sagen, doch ich verstehe seine säuselnden Worte nicht. Vielleicht ist es Trost, den er mir zuspricht oder ein Geheimnis, das auf dieser Welt kein Mensch je erfahren hat, jedoch kann ich mich bemühen, wie ich will, das Flüstern bleibt was es ist. …Um glücklich zu sein… was brauche ich dafür?... Bis vor kurzem habe ich noch geglaubt es würde mir reichen, einfach nur zu wissen, dass da jemand ist, der mich mag… Und nun, da ich sogar geliebt werde, laufe ich davor davon und sähe nur weiteres Leid, ohne das Recht darauf zu haben… Immerfort verletze ich andere, die mir halfen, ohne je das Geringste zurück zu geben… Und ich lebe immer weiter… Lebe weiter und fahre fort zu verletzen…. …Aus meinen Gebrochenen Schwingen ragen scharfe Knochen und grausige Dornen hervor… Reste von dem Stacheldraht, der mich zähmen sollte…. Und nimmt sich einer des kleinen Vogels an, so werden diese Dornen tief in sein Fleisch schneiden während mich Blut und Wärme am Leben halten…. …Es ist, wie mein Vater sagte…. Ich sollte tot sein… Eingegraben in der kalten, kalten Erde während ich ein Teil von ihr werde… Ganz langsam…. Denn an meiner statt verrotten dort nun jene, die mich liebten… Die Frau, die mich gebar, der Hund, der mein einziger Freund gewesen ist, Asagi, der Junge, welcher mich liebte und den ich von mir stieß…. Erneut beginn ich zu rennen, gerade so als versuche ich auf diese Weise meine Gedanken zurückzulassen, Als bilde ich mir ein, ich könne auf diese Weise meinem Leben entkommen. Wäre es mir möglich würde ich alles ungeschehen machen, von jenem Tag an, da ich zur Welt kam. Ein kleiner Junge, um den keiner gebeten hatte… …………+…………….~Die~……………+……………… Übel gelaunt verfolge ich die hektischen Bewegungen meines Lehrers während er uns den Aufbau von irgendwelchen Molekühlen erklärt und gleichzeitig Vorbereitungen für einen neuerlichen Versuch trifft, der, wie wir alle wissen, entweder gar nicht funktionieren wird, oder viel zu heftig, so dass wir uns gerade noch lebendig aus dem Raum retten können. Gelangweilt blicke ich mich um und streife dabei den verwaisten Platz, auf dem für gewöhnlich Kaoru sitzen würde. Doch er ist gegangen…. Wut brodelt in mir auf und ich verknülle den Zettel auf den ich bis jetzt Strichmännchen gemalt habe. …Was denkt er sich nur, so von dir zu sprechen?... Du hast ihm nichts getan… Und warum sollte er versuche uns zu trennen?.... Du würdest dich ihm nicht zuwenden, nicht ihm… Zumindest würde ich das nicht ertragen… Es ist schlimm genug, dass du so an Kyo hängst… Ich beiße die Zähne so fest aufeinander, dass es knirscht. …Was soll ich tun?.... Muss ich tatsächlich vor der Welt verstecken, damit ich dich für mich allein haben kann?.... Oder ist es nötig, dass ich dein Leben zusammen mit dem meinen beende, damit wir für immer zusammen sein können?.... Egal was es ist, ich würde es tun, und wenn ich damit die ganze Welt ins Unglück, und der Himmel in die Hölle stürzen würde. So lange du bei mir bleibst, bin ich bereit restlos alles zu tun. …Ich weiß, dass es krank ist, doch das vermag meinen Wahnsinn nicht zu vermindern… Eine seltsame Welt ist es, wenn sie jemanden wie mich hervorbringt, und es zulässt, dass ein unschuldiges Wesen wie du dabei verletzt wird…. Ich habe dich beschützen wollen und gleichzeitig wollte ich selbst dir einen Teil deiner Unschuld nehmen…. Dieser Geist ist krank… Das hätte doch schon lange jemand bemerken müssen… All jene, die meinen das Leben zu kennen… Die meinen die Seele eines Menschen benennen zu können, sie in wissenschaftliche Kategorien einteilen zu können… Es gibt so viele, die es hätten bemerken müssen… Und so gebe ich nicht mir die Schuld an dieser Verkommenheit meines Geistes, sondern jenen, die mich zu dem machten, was ich nun zu sein scheine… …Einen Gruß an all die Erwachsenen, die diese Welt geschaffen haben… An meine Eltern, die mich nicht liebten und nicht bei mir gewesen sind, obschon sie es waren, die mich in diese Welt ausgesetzt haben, ohne mir zu sagen, wie ich meinen Weg finden kann… Jene, die nicht geworden sind, wie ihr sie euch gewünscht habt, beschuldigt ihr, und verleugnet dabei euren Anteil an der Schuld… Muss ich mich dafür entschuldigen, dass ich lebe?... Bin ich es, der sich entschuldigen muss, weil ich nicht das bin, was sie wollten?... …Ich habe dir wehgetan, und auch Kaoru scheine ich zu verletzen…. Nur dafür will ich mich entschuldigen… Nur das bereue ich… Halbherziges Interesse vorheuchelnd verfolge ich den Versuch meines Lehrers, dir ganze Schule zu atomarisieren und pünktlich mit dem Klingelzeichen verlasse ich mit bereits gepackter Tasche den Chemieraum und eile in Richtung des Biologietracktes, wo ich dich treffen will. Deine Klasse ist bereits dabei den Raum zu verlassen, als ich ankomme und ich halte aufgeregt nach dir Ausschau, und nachdem du ich dich nicht entdecken kann, stecke ich den Kopf um die Ecke und spähe in den kleinen Biologieraum, der zu meinem maßlosen Entsetzen bis auf den Lehrer leer ist. …Kyo…. Er muss dich mitgenommen haben… Gleich nach dem Klingeln… Maßlose Enttäuschung befällt mich, als ich mich langsam zurückziehe. Nur langsam kommt Wut in mir auf, die jedoch das Gefühl der Enttäuschung nicht zu vertreiben mag. ….Du hast es mir versprochen… Warum solltest du dieses Versprechen brechen?... Vorhin war doch noch alles in Ordnung… Du hast gelächelt, und doch von mir verabschiedet, und nun?... Um mir nicht die Blöße zu geben, zu weinen, trete ich heftig gegen die Rahmen der Tür und lasse der Wut die Oberhand ehe ich los renne um ihn und dich zu suchen, denn ich werde dich ihm noch wie vor nicht überlassen. Mit rasselndem Atem und einem heftigen Stechen in der Brust, das seinen Ursprung nicht nur in meinen bebenden Lungen hat, suche ich Flur um Flur und die gesamte Pausenhalle sowie den Platz vor der Schule nach euch ab, und immer größer wird meine Verzweiflung und das Gefühl, verraten worden zu sein. …Wohin kann er dich geschleppt haben?.... Wohin nur?.... Mein gen Himmel gerichteter Blick verrät mir die letzte mögliche Antwort und ich hetze die auf das Dach führenden Treppen empor. ….Das Dach ist der letzte Ort, an dem ihr noch sein könnt, und auch der einzige Ort, den ich am Freitag nicht nach euch abgesucht habe… Ihr müsst hier oben sein… Es gibt keine andere Möglichkeit mehr…. In dieser Gewissheit stoße ich die Tür, die auf das Dach führt auf und blicke mich hastig nach euch um. ….Das kann nicht sein… Alles, was ich hier oben vom Wind umspült vorfinde, ist der Freund von diesem Bastard Kyo, den du mir als Toshiya vorgestellt hast. Ohnmächtig vor Wut weil ich nun nichts mehr machen kann, weil es keinen Ort mehr gibt, an dem ich suchen kann, trete ich auf den Jüngeren zu, der sich nun verwundert zu mir umdreht. „Wo sind sie? Du bist Kyos Freund, ihr seid in einer Klasse, du musst wissen wo sie sind! Sag es mir!“, ich gebe mir nicht die Mühe, meine Emotionen zu verbergen oder Freundlichkeit vorzuheucheln. Seine eben noch irritierten Züge glätten sich und ein sanftes Lächeln verzieht seine Lippen, ehe er erheitert mit den Schultern zuckt. „Ich glaube nicht, dass ich das Kindermädchen der beiden bin, von daher habe ich nicht die geringste Ahnung wo die beiden sind…“ Gerade noch in der Lage meine Wut zu bändigen starre ich den Jungen an. „Lass die Spielchen bleiben, und sag mir, wohin sie gegangen sind!“, fauche ich ihn an, doch er zuckt nicht mit der Wimper und strahlt mich nur weiter auf diese übertrieben heitere und penetrante Art an, „Sie können gehen, wohin sie wollen, mich geht es nichts an…“, lässig, als habe er gar nicht bemerkt, wie aufgebracht ich bin, geht er auf mich zu und schließlich an mir vorbei. „He!“, knurre ich unfreundlich und halte ihn am Arm fest und bin überrascht, als ich heftig zurückgestoßen werde. Das Lächeln in seiner Visage ist noch immer wie zuvor. „Entschuldige mich, Dai-san… Ich habe noch zu tun….“, ohne einen weitere Blick lässt er mich stehen, ohne eine Auskunft, einfach so. ….Er weiß es…. Er weiß, wo ihr seid…. Meine Hände ballen sich zu Fäusten. „Fuck…“, meine rechte Faust trifft das weiß gestrichene Mauerwerk und ich unterdrücke einen Schmerzenslaut, während eben jener Schmerz meine Wut übermannt und eine nahezu unerträgliche Leere an ihre Stelle bringt. ….Bitte, Shinya….Warum tust du das?.... Mit gesenktem Kopf lausche ich auf den Wind, der mich ohne einen Hauch von Erbarmen auslacht und sich an meinem Leid erfreut. …Ich habe das hier alles nicht gewollt… Langsam trete ich an die hohen Abzäunungen heran und blicke durch den festen Maschendraht in die Tiefe hinab. Dort unten tummeln sich Schüler, lachend, streitend, scherzend. Bis hier oben kann ich ihre Stimmen hören, und sie scheinen mich auszulachen wie der Wind, der an meinen Kleidern und Haaren zerrt. ….Warum nicht gehen?... Ist es wirklich der Wind, der mir diese Worte zugeflüstert hat?... Ich trete von der Brüstung weg und schüttle lachend den Kopf. „Was für ein Unsinn….“, murmle ich leise, „Ich werde nicht gehen… Nicht ohne dich…“ Gedämpft dringt das Schrillen der Schulglocke an mein Ohr und mich entschlossen abwendend nehme ich mir vor, Kyo endgültig und unmissverständlich klar zu machen, zu wem du gehörst. +Das Vögelchen versucht aus dem Käfig auszubrechen +Lange Dornen verletzen seinen zarten Körper +warmes Vogelblut +Der Klageschrei eines stummen Vogels +Ein blinder Vogel auf der Suche nach Licht +Versuche mit gebrochenen Schwingen den Horizont zu erreichen +Ein letzter Weg… +Lausche dem Trauergesang der toten Vögel Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)