Hass mich oder Vernasch mich von Mopsbacke (Draco x Harry) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 oder Feinde bis aufs Blut ---------------------------------------------- „Ich hasse ihn! Ich hasse, hasse, hasse, hasse, hasse ihn! Dieses…argh, ihr glaubt gar nicht wie sehr ich ihn hasse„Du wiederholst dich, Harry“, sagte Hermine kühl. Dann vergrub sie ihre Nase wie!“ der in das Buch, das sie sich aus der Bücherei ausgeliehen hatte. „Seit ca. 2 Stunden liegst du mir damit auf den Ohren…“ „Aber Hermine! Du scheinst nicht zu begreifen… es geht um Malfoy! Da darf es ruhig öfter erwähnt werden“, mischte Ron sich ein. Anscheinend hatte Hermine eingesehen, dass es hier keinen Zweck hatte zu lesen, da man sich bei den Hassschwüren der beiden eh nicht konzentrieren konnte, denn sie knallte das Buch geräuschvoll zu und erwiderte entnervt: „Ihr macht es nun schon seit 5 Jahren sehr offensichtlich, dass ihr Malfoy hasst, da müsst ihr es nicht dauernd wiederholen…“ Ron zog eine Augenbraue hoch, als könne er nicht glauben, was Hermine da sagte: „Du klingst ja fast so, als würdest du dich auf Malfoys Seite stellen!“ „Tue ich ganz sicher nicht!“, herrschte ihn Hermine an, stand aus ihrem Sessel auf und klemmte sich ihr Buch unter den Arm, „schönes Hassen wünsche ich euch noch!“ Und dann rauschte sie ab in den Mädchenturm. Dort legte sie sich sofort in ihrem Zimmer auf ihr Bett, um endlich mit der nötigen Ruhe das Buch zu lesen. Lesen war vielleicht untertrieben, ja, sie absorbierte es förmlich. „Was ist denn in die gefahren?“, fragte Ron etwas eingeschüchtert. Doch das einzige was er als Antwort erhielt, war ein Schulterzucken Harrys. „Ich kann nicht verstehen, wie sie das so kalt lassen kann!“, beschwerte Ron sich weiter. „Na ja, SIE muss ja nicht dank Malfoy bei Snape nachsitzen“, antwortete Harry. „Weil sie auch nicht dumm genug war, sich in der Nähe von Professor Snape von Malfoy provozieren zu lassen“, kicherte Ginny, die soeben den Gemeinschaftsraum von Gryffindor, der doch recht ausgestorben war, da die meisten aufgrund des schönen Wetters draußen waren, betreten und einen Teil des Gesprächs mit angehört hatte. „Woher weißt du denn davon?“, drückte Ron, sichtlich über seine kleine Schwester erstaunt, heraus. „Hast du Idiot das schon vergessen?“, sagte sie aufgebracht, und als sie die Hände in die Hüfte stemmte, hatte nicht nur ihre Stimme, sondern auch ihre Haltung große Ähnlichkeit mit der von Molly Weasley. „Was ist eine der Eigenschaften Draco Malfoys? Genau, er ist arrogant und gibt gerne mit seinen „Heldentaten“ an. Als ich von Kräuterkunde hierher kam, haben mich ein paar Slytherins aus meinem Jahr darauf angesprochen, dass mein Bruder es wieder einmal geschafft hatte, sich durch Malfoys Provokationen Nachsitzen einzufangen. Weißt du eigentlich was für eine Schande das für mich war?“ Sie vergrub das Gesicht in den Händen, als wäre ihr ihr Bruder mehr als peinlich, „Ich hör immer noch wie sie lachen!“ „Hör auf zu übertreiben“, keifte Ron sie an. „Na ja, wir können’s nicht mehr ändern… auch wenn ich Malfoy immer noch am liebsten erwürgen würde!“, sagte Harry mit verschränkten Armen. „Obwohl ihr deswegen überhaupt Nachsitzen müsst?“, fragte eine bekannte Mädchenstimme. Hermine war wieder aufgetaucht. Diesmal allerdings ohne Buch und dafür mit einem Lächeln ausgestattet. „Hermine… du bist gruselig. Wie kannst du deine Stimmungen so schnell ändern?“, ‚begrüßte’ Ron sie. Doch sie winkte nur mit der rechten Hand ab. „Du hast dich nicht mal bedankt…“, fügte er leise und mit gespielter Traurigkeit hinzu. „Wofür sollte ich mich denn bedanken?“, fragte Hermine, und ein klein wenig Neugier war in ihr erwacht. „Na schließlich haben wirs für DICH getan!“ „Erwartest du jetzt einen Kuss oder so was, weil ihr ‚für mich’ nachsitzt? Ich hab euch ja nicht drum gebeten, mit Zauberstäben bewaffnet auf Draco loszugehen!“ Rons Gesicht nahm die Farbe seines feuerroten Haares an und schüttelte den Kopf, während Harry aus dem Fenster sah und an die Ereignisse dieses Tages, der sich schon bald dem Ende neigte und dennoch so voller Wärme und Sonnenlicht sprühte, dachte… Er sah alles noch genau vor sich… war ja auch noch gar nicht so lange her. Sie warteten wie immer vor dem Kerker, in dem Snape Zaubertränke unterrichtete. Sie hatten sich schon fast eine Woche nicht mehr so richtig mit Malfoy gestritten und das vermissten Ron und Harry und warteten schon sehnsüchtig darauf. Und wie der Zufall es so wollte, war auch Malfoy wieder zum Streiten aufgelegt… doch was mit Sicherheit kein Zufall war, war dass Malfoy sie kurz vor Snapes Auftauchen provozierte. Er machte sich über die üblichen Dinge lustig: Harrys Verlangen nach Aufmerksamkeit, Hermines Muggelabstammung, die Weasleys, die Tatsache, dass Harry Waise war usw. Die Stimme der Vernunft, Hermine, sagte ihnen zwar, sie sollten nicht darauf eingehen, weil es doch offensichtlich war, dass es eine Falle war, doch schon waren Harry und Ron Malfoy mit gezücktem Zauberstab entgegen gesprungen , um ihm einen ordentlichen Fluch auf den Hals zu jagen. Doch kaum hörten sie Snapes näher kommende Schritte, hatte er die beiden schon am Kragen des Umhangs gepackt und von Malfoy weggezogen. Er bäumte sich vor ihnen wie eine undurchdringliche Mauer auf und sein Blick huschte durch den Gang, als er die Dritte ihm Bunde suchte. „Alle dr…“, setzte er an, doch als er Hermine vor der Tür des Zaubertränkeraums mit einem Buch in der Hand stehen sah, schien er einzusehen, dass er ihr nichts anhängen konnte und so beließ er es bei einem: „Alle beide, nachsitzen!“ Sofort brach das Gejohle der Slytherins los und Snape, der zur Kerkertür geschritten war, drehte sich noch mal um: „Und noch 20 Punkte Abzug für Gryffindor… von euch beiden.“ Harry konnte sehen wie ein Grinsen, ein boshaftes Grinsen für kurze Zeit sein Gesicht zierte. In der ganzen Zaubertränkestunde hatte Snape nichts besseres zu tun gehabt als Harry und Ron zu pisacken, bei unlösbaren (der Begriff unlösbar ist wohl etwas unpassend, denn Hermine konnte sie natürlich lösen, also sagen wir für normal sterbliche mit durchschnittlichem Wissen, die nicht jedes Buch absorbieren, unlösbar) Aufgaben dranzunehmen, und wegzuschauen und wegzuhören wenn Malfoy die drei verspottete oder über sie lachte. „Wann müsst ihr denn nachsitzen?“, holte Ginnys Stimme ihn zurück in die Gegenwart. „Morgen“, grummelte Ron, „Um 17.00Uhr. Du glaubst gar nicht wie sehr ich mich darauf freue…“ Das Porträtloch klappte auf und einige Gryffindors füllten den Gesellschaftsraum auf. Beim Anblick der Masse und der untergehenden Sonne fragte Hermine, die sich schon längst in einen der bequemen Sessel hatte fallen lassen, mahnend: „Habt ihr eure Hausaufgaben denn auch schon gemacht?“ „Ähm.. um ehrlich zu sein…“, begann Harry, doch Hermine unterbrach ihn schnippisch: „Wusste ich’s doch! Wann wollt ihrs denn sonst machen? Morgen habt ihr auch keine Zeit dafür…“ „Da, du tust es schon wieder!“; rief Ron und zeigte mit dem Finger auf sie. „WAS tue ich schon wieder, Ron?“, sagte sie genauso bissig wie zuvor. „Du hast deine Stimmungsschwankungen!“ „Mich nervt es nur, dass ihr nie eure Hausaufgaben macht, obwohl ich es euch immer wieder sage, und ihr sie dann letztendlich von mir abschreibt!“, erwiderte sie mit erhöhter Tonlage. „Du tust fast so, als würden wir dich nur ausnutzen!“, sagte Ron empört. „Tut ihr auch“, murmelte Hermine. Während die beiden sich weiter stritten, sank die Sonne immer tiefer und draußen wurde es dunkler. Krummbein schnurrte vergnügt auf Ginnys Schoß, während sie ihn streichelte. „Ich geh ins Bett, okay?“, sagte Harry wie aus dem Nichts, denn er wirkte die ganze Zeit sehr abwesend, wie er so ins Kaminfeuer oder aus dem Fenster auf die Landschaft starrte. Ron und Hermine beendeten ihren Streit außergewöhnlich friedlich, wünschten sich eine Gute Nacht und als Hermine und Ginny die Treppen zum Mädchenschlafsaal hinaufstiegen, machten sich auch Ron und Harry auf den Weg. Sie gingen früher als sonst zu Bett und waren ganz allein in ihrem Zimmer. Irgendwie war dieser Tag doch anstrengend gewesen, auch wenn sie nicht wussten warum. Doch auch einem Malfoy zu drohen kostet Kraft und vielleicht war es das, was Ron so schnell ins Reich der Träume trieb, doch Harry hatte das zu Bett gehen nur als Vorwand genutzt, um in Ruhe nachdenken zu können. Er setzte sich im Schlafanzug auf den Fenstersims, sobald er sich sicher war, dass Ron fest schlief, und starrte aus dem Fenster. Der Mond begann scheu sich zu zeigen und hatte sich schließlich dazu entschlossen langsam aufzugehen. Kurz fragte Harry sich, wie lange die anderen wohl noch im Gemeinschaftsraum bleiben würden. Doch dann dachte er an Malfoy. Genauer gesagt an das reste Treffen mit Malfoy. Damals, bei Madame Malekins, war er ihm schon unsympathisch geworden, und es hatte sich die ganzen Jahre über gesteigert. Dann kam ihm die Szene ins Gedächtnis, wie Hermine ihn erst mit dem Zauberstab bedroht hatte, und ihn kurz darauf mit der Faust ins Gesicht schlug. Das besondere Vergnügen an dieser Szene war, dass er sie gleich zwei Mal hatte ansehen dürfen dank des Zeitumkehrers. Dann schüttelte Harry auf einmal den Kopf. „Warum denke ich an Malfoy?“, fragte er in die Stille des leeren Raumes hinein, wo seine Worte ungehört verschwanden. „Das ist nur der Hass… und die Wut. Man bedenke, dass ich morgen wegen IHM nachsitzen muss!“, beruhigte er sich selbst. Als er hörte, wie die anderen Jungen aus dem Zimmer schwatzend die Treppe hochkamen, legte er sich schnell ins Bett, zog sich die Decke bis ans Kinn und tat so als würde er schlafen. Er war nicht sonderlich darauf versessen, heute noch mit irgendjemandem zu reden. Er wollte allein sein. Allein mit seinen Gedanken. Kapitel 2: Kapitel 2 oder Nachsitzen mit Rachegefühlen ------------------------------------------------------ Snapes eiskalte, schwarze Augen ruhten auf Ron und Harry, die auf Muggelweise seinen Kerker, in dem wohl seit Jahren nicht mehr sauber gemacht worden war, schrubben mussten. Er sah ihnen genüsslich dabei zu, wie sie sich abmühten. Als Ron die Regale voller Gläser mit einem Lappen, der ziemlich mitgenommen aussah, vom Staub befreite, stieß er aus Versehen gegen ein Glas mit einem in Essig eingelegten Wesen, welches sofort nach unten sauste. Snape sah schon eine neue Möglichkeit ihnen noch mehr Punkte abzuknöpfen, doch Harry, der grade den kalten Steinboden darunter putzte, fing das Gefäß mit einem geschickten Handgriff auf. Das hatte er wohl seinen Sucherfähigkeiten zu verdanken. Als er das Gefäß wieder an seinen ordnungsgemäßen Platz stellte, klopfte es an der Tür. Snape schien nicht weniger überrascht als Harry und Ron, doch in seinem Gesicht war noch etwas anderes zu erkennen: Ein Hauch von Zorn. Anscheinend mochte er es gar nicht, wenn man ihn beim Schülerbestrafen – und das war in seinem Leben für ihn wohl das Schönste was es gab – störte. Er schritt zur Tür und öffnete sie mürrisch, doch als er sah, wer dort in der Tür stand, nahm sein Gesicht ein durchaus freundlicheren Ausdruck an, während Harry und Ron nur so vor Zorn rauchten und Hass aus ihren Augen sprühte. In der Tür stand Draco Malfoy. „Es tut mir Leid, dass ich einfach so reinplatze, aber…“ Na da waren die beiden aber mal gespannt. Wollte er sich jetzt über sie lustig machen? Sie bei ihrem Nachsitzen, das er ihnen überhaupt erst verschafft, beobachten und verspotten? Doch dann kam etwas über seine Lippen, das sie nie erwartet hätten, und Ron fast ins Koma fallen ließ: „Ich… ich wollte mich nur bei den beiden entschuldigen… schließlich… hab ich sie provoziert…“ Dann sah er Snape direkt in die Augen: „Ich… möchte die Strafe mit ihnen teilen…“ Snape sah einerseits wie kurz vor dem Herzinfarkt, andererseits enttäuscht darüber, dass ein Slytherin sich mit Gryffindors verbrüderte, aus. Harry und Ron standen mit offenen Mündern da und Malfoy wandte sich nun ihnen zu. Langsam schritt er auf Harry zu. Und Harry sah ihn seine eisgrauen Augen, doch sie schienen nicht mehr so eiskalt wie früher… sondern viel wärmer… Harry wusste nicht wie ihm geschah, da hatte Malfoy ihm schon die Hände auf die Schultern gelegt, und… „Aaaaaaaaaaaaaaaah! Macht ihn weg, macht ihn weg!“, schrie Harry schweißgebadet. Seine Augen waren weit aufgerissen. Sein Herz klopfte wie wild und dann sah er die Decke seines Himmelbettes. Die vertraute Decke. Er fasste sich mit einer Hand an die Stirn und schaute durchs Zimmer. Er hatte alle anderen aufgeweckt, die jetzt aufgeregt oder besorgt zu ihm schauten und fragten, was denn los sei. Doch Harry schüttele nur den Kopf und sagte: „Ein Albtraum… ein FURCHTBARER Albtraum…“ Die andren legten sich wieder schlafen, da es immerhin erst halb fünf morgens war, doch Harry starrte hellwach an die Decke. Grade hatte er sich von dem Traum erholt und sich bewusst gemacht, dass er nur geträumt hatte, als ihm etwas neues Sorgen breitete… WARUM träumte er so was?! Langsam machte er sich echt Sorgen um sich. Konnte man solche Träume noch mit „das ist nur der Hass“ abstreiten? Er grübelte und seufzte vor sich hin, bis er schließlich doch einschlief. Doch Gott sei dank diesmal traumlos. Als er am Morgen zwischen Ron und Hermine in der großen Halle am Gryffindortisch saß und abwesend an einem Brötchen nuckelte, hatte er den Traum vergessen und verdrängt. „Ist was, Harry?“, fragte Hermine besorgt, bei dem Anblick des abwesenden Harrys. „Äh… nein“, antwortete Harry, „Ich bin nur etwas müde…“ „Kein Wunder!“, rief Ron auf einmal mit einem Grinsen, „Du hast ja heute auch das ganze Zimmer wach geschrieen!“ Auch er schien nicht ganz ausgeschlafen zu sein. Hermine schaute zwischen den beiden hin und her und sagte dann: „Na ich hoffe mal eure Kräfte reichen für das Nachsitzen und eure Hausaufgaben!“ Ron und Harry schwiegen was dieses Thema betraf. Doch das Schweigen war ihr Antwort genug. Harry wäre der Traum wohl auch nicht wieder in Erinnerung geschossen, wären sie beim Verlassen der großen Halle nicht an Malfoy an vorbeigekommen, dem Harry aus Versehen und unabsichtlich direkt in die Augen gestarrt hatte. Sofort schoss ihm der Traum wieder in den Sinn und er wurde doch recht blass, fast so blass wie Malfoy. Doch glücklicherweise stellte er fest, dass Malfoys Augen noch dieselben kalten eisgrauen Augen wie immer waren und man wohl eine Ewigkeit brauchen würde, um auch nur die Spur von Wärme ausfindig machen zu können. Allerdings saß der Traum jetzt wieder fest in seinem Kopf und immer mehr Details kamen hinzu, sodass er in der ersten Unterrichtsstunde – Verwandlung – mehr damit beschäftigt war, den Traum endgültig aus dem Gedächtnis zu verbannen, als aufzupassen, was ihm McGonnagal sehr übel nahm. Sie zog ihm fünf Punkte dafür ab, dass sie hin drei Mal ermahnen musste, und immer noch dabei versagte, Vögel in Quietscheentchen zu verwandeln, während Hermine ihr Versuchstier gelangweilt immer wieder hin- und herverwandelte. „Mr. Potter! Halten Sie es nicht für nötig in meinem Unterricht aufzupassen? Glauben Sie, Sie können es sich leisten, ihren Kopf in meinem Unterricht mit anderen Dingen zu füllen als mit Verwandlung?“ „Äh… nein, Professor!“, sagte Harry rasch, der aufgeschreckt war, als sie sich drohend und Furcht einflößend vor ihm hingestellt hatte. „Dann zeigen Sie mir doch mal, was Sie vermögen mit Ihrem Tier anzustellen!“ Harry wurde es unbehaglich zumute, denn er war sich sicher, dass es nie klappen würde. Er murmelte den Zauberspruch und bewegte dazu den Zauberstab dazu. Doch alles was geschah, war, dass der Vogel ziemlich zusammenschrumpelte… wie eine Quietscheente aus der ziemlich viel Luft entwich, allerdings nicht wieder hineingelangte. „Harry, was machst du denn da?!“, rief Hermine entsetzt von dem Anblick des Vogels. Mit einer galanten Zauberstabbewegung schenkte sie dem Vogel sein ursprüngliches Aussehen wieder und mit der nächsten verwandelte sie ihn in eine richtige Quietscheente. „Mister Potter, sie sollten sich wirklich ein Beispiel an Miss Granger nehmen! 5 Punkte für Gryffindor!“ Beide wurden rot. Hermine vor Schmeichelei und Harry vor Scham. „Du hast mich blamiert, Hermine!“ „Ich dich blamiert?! Das hast du doch allein ganz gut hinbekommen! Ich hab nur die fünf Punkte, die dir abgezogen worden waren, wieder reingeholt!“, stritten die beiden sich auf dem Weg zu Kräuterkunde. „Was hat dich eigentlich so abgelenkt? Selbst ich konnte meinen Vogel verwandeln!“, mischte sich Ron ein. Hermine wollte grade bemängeln, dass er überall lila Flecken gehabt hatte und immer noch einen Schnabel, besann sich dann aber anders. Sie liefen durch das feuchte Gras (in der Nacht schien es stark geregnet zu haben) zu den Gewächshäusern, die von der Sonne, die nun wieder hell schien, aufgeheizt wurden. „Es ist alles in bester Ordnung“, antwortete Harry etwas lauter, als er vorgehabt hatte. „Na wenn du meinst“, erwiderte Ron und zuckte mit den Schultern. Harry wollte keinem der beiden von dem Traum erzählen, es würde nur eine Menge unnötiger Fragen geben, auf die er selbst keine Antwort wusste und zudem war es ihm mehr als peinlich. Der Rest des Unterrichts verlief ereignislos. Zähfließend kroch die Zeit zu dem Ereignis, das noch schlimmer war als der Unterricht. Einerseits waren Harry und Ron darüber erfreut noch nicht Nachsitzen zu müssen, andererseits wäre es ihnen lieber, sie hätten es schon hinter sich. Während der freien Zeit zwischen Unterricht und Nachsitzen versuchte Hermine sie immer wieder mit langatmigen Reden dazu zu bewegen, ihre Hausaufgaben zu machen. Um diesen Vorträgen oder den Hausaufgaben selbst zu entgehen, machten sie sich schon 15 Minuten früher als nötig auf dem Weg zu Snapes Kerkerraum, in dem sie nachsitzen mussten. Auf dem Weg mokierten sie sich über einige Dinge. Snapes Ungerechtigkeit, Malfoy, Zaubertränke, Malfoy, dass kein Lehrer was gegen Snape unternahm, Malfoy, Dumbledores Vertrauen zu Snape und Malfoy. Doch ihr Lieblings(hass)thema blieb Malfoy. „Snape bevorzugt Malfoy doch nur, weil sein Vater genau wie er Todesser ist!“, gestikulierte Ron. „Ja, und weil er mich hasst“, fügte Harry hinzu. Dann stellte sich Harry eine neue Frage in den Weg. Warum hasste Malfoy ihn so sehr? Das beruhte zwar auf Gegenseitigkeit, doch Harry hasste Malfoy ja eigentlich nur, weil Malfoy damit angefangen hatte. Okay, zugegebenermaßen hatte Malfoy schon beim ersten Treffen einen schlechten Eindruck hinterlassen, doch den hatte er die ganzen Jahre immer mehr verschlimmert. Na ja, konnte ihm ja egal sein. Je weniger unbeantwortete Fragen, desto leidenschaftlicher konnte Harry Malfoy hassen ohne sich dabei Gedanken zu machen. Bei Snapes Raum angelangt, waren sie zu dem Entschluss gelangt, dass Snape ein Arschloch war, das nur noch durch Malfoy, dafür allerdings auch um Längen, übertroffen wurde. Dank der Tatsache, dass sie einige Umwege gegangen waren, standen sie um Punkt 16.59 Uhr vor der Tür und klopften an. „Herein“, erwiderte die verhasste Stimme Snapes mürrisch. Harry und Ron traten nicht weniger mürrisch ein. Ein Blick auf die Uhr verriet Snape, dass er die beiden schon mal nicht fürs Zu-Spät-Kommen extra bestrafen konnte. Er stand von seinem Schreibtisch auf und tat ein paar Schritte, legte die Fingerkuppen aneinander und betrachtete die beiden. „Schön zu wissen, dass sie endlich in der Lage sind, pünktlich zu erscheinen!“, rief der Zaubertränkelehrer, wobei seine Stimme vor Hass fast so sehr triefte wie sein Haar vor Fett. Ron machte grade den Mund auf, um zu protestieren, dass sie noch nie zu spät gekommen seien (davor hatten sie ja auch viel zu viel Angst), als Harry ihn durch einen Tritt auf den Fuß zum Schweigen verurteilte. „Ihr werdet diesen Kerker putzen. Und ich möchte, dass ihr meine Arbeit nicht beeinträchtigt.“ Ein Blick auf den Schreibtisch verriet, um welche Arbeiten es sich handelte; auf dem Schreibtisch lagen Haufenweise Pergament, die alle viel rote Tinte aufwiesen. Anscheinend korrigierte Snape schriftliche Arbeiten, und da man ihn sowieso nie zufrieden stellen konnte, glühten sie nahezu auf vor rot markierten Stellen. Er war also schon mitten in seinem „Schülern-Böses-Antun“-Rausch gefangen, und aus dem konnte man ihn auch nicht so schnell wieder rausholen. Es würde also alles anderes als angenehmes Nachsitzen werden. Ron lachte auf: „Ihren Kerker putzen? Das haben wir doch im Nu geschafft!“ Doch Harry ahnte Schlimmes… Ron zückte seinen Zauberstab und richtete ihn auf die Decke des Kerkers, doch Snape unterbrach ihn: „Mr. Weasley, ich empfinde es als störend, wenn sie meinen Kerker in die Luft jagen!“ „Aber ich…“ „Soll ich etwa von ihnen erwarten, dass sie einen Raum mit Magie reinigen können, ohne ihn dabei zu zerstören? Und der Fairness halber, wird auch Potter, der auch nicht wirklich viel gescheiter mit einem umgehen kann, keinen Zauberstab benutzen!“ Seit wann war Snape denn ÜBERHAUPT fair? Mit einem Schwung seines Zauberstabs ließ Snape einen Besen und einen Wassereimer inklusive Putzlappen in der Ecke des Raumes erscheinen. Ron sah etwas verwirrt aus, wofür diese Gerätschaften denn zunutzen wären, doch Harry stieß ein empörtes: „Auf Muggelweise?!“ aus. Bei den Dursleys hatte er dauernd solche Arbeiten machen müssen, auch wenn sie immer Angst hatten, er würde das Haus mehr zerstören als säubern. Endlich war er von solchen Arbeiten losgekommen, bestrafte Snape ihn mit genau diesen – es war zum Heulen. Doch Harry trug es mit Fassung und griff zum Besen, während Snape sich wieder hinsetzte und weiter mit roter Tinte in den Arbeiten rumkritzelte. Das alles kam Harry sehr bekannt vor, fast wie ein Déjâ-vu. Und dann fiel es ihm wieder ein… der Traum. Das konnte nicht wahr sein. Das durfte nicht wahr sein. Er wollte nicht, dass Draco ihn so zärtlich an den Schultern fasste und dann… doch grade als er weiter nachdenken wollte, sah er, wie Ron dabei war eins der Gefäße runterzuschmeißen. Kurz überlegte er, ob er das Gefäß einfach zersplittern lassen sollte, um den Lauf der Dinge zu verändern, das alles einfach nicht geschehen zu lassen. Doch schon bemerkte er, wie seine Hand hervorschnellte und das Gefäß fest im Griff hatte. Verdammte Sucherreflexe. Snape starrte die beiden durchdringend an, als hoffe er Dinge zu entdecken, für die man Strafe erteilen konnte, doch als er nichts zu meckern finden konnte, wandte er sich wieder den Pergamenten zu. Als Harry das Gefäß wieder an den rechtmäßigen Platz stellte, wartete er förmlich darauf, dass es klopfte. Doch das Klopfen blieb aus. Auch sonst tat sich nichts. Nur das Rascheln des Pergaments durchbrach die Stille. Es war eben doch nur ein Traum gewesen. „Hör auf dich verrückt zu machen“, sprach er sich innerlich Mut zu. Er fuhr mit dem Fegen fort und als immer noch kein Anklopfen zu hören war, spähte er kurz zur Tür, doch immer noch geschah nichts. Hoffnung und Freude keimten in Harry auf und begannen zu wachsen. Auf seinem Gesicht ruhte ein nahezu fröhlicher Ausdruck, bis plötzlich… Ein Klopfen den Raum erfüllte. Harry sah die Szene wieder vor sich, als Malfoy immer näher kam… „Herein!“, hörte er die ölige Stimme Snapes knurren. Und dann kam der Schrecken in Person: Draco Malfoy. Harry bemerkte, wie Rons Miene sich verfinsterte und sein eigenes Gesicht heiß wurde. „Es tut mir Leid, dass ich einfach so reinplatze, aber…“, sagte Malfoy und schritt zum Lehrerpult, allerdings nicht ohne Harry und Ron noch einen abwertenden Blick entgegenzubringen. Harrys Herz blieb einen Augenblick lang stehen und sein Gesicht wurde immer blasser. Schnell drehte er sich von Snape und Malfoy weg und fegte weiter, allerdings mit sehr gespitzten Ohren. Bei Harry waren Träume ja schon öfter mal wahr geworden. Hauptsache dieser wurde nicht in die Tat umgesetzt. Harry presste die Lippen fest zusammen, als hätte er Angst, Malfoy wurde gleich vor ihm auftauchen, um ihn zu küssen. „Ich wollte sie noch etwas fragen. Wegen der Unterlagen, die sie mir gegeben haben, sie warfen doch noch ein paar Fragen bei mir auf…“ Jetzt erst bemerkte Harry die Zettel in Dracos Hand. Er konnte eindeutig Snapes Handschrift erkennen. „Nun, wie Sie sicher sehen, Mr. Malfoy, müssen wir das, leider, verschieben. Was halten sie davon, wenn wir uns später treffen? Ich werde ihnen später noch sagen wann und wo, wir möchten doch keine unerwünschten Zuhörer haben, nicht wahr?“ Er nickte in Richtung Harry und Ron. „Ja, natürlich, Sir, ich hatte ja ganz vergessen, dass sie heute Strafen erteilen!“ Während er wieder zur Tür ging, grinste er Harry und Ron diabolisch zu und dann verschwand er. „Jede Wette, dass er nicht vergessen hat, dass wir jetzt nachsitzen müssen und extra hierher gekommen ist“, murmelte Ron. Harry fegte weiter und brachte nur ein kleines Nicken hervor. Es war vorbei… vorbei… vorbei! Malfoy war da gewesen und hatte Harry genau so mies behandelt wie immer. Harry war zutiefst erleichtert und wäre am liebsten vor Freude aufgesprungen, doch die Tatsache, dass er immer noch unter Snapes strengen Augen war, hielt ihn davon ab. „Mr. Weasley, wollen sie da etwa festwachsen?“, schallte seine Stimme schon vom Schreibtisch herüber und bevor Ron Snapes Beschwerde überhaupt wahrnehmen konnte, wurde er schon von einem Stück Kreide getroffen. Widerwillig und knurrend putzte Ron weiter, darauf bedacht, nicht noch öfter das Opfer von fliegenden Kreidestücken zu werden. Sowohl Harry als auch Ron versuchten eine geeignete Art Rache auszuüben zu finden. Das konnte nicht ungesühnt bleiben! Man musste nur auf den richtigen Augenblick warten, ein Ort ohne Lehrer, die einen dafür bestrafen konnten, Malfoy was anzutun. Dann würde ihr Moment kommen. Der Moment der Rache. Süße, köstliche Rache. Nach fast zweieinhalb Stunden Hölle im Kerker gingen die beiden müde, aber froh darüber es hinter sich zu haben, nach oben in den Gemeinschaftsraum. „Endlich seid ihr wieder da!“, rief Hermine entzückt. „Du glaubst gar nicht, wie schrecklich es war!“, sagte Ron und ließ sich in einen der Sessel fallen. Doch Harry beschäftigte etwas anderes: Sofort stürmte er in den Jungenschlafsaal, in sein Zimmer und kramte unter seinem Bett die Karte des Rumtreibers und den Tarnumhang hervor. Kapitel 3: Kapitel 3 oder Malfoys und Snapes gemeinsame Machenschaften?! ------------------------------------------------------------------------ Er warf einen schnellen Blick auf die Karte, nachdem er die Worte „Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tu-nicht-gut bin“ ausgesprochen hatte. Snape befand sich immer noch in seinem Kerkerraum und Malfoy saß im Slytherinkerker. Doch Harry hatte Zeit. Er würde warten, bis die beiden sich trafen und dann konnte er in aller Ruhe zuhören, was das denn für Unterlagen waren. Vielleicht waren es einfach nur Unterlagen für Zaubertränke, doch die Chance war genau so groß, dass es etwas mit Todessern zu tun hatte. Warum sonst hätte Snape Malfoy erst später treffen wollen? Vielleicht sollten sie auch einfach nur nicht erfahren, wie schlecht Malfoy in Wirklichkeit in Zaubertränke war? Er rollte die Karte auf und stecke sie in die Hosentasche. Dann stecke er sich den Tarnumhang unter den normalen und ging in den Gemeinschaftsraum und grübelte während seines Ganges noch weiter. „Harry, ist was nicht in Ordnung?“, fragte Hermine mit einem etwas mitleidigen Blick. „Nein, es ist alles bestens…“ Er setzte sich zu den beiden und strich Krummbein, der sich um seine Beine schmiegte, einmal kurz übers Fell. „Hört mal…“, er beugte sich etwas nach vorne, damit nicht alle mithörten, „ich werde gleich noch mal rausgehen,… und versuchen mitzubekommen, worüber Malfoy mit Snape sprechen will…“ Auf Hermines Antlitz erschien ein Ausdruck, der bei ihr eher selten war: Verwirrung. Im Gegensatz zu ihr verstand Ron aber sofort: „Ich komme mit!“ Gerade wollte Harry widersprechen, doch glücklicherweise übernahm Hermine das für ihn, indem sie Ron am Ohr festhielt, bevor er aufspringen konnte – und dafür war Harry ihr dankbar. „Was zum…?!“, protestierte Ron sofort, doch Hermine versetzte ihm einen scharfen Blick. „DU machst JETZT deine Hausaufgaben!“ „Und warum darf Harry…?“ „Über den hab ich keine Gewalt!“ „Ach, aber über mich?“ „Natürlich, du kannst jetzt ja nicht mal aufspringen!“ Während die beiden weiter stritten verschwand Harry leise aus dem Raum. Die fette Dame wollte ihn noch ermahnen, dass es bereits spät sei und er zur Nachtruhe, die bald beginnen würde, zurück sein musste, doch Harry hörte ihr gar nicht zu. Sein Blick konzentrierte sich auf die Karte in seiner Hand, die ihm anzeigte, dass Snape immer noch in seinem Kerker war, und Malfoy… Doch als Harrys Blick zu Malfoys ursprünglichem Standort schweifte, stellte er erschreckt fest, dass Malfoy nicht mehr da war. Sofort suchten Harrys Augen die ganze Karte ab und als sein Blick noch mal zu Snapes Aufenthaltsort wanderte, musste er feststellen, dass auch Snape verschwunden war. Ein leichter Anflug von Panik kroch in ihm hoch. Er durchsuchte jeden Klassenraum, jeden Korridor, jeden Geheimgang ab, doch keinen Erfolg. Grade war ihm die Idee gekommen, dass die bedien vielleicht einen Tarnumhang benutzten, als er sie auch schon wieder von der Hand wies, da Lupin ihn im dritten Schuljahr auch mit dem Tarnumhang auf der Karte des Rumtreibers entdeckt hatte. Harry schaute sich jeden Punkt auf der Karte noch mal genau an, bis er sah wie ein Punkt grade aus der Eingangshalle auf die Ländereien trat. Und dieser Punkt trug die Aufschrift Severus Snape. Dann konnte auch Malfoy nicht weit sein! Sofort sprintete Harry die Treppen und Gänge entlang zur Eingangshalle, die Karte hielt er dabei weiterhin fest in der Hand. Als er in der großen Eingangshalle stand, warf er noch mal einen Blick auf die Karte, die ihm verriet, dass Malfoy vor einem der Gewächshäuser wartete und nur wenig entfernt ein Punkt namens Snape sich seinen Weg zu dem Gewächshaus bahnte. Ansonsten waren die Ländereien ausgestorben. Und so ging Harry ohne den Tarnumhang überzuziehen durch das große Tor nach draußen: Er würde sich den Tarnumhang erst in Snapes und Malfoys Nähe überziehen. In ihm entfachte ein Feuer des Hasses, das ihn dazu drängte, unbedingt herauszufinden worum es sich bei diesem Gespräch handelte. Draußen war es still, nur das Rascheln des Grases, durch das Harry rannte, war zu hören. Doch plötzlich wurde Harry, der sich voll und ganz auf die Karte konzentrierte und sich grade den Tarnumhang umwerfen wollte, durch ein lautes „Hallöchen Harry!“, erschreckt. Harry sah auf und blickte in ein vertrautes, haariges Gesicht; er wäre beinahe in Hagrid rein gerannt, ohne es zu bemerken. „Wie geht’s denn so?“ Doch Harry hatte grade mal ein „ähm…“ gestammelt, als Hagrid ihn auch schon wieder unterbrach und sagte: „Du, ich würde dich ja gern zur Hütte einladen, aber ich hab noch was zu erledigen… und solltest du nicht im Schloss sein?“ Erst jetzt bemerkte Harry einen Sack voll Schneckenvernichtungsmittel in Hagrids Händen und dass es schon begann dunkel zu werden. „Jetzt ist nicht die richtige Zeit für Moralpredigen…“, erwiderte Harry direkt und schlang sich in Gedanken sehnsüchtig seinen Umhang um. Hagrid hatte den ungünstigsten Moment gewählt Harry aufzuhalten. Und kaum war der Wildhüter mit seinem Schneckenschutz an Harry vorbeigestapft, zog jener sich auch schon den Tarnumhang an und rannte zu den Gewächshäusern. Das Schlammwasser spritzte munter auf, und um nicht zu riskieren, dass sein Umhang mit Dreck bespritzt wurde und ihn dadurch „sichtbar“ machte (schwebender Dreck ist doch sehr verdächtig), lief Harry etwas langsamer zu den Gewächshäusern. Und dann sah er die beiden auch schon: Malfoy und Snape, da standen sie vor dem Gewächshaus, mit ernsten Mienen und ganz offensichtlich etwas besprechend. Doch noch konnte Harry nichts von dem, was sie sprachen, verstehen, also schlich er sich vorsichtig und darauf bedacht, keinen Mucks von sich zu geben, näher heran. Doch enttäuscht musste er feststellen, dass, als er endlich in Hörweite gelangt war, die Diskussion wahrscheinlich gleich ein Ende haben würde. „Noch irgendwelche Fragen übrig?“, hörte er Snapes Stimme sagen. „Ja, eine Letzte“, antwortete Malfoy, und Harry glaubte, eine Spur Unsicherheit gehört zu haben. „Wann… wann soll ich damit anfangen?“ Harry zermaterte sich sofort den Kopf mit der Frage WOMIT Malfoy überhaupt anfangen sollte, doch Snapes Grinsen ließ ihn vermuten, dass es nichts Gutes war. „So früh wie möglich!“ „Ich habe nichts… aber auch rein gar nichts rausbekommen!“, grummelte Harry, als er zurück im Gemeinschaftsraum war und sich zu Hermine und Ron gesetzt hatte. „Ach jetzt krieg dich mal wieder ein! Vielleicht ging es wirklich nur um Zaubertränke oder so was“, sagte Hermine matt, doch sofort widersprach Harry ihr mit erhobener Stimme. „Du hättest Snapes Gesicht sehen sollen, Hermine!“ Doch sie blieb unbeeindruckt. Ron verschränkte die Arme und murmelte: „Und ich durfte mal wieder nicht mit…“ Doch mit einem scharfen Blick verurteilte Hermine ihn zum Schweigen. „Du hast wertvolle Zeit zum Lernen verschwendet“, sagte Hermine und erhob sich, „Das ist das einzig bedauerliche an diesem Abend.“ Dann ging sie elegant unter den Blicken Harrys und Rons zu den Mädchenschlafsälen. „Liegt es an mir… oder KANN man sie nicht verstehen?“, fragte Ron fassungslos. Doch Harry schüttelte nur den Kopf: „Du kennst sie doch…“ Nach einem raschen Blick auf seine Uhr sagte er: „Ich gehe ins Bett…“ Ron folgte ihm und somit war der Gemeinschaftsraum leer, sie waren, wie fast immer, die Letzten gewesen. Harry lag noch lange wach. Was war es, dass Malfoy für Snape erledigen musste? Es konnte sich nicht einfach nur um Zaubertränkenachhilfe handeln… dazu hätte er doch keinen so abgelegenen Ort wählen müssen… während sein Hirn beinahe kochte vor Nachdenken, schlief er ein. Doch am nächsten Morgen war die Frage nicht verschwunden – sie schwirrte viel mehr wie eine lästige Fliege um seinen Kopf herum und ließ ihn nicht in Ruhe. Mit Augenringen und einem herzhaften Gähnen machte er sich mit Ron und Hermine auf zur großen Halle. „Harry, du siehst WIRKLICH nicht gut aus“, sagte Hermine, als sie sich grade ein Stück Toast nahm. „Alter, du siehst aus als hättest du keine Minute geschlafen!“ „Mir geht’s gut… aber mich beschäftigt immer noch, was Malfoy und Snape vorhaben!“ Durch die Tatsache, dass Hermine grade von ihrem Stück Toast abgebissen hatte, wurde ihre Antwort verzögert, doch sobald sie die Möglichkeit dazu hatte, ermahnte sie ihn: „Harry! Du solltest dich wirklich auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren! Zum Beispiel auf Verwandlung!“ „Hermine, dreht sich dein Leben eigentlich um nichts anderes?“, maulte Ron, „Du solltest dich genau wie wir über Malfoy aufregen!“ Doch Hermine würde nicht so leicht aufgeben – das stand fest. Harry und Ron sahen dem verbleibenden Tag mürrisch entgegen: Sie waren sich verdammt sicher, dass von allen Seiten slytherinsche Spötteleien auf sie niederprasseln würden. Und würden sie noch mal auf Malfoy losgehen, würde es nur noch mehr Strafe regnen. Um nicht noch mehr Standpauken Hermines entgegentreten zu müssen, passten Harry und Ron einigermaßen gut im Unterricht auf und Harry verpatzte diesmal den Verwandlungsspruch nicht, woraufhin er ein seltenes Lächeln von McGonnagal bekam. Auch Hermines Gesicht war von einem freudigen Lächeln geziert. Doch zu Rons und Harrys totaler Verwunderung blieben die erwarteten Beleidigungen und spöttischen Bemerkungen aus. Nur ein paar Slytherins murmelten und grinsten, als Harry und Ron an ihnen vorbeigingen, doch komischerweise hielt grade das größte Großmaul seine Klappe; Draco Malfoy inklusive Lakaien. „WAS ZUM TEUFEL IST MIT DEM HAUSE SLYTHERIN LOS?!“, rief Ron später laut in der Bücherei aus, woraufhin er einen zornigen Blick von Madame Pince versetzt bekam und ein zischendes „Sssssch!“ Hermine blickte von dem Rand ihres Buches über Geschichte der Zauberei hinweg in Rons Gesicht und flüsterte: „Sei doch einfach froh.“ „Aber Hermine! Du selbst müsstest bemerkt haben, dass hier etwas nicht stimmt!“ Hermine nickte leicht: „Ja, es ist schon… seltsam, doch weswegen willst du sie anklagen? Nettigkeit? Das jemand sie verhext haben könnte?“ Doch auch Harry kam es mehr als bizarr vor. „Wir werden sehen, was passieren wird“, beendete Harry diese Diskussion. Und als hätte es nur auf den Moment des Schweigens gewartet, flatterte ein kleiner Papierflieger über ihren Köpfen langsam zu ihnen herunter. Hermine beäugte ihn misstrauisch während er landete. „Dieses… Etwas kommt mir bekannt vor… hat Malfoy so was nicht mal benutzt?“ Kapitel 4: Kapitel 4 oder Verabredung bei Mondenschein ------------------------------------------------------ (kleine Anmerkung der Autorin: es könnte sein, dass es jetzt etwas wie ne Hermine x Ron Story scheint, aber…. Es ist und bleibt Harry x Draco im Vordergrund! Also keine Panik!! XDD und jetzt lest! Ich schreib das ja nicht umsonst:D) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Das flatternde Papier landete genau in Harrys ausgestreckter Hand und sofort entfaltete Harry es. Als ihm das letzte Mal so ein Teil zugeflogen war, war es Malfoys „Prophezeiung“, wie Harry beim Quidditch versagen würde. „Und?“, fragte Hermine, den Zettel immer noch misstrauisch anstarrend, „Was schreibt er?“ „Woher willst du wissen, dass er von Malfoy ist? Vielleicht ist es ein Liebesbrief!“ Doch weder Harry noch Hermine beachteten diese Aussage und Harry las laut vor: „Morgen um Mitternacht, Zaubererduell im Pokalzimmer. Bereite dich besser gut vor – Es sei denn du entschließt dich ein Feigling Zu sein und zu kneifen. Ich würde es dir nicht mal übel nehmen, bei so einem gefährlichem Gegner wie mir. Solltest du Feigling jedoch wirklich kommen – Komm allein.“ Wütend zerknüllte Harry das Papier als er fertig gelesen hatte. „Dieser arrogante… ARGH!“ Ron sah sehr nachdenklich aus und sagte dann: „Okay, es ist KEIN Liebesbrief… aber warum will er dich allein treffen?“ „Woher soll ich das wissen?“, murmelte Harry und starrte weiterhin auf das zerknitterte Papier. „Bist du dir denn sicher, dass der Brief von Malfoy ist?“, fragte Hermine und schnappte ihm das Papier aus der Hand, als er und Ron gleichzeitig ein „Hä?“ ausstießen. „Von wem denn sonst?“ musterte den Zettel durch dringlich, als hoffe sie einen versteckten Hinweis auf einen Absender zu finden. „Wozu willst du überhaupt herausfinden von wem er ist?“, flüsterte Ron und es schien, als ob er sich gar nicht richtig traute oder unsicher sei, ob er diese Frage überhaupt stellen sollte. Hermine schaute auf. „Na ja, so wie ich dich kenne, wirst du Harry sowieso nicht hingehen lassen.“ Hermine wurde rot und sagte dann: „Vom Prinzip her hab ich ja strikt was dagegen – aber ich werde morgen einfach mal um elf Uhr ins Bett gehen und überhaupt nicht merken, was bei euch so vor sich geht.“ Sie zwinkerte den beiden zu, woraufhin sich die zwei verdutzt ansahen. Hatte Hermine Harry grade erlaubt zu einem Zaubererduell zu gehen – und das ganz allein? Harry war sich ziemlich sicher, dass dieser Zettel von Malfoy stammte, selbst die Handschrift erinnerte ihn an Malfoy, obwohl er sich nicht daran erinnern konnte, die seines schlimmsten Feindes (neben Voldemort und Snape) jemals gesehen zu haben. Am verbleibenden Tag und dem Folgenden trainierten Ron und Hermine mit Harry Flüche und Abwehrsprüche. Dinge wie Petrificus Totalus oder den Beinklammerfluch beherrschte er am Abend perfekt, und auch Avis, Impedimenta, Stupor und Relaschio gehörten zu seinen Angriffstechniken. Zur Abwehr diente sein schon fast geliebter Expelliarmus – Zauber. Und falls er irgendwo in dem Raum ein Kaugummi oder ähnliches fand, würde er es gewiss voller Freude mit dem Waddiwasi-Spruch in Malfoys Nasenloch schießen. Es war zehn Uhr abends und er ging noch mal alle Zaubersprüche durch, während Ron ihn motivierte und ihm Tipps gab. Doch das war meistens mehr ablenkend als helfend. „Harry“, begann Hermine auf einmal, „Bedenke bitte, dass Malfoy dich im ersten Schuljahr schon mal zu einem Duell herausgefordert hat und nicht aufgetaucht ist. Sei bloß vorsichtig!“ „Wovon redest du?“, grinste Harry, „Wie kommst du darauf, dass ich zu einem Zaubererduell gehe?“ Hermine lächelte, konnte ihre Sorgen damit allerdings nicht dahinter verbergen. Bevor Hermine allerdings um Punkt elf Uhr zu den Mädchensälen schritt, fiel sie Harry noch einmal um den Hals. Er deutete auf den Tarnumhang in seinen Schoß und sagte, dass schon alles gut gehen würde. „Ich meine nicht, dass Filch dich erwischt, Harry! Zaubererduelle sind gefährlich!“ „Pph… ich soll Angst vor Malfoy haben?“ „Wie schon gesagt, es ist nicht sicher, dass es Malfoy ist! Sei vorsichtig!“ „Was soll ihm schon passieren? Er hat mit den Besten trainiert! Mit Hermine Granger und Ronald Weasley!“, lachte Ron und Hermine drehte sich um und ging, mehr oder weniger beruhigt, zu ihrem Schlafsaal. Um halb elf ging Harry mit dem Tarnumhang umschlungen zum Pokalzimmer. Er musste aufpassen, keine unnötigen Geräusche zu machen oder gegen eine Rüstung zu lauen. Das Schloss war stockdunkel, doch in der Ferne glaubt er die glühenden Augen Mrs. Norris’ zu sehen. Ron saß weiterhin an einem Tisch, auf dem er die Hände abgelegt hatte. Er trommelte nervös mit den Fingern, als er plötzlich hörte, wie eine Tür geöffnet wurde. Sofort schaute er in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Harry schlich sich weiter durch die Gänge. Bislang war er niemandem außer einer gestressten McGonagall, die geschäftig umherhuschte, begegnet – und das war auch gut so. Er konnte sich schnell platt an die Wand drücken, als McGonagall an ihm vorbeigerauscht war. Kurze Zeit später hatte er das Pokalzimmer erreicht und ließ den Blick durch den Raum schweifen Keine Spur von Malfoy oder sonstigen Angreifern. Aber bis Mitternacht war ja auch noch viel Zeit… Es war Hermine, die grade aus den Mädchenschlafsälen raus gekommen war und sich nun Ron gegenüber setzte. „Ich dachte du wolltest damit nichts zu tun haben?“, sagte er verwundert. „Es geht um Harry, natürlich mache ich mir Sorgen!“ „Und warum hast du ihn dann dies Mal nicht davon abgehalten?“, fragte er. Hermine beugte sich etwas näher zu ihm und flüsterte: „So haben wir etwas mehr Zeit für uns….“ Ihr Gesicht näherte sich dem seinen und er spürte wie ihm das Blut in den Kopf stieg. Sein Gesicht wurde knallrot, wie sein feuerrotes Haar und brannte unangenehm. Sicher, es wäre nicht unangenehm, Hermine zu küssen, aber… so plötzlich? Und ungeahnt? Er war wie versteinert und sein Puls raste. Vielleicht würde er ja ersticken, bevor sie ihn küssen konnte… Doch kurz bevor ihre Lippen seine berührten, warf sie sich wieder zurück und lachte laut los. Ron hatte beide Augen zugekniffen und erst, als ihr lautes Gelächter sich den Weg zu seinem Ohr gebahnt hatte, machte er ein Auge wieder auf. „Du hättest dein Gesicht sehen sollen!“, rief Hermine und zeigte mit dem Finger auf sein knallrotes Gesicht. „Pssscht!“, zischte Ron, „Du weckst noch alle auf!“ Er wollte nicht näher auf diese Peinlichkeit eingehen, doch Hermines Lachen war nicht zu stoppen, sodass Ron sich gezwungen sah aufzuspringen um ihr eine Hand vor den Mund zu halten. Dies tat er allerdings mit einer solchen Hektik, dass sowohl Hermine, mitsamt dem Stuhl, als auch Ron selbst auf den Fußboden geworfen wurden. Hermines Lachen war zwar verstummt, allerdings war der Raum, nach dem lauten Krachen, außer von dem Prasseln des Feuers von keinerlei Geräuschen erfüllt, denn keiner von beiden sagte was, als Ron so auf Hermine lag. Beide waren knallrot und schnell stand Ron etwas von Entschuldigungen faselnd wieder auf. Er reichte Hermine die Hand um ihr wieder aufzuhelfen. Den Rest der Nacht schwiegen sie sich nur noch an, was für beide mehr als peinlich war. Während die beiden sich mit einander „vergnügt“ hatten, wartete Harry ungeduldig auf seinen Herausforderer. „Und mich als Feigling bezeichnen“, schnaubte Harry leise. Erst jetzt, wo er so wartend herumstand, fiel ihm ein, dass er die Karte des Rumtreibers hätte mitnehmen sollen, um zu gucken, ob sich jemand – ob nun Herausforderer oder Lehrer, bzw. Mrs. Norris oder Filch - sich dem Pokalzimmer näherten. Den Tarnumhang hatte er abgelegt und hinter einem der Bücherregale verstaut – sein Gegner musste ja nicht gleich vom Tarnumhang erfahren, auch wenn es bestimmt Eindruck gemacht hätte, wenn Harry einfach so aus dem Nichts auftauchen würde. Der Mond schien hell durchs Fenster, als wolle er sich das folgende Spektakel genüsslich mit ansehen. Langsam begann Harry sich zu langweiligen. Er fragte sich, ob überhaupt jemand kommen würde, denn wie Hermine schon gesagt hatte, hatte Malfoy ihn schon einmal in eine Falle gelockt. So gesehen fand Harry es sogar dumm, erschienen zu sein. Er seufzte und schaute auf seine Uhr. Fünf Minuten nach Mitternacht. Andererseits… hätte Malfoy Filch oder jemandem Bescheid gesagt, wäre derjenige schon längst erschienen. Ratlos schritt Harry ein wenig im Raum auf und ab, als er plötzlich nahe Schritte hörte. Anscheinend waren sie im Raum neben dem Pokalzimmer, und – wie sollte es auch anders sein -waren natürlich Pokalzimmer und der Raum nebenan durch eine Tür verbunden. Da der Tarnumhang genau unter einem Regal neben der Tür lag, wäre es unratsam gewesen, sich genau dorthin zu begeben um sich der Gefahr auszusetzen, sofort erwischt zu werden, falls derjenige im Raum nebenan das Pokalzimmer betreten würde. Also huschte er aus dem Zimmer hinaus auf den Flur und kaum war er draußen, konnte er hören, wie jemand das Pokalzimmer betrat. Er versuchte so leise wie möglich über den Gang zu laufen. Er schlich an einer Tür vorbei und überlegte, ob es notwendig war in den Raum hineinzuschlüpfen oder ob er sich nicht doch lieber direkt zum Gryffindor Gemeinschaftsraum begeben solle. Grade als er sich nach einem Verfolger umsehen wollte, packte ihn von hinten eine Hand, hielt ihm den Mund zu und zog ihn in das leer stehende Klassenzimmer, vor dem er stand. Harry gab wütende, stumme Laute von sich. „Pssscht!“, hörte er eine vertraute Stimme zischen, die er allerdings, verwirrt wie er war, nicht einordnen konnte. Die Person, die hinter ihm stand, drückte Harry mehr oder weniger fest an sich und lugte aus dem Türspalt. Die Neugier begann in Harry zu sprießen. Er wollte unbedingt wissen, wer ihn „gerettet“ hatte. Doch als er sich dem Griff nach einigem Aufwand entwunden hatte und in das Gesicht des Retters sah, wurde ihm bewusst, dass er nicht unbedingt gerettet, sondern viel eher ins „Verderben“ gezogen worden war. Kapitel 5: Kapitel 5 oder My Beloved Enemy ------------------------------------------ Er brauchte einen Augenblick um zu begreifen, wem dieses eisgraue Augenpaar, in das er nun blickte, gehörte. Erst jetzt bemerkte Harry, dass sein Handgelenk von dem, der ihn gerettet hatte, umklammert wurde. Es war nicht schmerzhaft oder unangenehm oder so etwas, es war nur… nun ja… -wie sollte man sagen?- merkwürdig… Ja, merkwürdig, dass Malfoy sein Handgelenk so umklammerte, während Harry tief in seine Augen sah. Harry schwenkte seinen Blick nun verhasst von Malfoys Augen zu seinen langen Fingern, die sein Handgelenk umschlossen und giftete: „Du kannst mich jetzt loslassen.“ „Auf einmal so mutig, Potter? Eben sahst du aber ganz schön gehetzt und verängstigt aus, als ich dich vor Filch bewahrt hab“, erwiderte Malfoy kühl und ließ Harrys Handgelenk los. Harry richtete sich zu voller Körpergröße auf und erinnerte dabei ein wenig an einen Ochsenfrosch, der sich aufblies, um seinen Gegnern zu imponieren, doch Malfoy blieb unbeeindruckt und Harry konnte versuchen sich so groß zu machen wie er wollte, Malfoy würde größer bleiben. Diese Kühlheit bewunderte Harry genau so sehr wie er sie hasste. „Wenigstens bist du dies mal überhaupt aufgekreuzt“, sagte Harry scharf und verschränkte die Arme. „Oooooch, bist du mir immer noch böse, weil ich dich in der ersten Klasse sitzen lassen habe?“, fragte Malfoy mit gespielter Besorgnis. Harrys Augen verengten sich, doch das Grinsen verharrte auf Malfoys Lippen. Vielleicht kam Harry es nur im Mondschein so vor, doch es war nicht dasselbe gehässige Grinsen wie sonst. Wut kochte in Harry auf, doch noch bevor er etwas sagen konnte, machte Malfoy eine einladende Handbewegung und sagte: „Warum setzt du dich nicht?“ Der Raum war sehr klein und erinnerte an eine Besenkammer, wie Harry nun feststellte. Er beschloss weiterhin stehen zu bleiben und musterte Malfoy misstrauisch: „Ich dachte, wir wollten uns duellieren?“ Malfoy sah aus, als hätte er etwas völlig Banales, wie die Wäsche im Regen, vergessen: „Ach DAS meinst du… Nun…“ Harrys Augen hafteten an ihm, während er einen Schritt auf Harry zuging und dabei die Hand ans Kinn legte, als würde er angestrengt nachdenken. „Nun…“, wiederholte er, „das war…“ Gespannt wartete Harry darauf, dass Malfoy seinen Satz beendete. „nur ein Vorwand“, schloss Malfoy den Satz ab und wieder war dieses merkwürdig-gehässige Grinsen unverwischbar auf seinem Gesicht. Harry stutze. Kein Zaubererduell? Alles umsonst? „Ein Vorwand WOFÜR?“, fragte Harry und ein Feuer loderte in seinem Brustkorb auf und spiegelte sich in seinen Augen wider. Vielleicht hatte es was mit seinen Plänen mit Snape zu tun?, überlegte Harry, doch bevor er weiterdenken konnte, bekam er seine Antwort… „DAFÜR!“ Zu schnell um überhaupt zuzulassen, dass Harry merken oder vorausahnen konnte, was passieren würde, ergriff Malfoy Harrys Handgelenk, presste ihn leicht gegen die Wand hinter ihm und… drückte seine Lippen auf Harrys. Genau, er küsste ihn. Während Malfoy seine Augen geschlossen hielt, riss Harry seine weit auf. Was zum Teufel sollte das?! Er verharrte einen Moment lang so, mit Malfoy an seinen Lippen, was ein unbekanntes angenehmes Kribbeln hervorrief, doch als er begann diesen Moment zu genießen (was er sich später natürlich nie eingestehen würde), befreite er sein Handgelenk und stieß er Malfoy von sich weg, woraufhin dieser ein paar Schritte rückwärts stolperte und ihn mit einem… seltsamen… Blick ansah. Es ähnelte Verwirrung und Schock, doch da war noch etwas… Siegessicherheit? Harrys Herz raste unaufhörlich, er hatte das Gefühl sein Brustkorb würde jeden Moment zerplatzen. Das Blut rauschte nur so durch seine Adern und er hatte das Gefühl, seine Kehle würde zugeschnürt werden. Was sollte das? Woher kam dieses Herzrasen? Und warum zum Teufel hatte Malfoy das getan? Die letzte Frage beschäftigte Harry am meisten, und so schrie er sie einfach hinaus: „WAS SOLLTE DAS?!“ Er wischte sich mit seinem Ärmel des Umhangs über seine Lippen und sah dabei doch recht angewidert aus. Doch Malfoy grinste hämisch: „Du kannst nicht verleugnen, dass es dir gefallen hat.“ „Und wie kommst du darauf?!“, rief Harry aufgebracht und trat dabei einen Schritt auf Malfoy zu. Doch Malfoy drehte sich zur Tür um, wobei sein Umhang erhaben flatterte, und sagte einzig und allein: „Deine Reaktion! Deine Abwehr war miserabel.“ Dann öffnete er die Tür und ging – vor Selbstsicherheit nur so strotzend – durch die Tür, den Flur entlang und wurde dann von der Dunkelheit verschlungen. Es war ein Wunder, dass er dabei nicht erwischt wurde. Harry verstand die Welt nicht mehr. Was war da eben vor sich gegangen? Verwirrt ließ er sich auf den Boden fallen und gab sich seinen Gedankengängen hin. Während Harry unter seinen Gedanken zu ersticken drohte, lief Malfoy mit rauschendem Umhang schnellen Schrittes den Gang entlang. Sein Blick war genauso kalt wie immer und auf den Steinboden der Flure geheftet. Er war nicht weit des Slytherin-Kerkers entfernt, er würde ihn wahrscheinlich erreichen, ohne Probleme mit Lehrern, die sich nahezu danach sehnten, armen kleinen Schülern, die durch die Flure strolchten, Strafarbeiten und Punktabzüge aufzuhalsen, zu kriegen. Es machte den Anschein, dass das eben Geschehene ihn nicht weiter bewegt hätte, als sei es nie passiert. Als wäre es nur ein Fantasieprojekt des mächtigen Potters gewesen, aus dem Malfoy nun eiskalt ausgebrochen war. Doch seine scheinbare Unnahbarkeit war nur eine Fassade, ein Schutzwall, damit niemand seine Gefühle bemerken konnte, damit ihn niemand verletzen konnte. Würde diese Mauer Risse bekommen…? Nein, undenkbar, er war doch der große, kalte Draco Malfoy. Er fuhr sich mit dem kleinen Finger über die Lippen. Hatte er bei dem Kuss was für Harry empfunden? Sicher war er sich da nicht so ganz. Vielleicht verleugnete er es auch nur? Er schüttelte den Kopf, als wolle er alle bösen Gedanken an das Geschehen einfach abschütteln. Da waren keine Gefühle für Harry… keine Gefühle außer purem Hass. Aber warum hatte er es dann getan? Um ihn leiden zu lassen? Um den Auserwählten zu verwirren? Um dafür zu sorgen, dass sich der Junge, der überlebte, in Sicherheit wiegen würde? Diese Gedanken beschäftigten Malfoy so sehr, dass er fast am Eingang zum Slytherinkerker vorbeigelaufen wäre. Als er den Raum betrat war dort nichts, kein Mensch mehr. Nur die grünen Sessel, die regungslos dastanden, und ihre Beine an dem kalten Kerkerboden verkühlten. Kein Crabbe und kein Goyle, ja nicht einmal eine Pansy Parkinson, die sehnsüchtig auf ihn gewartet hatten. Ein Blick zur Uhr verriet ihm, dass es schon fast Viertel vor Eins war. Schlurfend betrat er seinen Schlafsaal und mit einem kurzen, gleichgültigen Blick zu Crabbe und Goyle, die wie zwei hässliche Steine in ihren Betten schnarchten, ließ auch er sich auf sein Bett fallen. Harry erkannte, dass es wohl sinnlos war, noch weiter nach Antworten auf diese Fragen zu suchen… vielleicht würden sie ihm irgendwann, irgendwo, irgendwie zufliegen, wenn er es am wenigsten erwartete, doch in dieser Nacht, die der Mond so schelmisch beobachtete, wohl nicht mehr. Erst jetzt fiel ihm auf, wie spät es schon war, und Müdigkeit überkam ihn. Also begann er seinen Weg zum Gryffindorturm. Es war ihm egal, ob er von einem Lehrer oder Mr. Filch oder seiner Katze erwischt wurde. Das Einzige was ihn beschäftigte, war das fortwährende Brennen auf seinen Lippen, hervorgerufen durch Malfoys Kuss. Wie Zauberei schien es, dass Harry ohne erwischt zu werden das Portrait der fetten Dame erreichte. Sie schlief tief und fest, doch irgendwie brachte Harry es fertig sie aufzuwecken (was sich bei ihrem Tiefschlaf als äußerst schwierig herausgestellt hatte) und sie dazu zu bringen, den Eingang zum Turm freizugeben. Sichtlich verärgert schwang sie, nachdem er das Passwort drei Mal wiederholt hatte, auf und ließ ihn passieren. Als er sich unter weiterem Gezeter der Fetten Dame in Rosa im Gryffindorgemeinschaftsraum umsah, musste er trotz der nächtlichen Ereignisse anfangen zu schmunzeln: Beide, Hermine und Ron, lagen mit dem Oberkörper auf einem der Tische und schliefen selig vor sich hin. Kurz überlegte Harry die beiden aufzuwecken, doch irgendetwas tief in ihm hielt ihn davon ab, sodass er die beiden einfach dort schlafen ließ und sich selbst zu den Schlafsälen begab und sich sofort in sein Bett legte und im gleichen Moment einschlief. Kapitel 6: Kapitel 6 oder The Day After --------------------------------------- Am nächsten Morgen schafften es ein paar Sonnenstrahlen sich durch die beinahe vollkommenen zugezogenen Vorhänge hindurch zu finden und den Jungenschlafsaal, in dem Harry immer noch im Bett lag, die Augen geschlossen, mit einem halbdunklem Licht zu füllen. Langsam kehrten die Schüler aus ihren Traumländern zurück, um sich in der Realität wieder zu finden und sich eben dieser stellen mussten. Für viele bestand ebengenannte einfach nur aus einem stressigen Schultag, eventuellen schlechten Noten oder vielleicht sogar aus einer Strafarbeit, die einem auferlegt worden war, weil man den blutigen Baron schief angeguckt hatte oder der knochigen Mrs. Norris auf dem Schwanz getreten war. Als Harry sich schließlich doch dazu durchrang, die Augen aufzuschlagen und sich aufrecht ins Bett zu setzen, durchströmte ihn ein eiskaltes Gefühl. Als hätte er etwas sehr wichtiges vergessen. Entweder etwas sehr wichtiges oder etwas sehr…schockierendes, das man zu gerne verdrängen würde. Was war da nur? Was war da nur… was… doch in dem Moment kam die Antwort gut gelaunt und grinsend hinein: Ron. „Guuuuuuuten Morgen, Harry!“ Diese gute Laune…fast beängstigend. „Wie verlief denn dein Date gestern mit Draco?“ Es durchfuhr ihn wie ein Blitz – alles, was gestern Abend geschehen war. „D-D-D-Date?“ „Na du weißt schon, das große Zauberduell!“ Von wegen Zauberduell, dachte Harry, man könnte es höchstens als Duell der Lippen bezeichnen. Bei dieser Vorstellung zuckte Harry kurz zusammen – Igitt. Nie wieder wollte er so was erleben – nie wieder. Nie wieder wollte er daran denken – nie wieder. Aber er schuldete Ron immer noch eine Antwort… was sollte er sagen? >Nachdem er mich vor einer weiteren Strafarbeit bewahrt hat, hat er mich geküsst, na ja, du weißt schon, das übliche eben.< „Äh… na ja…“, stammelte Harry, während er sich aus dem Bett erhob. Na, das war ja schon mal ein super Anfang – dämliches Gestotter. Wird bestimmt nicht auffällig wirken. „Du hast doch nicht etwa verloren?!“ Sofort stürmte Ron aus der Tür auf ihn zu und untersuchte seine Arme auf eventuelle Narben, Wunden, Blutflecken, Furunkeln oder sonstige Fluchzeichen. „Natürlich nicht!“, stieß Harry hervor und zog seinen linken Arm, auf dem Ron grade mit den Fingern herumdrückte, weg, „der Idiot ist gar nicht erst aufgetaucht!“ Das stimmte ja auch halbwegs – er war ja nicht aufgetaucht… nicht zum Duellieren jedenfalls. „Das heißt…“, begann Ron. „Das heißt was?“ „Das heißt…wir sind zwei Mal auf den gleichen Trick reingefallen!“ Harry lächelte matt, denn in seinem Kopf spielten grade zweitausendsiebenunddreißig Fragezeichen miteinander Fangen. Trick stimmte ja schon, nur dies mal mit einer ganz anderen Absicht. Ob Malfoy wohl auch grade so sehr über sein verhalten nachdachte? Oder über Harrys Reaktion? Vielleicht machte er sich auch gerade im Slytherin - Aufenthaltsraum über den großen Harry Potter lustig, der Angst vor einem kleinen Kuss hatte. Aber war es für ihn denn nicht genau so…beschämend einen Jungen geküsst zu haben? Oder war dieses Ereignis auch in ihm verschlossen, wie ein wertvoller, kostbarer Schatz, den niemals jemand zu Gesicht bekommen sollte? Oder war es vielmehr wie ein Fluch in ihm begraben, der jeden in den Wahnsinn treiben sollte, der auch nur in seine Nähe kam? Die ihm die Augen verätzten, sobald diese von den giftigen Dämpfen gereizt wurden, die sein Gehirn und die Sinne vernebeln, sobald seine Nase den Geruch dieser Bestie von Geheimnis wahrnahm. Kurzum: Ein Geheimnis, von dem niemand jemand erfahren sollte… behandelte Malfoy es auch so, oder war für ihn alles nur ein Witz auf Kosten Harrys gewesen? Gehörte dieser Kuss – ein Symbol der Liebe – nur zu einem weiteren Trick um Harry die Klippe des Wahnsinns hinunterzustürzen? „Huhu, Harry…“ Ron fuchtelte mit seiner Hand vor Harrys Augen um, „Jemand zu Hause?“ „W-was ist?“ „Man Harry… Ich rede hier mit dir und du hörst mir nicht mal zu… weißt du eigentlich wie sehr mich das kränkt?“, sagte Ron theatralisch. Ein Grinsen schlich sich auf Harrys Gesicht. „Du brauchst gar nicht so zu grinsen, wir müssen los, sonst meckert Hermine wieder. Sie hatte heute schon einen Schreikrampf, weil sie heute Morgen im Gemeinschaftsraum aufgewacht ist und als erstes mein Gesicht gesehen hat und nicht ihre geliebten Bücher…eigentlich ein Wunder, dass du davon nicht aufgewacht bist.“ Nun brach er selbst das Grinse-Verbot, das er so eben aufgestellt hatte. „An ihrer Stelle hätte ich aber auch geschrieen“, lachte Harry, während er in seinen Umhang schlüpfte. Er konnte es noch! Er hatte es nicht verlernt, er konnte noch lachen! Oh wie schön die Welt doch war, wenn man Freunde hat. Aber wie würden sie reagieren, wenn sie von dem Kuss erführen? NEIN NEIN NEIN, er wollte nicht schon wieder daran denken. Wenn er es lang genug verdrängte, wenn er nur lang genug nicht daran dachte… „Jetzt komm endlich, sonst wird Hermine uns den ganzen Weg von hier zu den Kerkern damit zunölen, dass wir daran Schuld sind, wenn Snape uns jeweils 20 Punkte für Unpünktlichkeit abzieht.“ „Ja ja, ich komm ja schon…“ Und so trat Harry zusammen mit Ron einen neuen Schultag an… doch kaum hatte er die ersten Schritte in Richtung Unterricht gewagt… „Sagtest du grade...Snape? Kerker?! Heißt das…?“ „Ja, genau wir haben Zaubertränke…“, maulte Ron missmutig. Doch dann hellte sich seine Laune auf und er tapste fröhlich die Treppen hinunter, während er mit Singsang-Stimme sagte: „Aber so können wir Malfoy wenigstens mit seiner Feigheit aufziehen!“ Am Fuße der Treppe, die in den Gemeinschaftsraum führte, wartete Hermine schon genervt und mit zersaustem Haar. Das Schlafen auf dem Tisch hatte ihr anscheinend nicht gut getan. Harry musste schmunzeln. Aber dennoch lief ganz hinten in seinem Kopf ein kleines, fleißiges Rädchen, dass sich überlegte, wie man Ronald Bilius Weasley, seinerseits bekennender Malfoy-Hasser, davon abhalten konnte, den eben genannten auf die Ereignisse der letzten Nacht anzusprechen. Wütend und aufgeregt hatte Hermine von ihrer Uhr immer wieder zur Treppe geblickt und umgekehrt und nun, da sie die beiden ‚Übeltäter’ vor sich sah, hatte sie eine neue Beschäftigung: Diese so schnell wie möglich runter zum Kerker zu scheuchen. Sie faselte etwas von „Strafarbeiten“ und „Punktabzügen“, vermischt mit den ständig wiederkehrenden Phrasen „Ihr seid Schuld“ und „Unmöglich“. Doch Harry war zu sehr in Gedanken versunken, als dass er irgendetwas von der Strafpredigt, die unnachgiebig auf sie hineinprasselte, mitkriegen könnte. Wenn Ron nicht davon abgehalten werden konnte, Malfoy auf das „Duell“ anzusprechen, was würde er sagen? Doch wohl kaum etwas wie: „Wieso Duell? Ich hab Potter geküsst, hat er dir das nicht erzählt?“ …oder? War es nicht genau so…beschämend für Malfoy? Allerdings hatte er ja Harry geküsst, rein unzufällig und mit voller Absicht, aber war das etwas, mit dem er angeben würde? Doch wenn das alles nur zu einem üblen Scherz gehörte? Argh… Seine Gedanken wiederholten sich immer wieder und wieder und wieder und rotierten um denselben Punkt. Genau dasselbe hatte er sich doch schon gestern Nacht gefragt! Harry fuhr sich mit den Händen in die ohnehin schon zerzausten Haare. Ron und Hermine, die ein paar Meter vor Harry liefen, hörten auf zu streiten und sahen nach hinten und Harry an. „Was ist denn?“, fragte Ron, und Hermine fügte hinzu. „Du benimmst dich merkwürdig, Harry…. war gestern etwas?“ Harry senkte die Hände auf Höhe des Brustkorbs und ließ sie dort abwehrend verharren, als wolle er sich verteidigen. „N-nein, es ist gar nichts… ich…hab nur nachgedacht…“ „A-ach so…?“, sagten Ron und Hermine ungläubig. Kapitel 7: Kapitel 7 oder CROSS ------------------------------- Jetzt hieß es nur noch hoffen. Hoffen, dass Ron Malfoy nicht darauf ansprach. Hoffen, dass dieser nichts sagte, falls Ron ihn darauf ansprach. Nichts Verdächtiges, nichts von dem Ereignis, nichts was Harry schaden konnte. Je näher sie den Kerkern kamen, desto größer wurden Harrys Angst und Nervosität. Warum musste so etwas geschehen… es war doch alles so einfach gewesen… Malfoy zu hassen hatte immer zu Hogwarts gehört, ja, zu Harrys Leben. Wenn er bei den Dursleys gewesen war, hatte er sich die Ferien dadurch erträglicher gemacht, dass es immerhin noch einen Jungen gab, den er mehr hasste. Doch dieser aufmunternde Gedanke war ja glorreich von Malfoy zerschlagen worden. Warum hatte er Harry denn unbedingt küssen müssen?! Jeder Schritt gen Kerker versetzte Harry einen Stich ins Herz und ließ seine Gedanken schneller und lauter werden. Warum fürchte ich mich so vor der Begegnung? Schließlich hat er mich geküsst… es war ja nicht so, als hätte ich den Kuss genossen oder so… Genau. Es war alles nur Malfoys Schuld. Malfoy hatte ihn schließlich in das leere Klassenzimmer gezerrt –und Harry somit vor Filch gerettet- und dann den armen, kleinen, hilflosen und unvorbereiteten Potter durch einen Kuss vollständig zu verwirren. Dracos letzte Worte hallten noch in seinen Ohren – doch das war nicht das Einzige, was er zurückgelassen hatte. Er spürte noch genau, wie die Lippen des Slytherins seine getroffen haben. Er fühlte noch Malfoys Hand an seinem Handgelenk. „Hör auf darüber nachzudenken, hör auf darüber nachzudenken… es war nichts“, dachte er verzweifelt und ließ diesen Gedanken immer weiter in seinem Kopf kreisen, um die Erinnerungen an letzte Nacht auszulöschen. Die Luft um sie herum wurde allmählich etwas kühler, als sie die Treppe runter zu den Kerkern stiegen. Harry nahm zwar wahr, wie Hermine und Ron munter über ihn herplapperten, aber nicht genau, was sie sagten. Ihre Schritte hallten von den steinernen Wänden des Kerkerganges wieder, genau wie das stete Tröpfeln des Wassers, das die Wände in kleinen Rinnsälen entlang glitt. Wie lange würde es wohl noch dauern, bis sie auf die anderen Gryffindors und Slytherins – und somit auch auf Draco Malfoy – stießen? Fünf Minuten? Vielleicht drei Minuten? Wenn der schäbige Kerkergang einstürzte würden sie ihnen vielleicht fürs erste gar nicht begegnen müssen. Harry kam sich selbst ziemlich lächerlich vor. Jetzt konnte er an der Situation eh nichts mehr ändern. Ron und Hermine würden sicherlich Verständnis und vielleicht auch Mitgefühl zeigen, da der Kuss ja nicht von ihm ausgegangen war. Alles würde gut werden. Er hatte sich mehrmals gegen Lord Voldemort behauptet, Drachen und Trolle bekämpft – da würde er ich ja kaum von einem Kuss so fertig machen lassen. Doch vielleicht rührten all diese Gedanken nur daher, dass er für einen kurzen Moment, den Bruchteil einer Sekunde, alle Zweifel und Sorgen von sich geworfen hatte, und diesen Kuss genossen hatte. Dass er sich von dem wohligen Prickeln, das er verspürt hatte, übermannen lassen wollte, sich von ihm ausfüllen lassen wollte. Das war es wohl, was Malfoy mit „Deine Reaktion“ und „Deine Abwehr war miserabel“ gemeint hatte – dass er erst ganz kurz so verharrt hatte und Malfoy dann erst von sich gestoßen hatte. Doch kaum war diese Erklärung da, ließ sie sich nicht mehr so leicht verscheuchen… und grade hatte sie sich komplett ausgefaltet, wie eine Blume die von einem Samenkorn zu prachtvoller Blüte aufgekeimt war, da wurde Harry auch schon mit der Szene konfrontiert, vor der er ich so gefürchtet hatte. Dort stand er nun, mit Hermine und Ron an der Mauer in der Nähe der Tür zum Zaubertränkeunterricht. Er versuchte sich so unscheinbar wie möglich einen Überblick zu verschaffen, doch so sehr er sich auch anstrengte – Malfoy konnte er nicht erblicken. Und das war auch gut so. Innerlich seufzte er erleichtert auf. Auch Ron versuchte Malfoy ausfindig zu machen, allerdings nicht so verdeckt wie Harry, sodass er ich über die Köpfe der anderen hinwegstreckte und nach einem platinblonden Haarschopf suchte. Doch Rons Suche blieb ebenfalls erfolglos. Allerdings hatte Malfoy auch noch genug Zeit um aufzukreuzen. Warum sollte er auch fehlen? „Guckt mal…da“, sagte Hermine trocken und zeigte mit einem Finger in einen Gang, der ihnen gegenüber lag, „er ist es doch, nach dem ihr sucht?“ Ron und Harry blickten beide in den Gang; Anmutigen Schrittes kam Malfoy mit seinen Slytherinkumpanen herangenaht; Crabbe und Goyle, die wie immer beschützend neben ihm standen, Blaise Zabini, Millicent Bullstrode und Pansy Parkinson, die sich an seinen Arm geklammert hatte und bei jedem Satz den er sagte, kicherte. Harry beobachtete das Herannahen des Grauens mit einem eher mulmigen Gefühl, Ron voller Vorfreude. Doch für Harry verborg dieses Bild einen wichtigen Hinweis: Malfoy hatte ihn wirklich nur aus Spaß an Harrys Leiden geküsst; er war schließlich mit der mopsgesichtigen Slytherin Pansy Parkinson zusammen, oder irrte sich Harry da? Immerhin war Malfoy, sofern Harry das mitgekriegt hatte, mit ihr beim Weihnachtsball im 4.Schuljahr gewesen und auch sonst war sie immer in seiner Nähe, und wie sie ich dabei an ihn klammerte… Damit wäre dann eine Frage beantwortet – es war ein von Malfoys Seite aus völlig emotionsloser Kuss. Er bedeutete ihm nichts… Harry war sich nicht sicher, ob er sich über diese Erkenntnis freuen sollte – oder vielmehr, konnte. Eigentlich trug das alles nur zu einer großen Verwirrung bei. „HEY, Malfoy!“, ertönte eine Stimme direkt neben Harry, die ihn aufschrecken ließ. Ron zeigte mit dem Zeigefinger auf Malfoy, funkelte ihn herausfordernd an und war einen Schritt auf ihn zugetreten. Draco bedachte Ron mit einem eher gelangweilten und desinteressiertem Blick, kratzte sich am Ohr und sagte mit schleppender Stimme: „Was willst du, Wieselkönig?“ Die Meute um ihn herum lachte auf. Rons Ohren bekamen eine leichte rosa Färbung, doch er erwiderte mit bemüht ruhiger Stimme: „Lach ruhig, Malfoy! Aber wir wissen doch alle, dass du nur ein Feigling hinter einem arroganten Gesicht bist!“ „Hm… nein, das ist mir neu – wie auch immer du zu dieser ‚Erkenntnis’ gekommen bist.“ Während Malfoy seine Coolness bewahrte, wurde Ron immer aufbrausender. ~~~~~~~~~~~ (Das Kapitel ist natürlich noch nicht fertig - ich wollte euch nur mal nach langer Zeit wieder neuen Stoff liefern o_o) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)