The other way von abgemeldet (Samurai Champloo) ================================================================================ Kapitel 2: Erkenntnisse ----------------------- HALLO erstmal! Ich entschuldige mich als erstes, dass ich so lange nicht weitergeschrieben hab! Ich hatte ein kleines Ich-Habe-keine-Lust-mehr-obwohl-ich-so-viele-Ideen-hab-Tief gehabt und hab nun nach längerer Zeit mal wieder nach Mexx geschaut... Da mich ein paar Leute ja gebeten haben weiterzuschreiben hab ich das getan. Allerdings warne ichschon mal vor, das zweite Kapitel ist nicht annähernd so lustig, produktiv oder sinnvoll // durchdacht wie das erste, weshalb hier mögliche Fehler in der Handlung auftreten können, vor allem, da ich das Kapitel mit Pausen ber einen Monat hin geschrieben habe. Ich hab diesmal versucht, mehr Absätze reinzuhauen, hoffe mal, das ist okay so und besser als letztes Mal... Rechtschreib- und Grammatikfehler darf jeder behalten wenn er sie findet... Auf andere Fehler möchte ich bitte aufmerksam gemacht werden, Dankeschön =) Dann viel Spaß beim Lesen und ich bedanke mich im Vorraus für Kommis und konstruktive (ich mag das Wort) Kritik. Es war Mittags und die Sonne stand am höchsten Punkt, als sie Rast machten. Fuu hatte so lange gemeckert und gebettelt, hatte sich bei allen dreien beklagt, bis man endlich genug von dem Gejammer hatte und sie hinsetzen ließ. Jin und Nori bleiben ruhig stehen, wo sie waren, während Mugen sich ebenso auf die Erde fallen ließ und mit dem Fuß auf den Boden tippte. Ihm war langweilig, verdammt langweilig, das sah man ihm an. Und das war gar nicht gut. Er sah den fremden Samurai – die Schwuchtel – an und sagte besser nicht, was er dachte, da man ihn für solche Worte schon des öfteren hatte ins Gefängnis stecken wollen. Er nahm es dem Kerl übel, dass er weder verloren noch gewonnen hatte. Er nahm es ihm übel, dass er so schwul war, dass er so scheinheilig tat und dass er kein Wort mehr über die Nutte gesagt hatte. Er hatte ein so schönes Mädel einfach stehen gelassen. Wahrscheinlich ohne Geld. Und – apropos Geld! Er hatte seine verdammte Kohle wieder! Verdammt noch mal! Das war nicht die beste Zeit für Mugen. Eindeutig nicht. Dieser Kerl machte ihn fertig... Pah. Scheinheiliges Muttersöhnchen. Aber er konnte sich wehren, das musste Mugen – leider – zugeben. Er konnte es wirklich. Er trug das Schwert nicht nur zur Zierde. Mugen wusste aber, dass nur ausgebildete Samurais zwei Schwerter trugen. Aber der Kerl kämpfte nicht wie ein Samurai. Es war einfach nicht der Stil. Jin war ein Samurai, der in einem Dojo gewohnt hatte und sein Kampfstil war vollkommen anders. Richtig traditionell. Der von Nori wirkte eher wie seiner. Wilder. Spontaner. Hmmm... „He, du! Sag mal... bist du ein echter Samurai? Mit Ausbildung?“, fragte er plötzlich. Es war seine Art, aufrichtig und ehrlich zu sein und vor allem, zu sagen, was er dachte. Nori drehte den Kopf in seine Richtung, hatte er doch eben noch in eine andere Richtung gestarrt. Richtig abwesend war er gewesen. „Nein.“ Ohne Umschweife gab er das zu. Mugen war nicht gerade der Mensch, den er fürchten musste, wenn es nur um die Ausbildung in einem Dojo ging, die er nicht gehabt hatte. Jin nickte, doch das wurde nur von Nori zur Kenntnis genommen, der den schweigsamen Samurai von Anfang an beobachtete. Aber viel gab es nicht zu beobachten. Die wenige Zeit, die sie geredet hatten, hatte er sich nicht eingemischt. Gar nicht. Er hatte nichts gesagt. Noriko hatte sich dabei ertappt, den Wunsch zu haben, er würde etwas sagen, nur, um seine Stimme zu hören. Sie hatte etwas so beruhigendes an sich. Und wenn Nori mal ganz ehrlich war, dann... er war nervös. Warum? Ha, so etwas sollte man ihn nicht fragen, denn er hatte keine Ahnung. Vielleicht kam das wenige Zittern auch nur von dem Kampf vorhin. Die Wange schmerzte kaum noch, dafür aber der Fuß. Der Schnitt war schlimmer, als er zuvor angenommen hatte. Aber humpeln, das tat er nicht. Wieso denn auch? Er war ein Samurai. Ein selbsternannter Samurai und er war stark. Zeigte keine Schmerzen. Es gab zu viele schwache Menschen und er wollte sich nicht dazu zählen. Das wäre eine Schande. Er war schwach gewesen, früher und das war schlimm genug gewesen. „Nein? Warum rennst du dann so rum? Ich glaub nicht, dass du das darfst oder?“ „Niemand kann mir verbieten, zu sein, was ich will.“, gab Nori trocken zurück. Das Thema war für ihn tabu. Er hasste es. „Tja. Ich mein ja nur. Vielleicht stört´ s ja andere Samurais. Oder Jin?“, zog Mugen Jin mit in die Sache hinein. Der sah Nori an. Ohne Gefühlsregung. Nori lief ein Schauer über den Rücken, den er aber ignorierte. „Normalerweise ist es nicht üblich, sich als Samurai zu verkleiden und die Kunst in den Schmutz zu ziehen. Ihr seid kein wahrer Samurai, habt aber Eure eigene Kampfkunst entwickelt. Und ich denke nicht, dass ich Euch verbieten kann, den Wunsch zu hegen, Samurai zu sein.“, sagte er. Mugen äffte ihn stumm nach, machte aber schnell den Mund zu, als Fuu zu kichern anfing und Jin ihn genervt ansah. Nori verzog das Gesicht ein wenig. Das klang aber arg überheblich und arrogant, wie er so redete. Aber nein, das war es nicht. Gar nicht. Er hatte schon recht. So gesehen hatte Nori gar kein Recht, Samurai zu sein. Vor allem, weil er ja eigentlich eine Frau war. Aber das brauchte niemand zu wissen. Vor allem nicht Jin. Oder überhaupt einer von den Dreien. Es war zu gefährlich. Bis jetzt war es Nori meist gelungen, sich aus Schwierigkeiten herauszuhalten. Und das sollte auch möglichst so bleiben. „Warum sind Sie denn nicht in einem Dojo gewesen, wenn Sie Samurai sein wollen?“ Nori sah Fuu nur kurz an. Wieso hatte er nicht mit der Frage gerechnet? Eine ehrliche Antwort war wohl kaum möglich. Es war einfach so, dass er sich zwar als Mann ausgab, aber ja keiner war. Und in einem Dojo waren nur Männer. Die auch manchmal nackt voreinander herumliefen. Nori hätte sich auch nicht weigern können, sich auszuziehen... Und selbst, wenn er sich ausgezogen hätte, dann hätte es einen Aufstand gegeben. Nori seufzte leise. Was sollte er denn bitte sagen? „Ich habe zwar immer davon geträumt, in einem Dojo zu sein... Aber ich habe nie auch nur die Anstalten gemacht, zu einem zu gehen. Frag nicht wieso.“, sagte er nur, etwas kühler, als er es vorgehabt hatte. Fuu fühlte sich davon zwar etwas angegriffen, aber das war auch besser so. So fragte sie nicht weiter nach. Nori war es egal, ob sie ihn mochte oder nicht. Besser, wenn sie keine Freunde wurden oder sich nicht besser kannten als bis zum Weg nach Edo, denn dann würde ein Abschied ja nicht schwer fallen. Bis jetzt war Nori nie ein Abschied schwer gefallen, weil einfach nie Vertrauen oder Freundschaft da gewesen war. Nicht mal bei seinen Eltern oder in seinem alten Dorf. Da hatte ihn keiner verstanden. Niemand hatte es hören wollen, ein Mädchen, welches Samurai werden wollte, das war krank in ihren Augen gewesen. Und das würde wohl bei jedem so bleiben. Dieses war doch den Männern vorbehalten. Frauen gehörten nach Hause in die Küche... Und hatten die Kinder zu hüten. Das war meist so. Und würde sich leider nicht so schnell ändern. Schweigen umhüllte sie für einige Momente. „Lasst uns weitergehen.“, sagte Jin schließlich. Nori blickte nicht auf, als Fuu sich beschwerte, das ihre Füße doch sooo wehtaten und sie keinen Schritt mehr gehen könne. Fuu sollte lieber erst mal fragen, wie weh Noris Fuß tat. Das würde eine schöne Entzündung geben. Zum Glück hatte er genug Geld für einen Arzt. So ein Schnitt im Fuß war gar nicht lustig. „Wie weit ist es noch?“, fragte Fuu, als sie nicht einmal zehn weitere Minuten gegangen waren. „Weit genug“, antwortete Nori und für einen Moment konnte man etwas Schwäche aus seiner Stimme hören. Warum? Schwäche... vielleicht, weil dieser immerwährende, stechende Schmerz ihn nervte. Er strich sich entnervt eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Es war heiß. Natürlich, es war gerade einmal Juli und die Sonne würde sich sicherlich nicht wegen eines Samurais zurückziehen. Eines Samurais, der nicht mal einer war... Sie erreichten bald die Spitze eines Hügels. Von weitem konnte man Edo sehen. Aber es war nicht greifbar und noch ewig weit entfernt. Man konnte gerade die Spitze der Festung sehen. „Es wird noch lange dauern, bis wir in Edo angekommen sind..“, seufzte Nori. Jin sah auf. „Wir sollten bald etwas essen.“ „Und wo sollen wir bitte was herkriegen, Herr Oberschlau?“; knurrte Mugen. Er hatte schon den ganzen Tag Hunger. Sie hatten seit ewigen Zeiten nichts mehr gegessen. Nun, für ihn ewige Zeiten. Gestern. „Wir müssten schon jemanden ausrauben, wenn wir hier etwas zu essen wollen!“, klagte Fuu und fuhr sich mit der Hand über den Bauch. Sie hatte Hunger. Wie immer eben. Das Mädchen fraß mehr als drei große Krieger zusammen. „Ausrauben?! Wir wussten, dass ihr Diebe seid! So, wie ihr schon ausseht!“, hörte man plötzlich jemand hinter ihnen schreien. Und im nächsten Moment standen vier Leibwächter vor ihnen. Nori war wütend. Dass immer so etwas passierte. Sofort glitt seine hand zu dem Griff seines Schwertes. Fuu versteckte sich hinter Mugen und Jin. Mugen grinste, Jins Gesicht war ausdruckslos. „Habt ihr wenigstens was, wofür es sich lohnt?“, fragte Mugen. „Wir haben Hunger. Also?“ „Ihr wagt es nicht, zu fragen! Es ist Euch nicht gestattet, nach den Waren zu fragen. Weil Ihr jetzt sowieso alle sterben werdet!“, schrie der eine. „Ihr müsst nicht so laut sein, wir verstehen das auch so.“, grummelte Nori. Er war im Moment gar nicht gut anzusprechen. Das Stechen in seinem Fuß raubte ihm noch den Verstand, er hatte Hunger, weil er seit Tagen nichts gegessen hatte, dumme Leibwächter glaubten, ihn blöd von der Seite her anmachen zu müssen. Was für ein Tag. Das konnte ja nur noch besser werden. Er zog sein Schwert und stand im nächsten Moment neben dem, der eben noch gemeint hatte, er müsse seine Klappe zu weit aufreißen, trieb ihm das Schwert in den Körper und zog es wieder heraus. Die anderen sahen ihn ängstlich an. „Lauft, ihr Ratten.“, sagte er, doch im nächsten Augenblick war schon Mugen an seiner Seite und legte die drei ohne mit der Wimper zu zucken um. „Das wäre nicht nötig gewesen“, sagte Nori etwas kühl und wischte das Blut, welches an der Klinge seines Schwerts klebte an der Robe des einen Leibwächters ab. Unten, auf dem Weg war ein kleiner Karren, zugedeckt mit einer Decke. „Brauchst dich nicht bedanken“, meinte Mugen leise. „Die Typen haben genervt.“ Und außerdem wollte er Nori nichts schuldig sein. Sie gingen langsam hinunter. Der Mann, der das Pferd geführt hatte, welches vor den Karren gespannt gewesen war, war wohl weggelaufen. Nori sah auf den Boden. Gut. Die Spuren gingen nicht zurück nach Edo. Sonst wären sie dort schon bekannt gewesen, bevor sie dort gewesen waren. Und das war nicht gut. Mugen fing sofort an, den Karren zu durchwühlen. Er warf Töpfe und seltsame Gegenstände nach hinten. „Nichts. Nichts zu Essen.“ Nori trat neben ihn und zog ihm die Decke vom Kopf. „Ich würde das lassen, an deiner Stelle. Wenn da nichts zu Essen ist, dann ist da nichts. Wenn wir es einfach stehen lassen, lassen wir uns auch nichts zuschulden kommen.“ Mugen richtete sich auf und blickte Nori schief an. „Hey. Ich hab mir in meinem verdammten Leben schon genug zuschulden kommen lassen, klar? Das geht mir sonst wo vorbei.“ Fuu jammerte. „Nichts zu Essen? Ich werde verhungern!“ Jin und Nori beachteten sie gar nicht, während Mugen anfing, mit ihr zu streiten. Nori ließ sich erschöpft auf den Boden sinken und starrte auf den Boden. Ihm war schwindlig. War die Wunde an seinem Fuß also doch schlimmer, als er gedacht hatte. Der Kampf gerade eben – konnte man es Kampf nennen? – war zwar nicht anstrengend gewesen, dafür aber das ganze Laufen. Der Angriff war nicht zu verachten gewesen und schlug doch ganz schön auf die Kraft. Jin bemerkte, dass es dem Fremden wohl nicht gut ging. „Nori, Ihr seid erschöpft. Wir sollten eine Pause machen.“ Nori sah gar nicht auf. „Nein, es ist in Ordnung. Mir geht es gut. Ich bin nur... müde.“ Jin seufzte leise und sagte nichts mehr. Dieser Samurai war stur. Und ein bisschen dumm. Es war zwar gut, wenn man schauspielern konnte, aber man sollte nicht lügen. Mugen und Fuu hatten sich inzwischen wieder eingekriegt. Vor allem, weil das junge Mädchen sich von dem schönen braunen Tier ablenken ließ. Sie streichelte es. „Oh, es hat soo schöne Augen! Seht mal! Und seine Haare! Nehmen wir es mit, bitte!“, sagte sie und knuddelte das Tier verzückt. Das war ein wenig nervös, aber angesichts des quietschenden Mädchens ging es ihm ein wenig besser. „Das geht nicht“, sagte Nori leise. Jin nickte. „Jeder würde das Tier wieder erkennen, wenn der Mann sogar Lebwächter hatte.“ Fuu sah die beiden mit Dackelblick an. „Bitte!“ Nori, der sowieso schon gereizt war durch die ganzen Erlebnisse heute, sah sie kalt an. „Nein! Es geht nicht, sei still! Du kannst nicht so naiv sein!“, knurrte er und klang dabei richtig aggressiv. Laut war er nicht, denn ihm war zu schlecht, um zu schreien. Er hatte sich doch nicht wirklich etwas eingefangen durch diese kleine Wunde... wie dumm war er nur, barfuß zu kämpfen. Fuu zuckte zusammen, als Nori so aufbrausend wurde und schmollte. „Na dann eben nicht!“, sagte sie und streichelte das Tier dann weiter, mit verzücktem Blick und die anderen gar nicht beachtend. Nori seufzte leise. Er spürte genau, wie Jin ihn ansah, aber er hob nicht den Kopf, weil es ihm schon ein seltsames Gefühl durch den Magen jagte wenn er nur daran dachte, dem Blick des Samurais zu begegnen. Im nächsten Moment war Nori es, der zusammenzuckte. Er hatte die Augen geschlossen und spürte aber im nächsten Moment eine Berührung am Knie und dann an der Stirn. Als er die Augen aus Reflex wieder öffnete, hockte Jin vor ihm und hielt ihm die Hand an die Stirn. „Wenn Ihr weiter so stur seid, werdet Ihr Fieber bekommen.“, sagte er und klang dabei so ruhig, als wären sie in einem Teehaus und unterhielten sich. Nori war froh, dass er schon zitterte – ein wenig zumindest -, denn sonst hätte er wohl jetzt wirklich zu zittern angefangen. Was war das nur? Der Samurai hatte eine so seltsame Ausstrahlung, diese machte ihn ganz hibbelig und unruhig. Nori, der sich schämte und sich sein Verhaltens und Denken nicht eingestehen wollte, rutschte schnell zurück und stand dann schneller auf, als er es selbst erwartet hatte. So heiß, wie sein Gesicht sich anfühlte, so rot war es wohl auch. „Ich...! Es ist okay!“, sagte er schnell und aufgebracht. Die sonst so ruhige Art, welche er an den Tag legte, war verschwunden. Mugen sah auf und grinste dreckig. War der Kleine also doch schwul? So rot wie er war müsste man meinen er bekäme gleich einen Herzkasper. „Na pass mal auf, dass dir das Blut nicht woanders hinschießt“, witzelte er, doch Nori überhörte das, da er es in diesem Moment auch nicht verstand. Jin kapierte genauso wenig wie Fuu, die Mugen nur verwirrt anblinzelte und sich dann kurz darauf wieder dem großen braunen Tier an ihrer Seite zuwandte. „Ach, vergesst es“, sagte er zu Jin und wohl auch zu Fuu, die aber gar nicht zuhörte, während Jin ihn fragend ansah. Der drehte sich daraufhin wieder zu Nori um. „Es ist mein voller Ernst. Ihr werdet noch krank werden.“, sagte Jin leise, aber bestimmt. „Ich werde nicht krank werden. Ich war seit drei Jahren nicht mehr krank, nicht mal eine Erkältung hatte ich.“, erwiderte Nori trocken, aber innerlich noch immer ziemlich verwirrt. Wenigstens war das Blut aus seinem Kopf wieder woanders und er hatte eine normale Gesichtsfarbe. „Dann wird es wohl Zeit.“ „Selbst wenn ich krank wäre, ich habe Euch doch versprochen, Euch nach Edo zu führen, also werde ich das tun. Sobald ich da bin, kann ich mich ausruhen.“ Jin rückte seine Brille zurecht und wirkte nicht gerade so, als wäre er mit den Worten Noris einverstanden. Er war genervt und fand den Samurai naiv. „Es ist zu riskant. Ihr seid töricht, wenn Ihr so etwas sagt und denkt, aber ich kann Euch nichts verbieten.“, sagte er kühl und damit war für ihn das Thema erledigt. Er drehte sich um und ging zu Fuu und dem Pferd, legte dem Tier die Hand auf den Kopf und sah Fuu an. „Wir nehmen es mit, genau wie den Wagen und lassen ihn kurz vor der Stadt auf dem Weg stehen.“ Fuu quiekte entzückt und bedankte sich lautstark bei Jin, unterließ es aber, ihn zu umarmen, wie sie es kurz gedacht hatte. Er war nicht der Typ für so was. Deshalb war es besser, es gleich zu lassen, anstatt dann Anschiss zu bekommen. Nori war inzwischen aufgestanden und ging seelenruhig weiter Richtung Edo. Er verschwieg noch immer, wie weh sein Fuß tat und zeigte nichts davon. Er wollte nur endlich etwas zu essen und einen Arzt, um sich dann hinzulegen und zu schlafen. Sicherlich hatte Jin recht, es war wesentlich besser, wenn er sich ausruhen würde, aber er war stur wie ein Esel und hatte ein Versprechen zu lösen. Sowieso wollte er lieber schnell nach Edo, anstatt einige Stunden zu verschlafen und sich noch einmal von Mugen beklauen zu lassen oder noch schlimmer, umbringen. Der komische Kerl mochte ihn nicht. Nori hatte nichts gegen ihn, er war eben so, wie er war, aber er sah ihn seiner Meinung nach ein paar Mal zu oft seltsam von der Seite her an. Nun trotteten sie alle hinter Nori her, der recht langsam ging. Fuu bettelte Jin ein paar Mal an, sie möge doch auf dem Pferd reiten dürfen, aber er war strikt dagegen, da sie sonst noch herunterfiel. Nori hörte gar nicht zu. Er ging nur weiter, achtete nicht darauf, was die anderen sagten oder dass Mugen ihm ein paar Mal wie durch Zufall einen kleinen Stein an den Fuß trat. Er überhörte einen Streit von Mugen und Fuu, fragte sich gar nicht, warum sie stritten und hörte nach ein paar Stunden des Fußmarsches auch nicht mehr auf Fuus ständige Beschwerden, dass reiten viel lustiger wäre und sie keinen Schritt mehr machen könne. Auch als die Sonne langsam drohte, hinter dem Horizont zu verschwinden und die Welt ins Dunkel zu tauchen, machte Nori noch keinen Halt. Er schüttelte nur widerwillig den Kopf auf Jins letzte Bitte, doch endlich Rast zu machen, da er wirklich nicht gut aussehen würde. Nori war es egal, wie schlecht er aussah. Er ignorierte die Übelkeit, die an ihm heraufkroch wie kalter Nebel und auch den pochenden und nervtötenden Schmerz in seinem Fuß. Edo war näher denn je, es war vielleicht noch eine Stunde, dann waren sie endlich in der Stadt. Nach zwei Wochen war er endlich dort. Aber eines der Gefühle konnte Nori ja dann doch nicht unterdrücken. Das Schwindelgefühl. Seine Schritte waren schon langsamer geworden als zum zweiten Aufbruch heute und ganz gerade ging er auch nicht mehr, was aber nicht allzu sehr auffiel. Zumindest ihm nicht. Jin war es wohl aufgefallen und er sah auch ein paar Mal zu Nori hinüber, der aber kein bisschen daran dachte, stehen zu bleiben oder eine kurze Pause zu machen. Doch er schwieg. Er war froh, dass sie endlich in Edo sein würden, denn er war richtig kaputt, zudem machte ihm der Hunger ja dann doch sehr zu schaffen. Die anderen beiden waren kein bisschen besser gelaunt. Mugen war schon drauf und dran den nächstbesten, der ihn ärgerte, umzubringen. Leider kam aber niemand, der ihn ärgerte, weil niemand etwas sagte. Plötzlich knickte Nori ein. Er spürte nur, wie seine Knie nachgaben und alles schwarz wurde... Das Erwachen ließ lange auf sich warten. Nori träumte von Feuer, dass ihn einschloss, von hämischen Gesichtern, die ihn angrinsten und von Fragen und Bemerkungen, die ihm wie Messer ins Fleisch schnitten. Scheißgebadet wälzte er sich umher, nicht wissend, wo er war und wer ihn hierhin gebracht hatte und dann, dann wachte er auf. Es war stockfinster und Nori hörte nur seinen eigenen viel zu schnellen Atem, gemischt mit dem Pulsieren seines Herzens in seinem Kopf. Er war sorgfältig zugedeckt worden und hatte einen kühlen Lappen auf der Stirn, war in einem Haus. Von draußen schien der Mond durch das offene Fenster herein, schwül war es und Nori schwitzte. Erst einmal versuchte die Samurai, sich zu beruhigen. Nachdem der Atem wieder etwas langsamer geworden war, kam sofort der nächste Schock. Er war nackt. Sie! SIE war nackt! Sofort setzte sich Noriko auf, die Decke schön vor der Brust. Und der Schock war perfekt. Genau ihr gegenüber, auf gleicher Augenhöhe und vielleicht fünf Zentimeter von ihrem Gesicht saß Jin. „Du... das... ich kann das erklären... ich... bitte... erzähl niemandem davon!“, stammelte sie, nichts produktives herausbringend dabei. Jin sah sie still an. Es war keine Regung auf seinem Gesicht und das machte ihr Angst. Jin sah sie eine Weile lang an. Dass er ihr so nahe war, störte sie im Moment kein bisschen. Es gab etwas viel wichtigeres, nämlich, dass er wusste, dass sie kein Mann war und dass er sie vielleicht verraten würde. Nach einer Weile, einer endlosen Pause wie es Noriko schien, öffnete Jin langsam den Mund. „Warum habt Ihr gelogen?“, fragte er . Noriko sah ihn verständnislos an. „Gelogen? Ich habe nicht-„ „Ihr tragt die Kleider eines Mannes. Die eines Samurais.“; unterbrach er sie. Sie schluckte und senkte den Blick, drückte das dünne Laken enger an den Körper. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihr Fuß nicht schmerzte, sondern brannte. Es war ein unangenehmes Gefühl, was sie nicht vermissen würde. Noriko schwieg. Warum trug sie Männerkleidung? Warum die eines Samurais? Weil ihr Vater Samurai gewesen war? Weil sie sich schuldig fühlte, an seinem Tod? Weil er gestorben war, ohne jemals gegen einen anderen Samurai gekämpft zu haben? Weil er ein Vorbild für sie gewesen war, weil sie ihren Vater geliebt hatte bis ins Unendliche, bis sie gestorben wäre. Aber er war ihr zuvorgekommen. Er war tot, einfach so, fort. Und ihre Mutter hatte sie gehasst. Versuchte sie etwa, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten? Nein. Diese Fußstapfen, über die war sie längst hinausgetreten. Sie war weiter gekommen als ihr Vater, sie war erfolgreich. Aber dennoch, auch, wenn viele behaupteten, ihr Vater wäre ein Versager gewesen, sie liebte ihn noch immer. Sie wünschte sich nur, dass es ihm gut ging, da, wo er war. „Sagt es mir, Nori – ist das Euer richtiger Name?“, wurde sie von der ruhig klingenden Stimme des Samurais aus den Gedanken gerissen. „Ich... Nori, das... ja... nicht ganz...“ Wieder nur stottern. Es lag doch nicht etwa daran, dass sie ihm in die Augen blickte? Sofort wandte sie den Blick wieder gen Boden. Er machte sie nervös und das schafften nicht viele, ganz und gar nicht. „Mein wahrer Name ist Noriko. Kein großer Unterschied, was den Namen angeht.“ „Aber die Persönlichkeit. Noriko, ruht Euch aus. Ihr seid geschwächt und habt erst einige Stunden geschlafen. Ihr seid vor den Toren Edos zusammengebrochen und-„ Nun unterbrach Noriko ihn. „Und wie bin ich hierher gekommen? Ich bin doch nicht etwa geflogen?“, fragte sie kühl, doch leicht verwirrt. „Ich hab Euch getragen. Es war unmöglich, Euch aufzuwecken. Wir haben uns ein wenig Geld genommen für die Unterkunft, zahlen dies jedoch wie Ihr sagtet sobald wie möglich an Euch zurück. Ein Arzt war hier und hat Euren Fuß untersucht, ihn verbunden. Das Fieber wird bald vorübergehen. Und wenn Ihr schlaft, geht es Euch bald besser. Wenn Ihr morgen wach seid, bringe ich Euch etwas zu Essen.“, sagte er und stand dann auf, sah sie aber ein wenig streng an. „Legt Euch wieder hin.“ Aber die junge Frau dachte gar nicht daran, ihm folge zu leisten. „Ihr werdet doch nicht... jemandem erzählen, wer ich bin? Wer ich wirklich bin?“, fragte sie und ein wenig Angst schwang dann doch in ihrer Stimme mit. Mehr als wohl beabsichtigt, denn Jin lächelte kurz. „Das werde ich nicht, ich verspreche es. Schlaft nun.“ Und mit diesen Worten trat er aus dem Zimmer und ließ sie allein. Mit schmerzendem Fuß und Kopfweh, dass ihr der Schädel zerbarst. Dass ihr schlecht war, merkte sie erst jetzt. Sie hätte sich besser wieder hinlegen sollen... und das tat sie jetzt auch. Aber schlafen konnte sie noch nicht, dazu war sie ein wenig zu aufgewühlt innerlich. Dass ihr das Herz bis zum Hals schlug, bemerkte sie nicht, es reichte allerdings aus, um sie vor Schmerz leise aufstöhnen zu lassen. Das Pulsieren in ihrem Kopf war unangenehm und obwohl es draußen dunkel war und ihre Augen geschlossen waren, konnte sie nicht einschlafen. Jedes Mal wieder, wenn sie die Augen eine Weile geschlossen hielt, sah sie ihren Vater, wie er mit anderen redete, sich mit ihnen stritt, weil er sich einbildete, er wolle Samurai sein. Dann Mugen, der sie schief ansah, Fuu, die ihr einen beleidigten Blick zuwarf und schließlich Jin mit besorgten Blicken und diesem Lächeln von eben. Und er ging nicht mehr aus ihrem Kopf. Bald setzte der Regen ein. Er kühlte den Boden ab, der sich selbst durch die Dunkelheit nicht hatte kühlen lassen und legte einen Schleier von prasselndem Nass über die Erde. Die Abkühlung tat Norikos Kopf gut, die schwere Hitze, die noch eben auf dem Zimmer gelegen hatte, verschwand allmählich und machte ihr ein wenig Platz. Der große schwarze Schleier, welcher über ihr gelegen war, hatte sich in Seide verwandelt, er war kühl und weich. Auch, wenn ihr Kopf noch schmerzte und schwirrte von Gedanken und Bildern, die sie eigentlich verscheuchen wollte, so beruhigte sie sich dann doch ein wenig. Wenigstens das. Bald wurde ihr Atem ruhiger, der Schmerz in Kopf und Fuß war nur noch nebensächlich. Bis sie schließlich einschlief, verging sicherlich noch eine ganze Stunde, doch sie war ruhig und spürte keinen Schmerz mehr, freute sich ein wenig auf den nächsten Tag. Sie konnte an frohe Stunden denken... und war in Sicherheit. Und endlich in Edo. Nicht einmal allein. Nein, sie hatte jemanden gefunden, jemanden, dem sie jetzt schon viel zu sehr vertraute. Sie hatte sich doch nicht etwa verliebt? In den geheimnisvollen und stillen Samurai, den sie eigentlich nicht kannte? In Jin? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)