Arash - Herr der Gezeiten von abgemeldet (Der ewige Winter) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2: Das Lager der Sklavenhändler -------------------------------------------------- Sie saß zusammen mit ihren Eltern am Abendtisch und aßen. Stille herrschte, nur ihre Brüder ärgerten sich leise und kitzelten sich gegenseitig. Plötzlich sagte Naomis Vater: „Wann willst du aufbrechen? Was ist dein Ziel!“ Naomi war völlig überrumpelt, sie blickte erst ihre Mutter, dann ihren Vater an und nickte: „So schnell es geht. Am liebsten jetzt gleich, vor den Rittern von Eiscolt.“ Ihr Vater nickte verste-hend und deutete auf eine kleine Ledertasche: „Wir haben nicht viel. Trotzdem will ich dir auf deiner Reise etwas mitgeben. Ein wenig Geld und etwas zu Essen.“ „Danke!“, erwiderte Naomi den Tränen nahe und aß langsam weiter, ihre Brüder hörten aufmerksam zu. „Wo wird dich dein Weg hinführen?“, fragte ihre Mutter nach und Naomi blickte auf: „Osten von Eiscolt.“ „Warum gerade da?“, fragte Naomis Vater nach und aß ebenfalls weiter. Naomi gab Antwort: „Der Herr der Gezeiten, das schwarze Pferd gehört ihm, so sagte es mir der junge Ritter.“ „Und der Herr der Gezeiten soll dort zuletzt gesehen wor-den sein?“, stellte ihr Vater fest. Naomi stand plötzlich auf und verneigte den Kopf: „Bitte, Vater, Mutter, erlaubt mir noch heute Nacht aufzubrechen um meinen Weg zu finden und zu gehen.“ Stille herrschte, weder ihr Vater noch ihre Mut-ter gaben darauf eine Antwort, sondern aßen in Ruhe weiter. Mit einem Seufzen erhob Naomi sich wie-der, Tränen standen ihr in den Augen. Sie wandte sich um, nahm die Ledertasche in die Hand und zog sich den schneeweißen Pelzmantel an. Mit einem kurzen Blick auf ihre Eltern verließ sie das Haus und hang sich die Tasche um. Zielsicher schritt sie auf die Scheune zu, öffnete die Tür und erschrak sich zu Tode. Der junge Ritter stand zu-sammen mit einem weiteren Ritter neben Aneela. Dieser wieherte aufgeregt und scharrte mit der Hufe im Stroh. Der junge Ritter hielt eine Laterne in der Hand und hob diese, als er die Tür hörte. Er lächelte sofort: „So spät noch auf?“ Naomi reagierte nicht auf den jungen Ritter, sondern trat auf Aneela zu. Sie hob eine der Decken auf, faltete diese in der Mitte und warf sie dem stolzen Hengst über den Rücken. Den wunderschön verzier-ten Sattel befestigte sie als nächstes und schließlich noch das Geschirr. Aneela konnte es kaum abwar-ten die Scheune zu verlassen und von den Rittern weg zu kommen. Noch einmal bückte Naomi sich und hob eine weitere Decke auf. Diese legte sie so zusammen, dass sie sie um den Hals ihres Pferdes hängen konnte. Vorsichtig führte sie den Hengst an den Rittern und den anderen Pferden vorbei, hinaus in das Dunkel der Nacht. Die beiden Ritter folgten ihr, wobei der jüngere von Beiden fragte: „Was hast du vor? Willst du so spät nachts noch ausreiten? Kennst du die Gefahren nicht?“ Naomi nahm zum ersten Mal auf dem Rücken von Aneela Platz. Sie streichelte das Tier am Hals und schnalzte leise mit der Zunge sodass das Pferd sich in Bewegung setzte. Sie ritt am Haus ihrer Eltern vorbei, hielt noch einmal an. Plötzlich ging die Tür auf und ihre Mutter stürmte heraus. Sie lehnte sich zu ihrer Tochter hoch und schloss sie noch einmal tief in die Arme. Naomi kam nicht herum Tränen zu vergießen. Dann küsste sie ihrer Mutter auf die Stirn und gab Aneela die Spuren. Das Pferd wieherte zufrieden auf und preschte aus dem Dorf hinaus, hoch zum Rande des Waldes und schließlich auch hinein. Schon nach wenigen Sekunden war das Dorf nicht mehr zu sehen und der kalte Wind ließ die Tränen von Na-omi schnell trocknen. Naomi hatte nicht vor eine Pause einzulegen und auch Aneela schien keine zu brauchen. Es kam Nao-mi vor als wären erst ein paar Minuten vergangen, als sie ihre Mutter in die Arme genommen hatte, doch in der Ferne, im Osten, sah man einen kleinen Lichtstreifen, die Sonne ging langsam wieder auf. Den altbekannten Wald, den Naomi schon als Kind durchstreifte, hatten sie längst hinter sich gelassen und eine lange zugeschneite Straße machte sich vor den beiden Reisenden breit. „Wie soll ich ihn nur finden? Ich habe ihn doch noch niemals zuvor gesehen?“, erzählte sie dem Pferd und ritt nun in Schritttempo die Straße entlang. Das Pferd wieherte und wippte zustimmend mit dem Kopf. Es würde wirklich sehr schwer für Naomi werden diesen Herrn der Gezeiten zu finden, Geschwei-ge denn ihn zu erkennen. Noch ahnte sie nicht wie ihre Reise weitergehen sollte, sie hoffte schon immer einmal ein großes Aben-teuer erleben zu können und nun hatte sie ihre Chance. Die Sonne ging nun vollends auf und die Straße um sie herum wurde auch belebter. Hier und da liefen junge Frauen mit ihren Körben entlang und grüßten Naomi freundlich. Junge Männer mit ihren Schwer-tern streiften auf den verschneiten Wiesen entlang. Kutschen überquerten die Straße und hier und da lief auch ein herrenloser Hund über den Weg. Aneela hielt plötzlich inne und lauschte. Seine Ohren bewegten sich hin und her und auch sein Kopf wippte erst in die eine, dann in die andere Richtung. Plötzlich bewegte er sich wieder, jedoch schneller als zuvor. Wurden sie etwa verfolgt von den Rittern aus Eiscolt? Wenn dem der Fall war, konnte Naomi ihnen nicht entkommen, sie hatten den gleichen Weg vor sich und früher oder später würde sie den Rittern erneut über den Weg laufen, wobei ihr später lieber wäre. Naomi bemerkte das sich rechts und links von ihr ein schwarzer Wald erstreckte. Aneela legte die Oh-ren an und wieherte nervös. Er wurde unruhig und blieb stehen. Auch die anderen Pferde die auf der Straße unterwegs waren wurden unruhig und ein Straßenhund bellte in die Finsternis des Waldes hinein. Die Kutsche hielt an und zwei kleine Mädchen sahen heraus, ihr Vater versuchte die Pferde anzutreiben, doch auch diese liefen nicht weiter. Einige Edelmänner, die knapp hinter Naomi ritten, mussten ebenfalls halten. Ihre Pferde wieherte laut und unhaltbar auf, einige davon bäumten auf um die Reiter abzuwerfen. Wie aus dem Nichts, mit lau-tem Geschrei, brachen aus dem Unterholz des Waldes vermummte Männer hervor bis an die Zähne bewaffnet. Naomi sprang sofort vom Rücken des Pferdes, nahm die Ledertasche ab und befestigte diese am Sattel, dann flüsterte sie: „Geh! Verschwinde!“ Aneela wippte verstehend mit dem Kopf und bäumte sich auf, dann legte es die Ohren an und verschwand wie der Wind persönlich zwischen den Bäumen im Wald. Kaum drehte Naomi sich zu den Angreifern um, musste sie sich auch schon wegducken um einem Schlag mit einer Keule zu entgehen. Geschickt rollte sie sich über den Schnee hinter ihren Angreifer und trat mit dem rechten Bein zu. Sie traf ihren Gegner in die Kniekehle und brachte den Banditen damit ins Wanken. Es war noch ein weiterer Tritt erforderlich um den Riesen nun endgültig zu Fall zu bringen und die Oberhand zu gewinnen. Kurz nach dem Sturz ihres Gegners blickte Naomi sich um, mit erhobenen Schwertern schlugen die Edelmänner die übermächtigen Angreifer zurück. Die zwei kleinen Mädchen schrieen auf und bean-spruchten Naomis Aufmerksamkeit. Ein Mann hatte beide Mädchen ergriffen zu wollte diese gerade wegschleppen. Ein anderer Räuber schlug den Vater der Kinder nieder, während ein weiterer die Mutter zu Boden drückte. Naomi reagierte wie von selbst. Sie rannte auf den Mann mit den beiden Mädchen zu und rammte ihren Ellebogen in den Rücken des Mannes. Er schrie vor Schmerz abrupt auf, ließ die beiden Mädchen zu Boden fallen und drehte sich erzürnt herum. Die Mädchen standen sofort auf und rannten zur Seite um Schutz hinter der Kutsche zu suchen. Der Mann ihr gegenüber lächelte und knurrte sie an: „Kleines Balg. Du wirst sehen was du davon hast.“ Es verging nicht einmal eine Minute, da verspürte Naomi einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf und verlor so schnell, wie sie sonst reagiert hatte, das Bewusstsein … … … … … … … … … … Stimmen rissen Naomi aus der Bewusstlosigkeit raus. Sie zuckte zusammen und schlug die Augen auf. Sie saß zusammen mit einigen anderen Menschen in einem großen Käfig aus bambusähnlichen Stan-gen gefertigt. Sofort erkannte Naomi einige der Gefangenen wieder. Die beiden kleinen Mädchen waren zusammen mit ihrem Vater hier gefangen, während ihre Mutter nicht zu sehen war. Zwei der Edelmän-ner saßen dicht in Naomis Nähe. Es waren noch viel mehr Menschen hier eingesperrt, doch diese kannte Naomi nicht, sie waren ihr völlig fremd. Wo war sie nur gelandet? Sie stand vorsichtig auf. Sie hatte die ganze Zeit auf dem kalten Schnee gelegen und deshalb war ihre linke Seite völlig kalt und nass. Naomi klopfte den restlichen Schnee ab und trat an einigen der einge-sperrten Menschen vorbei. Die beiden Mädchen lehnten schluchzend an der Schulter ihres Vaters, wäh-rend dieser den Tränen ebenfalls sehr nahe war. Die meisten Menschen die hier eingesperrt waren, saßen nur regungslos in der Ecke und schienen weder Gefühle noch sonst irgendwelche Lebenszei-chen zu haben. Schwerfällig erreichte Naomi den Rand des Käfigs und blickte hinaus. Mehrere dieser vermummten Angreifer liefen hier hin und her und erledigten ihre Arbeit. Einige Pferde, so erkannte es Naomi, gehör-ten den Edelmännern und darunter waren auch die beiden Kutschpferde, doch Aneela konnte sie nir-gends sehen, er schien entkommen zu sein. Die Zelte die hier standen waren aus dicken Ästen aufgebaut und mit Tierhäuten bedeckt wurden. Hier und da war ein kleines Lagerfeuer zu sehen und manchmal sah man auch einfache Menschen in herun-tergekommenen Kleidern die den Räubern hinterher eilten um ihnen zu dienen und ihnen jeden Wunsch zu erfüllen, sei es auch mit ihnen zu schlafen. Naomi trat von den Bambusstäben zurück und schlang ihre Arme um den Oberkörper. Sie fror erbärm-lich und wäre dies nur das kleinere Übel gewesen, wäre sie noch erleichtert davon gekommen. Doch ihr Hinterkopf schmerzte und blutete noch immer leicht und in ihr rührte sich der Anflug von starkem Hun-ger und sie spürte dieses unangenehme Kratzen im Hals, welches auf eine Erkältung zurückzuführen war. Nach wenigen Sekunden schon, zog sie sich in eine freie Ecke zurück und setzte sich auf den schnee-bedeckten Boden. Sie lehnte den schmerzenden Kopf gegen die Bambusstäbe und schloss für wenige Minuten die Augen. „Es tut mir Leid.“, flehte eine etwas ältere Frau im Lager lautstark. Naomi erwachte aus dem Ruhezustand und zog sich mit aller Mühe in die Höhe. Sie erkannte eine Frau die sicher im Alter wie ihre Mutter befand, diese kniete auf dem Boden und verneigte den Kopf vor einem noch viel älteren Mann. Dieser war mit Sicherheit der Anführer dieser Verbrecherbande gewesen. Er stand erhobenen Hauptes da und blickte auf die Frau hinab wie auf eine ekelige Spinne. Er verzog angewidert das Gesicht und schüttelte erzürnt den Kopf: „Was glaubst du wer du bist? Du Abschaum der Natur! Sieh dir an was du getan hast!“ Dabei deutete der Mann auf seine schwarze Kutte die er trug, doch Naomi konnte nichts erkennen, vielleicht lag es auch an der Entfernung. „Ich bitte Euch, Herr.“, die Frau verbeugte sich erneut und jammerte vor sich hin. Der eitle, alte Mann lachte laut auf und deutete mit dem Finger auf die Frau während er seine Gefährten ansah: „Seht euch das an! Wie ein Hühnchen das geschlachtet werden soll!“ Naomi erhob sich vollends und trat an den sitzenden Gefangenen vorbei, erneut vor zu den Bambusgittern um zu sehen um was es eigentlich ging. Nun erst sah sie, dass die Kutte des Mannes mit einer zähen Flüssigkeit beschmiert wurde und nun furchtbar ekelig aussah. Mit einem Blick über die Schulter wollte sie die Reaktionen der anderen auffangen. Die beiden Kinder sowie deren Vater hockten nur in der Ecke und kümmerten sich um ihr eigenes Leid. Die beiden Edel-männer hingegen hatten sich ebenfalls erhoben um genaueres zu sehen. Die anderen Menschen je-doch hockten auf ihrem Platz und blickten ins Leere. Plötzlich traf Naomi auf einen Blick. Ein junger Mann, sicher sechs oder sieben Jahre älter als sie (sie ist 15), sah in ihre Richtung. Er fiel besonders auf! Seine Augen schimmerten silbern, so wie es Naomis Haare in der Sonne taten und die Haare des jungen Mannes waren so weiß wie Schnee, ein Albino unter den Menschen. Die Frau schrie plötzlich auf. Naomi wandte, wenn es ihr auch schwer fiel, den Blick von dem jungen Mann ab und sah zu der Frau zurück. Die lag sich krümmend vor Schmerzen am Boden. Sie weinte und jammerte vor sich hin und sprach Gebete in einer fremden Sprache. Naomi konnte einfach nicht zuse-hen, sie musste immer wieder daran denken, dass die Frau, die dort hockte, ihre Mutter sein könnte und dann hätte Naomi alles getan um ihr zu helfen. Vorsichtig streckte Naomi ihren Arm durch die Bambusstäbe hindurch. Fast zwei Meter von dem Käfig entfernt lag eine Armbrust zusammen mit einigen kleinen, spitzen Dolchen. Sie musste sich niederknien um sich weiter nach draußen zu strecken, doch dies reichte Gewiss noch lange nicht aus. Sie stand seufzend wieder auf, blickte die Armbrust noch einmal an und warf dann einen Blick auf die gekrümmte Frau. Sie versuchte es erneut. Doch egal wie sehr sich Naomi anstrengte, sie kam einfach nicht an die Waffe heran. Ein verzottelter Hund kam auf den Käfig zugetapst. Er hechelte erfreut und wedelte mit seinem buschi-gen Schwanz. Kurz vor der Armbrust hielt der Hund an, er starrte Naomi weiterhin mit seinen durchdrin-genden Augen an. Er schüttelte sein Fell, nieste immer wieder und packte schließlich die Armbrust, mit einem freudigen Ausdruck in den Augen legte er die Armbrust direkt vor dem Käfig ab und starrte Nao-mi an. Diese streckte die Hand durch die Bambusstäbe und streichelte den Hund mit den Worten: „Das hast du gut gemacht.“ Der Hund wedelte erneut mit dem Schwänzchen und rannte davon, als würde er ahnen was es für Är-ger geben würde. Naomi ergriff die Armbrust sofort zusammen mit den Dolchen. Sie stand auf, spannte einen Dolch ein und legte an. Einer der Edelmänner trat an Naomis Seite: „Das ist keine gute Idee.“ Naomi warf dem Edelmann einen kurzen Blick zu und flüsterte fast schon panisch: „Ich weiß.“ Dann schoss sie den Dolch ab. Der Aufschrei des Mannes ließ sie wissen, dass sie getroffen hatte. Sofort brach ein Tumult unter den Sklaventreibern aus. Naomi blickte in die Richtung des Mannes der die Frau die ganze Zeit gepeinigt hatte. Dieser zog den Dolch aus seinem Oberarm heraus und blickte sofort zu dem Käfig von wo aus der Pfeil kam. Mit schnellen Schritten entfernte er sich von der Frau und trat auf den Käfig zu. Die Gefangenen, die schon seit längerem hier gewesen sein musste, schreckten auf und traten soweit zurück wie es nur möglich war. Naomi blieb stehen wo sie war, sie warf auch nicht die Armbrust zu Boden, im Gegenteil, sie hob sie in die Höhe, spannte einen weiteren Dolch ein und visierte an. Der wütende Mann schlug mit der flachen Hand gegen die Bambusstäbe. Abrupt schrieen einige Gefangenen auf und gingen in Deckung. Naomi hielt dem Blick des alten Man-nes stand, dieser sagte plötzlich: „Noch so jung und schon den Wunsch zu Sterben? Ich bewundere dich Kind.“ Naomi lächelte und gab dem Mann Antwort: „Glaubt Ihr wirklich ich würde hier, in Gefangen-schaft, leben und dahin vegetieren? Lieber sterbe ich.“ „Dem Wunsch kann ich gern nachkommen.“, der alte Mann hob nur die Hand und schon lief einer seiner Männer herbei. Der Alte lachte: „Sie wird sicher liebend gern erfrieren wollen. Nehmt ihr den Mantel ab und platziert sie vor dem Käfig.“ Die Männer gehorchten sofort, einer schloss den Käfig auf und ein weiterer schlich vorsichtig auf Naomi zu, diese warf unachtsam die Armbrust zur Seite und zog den weißen Pelzmantel aus. Diesen warf sie ebenfalls zu Boden und freiwillig, ohne Widerstand zu leisten, trat sie aus dem Käfig heraus. Der alte Mann lachte kurz und streichelte Naomi durch das Haar als sie an ihm vorüberging, er sagte: „Wundervoll. Dieses Temperament! Schade nur dass du dich so stur stellst. Vielleicht bringt die Kälte dich zur Vernunft bevor du stirbst.“ Der alte Mann entfernte sich mit seinen Männern, er ließ einen einzelnen zurück um sie zu bewachen. Naomi hockte sich in den Schnee und starrte in die tiefe Nacht hinein. Der Mann der zu ihrer Bewachung da war, schlief schon nach wenigen Stunden ein und sonst war nie-mand in der Nähe der sie beobachtete. Ihre Knie waren hart wie Eis und ihre Fingerspitzen waren be-reits dunkelblau angelaufen. Vorsichtig erhob sie sich und schlich zu dem schlafenden Wachmann. Sie suchte leise nach dem Schlüssel, doch sie konnte nichts finden. Ein Schnaufen weckte ihre Aufmerk-samkeit. Der zottelige Hund saß hinter ihr mit dem Schlüssel im Maul der für den Käfig da war. Naomi streichelte erneut den Hund: „Brav!“ Mit dem Schlüssel in der Hand schlich sie auf den Käfig zu. Der Edelmann, der vorhin an ihrer Seite stand, stand erneut am Gitter und wartete auf sie. Plötzlich weiteten sich seine Augen und er schrie: „Vorsicht.“ Doch es kam zu spät. Naomi verspürte erneut einen harten Schlag. Doch dieses Mal verlor sie nicht das Bewusstsein. Sie sprang noch rechtzeitig zur Seite bevor noch schlimmeres geschehen konnte und drehte sich herum. Ein etwas älter wirkender Mann, mit grauen Haaren und nur noch einem Auge trat auf sie zu. Er bleckte sich seine verfaulten Zähne und rieb sich die Hände: „Mein Herr hat mir erlaubt mit dir zu spielen!“ „Oh, das tut mir aber Leid, aber ich bin aus dem Alter raus.“, Naomi trat entschlossen auf den alten Mann zu, tauchte unter den Armen des Mannes weg und stieß ihn von hinten mit dem Bein in den Rücken. Doch dann geschah etwas, das Naomi nicht kommen gesehen hatte. Der alte Mann bewegte sich zu ihrer Überraschung sehr schnell und tauchte hinter ihrem Rücken wieder auf. Er legte Naomi einen Arm um den Hals und drückte so fest zu wie er nur konnte. Naomi spürte, dass sie keine Chance gegen die Kraft und die Ausdauer dieses Mannes ausrichten konnte. Mit beiden Händen krallte sie sich in den Arm des Angreifers und versuchte den Griff zu lockern. Doch je mehr sie sich wehrte, desto mehr drückte der Mann zu, er hatte Spaß an ihrem Leid. Naomi schnappte bereits nach Luft. Ihr wurde schwindelig und schlecht, sie sah ihre Umgebung nur noch ver-schwommen und Schemenhaft. Sie drückte sich mit den Beinen so doll sie konnte vom verschneiten Boden ab. Der Angreifer verlor das Gleichgewicht und stürzte nach hinten gegen den Käfig. Eigentlich hatte Naomi gehofft, dass der Alte sich verletzte und sie losließ. Doch dem war nicht so, dafür war Naomi einfach zu schwach. Doch plötzlich lockerte sich der Griff und statt Naomi keuchte nun ihr Angreifer. Sie entwandt sich dem Griff und drehte sich sofort wieder um. Der junge Mann mit dem wunderschönen weißen Haaren hielt den Mann mit einem Arm um den Hals fest und drückte immer fester zu. Plötzlich war ein unangenehmes Knacken zu hören und der Mann sackte in sich zusammen. „Öffne die Tür.“, ermahnte der weißhaarige Mann die junge Naomi sofort. Diese steuerte die Tür an, steckte den Schlüssel hinein und drehte ihn herum. Sofort schnellte die Tür auf und der weißhaarige Mann trat an den anderen vorbei: „Ihr müsst leise sein. Sie dürfen uns nicht hören.“ Damit trat dieser an Naomi vorbei. Ihm folgten die anderen ebenfalls und erst als der Käfig leer war, setzte sich die kleine Gruppe in Bewegung Richtung Wald. Naomi konnte sich kaum auf den Beinen halten. Jedes Glied ihres Körpers zitterte wie Espenlaub in der klirrenden Kälte des Winterwaldes. Ihre Kopfverletzung schmerzte noch immer und der Schlag des Mannes und die Druckstelle am Hals machten ihren Weg nicht leichter. Sie fiel immer mehr von der Gruppe zurück. Schon nach wenigen Sekunden hörte sie nicht einmal mehr das Knirschen des Schnees, welcher unter den Füßen der Gefangenen widerhallte. Schließlich blieb sie stehen, es dauerte nicht sehr lange, da ließ sie sich erschöpft auf die Knie fallen. Ihr Atem ging schnell, ihr Herz raste und die Müdigkeit stieg mehr und mehr an und die Bewusstlosigkeit hatte sie fast erreicht. Ein Knacken riss sie wieder in die Realität zurück. Sie sah sich sofort um. An einem Baum nicht weit von ihr entfernt stand Aneela anmutig da. Er betrachtete sie von oben herab und schnaufte seinen hei-ßen Atem in die Kälte. Auf dem Rücken des Pferdes saß ein junger Mann, er hatte schneeweißes Haar und wirkte wie ein König einer vergessenen Welt. Voller Anstrengung erhob sich Naomi und trat wankend auf der Pferd zu. Ohne den Reiter zu beachten streichelte sie das Tier am Hals entlang und stützte ihren Kopf gegen den des Hengstes. Leise, kaum verständlich flüsterte sie: „Aneela, mein Freund.“ Grob ergriff der Reiter ihren Arm und zog sie an die Seite des Pferdes. Naomi versuchte sich zu wehren, doch da hätte auch eine Mücke einen Elefanten schupsen können. Mit einem kraftvollen Ruck hievte der Reiter Naomi in den Sattel vor sich. Mit einer Hand umklammerte er ihren Unterkörper und mit der anderen hielt er Aneelas Zügel. Nun verlor Naomi erneut das Bewusst-sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)