Arash - Herr der Gezeiten von abgemeldet (Der ewige Winter) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3: Eiskalte Gefühle -------------------------------------- Das Knistern des Feuers ließ Naomi langsam wieder aufwachen. Sie lag zugedeckt mit einer Decke am Boden einer Höhle. Langsam setzte Naomi sich auf. Das Feuer war fast niedergebrannt und erhellte die Höhle nur so viel um etwas sehen zu können. Die Wärme ging von der Wolldecke aus, die Naomi von zu Hause mitgenommen hatte. Sie stand auf und hängte sich die Decke um die Schultern, so trat sie langsam und so leise wie möglich zum Ausgang der Höhle. Dort blickte sie hinaus. Es war bereits wieder Tag geworden, die Sonne glitzerte durch die schneebe-deckten Bäume. Hunger plagte das junge Mädchen, ohne auch nur auf ihren „Begleiter“ zu warten, verließ sie die Höhle und entfernte sich ein Stück von der Höhle. Zu ihrem Glück standen um sie herum jede Menge Schneebeerensträucher an die Naomi sich nähren konnte. Sie hockte sich vor die Sträucher und pflückte einige Beeren. Sofort aß sie die gepflückten. Während sie kaute blickte Naomi sich um. Der Wald war wie leer gefegt, wenn man sonst die Eichhörnchen spie-len sah und die Vögel schnattern hörte, war hier, wo sie jetzt war, nichts zu sehen. Es schien als ob sie an einem Ort der Einsamkeit gelandet war. Vielleicht war auch etwas Gefährliches an diesem Ort, wes-halb die Tiere sich hier keine Heimat bauten. Naomi stand mit einer Hand voll Beeren auf und schlenderte durch den Wald. Sie wusste weder wo dieser Wald hinführte noch ob er überhaupt ein Ende hatte. Mit einem mulmigen Gefühl in der Ma-gengegend setzte Naomi den Weg fort. Sie versank, je tiefer sie in den Wald ging, bis zur Hüfte in den Schnee. Es war nun schwerer den je einen Schritt vor den anderen zu setzen. Plötzlich hielt Naomi inne. Vielleicht hatte sie ja nur geträumt! Vor ihr bewegte sich eine Welle aus Schnee rasch durch den Wald. Ein Schritt weiter und das Etwas im Schnee hätte sie fressen können. Plötzlich bewegte sich die Welle, die Naomi nun bemerkt hatte, auf sie zu. Das Ding wurde immer schneller und erreichte Naomi in Windeseile. Diese sprang rechtzeitig zur Seite und versank vollends im Schnee. Sie hörte den Schnee rauschen, er kam erneut auf sie zu und verfehlte sie dieses Mal nicht. Kurz vor Naomi blieb das kleine Etwas stehen. Es sah aus wie eine Eidechse mit silbernen Flügeln und weißen Schuppen, es schien als ob es Funken sprühte. Naomi zuckte zusammen als sie das kleine geflügelte Tier sah. Die Eidechse ließ ein Geräusch von sich, das einem Kichern glich. Naomi lächelte und streckte vorsichtig die Hand nach dem kleinen Tier aus. Dieses flatterte wild mit den kleinen Flügeln und schlug hin und wieder einen Purzelbaum in der Luft. Irgendwie musste Naomi sich ein lautes Lachen verkneifen, denn das kleine Tier wollte sie mit Sicher-heit zum Lachen bringen. Mit einem tiefen Seufzen nahm Naomi nun entspannt in dem tiefen Schnee Platz. Wer nun an ihr Vorüberreiten würde, würde sie sicher nicht im Schnee entdecken können. Die kleine Eidechse blickte Naomi traurig an und ließ ein kleines Fiepen vernehmen. Das junge Mädchen interpretierte dieses Fiepen als eine Art Frage: Was ist los? „Ich glaube mein Vater würde mich jetzt auslachen. Er hatte Recht, ich bin dieser Welt nicht gewachsen. Ich hätte zu Hause bleiben sollen und lernen sollen wie man richtig kocht, Kleider wäscht und das Haus sauber hält.“ „Diese Einstellung verstehe ich nicht? Du hast dich doch gut geschlagen! Was willst du mehr?“, fragte eine fremde Stimme und Naomi antwortete geistesabwesend: „Ich hatte mir mehr erhofft, ein großes Abenteuer, etwas das ich tun kann, etwas zu verändern. Ein neues Leben als das was ich bisher hatte.“ „Dann musst du etwas dafür tun, wenn du ein neues Leben willst.“ Naomi wandte sich um. Hinter ihr stand Aneela mit dem Gutaussehenden Reiter auf dem Rücken. Sie lächelte verlegen und wandte der kleinen Eidechse den Kopf zu: „Erkläre mich für verrückt, aber irgendwie dachte ich, du würdest….“ Naomi winkte mit der Hand ab und erhob sich aus dem kalten Schnee und drehte sich erneut zu dem Reiter herum. „Du hast mir mein Pferd zurückgebracht! Dafür bin ich dir zu Dank verpflichtet.“, erwiderte der junge Mann und durchbohrte sie mit seinen silbernen Augen. Naomi lächelte und streichelte Aneela zärtlich: „Dann bist du der Herr der Gezeiten!“ Der junge Mann zog eine Augenbraue hoch und kratzte sich am Kopf, dann nickte er: „So ist es. Aber woher weißt du das?“ „In meinem Heimatdorf tauchten vor kurzem Ritter aus Eiscolt auf und als sie Aneela sahen, sagte einer von ihnen, es sei das Pferd des Herrn der Gezeiten.“ „So, so. Einfach mein Pferd umbenennen.“, sagte der Herr der Gezeiten leicht gereizt und reichte Naomi die Hand. Etwas irritiert ergriff sie diese und ließ sich mit einer leichten Handbewegung in den Sattel ziehen. Nun saß sie erneut vor dem Herrn der Ge-zeiten. Aneela setzte sich in Bewegung ohne dass der junge Mann etwas zu sagen brauchte und schon nach wenigen Sekunden versank das Pferd nur noch mit den Hufen im kalten weißen Schnee. Es war sehr schwer für Naomi, denn eigentlich war sie nicht der Typ, der einfach so den Mund hielt, sie redete für ihr Leben gern, doch in der Gegenwart von dem Herrn der Gezeiten fühlte sie sich nicht wohl. Naomi seufzte leise und ohne es selbst zu bemerken. Mit einer forschen Stimme meldete sich der junge Mann hinter Naomi: „Mein Name ist Arash.“ Naomi wandte den Kopf über die Schulter um den jungen Mann direkt anzusehen, doch dieser starrte einfach an ihr vorbei, nach vorn in den Wald der kein Ende nahm. Auch Naomi wandte den Blick wieder nach vorn und flüsterte leise: „Mein Name ist Naomi. Ich komme aus dem Dorf Octron, dem Dorf der Jahreszeiten.“ Es herrschte nur kurzes Schweigen, denn Arash sagte plötzlich: „Dem Dorf der Jahreszeiten? Davon habe ich schon einiges gehört, dort soll es Mal den Rat der Ältesten gegeben haben. Dieser konnte das Wetter voraussagen, wann Regen fiel, wann die Sonne schien, wie der April aussehen würde, ob es eine Dürre gibt oder eine Flut, sie wussten einfach alles.“ „Meine Ur-Ur-Großmutter soll auch zu diesem Rat gehört haben, so sagte es jedenfalls mein Vater.“, dachte Naomi laut nach und Arash seufzte: „Ja, das kann schon sein. Wenn du in diesem Dorf aufge-wachsen bist und von einem Seher abstammst, kann es ja sein, dass du ebenfalls diese Fähigkeit be-sitzt.“ „Und?“, fragte Naomi nach und blickte erneut über die Schulter. Arash erwiderte ihren Blick und nickte: „Dann kannst du vielleicht diesen schrecklich langen Winter beenden.“ Naomi lachte sarkastisch auf: „Na klar, wieso auch nicht? Ich sollte dir erzählen, dass die Kinder nach ihrer Geburt in den Kreis der Seher aufgenommen werden, wenn sie etwas Besonderes sind, mich hat man nicht aufgenommen. Mich hat man verschmäht. Also, wenn du wirklich eine Seherin brauchst, solltest du in meinem Dorf nach jemanden suchen, der auch dafür ausgebildet wurde.“ „Nur weil du nicht ausgebildet wurdest, heißt es nicht, dass du kein Potential hast.“, erwiderte Arash weise und legte seine Hand um Naomis Bauch, da Aneela seine Schritte beschleunigte. Naomi war diese Berührung sehr unangenehm, sie fühlte sich einfach nicht wohl! An was lag das nur? Der junge Mann hinter Naomi schien ihre Gedanken lesen zu können oder er spürte ihre Unwohlheit. Er nahm seine Hand zurück und umklammerte stattdessen den Zügel. Stille kehrte wieder ein und nur das Knirschen des Schnees war zu hören. Naomi mochte eigentlich die Stille nicht besonders, das zeigte einem, dass man allein war und dies war Naomi eigentlich nur ungern. Doch jetzt hoffte sie, dass Arash den Mund hielt und sie wirklich in Ruhe ließ. Aneela blieb wie angewurzelt stehen. Naomi wurde aus ihren Gedanken gerissen und sah sich erschro-cken um. Ihr Blick fiel nach vorn auf eine Straße. In der Ferne, sicher per Pferd eine Stunde entfernt, sah man eine kleine vom Schnee eingehüllte Stadt. Arash stieg aus dem Sattel, trat an Aneela vorbei und begutachtete den Schnee nachdenklich, dann sah er die Stadt in der Ferne an und machte ein seufzendes Geräusch. Naomi kletterte nun ebenfalls aus dem Sattel, jedoch nicht so elegant wie Arash, sie rutschte am Tret-bügel ab und stürzte lautstark in den Schnee. Aneela zuckte kurz zusammen und trat nervös zur Seite, dann warf er einen Blick auf seine kleine Begleiterin. Er wieherte ermahnend und scharrte drohend mit der Hufe im Schnee. Naomi erhob sich langsam wieder und klopfte die nassen Kleider von dem hängen gebliebenen Schnee ab. Sie streichelte Aneela kurz und sagte zu ihm: „Sei nicht immer so streng. Es können nicht alle so sein wie dein Herr.“ Aneela wieherte zustimmend und wippte mit dem Kopf. Arash, der sich von Naomis Sturz nicht unbedingt gerührt fühlte, trat an Aneelas Seite und nahm an der Seite aus der Satteltasche einen kleinen Beutel und einen Umhang heraus. Er nahm auch die kleine Ledertasche ab und warf sie über den Rücken seines Hengstes zu Naomi. Er zog sich rasch den schwarzen Umhang über und warf die zu große Kapuze übers Gesicht. Dann streichelte er sein Pferd und erzählte ihm: „Halte immer Abstand. Sei auf der Hut und lass dich von niemandem sehen.“ Vorsichtig trat er an Aneela vorbei und betrat leicht nervös die Straße. Aneela setzte sich in Bewegung und verschwand langsam zwischen den Bäumen des weißen Waldes. Naomi starrte dem Hengst nach, dann warf sie Arash einen fragenden Blick zu. Dieser erwiderte nur: „Das Pferd des Herrn der Gezeiten erkennt man überall. Außerdem sind hier vor kurzem Reiter entlangge-kommen. Sicher sind sie noch in der Stadt.“ Er sah Naomi nicht weiter an, sondern begann seinen Weg über die Straße der Stadt zu gehen. Naomi dachte nur wenige Sekunden nach, dann folgte sie dem jungen Mann der ohne Furcht seinen Weg des Schicksals betrat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)