Arash - Herr der Gezeiten von abgemeldet (Der ewige Winter) ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6: Chris, der junge Prinz -------------------------------------------- „Du brauchst mich nicht schon wieder daran zu erinnern!“, sagte eine grobe Stimme leise. Eine weitere Stimme versuchte die erste zu beruhigen: „Aber mein Herr, mein Freund, ich will mir nicht anmaßen Euch Vorschriften zu machen oder Euch gar in Euer Handwerk zu reden, doch denkt daran was Euer Vater Euch sagte!“ Die erste Stimme lachte: „Ha, mein Vater, dieser Narr. Ein Pakt mit Eiscolt zu schließen, wie töricht.“ „Klug würde ich sagen. Es sichert das Überleben Eures Volkes, dies solltet Ihr nicht vergessen.“ „Dafür aber einen Krieg unterstützen? Einen Krieg gegen Feuersturm und Blattregen? Wir werden dafür bezahlen müssen, dass wir Partei ergriffen haben, daran dachte mein werter Vater aber nicht.“, erwider-te die erste Stimme gereizt und der andere seufzte: „Vielleicht, doch was zählt ist, dass es im Moment Eurem Volk an nichts mangelt.“ „Außer an Wärme und Lebensmitteln, dem wichtigsten Bestandmaterial überhaupt!“, mahnte die erste Stimme. Naomi schlug langsam die Augen auf. Sie lag in einem Zelt aus Tierhäuten neben einem kleinen Lager-feuer, zugedeckt mit einem Tierfell. Neben dem Feuer, fast schon im Schatten dessen, saßen die zwei jungen Männer die miteinander stritten. „Ich werde nicht zulassen, dass mein Vater sich diesem Eiscoltpack unterwirft, lieber würde ich ster-ben.“, entgegnete die erste Stimme bitter und der andere Mann lachte: „Ihr wisst, dass Euer Vater auch dies in Kauf nehmen würde.“ „Wenn ich ihm egal bin, interessiert ihn auch das Volk nicht.“, seufzte der junge Mann und blickte in Naomis Richtung: „Ihr seit wach?“ Naomi richtete sich schlagartig auf und seufzte: „Ja.“ Der junge Mann kroch auf allen Vieren zu ihr her-über und lächelte: „Ihr hattet Glück. Wir fanden Euch beim Holz suchen am Ufer des Flusses. Wie kamt Ihr dorthin?“ Naomi musste sich erst einmal fangen bis sie schließlich antwortete: „Weiter oben des Flusses existiert eine Brücke, dort stürzte ich hinein.“ „Dann ist es ein Wunder das Ihr noch lebt.“, sagte die zweite Stimme und der junge Mann an Naomis Seite nickte: „Mein Name ist Chris und dies ist mein Gefährte und Freund Rapanui.“ „Ihr seit ein Prinz!“, stellte Naomi fest und griff sich an die Stirn. Chris blickte sie überrascht an: „Woher wisst Ihr das?“ Na-omi lachte auf und nickte: „Euer Freund spricht so gehoben mit Euch und selbst ein bester Freund wür-de seinen Prinzen niemals duzen.“ „Gut beobachtet!“, erwiderte Rapanui und Chris lächelte: „Wirklich, da stimme ich meinem Freund zu. Wer seit Ihr?“ „Mein Name ist Naomi, ich komme aus Octron, dem Dorf der Jahreszeiten.“ „So weit seid Ihr gereist?“, stellte Rapanui verblüfft fest und Chris fragte neugierig: „Was macht Ihr hier, so weit von zu Hause entfernt?“ „Auf der Brücke war ich noch mit zwei Freunden zusammen, ich reise mit ihnen!“, erwähnte Naomi. „Eine Reise? Wo soll es hingehen?“, fragte Chris nach und Naomi hob die Schultern: „Ehrlich gesagt weiß ich es selbst nicht so genau. Es geht darum den Frühling zurück zu holen!“ „Also eine sehr wichti-ge Reise. Ihr wollt sicher schnell zu Euren Freunden zurück!“ „Nur wie?“, fragte Naomi enttäuscht nach und Chris lächelte: „Ihr erhaltet ein Pferd, Proviant und was Ihr sonst noch braucht, dann werdet Ihr sicher bald bei Euren Freunden sein.“ „So meint sie es sicher nicht!“, erwiderte Rapanui und sah Chris leicht erbost an, dann fuhr er fort: „Sie weiß nicht ob Ihre Reisegefährten weiter gezogen sind. Wenn dem so wäre, würde sie sie niemals wie-der finden.“ … Naomi schlief nachdem die beiden Männer sie verlassen hatten weiter. Immer wieder vernahm Naomi Stimmen die am Zelt vorbeizogen und auch das Wiehern von Pferden war nicht zu überhören. Als je-mand in das Zelt hereinkam, blies sofort eine kalte Brise durch das Zelt aus Tierhäuten. Als Naomi das Fell bis zum Hals zog und dann die Augen öffnete, erblickte sie den jungen Prinzen Chris, der sich an das kleine Lagerfeuer setzte. Er seufzte schwer und blickte Naomi lächelnd an. Er nickte und deutete auf das Zelt: „Hast du dich schon entschlossen was du machen willst?“ Naomi seufzte ebenfalls und setzte sich aufrecht hin: „Ich bin doch eigentlich nur im Weg wenn ich ehrlich bin. Mein Traum war es unabhängig zu sein, ein Abenteuer zu erleben. Doch wenn ich darüber nachdenke, war ich in der Zeit die ich jetzt unterwegs war nicht unabhängig. Mein Schicksal lag in den Händen meiner Begleiter, ich folgte ihnen wohin sie auch immer gegangen sind.“ „Ich weiß was du meinst. Es mag sich vielleicht albern anhören, aber ich wünschte ich wäre nie als Prinz auf diese Welt gekommen. Ein einfacher Bürger, der Freiheiten hat wie ich es mir nur in meinen Träumen vorstellen kann. Deshalb ist es vielleicht auch der Grund, weshalb ich mich gegen meinen Vater und seinen Entscheidungen auflehne.“, erwiderte Chris nachdenklich und Naomi seufzte: „Ihr seit Prinz aus Blütentraum. Ihr tragt viel Verantwortung, das verstehe ich sehr wohl. Vielleicht ist es das was ich will, mehr Verantwortung, etwas bewirken im Leben.“ Chris nickte: „Wir sind gar nicht so verschieden. Ich möchte die Freiheit von Entscheidungen treffen und du willst dazu verpflichtet werden. Seltsam!“ „So meinte ich das nicht. Ich will keine Völker unterwerfen, ich möchte etwas bewirken, diesen Winter beenden wäre zum Beispiel etwas was ich gern machen würde.“, träumte Naomi mit freudiger Stimme. „Dies ist aber auch widersprüchlich. Wenn du wirklich diesen Winter beenden willst und deine Freunde dir diese Möglichkeit bieten dabei zu sein, dann nutze sie, irgendwann kannst du zeigen, dass auch du wichtig bist. Früher oder später werden deine Freunde auch dich brauchen auf dieser Reise.“ Chris lächelte Naomi an, ergriff ihre Hand und seufzte: „Wenn du aufbrichst Naomi, versprich mir zurückzu-kommen wenn du es geschafft hast. Suche nach mir, ich bin sicher du wirst mich finden. Wir beide wer-den diese Welt verändern, wir zusammen werden etwas bewirken. Ich gehe meinen Weg, doch dazu brauche ich Hilfe.“ „Ihr wollt ein neues Leben beginnen?“, fragte Naomi nach und Chris lächelte: „Dazu muss sich die Welt verändern, der Winter muss enden. Ich habe viel nachgedacht darüber, wenn der Winter vorbei ist, werden neue Probleme auftreten. Das Erdreich ist ausgekühlt und wird nicht so schnell etwas zu wach-sen bringen, wir beide zusammen werden die Menschen unterstützen und versuchen Frieden zwischen den vier Ländern zu schaffen.“ „Da habt Ihr Euch aber viel vorgenommen.“, erwiderte Naomi lächelnd und Chris sprach ernst weiter: „Ich weiß das wir beide zusammen es schaffen können.“ „Ich werde zurückkommen wenn ich meine Freunde gefunden habe und der Winter beendet wurde.“, versprach Naomi lächelnd und Chris seufzte: „Ist es nicht eigenartig? Ich kenne dich kaum und trotzdem weiß ich, dass du es bist mit der ich die Welt verändern kann!“ Naomi kam nicht zur Antwort, Rapanui stürmte schwer atmend in das Zelt herein: „Chris, mein Herr, die Blattregenbrücke wurde von Eiscolt überrannt.“ Chris blickte seinen Freund ungläubig an und ent-schloss sich sofort: „Sammle die Truppen, räume das Lager, wir brechen auf, wir nehmen die Verfol-gung auf.“ Rapanui nickte sofort, verbeugte sich leicht und verließ gehetzt das Zelt, draußen war seine Stimme zu hören: „Räumt das Lager zusammen.“ Chris seufzte: „So schnell schon trennen sich unsere Wege wieder. Nur wenige Stunden hatten wir miteinander und doch weiß ich, dass du dein Versprechen einhalten wirst. Ich freue mich schon auf unser nächstes Wiedersehen. Ich lass dir saubere Kleidung bringen und sattle ein Pferd.“ Chris lächelte noch einmal kurz und verließ dann ebenfalls gehetzt das Zelt. Naomi seufzte, zog das Fell über die Schultern und wartete auf die neuen Sachen. Sie bekam eine einfache weiße Stoffhose mit einem passenden weißen Oberteil, auf jeden dieser Teile war das Wappen von Blütentraum zu sehen, ein blühender Kirschbaum. Selbst der weiße Fellmantel hatte auf der rechten Brustseite einen kleinen blühenden Kirschbaum, sie zog sich auch diesen über und kroch zum Ausgang des Zeltes. Als sie dieses verließ musste sie überraschend feststellen, dass das Lager bereits abgebaut war. Der Befehl dazu war nicht einmal vor fünfzehn Minuten gegeben wor-den und trotzdem war alles zusammengepackt, man sah nicht einmal mehr wo sich die Feuerstelle befunden hatte. „Wir brechen auf.“, rief Chris den Soldaten zu die bereits in ihren Satteln saßen und bereit zur Schlacht waren. Der junge Prinz kam ohne Umschweife zu Naomi zurück und lächelte: „Du hast deine Freunde bei der Brücke verloren! Da kannst du uns noch ein Stück begleiten!“ Chris blickte sich suchend um, er hielt nach einem freien Pferd Ausschau, doch Naomi entdeckte ihre Reitgelegenheit selbst. Aneela stand am Rand des zusammengepackten Lagers und blickte sie wiehernd an. Das Tier kam sofort auf das junge Mädchen zu und schmiegte den Kopf an deren Schulter. Naomi seufzte: „Ich glau-be nicht dass ich Euch weiterhin begleiten kann. Dieses Pferd wird mich an mein Ziel bringen ohne das ich weiß wo dieses Ziel sein wird.“ Chris nickte: „So soll es sein. Vergiss dein Versprechen jedoch nicht.“ Naomi nickte entschlossen und hievte sich in den Sattel. Chris reichte ihr ein silbernes Schwert hinter-her. Das junge Mädchen betrachtete das Schwert nachdenklich und Chris nickte: „Das will ich wieder haben.“ Dann verschwand auch er zwischen den anderen Pferden, sattelte auf und ritt zusammen mit Rapanui langsam los. Naomi lächelte das Schwert an und bindet es so fest es nur ging an ihre Hüfte fest, dann streichelte sie Aneela und flüsterte: „Du kennst mein Ziel, ich muss zurück. Bring mich zu Arash.“ Der schwarze Hengst stieg kurz auf, warf den Kopf in den Nacken und wieherte verstehend. Dann hechtete es voran, überholte sogar die ersten Reiter und huschte elegant an Chris und Rapanui vorbei. Anstatt auf der Straße zu bleiben, sprang der junge Hengst zwischen die Bäume des Waldes und be-wegte sich wie der Wind zwischen ihnen hindurch. Es schien als ob Naomi fliegen würde, mit Aneelas Schnelligkeit konnte nichts mithalten. Naomi warf noch einmal einen Blick über die Schulter. Die Armee aus Blütentraum war längst nicht mehr zu sehen. Sie dachte daran, was wohl nach dem Winter kommen würde. Chris hatte Recht, der lange Winter hinterlässt Spuren und er wollte zusammen mit ihr diese Spuren beseitigen. Naomi lächel-te kurz, dann streichelte sie freundlich Aneela. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)