Tales of Phantasia Ways von Saoto (-vorerst abgebrochen- >.<) ================================================================================ Kapitel 5: 5. ~*Aseria*~ ------------------------ 5. ~*Aseria*~ „Das war ja mal wieder typisch!“ Murrend sah Arche zu Boden und kickte im Laufen ihren Besen vor sich her. „Sei lieber vorsichtig, sonst geht der Besen noch kaputt!“, meinte Mint besorgt, „Was ist denn überhaupt los?“ „Ach… nur dass es mich furchtbar aufregt, dass ihr nicht einmal mit der Wimper gezuckt habt, sonder sofort aufgesprungen seid, nachdem Klarth gesagt hat…“ Verächtlich sah Arche auf den Rücken des Mannes und verstellte ihre Stimme: „`Wir müssen sofort zu Yggdrassil! Ich muss mehr über dieses Elementarwesen erfahren!´ Pah, und schon sind alle abmarschbereit. Als ich…“ „Was denn? Als du uns im Tal der Einsamkeit gedrängt hast, sind wir doch auch sofort los!“, sprach Chester die vernichtenden Worte, die Arche für den Rest des Marsches schweigen ließen. Die seltsame Gruppe, bestehend aus Cless, Chester, Mint, Arche und Klarth, war auf dem Weg durch den Wald, sie gingen hin zu Yggdrassil. Denn dort oben, auf der Spitze der Weltenesche, sollte sich laut dem uralten Buch das Elementarwesen Aseria aufhalten. In einem zügigen Tempo liefen die fünf durch den Wald. Hier und da drangen ein paar helle Mittags-Sonnenstrahlen durch das Dickicht, und spiegelten sich im wunderschönen Waldsee. Die Fische sprangen aus dem Wasser, als wollten sie die Gruppe begrüßen, den Menschen und der Halbelfe sagen, dass nichts passieren würde, auch wenn sie abermals ihr Dorf zurücklassen und in den Wald gehen würden. Glücklich sahen sich die Tiere nach ihnen um, die Vögel zwitscherten fröhlich – lediglich die Wildschweine, die bereits schlechte Erfahrungen mit Cless und Chester gemacht hatten, nahmen schnell Reißaus. Der Weg wurde breiter, und umso mehr schimmernde Steine, Gras und Blumen machten sich über den Weg breit. Man merkte deutlich, dass man etwas Wichtigem näher kam. Und nun konnte man auch den riesigen Stamm des größten Baumes erkennen. Yggdrassil. Die Weltesche stand in vollem Grün, die Vögel saßen zwitschernd und singend in seinen bergenden Ästen. Blumen, die schöner waren als alle anderen, die man je gesehen hatte, wuchsen um den riesigen Baum herum, und obwohl es bereits Herbst war, und alle anderen Bäume die verschiedensten Farben trugen, schienen Yggdrassils Blätter immer noch in dem selben wunderschönen Grün zu erstrahlen, wie früher. Und dennoch… Als die Gruppe näher kam, sahen sie etwas, was sie erschreckte… Mint rannte auf den Baum zu und fiel vor der Gestalt, die auf den Wurzeln Yggdrassils lag, auf die Knie. Verzweifelt nahm Mint die Hand des Geistes. „Martel! Martel!“, rief sie ängstlich und sprach etliche Heilzauber, um Martel, welche erschöpft dalag, und wieder in diesem seltsamen Lila leuchtete wie damals, als Yggdrassil kurz vor seinem Tod stand, wieder zu Sinnen zu bekommen. „Wer…? Oh, ihr?“ Martel hatte ihre müden Augen zur Hälfte geöffnet und ihren Kopf gehoben, der ihr momentan sichtlich zu schwer war. Mint murmelte weitere, stärkere Gebete, bis Martel schließlich wieder aufrecht sitzen konnte. Dennoch hielt der Baumgeist den Kopf gesenkt. „Ich…“, setzte Martel an und sah die Gruppe der „Helden der Zeit“ traurig an, „…muss euch erneut um Hilfe bitten. Diesmal allerdings geht es nicht nur um die Rettung Yggdrassils, sondern… um die ganze Welt!“ „Dhaos…?“, fragte Mint zittrig und sah zu Martel auf, zu deren Füßen sie immer noch – leicht erschöpft von den vielen Gebeten – kniete. Doch Martel schüttelte den Kopf. „Ihr… Ihr müsst sie retten, sie aufhalten! Sonst sind wir verloren!“ „Sie?“, fragte Cless verwirrt. Martel nickte schwach. „Aseria!“ „A… Aseria?“, stotterte Klarth, sichtlich verwirrt, „Ja, wir waren hier, um mit Aseria zu reden, aber…“ „Davon rate ich euch ab! Aseria ist kurz davor, ihren Plan zu verwirklichen. Ihr Ziel ist egoistisch, ihre Wege zum Ziel grausam. Sie will…“ Martel brach aber ab, als verbiete ihr etwas, weiterzureden. Dennoch bekam Martel wieder den Mund auf. „Sie will unsere Welt zerstören und sie opfern!“ Für einige Minuten herrschte Stille. Die Gesichter der Menschen und der Halbelfe waren von Entsetzen geprägt. Eben erst hatten sie von Aseria erfahren, und jetzt erfuhren sie, dass dieses Elementarwesen – anscheinend eine Frau – vorhatte, die Welt, die es selbst erschaffen hatte, zu opfern. Nur, wofür? „Warum… Warum will Aseria die Welt opfern, die sie selbst mit Mühe erschaffen hat?“, stellte Klarth die Frage, die alle plagte. Martel senkte den Kopf und sah dann zur Seite. Für einige weitere Minuten hörte man nur das Rauschen des Windes, der durch die Blätter der Bäume fuhr. Selbst die Vögel waren verstummt. „Aseria will… das, was sie am meisten liebt wieder auferstehen lassen. Und dafür muss sie jedes Leben auf dieser Welt opfern. Nur für ein einziges Wesen. Nur… ich weiß selbst nicht, was es ist!“, fügte Martel hinzu, als sie Mints traurigen Blick sah. Allerdings machte dies Mint noch trauriger. „Schweig!“ Cless und die anderen fuhren herum, doch da war niemand. Wie verrückt drehten sie sich um Kreis, suchten nach der Quelle dieser Stimme, die aus dem Nichts zu kommen schien. „Martel, du hast zu viel gesagt! Du hast mich verraten!“ „Verraten?“, flüsterte Mint und sah zu Martel auf, die angsterfüllt nach oben sah. Mint folgte ihrem Blick. Was war dort oben? Doch nicht etwa…? „Ist das… Aseria?“, fragte sie geschockt, und Martel nickte. „Martel, du erzählst diesen bösen Menschen und der halben Elfe meine Absichten, die du selbst nicht wissen dürftest! Du hast mich an diese bösen Wesen verraten! Das wirst du büßen, Martel!“ Martel zitterte. Und Mint, welche ihre Hand hielt, um sie zu beruhigen, bekam eine Gänsehaut. Diese Stimme, sie war so… grausam. Sie klang gefährlich, böse, erbarmungslos. So hatte sie sich die Schöpferin sicherlich nicht vorgestellt. So grausam und gefährlich… „AAAAAH!“, schrie Martel plötzlich. Sie leuchtete wieder violett auf und schrie unter Schmerzen. Ihr schienen alle Kräfte entzogen zu werden, denn von ihr sonderten sich kleine blutrote Luftblasen ab, die hoch in Richtung Yggdrassils Baumkrone schwebten. Martel löste sich in Mints schützenden Armen langsam aber sicher auf. Cless und die anderen konnten nichts machen. „Nein, Martel!“, rief Mint und sprach etliche Heilzauber. Mit ganzer Kraft widmete sie sich den Gebeten. Sie konnte nicht zulassen, dass Aseria Martel auslöschte. Mit all ihrer Macht stemmte sie sich gegen die Macht der Schöpferin ihrer Welt… „Du elender Mensch! Du benutzt göttliche Gebete, die du nutzt, um Deinesgleichen zu heilen, damit sie weiterhin ihre Schandtaten ausführen können! Und du stellst dich gegen mich! Du magst zwar Yggdrassil gerettet haben, aber du bist dennoch genauso wie die anderen, verruchter Mensch!“ Ein Lichtstrahl schleuderte Mint von Yggdrassils Wurzeln hinweg. Cless und Arche rannten zu ihr und stützen sie. Erschöpft sah die Heilerin, wie Martel sich völlig auflöste. „Bitte, haltet Aseria auf und rettet sie vor sich selbst! Beschützt diese Welt…“, war das letzte, was sie von dem Baumgeist hörten, danach war Martel verschwunden. Nach 4304 Jahren war Martel endgültig von dieser Welt geschieden. Oder anders ausgedrückt: Martel war tot. „Lasst euch gesagt sein: Auch ihr werdet so enden, wenn ihr euch mir entgegenstellt, Menschen! Das gilt auch für dich, Halbelfe!“ Dann verschwand die Stimme und die ungeheure Energie, die man gespürt, wenn sie gesprochen hatte. „Das… war also Aseria?“, fragte Klarth geschockt. Cless nickte und starrte mit offenem Mund auf die Stelle, wo Martel verschwunden war. Mint in seinen Armen kamen die Tränen. „Nein! Martel! MARTEL!“, schrie sie, doch scheuchte sie damit nur ein paar Vögel auf. Verzweifelt fing Mint an zu Weinen. „Was passiert jetzt? Was wird jetzt ohne Martel aus Yggdrassil?“ „Ich schätze, Aseria hat vor, diese Welt bald zu vernichten, und macht sich überhaupt keine Gedanken mehr darüber, dass Yggdrassil sterben wird…“, schlussfolgerte Klarth und Chester stimmte ihm nickend zu. „Aber… was wird dann aus unserer Magie? Und wieso konnten wir in die Zukunft reisen, wenn die überhaupt nicht mehr sein soll?“, fragte Arche verzweifelt. Klarth zuckte mit den Schultern. „Da kann ich nur vermuten.“, meinte er, „Ich denke mal, weil Aseria als Schöpferin dem Gesetz von Zeit und Raum übergeordnet ist, und daher die Welt jederzeit zerstören kann… Hm…“ Sich dem bewusst, dass er nicht unbedingt einen sinnvollen Satz gesprochen hatte, wendete sich Klarth ab. „Wir sollten schleunigste zurück ins Dorf! Und dann müssen wir rauskriegen, was wir tun können! Vielleicht sollten wir auch herausfinden, wen oder was Aseria zurückholen will, indem sie unsere Welt opfert!“ Die anderen stimmten Klarth besorgt zu. Und in schnellen Schritten – Mint musste allerdings von Cless und Arche gestützt werden – machten sie sich auf den Rückweg, in Richtung Miguel. „Wir müssen einen Weg finden, Aseria aufzuhalten!“, hatte Klarth gesagt, und sie waren sofort aufgebrochen. Tagelang reisten sie umher. So kamen über den Pass, gingen durch Miguel, bis sie am zweiten Tag endlich das Tal der Einsamkeit erreichten, wo sie abends Rast machten. Am nächsten Morgen nervte Arven die Gruppe so lange, bis sie die Halbelfe mitnahmen. Dann ging es weiter bis in eine Stadt, die etwas weiter von der ehemaligen Stadt Hamel lag. „Loki“ war der schlichte und einfache Name dieser nahe am Gebirge liegenden kleinen Stadt, gelegen zwischen dem Tal der Einsamkeit und Venezia. Da keiner aus der Gruppe bisher diese Stadt gesehen hatte – auch nicht Arche und Arven, und das, obwohl sie schon länger als 100 Jahre lebten – beschlossen alle, sich in dieser Stadt umzusehen. Und das war wirklich kein Fehler, wie sich herausstellte. Aber es sollte Folgen haben… „Also… irgendwie…“, setzte Arche genervt an. Chester, der neben der Halbelfe ging, sah sich murrend um. „Hier ist kein Mensch zu sehen! Und auch kein Elf oder Halbelf!“, fügte er schlecht gelaunt an Arches „Also… irgendwie…“ an. Cless nickte. Irgendwas war hier faul. Irgendwas war hier wirklich, wirklich furchtbar faul! Wieso war diese Stadt, an deren Stadttor groß das Wort „Loki“ prangte, so leer? Die Fensterläden waren runtergelassen, die Türen fest verschlossen. Die kleinen Häuser sahen sehr schäbig aus, die Straßen waren überwuchert von Unkraut. So als ob hier schon seit längerem keiner mehr lebte… Plötzlich wirbelte ein Windstoß durch die lange Gasse, durch die die sechs Personen liefen, und irgendwo schlug eine Tür zu. Erschrocken hielt Mint die Luft an. „Was… war das?“, fragte sie ängstlich – schließlich befanden sie sich hier – anscheinend – in einer Geisterstadt! Cless fasste nach dem Griff des Ewigen Schwerts, bereit zu kämpfen. Doch es blieb still, nichts rührte sich. „Vielleicht hat der Wind einfach nur eine Tür zugeworfen?!“, meinte Klarth und zuckte mit den Schultern. Dann ging er geradeaus weiter. Die anderen folgten ihm nach einigen Sekunden. Sie gingen immer weiter – bis sie aus dem Meer von alten Häusern einen großen, hohen Turm hervorragen sahen. Auf seiner Spitze war ein goldenes Zeichen angebracht, das einer Rune ähnelte. Der Turm hatte auch viele lang gezogene Fenster, die mit buntem Glas besetzt waren. Alles in einem sonderte sich dieser Tempel – oder was auch immer es war – völlig von den anderen Häusern in der Stadt ab. Wie seltsam… „Das sollten wir uns mal genauer ansehen!“, sagte Klarth und drehte sich zu seinen Freunden um, „Das ist doch zu seltsam… wir sollten uns diese Kirche einmal von innen ansehen, denke ich.“ Cless sagte nichts, denn er wunderte sich, dass die Tür mit einem Schloss versiegelt war. War sie denn nicht vorhin erst zugeschlagen? Wie kam also das Schloss dahin? War hier jemand gewesen und hatte die Tür verschlossen? „Moment, lasst mich das Schloss übernehmen!“, rief Arven ihnen von hinten zu und zog aus ihrem Gürtel ein Katana. Sie stellte sich vor das Schloss und hob das Schwert hoch in die Luft. Pfeilschnell lies sie es heruntersausen, bis es in den Boden stach. Einige Millimeter daneben fiel das zerbrochene Schloss. Stolz ging Arven zur Seite und verbeugte sich vor Klarth, der klatschte – schließlich hatte er die Halbelfe selbst noch nicht in Aktion gesehen und war sehr neugierig darauf gewesen. „Macht Platz, ich gehe rein!“, meinte Chester genervt, weil Klarth und Arven, genauso auch Mint, Arche und Cless, sich nicht dazu bewegen lassen wollten, hineinzugehen. Also drückte Chester die beiden zur Seite und zog ächzend die riesige Tür auf. Dann quetschte er sich durch den Spalt hinein. Arche und Arven folgten ihm, danach trauten sich auch Klarth und Cless, und schließlich drückte sich auch Mint durch die bereits wieder fast zu gefallenen Türspalte. Sie klopfte ihr Kleid ab und sah auf. Erstaunt machte sie große Augen, dann wurde sie rot. Auch die anderen sahen doof aus der Wäsche, als sie erkannten, dass die ganzen Lebewesen in dieser Kirche sie anstarrten, schließlich hatten sie furchtbaren Rabatz vor der Tür gemacht. Und diese Leute starrten sie entsetzt und ängstlich an, als würden sie befürchten, die Gruppe wolle sie alle umbringen. Cless hob verlegen den Arm und winkte. „Ha-hallo…“ Es blieb still. Doch plötzlich sprang einer der Menschen auf. „Sie… SIE SIND DOCH HINEINGEKOMMEN! SIE SIND WIRKLICH BÖSE!“ Jetzt sprang ein anderer auf. „Unser Gott hatte Recht, sie würden alles tun, um uns zu töten! In unserer heiligen Stätte!“ Plötzlich sprangen viele mehr auf, bis schließlich die ganzen Menschen – es waren um die 200 – standen. Wild riefen sie durcheinander. „Hilfe!“ und „Wir werden sterben!“ hieß es hier und da. Cless sah bloß blöd aus der Wäsche. „Ähm… Ihr versteht da was falsch!“, meinte Arche verlegen und ging auf die Menge zu, „Wir wollen euch nichts tun! Wir sind nur auf der Durchrei-“ Doch die Halbelfe konnte ihren Satz nicht mehr zu Ende sprechen, denn schon rannte die ganze Meute auf sie zu. „Oh-oh!“, rief Arche schockiert und drehte um, rannte dann in die Richtung, aus der sie gekommen war – zu ihren Freunden. „Was machen wir jetzt? Wir können ihnen doch nichts tun!“, jammerte Mint planlos, gerade als Klarth an ihr vorbeilief und sich mit ausgebreiteten Armen vor seine Freunde stellte. „Hört gut zu!“, rief er so laut, dass die Menge stehen blieb und verstummte, „Wir wissen nicht, was ihr gegen uns habt, und verstehen nicht, was ihr uns vorwerft. Aber ihr müsst euch irren, wir sind nur auf der Suche nach einer Gaststätte, wo wir Essen, und vielleicht sogar Übernachten können!“ „Wie ihr meint…“ Ein alter Mann kam zitternd aus der Menge heraus und blieb kurz vor denen stehen, vor denen er sich so fürchtete. „Ihr wisst, dass ihr hier in der verborgenen Stadt Loki seid, oder? Wie seid ihr hierher gekommen? Wie habt ihr uns gefunden?“ Klarth legte verwirrt den Kopf schief. „Die Stadt war verborgen? Nein, sie lag ganz offensichtlich da!“ „Wie? Dann muss eine gefährliche Kraft in der Nähe gewesen sein, als ihr vorbeigekommen seid. Denn nur dann wird unsere geheiligte Stadt der Außenwelt offenbart…“ „Das kann gut sein!“, fiel Chester dem Mann ins Wort und lachte sarkastisch, „Schließlich war Arche kurz davor zu kochen!“ Dann duckte er sich, dass Arche versuchte ihn zu schlagen, damit er für das eben büße. Der Mann nickte, auch wenn er wohl eher nicht verstanden hatte, was Chester gemeint hatte. Dann verbeugte er sich. „Ich möchte mich entschuldigen und euch einladen, bei uns zu bleiben über Nacht. Wir werden euch auch kostenlos Speisen lassen! Als Entschädigung!“ „Aber… das können wir doch nicht annehm-“, setzte Klarth an, doch Arche lies ihn gar nicht erst weiterkommen und fiel ihm ins Wort. „Aber sicher doch! ESSEN!“, jubelte sie und stieß die Faust in die Luft, sodass der Alte zusammenzuckte. „Dann ist ja gut! Bitte folgt mir!“, stotterte er und führte sie aus der Kirche. Die Menschen blieben drinnen und sahen der Gruppe noch lange hinterher, bis die Tür ins Schloss fiel… Der alte Mann, der sich als der Dorfälteste vorstellte, führte die Gruppe schweigend aus der Kirche. Er bog in die Straße neben der Gasse, aus der Cless und die anderen gekommen waren, ein und lief so schnell er konnte, als wolle er Abstand von seinen Gästen gewinnen. Hatte er etwa Angst? Damit sie nicht darüber nachdenken mussten, sahen sich alle um. Die Straße, durch die sie gingen war lang und voller Häuser. In kleinen Abständen waren immer wieder eine Tür und ein Fenster, denn die kleinen Häuser lagen sehr dicht. Sie waren zwar alle alt und heruntergekommen, doch war das eine Haus rot mit goldenem Muster, das andere dunkelgrün mit silbernem Muster, andere Häuser sahen wiederum völlig normal aus… Nur eines hatten alle gemeinsam: Auf jeder Tür war dieses seltsame Zeichen, was auch auf der Kirchturmspitze angebracht war. Diese seltsame goldene Rune. Chester blieb vor einer Tür stehen, an der das goldene Zeichen wohl erst vor kurzem noch einmal nachgezeichnet worden war, und musterte es. „Das sieht aus…“, murmelte er und fuhr mit dem rechten Zeigefinger über das Gold, „…mit viel Fantasie…wie ein A…!“ Doch erschrak er, als er sah, dass er bereits einige Meter zurückgefallen war, und rannte seinen Freunden hinterher. Doch er sagte nichts – ausnahmsweise – weil er völlig in Gedanken versunken war. Eine verborgene Stadt. Ein goldenes Zeichen, einem A ähnlich. Ein Gott, der sie als Böse verkündet hatte… Das alles passte zusammen, wenn man es auf das bezog, was sie vor ein paar Tagen erfahren hatten. Aber, konnte das sein? Chester wusste es nicht… „HAHAHA, ich bin voll!“, lallte Arche mit vollem Magen und wippte mit dem Stuhl vor und zurück. „Arche…“, flüsterte Mint verlegen und sah zu dem Alten, der von der gesamten Gruppe wohl sichtlich angeekelt war. Er schien etwas gegen sie alle zu haben, nur wollte er es nicht zeigen. Doch plötzlich schüttelte er einfach den Kopf, als wolle er sich davon abhalten, sie alle einfach raus zu werfen, und hob eine Flasche Sake auf den Tisch. Grinsend sah er sich um, wollte wohl freundlich wirken. „Na, wollen wir auf unsere Freundschaft trinken?“, fragte er, was bei Mint noch mehr Zweifelt hervorrief. Die anderen schienen dem Mann wohl schon völlig zu vertrauen, denn sie ließen sich von ihm etwas einschenken. Mint schüttelte den Kopf, als man ihr etwas anbot. Stattdessen sah sie sich unwohl in dem großen Raum um. Die Wände waren hoch, dunkelrot – schmutzig – und mit tausenden dieser seltsamen Runen (diese, die Chester als „A“ erkannte) verziert. Die knarrende Decke war von sich biegenden Holzbalken gestützt, und auch der Boden drohte einzubrechen. Mint machte dieser Raum Angst, doch die andern, bereits leicht angetrunken, schienen sich um kaum noch etwas zu sorgen. Lediglich Cless, welcher nur einen kleinen Schluck getrunken, und sich sofort nicht wohl gefühlt hatte – unser braver Cless ist das eben nicht gewohnt – kam zu Mint und flüsterte ihr besorgt ins Ohr: „Irgendwie habe ich das Gefühl, der Kerl tut nur so, als möge er uns…“ Mint rollte mit den Augen, was Cless im Dämmerlicht der Kerzen zum Glück nicht sehen konnte – genau das, was Cless gesagt hatte, war nämlich nur zu offensichtlich – und nickte Cless dann zu. „Wir sollten vorsichtig sein!“ „Wollta denn nüschts trünken?“, nuschelte Arche, wohl schon (leicht) betrunken. Cless und Mint schüttelten heftig den Kopf. Mints „Ihr solltet aber lieber auch nicht soviel trinken…“ ging in dem Gejubel von Arche, Arven und Klarth, sowie Chester, welcher mit Arche ein Wetttrinken angefangen hatte, unter… „Wenn das mal gut geht…“, meinte Mint besorgt und sah die vier tobenden Gestalten an, „Oh je…“ Von einem Knacksen wurde Mint wach. Erst hatte sie das darauf folgende Geräusch noch nicht völlig realisiert, dann schlug sie erschrocken die Augen auf. Es war dunkel. Stockdunkel. Mint drehte den Kopf zur Seite. Ihr Blick fiel ins Nichts. Sie lag auf einem alten, knarrenden Sofa, mit einer Stoffdecke zugedeckt. „Cless?“, fragte sie unsicher. „Arche? Klarth? Chester? Arven?“, flüsterte nach und nach, doch es kam keine Reaktion. Anfangs. Denn plötzlich wurde Mint aus ihrem Dämmerzustand gerissen. Cless’ aufgescheuchte Stimme brüllte Unverständliches, dann klirrte etwas. Mints Augen, welche sich langsam an die Finsternis gewöhnt hatten, erhaschten eine Person, welche so schnell sie konnte von einer anderen Person – höchstwahrscheinlich Cless – weghastete. Dabei stieß die Person die etlichen Gläser, Teller und Becher auf dem Boden um. Den Tisch umging sie – seltsamer Weise – geschickt. Dann rannte sie an Mints Sofa vorbei, wobei die Person die Heilerin unbeabsichtigt vom Sofa stumpte. Und schließlich verschwand sie mit einem lauten Türknall aus dem Raum. Es wurde still. Unheimlich still. Nach wenigen Sekunden allerdings lief Cless bereits schnaubend, schon leicht schnaubend, durchs Zimmer. „Verdammt noch mal, wer oder was war das?“, brüllte er und trat auf einige Glas- und Tonscherben. „Wieso gibt es hier kein Licht?!“, fluchte er dann, als er mit einer Hand den umgefallenen Kerzenleuchter auf dem Tisch berührte. Da er aber kein Feuer zur Hand hatte, rief er nach Arche, welche ja die Magie beherrschte. „Arche, mach doch bitte mal Licht?“, murrte er, doch es blieb still. „Hallo?“, fragte Cless verwirrt, doch wieder reagierte keiner, „Ist hier keiner mehr?“ Er konnte sich nicht vorstellen, dass die anderen bei diesem Krach noch hatten weiterschlafen können. Ein Rascheln lies Cless herumfahren. „Wa-was ist hier los?“, hörte er Mints ängstliche Stimme, „Was war das eben?“ „Mint, bist du das?“, fragte Cless, leicht besorgt klingend, und stolperte in die Richtung, aus der Mints Stimme kam. Er erkannte im Dunkeln nun auch die weiße Gestalt am Boden. „Mint!“, rief er erschrocken, als er Mint da unten sah, „Wieso sitzt du hier auf dem Boden?“ „Irgendwer hat mich herunter gestoßen!“, meinte sie kurz und knapp und drehte den Kopf in alle Richtungen. Doch soweit sie sehen konnte, erkannte sie weder Arches pinke Haare, noch Arvens schneeweißes Kleid, oder sonstige Lebenszeichen ihrer anderen Freunde. „Wo sind sie?“, rief sie erschrocken. Dann stolperte sie hinüber zum Tisch, natürlich nicht ohne sich fast mit den Füßen in der Stoffdecke zu verheddern. Dennoch schaffte sie es unverletzt zum Tisch, wo sie sofort anfing, herumzutasten. Cless beobachtete dies nur verwirrt von hinten. Schließlich hob Mint erleichtert eine kleine seltsame Schachtel hoch. „Vorhin…“, murmelte sie, „…hat dieses Ding Feuer gespuckt, als der Dorfälteste draufgedrückt hat…“ Sie berührte die kleine bleierne Box und drücke auf den schwarzen Punkt an der Seite. Oben schoss eine kleine Flamme heraus (ähnlich wie bei einem Feuerzeug). Nachdem Mint auch den Kerzenständer mit den weit heruntergebrannten Kerzen gefunden hatte, zündete sie die Dochte an und erhellte den Raum dadurch etwas. Cless ging zu ihr und lies währenddessen seinen Blick durch den Raum schweifen. Tatsächlich war außer ihnen keiner mehr da. Arche, Arven, Klarth und Chester waren spurlos verschwunden. „Denkst du, sie sind weggegangen?“ „Eher nicht… so betrunken wie sie waren, glaube ich kaum, dass alle vier es geschafft haben, wegzugehen… Ich mach mir Sorgen.“ Ja, diese Worte konnten nur zu Mint gehören. „Ich glaube, du hast recht!“, meinte Cless und schluckte, „Ich glaube, wir sollten sie besser suchen… oder?“ Er klang sichtlich verunsichert. Er hatte die Gestalt von vorhin völlig vergessen. „Natürlich! Hier schleicht schließlich jemand herum, der...“, setzte Mint an, doch Cless wurde wieder klar, was er vergessen hatte. „Natürlich, der komische Kerl, der vorhin versucht hat, mich rauszuschleppen… Warum nur?“ „Er hat WAS versucht?“ Mints Miene verkrampfte sich und sie sah sehr erschrocken aus. Das hatte ihr Cless noch gar nicht erzählt…! „Naja, ich bin davon aufgewacht, dass diese Person an meinem Arm gezogen hat. Ich hab einen Moment abgewartet, was das werden sollte, weil ich dachte, es wäre vielleicht einer von euch, der mich wecken will, doch diese Gestalt hat mich über den Boden gezerrt, und dann wurde es mir zuviel…“ Mint hielt mit zittrigem Arm den Kerzenständer fest, sodass dieser gefährlich in ihrer Hand hin und herschwankte. Mit diesen Informationen wurde die ganze Sache in ein völlig neues Licht getaucht. „Ich glaube, wir haben es hier mit einer wirklichen Entführung zu tun!“, stotterte sie, „Schließlich wurden die anderen vorher dazu gebracht, extra viel zu trinken, und waren daraufhin ein leichtes Opfer, oder?“ Cless schwieg und nickte. Die beiden waren völlig verunsichert, das sah man ihnen an. Erst, als Cless Mint sanft den Kerzenhalter aus der Hand nahm und ihr zuflüsterte, er werde die anderen suchen, und sie solle warten, schien die Unsicherheit verschwunden zu sein. Denn Mint wehrte sich dagegen, alleine in diesem Raum bleiben zu müssen, und so nahm Cless sie an der Hand und ging hinaus in den engen Flur, von Tür zu Tür. Doch hinter keiner dieser Türen waren die anderen. „Ich glaube langsam, die haben sich sogar die Mühe gemacht, sie außer Haus zu bringen…“, murmelte Cless leicht mies gelaunt und zog Mint aus dem Haus, „Wo könnten sie sie bloß hingebracht haben?“ Mint zuckte mit den Schultern, als Cless sie ansah. Seufzend drehte sich der Schwertkämpfer um sich herum, in der Hoffnung, irgendwelche Hinweise in der kleinen Gasse zu finden. Doch vergebens. Alles war wie davor, nur dunkler. Es war zum Glück windstill, sodass die Kerzen nicht ausgingen. Mint und Cless liefen nebeneinander, lediglich mit dem Licht der Kerzen, durch die Gassen. Sie hatten keine Ahnung, wohin sie liefen, doch plötzlich erleuchtete am Himmel ein großes Licht. Beim genaueren Hinsehen erkannte Mint, dass dieses farbige Licht am Himmel… lediglich das große, bunte Glasfenster der Kirche war. Es war plötzlich in der Kirche hell geworden – nur warum? „Aber…“ Nach dem Erscheinen dieses großen Lichtes, war auch Mint und Cless ein Licht aufgegangen. „Die Kirche! Sie wurden wohl…“ „Irgendwie war mir von Anfang an klar, dass die Dorfbewohner uns nicht mögen!“, murrte Cless, „Aber deswegen brauchen sie doch unsere Freunde nicht entführen! Was soll das?!“ Mint zuckte nur mit den Schultern und versuchte nicht zu stolpern, als Cless anfing, auf die Kirche zu zu rennen. Mit einem lauten Knall stieß Cless die Tür auf, die zuvor nur mit Mühen geöffnet worden war (seltsam…). Der aufgebrachte Schwertkämpfer stürzte in die Kirche hinein, und wollte gerade etwas brüllen, als er sich die Hände vor den Mund schlug, wobei er den Kerzenständer fallen lies, dessen Flammen sofort ausgingen. „A-aber…!“, stotterte Mint, die hinter ihm durch die schwere Tür getreten war. Eine ganze Horde von Menschen starrte sie an. Ihre Augen hatten jeglichen Ausdruck verloren. Sie schienen wie besessen, nur dass Mint keine fremde, böse Macht spüren konnte – außer der, die in den Herzen der Menschen lauerte. „Cless…!“ Eingeschüchtert stellte sich neben den schweigenden jungen Mann und sah zittrig auf die gut 200 Menschen. Und als sie den Kopf hob und etwas über die Menge hinweg sah, musste sie scharf Luft einziehen. „Was habt ihr mit ihnen gemacht?!“, brüllte Cless, der sich inzwischen gefasst hatte. Sein Blick heftete an Arche, Klarth, Arven und Chester, die vor einem mächtigen Altar voller goldener Runen und Verziehrungen, lagen – gefesselt und geknebelt, und anscheinend nicht bei Bewusstsein. „Pah!“ Die Menge stob auseinander und aus der Richtung des Altars kam ein Mann. Derselbe alte Mann, der Dorfälteste. Nur wirkte er diesmal… so gefährlich. „Diese dämlichen, lächerlichen Wesen! Erbärmliches Gesindel, das seid ihr alle!“ „Das beantwortet meine Frage nicht!“, knurrte Cless, dem solche Bemerkungen schon lange nichts mehr ausmachten – so was war er inzwischen von den Bösen bereits gewöhnt, „Außerdem seid ihr ebenfalls…“ „Schweig!“ Mit einem alles übertreffend barschen Ton zischte der alte Mann den jungen Schwertkämpfer an, „Du hast doch keine Ahnung! Mein halbes Leben habe ich verschwendet, um nach der Wahrheit zu suchen! Und endlich hatte ich sie gefunden. Den Gott unserer Welt. Der Gott, der alles erschaffen hat. Ja, die Wahrheit…“, fügte er krächzend hinzu, als hätte er einen Frosch im Hals. „Die Wahrheit? Was für eine Wahrheit denn bitte?!“, rief jetzt Mint, genauso aufgebracht wie der Junge neben ihr. Doch der Alte lachte nur. „Dummes Mädchen!“, zischte er und sah Mint an. Sein Blick lies die Heilerin erschaudern, sodass sie zurückwich. „Wir alle…“, meinte der Alte ungewöhnlich laut und deute auf die Menschen um sich herum, „…haben die Wahrheit gefunden. Und wir werden tun, was unser Gott sagt. Ihr!“, brüllte er und deutete auf Mint und Cless, dann zeigte er auf deren gefesselte Freunde, „Ihr alle werdet unserem Gott geopfert! Wir werden euch unserem Gott Aseria opfern!“ „Aseria?!“ Cless schrak auf, „Wie bitte? Diese… Lügnerin ist euer Gott? Sie will die Welt vernichten! Genauso wie euch!“ „Schweig, Mensch!“, zischte der Alte, doch Cless zischte zurück: „Du bist selbst einer!“ Mint packte seinen Arm. „Hör auf, du machst es nur noch schlimmer!“ „Ein Mensch?“ Der Alte lachte grässlich auf. „Du glaubst, ich bin ein Mensch? Nun, etwas hast du ja recht, aber…“ Ein greller Blitz blendete Mint und Cless, sodass diese rückwärts stolperten. „Was verdammt…?“ „Dieser Mann dient mir lediglich als Wirt!“ Mint, welche zwar nichts sah, aber hörte, hielt die Luft an. Diese Stimme! Sie hatte sie bereits gehört. Das war… „Wie?“ Cless schien nicht sofort zu verstehen, was hier los war. Doch… als sich das Licht legte und die beiden wieder etwas sehen konnten… bietet ihnen sich ein Anblick, den sie niemals erwartet hätten… „Aseria!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)