Meine kleinen emotionsgeladenen Kurzgeschichten von abgemeldet (Kleine Geschichten, voll Emotionen.) ================================================================================ Die Köpfe/Das Lachen/Der Clown/Unter dem Bett --------------------------------------------- Anmr.: Eine, im Vergleich zu den anderen, etwas längere Horror-Kurzgeschichte. Verzeiht den Titel, aber ich kann mich einfach nicht für einen Titel entscheiden... „Wo bist du? Rose…Rosy? Wo bist du? Spiel mit mir?“ Die dünne Stimme hallte wie ein Schatten durch den langen, mit Spiegeln gefüllten Gang, unerreichbar, als käme sie aus einer anderen Welt. Es wurde wieder still. Nur das klackern von Rosy’s Schuhsohlen auf dem harten glatten Boden und ein leises Brummen, das dem eines Kühlschranks glich, war zu vernehmen. „ROOOSYYY!“ Wie ein Schatten huschte die Stimme an dem kleinen Mädchen vorbei. Wie ein Schrei, ein verzweifelter Hilferuf, flüsterte es Rose ins Ohr. Wo kam es her? Die Stimme schien näher zu kommen, aber da war niemand. Schlagartig drehte sie sich um. Hatte sie in dem Spiegel mit dem schwarzen, verzierten Holzrahmen nicht eine schemenhafte Gestalt gesehen? Sie musste es sich wohl eingebildet haben. Sie wurde angespannter. Ihre Hände begannen zu schwitzen und während sie langsam um sich blickte ballte sie Fäuste. Wo war sie hier gelandet? Was, wenn dies schon das Ende wäre…sie war doch erst fünf. War das der Himmel, von der ihr Mutter am Bett erzählt hatte? Aber seit wann kam man in den Himmel, wenn man, wie sie, unters Bett kroch? Es war für einen Moment gewesen, als würde sie schweben und dann fand sie sich in einem dunklen Raum wieder, in dem sie weder Wende, noch Boden, nicht mal ihre eigenen Hände entdecken konnte. Das einzige was zu sehen war, war der Eingang zu diesem hell beleuchteten Spiegelgang, der sich wie ein Labyrinth durch die Welt unter Rosy’s Bett schlängelte. „ROOSYYYYYYYYYYYYY!“ Langsam blickte Rosy um die Ecke. Da war ein langer, dunkler Gang. Vielleicht der Ausgang? Der Fluchtweg? Der Rettungsweg für Notfälle? Vorsichtig setzte sie einen Fuß in den Gang, prüfte ob er auch sicher war. Anscheinend musste dort ein Eisengitter sein…aber auf jeden Fall konnte sie darauf gehen. Sie setzte ihren anderen Fuß nach vorne und prompt ging über ihr eine Lampe an die blaues Licht verströmte. Tatsächlich war dort ein Eisengitter, aber was war darunter? Waren das…Köpfe? Rose lief ein kalter Schauer über den Rücken. Wo kamen die Köpfe her? Still ging sie den Gang entlang. Der blaue Scheinwerfer folgte ihr, aber sie wusste nicht warum. Irgendwo tropfte es. Auf einmal gingen an den Wänden einige Lampen an. Dort waren Schaukästen, Vitrinen, in denen sich Puppen aller Arten reihten. Die meisten hatten schwarze Haare und dunkle Kleider und die Augen jeder leuchteten in grellen türkisblau. Es schien als würden sie Rosy beobachten. Jeden Schritt den sie über das Eisengitter ging. Jede Schweißperle die über ihre Stirn rollte. Jedes Blinzeln ihrer Augen und jedes aufgeregte Zupfen an ihrem braunen Kleidchen. Irgendwo lachten Kinder. Viele Kinder. Große und kleine. Das Licht in den Vitrinen flackerte ab und zu, dann weinte ein Kind. Und es lachte wieder, wenn die Lämpchen wieder angingen. Einmal gluckste ein Kind fröhlich und Rosy hatte das Gefühl, das eine größere Puppe mit schwarzen Haaren und blauem Kleid sie angrinsen und mit ihrem leuchtenden blauen Augen erwartungsvoll anstarren würde. Doch urplötzlich erlosch das Licht. Rosy blieb stehn. Sie hörte nur noch dieses brummen, ihr Herzklopfen und den eigenen Atem. Am Ende des Ganges leuchteten zwei rote Lichter auf. War es der Ausgang? Vielleicht war es die rote Abendsonne, die an verschiedenen Punkten in den Gang leuchtete. Hastig lief Rose den Gang weiter, schöpfte neue Hoffnung. Sie würde es schaffen. Sie würde entfliehen und zurück in Mamas Arme fallen. Es war nicht das Ende. Am liebsten hätte sie angefangen vor Freude zu weinen. Dann blieb sie stehen. Wie angewurzelt und ihre Augen weiteten sich. Es war nicht die Morgensonne. Es war nicht der Ausgang. Ihr Körper war wie festgefroren, sie konnte sich nicht bewegen. Von allen Seiten strömten plötzlich die Puppen. Umkreisten sie und starrten gierig ihren Körper an. Sie wollte einfach nur rennen, weg von hier, aufwachen und merken, das alles nur ein Traum war. Sie hörte das Rauschen des Meeres, ihr eigenes Lachen, Glöckchen, Rauschen, Wellen die gegen Steine prallten und sich in alle Richtungen verteilten. Ihre Mutter und ihren Vater. Ein Bimmeln, lachen…sie war wie betäubt. Lachen…lautes lachen. Fröhliches Lachen. Doch auf einmal wurde das Lachen zu einem scheußlichen, hohen, hasserfüllten Grinsen. „Hihihi…hihihihi“ Die roten Lichter waren Augen. Augen eines Clowns. Ein Clown aus Plastik. Wie aus dem nichts erschien er, verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. Grinste und äffte sich selbst nach. „Rororo…ROOOOOSYY…hihihihihihi…“ Das Blut stieg dem Mädchen in den Kopf. Was sollte das? War das Traum oder Wirklichkeit? Sie wollte schreien und fliehen, aber sie konnte nicht. Sie konnte nur zusehen, wie der Clown eine große Axt hervorzog und auf ihrer Halshöhe kräftig Schwung holte. Stille. Dunkelheit. Rosy fühlte wie eine unglaubliche Leichtigkeit, die an ihr zog und riss… sie spürte den Boden nicht mehr…sie war vollkommen schwerelos. Schwebte in einer Zwischenwelt.. Irgendwo, tief, tief in ihr, war ein Schmerz. Sie wusste, dass er da war, aber sie bekam nichts davon mit. Sie bekam nichts anderes mit, nichts als die Leichtigkeit, in ihrem Rausch. Nichts. Nicht denken, nicht fühlen. Nichts. Wo kamen nur die Köpfe her? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)