Red Phoenix Love Story von Takara_Phoenix (KAI X RAY | Bryan x Tala, Tyson x Max, Kenny x Emily, Lee x Mariah) ================================================================================ Kapitel 8: Strange Feeling -------------------------- Nihao! Ich bin so eine Schnarchnase, dabei hab ich das Pitel doch schon ne Weile von meiner lieben Beta zurück *drop* Nya~ besser spät als nie *hust hust* Viel Spaß bei einem kleinen Einblick in Rays Gedankengänge ^_~ Zai jian, Ta-chan 08. Strange Feeling Nachdenklich lag Ray auf seinem Bett in seinem Quartier und starrte an die Decke, musterte sie bis ins kleinste Detail. „Sinnlos...“ Seufzend setzte der Schwarzhaarige sich auf und schüttelte den Kopf, um diese lästigen Fragen aus seinem Kopf zu vertreiben, um endlich zur Ruhe zu kommen. Zur Ruhe kommen... Das war ein lächerlicher Wunsch. Seit Jahren war er nicht mehr zur Ruhe gekommen. Und Ray hegte auch starke Zweifel daran, je wieder zur Ruhe zu kommen. Wieder gingen seine Gedanken in eine Bahn, die er nicht gutheißen konnte. Immer und immer wieder machten sie solche Sprünge, dass es dem Schwarzhaarigen ein Rätsel war. Eigentlich war er ja bei Captain Hiwatari gewesen. Kai. Genau mit diesem Namen hatten seine Gedankengänge angefangen. Captain Kai Hiwatari, fähigster Mann unter Commander Voltaire Hiwatari, welcher sein Großvater war. Schon früher hatte der Mäohuner viele Geschichten über diesen Captain gehört, über ihn und seine Crew. Von ihren Heldentaten, wie sie die unmöglichsten Kämpfe bestanden. Beispielsweise ihr Mitwirken im Krieg zwischen Longen und Hulina. Einer der größten Kriege, die jemals innerhalb des USS geherrscht hatten. Fengda hatte Longen militärisch sehr gestärkt und unterstützt, allen voran Kai Hiwatari und seine Leute. Mit diesem Einsatz ging die „Red Phoenix“ damals in die Geschichte ein. Kitsune Huozai, die bekannteste Autorin von Longen, widmete der Crew zum Danke im Namen ihres Planeten ein Buch, „Red Phoenix Saga“ (das Buch, das auch in der Bibliothek des Schiffes stand). Dieses Buch hatte Ray schon vor langem gelesen. Doch es waren alles nur Fakten, Daten, Oberflächlichkeiten. Vor einigen Tagen war das passiert, womit der Mäohuner niemals gerechnet hätte – er selbst war auf diesem Schiff gelandet, wurde sogar mit offenen Armen auf der „Red Phoenix“ empfangen. Und er hatte sie kennen gelernt. Mehr oder minder freiwillig. Den Vize Captain Tala Iwanov, einen sehr aufdringlichen Fengdaner, der wie eine Klette an Ray zu hängen schien, jedoch auch einer der besten Kämpfer, die Fengda zu bieten hatte, war. Egal, ob er einen unprofessionellen Eindruck machte, war er doch ein fähiger Mann und engster Vertrauter des Captains. Den dritten Fighter Bryan Kuznetsov, der wohl Einzige, der den Vize zum Schweigen bringen konnte. Er war ein sehr ruhiger Kerl, ein starker und harter Kämpfer, den wohl keiner sich als Gegner wünschen würde. Jedoch schien er auf Ray nahezu sanft und weich in Gegenwart von Tala. Den ersten Steuermann Enrico Giancarlo, der ein ganz schöner Frauenaufreißer war. Ein netter Kerl, der zwar eine große Klappe hatte, aber insgeheim wohl für den Koch des Schiffes über Leichen gehen würde, wie Ray bemerkt hatte. Ob nur aus freundschaftlichen Gründen oder mehr, das sei einmal so dahingestellt. Den Koch des Schiffes Oliver LosDemondes, ein kleines, aufgedrehtes Kerlchen, dem seine Küche heilig war. Wenn es um seine Küche oder um Enrico ging, konnte er durchaus recht giftig werden, wie der schwarzhaarige Mäohuner immer und immer wieder zwischen Hilary und Oliver bemerken konnte. Den zweiten Steuermann und Ingenieur des Schiffes Tyson Granger, einen sehr freundschaftlich eingestellten und kumpelhaften Kerl, der Streit lieber aus dem Weg ging. Dafür allerdings den Sohn der Präsidentin umso interessanter fand. Den Schiffsarzt Robert Jürgens, der auf Ray einen sehr reifen und vernünftigen Eindruck machte. Seine Fähigkeiten als Arzt hatte er bis dato – zum Glück – noch nicht unter Beweis stellen müssen. Auch Robert schien Streitereien aus dem Wege zu gehen und zog sich auch das ein oder andere Mal in die Bibliothek zurück. Den KCE Kenny, der wohl ein kleines Genie war. Der ehemalige Captain der „White Tiger“ war sehr beeindruckt von seinen Fähigkeiten, wenn man bedachte, dass Kenny allein Dizzy programmiert hatte. Der Brünette war recht ruhig und hatte gern alles unter Kontrolle, was bei einer solchen Crew wohl eher an das Unmögliche grenzte. Und schließlich Kai. Captain Kai Hiwatari, ersten Fighter der „Red Phoenix“, ihr Captain und... Ja, was und? Er war stark, davon hatte Ray sich selbst überzeugen können, keine der zahlreichen Geschichten über seine Kampfkraft war übertrieben gewesen. Aber Kai war auch kein reiner Kämpfer, er setzte immer auch seinen Kopf ein, er war nicht gerade dumm. Doch der wahrscheinlich interessanteste Aspekt an Kai Hiwatari war wohl sein unerschütterlicher Glaube. Nicht nur der Glaube im religiösen Sinne, sondern auch sein Glaube an seine Crew, an Freundschaft und an das Gute im Menschen. Ein unglaublich starker und faszinierender Glaube. Auch hatte der Graublauhaarige eine sehr eigene Sicht der Dinge und eine ausgeprägte Überzeugungskraft. Jedoch nicht stark genug, um einen Ray Kon zum gläubigen Christen umzuerziehen, räumte der Schwarzhaarige grinsend ein. Aber gut, damit war Ray wenigstens wieder beim Ursprung seiner Gedanken. Bei Kai Hiwatari. Mal wieder. Seit seiner ersten Begegnung mit dem starrköpfigen, christlichen, eigenwilligen, intelligenten, nachsichtigen, starken, gerechten, gut aussehenden, faszinierenden, freundlichen, geduldigen, charmanten, ruhigen und bewundernswerten Captain der „Red Phoenix“ versuchte Ray diesen zu analysieren. Wie nun aufgefallen sein dürfte, fielen dem Schwarzhaarigen viele Umschreibungen für den Grauschwarzhaarigen ein. Und dazu waren es alles Eigenschaften, die den Fengdaner für Ray nur... interessanter machten. Kai hatte etwas an sich, das Ray nicht mit allen Adjektiven des gesamten Sonnensystems zu beschreiben vermochte. Etwas so Einzigartiges, dass es zugleich befremdend als auch heimisch für den Schwarzhaarigen war. Wie Feind und Freund zugleich. Zum einen sagten Ray sein Instinkt, sein Gefühl und sein Verstand, dass er sich vor diesem Mann in Acht nehmen sollte und diesen als Konkurrenten eher meiden sollte. Doch noch ein anderer Teil von Ray meldete sich zu Wort. Ein Teil von ihm, der lange Zeit geschwiegen hatte und auf den der Schwarzhaarige nie wieder hören wollte, das hatte er sich einst geschworen. Sein Herz. Es schrie regelrecht nach dem Grauschwarzhaarigen. So unerträglich laut, dass Ray hoffte davon taub zu werden, um es nicht mehr hören zu müssen. Sein Herz wollte Vertrauen, es wollte Freunde, Geborgenheit, Familie. Doch konnte Ray ihm dies nicht gewähren. Konnte nicht oder wollte nicht...? Frustriert musste Ray seufzen. Es war nicht so, dass er nicht fähig dazu war, jemandem zu vertrauen. Nein, das glaubte er selbst nicht. Es war viel mehr so, dass er sich selbst im Wege stand dazu. Es war reiner Selbstschutz, dass er sich so sehr von anderen distanzierte, nicht mal mehr seinen Bruder oder seine beiden ältesten und besten Freunde an sich heranließ. Er wollte sich schützen vor Verrat, vor einem solchen Verrat, wie er ihn vor zehn Jahren hatte erleben müssen. Die Art von Verrat, bei der einem das Herz bei lebendigem Leibe herausgerissen und darauf herumgetrampelt wurde, und das von dem Menschen, dem man am meisten vertraute... Allein beim Gedanken an den anderen krampfte sich sein Herz schmerzlich zusammen. „Ob er es wirklich war...?“, fragte sich Ray leise. Hatte er wirklich ihn gesehen auf Xiangto? Oder war es nur... Einbildung gewesen? Er wollte glauben, dass es Einbildung gewesen war, doch er konnte es nicht... Nein, so etwas durfte Ray nie wieder passieren. Nie wieder. Das hatte er sich geschworen. Genau deshalb konnte er niemandem mehr vertrauen. Egal wie laut sein Herz danach schrie, er würde es nicht überleben, würde man es ihm wieder herausreißen. Aber sein Herz wollte Kai, wollte dem anderen Captain vertrauen, wollte dessen Freundschaft. Er selbst wollte den Rotäugigen nicht mehr missen, fühlte Ray sich doch viel zu wohl in dessen Gesellschaft und genoss er die Gespräche mit Kai viel zu sehr. Kopfschüttelnd stand Ray schließlich von seinem Bett auf, um sein Quartier zu verlassen. Es war doch nur... sinnlos. Egal wie lange er seine Gedanken kreisen lassen würde, sie kämen wohl niemals zu einer Lösung. Nein, so hoffnungslos sollte er nicht denken... Gedankenverloren lief der Schwarzhaarige durch das Schiff, vorbei an Max und Tyson, die sich gerade noch geküsst hatten und erschrocken auseinander fuhren, als sie Ray erblickten. Doch dieser schien sie gar nicht bemerkt zu haben. Verwirrt blickte der Blonde seinem Captain hinterher. „Irgendwas stimmt mit Ray nicht...“, murmelte Max besorgt und beobachtete Ray, wie dieser an der Bibliothek vorbeiging. Auch Robert, der soeben aus der Bibliothek getreten war, blickte den Jüngeren verwirrt an. Ray schien mit dem Kopf in den Wolken zu sein, wie es so schön heißt. Seine goldenen Augen blickten starr geradeaus, ohne wirklich erkennbares Ziel, seine Bewegungen, Schritte, schienen nahezu mechanisch und seine Mimik verriet nichts über seine Gedanken. Der Schiffsarzt würde beinahe behaupten, dass der Schwarzhaarige schlafwandelte, aber das glaubte er selbst nicht. Rays Schritte führten ihn schließlich zu einem ganz bestimmten Raum. Dem Raum, aus dem er am vorherigen Tag erst spät gekommen war und seither in seinem Zimmer gesessen hatte und nachdachte. Man konnte sagen, Ray hatte am vergangenen Tage viel gesessen... Immerhin hatten er und Kai in diesem... Garten Eden... auch einfach nur gesessen. Sie hatten nichts getan, noch nicht einmal gesprochen. Aber der Schwarzhaarige hatte dieses Schweigen nicht als unangenehm empfunden. Es war nicht solch ein Schweigen, wie es herrschte, wenn er einen Raum voller junger Agents betrat, die alle Angst hatten etwas Falsches zu sagen. Auch nicht ein solches Schweigen, wie es herrschte, wenn seine Crew etwas ausgefressen hatte und sich keiner traute, es Ray zu gestehen. Es war die Art von Schweigen, bei der man sich die Stille teilte und sie genoss. Die schönste Art des Schweigens. Ray hatte sich die Vielfalt der Pflanzen angesehen und musste zugeben, dass dieser Garten wahrlich ein Ort des Friedens war, um den er Kai beinahe beneidete. Genau das war es gewesen. Kai hatte ihm gestern diesen Garten gezeigt, seine einzige Rückzugsmöglichkeit, sein persönliches Paradies, etwas, das er mit noch niemandem zuvor geteilt hatte. Mit niemandem außer mit Ray. Und genau das beschäftigte den Mäohuner nun schon seit dem Vortag. Weshalb sollte jemand einem nahezu Fremden etwas so persönliches offenbaren? „Sinnlos...“, murmelte Ray seufzend. Das Suchen nach einer Antwort auf diese Frage war sinnlos, er würde keine finden... Es war völlig irrational, irrsinnig und allgemein irre. Vielleicht... vielleicht war das eine Art von Kai, um Ray zu zeigen, dass er ihm vertraute? Ohne eine Gegenleistung zu verlangen? Vielleicht, aber nur vielleicht, war das ja der erste Schritt zu einer wahren Freundschaft. Und der erste Schritt für Ray zurück in das Leben, das er einst führte. Vielleicht. Ein kleines Lächeln stahl sich auf die Lippen des Schwarzhaarigen bei dem Gedanken daran, dass er und Kai vielleicht... Freunde werden könnten. Irgendwie löste dieser Gedanke ein seltsames Gefühl bei Ray aus. Es war beinahe, als würde er den Tag herbeisehnen, an dem er sich wirklich sicher war und Kai vertrauen konnte, als würde er den Tag herbeisehnen, an dem sie endlich Freunde sein konnten. Ja, er sehnte diesen Tag herbei. Selten war ihm ein Mensch so... sympathisch vorgekommen wie der Grauschwarzhaarige. Es war nicht nur so, dass der andere Captain sehr freundlich war oder dergleichen, es war auch so, dass Ray ihn respektierte. Er respektierte Kai; und Respekt war etwas, das ihm selbst sehr wichtig war. Vor allem hatte auch Ray selbst das Gefühl, dass Kai ihn respektierte. Der Ältere war nicht aufdringlich, es waren Ray schon viele begegnet, die einfach nur neugierig gewesen waren und hatten wissen wollen, was in diesen fünf Jahren seines Lebens passiert war, das es ihn so sehr verändern konnte. Diese Leute waren einzig und allein deshalb nett ihm gegenüber und bei Kai wusste Ray, dass es einen anderen Grund hatte. Der Schwarzhaarige bekam beinahe den Eindruck, als würde sein Mit-Captain versuchen seine Zuneigung zu erringen. Schmunzelnd schüttelte der Mäohuner den Kopf und drehte um, um im Kontrollraum nach dem Rechten zu sehen. Er hatte lange genug über Dinge nachgedacht, auf die er keinerlei Einfluss hatte und die sich wohl oder übel so ergeben würden. „Ray? Wolltest du zu mir?“, fragte auf einmal eine Stimme hinter ihm. „Nein, Kai, ich war gerade auf dem Weg in den Kontrollraum...“ Jedoch, wenn auch er eine Freundschaft mit Kai wollte, musste auch Ray etwas dafür tun... „Begleitest du mich, Kai?“ Überrascht blickte Kai den Schwarzhaarigen an, nickte dann jedoch. Und auch, wenn sie schweigend zum Kontrollraum gingen und auch dort angekommen noch schwiegen, bedeutete es dem Älteren etwas, dass Ray ihn von sich aus um seine Gesellschaft gebeten hatte. Kai mochte Ray, das konnte er wirklich nicht leugnen. Anfangs war der Grauschwarzhaarige wohl viel mehr einfach nur neugierig gewesen, hatte seine Crew ja schon das eine oder andere verlauten lassen, was Kais Interesse geweckt hatte. Als er den Schwarzhaarigen dann das erste Mal gesehen hatte, war er fasziniert gewesen. Aber nicht nur von dessen atemberaubenden Aussehen, sondern auch von seinem Auftreten und seiner Ausstrahlung. Der Mäohuner strahlte innere Stärke aus, er sah aus wie ein Kämpfer, der niemals aufgeben würde, er strahlte Autorität aus und wirkte wie eine Respektsperson. Ray Kon wirkte wie ein starker Charakter. Mit der Zeit hatte Kai aber auch noch andere Seiten an Ray entdeckt. Dank seiner guten Auffassungsgabe wahrscheinlich. Er hatte gemerkt, dass dem Mäohuner seine Crew sehr wichtig war. Auch, wenn dieser es nicht unbedingt zeigte, merkte der Fengdaner es doch. Außerdem sagte Kai etwas tief in ihm, dass da noch mehr war, dass Ray bei weitem nicht so unglaublich stark war, wie er vorgab. Irgendetwas musste in der Vergangenheit passiert sein und Kai wollte unbedingt wissen, was es war, was den Jüngeren so verändert hatte. Er hätte ihn gerne schon vorher gekannt, vor diesen fünf Jahren, von denen einzig und allein Ray wusste, was damals geschehen war. Zu gern hätte Kai den wahren Ray gekannt, den Ray, den Commander Hou, Brooklyn, Mariah und Lee gekannt hatten. Obwohl... vielleicht auch lieber nicht... Wenn der Fengdaner die gebrochenen und traurigen Blicke sah, die diese vier dem Schwarzhaarigen ab und an zuwarfen, dann war Kai froh, froh, nicht miterlebt haben zu müssen, wie aus dem freundlichen und lebensfrohen Ray, wie er von Brooklyn erfahren hatte, der kalte und abweisende Ray geworden war. Nein, das mitzuerleben müssen, das wäre... Dann war es so wohl besser. „Hallo, Captain... und Captain!“, wurden die beiden von Tala und Bryan begrüßt. „Morgen, Jungs!“, grinste Kai munter. „Morgen...? Es ist Mittag, Oliver kocht sogar schon“, warf Tyson skeptisch ein. Ja, Kai hatte an diesem Morgen länger geschlafen, da er die halbe Nacht wachgelegen hatte. Und auch ein Hiwatari brauchte Schlaf, so ungern er dies auch zugab. „Ray!“ Bei der lauten und genervten Stimme Mariahs seufzte Gerufener nur. „Ray! Nun tu doch mal was. Dieser... dieser... notgeile Kerl grabscht mir immer an den Hintern!“, beschwerte sich die Rosahaarige mal wieder über Enrico. Genau dieser kam gerade, gefolgt von einem wütend schimpfenden Lee, ebenfalls in den Kontrollraum gestürzt. „Wenn du meine Verlobte noch einmal anfasst, dann röste ich dich, das schwör ich, Blondchen!“ Ray beachtete die beiden schon gar nicht mehr und Kai schüttelte nur leicht den Kopf. Kaum dass der Blonde wieder verschwunden war (dieses Mal folgten ihm sowohl Lee als auch Mariah), stürmten Hilary und Oliver in den Raum. „Er ist gerade raus...“, antwortete Bryan seufzend. „Enrico, du Westentaschencasanova! Bleib gefälligst da und stell dich uns, wie ein Mann und lauf nicht davon, wie eine Memme!“, schrieen Hilary und Oliver zeitgleich. Inzwischen gingen Hilary, die sich tatsächlich von Enricos Charme hatte einlullen lassen, und Oliver, der eifersüchtig war, sogar schon gemeinsam auf Enrico los, wenn dieser sich an Emily oder Mariah ranmachte. Beinahe tat der Blonde Kai leid, aber nur beinahe. „Ray, Kai... Commander Hou ist in der Leitung, er will mit Ray reden“, meldete sich Kenny zu Wort. Er und Emily saßen nebeneinander am Hauptrechner, anscheinend versuchte Emily mehr über Dizzy und die Technik des Computers zu erfahren. Max und Tyson saßen an den Steuern und Brooklyn, Bryan, Tala und Struck, der ja noch immer auf der „Red Phoenix“ festsaß, saßen ebenfalls im Kontrollraum. Neugierig richteten sich alle Augen auf Ray. Dieser drehte sich jedoch nur zum Bildschirm und wartete, bis nach einem schwachen Flackern das Bild seines Großvaters zu sehen war. „Großvater. Was ist?“ „Ray... uns ereilte eine sehr eigenartige Nachricht heute am frühen Morgen. Sie war an dich gerichtet...“ Tao Hou klang aufgeregt, schien keine erfreuliche Nachricht gewesen zu sein. Nicht nur Ray war nun neugierig, auch alle anderen spitzten ihre Ohren. Der Bildschirm flackerte erneut auf, als der Commander die Nachricht zur „Red Phoenix“ überspielte. Zu sehen war ein Mädchen mit langem, violettem Haar, das gefesselt und geknebelt auf dem Boden eines Schiffes, wie Kai vermutete, lag. Sie war schlimm zugerichtet, blutete an diversen Stellen und hatte blaue Flecken. „Kira...“ Kai, der noch immer neben Ray stand, hörte das leise Flüstern als Einziger. Die goldenen Augen des Mäohuners waren starr auf die junge Frau gerichtet, ein Ausdruck war darin zu lesen, den Kai nicht zu deuten vermochte. Doch dann wurde der Fengdaner bei seinen Beobachtungen gestört, da eine Stimme ertönte. Die roten Augen richteten sich wieder auf den Bildschirm. „Na, erinnerst du dich noch? Weißt du noch, wer sie ist? Willst du an ihrem Tode schuldig sein? Mh, Raymond? Willst du? Nein, das willst du nicht... Also halt dich aus meinen Geschäften raus“, sprach eine hämische, kühle Männerstimme. Dann brach die Nachricht ab. Wieder war der Commander zu sehen. Dieser blickte verwirrt auf seinen Enkelsohn. „Wer ist dieses Mädchen, Ray? Und was hat das zu bedeuten?“, fragte er eindringlich. Doch Rays Blick war starr und ausdruckslos. Sein Herz schlug ihm so hart gegen die Brust, dass er das Gefühl bekam, es wolle ausbrechen. Ihm wurde übel, Bilder und Erinnerungen stiegen in ihm auf, von denen er gedacht hatte, sie für immer verschlossen zu haben. Kira. Doch was noch viel schockierender war, war diese Stimme. Er. Ray würde ihn unter Abermillion Stimmen erkennen. Was wollte er? Hatte Ray also doch ihn gesehen... War es also keine Einbildung gewesen... Der Schwarzhaarige hatte das Gefühl, dass ihn das alles überrollen würde, deshalb verließ er eilig den Kontrollraum, ohne ein weiteres Wort an die anderen oder seinen Großvater. Verwirrt blickten genau diese ihm nun hinterher. Beunruhigt blickte Kai wieder auf einen kleineren Bildschirm, auf dem die Nachricht noch immer lief, da Kenny sie sogleich analysieren wollte. Dieses Mädchen, es sah schlimm zugerichtet aus. Und Ray kannte sie. Irgendwoher. Auch diese Stimme, Kai war ein Schauer über den Rücken gelaufen, kannte der Schwarzhaarige. Wenn Kai es richtig verstanden hatte, und davon wollte er einmal ausgehen, dann hatten diese beiden, das Mädchen und der, zu dem diese Stimme gehörte, nicht nur irgendwas mit Rays Vergangenheit, sondern auch mit den Sklavenhändlern zutun. Irgendetwas stimmte da nicht, irgendetwas war da im Busch und Kai wollte unbedingt wissen, was es war. Ray schien so gehetzt, so als ob ihm etwas... Angst gemacht hätte. Und die Tatsache, dass etwas Ray ängstigen konnte, beunruhigte nicht nur Kai. Auch Brooklyn war der Ausdruck in Rays Augen aufgefallen. Doch wie Kai hatte auch der Orangehaarige keine Ahnung, was los war. „Ich habe ein sehr seltsames Gefühl bei der Sache...“, murmelte er zu sich selbst und musterte das Mädchen nochmals eingehend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)