Summer Wine von abgemeldet ================================================================================ Teil 3 ------ ich wollte mir noch ein bisschen Bräune mit nach Hause nehmen. Und Orli surfte mal wieder die Brandung. Inzwischen war ich soweit dass ich mich auch in größere Wellen traute. Ich würde zu Hause ziemlich aus der Übung kommen, denn so schnell würden wir sicher nicht wieder auf Hawaii landen. Noch ein bisschen Hula, noch ein paar Pina Coladas... Irgendwie wollte ich gar nicht mehr heim, es war so schön hier und vor allem nicht so grausig kalt wie in Deutschland. Jetzt war zwar schon Juni und der Sommer würde nicht mehr lang auf sich warten lassen, doch zweifelte ich sehr daran dass der dieses Jahr so üppig ausfallen würde... Am Sonntag ging es dann ans Kofferpacken, was sich als ziemlich schwierig erwies, denn irgendwie ist es immer so dass man die Klamotten zu Hause zwar perfekt reinkriegt, aber wenn man dann heimreisen will sieht es so aus als hätte man viel zu viel mitgenommen. Als allererstes und allerwichtigstes holte ich meinen Ring aus dem Safe. Ich saß noch mal ein paar Minuten da und betrachtete das schöne Ding. Der war schon auf Neuseeland... vielleicht würde ich da ja auch eines Tages hinkommen und Orli würde mir mal die Filmkulisse aus Herr der Ringe zeigen... Ich verstaute die Schachtel sicher in meinem Koffer. Orli hatte seinen Koffer natürlich schon lange wieder beisammen mit seiner Ostasiatischen Falttechnik... ich verstand immer noch nicht wie der das fertig brachte. Unglaublich einfach. „Zeigst du mir mal wie du so viele Klamotten in so einen kleinen Koffer kriegst?“ Bettelte ich ihn schließlich an, als ich langsam an meinem Gepäck verzweifelte weil ich den verflixten Deckel einfach nicht zubekam. Er erklärte es mir wieder und wieder, aber irgendwie fiel der Groschen nicht ganz. Schlussendlich schaffte ich es dann doch noch irgendwie, meine ganze Garderobe in mein Miniköfferchen zu bekommen. Am Flughafen war es gesteckt voll, irgendwie wollten alle nach Hause. Wir hatten uns sehr gut getarnt, ich hatte Orli mein Rosa Käppi übergezogen, das ich mir neulich noch gekauft hatte und ihm das Ding ziemlich tief ins Gesicht gezogen. So kamen wir unbehelligt bis in die Maschine, wo wir uns einen gemütlichen Platz suchten. Den Flug verpennten wir komplett, weil wir eh schon seit Morgen wach waren und um 10 Uhr in Deutschland ankommen würden – hieß wir hätten noch mal einen ganzen Tag ohne Schlaf vor uns... Ich gähnte herzhaft und kuschelte mich an Orli. So, und da waren wir wieder, zu Hause in good old Germany, wenn auch nur für eine Woche aber doch freute ich mich, meine Heimat wiederzusehen. Mom stand schon am Terminal zusammen mit Jazzy, Mady und Janine. Mit einer stürmischen Umarmung wurde ich begrüßt und Orli genauso. „Man, du bist ja schon fast schwarz...“ Grinste mich meine Mom an, war ich wirklich so braun geworden? „Hey, na, habt ihr ohne mich überlebt?“ Fragte ich schließlich meine drei Freundinnen. „Na ja, wir mussten halt sehen wie wir die Zeit irgendwie totkriegen...“ Witzelte Mandy. Und was in Janines Kopf vorging wusste ich eh schon – sie war einfach nur heilfroh, Orli wiederzusehen. Jazzy kam zu mir und flüsterte mir was ins Ohr. „Wir haben Janine von dem Schüleraustausch erst mal noch nicht erzählt, wir fanden das solltest du erledigen...“ Oje, da würde ja noch eine Krise auf mich zukommen. Aber jetzt nahmen wir erst mal die Koffer und gingen zum Auto. Zu Hause saß ich erst mal mit Orli am Tisch und genehmigte mir ein Marmeladenbrot. Wir hatten auf dem Flug die Stewardess verpennt, die mit dem Esswagen kam und waren hungrig wie zwei ausgehungerte Wölfe. Orli hatte sich einen Joghurt geschnappt und futterte munter drauflos. Und jetzt würde der schwierigste Teil kommen – denn Janine saß mir gegenüber am Tisch, Mandy und Jazzy jeweils neben ihr... „Du Janine, es gibt da noch was, das dich dir sagen muss...“ Ein wenig begeistertes „Hm?“ Kam zurück, während sie sich ebenfalls einen Löffel mit Joghurt in den Mund schob. Schrecklich, Orli und sie waren wie Zwillinge, jedenfalls kopierte Janine alles was Orli tat. „Es is so, er geht doch jetz wieder für eine Zeit nach England.“ – „Ich hör’s schon klingeln, das Schüleraustauschprogramm, hab ich recht?“ Ich schwieg, was bei mir immer so viel hieß wie ja. „Ich hoff du kommst doch irgendwann wieder oder?“ Das war schwer zu sagen, denn wahrscheinlich würd ich mir wenn das mit Orli gut ging, eine Existenz in England aufbauen wollen. Ich hatte eh nicht mehr lang bis zum Abi, das war nächstes Jahr und danach würd ich halt irgendwas studieren oder so. Oder Schauspielerin werden wie Orli... aber dann würd ich ihn ja wieder ewig nicht sehen, nein das ging nicht. „Ich weiß es noch nicht.“ Schlussfolgerte ich und schob mir den letzten Bissen Brot in den Mund. Meine Freundinnen sahen mich jetzt traurig an. Klar waren sie mir ans Herz gewachsen, aber ich liebte diesen Kerl abgöttisch und wollte nie mehr ohne ihn sein, auch wenn das bedeutete dass ich in ein anderes Land ziehen musste. „Für mich musst du das nicht tun, deine Leute zurücklassen...“ Durchbrach Orli schließlich das Schweigen. „Werd ich aber weil ich's ohne dich nicht aushalte, ich sterbe ohne dich, hast du das denn immer noch nicht begriffen?“ Er sah mich sorgenvoll an. Klar steigerte ich mich da in was hinein, aber einen besseren als Orli würde ich nie wieder finden! Außerdem fand ich England schon immer cool. Bis auf das Essen, das war eine verkehrte Welt. „Es tut mir schon weh, meine Familie und meine drei besten Freundinnen zurücklassen zu müssen, aber ihr könnt mich ja besuchen! Kommt in den Ferien doch mal nach England!“ Klar, das war jetz ein kleiner Witz gewesen, denn keine von ihnen konnte es sich ohne einen Lottogewinn leisten, weiter in Urlaub als nach Österreich zu fahren. Aber dann müssten sie halt ein bisschen sparen und dann ging das schon. „Hey, don’t panic, es gibt immer einen Weg. Telefonieren, Email... du hast doch einen Computer, oder Orli?“ Er sah mich ein bisschen schräg an. „Ich hasse das Internet... kannst dir ja nen PC zulegen wenn du willst.“ – „Na dann eben Telefonieren. Ich schreib jeden Monat einen laaaaangen Brief mit allen Ereignissen, versprochen. Hey, nicht weinen...“ Janine stiegen nun die Tränen in die Augen, war ja auch irgendwie klar, sie liebte Orli genauso und vielleicht noch mehr als ich und musste nun zusehen wie ihre beste Freundin mit ihrem Traummann auswanderte. „Und wenn wir zwei mal Ferien und Urlaub haben, dann kommen wir vorbei.“ Orli würde sicher auch ein paar Tage Urlaub im Jahr haben, also konnten wir ja nach Deutschland fliegen wenn es die Zeit erlaubte. Und Janines Miene hellte sich schon wieder ein bisschen auf. „Heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder, keine Frage!“ Grinste ich dann. Und Orli grinste mich an. Nach Mittag dann mussten wir uns was überlegen, wie wir meinen ganzen Krempel einpacken würden, gut, es war nicht viel, aber meine CDs, Bücher.. Klamotten... „Kannst du irgendwelche Möbelstücke von mir gebrauchen?“ Orli sah sich bei mir um. „Wär viel zu umständlich, dein Zeug kriegen wir schon unter bei mir.“ Sagte er dann und half mir, einen Stapel Klamotten fachgerecht zu verstauen. Ja, er hatte sie diesmal sogar so gefaltet dass bequem alles in zwei Kisten passte! Orli, unser Pack – Profi... Na ja, er lebte ja auch den größten Teil des Jahres aus dem Koffer, was sollte er also sonst tun? Am Abend war schließlich alles verstaut und wir konnten den Sonntag noch ausspannen. Am Montag würde dann die Nerverei in der Schule losgehen, denn sicher würde es nicht unbemerkt bleiben dass ich mich einfach so davonschlich nach Großbritannien... Vor allem Tinchen und Jeanie würden anfangen zu bohren. Oh diese elenden Groupies, ich war heilfroh dass sie bis jetzt noch nicht bei mir aufgetaucht waren und Orli entführt hatten *g* Oder Schlimmeres... o.Ô So viel Anstand besaßen unsre beiden Barbies anscheinend doch noch. Am Sonntag saßen Orli und ich draußen auf der Bank vor der Haustür und die Sonne schien uns ins Gesicht. Ich vermisste Hawaii richtig, denn hier war es bibberkalt, auch wenn kein Winter war, aber irgendwie war das hier anders. Es hatte schon 30 Grad aber mich fror trotzdem. Aber nicht wenn ich in Orlis Armen lag... zurück in Germany kam seine Bräune erst richtig zu Geltung, er sah umwerfend aus. Wieder richtig frisch, wie eine Pflanze die vor Leben nur so strotzt. Der Urlaub hatte ihm wirklich gut getan. Und mir auch... *grins* Wir sahen gar nicht mehr aus wie richtige Europäer, ich war auch ziemlich braun geworden und das sah schon ein bisschen ungewöhnlich aus. Tinchen würde sicher wieder denken, ich hätte die ganze Woche auf der Sonnenbank verbracht. Orli und ich verbrachten den Nachmittag küssend auf der Hausbank. Mein, ganz allein meiner... Ich fuhr hoch und sah mich wirr im Zimmer um. Es dämmerte und ich sah auf meinen Wecker – halb sieben! Ich musste doch zur Schule! Ich sah neben mich. War das alles ein Traum gewesen?? Diese halbe Ewigkeit mit meinem Postergott? Schien so... (Anm.d.A.: Nicht erschrecken, das war geplant... ^^) Ich war richtig frustriert, dass das alles nur ein Traum war, denn es war irgendwie so real... Aber träume muten einem oft real an und verpuffen dann wie eine Seifenblase. Immer noch todtraurig über das Entfleuchen des schönsten Traums meines Lebens stand ich auf und zog mich an. Dann ging ich runter zu meiner Mom in die Küche. „Hab dir deinen Kakao schon hingestellt, willst was essen?“ Ich schüttelte nur den Kopf und starrte ins Leere. Meine Mom sah mich bekümmert an. „Was ist los Schatz, bist du krank?“ Ich schüttelte erneut den Kopf. Mir war nicht nach Essen, ich hätte heulen können! Wie das so ist, wenn man was geträumt hat das einem nicht mehr aus dem Kopf geht. „Ich hab nur nen unheimlichen Mist geträumt...“ Gab ich leise zurück. „So schlimm dass du keinen Hunger hast? Das muss ja ein Alptraum gewesen sein!“ Die Mom in meinem Traum glich im Wesen überhaupt nicht meiner Realen, meine reale Mom war viel bodenständiger und stand eher auf Typen wie Hansi Hinterseer... Allein bei dem Namen wurde mir regelmäßig übel wenn sie ihre CDs laufen hatte. Ich biss ein Stück Brot ab und ging dann aus dem Haus. Den Schulweg legte ich mit der Ubahn zurück, jeden Tag fünf Stationen hin und zurück. Ich hatte mal gelesen dass Orli gerne in Ubahnen flirtet, aber ob das wirklich wahr war wollte ich ehrlich gesagt gar nicht wissen. Ich war Fan seit dem ersten Herr der Ringe, fand ihn als Elb schon klasse obwohl ich überhaupt nicht wusste wer den spielt. Ich fand nur seine Bewegungen sexy. Jetzt versank ich schon wieder in meinem Traum! Ich rüttelte mich wach. Ganz zufällig sah ich nur kurz den Typen an, der mir gegenübersaß – ich dachte, bestimmt wieder so ein notgeiler Italiener – und mich traf fast der Schlag. Unauffällig, aber hastig und mit einem Herz das mir bis zu Hals schlug, begab ich mich weg von meinem Sitz, weg von diesem Typen hin zur Tür. Das konnte nicht sein. Das musste ein gutes Duplikat sein. Niemals! Auch wenn er es sein sollte, ich traute mich in dem Moment nicht, auch nur einen Pieps von mir zu geben, aus Angst, das könnte sich blöd anhören oder ich könnte was falsch machen, aber andererseits bereute ich es jetzt schon, denn das war vielleicht die einzige Gelegenheit die ich je bekommen würde und die Endstation war nicht mehr weit... aber was war das... der stand auch auf und ging Richtung Tür... Verunsichert blieb ich einen Moment am Bahnsteig stehen und sah mich um. Er schien verschwunden zu sein, also atmete ich erleichtert auf. Man, ich hatte ja schon Halluzinationen! Aber irgendwas streifte in dem Moment meinen Arm, ich drehte meinen Kopf nach dem Etwas und sah in zwei große, braune Augen.... mir blieb fast das Herz stehen und ich stolperte einen Schritt rückwärts, bei dem ich fast auf die Gleise gestürzt wäre, wenn mich nicht jemand an der Hand festgehalten hätte... Nein, das war wieder einer dieser verdammten Träume, ich kniff mich und hoffte aufzuwachen, doch diesmal geschah nichts... aber im Traum hatte ich mich ja auch gekniffen und es war nichts passiert, also konnte ich nur abwarten... Als ich endlich wieder sicheren Boden unter den Füßen hatte, brachte ich ein zögerliches „Danke...“ heraus und dieser Typ grinste mich lieb an. „Kein Problem... weißt du zufällig wie ich zum Matthäser komme?“ Antwortete mir der Typ in gebrochenem Deutsch, den Akzent konnte ich nicht genau einordnen. „Fahr einfach bis zum Hauptbahnhof und geh dann die Straße runter, kannst nicht verfehlen!“ Ich versuchte, mich seinem Griff zu entwinden, denn er hielt mich noch immer an der Hand. Einige Leute sahen schon zu uns herüber, denn sicher hatten ein paar Mädchen bemerkt, dass der da wie Orlando aussah... Verfluchte Scheiße, was wenn...? „Du weißt wer ich bin, nehm ich an, so wie du vorhin reagiert hast...“ Ich kniff die Augen zu und hoffte, aufzuwachen. Mit skeptischem Blick sah ich ihn an. „Ich glaub nicht dass du das Original bist, du bist allerhöchstens eine gute Kopie die einen auf Wichtig macht weil sie dem Original so ähnlich sieht...“ Autsch, der war fies, aber wenn er wirklich ein Double war hatte er es nicht anders verdient. Stattdessen grinste er mich wieder an. „Hör auf zu grinsen, ich find das nicht witzig. Du hast mir grad den Schock meines Lebens verpasst.“ – „Tut mir leid, das wollte nich nicht...“ Schien ja wirklich kurz angebunden zu sein die Kopie.. Ich konnte mich endlich loseisen und versuchte, mit einer Ausrede zu verschwinden. Hastig sah ich auf die Uhr. „Du sorry, ich muss zur Schule!“ Was war das, seine Miene wurde plötzlich traurig. „Schade dass du mir nicht glaubst, du bist nett! Sehen wir uns wieder?“ – „Sorry, ich muss jetz wirklich, danke dass du mich gerettet hast! Komm gut zum Kino!“ Und eilte davon, die Stufen hinauf zur Schule. Mandy holte ganz tief Luft: „WAAAAAAAAAAAAS? Und du hast ihn nicht um ein Autogramm gebeten, bist du denn des Wahnsinns??“ Ich zuckte mit den Schultern, glaubte ich doch nach wie vor nicht dass er das gewesen war. „Na ja, da stand noch die Tatsache im Raum dass ich heute Nacht einen wunderschönen Traum von genau demselben hatte...“ Mandy stützte den Kopf auf die Hände und sah träumerisch an die Decke. „Er hat dir das Leben gerettet... na ja, jedenfalls hat er dich davor bewahrt, auf die Gleise zu fliegen und vom nächsten Zug überrollt zu werden...“ – „Wenn ich's dir doch sag, das war ne billige Kopie!“ – „Und ich sag der war echt, hast du dir nen Ausweis zeigen lassen?“ – „Nein...“ Gab ich kleinlaut zurück, scheiße das hatte ich vergessen, so hätte ich Gewissheit gehabt. Hoffentlich lauerte der mir jetzt nicht vor der Haustür auf um mich in den nächsten Busch zu zerren... Auf dem Heimweg war mir nicht ganz wohl, ich hatte immer Angst, der könnte wieder auftauchen und noch mehr Verwirrung stiften. Aber im Ubahnhof war nichts zu sehen. Und darüber war ich so froh, dass ich glatt über jemandes Füße stolperte und auf die Schnauze fiel. Wieder reichte mir jemand die Hand, diese Hand kannte ich doch... über mir stand wieder die grinsende Orlando – Kopie (siehe Bild – so etwa ^^) und bemühte sich, mich vom Boden aufzuklauben. „Verfolgst du mich?“ Gab ich ein bisschen angefressen zu erkennen dass ich ihn irgendwie nicht leiden konnte. „Vielleicht...“ – „Also, damit nun endlich Klarheit herrscht, hast du nen Ausweis dabei den du mir zeigen kannst um die Wahrheit ans Licht zu bringen?“ Fragte ich schließlich frech. er zog seinen Reisepass heraus, den ich auf alle Sicherheitsmerkmale prüfte, leider war er echt... „Verdammte Scheiße, du bist es wirklich....“ – „Sag ich doch schon andauernd.“ ganz zu vergessen – Jazzy und Mandy kamen nun die Treppe heruntergehastet, sie waren wie immer zu spät dran und beiden klappte die Kinnlade herunter als sie das vermeintliche Orli – Double erblickten. Mandy nahm sich sofort meiner an und zog mich von dem angeblichen „Strolch“ weg. „Nimm ja deine schmierigen Pfoten von ihr du Weibervernichter...“ Fuhr sie Orli an. Ich löste mich aus ihrem Griff und klärte Mandy auf. „Mandy, darf ich vorstellen, Orlando! Hab ihn vorhin nach seinem Ausweis gefragt, und der is leider echt...“ – „Is es hier so heiß oder bin ich das... wow...“ Jazzy, wie sie leibt und lebt, musterte Orli von oben bis unten. „Ich hab ihn zuerst gesehen!“ Konterte ich. Hier war es aber auch wirklich heiß.... Und wenn ich nicht bald hier wegkam, würde wahrscheinlich ein Unglück passieren... langsam panisch werdend, gab ich Mandy und Jazzy mit einem Blick zu erkennen, dass ich hier weg musste und zwar ganz schnell. Ich wollte Orli ja nicht vor den Kopf stoßen, um Himmels willen! Aber mir wurde das ganze für den Moment zu viel. Ich war auch nicht der Typ die gleich in Ohnmacht fällt wenn sie ihrem Traummann gegenübersteht... aber es wäre fast soweit gewesen. Allein die Art wie er mir dauernd Blicke zuwarf... Dummerweise war ich – nicht wie im Traum schwarz – blond. War irgendwie eine logische Schlussfolgerung, dass Orli was an mir fand, er stand ja auf Blondinen. Oh hätt ich sie doch bloß nicht umgefärbt... damals hab ich noch gehofft, ihm zu gefallen wenn ich ihm eines Tages begegne, aber dass das dann tatsächlich der Fall sein würde, damit hatte ich ja nicht mal im Traum gerechnet! Und da stand er jetzt, ein bisschen größer als ich mit seiner grauen Armymütze eingewickelt in eine ziemlich groß geratene Jacke... Die Mädels versuchten ihm irgendwie klar zu machen, dass es jetz wirklich sehr ungünstig war, weil unsre Mütter daheim mit dem Essen warteten und wir außerdem schönen Ärger bekommen würden wenn wir zu spät nach Hause kommen... da hatten sie gar nicht mal so Unrecht, Mandys Eltern waren da sehr streng, sie musste immer um punkt viertel vor zwei zu Hause sein wenn wir bis eins Schule hatten. Arme Mandy. Ihre Eltern würden ihr doch sicher nicht glauben, wenn sie heimkäme und als Ausrede daherbrachte, sie hätte Orlando Bloom getroffen... die wussten sicher noch nicht mal wer das eigentlich ist. „Was hältst du davon...“ mischte ich mich in die Diskussion ein „... wenn er dir zum Beweis ein Autogramm mitgibt, dann kann sie nicht meckern, deine Mom.“ Mandy zog irgendeinen Zettel aus ihrer Hosentasche, oje, das war ihr Zeugnis... und Orli kritzelte ein Autogramm hinten drauf. Und nach ein paar weiteren Minuten Gespräch und langsam nervig werdenden Blicken von Orli mussten wir dann wirklich. „War schön, dich getroffen zu haben!“ – „Die Freude war ganz meinerseits, ich hoff wir sehen uns wieder?“ Ich verdrehte die Augen, der ließ einfach nicht locker! „Du bist doch sicher nicht dauerhaft hier oder? Und wie sollen wir bitte nach England kommen.“ – „Habt ihr keine Schüleraustausch?“ Nicht das auch noch, schlimm genug dass das in meinem Traum vorgekommen war. „Ja schon, aber der geht erst wieder ab nächstes Jahr! Wird also nix, außerdem, was sollen wir in England. Ihr habt nen verdrehten Geschmack und seid außerdem viel zu steif.“ Oje, sorry Orli, aber so sah für mich der Großteil der Britischen Bevölkerung aus! „Sorry...“ Wie konnte man eigentlich dauernd grinsen? „Ich weiß, die Briten sind so... sieh mich an, ich bin auch einer!“ Wir mussten lachen. Scherzkeks. Nun mussten wir uns aber wirklich verabschieden, denn die Ubahn fuhr ein. Zum Abschied noch mal eine Umarmung für jeden... Schade, irgendwie gefiel er mir jetzt besser als vorhin. Vielleicht, eines Tages. Zu Hause hatte ich Join me laufen und versank ein bisschen in Trauer. Erst hat man so einen schönen Traum mit den geilsten Kerl der Welt und dann fall ich auch noch über seine Füße... Would you die tonight for love... Scheiße, wieso war ich abgehauen?? Ich beschimpfte mich selbst mit allen möglichen Namen für einen Trottel und ich war ja auch wirklich blöd gewesen. Aber das war jetz nicht mehr zu ändern. Chance has passed away... und sie würde nie mehr wiederkommen. Oh wie ich mich noch irren sollte! Is this love, that I’m feeling… ich war ja eigentlich schon immer in Orli verschossen, aber wenn man ihm dann real gegenübersteht sind vor Aufregung die Gefühle wie weggeblasen... gut eigentlich, denn das lässt einen ein bisschen klarer denken. Aber bevor ich irgendwas andres tat, beschloss ich, mir die Haare feuerrot zu färben, nie wieder blond! Auch wenn das meine Chancen bei Orli gleich null werden ließ, war mir egal, so was hatte ich eh nicht verdient! Die nächsten Tage gingen wieder ganz normal weiter, Mandy erzählte mir, ihre Mom wäre ausgeflippt – nicht aus Ärger – sie hatte Mandy Vorwürfe gemacht, weil sie sie nicht angerufen und sofort herbeordert hatte. Oh mein Gott, ich vergaß ganz, die Mom in meinem Traum war Mandys Mom, die war nämlich auch ein großer Fan von Orli und Johnny. Tja, wir waren nun im Vorteil... Jazzy hatte immer noch feuchte Träume, war ja klar. Wir waren damals alle drei zusammen im Herrn der Ringe und Jazzy wäre fast in Ohnmacht gefallen, so geil fand sie Legolas. Ich fand damals eigentlich nur sexy wie er zu den Hobbits am Baum in Lothlórien spazierte. Diese schmalen Hüften hatten es mir angetan... Und er hatte seine Figur behalten... glaubt nicht, ich hätte ihn nicht auch gemustert! Es war verdammt schwer, sich zurückzuhalten und ihn nicht in aller Öffentlichkeit niederzuknutschen. Auch Tage danach konnte ich unser Unfall – Treff nicht vergessen. Das würde mich für den Rest meines Lebens prägen. Und was er im Kino wollte – fragt mich nicht! Vielleicht hat er sich nur nen Film angesehen. Wir ahnten ja nicht... Am folgenden Montag hallte eine Durchsage durchs Schulgebäude. „Mandy, Jazzy und Marie bitte in die Redaktion, Mandy, Jazzy und Marie bitte in die Redaktion, ich hab was zu besprechen mit euch!“ Der Redakteur war derselbe wie im Traum, Toby. Ihr könnt ihn euch etwa wie den Toby aus „18 – allein unter Mädchen“ vorstellen, so ähnlich sah er aus und wir zogen ihn immer wieder damit auf wo er denn die anderen drei gelassen hätte. Aber er war ein super Zeitungs – Kollege und guter Freund wenn du mal jemanden zum Ausheulen brauchtest. Wir machten uns also nichts ahnend in die Schülerzeitungs – Redaktion auf. Auch das war leider eine wahre Tatsache, ich war Schreiberling bei der Schülerzeitung. „Hey ihr drei...“ begrüßte uns Toby mit einem Grinsen im Gesicht. „Was gibt’s dass du uns aus Schiefer’s Unterricht extrahierst?“ Schiefer war unser Chemielehrer und extrahieren war hier nur allzu passend. *grins* „Also folgendes, der Direx will was in der Zeitung sehen von dem ich persönlich weniger halte, aber ihr kennt ja den Rex, wenn sich der was in den Kopf gesetzt hat musses durch... Also die Sache sieht wie folgt aus...“ Er erklärte uns, dass wir uns irgendeinen Promi suchen sollten und dann ein Interview mit dem in der Zeitung abdrucken sollten. Mir klappte die Kinnlade runter, hatte ich etwa so was wie Vorhersehungen? Wahrträume? „Toby du machst mir Angst...“ antwortete ich kleinlaut. „Warum denn?“ – „Na ja, ich hatte vor ner guten Woche genau so einen Traum ...“ – „Und, wer war der Interviewpartner?“ – „Unser Ubahn – Gespenst...“ Ich hatte Toby natürlich schon alles erzählt. Jetzt wurde er auch ein bisschen blass. „Jetzt muss ich euch aber noch mal schocken... denn auch das wirst du sicher geträumt haben, Marie... am Donnerstag is die Premiere vom dritten Fluch...“ – „Der Karibik??? Spinnst du??? Ich will aufwachen, bitte zwick mich!“ Er kniff mich in den Arm aber es brachte nichts. „Verdammte scheiße was tu ich jetzt, Mädels ihr müsst da alleine hingehen, ich kann das nicht!“ Toby wedelte mit drei Presseausweisen vor unsren Nasen herum. „Die hat uns der Direx besorgt, also ich kann ja auch mitgehen wenn du nicht willst. Ich sorg schon dafür dass keine von beiden abgeschleppt wird.“ Na ja, das war auch nicht allzu wahrscheinlich, denn Mandy und Jazzy entsprachen nicht Orlis Typ, Jazzy hatte ihre Haare braun mit grünen und Rosa Strähnen, meist zu Zöpfen geflochten. Und Mandy war naturrot. Ich beneidete sie immer für ihre tollen langen, lockigen Haare. Meine waren arschglatt, sahen ziemlich stumpf aus und gingen mir etwa bis zu den Ellenbogen. Die Attraktivste von uns dreien war ich also nicht. „Ich überlegs mir noch mal, aber sehr wahrscheinlich is das nicht. Das wollte der also im Kino...“ – „Wie.“ – „Na ja, an dem Morgen als ich fast aufs Gleis gepurzelt bin hat er mich gefragt wie er zum Matthäser kommt.“ Die andern drei grinsten schelmisch. „Ja gut okay ihr habt mich an der Angel. Aber ich hab n Riesenschiss... aber ich glaub wohl kaum das der noch mal was von mir wollen wird, jetzt wo ich Feuerlöscher – Rot bin...“ Wir mussten lachen, dann ging es ab zurück ins Klassenzimmer, die Ausweise hatte Toby uns schon mitgegeben. Jazzy wollte ihre Digicam mitnehmen um Fotos von ihrem heißen Schnuckel zu schießen wie sie sagte und ich... ich machte mir fast vor Angst in die Hose. (Anm.d.A.: Hätte jetzt fast geschrieben – machte mir vor Hose fast in die Angst ^_^“) Gut, er war ein wirklich netter Kerl und es gab auch nicht auszusetzen, aber ich war eben nun mal verknallt in ihn!! Das ließ sich leider in einer Woche nicht ändern, dazu hätte ich Jahre gebraucht um mir das abzugewöhnen. Und als ich ihm so gegenüberstand – ich brauchte ihn nur ein bisschen länger am Stück anzusehen – wurde mir ganz duselig. Das fing an, auszuarten, ich musste aufpassen... das sollte nicht wieder so enden wie mit meinem Ex, dem ich ein Jahr lang noch hinterhergerannt war weil ich nicht checkte was für ein Arsch er ist... (Anm.d.A.: leider wahr... auch wenn’s kein richtiger Ex is) Denn wenn ich verknallt war, war mir alles egal, ich ging durch Wände wenn es sein musste. Ich hatte dann keinen Peil mehr für die Realität, richtete mich nur am Ideal, an ihm aus und vergaß mich selbst total dabei. Könnte mir bei Orli passieren also musste ich höllisch aufpassen. Zu Hause brauchte ich auf den Schock erst mal einen Walnussjoghurt. Und dann ging das Zittern los. Diese Woche, ich weiß bis heute nicht wie ich sie überlebt hab. Dann ging’s natürlich auch ums Klamotten aussuchen, denn auf so einer Filmpremiere erschien man nicht mit Lochjeans. Ich entschied mich schließlich für ein schwarz - weißes Kleid ganz im Piratenstil, das ich schon ewig im Schrank hängen, aber nie angezogen hatte. Dazu meine roten Haare – vielleicht noch ein Kopftuch und meine riesigen Ohrringe... das sah einfach geil aus. Der würde mich mit Sicherheit nicht mehr wiedererkennen. Vielleicht würden wir ja auch ein Erinnerungsfoto mit Johnny kriegen... ich fand Jack Sparrow unheimlich lustig. Ich war im letzten Karneval als Pirat in ebendiesem Outfit gegangen und hatte den Kostümwettbewerb gewonnen – unbeabsichtigt natürlich! Jetzt hatte ich so einen Porzellanclown im Regal stehen, der vor sich hin staubte. Vielleicht sollte ich ihn Johnny mitbringen, denn wegen ihm hatte ich ja schließlich gewonnen. Ich überlegte mir das noch mal und kam zu dem Schluss, dass er in meinem Regal besser aufgehoben wäre. Und für Orli... ich überlegte noch was ich ihm mitbringen konnte, er hatte doch eh schon alles. Was gelbes vielleicht. Was Neues, was Geborgtes, was Gelbes... ich musste grinsen. Ich entschied mich dann aber gegen Gelb und besorgte am Mittwoch noch eben eine Kette mit einem Bergkristall dran. Die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag schlief ich kaum, zu groß war die Aufregung und die Angst, Orli könnte wieder zu stochern beginnen. In Gedanken ging ich noch mal alles durch ob ich auch alles hatte... Am Donnerstagmorgen schließlich holte mich Jazzy mit ihrem Golf ab, auch der war real. Auch in Grün. Wir fuhren noch eben bei Mandy vorbei und holten die ab und dann ging’s Richtung Hauptbahnhof. Es war ziemlich schwer, einen Parkplatz zu finden, weil die Bayerstraße größtenteils wegen der Premiere gesperrt war um die Promis von der Öffentlichkeit abzuschirmen... Wir mussten nach langer Suche dann einen guten Kilometer zu Fuß zurücklegen, aber das war die Sache wert. Wir zeigten unsere Presseausweise und wurden anstandslos reingelassen. Das war ja richtig gemütlich! An der Bar standen ein paar Hocker, nicht wie sonst immer gar nichts. Die hatten sich wohl extrafein gemacht für die Hollywoodstars... Es dauerte auch nicht lang, da kam jemand in weißem Hemd, löchriger Jeans und einem Bandana ums Handgelenk aus dem Kinosaal. Den Typen kannte ich doch? Noch ehe ich was sagen konnte, war er schon bei uns. „Hi Girls! Ihr müsst die Zeitungsdamen sein, kommt rein kommt rein, Will erwartet euch schon...“ Johnny wie er leibt und lebt. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Der Pirat eben. Im Kinosaal brannte noch Licht und ungefähr in der sechsten Reihe Mitte saßen Orli und Keira. Regisseur und Co ganz vorne in der ersten Reihe. „Was is los, wollten die ihre Ruhe?“ Fragte Johnny Orli. Der zuckte nur mit den Schultern. „Na ja, solln sie nur rumzicken. Rum...“ Johnny spielte den Besoffenen. Alle drei mussten lachen und Keira gab ihm einen Stoß in die Rippen. „Ach übrigens, die Zeitungsdamen sind da...“ Ich schluckte laut hörbar, als er das verkündete. Orli stand auf und strahlte uns an. Scheiße. Wir gingen gaaaanz langsam nach vorne. „So sieht man sich wieder...“ wurde ich von Orli begrüßt. Auch die andern schüttelten allen Beteiligten die Hände. Johnny setzte seinen Jack – Sparrow – Blick auf. „Ihr kennt euch?“ – „In der Tat...“ – „Er hat mich vor der Ubahn bewahrt vor ungefähr ner Woche...“ – „Ah, du bist Ubahn gefahren?! Ich hätt viel zu viel Schiss dass mich jemand erkennt!“ Orli schubste Johnny ein bisschen zur Seite, natürlich nur Spaßeshalber. „Schau dir mal den Stadtverkehr an dann weißt du warum ich das gemacht hab... Na ja, sie war so geschockt von meinem Anblick dass sie glatt nach hinten gestolpert und fast auf die Gleise gefallen ist.“ – „Oh der Lebensretter...“ Grinste Johnny. Das mit dem Komikerduo war wirklich wahr. „Wie heißt ihr eigentlich?“ Fragte Johnny schließlich. Ich stellte meine Gefolgschaft vor. „Also, das da...“ ich deutete auf Mandy – „ist Mandy, und die neben mir, die grade so rumzappelt, das is Jazzy.“ Jazzy konnte sich in der Tat nicht stillhalten und schien nicht zu wissen wen sie als erstes besabbern sollte, Johnny oder Orli. „Und meine Wenigkeit... ich bin Marie.“ Worauf Johnny dieses dämliche Lied Anstimmte... „Marie, Marie...“ Wir lachten uns halb tot bevor irgendjemand wieder was sagen konnte. „Ach so... ich hatte ja was ganz vergessen!“ Ich zog einen kleinen, grünen Samtbeutel aus meiner Handtasche. „Sorry Johnny, Keira, ich dachte wir würden uns gar nicht sehen, jetz hab ich nix für euch... aber ich lad euch nachher noch auf nen Kaffee an der Bar ein wenn ihr wollt...“ – „Ach was, is schon in Ordnung!“ – „Geht schon klar, ihr seid schon Geschenk genug, es is immer schön, Fans zu treffen...“ Keira mit ihren langen Ausschweifen... Dann gab ich Orli die Kette, die er sich sogleich um den Hals hängte. „Danke!“ Sagte und umarmte mich... oh nein, bitte nicht! Du weißt ja nicht was du da tust! Und nach der Umarmung hat er mich den ganzen Tag nicht mehr losgelassen, immer hatte er einen Arm um mich oder was anderes. Ich ließ es einfach geschehen, in der Hoffnung dass dieser Tag nur schnell genug vorbei ging, wirklich schnell, denn ich ging fast drauf vor Schmetterlingen, jedes Mal wenn er mich erneut anfasste... „Also der Film fängt gleich an, ich glaub wir machen die ganze Geschichte dann hinterher, wir haben’s nicht so eilig.“ Ich stimmte Johnny zu. Dann wurde es dunkel und ich konnte endlich tun was ich schon lang vor hatte – jetzt sah mich ja keiner mehr – ich lehnte mich an Orli. Mh, das war soooo schön... ich wär fast eingeschlafen. Aber Einschlafen war nicht, ich wollte doch den Film sehen! Der Film war genial, ich würde ihn mir sicher die nächsten Tage noch ein paar Mal reinziehen. Vorausgesetzt ich hätte die Gelegenheit dazu... Noch war der Streifen ja nicht ganz aus, aber ich fand eben schon in der Mitte dass er genial war. Orli... der kam mit jeder Szene immer näher... Ich flüsterte ihm immer wieder zu er solle bitte aufhören, wenn er nicht wollte dass ein Unglück passiert, aber er ließ einfach nicht locker. Aber so leicht wollte ich ihm das nicht machen. Der konnte doch jede haben wenn er wollte, wieso sich also mit mir abgeben?? Oooh nein, nicht mit mir. Auch wenn mein Innerstes nach ihm schrie... In einer helleren Szene dann kam es, ich wollte ihm grade einen Anschiss verpassen, aber stattdessen sah ich ihm direkt in diese wunderschönen Augen... reiß dich zusammen, Marie! Ich wendete mich wieder ab und tat so als wäre nichts gewesen. Auch seine Hand schob ich jetzt weg, die er versuchte auf meine zu legen. Ich musste mal eine Weile für mich sein. Das musste aufhören, und zwar sofort. Ich fasste also den Entschluss und setzte mich neben Jazzy, sodass zwischen Orli und Mandy jetzt ein Stuhl frei war. Orli sah mir mit seinem berühmten Stirnrunzeln nach. Es tat mir wirklich leid, ihn so zu sehen, aber ich konnte das nicht! Ich war erst verdammte 18, und er schon 30! Wobei mich der Altersunterschied jetzt gar nicht so störte, es war eher die Tatsache dass er ein englischer Hollywoodstar war und ich nur irgendeine Schülerin die er getrost als Groupie sehen konnte... Nach dem Film gingen wir dann raus an die Bar, bestellten uns was – ich lud Johnny und Keira natürlich noch ein! – und Jazzy führte das Interview, wo sie auch noch ein paar Kommentare der anderen dazubekam, was den Direx doppelt freuen würde. Und immer wieder dieser fragende Blick von Orli... „Bitte hör auf...“ sagte ich lautlos zu ihm. Ich konnte nicht mehr, ich hing komplett in den Seilen. Er hatte seine gewisse Masche, die Frauen schwach zu machen, und die funktionierte bei mir bestens. Erst die Beute schwächen und dann zuschlagen... Ich versuchte dann einfach, ihn nicht mehr anzusehen. Verdammt dass die da so ein blödes Radio laufen hatten oder was auch immer Careless Whisper ... machte es mir nur noch schwerer, ihm standzuhalten. Bis mich Jazzy mal kurz zur Seite zog und Mandy weitermachen ließ – nicht bevor sie ihr das Diktiergerät genau erklärt hatte. „Wenn du dir jetz auch noch die zweite Chance vermasselst, dann bist du aber saudämlich!“ Wies sie mich zurecht. „Es ist nur, er is ein großer Star und ich ein kleines Groupie..“ – „Ja willst du’s denn nicht? Sieh ihn dir doch an, der Traum aller Mädchen... was würd ich drum geben, du zu sein!“ – „Du kannst ihn haben, wirklich!“ Jazzy hob einen ihrer Zöpfe hoch. „Ich bin aber nicht blond so wie du! Und ich färb mich auch sicher nicht um bloß wegen dem. Verdammt schnapp ihn dir!!“ – „Und was wenn er mich aufs Hotel abschleppt??“ Jazzy schmunzelte, in Gedanken zog sie Orli wohl schon aus... der Gedanke war auch gar nicht so schlecht, aber er würde mich sicher nur einmal flachlegen und dann fallen lassen wie eine heiße Kartoffel... „Und dann lässt er mich fallen wenn er hat was er wollte.“ – „Mit der Gefahr musst du leben, aber du kannst dann von dir behaupten, schon mal mit ihm im Bett gewesen zu sein...“ – „Jazzy....“ Sie dachte wieder nur an das eine. Typisch. Aber wenn, dann wollte ich schon längerfristig was, und nicht nur eben kurz in die Kiste, ich konnte One Night – Stands nicht leiden. Auch wenn ich noch so verknallt war in ihn. Er war schließlich auch „nur“ ein Mann. Und das hielt mich davon ab. Da ich mit dem Rücken zur Interviewgruppe saß, sah ich nicht wie sich Orli von ihnen entfernte und zu uns herüberkam. „Was is los bei euch, geht’s um mich?“ Ich fuhr zusammen, als ich ihn hinter mir sprechen hörte. Zu allem Überfluss wollte er mich auch noch von hinten umarmen, aber das wurde nichts weil ich mich ganz schnell wieder seinem Griff entwand. „Ah verstehe...“ Er sah ein bisschen geknickt aus. Das war eben seine Masche, in den Mädels Mitleid erwecken damit sie nicht anders konnten als ihm zu geben was er wollte damit er nicht mehr so traurig dreinschaute. Aber das zog bei mir nicht. „Weißt du...“ fing ich dann an – „ich kann One Night – Stands nicht ausstehen...“ Er sah ein bisschen belustigt drein. „Das war's doch was du anstrebst.“ – „Wenn du mich für so notgeil hältst...“ Voll witzig. Darauf fiel ich auch nicht rein. Nicht mit mir. Trotzdem sah ich ihn jetzt ein wenig überrascht an und Jazzy auch. „Ich dachte du hältst nichts von Groupies?“ Wohl wahr, das hatte ich auch mal wo gelesen. „Grundsätzlich ja, aber du bist mir ja nicht nachgelaufen. Eher ich dir.“ Grinste er. Sollte ich jetz zu Mami heim und fragen bitte bitte er is mir nachgelaufen, darf ich ihn behalten? Der Gedanke gefiel mir nicht. Irgendeinen Hintergedanken hatte der doch! „Es gibt da noch einen anderen Grund wieso ich zögere... ich hab letzte Woche einen irren Traum gehabt... mit dir.“ – „Sag bloß.“ – „Und das hat auch alles auf dieser Premiere angefangen, und du hast mich dann ins Hotel abgeschleppt und ich war auch noch so blöd und ging mit.“ – „Jetz versteh ich dich schon besser. Manchmal mach ich so was, aber die Zeiten sind vorbei.“ Um nicht zu vergessen, er stand immer noch hinter mir, was ich alleine schon unhöflich fand. Männer eben. Er wollte mich schon wieder von hinten umarmen, diesmal ließ ich es einfach geschehen. Warum weiter gegen die Gefühle ankämpfen wenn das das Tor zum Himmel war? Und Orli sah mich erstaunt an, er hatte sicher erwartet dass ich ihn wieder wegschiebe. Jazzy freute sich. „Na endlich! Können wir jetz nach vorne gehen und weitermachen? Ich trau Mandy nicht so ganz, danach schrottet sie noch die Kassette und wir können von vorne anfangen...“ Jazzy. Ich grinste und schüttelte nur den Kopf. „Geh schon mal vor, wir kommen gleich.“ Von vorne kamen eh schon grinsende Blicke. Nun stand Orli vor mir und ich sah ihn plötzlich ganz anders... so anders dass mir ganz schwindelig wurde. Mehr weiß ich nicht mehr. Als ich wieder anfing mich zu erinnern, lag ich mitten im Raum, ein Haufen Leute stand über mir und begutachtete mich. Nein, ein Krankenhaus war das nicht, das unter mir war rot und flauschig. Jetzt kam es mir wieder, das war ja der Teppich im Kino. Verdammt, es hatte mich wirklich umgehauen. „Na endlich, sie ist wieder wach!“ Hörte ich Johnny sagen. Er stand auf. Jazzy und Orli halfen mir auf. „Danke, jetzt hast du mir schon zweimal das Leben gerettet...“ – „Ach was, nicht der Rede wert...“ Und wieder sah ich in diese großen braunen Augen.... und diesmal konnte ich nicht anders, er wohl auch nicht – wir küssten uns. Von der Bar drüben kam tosender Applaus. „Das nenn ich mutig, beim ersten Date gleich knutschen!“ Grinste Johnny. Orli streckte ihm die Zunge raus. Komikerduo war noch untertrieben. Ich musste grinsen und schmiegte mich an Orli. Wie lange hatte ich das vermisst... meine letzte Beziehung war vier Jahre her. Endlich wieder diese Geborgenheit, jemand der die Lücke in deiner Seele schließt.... Ich küsste ihn gleich noch mal. Wenn dies das letzte Treffen sein sollte, dann wollte ich das bis zur letzten Sekunde auskosten. Orli und ich stellten unsere Hocker nebeneinander und Jazzy führte das Interview zu Ende. Oje, jetzt kamen die Fotos... ich durfte ja nicht zu verliebt wirken, sonst wäre in der Schule der Teufel los wenn die die Fotos sehen würden... also, abwechselnd einmal mit Mandy, dann mit Jazzy und schließlich mit mir zwischen zwei Piraten und einer Gouverneurstochter. In dem dämlichen Radio lief jetzt Black Velvet ... das würde klasse Fotos geben. Selbstverständlich für den Privatgebrauch! Jazzy machte die Fotografin. Ich weiß nicht, aber wir fanden das in dem Moment irgendwie lustig. Jazzy wohl auch, uns küssend und in anderen Positionen zu fotografieren. „Hey, tu doch mal so als ob ich deine Freundin wär...“ Grinste Jazzy und drückte mir die Kamera in die Hand. Ich sah sie ein bisschen irritiert an. „Filmküsse my Darling, die sind harmlos!“ – „Sag das nicht...“ kam von Orli. „Keira kann’s bezeugen.“ Keira sah betreten zu Boden. „Dann tu also nur so, ja?“ Orli zwinkerte mir zu, was wohl heißen sollte dass ich mir keine Sorgen machen sollte. Und so gab es auch ein Knutschfoto für Jazzy. Die kam wieder, ein bisschen außer Puste und nahm ihre Kamera wieder an sich. „Wie hältst du das nur aus??“ Ich grinste sie schelmisch an. Jazzy konnte man wirklich als Groupie bezeichnen, die wäre mit Orli sicherlich ins Hotel gegangen wenn sie Gelegenheit dazu gehabt hätte. Aber dummerweise war sie nicht das Objekt der Begierde... hehe. Ich fing an, ein bisschen auf mich stolz zu werden, so einen Fang an Land gezogen zu haben. „Was macht ihr jetzt eigentlich noch?“ Dumme Frage, ins Hotel gehen natürlich. „Och, mal sehen... noch bissel die Stadt ansehen, ins Hotel gehen...“ – „Und du?“ Ich sah Orli an. „Keine Ahnung. Mir ist nicht mehr großartig nach irgendwas, ich glaub ich verzieh mich ins Hotel und hau mich vor die Glotze.“ Jetzt wollte er wohl fragen ob ich mitkommen würde, aber daraus würde nichts werden. „Wenn du jetzt denkst dass ich mit dir komme hast du dich geirrt.“ – „Dacht ich mir schon dass du dich nicht abschleppen lässt.“ Grinste Orli. Haha, voll witzig! Ich wollte mich aber nicht jetzt schon von ihm trennen. „Wie spät is es eigentlich?“ Jazzy sah auf ihre Uhr. „Viertel nach vier, wieso?“ – „Könnten wir nicht gleich noch in die Schule gehen und den Artikel bearbeiten?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Warum nicht, dann sind wir um eine Arbeit leichter. Kommt der da mit?“ Sie deutete auf Orli. „Natürlich nur wenn’s euch keine Umstände macht – ich mein so ne Schule is ja sozusagen ein Groupie – Nest...“ – „Da brauchst du dir keine Sorgen machen, die Schule is für heute vorbei, da befinden sich nur noch Lehrer. Wenn überhaupt.“ Und so willigte er ein, noch eben mit in die Schule zu kommen. Der Artikel würde ja schnell fertig sein, die Fotos eben von der Digicam rüberholen und gekonnt platzieren... das Interview abhören und aufschreiben.... na ja unter ner Stunde würde das nichts werden, aber was soll's, so hatte ich mehr Zeit, mich Orli anzunähern... hehe. Mein Ehrgeiz war geweckt. Gut getarnt beförderten wir Orli runter zum Parkplatz wo Jazzys grüner Golf stand. Oje... „So einen hatte ich auch mal!“ Grinste Orli als er Jazzys Auto sah. „He, nicht wahr.“ – „Doch! Bloß dass meiner ein englisches Kennzeichen trug... noch gut in Schuss!“ – „Dankeschön... aber jetz steig ein bevor die Groupies kommen...“ Runter hatten Orli leider ein paar Mädchen erkannt und waren uns nachgeschlichen, die konnten jetzt jeden Moment auftauchen also mussten wir sehen dass wir uns vom Acker machten. Jazzy parkte aus und rettete uns vor fünf Girlies, die soeben angekommen waren. Traurig sahen sie uns nach. Tja, Pech gehabt Mädels, jetzt is er meiner! In der Schule herrschte tatsächlich Totenstille, alles war schon zugesperrt, aber wir Zeitungsleute hatten ja einen Schlüssel für solche Gelegenheiten.... leise sperrte Jazzy die Tür auf, immer die Umgebung im Blick, ob uns auch ja niemand folgte. Wir wollten Orli schließlich höchste Sicherheit gewähren dafür dass er sich uns einfach so anvertraute... Er hatte übrigens die ganze Fahrt über meine Hand gehalten und ließ sie auch jetzt nicht los... er hatte schöne, weiche, warme Hände, es war richtig angenehm... und er duftete nach irgendwas undefinierbarem, das mir die Sinne schwinden ließ. Aber ich hielt mich wacker auf den Beinen. Denn hier war keine „Notarzttruppe“, die mich mal eben so wiederbeleben konnte wenn ich umkippte. Na ja, aber Jazzy und Mandy konnten das ja sicher auch übernehmen. Und eigentlich scholt ich mich selbst einen Dummkopf, dass ich ihm einfach so blind vertraute... er machte es mir nach wie vor nicht leicht, zu widerstehen. Das mit der Hand ließ ich jetzt einfach geschehen, aber glaubt nicht, ich würde mich nicht mehr wehren! Die Küsse waren auch nur damit er endlich Ruhe gab. Aber diese Küsse waren wie Gift, das jetzt durch meinen ganzen Körper strömte und mich zu vergiften drohte... Jazzy schloss die Tür des leeren Klassenzimmers auf, in dem wir unsere Redaktion hatten. Hier sah es noch chaotischer aus als bei mir zu Hause, und das mochte was heißen! Überall lagen Papierstapel, der Boden war übersät mit Locherschnipseln und diversen Papierstreifen... der Hausmeister sollte eigentlich schon letzte Woche mal durchkehren, aber er traute sich nicht hier rein weil ihm das Chaos einfach zu groß war. So mussten wir eben in unsrem Unrat leben. Während Jazzy den Computer anknipste und Mandy die Digicam gab, damit sie schon mal das passende USB – Kabel suchte, verzogen Orli und ich uns in eine dunkle Ecke... Er schien es förmlich auszukosten, wie ich innerlich mit mir rang. Ich starb tausend Tode, jede Sekunde die ich ihn nicht berührte... allein sein Anblick ließ mich schon schummrig werden... „Könnt ihr euch mal bitte verziehen? Ich kann mich nicht konzentrieren wenn du mich auch noch schwach machst, Orli...“ Selbiger grinste nur und wir verzogen uns auf den (ebenfalls dunklen) Flur. Aber ein bisschen Licht fiel von draußen herein, direkt auf Orli und beleuchtete jedes noch so kleine Detail seines so perfekten Körpers... Da kam mir dieser Song in den Sinn, von Santana... I love you much too much… das könnte man hier einbauen. Es war totenstill und die Tür des Physiksaals stand offen... hatte wohl wieder jemand vergessen, abzuschließen, das kam öfter vor. Dort hinein verzogen wir uns. „Hey ihr zwei, los, lasst uns gehen!“ Wir fuhren auseinander... erst jetzt sah ich was ich angerichtet hatte... Orlis Hemd lag hinten über der letzten Sitzreihe... wir mussten uns über eine Stunde geküsst haben.... wie lange kann ich nicht mehr sagen, denn ich war wie auf Alkohol oder Drogen, total weggetreten. Im Liebesrausch *grins* Ein bisschen beschämt grinsend zog sich Orli sein Hemd wieder über, knöpfte zu und folgte uns nach draußen. Inzwischen war es wirklich stockfinster geworden, nur die Straßenlaternen warfen noch ein fahles Licht auf den Gehsteig. Oh ich hätte ihn am liebsten noch einmal niedergeknutscht... Aber jetzt würde er ins Hotel gehen und dann wieder nach England fliegen, vielleicht sahen wir uns nie wieder. Das ließ mir die Tränen in die Augen steigen. Jetzt wurde mir eigentlich klar, dass ich mich grade Hals über Kopf verliebt hatte, nicht so wie das bissen verknallt sein als Fan, nein, das war wirklich echte Liebe. Aber wir hatten Morgen wieder Schule, also sah ich auch keine Chance, ihn wenigstens zum Flieger zu begleiten. „Hey, was is los?“ Orli legte seinen Arm um mich. „Du fliegst morgen wieder, hab ich Recht?“ Jetzt wurde auch Orlis Miene traurig. „Leider...“ – „Also war das doch nur eine einmalige Gelegenheit die du einfach ausgenutzt hast.“ – „Nein! Wir sehen uns wieder, versprochen!“ Ich kuschelte mich auf Jazzys Rücksitz ganz eng an ihn, ich wollte ihn nicht wieder gehen lassen, nicht jetzt! Das war nicht fair. „Hey, don’t cry, wir sehen uns wieder!“ Doch ich konnte nicht anders. Sollten mich die andren ruhig so sehen, war mir egal. There’s no chance for us, it’s all decided for us, this world has only one sweet moment, satisfied for us… Who wants to live forever… ich wollte nicht mehr leben, wenn ich nicht bei Orli sein konnte, nein. Wenn dies der einzige schöne Tag in meinem Leben gewesen sein sollte, dann wollte ich die anderen gar nicht mehr erleben, denn noch schöner konnte es nicht werden... In deinen Armen zu sterben... Das hätte ich jetzt am liebsten getan, mit der Gewissheit, glücklich gestorben zu sein. Ach was fasel ich hier für einen Dünnsinn, aber in dem Moment fehlte mir wirklich der Verstand. Jazzy hielt vor dem Hotel. „Hey, wenn du willst kannst du gern noch die Nacht bei ihm verbringen, ich hol dich dann morgen früh hier ab und nehm dich mit zur Schule...“ Es war ein verdammt verlockendes Angebot, aber mein Traum ließ mich davor zurückschrecken, denn vielleicht würde er mich dann tatsächlich noch in die Kiste zerren. Ich überlegte lange und musste zwischendurch immer wieder Orli küssen um den Geschmack nicht zu verlieren... aber ich konnte nicht anders, das Verlangen war zu groß. „Also bis morgen, um sieben? Wir müssen dich in der Schule noch frisch machen, sonst schöpfen unsre Mädels Verdacht“ – „Okay, sieben...“ sagte ich noch und verschwand mit Orli nach draußen. Oh nein, wo war ich da nur hineingeraten... I would do anything for love, I’d run right into hell and back, I would do anything for love, I’d never lie to you and that’s a fact…Ja, für Orli würde ich durch die Hölle gehen und sie zum gefrieren bringen wenn es sein musste und wenn es meine Bestimmung war. Maybe I’m crazy... no one else can save me now but you… Aber das gefürchtete Ins – Bett – Zerren blieb mir erspart, (nahm er extra wegen mir Rücksicht?) wir küssten nur ewig lang und schliefen schließlich selig nebeneinander ein. Ich allerdings schlief nicht viel, denn der Gedanke zerfraß mich, auch nur eine Berührung von ihm zu verpassen... ich hielt den Arm, den er um mich gelegt hatte, fest. Ich wollte ihn nie wieder loslassen, aus Angst das könnte auch wieder nur ein Traum sein. Aber der war schon fast zu real um ein Traum zu sein, und der Schmerz war zu groß. So kam es dann auch dass ich am nächsten Morgen völlig übermüdet aus dem Bisschen Schlaf erwachte das ich erwischt hatte... Orlando schlief noch, ich hätte ihn noch stundenlang betrachten können, so schön war er wenn er schlief.... doch es war kurz vor sieben und ich musste sehen dass ich runterkam zu Jazzy. Ich hinterließ Orli einen Zettel mit meiner Handynummer und Emailadresse und gab ihm noch einmal einen Kuss. Mit Tränen in den Augen verließ ich das Zimmer. Jazzy stand schon seit fünf Minuten unten, wie sie mir erzählte. „Na, alles noch dran? Du siehst ja ganz schön fertig aus.“ – „Es fiel mir auch verdammt schwer, mich da loszueisen, er schlief noch als ich raus bin. Oh du müsstest ihn sehen wenn er schläft...“ Jazzy biss sich auf die Lippen. „Ich kann’s mir vorstellen. Aber jetz los.“ Sie bog um die Ecke und auf die Hauptstraße ab. In der Schule war noch relativ tote Hose, ein paar Lehrer und Streber bewegten sich über die Flure, irgendwer schimpfte über das Chaos im Physiksaal... ups, hatten Orli und ich ein paar Stühle umgeworfen? Still und heimlich schleuste mich Jazzy ins Mädchenklo, wo sie mir erst mal eine Haarbürste, mein MakeUp und einen Waschlappen gab. „Ich war gestern noch schnell bei deiner Mom und hab das Zeug geholt.“ Wow, meine Mom hatte Jazzy die Story abgekauft? „Sie hat dir die Story abgekauft??“ Fragte ich, während ich mir den Schlaf aus dem Gesicht wusch. Jazzy reichte mir noch ein Handtuch. „Ja, sie hatte zwar keine Ahnung wer Orlando Bloom ist, aber ich hab ihr ja erzählt du pennst bei mir....“ – „He, guter Trick!“ Ich kämmte mir meine völlig zerzausten Haare, legte noch ein bisschen MakeUp auf und ging dann mit Jazzy rüber in die Redaktion, wo Toby schon fleißig am Schuften war. „Morgen Mädels, so früh schon hier?“ – „Wir mussten Marie noch eben aufbügeln...“ Toby grinste. „Verstehe... Widerstand zwecklos, was?“ – „Ha ha.“ – „Ihr wart ja gestern noch ganz schön fleißig, aber die hier können wir nicht in die Zeitung packen, die Mädchen flippen doch aus!“ Autsch, die eindeutigen Fotos mit Orli und mir... „Ups, hab ich wohl gestern vor lauter Gedusel auch noch reingehauen...“ Hab ich schön erwähnt dass Jazzy aus Bamberg kam? Ich liebte ihr Fränkisch. Das war für mich der geilste Dialekt überhaupt. „Die Fotos sind aber hoffentlich noch auf der Speicherkarte?“ – „Ja ja, keine Sorge, ich bring das Ding noch heut Nachmittag zum Entwickeln. Ich würd die doch nie wegschmeißen, da is doch schließlich des Fodo mit mir und deim Schnuggel auch drauf...“ Toby gab mir die Cam und Jazzy nahm sie mir aus der Hand. „Also ihr könnt euch dann verziehen, ich krieg das hier noch alleine hin.“ Im Klassenzimmer herrschte noch gähnende Leere, bis auf Mandy, die schon hinten an unsrem Vierertisch saß und uns mit erwartungsvollem Blick ansah. „Hey ihr zwei... und Marie, ging gestern noch was?“ Ihr war nicht im Geringsten klar, dass sie schon jetzt alte Wunden aufriss... Ich schluckte, denn es tat immer noch ganz schön weh. Ich wusste mit Sicherheit dass Orli jetzt noch in seinem gemütlichen Bett lag und schlief. Und ich wollte verdammt noch mal zu ihm!!!! Ich schüttelte also den Kopf. „Was habt ihr eigentlich da im Physiksaal getrieben, da hat’s heut Morgen ja wüst ausgesehen, der Direx hat schon einen Wutanfall bekommen...“ Ich grinste. „Nur ein bisschen rumknutschen... wieso, was war denn chaotisch? Hab ihn vorhin auch schon schreien gehört...“ – „Na ja, fünf Stühle lagen am Boden und der Stapel mit Papierhandtüchern lag schön verteilt auf dem Boden... ihr habt doch nicht etwa...?“ Wieder schüttelte ich den Kopf. „Ich sagte doch ich kann One Night – Stands nicht ausstehen.“ Das genügte ihr vorerst. „Also ich weiß ja nicht ob ich da standhaft geblieben wär...“ Grinste Jazzy jetzt. „Das war mir irgendwie klar. Aber ich bin halt mal kein kleines Groupie das man einfach so ins Bett zerren kann... hehe... wartet mal.“ Soeben hatte sich mein Handy mit dem Piepton für eine Sms gemeldet. Mandy und Jazzy sahen mich erwartungsvoll an. Und ich das Handy. Oh wie süüüß... „Sag schon, was schreibt er?“ Neugierig waren die zwei ja gar nicht. Ich las vor. „Hey Maus! Vermute du sitzt jetzt in der Schule und trauerst... aber ich hab gute Neuigkeiten für dich! Konnte meiner Agentin einen freien Tag aus den Rippen leiern und fliege so erst morgen! [Textteile fehlen]“ kurze Zeit später piepte es ein zweites Mal. „Kommst du heute nach der Schule wieder vorbei? Vermiss dich! *Kuss* Orlando“ Jazzy ließ sich im Stuhl sinken und seufzte, ich tat dasselbe. Sofort tippte ich zurück bevor die Mathestunde anfing. Hey du... Wahnsinn, dass es noch Wunder gibt... klar komm ich vorbei! Ich sah zu Jazzy auf. Die nickte mir zu. Sie würde mich nach der Schule hinfahren. „Ich würd aber erst noch schnell heim und was andres anziehen...“ Stimmt, ich hatte immer noch das Kleid von gestern an... oje, das würde auffallen. Na ja, vielleicht nicht so krass wie ich mir das eventuell ausmalte, vielleicht dachten die dann auch einfach, ich würde das Kleid sowieso nie wieder waschen wollen... irgendwie verständlich. Ich fahr aber noch eben heim und zieh mich um... *ganzlangerKuss* schrieb ich zurück. Piep... Ist okay, ich warte auf dich. Ich umarmte das Handy und steckte es dann wieder in meine Schultasche. Allmählich füllte sich der Klassenraum. Komischerweise hatten wir, nicht wie in meinem Traum, keine Tussis in der Klasse, die Mädels waren alle total okay. Die Tussis die in meinem Traum vorgekommen waren, waren von einer anderen Schule, von der ich hierher gewechselt war, weil es nicht mehr ging, jeden Tag stocherten sie auf mir herum. Eines Tages hab ich dann den Schlussstrich gezogen und bin nicht mehr in die Schule gegangen, hab gesagt wenn ihr mich nicht versetzt geh ich nicht mehr. Seitdem hatte ich Ruhe, aber in meinem Alpträumen verfolgten sie mich immer noch. Der Tag schleppte sich dahin, ich konnte es gar nicht erwarten, mich noch schnell umzuziehen und dann zu Orli zu gehen. Jazzy nagelte meine Mom wieder mit der Aussage fest, ich würde die Nacht noch mal bei ihr verbringen um Mathe zu lernen... Und dann kam der Moment... ich stand wieder vor der Hotelpforte. Das Herz schlug mir bis zum Hals und ich konnte schon jetzt nicht mehr klar denken. Zögerlichen Schrittes ging ich durch die Lobby hinüber zum Aufzug. Drinnen war es total still, kein Anzeichen dass hier jemand hauste. Oben klopfte ich an die Zimmertür. Es dauerte auch nicht lange da hörte ich jemanden aufsperren. Und dann stand er wieder vor mir, dieser Wahnsinn auf zwei Beinen. Ihr könnt euch das etwa vorstellen wie auf dem Bild rechts, nur noch viel schöner... Er nahm mich wieder voll in Beschlag. Wie ein Schlangenbeschwörer. Ich war die Schlange... Wir küssten uns zur Begrüßung... lang und innig... und Orli schloss die Tür. „Du hast mir so gefehlt...“ Ich glaubte ihm das zwar nicht so ganz, auch nach dem gestrigen Tag nicht, aber ich vertraute ihm einfach. Er küsste mich bis mir schwindelig wurde und ich mich hinsetzen musste um nicht umzukippen. Wie kann einem ein Typ nur so den Verstand rauben... und vor allem verstand er war er tat. Und wie er mich zwischendurch immer wieder ansah... oh diese Augen, ich hätte in ihnen versinken können. Der Traum letzte Woche war lange nicht so real gewesen wie das hier... Irgendwie schaffte ich es dann nach langer Zeit der Besinnungslosigkeit ihn ein bisschen von mir wegzuschieben. Ich musste Luft holen. „Lass mir bitte einen Augenblick Zeit... lass mich wieder zu Puste kommen...“ Er legte sich neben mich – kein Blatt Papier passte mehr zwischen uns – und ließ mich kurz aufatmen. „Man, wie machst du das bloß...“ Er grinste mich an. Und dieses Lächeln hatte ich ganz vergessen... Das einen so schwach werden lässt dass man nicht mehr weiß wo oben und unten ist... Mein Kreislauf stabilisierte sich langsam wieder, nachdem ich kurz hinaus auf die Terrasse gegangen war und etwas Luft geschnappt hatte. Verdammt, ich war noch nicht mal zehn Minuten hier, wie sollte das weitergehen?? Ich drehte mich um und sah durch das Glas der Balkontür Orli auf dem Bett sitzen, der mich erwartungsvoll ansah. War dies wirklich das was ich wollte? Aber wir hatten ja eh nur noch heute, also sollte ich den Tag eigentlich noch genießen... Aber wie er da saß, so schön, und doch irgendwie zerbrechlich – ich glaube nicht dass es ihm gleichgültig sein würde wenn wir uns heute Abend oder Nacht trennten. Er ging wieder nach London und ließ mich hier im Weißwurstloch zurück. Und die Chance auf ein Wiedersehen war eigentlich gleich Null, denn ich hatte nur das Geld das ich mir nebenbei noch mit Babysitten oder Hunde ausführen verdiente und würde in einem Jahr mein Abi machen, und als Student hätt ich dann eh kein Geld mehr. Und er würde doch ganz sicher nicht jede Woche rüberfliegen bloß wegen mir. Ich seufzte, was auch Orli drinnen hörte, aufstand und zu mir kam. „Was bedrückt dich denn? Ich kann es ja schon aus deinen Ohren rauchen sehen...“ Ein kleines Grinsen huschte mir übers Gesicht. Qualmte es wirklich schon aus meinen Ohren? Er schloss mich in seine Arme und ich lehnte mich an ihn. „Ich will nicht dass du morgen fliegst. Wir werden uns nie wiedersehen...“ Er fuhr mir mit der Hand über den Rücken. Man hör auf... oh nein, mach weiter... „Doch, das werden wir, das versprech ich dir! Ich muss zu Hause jetzt noch einige Interviews geben und vielleicht ein paar Fotos schießen... aber komm doch in den nächsten Ferien zu mir!“ Ich lachte ein bisschen gekünstelt. „Wie stellst du dir das vor, ich hab nicht so viel Geld um mal eben in den Flieger zu steigen!“ Er drückte fester zu. „Ich lad dich ein, so teuer ist ein Flug nun auch wieder nicht.“ Konnte er ja sagen, er hatte ja Geld en masse. Mit seinen zwanzig Millionen allein für den dritten Fluch... wenn das reichte. „Aber das musst du doch nicht tun, gib dein Geld doch lieber für was Sinnvolles aus...“ Er sah mir in die Augen und lächelte mich an. „Du bist momentan das Sinnvollste was mir einfällt...“ Er war so süß... aber wie konnte er mir nur so blind vertrauen. Wir kannten uns grade mal zwei Tage. In meinem Traum noch viel länger, aber das zählte nicht. Ich küsste ihn, weil ich keine Worte fand. Draußen wurde es langsam dunkel, und damit auch kühl, so gingen wir wieder rein und Orli knipste das Licht an. Ein wunderschöner Kronleuchter funkelte über uns. Fehlte nur noch ein Ballkleid. *Grins* Aber mir war gar nicht nach Grinsen zumute, auch jetzt nicht. Denn selbst wenn ich in den Ferien zu Orli fuhr, bis dahin waren es noch ... nein Moment mal, vier Tage, ja trotzdem. So schnell würde ich mich sicher nicht loseisen können und ich wusste schon gleich gar nicht, wie ich das meiner Mom beibringen sollte dass ich zu meinem Freund nach London fliege, der zu allem Überfluss auch noch ein berühmter Schauspieler ist und mir das Flugticket einfach mal so spendiert.... Meine Mom würde die größte Hürde werden. Erst würde sie ihr – du weißt was ich sagen werde – Schweigen antreten, um mir dann in den Hintern zu treten und zu sagen „Los, zisch ab und seid anständig!“ Aber bis dahin würden es sicher drei Tage werden und dann lohnte sich der Flug auch nicht mehr. Aber ich würde tun was ich konnte... „Mm.. bitte mach weiter, das is ja wie am Strand von Hawaii...“ Er hatte es geschafft, mich flachzulegen *grins* und massierte mir den Rücken... oh Gott das war der Himmel auf Erden wenn es einen solchen gab... „Wo hast du das gelernt...“ – „Übung...“ Grinste Orli, ich wusste dass er hinter mir grinste. Danach wurden Seiten gewechselt. Orli der kleine Scherkeks, ich musste ihn dauernd in die Aufrechte zurückschieben, weil er sich ständig nach hinten auf mich fallen ließ, was gar nicht mal so unangenehm war wie es sich anhört....Es dauerte dann auch immer ein bisschen bis ich ihn wieder losließ. Es fühlte sich einfach so gut an, ihn im Arm zu haben... obwohl er mit der Zeit ganz schön schwer wurde, vielleicht auch nur weil mir langsam die Puste ausging. Als er sich erneut fallen lassen wollte, wich ich aus und er plumpste ins weiche Kopfkissen. „Hey! Das war aber nicht nett von dir..“ grinste er. Oh man dieser Anblick haute mich um... wenn ihr schon mal ein Foto von ihm in Bademontur gesehen habt wisst ihr was ich meine. Wenige Augenblicke später kam ich mir vor wie Helena von Troja. Oh wie ich mich nach dem verzehrte, was er nun vor hatte, aber andererseits wollte ich doch nicht... Ich hielt seine Hand fest, gerade, als er den Reißverschluss meiner Sweatjacke herunterziehen wollte. Er küsste mich. „Hey, was ist los.“ Nicht verärgert, nein, er machte sich Sorgen. Oh wie süß er die Stirn runzelt *grins* Ich küsste ihn ebenfalls. „Wir kennen uns doch erst zwei Tage.. nicht mal. Das geht mir viel zu schnell...lass uns damit noch ein bisschen warten, bis wir uns besser kennen.“ Er überlegte einen Moment, aber ließ dann von mir ab, und seine Lippen wanderten meinen Hals hinunter... Selbst ein Knotenöffner – Profi hätte uns jetzt nicht auseinander bekommen. Wir mussten - ineinander verschlungen - kurz eingeschlafen sein, kein Wunder... Doch bald nahte der Abschied. Es war schon zehn Uhr abends und ich sollte langsam daran denken, nach Hause zu gehen... Jazzy hatte mir ihren Ubahn – Plan geliehen damit ich sicher ankam. Aber ich wollte nicht weg von Orli! Wir küssten uns immer und immer länger, ich hielt ihn fest in meinen Armen, wollte ihn nicht mehr loslassen, denn dieser Traum war zu schön um real zu sein. Aber ich wollte nicht aufwachen, nicht wieder auf den harten Boden der Realität zurückgeworfen werden auf dem man mir sagte, ich hätte mal wieder schlecht geträumt... Oh Orlando... er hatte vorhin ein paar Kerzen angezündet, die er in der Bar (?!) gefunden hatte, und nun sah ich in diese wunderschönen, großen braunen Augen... ich hätte in ihnen versinken können. Wie konnte man nur so schön sein, wie machte er das?? Er sagte nichts, küsste mich nur noch einmal. Hell is living without you, love ain’t nothing without you... Ich hatte grade diesen Song im Kopf, wusste nicht warum. Doch würde es die Hölle sein, wenn sich wieder Luft zwischen uns befand... Ich hätte ihn am liebsten überall mit hingeschleppt, nur um ihn in meiner Nähe zu haben. Musste er halt so tun, als wär er ein Pappaufsteller *grins* Bloß 3 – D kam bei solchen Sachen nicht grade gut... die Idee war also ein Fall für den Mülleimer. Ich setzte mich kurz auf und griff nach meinem Handy, das auf dem Nachttisch lag. Ich hatte beschlossen, noch eine Nacht hier zu verbringen, Jazzy musste das irgendwie meiner Mom beibringen und mich morgen früh wieder aufmöbeln. Ich wollte hier nicht weg, um nichts in der Welt. Ihr hättet mir alles Geld dieser Erde bieten können, zehn Pferde hätten mich nicht von Orli weggekriegt. Von Jazzy bekam ich schließlich ein Okay, mit der Warnung, ja anständig zu bleiben. So schlief ich ein letztes Mal für diese Woche in seinen Armen ein... Am nächsten Morgen weckte mich der erste Sonnenstrahl. Ich wischte mir den Schlaf aus den Augen und sah mich ein bisschen verwirrt um, wo war ich? Ach ja genau, bei Orli im Hotel... wo war er eigentlich? Das Bett neben mir war leer. Ich streckte mich ausgiebig und ging hinüber ins Bad. „Guten Morgen...“ Grinste Orli, immer noch leicht schlaftrunken. Auch ich war noch nicht ganz wach, obwohl ich so gut wie schon lange nicht mehr geschlafen hatte. „Ich wollte dich nicht aufwecken, bin ganz leise rausgeschlichen...“ Er gab mir einen Kuss, der nach Zahnpasta schmeckte. „Oh bitte hör auf, mach mir den Abschied nicht noch schwerer als er eh schon ist...“ Ich zog ihn an mich und verpasste ihm ebenfalls einen innigen Kuss. „Ich werf dir das Flugticket in den Briefkasten...“ Oh man sah ich fertig aus, Jazzy würde ihre liebe Not haben. „Ich lass dir meine Adresse da. Pass auf dass du nicht gesehen wirst, ja? Nicht wegen mir.“ Er nahm mich in den Arm. Oh wie mir das fehlen würde... wieder niemand, der einem das Herz wärmte wenn es drohte, zu erfrieren. Ich machte schnell ein bisschen Katzenwäsche und trocknete mir das Gesicht ab. „Ich hol dich dann in Heathrow ab. Sei dir dessen sicher, ich lass dich nicht im Regen stehen.“ Nein, das glaubte ich jetzt auch nicht mehr. Und trotzdem würde das verdammt schwer... ich sah auf meine Uhr. Ach du Scheiße, heute war ja Samstag!!! „Wann geht dein Flieger?“ – „Drei Nachmittag, wieso?“ – „Hast du schon mal auf den Kalender gesehen, es ist Samstag...“ Sofort rannte ich hinaus und griff nach meinem Handy. Aber das war wahrscheinlich eh schon zu spät, weil Jazzy wahrscheinlich schon vor der Tür stand. „Am Montag ist Feiertag... ich könnte theoretisch jetzt schon mit dir kommen.“ ich wollte, mehr als alles andere, aber da war noch meine Mom, der das alles beigebracht werden müsste. Kannst du uns zu mir bringen? Ich muss meiner Mom einen Schock verpassen und dann gleich meine Sachen packen... schrieb ich zurück. WAS? o.O?? Kam wieder. Montag is doch keine Schule!! Ich könnte also bis 9. Juni oder so nach London gehen... Keine Antwort mehr, stattdessen klopfte es an der Zimmertür. „Marie? Mach mal auf!“ Ich scheuchte Orli zurück ins Bad, er war immer noch oben ohne, und so sollte ihn Jazzy nicht sehen. „Zieh dir was drüber!“ Ich warf ihm ein Hemd zu, vor dem er erst mal die Nase rümpfte, aber er hatte ja keine Wahl. Ich sperrte auf und Jazzy stand vor mir. „So, und jetzt erklärst du mir das noch mal in Ruhe. Kann ich reinkommen? Wo steckt er denn...“ – „Ich hab die Waffe schon entschärft, falls du das meinst, er kommt jetzt nicht nackt daher.“ Jazzy zog eine Schnute. „Schade. Also, wie gedenkst du das zu managen?“ Ich schilderte ihr mein Vorhaben, Orli zu mir nach Hause zu schleppen, meine Mom zu überzeugen dass er vertrauenswürdig war und ich gern mal woandershin in die Ferien wollte als immer nur nach Österreich. „Und du glaubst das kauft sie dir ab.“ – „Mit dem Argument schon...“ Ich deutete hinter mich, wo Orli grade aus dem Bad kam. „Ach, hi!“ Grinste Jazzy. Orli grinste zurück. „Weiß dein Traummann schon was du vorhast?“ – „Geht’s um mich?“ Fragte Orli, knöpfte den letzten Knopf seines Hemdes zu und setzte sich neben mich. Nach was roch der heut nur wieder... Ich lehnte mich an ihn. „Ein Herz und eine Seele...“ – „Sag mal, willst eben mit zu mir, das mit meiner Mom regeln?“ Fragte ich Orli dann. „Na ja, wenn der Apfel nicht weit vom Stamm fällt und sie genauso reagiert wie du in der Ubahn... ich weiß nicht.“ Ich musste lachen, meine Mom würde ihn allerhöchstens für einen Playboy halten, der nur mal eben ein Mädel zum Abschleppen brauchte, so wie er aussah... „Das mit deinem Äußeren wird schwierig, aber wenn sie Hansi mag wird sie dich auch mögen.“ Orli sah mich schief an. „Wer ist Hansi?“ – „Musst du nicht wissen. So n dämlicher Volksmusiker aus Österreich. Ekelhaft.“ Orli hatte verstanden. Das gefiel ihm auch nicht sonderlich. So machten wir uns also gut getarnt auf den Weg nach unten. Jazzy hatte genau vor dem Hotel parken können, das machte uns die Sache wesentlich leichter. Keine Groupies, kein Berufsverkehr... so war das schön. Leise öffnete ich die Haustür. „Die Luft ist rein, ihr könnt kommen!“ ich winkte Jazzy und Orli die Treppe herauf. Meine Mom schien ausgeflogen zu sein. Jetzt stürmten wir die Bude. Und welch belustigender Anblick bot sich uns da? Meine Mom, mit einer Tasse Kaffe und den Haaren voller Lockenwickler saß am Küchentisch uns las Zeitung.. „Bist du auch mal wieder im Lande?“ War das einzige was von ihr kam, sie sah nicht auf. Also gingen wir erst mal nach oben. Ich wusste aber, dass Mom eben ein Auge von der Zeitung abgewendet und uns begutachtet hatte, sie hatte nicht mal einen Pieps gesagt wegen Orli! Da kam noch was auf mich zu. Wenn sie so still war, bedeutete das meistens nichts gutes. Oben kramte ich den großen Koffer unter meinem Bett hervor und warf einfach ein paar Klamotten hinein, meine Lieblingspullis und einiges zum Wechseln, man wusste ja nie... Ein paar CDs... MakeUp – Koffer, den musste ich so nehmen, der passte nicht in den großen Koffer. Gesamt brachte ich eine Reisetasche und einen großen Koffer voll mit Zeug. Schwer beladen machten wir uns wieder auf den Weg nach unten. Au, das verhieß nichts gutes, meine Mom stand nun am Treppenabsatz und sah uns mit großen Augen an. „Mom, darf ich vorstellen...“ – „Isser das?“ – „Wer.“ – „Er.“ – „Hä?“ Jazzy verschränkte die Arme im Rücken und sah zu Boden. „Ich hab sie schon mal aufgeklärt, dachte das wäre besser so. Tut mir leid.“ – „Jazzy, du... danke dass du dich mit meiner Mom bekriegt hast....“ – „Hat ganz schön Nerven gekostet, ja...“ Kam es von meiner Mom. „Und was wollt ihr mit den ganzen Koffern? Ziehst du aus?“ Aber das hatte sie meiner Mom noch nicht gesagt. „Na ja, wir haben doch Ferien...“ Ein Schmunzeln bildete sich auf ihrem Gesicht. „Du willst nach England in die Ferien, hab ich Recht? Na ja, wenn es das ist was dich glücklich macht, dann geh. Und du, bring sie mir unversehrt wieder...“ Wandte sie sich dann an Orli. „Ich würde doch nie zulassen, dass ihr auch nur das Geringste passiert...“ Wir küssten uns. „Hach, wie gern wär ich noch mal so verliebt. Ihr passt echt gut zusammen.“ Meine Mom und ihre Sprüche, ich fand, rein äußerlich harmonierten Orli und ich so irgendwie überhaupt nicht, er war groß und dürr und ich war ein bisschen, ungefähr fünf Zentimeter, kleiner als er, hatte aber, wie ich fand, einen viel zu großen Hintern. Eine Hose für mich zu kaufen war jedes Mal eine Katastrophe. Dann waren da noch die Feuerlöscher – Roten Haare, die Orli irgendwie überhaupt nicht zu stören schienen... Aber wenn Mom meinte... „Aber jetzt geh erst mal ins Bad und mach dich frisch, du siehst ja aus als wärst du einem explodierten Staubsaugerbeutel entsprungen. Ich mach euch Frühstück.“ Gegessen hatten wir heute auch noch nichts, ja. Außerdem sah ich ziemlich zerzaust aus, da wir uns ja den ganzen Abend im Bett gewälzt hatten. Während Orli und Jazzy sich in die Küche begaben, wo Mom ihnen Brote schmierte, verschwand ich im Bad und trimmte mich wieder auf normal. Zurück in der Küche gab es erst einmal einen Kuss für Orli und dann ein Brot für mich mit einem schönen warmen Kakao. So schön sollten alle Tage beginnen. „Wann geht denn dein Flieger, fliegt ihr noch heute?“ Orli sah auf die Uhr, es war jetzt kurz nach zehn. „Um drei, wir haben also noch jede Menge Zeit.“ – „Soll ich euch zum Flieger bringen?“ Oh Mom, bitte... Jazzy winkte ab. „Ich mach das schon, ich will mich ja auch noch von Orlando verabschieden.“ In das Orlando hatte sie einen spanischen Akzent eingebaut, der deutlich werden ließ dass sie auch auf ihn stand. Wir mussten grinsen, insbesondere Orli. Wie gut dass meine Mom auf blond stand, sonst hätte ich jetzt ein Problem gehabt. *grins* „Ich denk mal, wir werden uns langsam auf den Weg machen, was meinst du...“ Fragte Jazzy. Wir (Orli + ich) sahen sie verwirrt an. „Na ja, es heißt doch immer, man soll ungefähr drei Stunden vor Abflug am Flughafen sein... du als Vielflieger müsstest das doch wissen.“ Orli zuckte nur mit den Schultern. „Hab da noch nie wirklich aufgepasst. War meistens so ne halbe Stunde vorher da und hat reibungslos funktioniert. Aber wenn ihr meint, sicher ist sicher. „Also, passt auf euch auf, kommt heil wieder. Und seid artig!“ Mom... wir sind keine kleinen Kinder mehr! Und große Kinder machen nun mal unartige Dinge... Ich grinste in mich hinein. Jazzy verlud unsre Koffer und wir machten es uns auf dem Rücksitz bequem. Das war zwar jetzt nicht Hawaii wo wir hingingen, aber trotzdem auch schön. Vor allem schön, immer in Orlis Nähe zu sein. Wie im Traum lag ich auch jetzt auf der Rückbank in seinen Armen, bloß dass es heute nicht vier Uhr früh war und nicht Hands to heaven lief. Jazzy hatte da irgendwas laufen das ich geil fand. Jenny don’t be hasty, no don’t treat me like a baby… Ich wippte mit dem Fuß dazu. Und leider kam es wie es kommen musste – jeder wollte über die Ferien weg, und so war die A99 dicht. „Wart nur, das haben wir gleich.“ Grinste Jazzy. Zum Glück war die Ausfahrt nicht weit und wir fuhren über Ismaning hoch auf die A92 in Richtung Flughafen. Trotzdem brauchten wir eine gute Stunde raus. Am Flughafen selber war auch alles dicht, denn nicht nur die Autofahrer wollten eine Woche weg... Hätte ich von jedem, der sein Auto hier abgestellt hatte, auch nur einen Euro verlangt, wäre ich stinkreich gewesen. Jazzy fuhr ins Parkhaus und suchte sich einen Stellplatz, den sie sich gut merken konnte. So lange würde sie ja nicht aus sein. Wir schon... ich sah Orli an, der mich glücklich anstrahlte. Unauffällig schlichen wir uns in die Vorhalle. Hier standen viiiele Leute... ohje, das würde dauern bis Orli das Ticket lösen konnte... Womöglich Tage. Aber er suchte sich die kürzeste Schlange und hielt nach einer halben Stunde schon zwei Papierstreifen in der Hand. „Ich hätt sie schon vorher besorgen müssen“ Meinte er dann, ein bisschen frustriert. „Na ja, aber du hättest dir ja auch denken können dass alle über die Ferien wegwollen.“ Er grinste. „Ja schon, aber ich dachte, in Deutschland wird bloß Auto gefahren...“ Miese Ausrede, er hatte ja keinen Schimmer... ^.^“ Schwer bepackt mit vier Koffern (Orli hatte seine zwei ja auch noch dabei) machten wir uns auf den nicht grade einfachen Weg zum Terminal. Wir mussten höllisch aufpassen, dass uns niemand erkannte. Aber da hatte Jazzy eine exzellente Spürnase für. Sobald sie eine Gruppe Mädchen oder so bemerkte, die zu uns hersah, suchte sie gleich ein gutes Versteck und wartete bis der Haufen vorbei war. So brauchten wir zwar wieder fast eine halbe Stunde runter, aber sicher war sicher. Verstecken mussten wir uns eh nur zweimal, denn Orli war ziemlich gut getarnt, er hatte eine große Puck-die-Stubenfliege – Sonnenbrille auf und ein weißes Käppi, das ich ihm geliehen hatte. Dazu noch der Rosa Schal, den mir meine Mom mitgegeben hatte, es sah zwar lächerlich aus, aber es half... „So, das hast du jetzt von deinen drei Stunden früher fahren...“ Bemerkte ich zu Jazzy, denn jetzt saßen wir eine Stunde zu früh vor dem Terminal, keine Sau zu sehen. Die waren alle klüger als wir. „Lasst uns doch ne Runde – ich seh was, was du nicht siehst – spielen..“ Witzelte Jazzy. Da hatte ich jetzt echt keinen Bock drauf. Ich weiß nicht, aber so langsam schlug mir das frühe Aufstehen aufs Gemüt. Ich bin normal ein notorischer Langschläfer und morgens immer ziemlich mies drauf. Heute war das aber anders gewesen, weil ich vor Orli nicht meine Laune spielen lassen wollte... aber er hatte sicher was gemerkt, ließ es mich aber wiederum nicht merken... hmpf. Ich saß auf meinem Koffer und starrte auf die Anzeigentafel über dem Türbogen zu diesem Tunnel, der einen zum Flieger bringt. Wieso eigentlich, da stand ja eh nichts. Das war auch eine meiner Eigenarten, ich neigte dazu, jemanden oder etwas anzustarren wenn ich nachdachte. Irgendwas bewegte sich meinen Rücken hinunter und ich erschauderte. „Ahh, kannst du das bitte lassen? Mich so zu erschrecken...“ Orli wedelte mit der rechten Hand und grinste. „Dachte du wärst eingeschlafen, weil man nix hört von dir...“ – „Ha ha...“ Das fing ja schon gut an, wenn er jetzt schon seine Späße mit mir trieb. So kannte ich ihn gar nicht. Hatte der heut zusammen mit seinem Donut einen Clown gefrühstückt? Wie würde das erst im Flieger weitergehen... ich sah auf die Uhr, immer noch 50 Minuten... wie langsam die Zeit doch verging, wenn man warten musste. Wir setzten uns im Kreis zusammen, denn langsam tat mir der Hintern weh vom Koffergriff, auf dem ich gesessen hatte. „Hey, spielt doch mal dieses Spiel, wer zuerst lacht hat verloren...“ Danke Jazzy, aber mir war grade nicht nach Lachen. Das ist immer so wenn ich irgendwo hingehe, auf einmal hab ich keinen Bock mehr, will wieder nach Hause, aber das sind dann meistens die Ereignisse, die am geilsten werden. Also konnte ich mich schon mal theoretisch auf meinen „Urlaub“ freuen. Ich verzog das Gesicht, was Jazzy wissen ließ, dass ich keinen Bock hatte. Ach Orli, sorry dass ich so bissig bin grade... hoff das geht in England nicht so weiter, aber da werd ich wahrscheinlich eh keine Zeit haben für schlechte Laune. Im Flughafenradio lief grade Summer wine, ich fand, das passte irgendwie zu meiner momentanen Stimmung. Der Aufbruch ins Unbekannte. Über dem Türbogen erschien jetzt eine rote sieben. Noch eine halbe Stunde. Schon wieder Orlis Finger auf meinem Rücken – ich hatte gar nicht gemerkt, dass er seinen Arm nach mir ausgestreckt hatte. Ich ließ ihn gewähren, das fühlte sich einfach zu geil an... aber ich packte ihn trotzdem am Genick, als Strafe dafür dass er mich vorher nicht informiert hatte. *grins* Aber dann lockerte ich den Griff und kraulte ihn ein bisschen, wobei er anfing, wie eine Katze zu schnurren. Jazzy und ich lachten uns halbtot über Orlis Faxen. Jetzt waren es eh nur noch 20 Minuten, die würde ich auch noch überleben. „Ach übrigens, vergiss nicht, mir eine Postkarte zu schreiben, ja?“ Ich kramte in meinem grünen Mini – Rucksack, den ich dabei hatte und zog mein Adressbuch heraus. „Hab dran gedacht, Mom bekommt auch eine.“ Wenn man sich im Urlaub befand, musste man auch Postkarten schreiben, fand ich jedenfalls. Und sicher war es in Notting Hill schön... die paar Ecken die ich vom gleichnamigen Film gesehen hatte, versprachen einiges, aber wer wusste ob der da gedreht worden war... danach war das eine Siedlung aus Betonblöcken. Zehn Minuten. In der Anzeigetafel über dem Türbogen lief London Heathrow 3pm durch. (Anm.d.A.: Ich hab keinen Schimmer ob da ne Tafel is und was da durchläuft, war noch nie auf nem Flughafen...) Wir standen auf und klopften uns den „Staub“ von der Hose, na ja, ein paar Bodenfussel waren an uns hängen geblieben. „Also ihr zwei, macht’s gut, passt auf euch auf und bleibt anständig, ja?“ Jazzy umarmte mich und Orli. „Ich werd schon aufpassen dass er keine Dummheiten anstellt...“ grinste ich. Dann klaubten wir unsre Koffer auf und machten uns auf den Weg in den Flieger. Und dann übermannte mich die Müdigkeit, just als ich in den weichen Sitz fiel und meinen Kopf an Orlis Schulter platzierte. Wieso war ich heut auch so früh aufgestanden? Ich hätte doch wissen müssen, dass Samstag ist, aber wenn man verliebt ist, verliert man schon mal sein Zeitgefühl. Ich hatte einen total seltsamen Traum, Orli und ich waren in einem Westerndorf, wo ein großes Fest stattfand und wir tanzten zu Summer Wine... Aber irgendwas nervte mich am Arm, dauernd stubste mich jemand. Ich tat schlaftrunken ein Auge auf und sah Orli, der grade damit beschäftigt war, mich aus meinem Schlaf zu reißen... „Was willst du...“ gähnte ich. „Wir sind da, aufwachen!“ Ich kletterte über ihn und sah aus dem Fenster, da unten näherte sich eine Stadt. London. Ein großer, rot – grauer Fleck befand sich unter uns. „Anschnallen, gleich landen wir.“ Ich machte meine Gurtschnalle zu und wartete darauf, dass wir auf dem Boden aufsetzten. Es ging dann auch ein kleiner Ruck durch die Maschine, als die Räder den Asphalt berührten. Nach drei Minuten kam der Flieger zum Stillstand und ich sah erst mal aus dem Fenster. Hier schien die Sonne, genauso wie zu Hause. War wohl ein sehr großes Hochdruckgebiet. Wir standen auf, schnappten unsre Koffer und bewegten uns mit dem Gedränge hinaus is Freie. „Ach ich hatte ganz vergessen... wer holt uns denn ab?“ Fragte ich Orli. Er zog einen Schlüssel aus der Hosentasche und wedelte damit in der Luft herum. „Ich fahre, das Auto steht unten auf dem Parkdeck.“ – „Was hast du denn für ein Auto?“ Fragte ich, neugierig geworden. Hoffentlich keinen BMW X3, ich konnte Leute nicht ausstehen, die so was fuhren. Das waren diese Prolle, die einen immer auf der linken Autobahnspur überholten und dann ohne zu blinken einscherten. „Sag ich nicht.“ Grinste er. Oje, das verhieß nichts gutes. Leider konnte ich dann sein Auto nirgends einordnen, denn das Marken – Emblem fehlte und es stand auch keine Typbezeichnung drauf. „Du hast das Ding aufmotzen lassen, he?“ Grinste ich. Vielleicht ein bisschen, aber Alufelgen hatte jeder. „Ich wollte nur einfach nicht, dass alle Welt weiß was für ein Auto ich fahre, das ist alles.“ Kam es von Orli zurück, der mir half, meinen schweren Koffer ins Auto zu hieven. Na ja, aber ich fand das schon okay so. Musste ja auch nicht jeder wissen. Ich wusste bis jetzt nur so viel – es war ein schwarzer Geländewagen. „Zum Glück is das Teil nicht gelb...“ witzelte ich, denn ich wusste dass das seine Lieblingsfarbe war, als Fan weiß man so was. Orli grinste nur. „Ich hatte schon überlegt, ihn gelb lackieren zu lassen ja, aber das wär dann wohl zu auffällig gewesen...“ Das kaufte ich ihm aber jetzt nicht ab. Hatte ich auch gar keine Zeit dazu, ich hatte vielmehr Arbeit damit, mir London anzusehen. Die Häuser, an denen er vorbeifuhr... wobei ich bemerken muss dass sein Fahrstil nicht grade ungefährlich war. „Ich sag dir eins gleich im Voraus, wenn du was getrunken hast, fahr ich keinen Meter mit dir!“ er legte die Hand auf mein Bein. „Keine Sorge, da pass ich schon auf.“ Und grinste mich an. Es dauerte auch nicht lang, da hielten wir vor einer Art Holzhütte – ihr wisst schon, diese komischen Neubauten, die ja soo umweltfreundlich sein sollen... „Was willst du denn hier?“ Fragte ich, ein bisschen irritiert. „Ach, weißt du das noch gar nicht? Ich hab mir ein Haus bauen lassen... Solarzellen, Energiesparlampen...“ Uff, Orli, der Öko – Freak. Na ja, aber irgendwie fand ich schon cool was er da machte. „Nein, hast du mir nicht erzählt... drinnen riechts bestimmt nach frischer Luft.“ Witzelte ich. Orli sperrte auf, nein, drinnen roch es nicht nach frischer Luft, irgendwas holziges lag in der Luft, aber es roch gut. Es roch eben neu. „Wie lang steht das Ding schon?“ Fragte ich und stellte meine Koffer an die nächste Wand. „Is letzten Monat erst fertig geworden. Ich zeig dir gleich alles.“ Er hörte seinen Anrufbeantworter ab, drei Nachrichten, wobei er bei jeder lauter seufzte. „Sieht so aus als müsste ich gleich am Montag an die Arbeit, Fotoshooting, danach noch ein Interview für irgend ne Frauenzeitschrift...“ Ich musste grinsen. Frauenzeitschrift. „Ich komm schon klar, mach dir da mal keine Sorgen. Wenn du unterwegs bist, werd ich mit der Ubahn in die Stadt fahren... Tower Bridge und so... glaub nicht, dass mich London nicht interessiert!“ Er lächelte. Jetzt fühlte er sich wieder zu Hause und war plötzlich ganz anders. Ein Mann mit Haus, das war doch was. Plötzlich wollte ich für immer bei ihm bleiben. Es ist einfach seine solide Bodenständigkeit, die mich irgendwie anzieht. Ich hängte meine Jacke an den Garderobenständer und folgte Orli durchs Haus. „Also hier hätten wir das Wohnzimmer.“ Er zeigte mir einen schönen geräumigen Raum mit vielen Büchern, einem großen Fernseher (das Ding war wirklich riesig... und ich war platt.), diversen Dekoobjekten die er wohl so über die Zeit gesammelt haben musste, darunter auch eine Tiki – Maske aus Hawaii... Na ja, aber mich wunderte inzwischen ja nichts mehr. „Hier das Bad.“ Er knipste das Licht an und ich war sprachlos. Eine ebenerdige Duschkabine... der Raum sah so edel aus, da würde ich sicher nichts anfassen... „Schlafzimmer...“ Ich musste grinsen. Da würde sicher noch einiges abgehen. Wenn doch nur die gelbe Bettdecke nicht wäre... aber das Bett selbst war riesig. Ich legte mich gleich mal rein und versank fast darin, so weich war das Teil. „Und Schließlich noch die Küche.“ Auch hier verschlug es mir die Sprache, das war eine dieser Küchen wie man sie bei MTV Cribs sieht, verdammt groß, Marmor und Edelstahl. „Ich vermute mal, du wirst die nie benutzen oder?“ Meinte ich zu Orli, nachdem ich einmal um den Herd geschlichen war. Er grinste. „Doch doch, ich koche eigentlich gern... könnte man eins meiner Hobbys nennen, könnte sein dass du mal als Versuchskaninchen herhalten musst...“ Ich öffnete den Kühlschrank. Keine Eier, keine Milch, keine Wurst... ich hatte ja gelesen, dass er Vegetarier war, aber ich dachte da eher an einen, der zwar kein Fleisch mehr isst, aber noch Eier und Milch... oje. „Du kannst dir natürlich besorgen was du willst, du musst dich wegen mir nicht auf fleischlos umstellen. Nur werd ich dich ab und an aufziehen über das was du da isst.“ Grinste Orli. „Nö du, geht schon klar, aber ein paar Eier werd ich vielleicht besorgen, ich bin noch jung, später kann ich ja mal auf vegan umstellen. Ich wachse noch...“ Ich sah noch mal ganz nach oben und schloss dann die Kühlschranktür. „Achso... aber ich glaub das Gästezimmer brauch ich dir ja nicht zeigen oder, du pennst ja eh bei mir vermut ich mal.“ Na, der wurde aber ganzschön direkt. „Wenn du so weitermachst werd ich's mir noch mal überlegen...“ feixte ich ihn an, worauf er eine Schnute zog. „Aber jetz lass uns erst mal ins Schlafzimmer gehen, ich werd dir eine Ecke im Schrank freimachen dass du dein ganzes Zeug unterbringen kannst... deine Schminksachen kannst du im Bad verteilen wie du lustig bist, mach ich auch nicht anders.“ Ha ha. Orli der Chaot? Na ja, Junggeselle halt. Ich zog meinen großen Koffer ins Schlafzimmer und hievte ihn auf meine Hälfte des Bettes. Wenn ich nur diese verdammten Schnallen einmal auf Anhieb aufkriegen würde... oh Orli... lass das, nicht heute... er stand hinter mir, kein Blatt Papier passte mehr zwischen uns und half mir, den Koffer aufzukriegen... ich fühlte seinen Atem in meinem Nacken, was mich ganz duselig werden ließ. Aber leider hatte er den Koffer aufgekriegt, Pech also, hehe. Meinen Stapel Bücher packte ich derweil auf den Nachttisch, ich hatte mir zur Vorsicht mal was zu Lesen mitgenommen, falls es todlangweilig würde. Aber das würde sicher nicht passieren, so wie ich das sah. Mit meinem Kulturbeutel oder wie man das nennt watschelte ich ins Bad. Ich konnte mich nicht entscheiden, wohin ich mein Zeug stellen sollte weil alles so schön sauber und ordentlich war... Ich überwand mich schließlich und ließ Orli die linke Seite neben dem Waschbecken für seine Sachen frei. Mein Badetuch und die Handtücher warf ich oben über die Wand der Duschkabine. Das würde für’s erste genügen. Wenn Orli am Montag unterwegs war, würde ich mal in die City fahren und mir Harrods ansehen, dieses Kaufhaus, das ich schon mal im Fernsehen gesehen hatte und das mich nicht mehr losließ. Madame Tussaud’s wollte ich auch mal besichtigen, aber da musste man sicher Schlange stehen. Vielleicht konnte ich Orli auch mal überreden und mit dem Zug nach Birmingham fahren, ins Crab Mill Inn, wenn es das noch gab. Das war ein Pub, den die Mutter meines früheren Boygroup – Schwarms betrieb, vielleicht würde er mir über den Weg laufen *grins* Aber ich hatte ja jetzt Orli und durfte da eigentlich gar nicht daran denken. Wo war der eigentlich hinverschwunden, während ich meine Klamotten einsortierte? Ich ging um die Ecke und fand ihn im Wohnzimmer vor der Glotze. Irgendwie klar. Ich setzte mich zu ihm, wobei mir erst auffiel, dass er überhaupt keinen Computer besaß. „Sag mal wieso hast du keinen Computer?“ Er sah mich an als hätte ich grade von einem Monster gesprochen das gleich kommen und ihn fressen würde. „Ich hasse Computer.“ Gab er kleinlaut zu. Ich musste grinsen. „Dann schaff dir einen an, ich zeig dir wie’s geht.“ Er schmunzelte nur und schüttelte den Kopf. Ich sah eine Weile mit ihm fern, das brachte aber nicht allzu viel, denn da lief nur englisches Gequassel und mein Englisch war .. na ja, nicht recht toll jedenfalls und ich verstand nur die Hälfte die da gebrabbelt wurde. Das würde mir sicher bei meinem Stadtbummel auch noch Probleme bereiten. Orli legte den Arm um mich und ich lehnte mich an ihn. So, da saß ich also jetzt, für eine Woche in England. Es war doch nicht ganz so scheiße wie ich zuerst gedacht hatte. Orli hatte wirklich ein schönes Häuschen, teilweise ziemlich antike Einrichtungsgegenstände, die ich mich nicht anzufassen traute aus Angst, sie könnten unter meinen Händen zu Staub zerfallen... er schien ein Näschen für Kunst zu haben. Aber was erwartet man von einem Steinbock... auf jeden Fall fand ich die Bude stylisch. *grins* Es klingelte an der Tür. Hö? „Bin gleich wieder da. Könnte jemand Bekanntes sein.“ Er gab mir ein Küsschen und verschwand dann eben aus der Tür. Von draußen hörte ich wie sich zwei Männer stürmisch begrüßten. Die zweite Stimme kannte ich irgendwoher. „Wie konntest du ahnen, dass ich schon zu Hause bin?“ Fragte Orli den Unbekannten, während sich Schritte dem Wohnzimmer näherten. „Bitte komm rein, willst was trinken?“ Ich grinste, als der Jemand um die Ecke kam, Johnny war zu Besuch gekommen. Was mich ein bisschen verblüffte. „Sag mal, wohnst du nicht in Paris??“ Er grinste nur und setzte sich in den Fernsehsessel. „Du weißt das noch nicht? Oh Orlando, du informierst sie ja auch gründlich...“ Orli stellte Johnny ein Glas Wasser hin. „Hm?“ – „Na Vanny und ich wollen doch nach England aufs Land ziehen... liest du denn keine Klatschpresse?“ Konnte schon sein dass ich das mal wo gelesen hatte. „Also Orli, alter Kumpel, erzähl mal, was macht die Zeitungsdame bei dir?“ Fragte Johnny ganz nüchtern... „Aso, da bist du wieder unterinformiert. Bei ihr haben grad die Ferien angefangen. vor drei Stunden saßen wir noch in München.“ – „Hey, nicht schlecht, und was sagst du zu seiner Holzhütte? Also ich find's ja wie im Wald hier...“ Orli gab Johnny einen Stoß in die Rippen. Ich musste lachen. Da war das Komikerduo wieder. Erwartungsvoll sah Orli mich an. „Ganz ehrlich? Klasse.“ Sofort erhellte sich seine Miene. „Schön wenn’s dir gefällt.. ich hätt dir ja über die Ferien gern was besseres geboten, Hawaii oder Neuseeland, aber leider muss ich arbeiten und kann nicht weg...“ Hör mir bloß auf mit Hawaii, schlimm genug dass ich das geträumt hatte. „Ach was, London ist auch interessant, ich hab ein dickes Buch zu Hause drüber und würd mir echt gern mal die Sehenswürdigkeiten in Real ansehen. Wenn du also aus dem Haus bist werd ich mich mal unter die Touristen mischen.“ Die beiden mussten lachen. „Ich hoff nur, mein Englisch reicht aus um mich hier durchzuschlagen...“ Johnny klopfte mir ermutigend auf die Schulter. „Wenn Vanessa sich hier mit ihrem französisch – Slang durchschlagen kann, dann kriegst du das auch hin.“ Hm. Wir quasselten noch bis spät in die Nacht, unglaublich welchen Unterhaltungsfaktor Johnny besitzt. Schon um acht Uhr abends konnte ich nicht mehr, weil ich Bauchschmerzen hatte vor Lachen. Ich verzog mich relativ früh ins Bett – früh war für mich um 23 oder 0 Uhr. Ich war ziemlich geschafft vom Flug, obwohl ich da gepennt hatte. Auch die Zeitumstellung – gut, es war nur eine Stunde früher, aber trotzdem – brachte mich ein bisschen durcheinander. Aber schlafen konnte ich nicht wirklich, vor allem erst recht nicht, als Orli hinter mir ins Bett gekrochen kam und mich wie schon so oft in seine Arme nahm. Da fiel mir erst (schon wieder) auf, Orli hatte doch einen Hund? Wo war der denn? „Du?“ – „Wo steckt eigentlich Sidi?“ Kurze Pause. „Du weißt von meinem Hund?“ – „Na also hör mal, immerhin beobachte ich dich seit Herr der Ringe.“ Ich konnte sehen dass er hinter mir grinste. „Die is bei meiner Mom, und da bleibt sie vorerst, weil ich die ganze Woche viel zu tun hab und kaum Zeit mich um den Hund zu kümmern.“ – „Ich könnte doch ...“ Er zog mich näher zu sich. „Du machst dir eine schöne Woche, ich will dir keine Arbeit aufhalsen.“ – „Aber das wär doch keine Arbeit, ich liebe Tiere.“ – „Du kennst Sidi nicht, die kann manchmal ziemlich ... na ja, sagen wir mal so, wenn sie gute Laune hat geht die Post ab. Außerdem kennt sie dich nicht, und das könnte gefährlich werden.“ Stimmt, Sidi war... glaub die Labrador – Hündin, und vor großen Hunden hatte ich ein bisschen Schiss. Susi, eine Freundin meiner Mutter, hatte einen Yorkshire – Terrier, den fand ich total niedlich, und der mich auch, aber alles was größer war als der konnte mir eigentlich gestohlen bleiben. Ich seufzte und schlief ein. Am nächsten Morgen weckten mich ein paar sanfte Küsse. Ich vergrub mich in der kuschelweichen Bettdecke, aber das half nichts. Orli wusste genau, dass ich wach war, küsste mich aber trotzdem weiter. So will ich ab jetzt immer geweckt werden... „Hey Süße, aufstehen, Frühstück...“ Frühstück, ja, irgendwie duftete hier was. Tatsächlich, auf dem Nachttisch stand ein Plastiktablett mit einer Semmel, Marmelade und einer Tasse.... „Dachte, ich mach dir mal meinen Lieblingstee, weiß ja nicht was du gern magst.“ Ich schnupperte in die Tasse, roch irgendwie komisch. Ich nahm einen Schluck, aber es schmeckte lecker. „Was is das?“ – „Chai – Tee mit Sojamilch…” Einen Moment sah ich ein bisschen verduzt in die Tasse. Stimmt, das war ja sein Lieblingsgesöff. „Schmeckt er dir nicht? Dann mach ich dir was anderes.“ Ich zog ihn zurück auf die Bettkante. „Hör auf, du musst mich nicht dauernd bemuttern. Und was den Tee angeht, der ist echt lecker, du hast mich da auf was gebracht.“ – „Freut mich wenn’s dir schmeckt. Ich wollt nachher noch schnell rüber zu meiner Familie, willst mit?“ Oha, ich wurde der Familie vorgestellt, der meint’s ernst. „Musst nicht wenn du nicht magst.“ Ich winkte ab und wischte mir die Brösel vom Mund. „Ach was, ich wär sogar hocherfreut mal deinen Clan kennen zu lernen. Dann seh ich mal von welchem Stamm der Apfel gefallen ist.“ Wir mussten lachen. Ich hatte schon mal Fotos von ihm mit Familie gesehen, und fand, er sah seiner Mutter ein bisschen ähnlich, die Augen hatte er aber vom Vater. „Aber lass dich nicht hetzen, ich will erst Nachmittags fahren, wenn es aufgehört hat, zu regnen, dann können wir mit Sidi auch noch ein bisschen raus.“ Draußen regnete es in Strömen, na ja, war in England ja auch nicht anders zu erwarten. Ich beschloss also, mich noch eben unter die Dusche zu schmeißen, um ja einen guten Eindruck zu hinterlassen. Ich stand noch nicht lange unter der Brause, da hörte ich eine Tür quietschen... eine quietschende Tür im neuen Haus? Da hatte aber jemand gepfuscht. Ich drehte mich um. „Dachte, ich spring auch noch schnell rein...“ Vor mir stand Orli, mit nichts als einem Handtuch um die Hüften... „Du weißt schon dass sich das nicht gehört, einfach in die Dusche platzen... Mach mich bloß nicht schwach...“ Ich musste nun wirklich gegen mich selbst ankämpfen, denn sein Anblick ließ mich fast ohnmächtig werden, und das wollte ich nicht noch mal, nicht wie am Donnerstag im Kino. Aber wie er so dastand... mh. Na gut, ich ließ ihn gewähren, auch wenn ich im Hinterstübchen vermutete dass er etwas ganz bestimmtes wollte. Und nach dem Duschen kam es uns gar nicht in den Sinn, uns anzuziehen, geschweige denn richtig abzutrocknen – wir zogen eine nasse Spur durchs ganze Haus. Was uns dazu gebracht hat weiß ich bis heute nicht. Ich konnte meinen Blick nicht von Orli lassen, er war einfach zu umwerfend... Werde ich es bereuen? Ich glaube nicht. Ehe er sich versah, schleppte ich ihn ins Schlafzimmer, und da passierte das, wovor ich so lange Schiss hatte. Ich fragte mich hinterher, wovor ich eigentlich Angst hatte. Wie oft hatte ich das geträumt... aber der Traum war untertrieben, die Realität übertraf alles. Dieser Kerl war, wenn man so will – der Hammer. Hinterher saßen wir uns grinsend gegenüber. „Lass das ja deine Mom nicht spitz kriegen, dass du schon nach nicht mal einer Woche mit mir in die Kiste gestiegen bist...“ Orli winkte ab. „Ach was, die is solche Kapriolen schon gewohnt... von den ganzen Groupies, die ich Anfangs immer abgeschleppt hab...“ Ich wusste ja, dass er ein kleiner Aufreißer war. Ich musste grinsen. Nein, das nahm ich ihm nicht übel, so sind gutaussehende Männer eben. Entweder besetzt oder beschissen, oder sie sind okay, schleppen aber eine nach der anderen ab. Also konnte ich's mir aussuchen. Nein, aber Orli war schon ein ganz Ordentlicher. So langsam kam mir der Gedanke, da könnte ja auch was Längerfristiges draus werden – und das nach noch nicht mal einer Woche. Wow. Ich wunderte mich über mich selbst. Normal brauchte ich eine halbe Ewigkeit bis ich jemandem auch nur einen Meter weit traute. Vielleicht lag’s auch daran, dass Orli nun mal was Andres war. Orli eben. „Sag mal, wozu haben wir eigentlich geduscht.“ Fragte ich mich wirklich, denn wir waren schon wieder ziemlich verschwitzt, nachdem wir ja vorher aufeinander losgegangen waren... Aber es war jetzt schon nach 12 und ich hatte eigentlich keine Lust, schon wieder in die Dusche zu steigen. Na ja, so sah ich ja noch ganz sauber aus, ein bisschen zerzaust vielleicht. Orli hatte es da leichter, der brauchte sich nicht mal mehr um seine Haare Sorgen machen mit dem neuen Schnitt. Vergaß ich ganz zu erwähnen, ich hab mich damals schon in der Ubahn gewundert, und deshalb fiel es mir auch so schwer, zu glauben dass er’s wirklich ist, weil die Haare ab waren. So ein kleiner süßer Wuschelkopf war er jetzt. Nix mehr Zopf, schade eigentlich. Wir zogen uns also wieder an, Orli wischte noch eben die Sauerei von vorhin auf, die wir aus dem Bad mitgebracht hatten, schnappte sich dann seine Autoschlüssel und wir fuhren raus aufs Land. Seine Familie hauste immer noch in Canterbury. Ich hatte in der Grundschule mal im Deutschen Theater „Das Gespenst von Canterbury“ gesehen, daher kannte ich den Ortsnamen zumindest, aber ob es hier ein Gespenst gab? Nun, ich glaube das saß neben mir ^.^“ Wir hielten vor einem schönen alten Backsteinhaus. An einer Wand rankte sich Efeu hoch und der Garten war voller Blumen. „Deine Mom muss ja einen grünen Daumen haben...“ Bemerkte ich, während ich die unzähligen Rosen betrachtete. Meine Mom brachte sogar Gras zum Verwelken. Orli klingelte an der Tür. Es dauerte eine Weile, bis aufgemacht wurde. Ich hielt mich dezent im Hintergrund neben dem Blumenbeet, wollte sicher nicht mit der Tür ins Haus fallen wie man so schön sagt. Dann öffnete eine schon etwas ältere Dame die Tür und umarmte Orli erst mal. „Hey Orlando, hast dich aber lang nicht sehen lassen, komm rein, komm rein, ich hab Kuchen gebacken!“ Dann sah sie an ihm vorbei und erspähte meine Wenigkeit. „Oh, neue Bekanntschaft?“ Grade erfreut schien sie ja nicht zu sein. „Oh sorry, dich hatte ich ja ganz vergessen, Mom, das ist Marie. Sie kommt aus Deutschland, die ham grade Ferien, also hab ich sie mitgenommen.“ – „Mitgenommen, soso. Aber lass uns das drinnen besprechen, hier wird’s langsam kühl.“ Ich mochte Orlis Mom irgendwie. Sie hörte nicht auf, ihn zu umdoktern. Drinnen war es schön warm und roch nach frisch gebackenem Kuchen. Der Flur war mit grünen Fliesen ausgelegt und an der Wand stand eine schon etwas älter wirkende Kommode. Gemütliches Häuschen. Wenn man weiterging, führte hinten eine steinerne Treppe mit schmiedeeisernem Geländer hinauf in den ersten Stock. Wir setzten uns in die Küche und Orlis Mom servierte uns ihren Apfelkuchen. „Und jetzt erzähl mal.“ Orli holte tief Luft. Ich wollte ja selbst das Wort ergreifen aber er hielt mich zurück. „Also, das lief folgendermaßen ab – Marie arbeitet bei der Schülerzeitung in ihrer Schule, und die mussten ein Interview machen mit irgendjemandem, zufällig fand dann in München doch die Premiere vom dritten Fluch statt und der Interviewpartner war leider ich...“ – „Ah ja und dann hast du dich in sie verguckt, was?“ – „Eigentlich bin ich ihm schon vorher in der Ubahn über die Füße gefallen...“ grummelte ich. „Ach, die berühmte Szenerie... Blick schweift rum und trifft zufällig den seinen.“ Ich musste grinsen, genauso war es gewesen. „Aber du denkst nicht dass sie mir abgekauft hat, dass ich ich bin...“ Orlis Mom sah von ihrem Kaffee auf und zog die Augenbrauen hoch. „Na ja, sie hielt mich für ein Double.“ Wir mussten lachen. „N verdammt gutes Double, hab ich gedacht, lag alles nur an seinem neuen Haarschnitt.“ – „Ich sag ja, Junge lass dir die Haare nicht schneiden, die erkennen dich nicht wieder! Aber wann hört er schon auf mich...“ – „Mom...“ Wir mussten wieder lachen. „Wo steckt Colin?“ – „Der is irgendwo draußen im Wald und sucht nach Brennholz...“ – „Achso. Willst mal mein Kinderzimmer sehen, Marie?“ Fragte mich Orli, ich nickte begeistert. Na ja, viel konnte man von einem Jungenzimmer eigentlich nicht erwarten. Wir polterten die Treppe hoch. Oben war alles noch mal genauso groß. „Das ist das Elternschlafzimmer.“ Orli deutete auf eine Tür zu seiner linken. „Und das is meine Chaotenbude.“ Er öffnete eine Tür, die voller Reißnägel war und wir betraten den wahrscheinlich chaotischsten Raum den ich je gesehen hatte. „Entschuldige, ich lagere meine Fanpost hier...“ Ich kramte ein bisschen in den Briefstapeln und sah mir den ein oder anderen genauer an, wobei ich jedes Mal fast einen Lachanfall bekam. Ich hatte zwar selbst schon so einige Fantasien gehegt, aber die Briefe übertrafen alles. „Orli, ich will ein Kind von dir...“ kicherte ich und legte den Brief wieder zurück auf den Stapel. „Heißt soviel wie ich will mir dir in die Kiste...“ Grinste er. „Na ja, das isses halt.“ Er drehte sich einmal im Kreis mit ausgestreckten Armen. Es war halt eine kleine Kammer unterm Dach, links vorne in der Ecke stand ein Einzelbett, gleich davor ein Schrank aus dunklem Holz, dem gegenüber sich ein Fenster befand. Hier eine Kommode, da ein paar Poster. „Und, wie viele Damen durften dieses Gemach schon erblicken?“ Fragte ich frech. Sicher war ich nicht die erste, die hier rein durfte. Orli sah nur zu Boden und sagte garnichts. Hehe. Wir gingen wieder runter, wo sich für Orli ein weiteres Rätsel auftat. „Mom?“ – „Ja?“ Kam es aus dem Wohnzimmer. „Wo ist Sidi?“ – „Draußen im Garten, hab sie an den Baum gebunden, damit sie bisschen frische Luft kriegt, du führst sie ja nie aus!“ Wir eilten nach draußen, wo Sidi unter einem Ahornbaum lag und ein Nickerchen in der Sonne machte, die vorhin durch die Wolken gebrochen war. Als sie Orli sah, sprang sie freudig auf und wollte auf ihn zurennen, doch die Leine hielt sie zurück. „Hey Sidi, Süße, wie geht’s dir?“ Er knuddelte seine Hundedame und band sie vom Baum los, woraufhin sie ihn sofort mit sich fortriss. „Halt, nicht so schnell!!“ Lachte Orli, ich lief ihm nach, einmal durchs Haus und hinaus auf den Gehsteig. „Da siehst du, was ich meine, mit Post abgehen...“ Grinste Orli, als Sidi wieder etwas zur Ruhe gekommen war. Wir spazierten die Straße hinunter, in einen kleinen Feldweg. „Darf ich sie auch mal nehmen?“ Fragte ich vorsichtig. Sicher würde Sidi mich ebenfalls mitreißen. „Na ja, aber wenn sie dir zu sehr zieht, gib mir die Leine wieder.“ – „Okay.“ Aber Sidi lief ganz brav vor mir her, schnupperte hier mal ein bisschen, da mal ein bisschen... „Sie scheint dich zu mögen.“ Bemerkte Orli nach einer Weile, weil ich mit dem Hund so gut klar kam .“Ja, wundert mich selber ein bisschen...“ Ich hockte grade am Boden und wurde von Sidi besabbert. „Ich hab sonst eher Schiss vor so großen Hunden.“ – „Sidi tut dir nichts, die ist brav wie ein Lämmchen. Vor der kann sogar eine Katze hocken, die rührt keine Pfote.“ – „Das will ich erst mal sehen und dann glaub ich dir.“ – „Können wir ausprobieren, meine Mom hat eine Katze, Minka, aber ich glaub nicht dass die sonderlich erfreut ist, einen Hund in ihrer Gegenwart zu haben...“ – „Dann lassen wir das lieber, bevor deine Mom noch Angst um ihre Minka kriegt.“ Grinste ich. Die Arme Katze wollte ich jetzt wegen dieser doch etwas seltsamen Theorie nicht strapazieren. Auf dem Rückweg blies uns ein kühler Wind um die Nase und ich vermutete, dass es jeden Moment wieder anfangen könnte, zu regnen, also beeilten wir uns. Sidi gefiel das Tempo natürlich gut, sie zog mich mit ihr, sodass ich fast nicht selbst rennen musste, sondern nur meine Beine dem Zug folgen mussten... Orli kam fast nicht hinterher. Und – welch Zufall – gerade als wird das Vordach erreichten, fing es an, wie aus Kübeln zu gießen. „Sag mal bist du hellsichtig?“ Fragte Orli mich. Ich antwortete nicht, denn es machte mich schon ein bisschen stutzig, erst träumte ich von einem Urlaub mit ihm auf Hawaii und dann das hier... hm. Sidi schüttelte sich aus und verteilte das ganze Regenwasser auf meiner Hose. Klasse. Gerade eben, als Orlis besorgte Mutter aus der Tür kam. „Kind, was hast du denn angestellt? Böse Sidi!“ Ich winkte ab, war doch nur Wasser. „Ist doch nur Wasser, das trocknet.“ – „Na gut. Ihr wollt schon wieder gehen?“ Wir sahen uns an, eigentlich hatte Orli noch nichts gesagt, von abhauen. Aber ich wäre eigentlich ganz froh gewesen, hier wegzukommen und mir eine trockene Hose anzuziehen. „Marie?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Mach wie du willst.“ – „Na ja, nachdem du jetzt nass bist und es hier ziemlich kalt ist schlag ich vor, wir verziehen uns wirklich. Also Mom, ruf an wenn du was brauchst, ich hab am Montag ein paar Pressetermine und ein Fotoshooting, da bin ich nicht zu Hause.“ Seine Mom musterte ihn noch einmal. „Na gut, fahrt, bevor du dir einen Schnupfen holst.“ Sie sah mich an. „Fotoshooting... darf ich da zusehen?“ Fragte ich Orli auf der Heimfahrt. Ich wollte gerne mal sehen wie er sich in Pose warf und dabei diese geilen Fotos entstanden. „Ich werd Basti mal fragen ob er einverstanden ist.“ – „Basti?“ – „Sebatian Copeland, du hast doch sicher einige Fotos von ihm im Zimmer hängen.“ – „Wie soll ich Fotos von dem Typen im Zimmer hängen haben wenn ich ihn nicht mal kenne.“ – „Nein nein, Fotos die er von mir geschossen hat, Basti und ich sind gute Freunde inzwischen und er übernimmt für mich immer die Rolle des Fotografs...“ – „Achso. He, zum Telefonieren fährst du aber bitte rechts ran.“ – „Nicht nötig.“ Orli drückte auf den Knopf für die Freisprechanlage, also eins musste man ihm ja lassen, in Sachen Handy kannte er sich aus. Glaubte ich zumindest. „Basti“ hatte zugestimmt, ich durfte am Montag mit zum Shooting, aber ich sollte Orli nicht zu nervös machen hat er gemeint, aber es würde nicht schaden wenn seine Augen ein bisschen verliebt funkeln würden auf den Bildern, hatte er dann noch hinzugefügt. Ich wusste was er meinte, ich hatte inzwischen rausgefunden, was das für Bilder waren die der schoss und festgestellt dass ich drei Poster zu Hause hatte, deren Bilder Basti geschossen hatte. Und die sahen wirklich klasse aus. Zu Hause die übliche Szenerie, Anrufbeantworter abhören und so weiter. Es war inzwischen schon 19 Uhr abends, wir waren ziemlich lang bei Orlis Mom geblieben. Der Hund hatte die Sache dann noch länger hinausgezogen, der Spaziergang hatte ziemlich lang gedauert. „Du kannst dir auch ne DVD reinziehen oder so wenn du magst, fühl dich wie zu Hause und lass dich von mir nicht stören.“ Kam es von Orli aus der Küche, während ich im Bad meine Hose auszog und in eine bequeme Jogginghose schlüpfte. „Weiß noch nicht was ich mach, ich glaub ich ess erst mal was.“ Gab ich zurück und warf die nasse Hose über den warmen Heizkörper. Danach ging ich in die Küche und durchstöberte den Kühlschrank nach etwas essbarem. Aber außer Tofu und Karotten war nichts zu finden. „Unten is noch ein Eisfach, da hab ich ein paar Packungen Pizza, wenn ich mal Besuch krieg, was ja öfter vorkommt wie du gesehen hast.“ Au ja, das war's jetzt, Pizza. Ich holte mir eine heraus und schob sie in den Ofen. „Komisch, du und Pizza? Da ist doch Wurst drauf...“ – „Ich sagte ja, für Besuch... ich ess keine toten Tiere.“ Ich musste grinsen. Ich kannte selbst ein paar Vegetarier, die sagten alle diesen Satz. Da kamen dann so Sachen wie „Da is totes Tier drin, das ess ich nicht.“ und so. Fand die Einstellung aber ganz gesund. Aber solang ich noch keine 20 und damit ausgewachsen war, fing ich damit nicht an. „Du solltest übrigens mal wieder einkaufen gehen, dein Kühlschrank is leer...“ – „Werd ich gleich nach dem Shooting am Montag erledigen, kannst ja mitkommen, dann besorgen wir auch für dich was Genießbares. Sorry dass ich dich mit meinem Futter hier dazu zwinge, Fastfood zu essen...“ Jetz hör aber auf. „Hey, ich liebe Pizza, ganz im Ernst, wenn du mir Sojageschnetzeltes vorsetzen würdest, würd ich's auch essen. So schlimm is das Zeug auch nicht. Hab das bei nem Freund schon mal gegessen.“ Genau genommen war es Toby, bei dem ich das Zeug probiert hatte, er war vor einem Jahr zum Veggie konvertiert. Hatte gar nicht schlecht geschmeckt, aber es schmeckte irgendwie nach Karton, fand ich, gepresster Karton. Ich überlegte was ich den Rest des Abends noch anfangen sollte. Ich saß grade im Wohnzimmer auf der Couch und kam mir schon ein bisschen komisch vor. Lass mich einfach so nach London schleppen von jemandem den ich kaum kenne. Und heut Morgen lass ich mich auch noch umnieten. Meine Moral stand Kopf. War das der Anfang vom Ende? Ich lachte in mich hinein, was dachte ich hier denn eigentlich?! Seltsamerweise kam ich mir grad winzig klein vor, unwichtig, im Angesichte eines großen Hollywoodstars, der die Güte besaß, mir zu erlauben, in seinem Schatten zu verblassen... „Mh...“ Orli hatte sich angeschlichen und küsste meinen Nacken. „Du siehst so abwesend aus, was ist los?“ Ich konnte aber nicht antworten, denn er hatte mich grade wieder auf meine Wolke befördert. „Hör bitte nicht auf...“ – „Erst wenn du mir erzählst was los ist.“ Sagte und stoppte sofort die Handlung. Eigentlich war ja nichts. Ich hatte nur mal wieder einen meiner Unwichtigkeits – Anfälle. „Nichts, es ist einfach nur ungewohnt hier, so weit weg von zu Hause und mit einem Kerl der eigentlich alle Frauen der Welt haben könnte...“ Er ging einmal ums Sofa und küsste mich von der anderen Seite... „Das war früher.“ – „Ich dachte du stehst auf Blond?“ – „Wieso, willst du mich loswerden? Ich weiß dass du unter dem Feuerlöscher blond bist.“ – „Achso und nur deshalb.“ Je weiter ich mich in meine absurden Ausreden verstrickte, desto intensiver wurden seine Küsse. „Das mit dem Blond is eh totaler Dünnsinn, das hab ich damals gesagt, am Anfang meiner Karriere, aber ich steh eigentlich auf alle Typen, Hauptsache weiblich.“ Er grinste und versuchte, meine Sweatjacke aufzukriegen, aber der Reißverschluss klemmte. Still feel your breath on my burning skin... Ich half ihm schließlich, weil ich jetzt nicht einfach abbrechen konnte, das würde mir und ihm heute den Schlaf rauben. Bless me, undress me... Oh Orlando, du hast mich in deiner Gewalt... Ich will an dieser Stelle ja nicht versaut klingen, aber es ist einfach unglaublich, was ein Kerl mit seinem Mund alles machen kann... Es dauerte hernach eine Weile bis ich wieder bei Sinnen war. „Nochmal, bitte...“ bettelte ich Orli an. Er grinste. Wir küssten uns noch eine Zeitlang und machten uns dann auf den Weg in die Federn, schließlich musste Orli morgen raus und für die Fotos gut aussehen. Aber er ließ mich nicht ruhen, ohne mir meinen eigentlich scherzhaft gemeinten Wunsch von vorhin zu erfüllen... Oh Gott ich liebe ihn, wie konnte ich nur ohne Orli leben, all die Jahre? Ich glaub das werd ich mich mein ganzes Leben fragen. Am nächsten Morgen schepperte schon um sieben Orlis Wecker und riss mich zwangsweise mit aus dem Schlaf, denn ich musste ihm ja folgen, um erstens beim Fotoshooting zuzusehen und zweitens nachher noch einkaufen zu gehen. Und wieder küsste er mich so lange bis ich ganz wach war... was ein Mann... ich mochte gar nicht daran denken, was kam, wenn die Woche um war. Ich würde sterben vor Sehnsucht. Und dass ich dann den Verstand verlor, war gar nicht so unwahrscheinlich. Die Gefahr bestand schon, seitdem ich wusste dass es ihn gibt. Schon damals saß ich vor meinen Postern und hab mir nichts sehnlicher gewünscht, als einen, nur einen Kuss... Und jetzt lag das Poster lebendig neben mir und lächelte mich lieb an. Küssend bewegten wir uns in Richtung Bad, wo sich erst mal aufgemöbelt wurde nach der Nacht, ich sah total fertig aus. Kein Wunder, er hatte mir ja gestern auch noch mein letztes Bisschen Energie abgezogen mit seiner Aktion... aber das durfte er jederzeit wieder machen. Sogar beim Zähneputzen mussten wir uns küssen. Das würde nachher am Set schwierig werden, mein Verlangen nach ihm war einfach zu groß. Ich musste ihn spüren, auch wenn ich nur seine Hand hielt. Jetzt war es genau umgedreht wie im Kino – damals hatte er mich nicht losgelassen, heute konnte ich ihn nicht loslassen. Wir frühstückten noch schnell, packten unsere Siebensachen und gingen dann aus dem Haus. Bei den Presseterminen würde ich die Finger noch ein bisschen an ihm haben können... hm, würde aber schwierig, weil dann in jeder Schlagzeile stehen würde – Orlando Bloom hat eine neue Freundin... ich fragte Orli um Rat. „Wenn du dir wirklich sicher bist, dann bleib bei mir und wir gehen damit an die Öffentlichkeit, aber wenn du das nicht willst werden wir dich solang im Auto unterbringen.“ Eigentlich wollte ich ja, dass alle Welt wusste dass Orli mir gehörte, aber ich wollte wirklich keine Bombendrohungen von eifersüchtigen Fans erhalten... Im Auto lief A whiter shade of pale Und ich konnte meinen Blick nicht von Orli lassen, wie schön er heute war... als wenn er das nicht immer wäre, aber heute kam es wieder ungefähr dem Niveau gleich, auf dem er sich am Samstag bei meinem Hotelbesuch befunden hatte... ich verzehrte mich auf dem Beifahrersitz nach ihm, konnte ich ihn doch jetzt nicht küssen weil er sonst gegen den nächsten Laternenpfahl gefahren wäre... Wie würde ich erst die Interviews überstehen?? Er lächelte mich an und seine wunderschönen Augen funkelten... „Wir sind da... und, was wirst du tun?“ Vor lauter Schmetterlingen hatte ich ganz vergessen, darüber nachzudenken ob ich aller Welt sagen würde, dass Orli mein war oder es lieber geheim halten wollte. Würde ich an die Öffentlichkeit gehen, könnte ich weiter seine Hand fühlen und ihm nahe sein, würde ich nicht, würde das jetzt eine elend lange halbe Stunde in diesem Auto. I love you much too much … Aber wenn er mich doch schon seinen Eltern vorgestellt hatte, musste da was Ernsteres dabei sein. Dann wären halt die Klatschblätter voll damit, mein Gott. Ich würde zwar ne Menge Ärger in der Schule kriegen, aber ich hatte zwei beste Freundinnen, die mir zur Seite standen. „Ich geh mit.“ Sagte ich, fest entschlossen. Orli sah mich fragend an. „Ganz sicher? Sobald du den Fuß aus der Tür setzt wird uns jeder sehen...“ – „Ganz sicher. Bombensicher. Ich hoffe du weißt, dass ich dir vertraue, also nutz das bitte nicht aus.“ Er küsste mich. „Wie könnte ich? Einer Frau wehzutun ist ein Verbrechen!“ Oh Orli, lass doch bitte nicht so den Kavalier raushängen... Schleimen schön und gut, aber doch nicht so, dass ich drauf ausrutsche! So, da hatte ich nun eine Entscheidung für's Leben getroffen, nun würde ich in die Zeitung kommen. Ich stieg also aus. Von wegen, jeder würde uns sehen, der Gehsteig war leergefegt. Montagvormittag waren ja auch alle arbeiten. Wir betraten den Betonblock, in dem sich die Zeitungsredaktion befand. Vielleicht konnte Orli ja auch was drehen, dass die kein Wörtchen von mir erwähnten? Aber zu spät. Händchenhaltend betraten wir das Büro. „Ah Herr Bloom, schön dass Sie kommen konnten, bitte nehmen Sie doch Platz! Wer ist denn die Dame an Ihrer Seite?“ Klar, das wollte er als erstes Wissen, neugierig war der ja gar nicht. Er sah mich noch mal fragend an. Ich nickte. „Sie wissen doch, dass ich ganz sicher mit meiner Schwester hier auftauchen würde..!?“ Witzelte Orli. „Nein, meine Freundin, Marie... aber bitte drucken Sie’s nicht ab wenn möglich, das würde ihr und mir eine Menge Ärger ersparen.“ Der Reporter überlegte kurz und strich dann seine Notiz durch, wobei er mir kurz zuzwinkerte. Er führte uns in einen Hotel – Lobby – artigen Bereich, offensichtlich ein Aufenthaltsraum oder so, denn er war nicht abgeschlossen und man konnte über den ganzen Flur bis hin zur Eingangstür sehen. Das Interview war recht schnell vorbei, und ich war heilfroh, dass ich nicht von Orlis Seite hatte weichen müssen. Er ließ die ganze Zeit über meine Hand nicht eine Sekunde los und drückte sie immer wieder ein bisschen, so als wollte er sagen, mach dir keine Sorgen, bald hast du’s überstanden. Danach ging es weiter ins Fotostudio zu „Basti“, ich war ja gespannt was das für einer war, der so geile Fotos von meinem Schatz schoss... Aber Fotografen haben einen Haken – die sind meistens schwul, genauso wie Friseure. Wir betraten das Atelier, na ja, ich weiß nicht als was man das bezeichnen konnte. Das „Studio“ befand sich etwas außerhalb in einer alten Eisenbahnhalle. Basti stand schon am Tor und grinste. „Hey Orli, hast dir wieder mal was eingefangen?“ Orli verdrehte die Augen. „Voll witzig. Denk dir nichts, Marie, der is immer so.“ Oje, schon wieder Komikerduo. Ich musste grinsen. „Also, dann lass uns die Sache schnell hinter uns bringen, dann könnt ihr euch wieder einander zuwenden. Is noch recht frisch, he?“ Ich sah Basti beeindruckt an. Woher weiß der denn das?? Orli grinste nur. „Er is Experte wenn’s um so was geht.“ Erklärte er mir, während er seine Jacke auf einen Regiestuhl warf, der am Rande einer großen, weißen „Kulisse“ stand, ihr wisst schon, diese weißen Tapeten, diese Riesigen Dinger wo die Leute draufstehen und die als Hintergrund für Fotos dienen. Ich küsste Orli, ich konnte einfach nicht anders. Plötzlich blitzte es neben uns. „Hehe, Schnappschuss!“ – „Basti!!“ Blaffte Orli. „Keine Sorge, den Abzug kriegt ihr fürn Privatgebrauch, ich würd euch doch nie verpfeifen!“ Tss, ich mochte den Typen irgendwie. Er war fast genauso groß wie Orli, na ja, lag zwischen mir und ihm, hatte etwas längeres Haar, wie diese Heavy – Metal – Brüder immer aussehen halt. Zu einem Pferdeschwanz gebunden. Und ein Kopftuch, ganz wichtig. (Anm.d.A.: so stell ich mir den Typen halt vor... ^.^“) „Also, du weißt ja wie’s abläuft. Wir brauchen ein paar Pics für dein Interview das du da grad gegeben hast. Wie wär’s noch mit nem Oben-ohne für deine Schnecke?“ Er zwinkerte mir zu. „Wie wär’s wenn ich dir nachher das Motiv vorgebe?“ Grinste Orli und ließ ihn erst mal die Fotos für die Zeitung knipsen. Gleich darauf lag sein T-Shirt ebenfalls über dem Regiestuhl und ich sollte mit auf die Plane. „Tut einfach mal, als wär ich nicht da.“ Grinste Basti. „Ich glaub das würde dir nicht mehr jugendfrei genug sein...“ Grinste Orli. Wollte er mich hier und jetzt auf der Stelle vernaschen? Ich glaub der spinnt. *grins* Wir taten halt unser Möglichstes... Während Basti die Fotos entwickelte, konnten wir uns weiter küssen, ich hatte Orlis T-Shirt in Beschlag genommen und übersäte ihn nun mit Küssen... „Na na, nicht hier!“ Grinste Basti, der gerade aus dem Labor gekommen war und einen Stapel Fotos in der Hand hielt. Er nahm sich ebenfalls einen Stuhl und setzte sich zu uns. „Woha, das wird Jazzy umhauen.“ Grinste ich. „Ich mach mir zu Hause die Wand voll damit.“ Basti grinste. „Für jeden jeweils einen kompletten Satz. Habt viel Spaß und noch viel Glück euch beiden, Orli, die Dame ist echt in Ordnung.“ Ich sah beschämt zu Boden. „Danke...“ Er gab jedem von uns eine Papiertüte, in der sich die Fotos befanden. „Aber jetz zieh dir was über, Junge, sonst gibt’s morgen Schlagzeilen wenn die dich so draußen sehen... Du weißt doch dass die Zeitungs – Mädels ganz heiß auf solche Fotos sind...“ Grinste Basti. Orli zog sich sein Shirt wieder über, packte die Jacke und wir verschwanden wieder durchs Tor. „Verrückter Typ.“ Grinste ich und holte meine Fotos aus der Tüte. „Wow... hehe, das wir Jazzy erblassen lassen...“ Basti hatte ja gesagt, wir sollen so tun, als wär er nicht da, also hat Orli glatt die Hosen runtergelassen... ich versteh nicht wie Basti da so kühl hatte bleiben können, als ich Orlis Wohltat von gestern wieder gut machte... Ja wirklich! Er hockte nur da und knipste weiter. Unglaublich. „Wir kennen uns seit der Schauspielschule. Er hat’s nicht gepackt und is Fotograf geworden. Ein verdammt guter.“ Er grinste auf meine Abzüge hinunter. „Und ab und zu tut er mir halt auch mal einen Gefallen so wie eben. Oje, der Arme muss ja fast in die Luft gegangen sein...“ Ich grinste nur. Wir hielten eben am nächsten Supermarkt und holten noch was zu Essen, wobei ich Orli mal gehörig was in den Einkaufswagen stopfte, sonst wäre der Kühlschrank wieder halbleer geblieben, so wenig wie der kaufte. Wieder zu Hause, wie schööön... hier war die Luft nicht ganz so voller Autoabgase wie eben noch in der Stadt. Und wir lagen gut in der Zeit, es war kurz nach Mittag und ich würde uns jetzt erst mal was schönes bruzzeln. Heute war Orli mal dran mit verhätschelt werden. Ich suchte die Küchemaschine und machte uns Reiberdatschi nach Art meiner Mom. Orli weigerte sich heute nicht mal, die Eier zu essen, die darin enthalten waren... „Wasn mit dir passiert, du isst ja Eier...“ Er schmunzelte. „Na ja, weil du hier bist und weil’s so gut schmeckt...“ Er haute wirklich kräftig rein, ich kam kaum mit Nachschub nach. Am Ende blieben nur vier Stück für mich übrig, den Rest hatte Orli verputzt. Satt und zufrieden lehnte er in der Ecke. „So gut hab ich schon lang nicht mehr gegessen...“ Grinste er. „Dankeschön... möchte aber auch nicht wissen was es bei dir tagein tagaus gibt. Bestimmt nicht mehr als nen Apfel und ne Scheibe Knäckebrot so wie du aussiehst.“ Jap, Orli war ziemlich dürr. Nich dass ich sagen könnte klapperdürr, aber sehr schlank halt. Hab ich schon mal gesagt, dass mich diese Hüften um den Verstand bringen? Allein wenn er ein paar Schritte ging... ich musste wirklich aufpassen, nicht anfangen zu sabbern. Orli wusste das natürlich und bewegte sich bewusst so. Und auch jetzt, als er seinen Teller griff und ihn zur Spülmaschine brachte. Er hatte CD im Hintergrund laufen, und ich musste jetz einfach mit ihm tanzen, ganz eng... Momentan war es für mich eigentlich nicht vorstellbar, mal eben selber in die Stadt zu fahren, und was zu machen, wenn er unterwegs war, weil ich es nicht ertrug, von ihm getrennt zu sein... ich brauchte diese Nähe wie die Luft zum Atmen... jap, ich gestehe, es hat mich voll erwischt. Volle Breitseite. Oh wie würde Jazzy neidisch werden auf unsre Fotos... Hehe. Und dann würde erst mal ein anderes Thema zur Diskussion kommen und sie würde mich über jedes noch so kleine Detail über ihn ausquetschen.... besser ich zeigte ihr dieses eine spezielle Foto nicht. Und wenn uns heute keiner gesehen hatte und der Reporter kein Wort drüber verlor, so blieb ich ja weiterhin anonym. Hieß ich konnte die nächsten Tage mal rumgondeln. Orlis Telefon klingelte und er rannte hinaus. Nicht ohne mich vorher zu küssen, erst dann ließ ich ihn gehen. *g* „Uff, meine Agentin...“ Autsch. „Was meint sie denn.“ Orli machte erst ein enttäuschtes Gesicht, das nichts Gutes erwarten ließ, aber dann fiel er mir um den Hals wie ein kleines Kind, das grade sein Wunschgeschenk zu Weihnachten bekommen hat. „URLAUB!!! Ich soll mir ne Auszeit nehmen bis der nächste Termin ansteht, das sind also gute sechs Monate...“ Ich kriegte den Mund nicht mehr zu. „WOW! Geil... du und ich, ganz allein...“ Freute ich mich und verpasste ihm einen fast endlosen Kuss, der wieder im Schlafzimmer endete. Aber nur in den weichen Bettdecken. Nach Vernaschen war mir jetzt nicht, dafür freute ich mich zu sehr. „Ich meinte ja eh, ich würd mir gern ne Auszeit nehmen nach fünf Jahren Dreh am Stück... die hat sie mir offensichtlich genehmigt...“ – „Wir bleiben die Woche aber schon noch hier, oder? Ich würd mir gern London ein bisschen näher ansehen noch...“ – „Können wir glatt machen, es is noch nicht zu spät, komm!“ Orli schnappte sich seine Autoschlüssel, so schnell konnte ich gar nicht schauen und riss mich mit nach draußen. „Was willst dir denn ansehen?“ Fragte er mich dann, als wir im Auto saßen. Ich dachte kurz nach, Puh, es gab so viel... „Tussaud’s werden wir nicht mehr reinkommen oder?“ Orli zog eine Schnute. „Da stehn doch eh nur die reichen und doofen drin. Wie wär's mit den Kronjuwelen oder der Tower Bridge oder so was ähnliches?“ Ich sah auf die Uhr, 15 Uhr. Na ja, ich fands ja ein bisschen spät für so ne Aktion. Also blieb es bei einer wilden Knutscherei im Auto. Mal was anderes, im Auto *Grins* Als es langsam dunkel wurde, gingen wir wieder rein, da konnten wir wenigstens was sehen. Ich gähnte erst mal herzhaft und streckte mich in alle Winkel des Raums. So langsam begann ich, mich hier zu Hause zu fühlen, wenn ich die Schule fertig hatte, und das mit Orli bis dahin hielt würd ich mal an einem englischen College nachfragen ob die mich haben wollten. Ich fand England sowieso schon immer schön, auch wenn sie hier einen verdrehten Geschmack haben, allein die Mentalität find ich klasse. Da saß er nun auf dem Sofa, mit weit ausgestreckten Beinen und schaute irgend so ne Seifenoper. Ich hätt mich am liebsten vor das Fernsehgerät gesetzt und ihn einfach nur beobachtet. Jede Bewegung die er machte ließ meine Knie noch mehr zu Pudding werden. Wie macht er das nur... Viel fiel uns heute nicht mehr ein, was wir tun könnten, so naschten wir noch ein paar Reiswaffeln und gingen dann schlafen. Schade, auch der Montag war vorbei. Nächste Woche würd ich schon wieder Schule haben und Orli... na ja, er hatte ja Urlaub und konnte machen was er wollte. Ich hoffte er würde sich für mich entscheiden und eine Zeitlang bei mir bleiben, wenigstens bis zu den Sommerferien, da hatte ich ja dann gute vier Wochen am Stück und wir konnten irgendwohin fahren wo es schön warm war... Hawaii? Ich musste grinsen. Wär schon ein Traumurlaub mit so einem Traumkerl unter Palmen am Strand von Waikiki... wie im Traum, war es mein Traum, ihn einmal wenigstens irgendwo am Strand zu vernaschen... ich hoffte das würde kein Traum bleiben. „Mh...“ Ich sag ja, so will ich immer geweckt werden... Orli küsste mich wieder wach, was hieß, ich war ja schon wach, aber er hörte trotzdem nicht auf. Sollte er auch nicht. „Hör nicht auf, ja?“ Flüsterte ich und wehrte mich nicht mehr. Brachte auch nicht viel, denn ich war morgens noch zu schwach, um gegen ihn anzukommen. Und so langsam fing das an, wie in meinem Traum, dass wir schon morgens übereinander herfielen... Auch nachher konnten wir die Finger nicht voneinander lassen, aber trotzdem wurde erst mal gefrühstückt, ich bekam Orlis Lieblingstee serviert, irgendwie wurde das langsam auch mein Lieblingsgesöff. Danach beratschlagten wir, was wir mit dem angebrochenen Tag anfangen sollten. „Willst du immer noch in die Stadt?“ Fragte Orli und fixierte meinen Blick, ich konnte nicht ausweichen... Ich zuckte nur mit den Schultern. „Weiß nicht was du für ne Überraschung parat hast, sonst hätt ich gesagt ob wir zu Harrods gehen...“ Ich sah zum Fenster hinaus, es war wunderbar sonnig heute und gar nicht kalt, Orli war vorhin schon draußen gewesen und hatte 23 Grad vom Thermometer abgelesen, natürlich in der prallen Sonne. „Wir könnten ja auch runter ans Meer fahren, ich weiß da ein schönes Fleckchen wo uns niemand stört... dann könnten wir auch Sidi mitnehmen, die kriegt dann auch ein bisschen Auslauf, da gibt’s nur eine Klippe und Meer, sie kann nicht abhauen.“ Meer, oja, ich hatte schon einige Pilcher – Filme gesehen und fand die Klippen einfach nur großartig, wie das Meer an die Felsen brandete, einsame Strände.. Ich sah ihm tief in die Augen, wich ihm nicht aus. „Okay, dann holen wir noch eben Sidi und machen dann ein Picknick am Strand?“ Er grinste. Ich suchte schon mal alles zusammen, was wir brauchen würden. Ja, er hatte sogar Pappteller zu Hause, stellt euch das vor! Nichts im Kühlschrank, aber Pappteller. „Im Keller steht noch ein Korb, den hat Mom letztes Mal vergessen als sie hier war, den kannst mitnehmen und unser Essen drin verstauen.“ Ich ging den Flur hinunter zu einer großen Tür, die hinunter in den Keller führte. Ich fand es ja irgendwie unheimlich hier, trotz der Tatsache dass das Haus neu war. Irgendwo in der Ecke in einem großen Raum fand ich dann schließlich einen Weidenkorb, der schon ziemlich verstaubt war. Ich nahm ihn mit nach oben, wo Orli schon Brote schmierte. „Was willst du lieber, Orangensaft oder Apfelschorle?“ Fragte ich ihn, wobei ich ihm zwei Flaschen unter die Nase hielt. „Is egal, pack beide ein wenn du magst.“ Gut, dann nahm ich halt alle zwei mit. Zu Hause bei Orli holten wir noch eben Sidi, die sich wieder nicht einkriegen konnte vor Freude, uns zu sehen. Gut dass Orli ein Hundegitter eingebaut hatte hinter seiner Rückbank, denn Sidi tobte wie wild im Kofferraum und Orli hatte schon mal Schwierigkeiten mit dem Lenken, weil das Auto so schwankte. „Bist jetzt endlich ruhig da hinten, Sidi! Sitz!“ Giftete er nach hinten. Nach einer – wie es schien – endlosen Fahrt hielt Orli an einem lauschigen Plätzchen oberhalb des Meers. Es gab sogar einen Parkplatz hier, aber keine Menschenseele war zu sehen. Und die Sonne brannte uns aufs Haupt. Ich kam mir fast vor wie auf Hawaii, aber hier war es lange nicht so heiß. Wir kletterten die Klippen hinunter, in die Stufen gehauen waren, und machten es uns unten gemütlich. „Kann man da eigentlich auch baden?“ Fragte ich Orli, nachdem ich die Decke auf dem Sand ausgebreitet hatte. „Na ja, wenn du Eisschwimmer bist, sicher.“ Ich grinste. „Wieso, in Finnland machen die so was.“ Jetzt grinste er. Ich fürchtete, das würde nicht lang dauern hier und wir würden uns im Sand wälzen... aber wir setzten uns erst mal und futterten drauflos. Jeder von uns hatte einen Bärenhunger, trotz des Frühstücks. Immernoch hafteten unsre Blicke aneinander. Ich wollte mal testen, wie er reagiert und biss ganz langsam und demonstrativ von meinem Brot ab, wie die Damen im Film immer, wenn sie jemanden heiß machen wollen und dann suchen sie die Beine des andren unterm Tisch... schade dass hier kein Tisch war. Ich konnte sehen wie er sich nur mit viel Selbstbeherrschung zurückhielt. Aber das würde ihm nicht viel nutzen. Ich machte einfach weiter, bis er nicht mehr konnte, zu mir herüberkroch und anfing, mich zu küssen. Wie gut dass hier keine Paparazzis waren, wie wären sicher ganz scharf auf solche Fotos gewesen, Orlando mit der Freundin am Strand, die unsittliche Dinge tun... schon komisch, bis jetzt hatte uns noch kein einziger Paparazzo abgelichtet. Auch gut so. Oh Orli... es gibt nichts Schöneres, als es am Strand zu tun wenn einen die Sonne noch dazu wärmt... sollten wir öfter machen, ich fand irgendwie Gefallen daran. Der Sand war weich und warm... Nur bei Orli zu Hause mussten wir uns ein bisschen zurückhalten, ich wusste ja nicht was seine Mom von mir hielt. Auf der Rückfahrt dann trafen wir Samantha, seine Schwester. Ich fand sie nett, sie war ein bisschen offener als ihre Mutter und wir unterhielten uns prächtig, während Orli nach draußen ging, Colin suchen. „Du kommst aus Deutschland hab ich gehört?“ Fragte mich Sam. Wir saßen draußen und tranken ein Tässchen Tee. Ich nickte, denn ich fand es unhöflich, mit dem Mund voller Tee was zu sagen. „Ich war da mal kurz geschäftlich. Nette Leute, aber viel zu hastig.“ – „Ich weiß, hier is alles viel gemütlicher. Ich überlege schon ob ich nicht hier studiere und nicht in Deutschland. Vorausgesetzt, das mit ihm und mir hält.“ Sam grinste mich an. „Ein echter Schlawiner mein kleiner Bruder. Vor dir hat er jede Woche ne neue Blondine angeschleppt, die ich alle dusselig fand, aber du bist okay.“ Ich hob eine Haarsträhne hoch. „Weil ich nicht blond bin?“ *grins* „Hat damit nix zu tun, die andren waren alles Nullchecker, weißt schon, das typische blond-blöd... was hast du für ne Naturfarbe?“ – „Das willst du nicht wissen.“ Sie schmunzelte. „Wenigstens gibt es noch eine kluge Blondine auf der Welt. Orli scheint endlich zur Vernunft zu kommen.“ – „Na ja, er is ja auch keine zwanzig mehr.“ Wir kicherten. Dann kam Orli von hinten und massierte mir kurz die Schultern, oh ich hätte sterben können, so gut tat das.... Er hockte hinter der Bank und hatte die Arme um mich geschlungen. „Ihr passt echt zusammen. Da hat er grad die Passende gefunden, Orli liebt es, die Damen so richtig nach Strich und Faden zu verwöhnen, hab ich recht?“ Er grinste nur. Das mit dem Verwöhnen hatte ich ja schon mitbekommen... Ich kannte keinen bis jetzt, der das so drauf hatte wie Orli. Und nach der anfänglichen Kühle war er ja richtig aufgetaut. Richtung Nachmittag verabschiedeten wir uns dann langsam von den Blooms und Stones und fuhren wieder zurück nach Notting Hill. Ich nahm für Orli die Post mit rein, er hatte es sich nicht nehmen lassen, den Korb zu schleppen, meinte ich hab ihn hin geschleppt also könne er ihn ja zurück schleppen. Orli, du bist n Keks. Er stellte den Korb vor den Kühlschrank und ich gab ihm die Post. „Rechnung, Rechnung, Werbung... wieder nur Müll.“ Er warf den Briefhaufen auf den Küchentisch und wandte sich wieder mir zu, indem er mich von hinten umarmte. In seinen Armen fühle ich mich so geborgen... ich kann euch nicht sagen wie, es ist unbeschreiblich. Er hat diese gewisse Art, jemanden anzufassen, die einen ganz schwach macht. Ich legte meinen Kopf nach hinten, wollte ihn komplett fühlen. „Was wirst du machen, wenn ich wieder Schule hab?“ Fragte ich ihn. „Hast du eine Ecke frei für mich?“ Fragte er und küsste mich. „Du willst ins spießige, graue Deutschland?“ Grinste ich. „Na ja, ich find München auch nicht grade uninteressant, und ihr habt Berge in der Nähe, da kann man Snowboarden gehen und Fallschirmspringen...“ Ich musste lachen, hatte ich doch sein Faible für Extremsportarten ganz vergessen. „Hey, brich dir aber nicht den Hals ja? Ich brauch dich noch länger, ein ganzes Leben lang...“ – „Keine Sorge, ich pass schon auf.“ Er zog mich noch ein bisschen näher zu sich. „Ich will lieber ein einziges Leben mit dir verbringen, als alle Zeitalter der Welt allein zu durchleben...“ – „Den kenn ich woher.“ – „Ach ja?“ Grinste ich. Hatte ich von Arwen aus Herr der Ringe geklaut. Fand ich einfach passend an der Stelle. Lieber ein Leben mit Orli als gar keins. „Nur das du keine Elbin bist.“ Grinste Orli und verpasste mir einen Kuss. Ich entschied mich dann noch eben, duschen zu gehen nach der Aktion heut Morgen und am Strand. „Du, ich schmeiß mich noch eben unter die Dusche, wenn du mich suchst!“ Ein lautes „Okay!“ War aus der Küche zu hören. Ich konnte ja nur hoffen, dass er nicht wieder ins Bad gestolpert kam ... sonst musste ich heut noch mal duschen. *grins* Ich spülte mir also den Sand aus allen Ritzen und gesellte mich wieder zu Orli in die Küche, der grade über einer Zeitschrift saß und Kreuzworträtsel löste. „Hey, du rätselst?“ Er grinste. „Tu ich manchmal wenn mir langweilig is. Bevor du da warst war ich ja immer alleine hier. Ein großes Haus für einen alleine, manchmal komm ich mir schon blöd vor.“ Ich strich ihm über den Rücken, ganz langsam, sodass er fast anfing zu stöhnen. „Aber nicht doch. Wenn du sonst was bist, aber blöd bist du sicher nicht.“ Er lächelte mich lieb an und küsste mich dann. „Schön dass du da bist, ehrlich.“ Kleiner Schleimer. Das hatte mein voriger auch zu mir gesagt, aber ob es wahr gewesen war werd ich nie erfahren. Aber Orli glaubte ich das. Der war zu ehrlich um mir was vorzumachen. „Zu Hause wär ich gestorben vor Sehnsucht.“ Gab ich kleinlaut zu. Ich hätt es keine Sekunde ohne ihn zu Hause ausgehalten, allein die Schultage waren schon schlimm genug. Er legte den Arm um mich und zog mich zu sich. „Eines Tages werden sie wahrscheinlich schreiben wie bei Sarah Connor und Marc Terenzi – da haben sich zwei gesucht und gefunden...“ grinste ich. Das hatte ich damals in irgend ner Bravo gelesen und fand den Satz irgendwie passend. Orli sagte nichts, küsste mich wieder. So hätte er den ganzen Tag weitermachen können. Tat er auch... Inzwischen war es Mittwoch und ich sah mich schlaftrunken im Zimmer um, wo steckte Orli? Aus dem Bad hörte ich Geräusche, er stand doch nicht etwa unter der Dusche? Ich wickelte mich in ein Handtuch und schlich mich ganz leise an. Vor der Duschkabine warf ich das Handtuch zu Boden und öffnete leise die Tür. Orli stand mit dem Rücken zu mir und sah mich nicht. So umarmte ich ihn von hinten... ich hatte eigentlich erwartet dass er jetzt erschrickt, aber denkste. Na ja gut, ich war auch die einzige hier im Haus die noch außer ihm da war. Stattdessen gab er einen lauten Seufzer von sich und ließ sich nach hinten in meine Arme sinken. Fast wäre er mir entglitten, weil er voller Schaum war, der natürlich gut rutschte. „Ich hab dich schon gehört, mach dir da mal keine Sorgen, ich hab die Ohren einer Fledermaus.“ Ich lachte. „Dann kannst du auch Ultraschall hören?“ – „Ähm... nö...“ grinste Orli zurück, während er nach dem Duschschwamm griff, mit dem ich ihm dann den Rücken einseifte. Wir küssten uns auch einige Male unter fließendem Wasser, das war fast wie im Regen küssen *grins* vor allem aber wärmer. „Hey, was hältst du davon wenn wir auch nackte Sonntage machen wie die Aguilera?“ Grinste ich Orli an. „Na ja gut, von mir aus, aber nur hier bei mir und wenn ich keinen Besuch erwarte... ich fürchte deine Mom würde über so was nicht sonderlich begeistert sein.“ – „Ihr müssten wir wohl eher Scheuklappen aufsetzen...“ Wenn meine Mom Orli ohne alles sah... hm. Ich glaube sie würde auch schwach werden. Ausprobieren wollte ich's aber trotzdem nicht. Er gehörte mir, mir ganz allein. Nach der Dusche zogen wir uns natürlich nicht an, es war ja keiner da *grins* Und warum nicht schon mit einem nackten Mittwoch anfangen. Mir wurde es aber dann doch ein bisschen zu kalt und kramte ein paar Klamotten aus dem Schrank. Orli fand das nicht fair und zog sich auch was über, natürlich was richtig enges das mich so richtig schwach machte, der kleine Schelm. 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