Let me free von Sunmoo ================================================================================ Kapitel 18: Fünf einfache Worte ------------------------------- Sakura hatte es nicht geschafft Sasuke anzurufen. Sie hatte sich einfach nicht getraut. Zu groß war die Angst enttäuscht zu werden. Außerdem hatte sie gehofft, er würde sie anrufen. Auch Ino hatte sie nicht angerufen. Und ihr auch nicht zum Geburtstag gratuliert. Erst hatte sie ein schlechtes Gewissen gehabt, sie war schließlich ihre beste Freundin. Aber sie hasste Ino einfach dafür, dass Sasuke sie geküsst hatte, auch wenn sie wahrscheinlich gar nichts dafür konnte. Jetzt war Montag. Sie hatte nichts mehr von Sasuke oder Naruto gehört. Nichts. Sie freute sich nicht sonderlich auf die Schule. Aber sie wollte Sasuke unbedingt wiedersehen. Wollte sicher gehen, dass er gesund war und, dass er sich entschuldigte. Sie hatte die Nacht kaum schlafen können. Hatte sich im Bett hin und hergedreht und darüber nachgedacht was sie tun sollte, wenn sie ihn sah. Nun saß sie in der Küche, war todmüde, bekam keinen Bissen hinunter - ihr war kotzt übel - und war zu keinem Ergebnis gekommen. Sie ging heute langsamer als sonst. Sie hatte Angst davor ihn zu sehen. Was wenn er wirklich schrecklich aussah? Aber viel mehr hatte sie Angst davor, dass er glücklich aussah oder wirklich händchenhaltend mit Ino dastand. Als sie dann ankam besserte sich ihre Stimmung auch nicht. Sie war nicht nur zu spät gekommen, nein, weder Sasuke noch Ino waren da. Sofort hatte sie das Bild vor Augen, wie die beiden irgendwo glücklich zusammen lagen und sich über sie lustig machten. Sie hätte Naruto gerne sofort gefragt was los war, aber da sie zu spät war und mitten in den Unterricht platzte, musste sie wohl oder übel bis zur Pause warten. Sie konnte froh sein, dass sie die erste Stunde bei ihrem Klassenlehrer hatten und dieser es mit dem zu spät Kommen nicht allzu eng sah. Sie konnte sich kaum auf den Unterricht konzentrieren. Die ganze Zeit sah sie auf die Uhr, kritzelte irgendwas in ihr Heft oder war mit den Gedanken ganz woanders. Als sie von der Klingel aus ihren Gedanken gerissen wurde, zuckte sie kurz zusammen. Sofort ging sie zu Naruto und fragte nach Sasuke. „Sasuke? Der liegt im Bett. Hoffe ich jedenfalls.“, erklärte er grinsend. Sakura verstand kein Wort. „Im Bett?“ „Ja, er hat sich ziemlich erkältet.“, meinte der Blonde nur kurz. Er wollte nicht, dass Sasuke wütend wurde, wenn er zu viel erzählte. Außerdem sollte der Uchiha selber entscheiden, wem er was anvertraute. Sakura nickte nur. Sofort war das schlechte Gewissen wieder da. Sasuke war erkältet und das nur ihretwegen. „Und was ist mit Ino?“, fragte sie dann vorsichtig. Naruto zuckte nur mit den Schultern. „Sie hat sich nicht mehr gemeldet und erreichen können wir sie auch nicht.“, erklärte Hinata dann. Wieder nickte Sakura nur. Vielleicht hätte sie ihr doch zum Geburtstag gratulieren sollen. Irgendwie war heute einfach nicht ihr Tag. Sie hatte sich auch den restliche Zeit nicht auf den Unterricht konzentrieren können. Naja, eigentlich auf gar nichts. Zur Feier des Tages hatte sie dann auch noch einen Spanischtest verhauen. Und jetzt stand sie vor ihrer Haustür, völlig durchnässt und fror entsetzlich. Das nur, weil sie heute morgen ihren Regenschirm nicht mitgenommen hatte. Und warum? Genau, weil sie sowieso viel zu spät dran und überhaupt nicht bei der Sache war. Sie beschloss erst einmal baden zu gehen. Das warme Wasser würde ihr bestimmt gut tun. Ein wenig später fand sie sich dann allerdings doch unter der Dusche wieder. Sie hatte einfach ein zu schlechtes Gewissen. Immer wieder musste sie an Sasuke denken, wie er stundenlang in diesem Regen gesessen hatte. Kein Wunder, dass er jetzt krank war. Das alles war ihre Schuld. Seufzend lies sie sich auf ihr Bett fallen. Sie setzte ihre Kopfhörer auf, drehte die Musik laut und beobachtete den Regen. Morgen sollte das Wetter wieder besser werden. Immer wenn er dachte, es konnte gar nicht schlimmer werden, kam es noch dicker. Mürrisch betrachtete sich der Uchiha im Spiegel. Er sah immer noch beschissen aus, jeder normale Mensch hätte ihn wohl in ein Krankenhaus gebracht. Naruto nicht. Er hatte ihn nicht mal dazu bringen können zum Arzt zu gehen. Gestern hatte er noch nachgegeben. Naruto hatte ihn vor die Wahl gestellt zum Arzt zu gehen oder zu hause zu bleiben. Und Sasuke hatte wirklich keine Lust gehabt mit ihm zu diskutieren, also war er einfach bei Naruto geblieben. Heute jedoch nicht. Er wurde wahnsinnig wenn er den ganzen Tag lang nicht rauskam. Außerdem wollte er ein wenig Ablenkung. Er liebte die Ruhe, brauchte sie und dachte oft und eigentlich auch gerne über Dinge nach, aber langsam wurde es zu viel. Zu viele wirre Gedanken und Fragen waren in seinem Kopf. Er fand einfach keine Antworten. Und vor allem wollte er sie wiedersehen. Er vermisste sie jetzt schon. Besonders ihre Telefongespräche. Es tat einfach gut mit ihr über belanglose Dinge zu reden oder ihr einfach nur zuzuhören. Sie hatte zwar einmal angerufen, aber nicht ihn, sondern Naruto. Natürlich hätte auch er anrufen können, aber er traute sich einfach nicht. Er würde es nicht ertragen, wenn sie nicht dran ging, ihn wegdrückte oder sofort wieder auflegte. Gestern war sie in der Schule gewesen. Naruto meinte, sie wäre okay gewesen. Den Umständen entsprechend jedenfalls. Sie hatte nach ihm gefragt. Vielleicht war ja doch noch nicht alles vorbei. Vielleicht hatte er noch eine Chance, alles wieder gut zu machen. Und das, wo er sich doch eigentlich gar nichts vorzuwerfen hatte. Seufzend fuhr er sich mit der Hand durch die Haare. Er hatte Angst. Und die Tatsache, dass Naruto auf diesen lächerlichen Schal und den Pulli bestanden hatte - Ende September wohlgemerkt - machte es auch nicht besser. Wenigstens waren es seine Sachen und nicht die von Naruto, sonst wäre das alles noch lächerlicher, alberner und vor allem peinlicher geworden. Der Blonde hatte gestern nach der Schule ein paar Sachen von Sasuke geholt. Er würde erst einmal bei Naruto bleiben. Seine Eltern hatten kein Problem damit. Sie kannten Sasuke seit er ein kleines Kind war. Naruto und er waren immer schon beste Freunde gewesen. Und das Sasuke Probleme zu hause hatten wussten sie auch, auch wenn sie das Ausmaß des Ganzen nicht kannten. Itachi hatte Naruto auch informiert. Naja er hatte es jedenfalls versucht. Eine Sms hatte er geschrieben. Sasuke wollte nicht, dass er seinen Bruder anrief. Und da sie keine Antwort bekommen hatten, ging Naruto einfach mal davon aus, dass es okay war. Sasuke hatte da ja eine andere Meinung. Er war recht überzeugt davon, dass es Itachi scheiß egal war, was mit seinem Bruder war. Es war ihm egal, ob er krank war, es ihm schlecht ging, er Probleme hatte. Einfach alles völlig egal. „Bist du fertig?“, hörte er den Blonden hinter sich und wurde so aus seinen Gedanken gerissen. Er drehte sich um. Naruto hatte den Kopf durch die Tür gesteckt und grinste übers ganze Gesicht. Sasuke nickte nur, auch wenn ihm nach schreien zumute war. Ja, er hatte Angst und ja, er fühlte sich unwohl und ja, ihm war gerade mehr danach wieder ins Bett unter die Decke zu kriechen und sich das Kissen über den Kopf zu ziehen. Wenig später fand er sich dann in der Küche am Tisch wieder, vor ihm eine Schale mit Müsli und Milch. Naruto saß ihm gegenüber - seine Eltern waren bereits arbeiten - und beobachtete ihn skeptisch. Der Schwarzhaarieg wollte ihm keine Sorgen bereiten, aber er war so in Gedanken versunken und kotzübel sowieso, dass er einfach ein wenig in seinem Frühstück rumrührte. „Sicher, dass du schon wieder zur Schule willst? Du kannst auch ruhig noch einen Tag hier bleiben.“, meinte Naruto und riss den Uchiha so zum zweiten Mal aus seinen Gedanken. Dieser schüttelte den Kopf. „Bloß nicht“, murmelte er. Einen weiteren Tag - selbst wenn es kein ganzer war - alleine und er würde durchdrehen. Seufzend wandte sich der Blonde wieder seinem Frühstück zu. Er kannte den Uchiha gut genug um zu wissen, dass reden jetzt sinnlos war. Trotzdem machte er sich Sorgen. Es ging Sasuke einfach mies, schon allein wegen seiner Erkältung und es war so völlig offensichtlich, dass er noch nicht so weit war. Er sollte hier bleiben, sich ins Bett legen und gesundschlafen. Naruto konnte ja verstehen, dass er Sakura vermisste und nicht alleine bleiben wollte, deshalb hatte er ihm auch angeboten heute zu schwänzen und mit ihm hier zu bleiben. Aber Sasuke hatte natürlich abgelehnt. Und jetzt musste er wieder seinen Kopf durchsetzten. Wenn er Pech hatte holte er sich noch eine Lungenentzündung oder so was. Naruto sah von seiner leeren Schale auf. Der Schwarzhaarige rührte immer noch lustlos in seinem Essen herum. Naruto konnte den Anblick nicht mehr ertragen. Er nahm ihm die Schale weg. Es dauerte ein wenig, bis Sasuke das realisiert hatte. Dann sah er den Blonden an. Er versuchte es zu verbergen, aber er machte sich riesige Sorgen. Sasuke hasste sich dafür. Nachdem Naruto dann auch Sasukes Frühstück gegessen hatte, machten sich die beiden auf den Weg. Sie redeten kaum miteinander. Sasuke hatte Angst. Das wussten beide. Der Blonde versuchte das alles mit ein paar Scherzen aufzulockern. Aber Sasuke hörte ihm gar nicht richtig zu. Naruto hoffte nur, dass das nicht in einer Katastrophe endete. Als sie ankamen, waren nur Kiba, Hinata und Tenten da. „Du siehst echt scheiße aus, Sasuke“, begrüßte Kiba sie. Naruto funkelte ihn böse an und Tenten versetzte ihm einen Stoß in die Seite. Verlegen kratzte sich Kiba am Hinterkopf. „Geht’s dir wieder besser?“, fragte Hinata ruhig. Sasuke nickte nur. Er hatte keine Lust ihr jetzt groß was zu erklären. Zumal er das auch gar nicht konnte. Er war immer noch heiser. Mehr als ein paar Sätze würde er wohl nicht herausbringen. Sie setzten sich zusammen auf eine Bank. Sie waren viel zu früh dran. Sie unterhielten sich ein bisschen. Nur Sasuke nicht. Ihm war nicht nach reden. Er saß ganz außen auf der Kante. Er hörte den anderen einfach nur zu und war wirklich froh, dass sie ihn in Ruhe ließen. Er fand die Gespräche über Schule, Lehrer, den Spanischtest, den er nachschreiben musste und all die anderen Sachen beruhigend. Den Gedanken an die Telefonate, die er mit Sakura über ähnliche Themen führte, verdrängte er sofort wieder. Er ließ seinen Blick in den Himmel wandern. Er war grau. Dichte dunkle Wolken. Heute sollte das Wetter wieder schöner werden, es sollte trocken bleiben und die Sonne scheinen. Er hatte gehofft, dass mit dem Wetter vielleicht auch seine Stimmung besser werden würde. Ein paar Minuten später kam dann auch Shikamaru zusammen mit Sakura. Ihr Anblick versetzte Sasuke einen Stich und er vergaß für einen Moment zu atmen. Sie sah nicht besonders glücklich aus, aber es schien ihr soweit gut zugehen. Irgendwie beruhigte ihn das. Er wollte nicht, dass es ihr schlecht ging, vor allem nicht wegen ihm. Ihre Blicke trafen sich kurz. Für einen Moment hatte Sasuke das Gefühl, alles würde gut werden. Dann wandte Sakura den Blick jedoch schnell wieder ab, und setzte sich ans andere Ende der Bank zu Hinata und Tenten. Der Uchiha hatte plötzlich das Gefühl einen Stein gefrühstückt zu haben. „Ich war vorhin kurz bei Ino. Sie sagt ihr sollt euch keine sorge machen, es geht ihr gut, sie ist nur ein wenig erkältet“, erklärte Shikamaru. Sasuke war wirklich froh das zu hören, auch wenn er die Sache mit der Erkältung nicht glaubte. Dann sah Shikamaru skeptisch von Sasuke zu Naruto. „Was ist mit euch? Ihr seid doch sonst immer zu spät.“ „Tja, ich hab halt ausnahmsweise mal nicht verschlafen.“, meinte Sasuke. Seine Stimme hörte sich noch schlimmer an, als befürchtet. Alle sahen ihn alle und alle wirkten so schrecklich besorgt, dass Sasuke sich noch schlechter fühlte. Nur Kiba lachte. „Hey du siehst nicht nur scheiße aus, du hörst dich auch noch scheiße an.“ Diesmal war es Naruto der ihm einen Stoß versetzte , allerdings gegen den Hinterkopf. Sasuke beschloss für den Rest des Tages seine Klappe zu halten. Ja heute waren sie nicht zu spät gekommen und Sasuke hatte wirklich nicht verschlafen. Allerdings hatte er eigentlich überhaupt nicht geschlafen. Zwei Stunden, vielleicht drei, aber auch die waren eher ein unruhiges hin und her wälzen gewesen. Noch ein Grund warum Naruto es für besser hielt zu hause zu bleiben. Allerdings behielt er das alles für sich. Sasuke würde sowieso nicht vernünftig sein und die anderen sollten sich nicht noch mehr Sorgen machen. Sakura wusste nicht recht was sie denken oder fühlen sollte. Sie hatte Angst gehabt. Wusste nicht wie sie reagieren sollte, falls Sasuke heute wieder da war, deshalb hatte sie Shikamaru gebeten auf sie zu warten. Ihre Befürchtung hatte sich bestätigt. Sasuke war wieder da und er sah schrecklich aus. Man sah ihm deutlich an, dass es ihm schlecht ging und wahrscheinlich hatte er kaum geschlafen. Er wirkte todmüde und eine einfache Erkältung war das wirklich nicht. Außerdem fühlte er sich unwohl in seiner Haut und in dem Pullover und dem Schal. Naruto hatte ihn wohl dazu gezwungen. Aber er sah nicht nur schrecklich aus, er hörte sich auch mies an. Da hatte Kiba schon recht. Und obwohl sie sich wirklich Sorgen machte und ein riesiges schlechtes Gewissen hatte, beruhigte sie dieser Anblick. Er war nicht glücklich während sie litt. Er lachte nicht, strahlte nicht, es ging ihm schrecklich und auch wenn sie wusste, dass es falsch war so etwas zu denken war sie froh darüber, er hatte es verdient. Langsam aber sicher bereute Sasuke es, dass er nicht im Bett geblieben war. Natürlich blieb auch den anderen aus seiner Klasse nicht verborgen, dass er „einfach scheiße aussah“. Die Lehrer ließen ihn während des Unterrichts zwar in Ruhe, auch den Spanischtest musste er nicht nachschreiben, aber nach dem Unterricht wollten sie ihn alle sprechen. Dann kamen die üblichen Fragen. „Alles in Ordnung? Du siehst krank aus. Willst du nicht lieber nach hause gehen? Ist zu hause irgendetwas los?“ Auf die meisten Fragen nickte er nur, oder schüttelte den Kopf. Ein paar mal gab er ganze Sätze, aber als sie hörten, wie heiser er war, gaben sich die Lehrer mit dem Kopfschütteln zufrieden. Was sollte er auch groß sagen? Nichts war okay. Seine Eltern waren tot. Sein Bruder verprügelte ihn, er war ihm scheiß egal. Seine Freundin - durfte er sie überhaupt noch so nennen - hasste ihn und das nur wegen eines Missverständnisses. Zusätzlich war er dann auch noch krank, hatte Fieber und tierische Kopf- und Halsschmerzen. Das ging sie doch einen Scheidreck an. In Englisch beschloss er, dass Heute einfach ein beschissener Tag war. Zum einen fing es an zu regnen, dass wars dann also mit seiner besseren Laune gewesen. Zum anderen mussten sie ein Gedicht schreiben. Er hasste Gedichte sowieso. Er fand zwar einige von ihnen ganz schön, aber sie alle hatten etwas intimes an sich. Er wollte gar nicht so viel aus dem Privatleben anderer Menschen wissen. Und wenn er dann auch noch selbst ein Gedicht schreiben musste, über seine momentane Gefühlslage, war alles zu spät. Ihm fiel zwar etwas ein. Er hatte sich in den letzten Tagen schließlich genug Gedanken über seine Gefühle gemacht. Aber das ging doch niemanden etwas an. Als sie fertig waren und ein paar Leute vorlesen mussten, sah er einfach nur aus dem Fenster. Sakura hatte nichts geschrieben, jedenfalls war ihr Heft bis auf ein paar Kritzeleien leer. Alles andere interessierte ihn nicht. Er wollte gar nicht wissen, wie sich diese komischen Menschen aus seiner Klasse fühlten. Und da er bei Kurenai vorhin schon Spanisch gehabt hatte, bestand keine Gefahr, dass er drankam. Wie sollte er auch, so heiser wie er war, etwas vorlesen? Er beobachtete die Regentropfen, die auf die Scheibe prasselten. Irgendwie beruhigte ihn das. „Sasuke, möchtest du uns nicht vorlesen, was du geschrieben hast?“ Erst dachte er, er hätte sich verhört. Aber nein, sie meinte ihn. Er zeigte nur kurz auf seinen Hals. „Heiser“, ergänzte Naruto. Doch sie ließ sich nicht abbringen. „Naruto kann es ja für dich vorlesen.“ Geschockt sah Sasuke erst zu ihr, dann zu Naruto. Dieser blickte auf das Heft des Schwarzhaarigen. Fünf Zeilen, fünf Wörter. Sie waren perfekt. Sagten alles aus. Aber das konnte er unmöglich vorlesen. Er sah Sasuke an, sah die Panik in seinen Augen. Dann schluckte er und nahm Sasukes Heft. Er atmete teif durch dann fing er an. A Pain in my tummy, I think I am hungry … Sasuke war entsetzt. Nicht nur, dass sich das einfach schaurig anhörte, nicht reimte und auch irgendwie falsch klang, wie konnte Naruto nur die Nerven haben, jetzt so ruhig sein Gedicht vorlesen? Während beinahe die ganze Klasse lachte, stieß der Uchiha dem Blonde leicht gegen das Knie. „Danke“, flüsterte er leise. Als er fertig war, sah Naruto nach vorne. Ganz ernst, als ob nichts gewesen währe. Skeptisch blickte sie von Sasuke zu Naruto. Natürlich war es offensichtlich, dass das Narutos Werk war. Trotzdem sagte sie zu Sasuke: „Vielleicht solltest du etwas essen, wenn du solchen Hunger hast.“ Und hatte damit die Lacher auf ihrer Seite. Sasuke nickte nur. Er wusste nicht recht was er von der ganzen Aktion halten sollte. Vielleicht hielt sie das ja für pädagogisch wertvoll. In der Pause setzte sich Sasuke auf die Fensterbank. Es regnete immer noch also durften sie drinnen bleiben. Er lehnte sich ein Stück zurück, hielt den Kopf aus dem offenen Fenster und legte ihn in den Nacken, sodass der Regen auf sein Gesicht prasseln konnte. Er hatte immer noch unheimliche Kopfschmerzen. Er brauchte die frische Luft und den Regen jetzt. Naruto hatte sich neben ihn gesetzt. Es war übertreiben, dass wusste er, aber irgendwie hatte er Angst Sasuke würde aus dem Fenster fallen. Was aus dem dritten Stock wirklich nicht ungefährlich wäre. Sakura hatte sich auf den Tisch von Hinata und Tenten gesetzt. Sie beobachtete Sasuke, während sich die anderen unterhielten. Irgendwie war es ruhiger, wenn Ino nicht da war. So wie der Uchiha da saß, wirkte er richtig verletzlich. Sie hätte viel dafür gegeben, jetzt seine Gedanken lesen zu können. Was ging in ihm vor? Sie hätte gerne gehört, was er geschrieben hatte. Sie wollte wissen, wie er über die Sache dachte. Natürlich hätte sie einfach mit ihm reden können, aber das traute sie sich nicht. Außerdem wollte sie nicht so schnell nachgeben. Sie wollte zwar auch nicht beleidigt spielen und sich wie ein kleines Kind aufführen. Aber er sollte auf sie zugehen. Schließlich hatte er Ino geküsst. Es war seine Schuld. Als sie merkte wie ihr langsam die Tränen in die Augen stiegen, wandte sie den Blick schnell von ihm ab. Auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte, ihn so zu sehen, tat ihr weh. Sie wollte zu ihm gehen, ihn in den Arm nehmen, an sich drücken, küssen und ihm verzeihen. Aber eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf hinderte sie daran. Er hatte ihr einfach zu sehr wehgetan. Als Naruto plötzlich quiekte, sah sie wieder auf. Shino, der etwas unheimliche Typ aus ihrer Klasse, hatte Sasukes Heft in der Hand. „Mal sehen, was niemand wissen darf, Uchiha“, sagte er. Sie sah kurz zu Sasuke. Aber diesen schien das gar nicht zu interessieren. Er lehnte sich immer noch aus dem Fenster und ließ sein Gesicht vollregnen. Vielleicht hatte er es auch gar nicht mitbekommen. Shino blätterte in Sasukes Heft rum, aber Shikamaru riss es ihm aus der Hand und Kiba drohte ihm so lange, bis Shino genervt den Raum verließ. „Idiot“, murmelte Tenten. Hinata nickte zustimmend. „Wobei mich auch interessieren würde, was du geschrieben hast“, meinte Shikamaru. Kiba nahm ihm das Heft aus der Hand. „Das werden wir gleich wissen.“ Jetzt reagierte auch der Uchiha. Sofort saß er kerzengerade auf der Fensterbank und streckte die Hand nach seinem Heft aus, auch wenn es natürlich viel zu weit weg war. Es war zu spät. Kiba blätterte bereits darin herum. Der Uchiha zog sich die Kapuze über den Kopf. Ihm war kalt und er versuchte sich darunter zu verstecken. Unter der Kapuze war er alleine. Vielleicht konnte sie ihm ein bisschen Schutz bieten. Wobei er wusste was jetzt kam. Einen Moment später, hatte Kiba die richtige Seite gefunden. Er schien überrascht zu sein. Er blickte kurz zu Sasuke dann wieder auf das Heft. Entsetzt traf es wahrscheinlich besser. „Hör auf“, murmelte Sasuke leise und ein gequälter Ausdruck schlich sich auf sein Gesicht. Naruto versuchte Kiba das Heft aus der Hand zu nehmen, aber dieser hatte es bereits an Shikamaru weitergegeben. Shikamaru schien über diese Zeilen genauso geschockt zu sein wie Kiba. Er holte kurz Luft. „Wie-“ „Lasst ihn in Ruhe!“, rief Sakura dazwischen. Die anderen sahen sie überrascht an. Sie war selbst überrascht über sich. Sasuke hatte ihr einfach leidgetan. Das war so nicht richtig. Es war doch offensichtlich, dass er nicht wollte, dass jemand das las. Es ging auch niemanden etwas an. Und was sie hier machten war nicht nur gemein, es war unfair. „Gerade du solltest dir das hier mal ansehen.“, sagte Shikamaru ruhig. Es war kein Vorwurf, klang mehr wie ein ernst gemeinter Rat. Sakura schüttelte den Kopf. Das ging sie nichts an. „Jetzt sag nicht, dass dich nicht interessiert was darin steht.“ Kiba sah sie ernst an. Shikamaru hielt ihr das Heft entgegen. Natürlich wollte sie wissen, was darin stand. Sie wollte wissen, was er dachte und fühlte. Sie wollte sehen, dass es ihm leidtat, dass es ihm auch schlecht ging. Und wenn er ihr es nicht sagte, dann wollte sie es wenigstens so erfahren. Sie sah zu Sasuke. Er war angespannt, hatte sich nach vorne gebeugt und sah sie flehend an. In seinen Augen konnte sie die Panik sehen. Er wollte nicht, dass sie das las. So viel war klar. Und es war auch einfach nicht richtig. Es ging keinen etwas an. Wenn er wollte, dass es jemand erfuhr, würde er es offen sagen. Dann war da wieder diese kleine Stimme in ihrem Hinterkopf und sie hatte das Bild von Ino und ihm vor Augen. Der Kuss. Er hatte ihr wehgetan. Es war falsch. Aber sie hatte plötzlich das Bedürfnis ihm wehzutun. Sie wandte den Blick von ihm ab, griff nach dem Heft und schlug die Seite auf. Sie war geschockt, entsetzt. Das konnte nicht sein. Das war zu viel. Diese fünf Worte sagten so viel. Hinata und Tenten blickten ihr über die Schultern. Sie schienen genauso geschockt zu sein, wie all die anderen. Sakura hatte ja mit vielem gerechnet. Damit, dass er litt, dass es ihm leidtat. Das er das alles wieder gut machen wollte. Auch, dass er sich unverstanden fühlte, hatte sie in betracht gezogen. Das alles nur ein Missverständnis war. Oder, dass er wütend war, weil sie ihm nicht glaubte, ihn einfach hatte stehen lassen. Und auch, dass er froh war. Froh, darüber sich nicht mehr verstecken zu müssen, weil er wirklich Ino liebte und nicht sie. Auch über die Möglichkeit, dass er traurig war und enttäuscht, dass Ino ihn nicht auch liebte, hatte sie nachgedacht. Aber das hier. Damit hatte sie nicht gerechnet. Verwirrt sah sie zu Sasuke. Man sah ihm die Verzweiflung deutlich an. Aber es war nicht nur Verzweiflung in seinem Blick, auch Wut lag darin. Wut darüber, dass sie diese Grenze überschritten hatte. Es war ein Fehler gewesen, das hier zu lesen. Ihr schlechtes Gewissen meldete sich erneut. Aber dann schlug dieses Gefühl um und sie war plötzlich wütend. Einfach nur wütend. „Das ist doch nicht dein ernst?!“, rief sie und warf ihm das Heft vor die Füße. Der Uchiha zuckte zusammen und wich auf der Fensterbank ein Stück zurück. „Es dreht sich nicht immer alles nur um dich! Du bist doch selber schuld!“, sie wollte nicht schreien, aber sie konnte nicht anders. Es war ihr Egal, ob sie überreagierte, ob sie ihm weh tat und auch, dass noch ein paar andere Leute in der Klasse waren und alles mitbekamen war ihr egal. Sie musste ihre Wut einfach herauslassen. Es ging nicht anders. „Was erwartest du eigentlich?“, sie stand auf und ging auf Sasuke zu, bis sie direkt vor ihm stand. „Du verkriechst dich bei Naruto, redest mit niemandem und versteckst dich unter dieser beschissenen Kapuze und dann kommst du damit?!“ Shikamaru und Naruto wollten sie ein Stück von Sasuke wegziehen. Tenten und Hinata versuchten auf sie einzureden. Es war offensichtlich, dass der Uchiha völlig überfordert war und Sakura jeden Moment auf ihn losgehen konnte. Einen Moment war es unheimlich Still. Sasuke hatte sich wieder beruhigt. Er saß da und sah sie einfach nur an. Sakura war auf hundertachtzig. Sie war wütend und hätte ihm gerne noch andere Sachen an den Kopf geworfen. Aber sie wollte eine Antwort. Sie konnte nicht glauben, dass das sein ernst war. Und dann nickte der Uchiha plötzlich. „Sieht ganz so aus“, sagte er dann völlig ernst. Nichtmal seine Stimme machte ihm Probleme. Sakura kniff die Augen zusammen. Man konnte deutlich sehen, wie sie langsam die Bedeutung dieser Antwort begriff. „Du bist doch echt das letzte“, flüsterte sie. Dann ging sie zwei Schritte zurück, bevor sie sich umdrehte und aus dem Raum lief. Hinata wollte ihr erst hinterher laufen, aber Tenten hielt sie auf. „Lass sie.“ Der Uchiha zog sich die Kapuze noch tiefer ins Gesicht. Naruto legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter, aber Sasuke schob sie weg. Shikamaru zog Naruto am Arm von dem Uchiha weg. Sie verließen den Raum, schafften es irgendwie auch die anderen dazu zu bewegen und ließen den Schwarzhaarigen alleine zurück. Sakura rannte immer weiter ohne stehen zu bleiben. Es war immer noch Pause, doch da es regnete hielten sich so ziemlich alle im Schulgebäude auf. Sie versuchte durch die Gänge zu laufen, ohne andere Leute umzurennen. Ignorierte dabei, die Blicke und das Gerede über sie. Sie musste hier raus, einfach weg von ihm. Sie hatte die Tränen nicht mehr zurückhalten können. Das war alles zu viel gewesen. Erst dieses Komische Gedicht, dann Sasukes Blick - so leer, emotionslos und gleichzeitig ernst - und diese Aussage. Erst vor dem Gebäude blieb sie stehen um kurz Luft zu holen. Sie blickte in den Himmel. Der Regen fühlte sich kalt auf ihrer Haut an, aber irgendwie tat er gut. Sie wollte gerade weiterlaufen, als sie Schritte hinter sich hörte. „Wenn das mal nicht unser super schlaues Genie ist“ Sie brauchte sich nicht umdrehen, wusste auch so wer es war. „Was willst du?“, fauchte sie. „Ich hab dich hier so durch die Gänge laufen sehen und da dachte ich, ich guck mal was los ist.“ Es war so offensichtlich was hier los war. Wahrscheinlich hatte er sogar alles gehört. Schließlich lag sein Klassenraum direkt neben ihrem. „Dann kannst du ja jetzt wieder gehen.“ Sie ging weiter. Versuchte ruhig und langsam zu gehen. Wenn sie jetzt rannte, hatte er gewonnen. „Und was hat er diesmal gemacht?“, fragte Neji und lief neben ihr her. Sakura konzentrierte sich darauf, ruhig weiter zu laufen und versuchte Neji zu ignorieren. „Er sieht gut aus, ist intelligent, geheimnisvoll, cool. Ja Uchiha ist perfekt und eigentlich ein wirklich armer Kerl. Keine Eltern, ein aggressiver Bruder.“, er hielt einen Moment inne und beobachtete Sakura von der Seite, „da ist es doch völlig egal, dass er kein Stück besser ist als sein Bruder.“ Sakura lachte kurz auf. „Ja klar, Sasuke ist ein Schläger.“ „Ein Schläger vielleicht nicht, aber ein Arsch ganz sicher.“ Sakura blieb stehen und sah ihn direkt an. „Hör auf, okay? Ich weiß du hasst ihn. Und vielleicht ist er ein Arsch, aber du bist auch nicht besser.“ Dann ging sie weiter und ließ ihn stehen. „Dann willst du also nicht wissen, warum er Ino geküsst hat?“, rief Neji ihr hinterher. Sakura hasste sich dafür. Sie wollte ihn nicht gewinnen lassen. Sie blieb stehen und drehte sich um. „Und du kannst mir das erklären?“ Er nickte und grinste: „Natürlich.“ Sie zögerte einen Moment. „Na dann schieß mal los.“ Der Uchiha saß immer noch auf der Fensterbank. Er hatte seine Beine fest an seinen Körper gezogen, die Arme um sie geschlungen und den Kopf auf die Knie gelegt. Ihm war furchtbar kalt. Und er hatte immer noch Kopf- und Halsschmerzen. Draußen regnete es immer stärker. Mittlerweile war sein Pullover am Rücken völlig durchnässt. Gleich würde die Pause vorbei sein und dann war seine Ruhe vorbei. Aber das alles war ihm gerade egal. Er konnte kaum darüber nachdenken. Sein Blick haftete auf dem Heft. Die Tinte war inzwischen eingetrocknet und schwarz geworden. Da standen sie. Diese fünf Worte. Sie reimten sich nicht, hörten sich nicht einmal besonders schön an. Mit einem Gedicht hatten sie überhaupt nichts zu tun. Fünf einfache Worte, die alles sagten. Alles. Es war als würden sie ihn anstarren. Diese Worte. Hopeless, hurt, worried, desperate, disappointed ___________ So das war das nächste Kapi ^^ und auch das danach ist schon zur Hälfte fertig... Hab mal nachgezählt, ich hoffe ich schaff in den Ferien noch so 5 Kapis :D Und dann gibts was ganz besonderes, aber was wird noch nicht verraten ;) Achja falls irgendjemand ein Bild hat, dass zu dieser FF passt und ich benutzen kann ruhig schicken =P Hoffe natürlich euch hat das Kapi hier wieder gefallen sonnige grüße eure sun Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)