ein neues Leben von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Rochester war erschrocken. Beim Altar stehend zitterten seine Hände leicht, als er der Zeremonie nur halb zuhörte. Alte Geister und Ängste würden sich seiner Gesellschaft nicht befreien, und jede Minute blickte er über seine Schulter, um nach Figuren zu suchen, die sich im Schatten bewegten. Aber da waren keine. Da waren nur er, der Pastor, der Meßdiener und Jane. Jane. Sie stand leise bei seiner Seite, eine sanfte und schöne Vision des Weiß, und mit anbetenden Augen trank Rochester von ihren Anblick als seine Braut. Er konnte sich nicht erinnern, ob sie an jenen fürchterlichen Tag vor nicht allzu langer Zeit auch so schön ausgesehen hatte, als er in dieser gleichen Stelle gestanden hatte, seine Augen trotzig und konzentriert ganz vor ihm. Aber jetzt konnte er seine Augen nicht von ihr abnehmen. Jane schaute ihn nur einmal an, und mit einem schüchternen kleinen Lächeln und einer leichten Röte, hatte sie ihren Blick zum Minister zurückgebracht. Wie solche kleine Gesten ihn begeisterten! Sein Impuls war seine Arme um sie zu werfen und sie scharf zu küssen, so groß war die Strömung der Freude in seinem Wesen. Aber er hielt sich zusammen, bis er endlich die Wörter hörte, auf die er so lange gewartet hatte. „Edward Rochester, nimmst du diese Frau als deine rechtmäßige Frau?“ „Ich will,“ sagte er schnell, obwohl das Gelübde nicht vollständig war, und der Pastor ging weiter, als ob er nicht gehört hätte. „Wirst du sie lieben und ehren, in Krankheit und Gesundheit, und allein einzig zu ihr zu bleiben, so lange ihr lebt?“ „Ich will,“ wiederholte Rochester. Dann endlich war der Hochzeitsring in seinem Griff, und nehmend ihre weiche kleine Hand in seines, er schob das Goldband auf ihren Finger. Er hielt den Atem an, als Jane die heiligen Gelübde wiederholte und dann, hob sachte seine Hand und er fühlte dass der Ring seine Finger umgibt. Obwohl immer noch Wörter gesprochen wurden, hörte Rochester sie kaum, denn sein Herz trommelte zu laut in seinen Ohren. Als der Pastor sie Ehemann und Frau verkündete, hob er den Schleier von Janes Gesicht und sah die Freudentränen die in ihren Augen glitzerten. Schnell aber zärtlich setzte er seine Hände auf ihre Wangen, und brachte seine Lippen zu ihren in einer schweigsamen Geste, die sie für ewig miteinander verband. Er sehnte sich danach sie wieder zu küssen, und seine Arme um sie zu legen und dreht sie in einem Freudentanz, so glücklich war er zu wissen das sie endlich zu ihm gehörte. Das nächste daß er kommen konnte, war sie bei der Hand zu nehmen und eilends aus der Kirche zu laufen, und steuerte schnell auf die Kutsche zu, der sie bei der Hall erwartete… Die zarte August-Nacht war warm und klar, und der gelegentliche sanfte Wind trieb in durch die offenen Fenster und Terrassentüren. Alles war Mondlicht und Schatten in der großen Londoner Suite wo das neuvermählte Paar in einander Armen lag. Jane war eingeschlafen—ihre Atmung war tief und rhythmisch, als sie mit ihrem Kopf gegen die Brust ihres Ehemannes lag. Aber Rochester konnte solchen Schlummer nicht teilen, denn sein Körper und seine Seele waren auf eine Art lebendig, die er nie gekannt hatte. Seine Finger streichelten langsam und sanft die Glätte ihres Rückens, entlang zum Rand vom Laken, der ihre Körper bedeckte. Er empfand eine gewisse Magie wenn er ihre Haut berührte—eine mächtige Kraft, die er nie in der Lage gewesen war zu begreifen, seit der Nacht, als sie ihm von seinem brennenden Bett gerettet hatte. Er hatte für sie hinaus gereicht, mit seinem Herzen voll einem Gefühl den er nicht beschreiben konnte. Sie hatte ihm ihre Hand gegeben, und beim Gefühl ihrer Finger, hatte es ihm wie ein Blitz getroffen. Er hatte sich verliebt—tief und hilflos. Und von diesem Moment an, hatte er sie gewollt, mehr als je jeden oder alles gewollt hatte… jetzt hier waren sie, zusammen. Rochesters Herz zitterte vor Wunsch und Liebe, und ein wunderbares Gefühl der Verwunderung kam über ihn, als er nach unten sie ansah, so dankbar ohne Wörter, das sie schließlich in Wahrheit seins war. Sehnsucht bewegte sich innerhalb ihm, und er war versucht, sie von ihrem Schlaf zu wecken, um sie in den hitzigen Kampf der Leidenschaft zu ziehen. Seine Hände suchten unter dem Laken, entlang zum zugespitzten Ebene ihres Rückens, und dort hielt er inne. Es war die stärkste Versuchung weiterzugehen, und doch wollte er seiner eigenen Selbstsüchtigkeit nicht frönen. Sie hatten die ganze Zeit der Welt zusammen, einander auf jede vertraute Weise zu lernen. Deshalb brachte er eine Hand auf ihrer Schulter zu ruhen, und die andere Hand kam herauf, um ihr weiches, langes dunkles Haar zu streicheln. Wie herrlich es gewesen war zu sehen, wie die Nadeln rausgezogen wurden, die weichen Zobelwellen, die um ihre Schultern hinunterfallen. Im Erblicken davon fühlte er, daß er die Freiheit einer Seele von Gefangenschaft sah—das Auftauchen eines Schmetterlings von seinem Kokon. Wie konnte sich etwas auf der Erde zur Süße und dem Wunder von allem vergleichen? Er fühlte wie sie sich in seinen Armen bewegte. Jane hob ihren Kopf, ihre Augen trafen seine und beide lächelten sanft einander an. Sie stieg näher zu ihm, bis sie eng umschlungen waren. „Ehemann,“ flüsterte sie. „Frau,“ sagte er. Keine Wörter waren mehr notwendig—kein schmeicheln oder überreden auf beiden Seiten. Ihre Lippen trafen sich und vermischten sich. Ihre Hände erforschten, und ihre Glieder verflechteten sich, als sie eins wurden in einem Tanz so alt wie die Zeit… Sie lagen auf ihren Seiten und griffen einander eng. Ihr Gesicht ruhte gegen seinen Hals, und er drückte die Spitze ihres Kopfes und roch den süßen Duft ihres Haares. Beide waren mit Seligkeit und Zufriedenheit berauscht. „Ich hab nie gewußt das solche Gefühle existieren,“ sagte sie zu ihm. Er lächelte erfreut in der Süße ihrer Unschuld. „Es gibt nichts ganz so mächtiges, das ist sicher,“ erklärte er. „Viel zu mächtig um davon gesprochen oder geschrieben zu werden,“ sagte sie und seufzte. „Ich nehme an, die Unschuldigen müssen geschützt werden.“ „Tatsächlich,“ antwortete er. „Wir haben bestimmt davon nie in Lowood gelernt,“ sagte sie und konnte das kleine Lachen nicht unterdrücken, das ihr entging. Sie errötete an ihrem eigenen Mut und versteckte die Augen vor ihm. Mit ihr zusammen lachend, hob Rochester ihr Kinn um sie anzuschauen und streifte seine Lippen mit ihren. Er genoß ihr Lächeln—in der reinen unverdorbenen Freude in ihren Augen. Sogar als sich ihr Ausdruck veränderte, und wurde ganz ernst, verdunkelte es seine Freude nicht im geringsten. Er kannte diesen Blick. Ihr Verstand floß mit Neugier über einen Punkt, und er mußte nicht lange warten, um heraus zu finden worüber sie dachte. „Ist es immer so zwischen Mann und Frau?“ fragte sie, und sogar im Mondlicht konnte er sehen, daß eine Röte ihre Wangen stößt. Sogar jetzt im intimsten Moment, war ihre schüchterne und bescheidene Natur ganz offensichtlich. Und doch gab es den Mut in ihr, der immer dort gewesen war, und er wußte das ihre Neugier zufriedengestellt werden mußte. Diese widersprüchliche Natur war das, was er am meisten über sie liebte. „Dies ist, wie es sein sollte,“ antwortete er mit tiefer und zarter Stimme. Er pausierte, als die Realisierung ihrer Angst ihm dämmerte. Sie fürchtete den Vergleich zu jenen, die vorher gekommen waren. Seit ihrer ersten Liebeserklärung war es ihnen wie ein Schatten gefolgt, und er sehnte sich mit ganzem Herzen, diese Angst schließlich zu besänftigen. „Du weißt von den anderen, Jane,“ sagte er, „aber höre dies jetzt,“ und er drückte seine Stirn gegen ihre. „Sie sind Geister der Vergangenheit, für ewig von meinem Herzen verbannt. Wenn ich es jeden Tag für den Rest unseres Lebens wiederholen muß, wirst du wissen das ich dich liebe, mehr als ich je jemanden in meinem Leben geliebt habe.“ Tränen füllten ihre Augen. Und ein Licht des Unheils kam auch dort zu glänzen. „Ich nehme an, dies wird genügen,“ sagte sie mit einem schlauen Lächeln. Er wickelte seine Arme um sie und trank in die Wärme ihres Gelächters, als er sie leidenschaftlich küßte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)