Intertwined von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Das Konzert ging im wahrsten Sinne des Wortes reibungslos über die Bühne und alle waren mehr als zufrieden über ihr gelungenes Heimspiel. Ein letztes Mal verbeugten sie sich vor den noch immer schreienden und tobenden Fans, bevor sie schließlich der Reihe nach hinter der Bühne verschwanden. Dort war erst einmal eine Gruppenumarmung angesagt, wie sie es immer taten nach einem erfolgreichen Live. Das Adrenalin pumpte noch immer durch ihre Venen und sie hüpften gemeinsam im Kreis, die Arme um die beiden neben sich befindlichen Personen gelegt. Als sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatten, gingen Kai und Aoi schon einmal vor, um sich umzuziehen und abzuschminken, da sie noch was trinken gehen wollten zusammen. Uruha war noch immer total aufgekratzt und sprang noch ein wenig vor sich hinträllernd allein durch die Gänge, um seine überschüssige Energie abzubauen. Blieben also noch Ruki und Reita, die noch immer direkt hinterm Bühneneingang standen, von wo sie das leiser werdende Gekreische der Meute in der Halle hören konnten. Sie sahen sich einen Moment schweigend an, bevor sie sich gleichzeitig in die Arme fielen. Das war etwas, was die Beziehung zwischen ihnen zu so etwas Besonderem machte. Sie verstanden sich ohne Worte. Lange blieben sie so stehen, immer noch von dem berauschendem Gefühl, das so ein Konzert nach sich zog, erfüllt. Gemeinsam ließen sie es ausklingen und genossen die Nachwehen. Bei keiner Person fühlte sich Ruki geborgener als bei Reita. Sie kannten sich nun schon so lang und waren schon so lang beste Freunde. Es war einfach richtig, so mit dem Bassisten dazustehen und ihn zu spüren. Rukis Herz trommelte noch immer in einem schnelleren Takt, als es sollte. Das lag zum einen an der Aufregung, die noch immer zum Teil in ihm steckte, und zum andern an der Person, in dessen Armen er sich gerade befand. Als er damals festgestellt hatte, dass er mit Frauen nichts anfangen konnte, da war das ein Schock für den kleinen Sänger gewesen. Als er dann aber auch noch feststellen musste, dass sein bester Freund hingegen eben jene Gefühle, die seiner Meinung nach ‘normale Leute’ dem anderen Geschlecht entgegenbrachten, in ihm zu wecken vermochte, da war er aus allen Wolken gefallen. Es hatte ihn Wochen oder gar Monate gedauert, mit dieser Erkenntnis leben und sie akzeptieren zu können. Und als dann auch noch Uruha in sein Leben getreten war und sein Gefühlsleben zu allem Überfluss noch mehr ins Chaos gestürzt und ihm mit dem ersten Blick aus diesen verführerischen Augen den Kopf verdreht hatte, da fing er an, an sich zu zweifeln. Es erschien ihm als nicht gerade normal, gleich in zwei Menschen auf einmal, zur gleichen Zeit verliebt zu sein. Zwar unterschieden sich die Gefühle für seine beiden Freunde - für Reita empfand er tiefe Zuneigung, Verbundenheit, Geborgenheit und das Gefühl, bei ihm immer willkommen zu sein; Uruha dagegen übte eine unheimliche Anziehungskraft auf ihn aus, die jedoch weit über körperliche Gelüste hinausging und ihn in Rukis Augen zu einem der wundervollsten Geschöpfe auf dieser Welt machte, sowohl äußerlich als auch innerlich -, doch konnte er ohne jeglichen Zweifel sagen, dass er beide von ganzem Herzen liebte. Es war überraschend gekommen, als die beiden Personen, für die er soviel empfand, eines Tages ihm und dem Rest der Band, die sie in der Zwischenzeit gegründet und mit der sie erste Erfolge erzielt hatten, verkündet hatten, dass sie beide ein Paar wären. Für Ruki war in dem Moment eine Welt eingestürzt. Nun waren beide von ihm so lieb gewonnenen Menschen vergeben und er konnte seine Hoffnung auf wenigstens einen endgültig begraben. Doch im Grunde genommen hatte der Sänger schon immer gewusst, dass er weder mit dem einen noch mit dem andern jemals richtig hätte glücklich werden können, da er die zweite Person ja genauso liebte und dementsprechend vermissen würde. Also hatte er letztendlich eingesehen, dass es besser war für alle Beteiligten, dass es so gekommen war. Außerdem gönnte er den beiden ihr Glück wie nichts anderes und so stellte er seine eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund und freute sich lieber für das Paar, das in seinen Augen so perfekt war, dass er sich gar nicht vorstellen konnte, an Stelle des einen dort zu stehen. All dies ging durch seinen Kopf, als er so in den Armen Reitas hinter dem Bühneneingang des Tokyo Domes stand, bis jener schließlich seinen Griff etwas löste und ihn aus warmen Augen betrachtete, die soviel mehr als Worte zu sagen vermochten. “Danke”, flüsterte Ruki nur und wusste doch, dass Reita ihn verstanden hatte, denn dieser nickte leicht, nahm ihn bei der Hand und zog ihn mit sich in den Backstagebereich, damit auch sie sich fertigmachen und nachhause konnten. “Das war ein wundervolles Konzert, findest du nicht?”, meinte Reita mit leiser Stimme. Sie schlenderten händchenhaltend durch die Gänge, um noch ein paar Momente zu zweit zu genießen, bevor sie wieder den drei lauteren Mitgliedern der Band begegnen mussten. Schon immer waren sie beide etwas ruhiger als die anderen gewesen und kosteten daher solche Augenblicke besonders aus. “Ja, es war berauschend”, erwiderte Ruki ebenso besonnen. Er ließ noch einmal den Tag in seinem Kopf Revue passieren, doch kamen ihm dabei auch wieder die unliebsamen Gedanken an Uruhas seltsames Verhalten der letzten beiden Tage in den Sinn. “Du, sag mal, Rei-chan, warum sind Uruha und du nicht zusammen hier erschienen?” “Ach, das war nur, weil ich vorher noch mal zu meinen Eltern zum Kaffeetrinken musste, weil sie heute Hochzeitstag haben und da wollte Uru-chan nicht unbedingt mit. Außerdem wollte er dich doch abholen, soweit ich weiß. Das hat er ja auch gemacht, oder nicht?” Reita sah ihn aus fragenden Augen an. Sie konnten schon die Tür zum Backstagebereich sehen, auf den sie zusteuerten und in Ruki machte sich ein mulmiges Gefühl breit. Sollte er seinem besten Freund erzählen, wie sich dessen Geliebter verhalten hatte? “Ja, das hat er”, antwortete er letztendlich auf die Frage und beließ es dabei. Er konnte es einfach nicht mit sich ausmachen, es Reita zu sagen. Er wollte ihn nicht traurig machen und das Glück seiner beiden Freunde zerstören. Vielleicht hatte er auch einfach zu viel hineininterpretiert und Uruha meinte es alles gar nicht so, wie er es aufgefasst hatte. Vielleicht war das alles nur ein dummer Scherz, den er mal wieder einfach nicht verstand. Mit diesen Gedanken, die ihn leider nicht ganz so beruhigten, wie sie sollten, öffnete er die Tür, die sie noch von den anderen trennte und trat mit Reita im Schlepptau in den Raum ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)