Micha von Terrormopf ================================================================================ Kapitel 24: Zimmergenossenschaften ---------------------------------- So. Jetzt bin ich extra lange aufgeblieben, um das Kapitel hochzuladen, weil ich sonst keine Zeit habe, weil ich nämlich direkt nach der Schule heute meine GFS machen muss. Nun denn, dieses Kapitel ist länger als das letzte (ungefähr drei Mal so lang? xD) Und es ist auch wieder etwas mehr der wichtigen Handlung enthalten. Viel Spaß =) „Ich nehm ein Zimmer mit Micha“, stellte Bess fest, als sie in die Auffahrt der Hütte fuhren. Micha blickte etwas nervös auf das Mädchen mit dem blond gefärbten Haaren, das schon darauf bestanden hatte während der Fahrt neben ihm zu sitzen. „Solange Bärli und ich uns ein Zimmer teilen können ist mir das egal, nicht wahr, Bärli?“ Es war Ella, die diese Bedingung aufgestellt hatte und Gero, der am Steuer saß knurrte nur etwas Unverständliches. Er hatte schon seit sie losgefahren waren schlechte Laune, doch warum konnte sich keiner so recht erklären und ihn fragen, das wollte niemand riskieren. Benne war der Erste, der aus dem Auto sprang und die frische Bergluft einatmete, dann ging er zur Tür und klingelte fast schon Sturm. Die anderen stellten sich brav hinter ihm auf und warteten, dass jemand öffnete und einige Sekunden später tat dies Bennes Großvater. „Hallo Benedikt, es freut mich, dich zu sehen! Mein Gott, bist du groß geworden, kann man innerhalb eines halben Jahres wirklich so viel wachsen?“ Man konnte Benne ansehen, wie peinlich ihm diese Begrüßung und dann auch noch der Kuss, dem ihn sein Großvater auf die Wange drückte, waren, dennoch grinste er etwas schief und entgegnete: „Tja, offensichtlich kann man so viel wachsen. Ich freu mich übrigens auch dich zu sehen und…“ Doch ausreden ließ sein Großvater ihn nicht, sondern erspähte hinter ihm Gero, Ella, Bess und Micha, dann lächelte er: „Ah, und euch sieht man also auch mal wieder? Aber kommt doch erst mal rein, deine Oma hat schon Tee aufgesetzt und extra noch einen Apfelkuchen gebacken. Das Gepäck könnt ihr ja später herein bringen.“ „Jop, danke Opa“, kam die Antwort flapsig von Benne und er trat in das warme Haus ein, gefolgt von den anderen. Die führte er in die Stube, wo ein großer Kachelofen stand und eine alte Dame dabei war den Ecktisch zu decken. „Hallo Oma!“ „Ach, grüß Gott, mein Junge! Meine Güte! Groß bist du geworden! Hast du bemerkt, wie groß er geworden ist, Erwin? Wirklich groß, schon größer als ich“, stellte auch Bennes Großmutter fest und Micha hatte das Gefühl, dass ihr das Alter doch mehr zusetzte als ihrem Mann. Doch Benne schien das nicht zu beeindrucken, sondern er lachte, wenn auch etwas laut: „Größer als du war ich auch schon das letzte Mal, dass ich euch besucht habe.“ „So…“ Sie schien einen Augenblick zu überlegen und sagte dann: „Ja, setzt euch doch, setzt euch, es gibt Schwarztee und Kuchen, ich hoffe, ihr mögt das.“ Einstimmiges Nicken war die Antwort und Bennes Großmutter ging an die Küchenzeile, um den Kuchen zu holen und ihn auf den Tisch zu stellen, während ihr Mann sich um die Teekanne kümmerte. Derzeit machten es sich die Jugendlichen schon einmal auf der Eckbank bequem. Micha schaute sich neugierig um; er mochte solche alten Häuser und das alte Ehepaar machte einen sehr sympathischen Eindruck, vielleicht war es doch keine so schlechte Idee gewesen mitzukommen. „Was ist jetzt Micha, teilen wir uns ein Zimmer?“, riss ihn Bess aus den Gedanken und etwas verwirrt sah er zu ihr, fragte dann: „Wäre es nicht sinnvoller, wenn Benne und ich uns ein Zimmer teilen und du ein eigenes bekommst? Ich meine, du bist schließlich ein Mädchen und…“ Bess lachte daraufhin hell auf und erklärte ihm dann: „Micha, das ist kein Schulausflug, hier müssen Weibchen und Männchen nicht getrennt schlafen, nun komm schon. Wir beide in einem Zimmer, das wird sicher lustig!“ Er wusste zwar immer noch nicht recht, was sie damit bezweckte, doch hatte er keine Lust darüber zu diskutieren und stimmte so also zu. An diesem Tag wollten sie nicht mehr Ski fahren, es wäre auch schlecht möglich gewesen, da die Lifte um vier Uhr schlossen und sie ja erst hatten losfahren können, als Bess und Micha Schule aus hatten. So begnügten sie sich damit, erst einmal den ersten Stock zu belagern. Benne hatte erzählt, dass seine Großeltern den normalerweise an Touristen vermieteten, doch für ihn und seine Freunde hatten sie immer Platz, solange er sich nur früh genug anmeldete. Gero und die anderen waren offensichtlich nicht das erste Mal dabei, denn sie kannten sich hier schon gut aus und so besetzte Gero auch gleich das größte Schlafzimmer für Ella und sich. Bess zog ihn in das andere Schlafzimmer und Benne musste sich demnach mit dem Sofa im Wohnzimmer zufrieden geben. Die Snowboards und Skier hatten sie im Keller untergebracht, in dem eigens dafür sogar ein Ständer stand. Bess ließ sich erst einmal auf das weiche Bett fallen und versank förmlich in der aufgeplusterten Bettwäsche, Micha hingegen begann damit seine Sachen in den Schrank einzuräumen. Er spürte ihren Blick im Nacken und irgendwann hörte er sie sagen: „Mann, Micha, jetzt lass doch mal die Klamotten Klamotten sein und leg dich zu mir, das Bett ist echt bequem!“ Der Blonde seufzte und drehte sich zu ihr um, doch als er das Bett nun genauer betrachtete stockte ihm der Atem. Das war kein gewöhnliches Doppelbett! Kein Einzelbett, dafür war es zu groß, aber für ein Ehebett war es eindeutig zu eng. Und es lag nur eine Decke darauf. „Ist was?“, fragte Bess, scheinbar ahnungslos und Micha setzte sich neben sie auf das Bett und erklärte sich: „Das Bett ist aber ziemlich eng und wir haben nur eine Decke; ist dir das wirklich recht? Also ich weiß nicht, wenn es dir lieber ist, dann kann ich auch zu Benne aufs Sofa gehen, oder so…“ „Red keinen Blödsinn, das Sofa ist nicht ausziehbar und komm bloß nicht auf die Idee mit ihm zu tauschen, denn mit ihm schlaf ich bestimmt nicht noch einmal in einem Bett“ „Warum das denn?“ „Na ja...“ Bess lief leicht rötlich an und sah auf ihre perfekt manikürten Fingernägel. „Er gibt komische Geräusche von sich, wenn er schläft und morgens hat er dann ’ne riesen…“ „Ist okay!“, fiel Micha ihr ins Wort, er wollte vermeiden, dass sich Bilder vor seinem geistigen Auge formten. „Wegen der Decke musst du dir keine Sorgen machen, ich kann mich dünn machen und wir müssen eben etwas näher beieinander liegen, das ist doch kein Problem, nicht?“ Micha schluckte daraufhin, schüttelte aber dennoch den Kopf. Was hatte Bess Verhalten in letzter Zeit nur zu bedeuten? Er hatte das Gefühl, dass sie um jeden Preis versuchte ihm näher zu kommen. „Komm, lass uns mal bei Ella und Bärli vorbeischauen, die werden sich sicher freuen“, erklang da wieder Bess’ Stimme und Micha nickte nur. Doch als sie in deren Zimmer kamen, sahen sie nur Ella, die alleine auf dem Bett saß, einen Mp3-Player in der Hand, Stöpsel in den Ohren. Bess warf Micha einen vielsagenden Blick zu und setzte sich zu Ella aufs Bett. Micha blieb unschlüssig in der Tür stehen und sah auf das Bett. Unwillkürlich stellte er fest, dass auch hier nur eine Decke vorhanden war, doch Ella und Gero würden damit wohl kein Problem haben. Wobei Micha nicht wirklich wusste, was inzwischen in Gero vorging. Die letzten Nachmittage, die er mit Gero verbracht hatte, war er bewusst nicht auf dieses Thema eingegangen, dennoch interessierte es ihn. Ella hatte inzwischen die Stöpsel aus den Ohren genommen und Bess warf ihm einen auffordernden Blick zu, der ihm gebot das Zimmer zu verlassen, was er zu gerne tat. Im Wohnzimmer, das zwischen den beiden Schlafzimmern lag, fand er Benne, der es sich auf dem Sofa bequem gemacht hatte und ebenfall Musik hörte. Nur wo war Gero hin verschwunden? Als er den nicht zugezogenen Vorhang vor der Balkontüre erblickte, wurde es ihm allerdings klar und er ging hinaus zu Gero. Der saß still auf einem der Stühle und starrte finster auf die Landschaft, die sich hinter dem Haus erstreckte. „Darf ich mich setzen?“, fragte Micha. „Tu, was du nicht lassen kannst“, war die ruppige Antwort und Micha tat, was er nicht lassen konnte und zog die Füße auf den Sitz, damit sie auf den Steinfliesen nicht zu kalt wurden. „Was ist denn los?“, fragte er schließlich, als er das Schweigen nicht mehr ertragen konnte. Gero antwortete ihm nicht. „Ist es wegen Ella?“ „Weswegen sonst?“ „Keine Ahnung. Was ist denn mit ihr?“ Er versuchte so beiläufig wie möglich zu klingen, doch gelang ihm das nicht wirklich. „Was mit ihr ist? Nichts ist mit ihr! Das ist es ja! Sie ist wie immer, nur ich…“ Er brach ab. „Ist ja auch egal.“ Micha allerdings schüttelte den Kopf und entgegnete, wenn auch kleinlaut: „Nein, ist es nicht, mir zumindest.“ „Du kannst echt nerven, Kleiner“, war die gleichgültige Antwort. Aber locker lassen wollte Micha nicht, zumindest noch nicht. „Nun sag schon, was los ist!“, drängte er also. Gero wandte ihm nun das Gesicht zu und sah ihn für einen Augenblick bedauernswert an, dann blickte er wieder auf die Schneelandschaft, bis er schließlich doch antwortete: „Bei mir hat es sich verändert. Ich fühle ihr gegenüber nichts mehr, nicht einmal gestern beim Sex. Mann, das ist so abartig! Früher war das noch ganz anders, aber jetzt… So’n Scheißdreck!“ „Und was willst du jetzt tun?“, fragte Micha schüchtern. „Was ich jetzt tun will?“, lachte Gero gequält auf. „Hier geht es nicht wirklich um das, was ich will, denn ich will sie wieder richtig lieben, aber irgendwie geht das nicht, also bleibt mir ja wohl nur eine Möglichkeit: Schluss machen.“ Micha schluckte. „Aber… doch nicht dieses Wochenende, oder?“ „So’n Arschloch bin ich dann doch wieder nicht, dass ich ihr das ganze Wochenende versau, ich mach’s nächsten Samstag, wenn sie wiederkommt.“ „Und wo ist sie die Woche über?“, fragte Micha und konnte die Neugierde in seiner Stimme nicht verbergen. „Bei ihrer Mutter.“ „Und was willst du jetzt machen? Wie willst du jetzt mit ihr umgehen?“ „Keine Ahnung, mal sehen.“ Mit diesen Worten erhob sich Gero und erklärte das Gespräch somit für beendet. Micha folgte ihm schweigend in sein Zimmer, in dem Ella und Bess, nun lachend, auf dem Bett saßen und sie gar nicht beachteten. „Wo ist denn die zweite Decke hin?“, fragte Gero, sichtlich etwas verwirrt. Ella sah nicht zu ihm, sondern antwortete monoton: „Die hat sich Benne geschnappt, weil er meinte, uns stört es nicht unter einer zu schlafen und er sonst keine hat.“ „Ach so.“ Ebenso eintönig. Als Micha sich am nächsten Morgen, neben Bess, wohlgemerkt, die Zähne putzte, konnte er kaum die Augen offen halten. Erst waren sie noch ausgegangen, in irgendeine Disko und dann, als sie endlich wieder beim Ehepaar Schneider und im Bett waren, hatte er kaum schlafen können, weil er ständig Bess’ Körper hinter sich gespürt hatte; irgendwann um halb fünf war er dann endlich eingeschlafen, doch da sie um halb acht schon wieder aufgestanden waren, hatte er kaum Schlaf bekommen. Auch beim Frühstück ging es ihm nicht besser, sodass sich Bennes Großmutter schon Sorgen machte. Als sie dann allerdings auf der Piste standen, hatte sich das geändert, denn das erste, was Gero getan hatte, als sie das Haus verließen, war, ihm eine Hand voll Schnee ins Gesicht zu reiben, sehr zum Vergnügen der anderen Anwesenden. Am Vormittag hatte Micha sich von den anderen überreden lassen mit in den Fun Park zu gehen; dort hatte er es geschafft, in Gero-Manier, über einen Kicker zu stürzen und sich das Knie, zumindest dem Gefühl nach, zu zertrümmern. Daraufhin hatte er sich die restliche Zeit den Mädchen gesetzt, die etwas abseits lagen, Jacken und Pullover ausgezogen hatten und sich nun, die T-Shirts nach oben geschoben, die Sonne auf den Bauch scheinen ließen. Erst zum Mittagessen erhoben sie sich und fuhren mit dem Sessellift hinauf, um dann noch eine Abfahrt zu machen, die sie zu einem der Gasthöfe brachte. Micha kam nur widerwillig mit, doch sein knurrender Magen – und die Drohungen Geros – ließen ihm kaum eine andere Wahl. Als sie endlich auf der Terrasse saßen, zogen sie sich erst einmal Mützen, Handschuhe, Jacken und Schals aus, da die Sonne schon den ganzen Tag ziemlich intensiv schien und sie sonst in der Hitze eingegangen wären. Das Essen an sich verlief relativ unspektakulär. Bess und Ella teilten sich eine Portion Pommes, die Jungs aßen für sich selbst. Micha hatte schon den ganzen Tag Gero beobachtet. Und er konnte nicht umhin, immer wieder Kleinigkeiten zu entdecken, die ein Indiz dafür darstellten, dass Gero Ella wirklich den Laufpass geben würde. „Nun komm schon, Bärli!“, ertönte da Ellas Stimme, sie klang inzwischen genervt, offensichtlich versuchte sie Gero zu etwas zu überreden, was der allerdings gar nicht wollte, denn alles was er dazu sagte, war: „Nein, Ella, Punkt. Vergiss es!“ „Aber wenn du keinen Labello benutzt, reißen deine Lippen auf und das ist wirklich schmerzhaft!“ „Nein! Zum letzten Mal, Ella, ich benutze nicht deinen komischen Labello oder seh ich etwa aus wie ein Weib?“ „Herrgott, Gero! Nun stell dich doch nicht immer so an! Nur weil du Labello benutzt, muss das ja nicht gleich heißen, dass du schwul bist, oder transvestitisch veranlagt. Ich hab nur keine Lust darauf, dass du mir heute Abend die Ohren voll jammerst, dass dir die Lippen wehtun. Und jetzt halt still!“ Sie hatte den Labello geöffnet und die Spitze herausgedreht, mit der sie Gero nun zu Leibe rücken wollte. Doch der wandte demonstrativ das Gesicht ab; gerade wollte er wieder etwas sagen, da hatte sie sein Gesicht fast schon gewaltsam ihr zugewandt und machte sich daran zu schaffen den Lippenbalsam aufzutragen. Nach einigen Sekunden seufzte Gero und gab sich offensichtlich geschlagen, denn er entspannte die vorher verbissen aufeinander gepressten Lippen und wehrte sich nicht mehr. Wie gebannt sah Micha auf die Lippen Geros, auf denen nun ein durchsichtiger, leicht glänzender Schutzfilm lag, der sie irgendwie voller wirken ließ. „Na siehst du, Bärli? Geht doch“, lächelte schließlich Ella, als sie den Labello weggesteckt hatte, und knuffte ihn in die Wange, als spräche sie mit einem Kleinkind, doch gleich darauf bedeckte sie Geros Lippen mit einem flüchtigen Kuss. Und erst diese Geste schaffte es Michas Blick von Geros Mund zu lösen. Fast schon erschrocken stellte Micha fest, wie er errötete, nur weil er sich selbst dabei ertappt hatte, wie er Gero angestarrt hatte. Ein Blick auf die anderen verriet ihm, dass es niemand bemerkt hatte, denn Benne stellte gerade ein paar Österreicherinnen nach, Ella war mit Gero beschäftigt, Gero damit Ella zu ignorieren und Bess blickte schon seit geraumer Zeit stur in ihre Cola. Im nächsten Moment allerdings schaute sie auf und Micha direkt ins Gesicht. Sie lächelte ihn scheu an und fragte leise, sodass niemand außer ihm sie hören konnte: „Kannst du bitte mal mitkommen, Micha? Ich muss dir was ganz Wichtiges sagen.“ Etwas erstaunt nickte Micha und folgte ihr, als sie von der Terrasse ging. Sie ignorierte die Blicke und Fragen ihrer Freunde gekonnt und Micha konnte nur mit den Achseln zucken. Als sie sich auf den Schneewall setzte, an dem auch einige Snowboards und Skier lehnten, setzte er sich neben sie und fragte skeptisch: „Was ist denn? Was musst du mir so wichtiges sagen?“ Sie jedoch gab ihm zuerst keine Antwort, sondern stocherte mit den Fingern im Schnee zwischen ihren Beinen herum. Sie sah ihn nicht an, sondern konnte sich nur dazu durchringen mit unsteter Stimme zu sagen: „Na ja, ich weiß nicht so recht, wie ich das sagen soll…“ Sie unterbrach sich und begann Herzchen in den Schnee zu malen, doch die verwischte sie gleich darauf, nur um wieder neue zu malen. Als sie fortfuhr klang ihre Stimme noch kleiner: „Oh Mann, das ist so peinlich, eigentlich hatte ich mir das ein bisschen anders vorgestellt…“ „Was hattest du dir anders vorgestellt?“, fragte Micha und sah verwirrt auf ihr Profil. „Micha, ich mag dich.“ Sie sah immer noch nicht auf. „Ja, ich mag dich auch, aber du wolltest mir doch was Wichtiges sagen.“ Er begriff beim besten Willen nicht, was sie mit diesem Gespräch bezweckte. „Nein, Micha, du verstehst das falsch, ich mag dich. Ich mag dich wirklich.“ Erst verstand Micha noch immer nicht, was sie von ihm wollte, doch dann ging ihm ein Licht auf und er erkannte den Sinn ihrer Worte und den Zweck der Herzchen, die sie immer wieder aufs Neue in den Schnee zeichnete „Oh...“ Es war tonlos von ihm und was er sagen sollte wusste er beim besten Willen nicht. Es war das erste Mal, dass er sich in dieser Situation befand, doch Bess stampfte nun den Schnee zwischen ihren Beinen mit der flachen Hand platt und sagte währenddessen: „Ja, ‚oh’. Am Besten, du sagst mir jetzt einfach, dass das nicht auf Gegenseitigkeit beruht und ich bloß zusehen soll, wie ich Land gewinne, dann wäre das auch endlich geklärt.“ „Nein!“, rief Micha daraufhin hastig, bestürzt von der Frustration und der Verbitterung in ihrer Stimme. Noch nie zuvor hatte er Bess so sprechen gehört und hätte nicht gedacht, dass er es jemals würde. „Was heißt nein?“, hakte nun Bess nach und sah ihm endlich in die Augen, woraufhin sich ein Rotschimmer auf seine Wangen legte. „Heißt das, dir geht es genauso?“ Hoffnung glomm in ihren Augen auf und Micha wagte kaum noch zu sprechen, doch er tat es dennoch: „Nein, das nicht, aber… ich weiß, nicht, wie ich dir das sagen soll…“ „Du findest mich hässlich?“ „Nein!“ „Nervig und zu hyperaktiv?“ „Nein!“ „Einfach nur abstoßend?“ „Nein, Bess, ich mag dich doch, aber…“ „Was dann, bist du schwul, oder was?“ Es war eine verbitterte Scherzfrage gewesen, doch als Micha das Gesicht von ihr abwandte und sich nicht dazu äußerte, weiteten sich ihre Augen und sie keuchte: „Nein!“ Einige Sekunden herrschte wieder unangenehmes Schweigen zwischen ihnen, bis Bess leise fragte: „Du bist echt schwul?“ Vorsichtig nickte Micha. Na toll, ihrer Reaktion nach zu urteilen, hatte er es sich nun auch mit ihr verscherzt. Und er wollte schon wieder aufstehen und gehen, da sprach sie weiter: „Oh Mann! Das ist ja mal wieder typisch, dass ich mich in einen Schwulen vergucke! So’n Scheiß!“ „Tut mir leid, Bess, bitte sei nicht böse, ich… ich kann nichts dafür…“ Schweigen ihrerseits, bis sie zögerlich fragte: „Und bist du wirklich schwul, oder bi, oder so was in der Art?“ Als er keine Antwort darauf gab, fuhr sie fort: „Okay, ich versteh schon, du willst mit mir nicht darüber sprechen, kann ich irgendwie verstehen. Na ja, demnach liegt’s diesmal wenigstens nicht an mir.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln und erhob sich dann. Micha schwieg weiterhin. „Wissen denn die anderen davon?“ Einen Moment lang überlegte Micha, ob er ihr von Geros Wissen erzählen sollte, beließ es dann aber doch lieber dabei schlicht den Kopf zu schütteln. Bess lächelte ihn nur traurig an, reichte ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen und sagte: „Gut, dann werden sie es von mir nicht erfahren, wenn du das nicht möchtest.“ Als sie am Abend nebeneinander auf dem Bett saßen, schwiegen sie und Bess achtete nun darauf ihn so wenig als möglich zu berühren. Die Stimmung zwischen ihnen lag schwer im Raum und schien sogar die weiche Decke platt zu drücken, da bemerkte Bess schließlich mit leiser Stimme: „Also irgendwie hab ich mir Schwule immer anders vorgestellt.“ Zum Schlafen war es noch zu früh gewesen, doch hatten sie dennoch kaum gesprochen und damit die Stille nicht wieder Überhand nahm, fragte Micha, ebenso leise: „Wie denn?“ „Na ja, so wie man sie sich eben vorstellt, transenmäßig halt, mit „Tüdelü-Sprache“, oder wie man das nennen mag. Ich weiß auch nicht. Eben nicht so wie du bist. Gut, wenn man es weiß, dann gab es schon einige Momente, in denen man es dir hätte anmerken können, aber irgendwie übersieht man das, man geht ja auch nicht davon aus, dass der Typ, in den man sich verknallt, schwul ist.“ „Tut mir wirklich leid“, sagte Micha noch einmal und Bess wollte gerade etwas erwidern, da sprang die Tür auf und Ella stand wutschnaubend in ihrem Zimmer. Die Beiden starrten Ella an, die rief: „Raus, Micha! Ich schlaf hier! Neben Gero halte ich es keine zwei Minuten länger aus! Dieses Arschloch!“ „Aber…“, setzte Micha an, doch Ella unterbrach ihn ruppig: „Ich hab gesagt, du sollst bei Gero schlafen, oder ist mir egal, wo, Hauptsache ich kann da schlafen, wo er nicht schläft! Und jetzt raus!“ Erschrocken stand Micha auf und sah verwirrt zu, wie sich Ella anstatt seiner zu Bess ins Bett legte. Unschlüssig verließ er das Zimmer und ging zu Gero, der im Bett lag, das Gesicht zur Wand. „Gero?“, fragte Micha vorsichtig und der Angesprochene fragte harsch: „Was willst du?“ „Naja, Ella hat mich aus meinem Bett geworfen und gesagt, ich solle bei dir schlafen, oder soll ich…“ „Is mir doch jetzt scheiß egal“, brummte Gero. Mit einem flauen Gefühl im Magen legte Micha sich nun neben ihn, näher, als er es eigentlich wollte, aber da sie nur eine Decke hatten, mussten sie wohl oder übel näher beieinander schlafen. „Und pass bloß auf, wo du deine Griffel hältst!“, knurrte Gero und zog noch etwas mehr der Decke zu sich, sodass Micha halb im Freien lag. Doch er beschwerte sich nicht, sondern fragte ruhig: „Was war denn?“ „Ach, keine Ahnung, sie wollt halt reden und ich nicht und irgendwie wollt sie dann ficken, aber ich nicht. Fertig.“ „Und… was wolltest du?“, fragte Micha schüchtern und sah auf Geros Hinterkopf. Der setzte sich nun auf und sah auf ihn herab. Schließlich antwortete er: „Schlafen. Warum legst du dich eigentlich ins Bett, wenn du noch deine Klamotten anhast?“ Micha traute sich erst kaum ihm zu antworten, doch als Geros Blick sich, mit jeder Sekunde, die verstrich, verfinsterte, entgegnete er schließlich doch: „Naja, ich hatte mich halt noch nicht umgezogen und in meinem Zimmer ist jetzt Ella und ich hab…“ „Was hast du?“, hakte Gero nach, als Micha nicht weiter sprach. Und ganz leise fuhr Micha fort: „Ich hab Angst.“ Einen Moment lang sah Gero ihn nur perplex an, dann prustete er vor Lachen los: „Oh mein Gott! Du hast Angst vor Ella! Junge!“ Er hielt einen Augenblick inne, um tief Luft zu holen und dann ernst zu sagen: „Ich verstehe dich.“ Und einen Moment später brachen sie beide in Gelächter aus und erst das Klopfen an der Wand, das aus Bess’ und nun auch Ellas Zimmer kam, brachte sie dazu, sich zu beruhigen. „Pass auf, Micha, ich müsst noch ’ne Jogginghose dabeihaben, wird dir zwar zu groß sein, aber besser als gar nichts.“ Micha nickte. Als Gero eine Weile lang in seiner Tasche gewühlt hatte, warf er Micha eine graue Jogginghose und ein dunkelblaues T-Shirt zu. Der Blonde hatte sich schon die Jeans ausgezogen und wollte gerade Geros Hose anziehen, da sah dieser ihn irritiert an, oder besser gesagt: seine Beine. Verwirrt sah Micha an sich herunter und bemerkte erst jetzt, dass sein Knie blau angelaufen und auch geschwollen war. Es hatte zwar den ganzen Tag über wehgetan, aber dass es so aussah, damit hätte Micha nicht gerechnet. „Ist das heute bei deinem Sturz passiert?“, fragte Gero, den Blick nicht von seinem Knie abwendend. Immer noch recht perplex bejahte Micha und fügte noch hinzu: „Aber ich hätte nicht gedacht, dass es so aussieht, so sehr tut es gar nicht weh…“ „Ah ja“, war alles, was Gero dazu sagte, doch einen Moment später ging er aus dem Zimmer und rief ihm noch zu: „Warte kurz, ich hol schnell Verbandszeug, das kann man ja nicht so lassen!“ Und da Micha nicht mehr die Möglichkeit hatte, ihm zu widersprechen, setzte er sich einfach nur auf die Bettkante und wartete darauf, dass Gero wiederkam. Wenige Minuten darauf kniete Gero vor ihm, neben sich Salbe, eine Packung Taschentücher und einen Verband. Micha wusste nicht wirklich, was das bringen sollte und Gero musste ihm das wohl angesehen haben, denn er beruhigte ihn: „Keine Panik, Ella hat das schon ungefähr tausend Mal bei mir gemacht, das wirkt Wunder.“ Dann nahm er sich die Salbe und verstrich sie großzügig auf dem Knie, Micha empfand es als angenehm kühlend. Anschließend legte er ein einmal aufgeklapptes Taschentuch darauf, das daran kleben blieb, um dann zu beginnen das Knie zu verbinden. „Worüber hast du heute Mittag eigentlich mit Bess geredet?“, fragte er schließlich und durchbrach so die Stille. Micha hatte irgendwie das Gefühl, dass die Menschen in seiner Gegenwart schweigsamer wurden. „Na ja, ich weiß nicht, ob ich dir das sagen kann…“, versuchte er sich um die Antwort zu drücken, doch der Blick, mit dem Gero ihn von unten her bedachte, brachte ihn zum Reden: „Ist ja gut… sie hat mir gesagt, dass sie mich mag.“ „Wie, dass sie dich mag? Was soll das denn?“ Offensichtlich war Micha nicht der Einzige, der dabei erst einmal an nichts Spezifisches dachte. „Na du weißt schon…“ Es war ihm irgendwie peinlich und als er spürte, wie seine Wangen heiß wurden und Gero immer wieder zu ihm hinauflinste, wurde es nur noch schlimmer. Gero hingegen dachte anscheinend über eine weitere Bedeutung dieser Worte nach, bis ihm ein Licht aufging: „Ach was! Sie hat dir endlich gesagt, dass sie auf dich steht?“ „Endlich?“, keuchte Micha. „Das heißt, du wusstest davon?“ „Ach komm schon, Micha! Als hättest du das nicht bemerkt, das sieht doch ’n Blinder mit Krückstock, dass die was von dir will! Is ja geil! Mann, endlich die Gelegenheit von deinem Schwulen-Trip runter zu kommen!“ „Das ist doch kein Trip!“ Was für Vorstellungen hatte Gero eigentlich von Homosexualität? „Mir egal, wie du das nennst, auf jeden Fall ’ne geniale Gelegenheit um davon wegzukommen. Ich hoff doch, dass du nichts Falsches gesagt hast?“ Es klang wie eine Drohung, doch Micha ignorierte es und erwiderte: „Ich hab es ihr gesagt.“ „Was hast du ihr gesagt?“ Er schien bester Laune zu sein. „Dass ich schwul bin.“ Schweigen. Dann spürte Micha, wie der Schmerz in seinem Knie heftiger wurde und ein Blick nach unten zeigte ihm, dass Gero die Daumen verkrampft gegen sein Knie drückte und er brachte zwischen zusammengepressten Zähnen hervor: „Das hast du nicht!“ Als Micha schließlich gequält einen Laut des Schmerzes hervorbrachte, lockerte Gero sofort seinen Griff und fuhr fort ihn zu verbinden, doch er bat nicht um Entschuldigung. „Du brauchst keine Angst zu haben, ich hab ihr nicht gesagt, dass du es auch weißt; falls es das ist, was dir Sorgen macht.“ Etwas Trotz lag in seiner Stimme und als Gero den Verband mit einer Klammer befestigt hatte, stand er auf, um sich die Hose und dann auch das T-Shirt anzuziehen. „Du bist echt eine wahnsinnige Plage“, kam es karg von Gero, der die Salbe und die Tempos auf den Nachttisch legte. „Danke“, entgegnete Micha ebenso trocken. „Du bist auch nicht gerade leicht zu händeln.“ „Schön, dass das geklärt ist“, sagte Gero und trank einen Schluck aus der Wasserflasche, die offenbar zwischen Nachttisch und Bett gestanden hatte. Kaum hatte er diese wieder abgestellt, nahm Micha sie sich und trank auch etwas daraus; und wenn es nur aus Starrsinn war. „Du hättest mich auch einfach fragen können“, knurrte Gero, doch Micha entgegnete: „ Ich wollte dich halt nicht noch mehr plagen.“ „Du musst auch alles wörtlich nehmen!“ „Manchmal.“ „Halt die Klappe! Ich geh pennen, gute Nacht.“ Und mit diesen Worten legte er sich demonstrativ breit ins Bett und zog die Decke über sich. Micha seufzte vernehmlich, löschte das Licht aus und tapste barfüßig auf dem kalten Parkett zum Bett, jedoch nicht, ohne sich schmerzhaft den kleinen Zeh anzustoßen, weswegen er unterdrückt aufkeuchte. „Was ist denn jetzt schon wieder? Ich will schlafen, Mann!“, ertönte da Geros ruppige Stimme. „Tut mir leid“, kam es daraufhin von Micha, wenn auch eher zynisch. „Ich hab mir den Zeh angestoßen.“ „Is mir doch egal, solange du nur ruhig bist.“ „Kannst du bitte ein Stück rutschen?“ Micha rechnete nicht wirklich damit, dass Gero ihm Platz machte, doch offensichtlich war der immer für eine Überraschung gut, denn er rutschte tatsächlich ein Stück näher zur Wand und überließ ihm auch tatsächlich die Hälfte der Decke. „Danke“, kam es daraufhin irritiert von ihm und er legte sich auf den von Gero vorgewärmten Platz und hüllte sich in die ebenfalls angewärmte Decke. „Pass aber trotzdem auf, wo du deine Griffel hast.“ Micha entschied sich, nicht auf diese Anspielung einzugehen, sondern schloss die Augen, um zu schlafen. Allerdings war das leichter gedacht, als getan und als er sich ein paar Minuten hin und her gewälzt hatte, setzte sich Gero schließlich auf und fragte wütend: „Was ist denn nun schon wieder?“ „Ich kann nicht schlafen.“ „Und? Musst du dich deswegen so rumwälzen? Dann kann ich nämlich auch nicht schlafen.“ „Nein, es ist nur, dass ich nicht schlafen kann, wenn Streitigkeiten nicht beigelegt sind.“ „Was für Streitigkeiten denn?“ „Na ja, zwischen uns“, sagte Micha verlegen und wandte das Gesicht ab. Etwas verblüfft musterte Gero ihn und fragte dann: „Zwischen uns? Wir haben uns doch nicht gestritten.“ „Doch, eben“, erwiderte Micha und sah Gero nun doch in die Augen. „Eben?“, fragte Gero und schien einen Augenblick zu überlegen, dann lachte er auf. „Das war doch kein Streit, Mann! Na du hast Vorstellungen! Junge, wenn ich mich streite, dann sieht es aus wie zwischen Ella und mir im Moment.“ „Kannst du das nicht auch klären?“, fragte Micha schüchtern, doch Gero erwiderte: „Ich glaub, du willst mich verarschen! Ich geh da jetzt ganz bestimmt nicht rüber, die soll erst mal wieder runterkommen, dann red ich vielleicht noch mal mit ihr. Und jetzt schlaf endlich, ich bin müde.“ Für ihn war das Gespräch damit beendet und der Tonfall hatte Micha klar gemacht, dass es keinen Zweck hatte weiter zu sprechen. So schloss er wieder die Augen und versuchte erneut einzuschlafen, was jedoch bis in die frühen Morgenstunden bei dem Versuch blieb. Am nächsten Morgen fand er sich neben dem Bett, gänzlich in die Decke gewickelt, auf dem Fußboden wieder. Ein Blick aufs Bett zweigte ihm, dass Gero ihn wohl heruntergedrängt haben musste, denn der lag quer über dem Bett auf dem Bauch, alle Viere von sich gestreckt, mit offenem Mund schnarchend; wobei er das schon in der Nacht getan hatte. Gerade überlegte Micha, ob er es schaffte, dass das Kissen trocken blieb, da klingelte Geros Handy. Micha schrak auf und blickte auf den Nachttisch, auf dem das vibrierende und Musik spielende Ding lag und dann zu Gero, der seelenruhig weiterratzte. Irgendwann ging es ihm auf die Nerven. So schälte er sich aus der mollig warmen Decke, um zu Gero aufs Bett zu steigen, sich neben ihn zu knien und ihn vorsichtig an den Schultern zu rütteln, während er flüsterte: „Gero? Gero, dein Handy klingelt, willst du nicht rangehen?“ Der Rothaarige jedoch drehte nur den Kopf auf die andere Seite. „Gero, jetzt wach doch auf!“ „Lass mich doch schlafen, Ella, wenigstens noch ein paar Minuten“, murrte der angesprochene nun im Halbschlaf und legte die Hände unter das Kissen, sodass es beinahe so aussah, als umarmte er es. „Gero, ich bin nicht Ella…“ „Natürlich bist du Ella, wer solltest du sonst sein?“ „Micha.“ „Wieso das denn? Verarsch mich nich, der liegt bestimmt noch zu Hause im Bett und pennt, zu dem is niemand so grausam und weckt ihn.“ Die Augen hatte Gero noch immer nicht aufgeschlagen, dennoch gähnte er nun herzhaft: „Nun mach doch mal den blöden Wecker aus, der nervt!“ „Ruft dich nicht jemand an?“ „Wieso sollte mich denn so früh jemand anrufen?“ Wieso war es so schwer ihn wach zu bekommen? „Weil dein Handy klingelt…“ „Ich sag doch, du sollst den Wecker ausstellen, solltest du nicht wissen, dass ich ’nen anderen Klingelton hab?“ Seufzend griff Micha schließlich doch nach dem Handy und betrachtete es erst einmal skeptisch. Er hatte selbst keins, hatte auch noch nie eines gebraucht, geschweige denn sich dafür interessiert. „Und wie mach ich das aus?“, fragte er, weil er sich nicht traute einfach auf irgendeine Taste zu drücken. „Oh Mann, gib schon her!“, rief Gero da ruppig und riss ihm das Handy aus der Hand und einen Moment später war es endlich still. Doch als er sich über Micha lehnte, um das Handy wieder auf den Nachttisch zu legen, sah er zu ihm und sagte: „Du bist ja wirklich Micha.“ Und als er an sich herunter sah und dann wieder auf Micha, der sich die Decke um die Schultern geschlungen hatte, fügte er empört hinzu: „Und du hast mir die Decke geklaut!“ „Nur, weil du mich aus dem Bett getreten hast!“ „Ach was, das würd ich nie machen!“ „Jaja“, entgegnete Micha gekränkt. „Nun sei nich gleich so zickig; tut mir leid, okay? War keine Absicht.“ Es erstaunte Micha, dass Gero um Verzeihung bat, doch er entgegnete im nächsten Moment: „Ist schon gut, ich bin ja nicht dran gestorben.“ „So sieht’s aus“, grinste Gero und fuhr sich durch die Haare, um im nächsten Moment wieder zu gähnen und sich ausgiebig zu strecken. „Wie geht’s eigentlich deinem Knie?“, fragte Gero dann. „Naja, geht so, aber besser als gestern.“, antwortete Micha und griff sich wie zur Bestätigung ans Knie. „Hm, du solltest aber nachher trotzdem mal Ella bitten, es dir noch mal zu verbinden.“ „Ich weiß nicht“, murmelte Micha und wandte den Blick von Gero ab, doch der erwiderte schlicht: „Nun stell dich nicht so an, sie wird dir schon nicht den Kopf abreißen.“ Nicht wirklich überzeugt nickte Micha, traute sich nicht, ihm zu widersprechen. Da ging die Tür auf und Ella stand in der Tür, die Haare verstrubbelt, die Augen ganz klein. „Morgen“, murmelte sie und trat ein, um an ihre Tasche zu gehen. „Morgen“, erwiderten Gero und Micha den Gruß und Gero fuhr alleine fort, während sie in ihrer Tasche wühlte: „Von dir haben wir übrigens gerade gesprochen.“ „Tatsächlich?“, meinte Ella abwesend. „Ja. Micha hat sich gestern das Knie verletzt“, erklärte Gero, doch Ella entgegnete nur: „Und was soll ich da machen?“ „Also ich hab ihm gestern Abend noch einen Salbenverband gemacht, aber du kannst das besser, deswegen wäre es gut, wenn du den heute Morgen noch mal auffrischst.“ „Aber nicht jetzt, Gero“, stöhnte Ella leicht genervt. Gero allerdings entgegnete ebenso pampig: „Jetzt stell dich nicht so an, es geht schließlich nicht um mich, sondern um Micha, also zick nicht.“ „Ja, ich hab verstanden, dass es um Micha geht, aber ich würde mich trotzdem gerne erst einmal waschen und umziehen, wenn es den Herren genehm ist.“ „Jaja, is okay.“ Micha hielt sich lieber aus dem Gespräch raus. Dem Tonfall der beiden zu folge, würden sie jeden Moment explodieren und er hatte keine Ahnung, was dazu führte und was nicht, also saß er nur schweigend auf dem Bett und sah auf seine nackten Füße. Ella hatte Wort gehalten und ihn frisch verbunden, jedoch nicht ohne Gero zu tadeln, er habe zu viel Salbe verwendet und den Verband zu locker angelegt. Heutigen Tag blieb Micha aber trotzdem zu Hause und fuhr nicht mit den anderen die Pisten hinab. Stattdessen half er Frau Schneider im Haushalt und sah sonst Fernsehen. Um ungefähr viertel vor fünf kamen die anderen dann wieder. Sie aßen etwas, suchten dann ihre Sachen zusammen und verabschiedeten sich von dem Ehepaar Schneider, um dann wieder loszufahren, in Richtung des Überlinger Sees. Hm, ich wollte eigentlich nur mal anmekren, dass ich nicht weiß, wie regelmäßig ich in nächster zeit zum Schreiben komme, also kann ich diesmal nicht versprechen, dass nächsten Samstag ein Kapitel kommt, allerdings bemühe ich mich, trotz Klausurenstress (und zwar extrem...) weiter zu schreiben =) LG, Terrormopf :] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)