Zwei Seiten des Fächers von GOTTHEIT (- Die Suche nach Vergeltung) ================================================================================ Prolog: Prolog --------------     "Ein Mensch, der nach Vergeltung strebt, sollte damit beginnen zwei Gräber zu schaufeln" Das sollte man sich durch den Kopf gehen lassen, bevor man die Richtung auswählt, die man einschlägt. Doch die Rache ist zu süß und die Leiden, welche von einem unzerbrechlichen Ziel verdeckt werden, sind zu hart. Zu hart für ein junges Mädchen. Zu hart für das Mädchen, um das sich die Geschichte webt. Wie ein Spinnnetz verschleiert sie die dahinter versteckte, schmerzhafte Wahrheit. Und die Zeit nimmt ihren Lauf ... * * * Ich werde dich töten Dein Blut soll fließen. Aus tausenden Wunden, die ich dir zufüge. Und wenn ich das auf diese Weise nicht schaffe, dann werde ich dich in deinem Inneren quälen. Dir wehtun. Deine Psyche zerstören... ...Ganz langsam und schmerzhaft. Bis du dir wünschst, nie das getan zu haben, was mich dazu verleitet hat. Bis der Tod eines von uns beiden zum letzten Ausweg für dich wird Bis du begreifst, dass du bald nicht mehr im Stande sein wirst, je wieder etwas zu begreifen. Denn ich werde dich der kostbaren Gabe namens Verstand berauben. Und dann Nachdem ich sterbe, durch deine Hand, kommst du ans Ende deines lächerlichen Spielst, das du Leben nennst. Zerfressen von der Finsternis, die mein Hass zu dir verursacht. Das wird zu deiner Verdammnis. Dann erst, bist du gänzlich tot. Und ich habe gewonnen. gezeichnet Sakura Haruno Kapitel 1: Dämmerung -------------------- Kapitel 1 Dämmerung Ein unschuldig leises Rascheln erfüllte die dunkele, düstere Landschaft. Sogleich enthüllte ein geräuschloser Lidaufschlag eine klare, kobaltgrüne Iris, welche die Dunkelheit mit ihrem schneidend eisigen Blick durchstach. Jedes kleinste Detail wurde damit genaustens erfasst und an den Verstand jener Person geleitet, der das Auge gehörte. Wie ein hungriger Adler auf Beutejagd, wanderte der Blick in Richtung des verklungenen Geräusches. Doch da schien nichts mehr außer der schweren, fesselnden Dunkelheit zu sein. Eine junge Frau lag hier schon seit vielen Stunden, doch die beißende Kälte der Herbstnacht, die ihren Körper förmlich fesseln wollte, schien sie gar nicht zu stören. Der Himmel war klar und die Sterne, erhellten mit dem blassen, bläulichen Licht nicht viel von dem schlanken, zierlichen aber gut trainierten Körper der weiblichen, auf dem Boden liegenden Person. Lediglich das zarte Rosa der kurzen Haarstränen, welche sonnenstrahlenförmig um den gedankenbeschwerten Kopf ausgebreitet lagen, schimmerte von kleinen Tautröpfchen benetzt. Oft, wenn die untergehende Sonne den Himmel und die Wolken rot färbte, zog sie sich hierher zurück, doch immer wieder war dieser Ort fremd. Er blickte ihr kühl und abweisend entgegen, wie auch jeder Andere innerhalb dieser zertrümmerten Welt. Nie wieder würde die junge Frau diesen Ort hier Heimat nennen können. Ruinen und Überreste konnten nun mal keine Heimat sein, auch wenn der Himmel und die Erde immer gleich blieben. Sie führte ihre Hand langsam über das vom Tau feuchte Gras und versenkte ihre dünnen Finger in die Tiefe der nassen, fruchtbaren Erde, die in diesem Licht die Farbe der Finsternis angenommen hatte und daher mit der weiblichen Gestalt zu verschmelzen schien. Seit dem Tag vor sechs Jahren fing die Finsternis an, das Mädchen zu begleiten. Ihre schwarzen Hände schlichen wie Schatten hinter der jungen Frau her und hatten sie schließlich eingeholt. Sie fingen an, das gefühlvolle Herz zu verschlingen, es in einem dunklen, einsamen Ort gefangen zu halten, abgeschnitten von dem brodelnden Hinundher, das dem Rest der Welt als Gefühle bekannt war. Ja, vor diesen schmerzhaften sechs Jahren war die junge Frau noch jemand ganz anderes, doch die Zeit hat sie verändert. Eine Zeit voller Qualen. An jenem unheilvollen Tag hatte alles begonnen. Es hatte sich so stark in ihre Erinnerung eingebrannt, dass es für ewig dort bleiben würde. Die Vergangenheit spielte sich wieder vor ihrem geistigen Auge in Form einer durcheinandergebrachten Geschichte ab. Da war ein tragischer Abschied, dann ein missbrauchtes Herz, ein unerwartetes Wiedersehen, der Schmerz jemanden für immer zu verlieren... dann war da noch diese zähe Schwäche... dann ein an der Seele kratzender Krieg und die vollkommene Zerstörung... und dann... dann war das Mädchen allein... Sie hatte gar nichts mehr. Nichts, was ihr je etwas bedeutet hatte ... ... denn all das war vernichtet worden. Ein Rascheln – schon wieder! Sie krallte die Erde fest mit ihrer Hand und zerdrückte denn Schlamm ruckartig. Langsam, aber direkt glitt der Blick wieder dem Geräusch nach – Flattern – Ein Vöglein war es, das bald den frühen Morgen verkünden wollte. Es flog unbeschwert und sich dessen Lage nicht bewusst, durch die Festung aus Bäumen und Sträuchern auf der Suche nach einem geeigneten Platz zur Niederlassung und Vorbereitung auf die auferstehende Sonne. „Es stört“, sagte die junge Frau leise, jedoch durchdrungen mit einem strengen und scharfen Nachdruck. Ihre Worte waren nicht oberflächlich, sondern ernst und schneidend wie eine Schwertklinge, obwohl sie kaum zu hören waren. Die Stimme gab eine unendliche Kälte wieder, kälter und lebloser als Steine auf der Erde. Die junge Frau erschien vielleicht ruhig, so wie sie da lag, doch falsch. In ihr tobte ein grausamer, eisiger Sturm, der bereit war alles zu zerschmettern – alles, was sich ihr in den Weg stellen würde. Ohne ein einziges Geräusch ertönen zu lassen oder auch nur eine einzige Grashalmbewegung in ihrer Umgebung zu verursachen richtete sie sich auf. Das Licht des Mondes, der knapp über den Baumspitzen hing, war zu schwach um die kaltblütigen Gesichtszüge zu erfassen, die dem fliegenden Tier galten, doch die Umrisse des einzigen Menschenkörpers, der auf der großen Lichtung anwesend war, waren deutlich als Schatten auf dem Boden abgebildet. Der kobaltgrüne Blick hatte nur ein Ziel im Visier – den Vogel, der sich nun auf einen wilden Kirschbaumast niederließ. Wie auch sonstiges „Ungetüm“ es getan hätte, begann auch der Vogel eine ungute Vorahnung zu schöpfen und breitete seine Flügel wieder aus, um der verborgenen Gefahr zu entfliehen. Und: die tierische Intuition täuschte nicht, doch es war bereits zu spät. Die Hand der jungen Frau bewegte sich blitzschnell und im selben Moment durchbohrte ein Kunai das zurecht erschrockene Tier. Eine gefühllose Tat, geprägt von einem abgehärteten und introvertierten Bewusstwein. „Gefühllos“ war in ihrem Fall zwar nicht das richtige Wort, doch wirkliche Gefühle besaß das äußerlich ruhig erscheinende Mädchen auch nicht. Gefühle? In ihr wütete blanker Hass! Waren das Gefühle? Wenn ja, was besaß sie dann vorher, bevor das Schicksal das aus ihr gemacht hatte, was sie jetzt war? Nein, Hass war für sie kein Gefühl, Hass war ein süßbitterer Fluch, eine sinnesvernebelnde Krankheit, ein Kontrolle ergreifender Parasit, aber kein Gefühl! Der Vogel stürzte auf die Erde hinab, zappelte fieberhaft und verlor schließlich den letzten Hauch seines Lebens. Der erschrockene Blick blieb in seinen lebensleeren Knopfaugen und die Totenstarre begann sich langsam darin festzulegen. Nicht einmal ein Gedanke von Reue kam der jungen Frau in den Sinn. Sie hatte sich verändert, nachdem ihr das Schrecklichste wiederfahren ist, das einem Menschen wiederfahren könnte. Nach all dem, was sie erlebt hatte, war es nicht erstaunlich, dass sie ihre Güte und Liebenswürdigkeit, sowie die mädchenhafte Naivität vollkommen und für immer verloren hatte. Damals hätte sie solch einen erbarmungslosen und unnötigen Mord nicht begangen, dafür wäre ihr das Leben dieses unschuldigen Tieres viel zu schade gewesen. Jetzt war das Einzige, was für sie schade sein könnte höchstens die Zeit, die sie „vergeudet“ hatte, um den Vogel zu erschlagen. Sie war nun genauso kalt und gefühllos wie Jener, der ihr seinerzeit beigebracht hatte, was Schmerz wirklich bedeutete. Auf solch einen Unterricht hätte die junge Rosahaarige auch verzichten können, aber Er war ihr Schicksal, sie konnte Ihn somit nicht einfach so abwerfen, besonders nicht, als noch Gefühle im Spiel verwickelt waren. „Welch törichte Zustände diese Gefühle doch sind“, dachte sie. Gäbe es sie nicht, wäre sie jetzt frei. Auch das hat Er ihr beigebracht, Jener, der sie eines Tages fallen gelassen hatte. Immer wieder hatte sie versucht, Ihn zu vergessen, doch nichts war zu dieser Zeit stärker als der Schmerz, den sie empfand, als die Erinnerung an Ihn sich durch ihre Gedanken fraß. Dies war aber erst der Anfang von dem bitteren Fluch, von dem Ende – ihrem Ende – von dem unaufhaltsamen Ende ihres früheren Charakters, denn der Tag, an dem Er sie, und mit ihr auch all die anderen „verraten“ hatte, war erst der Abschied in der durcheinandergebrachten Geschichte. Kein Happyend in Aussicht. Stunden verflogen. Die ersten Strahlen der Morgensonne stahlen sich durch das Dickicht des Waldes, als wären sie weit entfernte Sterne, dessen Licht nach langen Jahren endlich den Weg zur Erde gefunden hatte. Das rosahaarige Mädchen saß immer noch regungslos da und beobachtete mit ihren Sinnen den Sonnenaufgang, der eine Menge Geräusche mit sich brachte. Die Zeit verging zwar nur langsam, aber die Sonne bewegte sich trotzdem gut sichtbar voran. Sie schimmerte nun verspielt durch die Spitzen der Eichen, und der sich darunter bildende Schatten bedeckte die kleineren Bäume, auch den Kirschbaum von dem der erlegte Vogel heruntergestürzt war. In der Ferne traf der Blick auf das trübe Grau der schweren Regenwolken, die eine gewisse Bedrohung ausstrahlten. Trotzdem konnte die Sonne sich noch mutig dagegen behaupten. Die Welt wachte langsam aus ihrem Schlaf auf, ohne darauf zu achten, was geschehen ist. Überall konnte man nun das liebliche Zwitschern der Vögel und die Bewegungen anderer Tiere vernehmen. Farben fingen an in ihrer vollen Pracht zu erstrahlen und der Wind trug verschiedenste Gerüche der sich öffnenden Herbstblumen herbei. Sie hasste es. Das Leben spielte ihr einen bösartigen, gehässigen Streich! Es schien sich über sie höhnend mit dem Frohsinn und der Lebensfreude lustig zu machen. Nur die dunkle Nacht und ihre Stille gaben ihr das Gefühl in Ruhe gelassen zu werden. Das kämpferische Mädchen nahm die Schönheit der Natur um sie nicht mehr wahr, verschloss sich ihr, vernahm jedes erzeugte Geräusch, jeden entstandenen Ton und verfluchte innerlich die Sonne dafür, dass deren Licht der Grund für die Belästigung war. Nach endlosen Jahren hatte sie gelernt, außer ihrem Leben, auch alles andere zu hassen, woraus sich ihre Existenz ergab. Und ihre Existenz diente nur einem Zweck: die Rache zu vollenden. Die junge Frau wusste genau, dass sie damit den gleichen Weg einschlug, wie ihr Feind, dessen Verrat noch lange nicht das Einzige war, das Ihn zum Ziel der Rache machte. Zum entgültigen Feind wurde Jener als der Tag des tragischen Wiedersehens kam. Es konnte nur qualvoller werden, denn das damals noch sehr naive Mädchen hatte sich geweigert zu realisieren, dass das Rückgängigmachen der Gegenwart unmöglich war. Sie hatte anfangs geglaubt, Er währe aus freien Stücken zurückgekehrt, um in den schweren Zeiten ihrem Heimatsdorf Konoha-Gakure beizustehen. Freude hatte sich in dem damals 15-jährige Mädchen ausgebreitet, als es sich vorstellte, Er habe sich besonnen. Doch das war nur die krankhafte Vorstellung ihrer verletzten Seele, die noch die letzte Hoffnung in sich trug. Niemand würde nach drei langen Jahren denken, der Wechsel eines innerlich verdorbenen Freundes auf die feindliche Seite habe sich in Luft aufgelöst, zumal der gierige Krieg vor der Tür stand. Diese „andere Seite“ – das Dorf Oto-Gakure – war der sichere Feind und deswegen wurde der Tag des Wiedersehens zum Ausbruch des Krieges, der schon lange darauf gewartet hatte aus seinem dreckigen Loch zu kriechen und den Frieden zu verschlingen – zuerst aus dem Hinterhalt und dann offensiv, ohne jegliche Scham. Es blieb nichts übrig, so dachte man, außer einem faulenden und stechend stinkenden Blutbad, dessen Spur auch noch nach Jahren deutlich zu sehen war. Sie schaute sich langsam um und bemerkte wieder einmal wie armselig und schäbig doch die Umgebung geworden war. Zu der Linken der Rosahaarigen befand sich eine tiefe verschüttete Schlucht voller Trümmerhaufen und vereinzelter Ruinen einst bestehender Häuser. Und drüben die Felswand, wo sich riesige, aus Stein gemeißelte Köpfe befunden hatten. Jetzt war es ein weiterer unbedeutender Fels, der darauf deutete, das hier vor einiger Zeit eine Zivilisation gelebt hatte. Einst war das hier die Heimat der jungen Frau, deren Schutz ihr erlaubte, sich in Gefühlen wiegen zu können. Jetzt besaß die Grünäugige keine Gefühle mehr, die ihre einstige Persönlichkeit ausmachten. Aber war sie deshalb frei? Bedeutete es für sie alles von sich zu stoßen, oder auf grausame Weise zu hassen? Als wäre beispielsweise die Natur etwas, das sie daran hindern wollte, frei zu sein. Tatsächlich aber war sie noch nie frei gewesen. Auch jetzt nicht. Wie könnte sie auch, wenn ihr Hass sie in einem robusten Käfig aus stählernem Gestänge gefangen hielt? Vielleicht war es aber auch nur ihr Name, der ihren Hass auf alles andere lenkte. In ihrem gegenwärtigen Aufenthaltsort – einer unbedeutenden, kleinen Stadt, deren Mauern der jungen Frau nur als Grenzgebiet ihres Rufes dienten, und die nicht all zu vielen Gerüchten den Weg versperrten – wurde dieser Name zum furchtbaren Verhängnis, das die eigentlich guten Seiten unter sich begrub und nur die Adrenalinhormone in den Adern der Stadtbewohner in Zirkulation versetzte. Ein bissig kalter Windstoß riss einige gelbe und welke Herbstblätter des Kirschbaumes mit sich. Der Frühling war noch lange nicht in Sicht, stattdessen zogen dicke, graue Regenwolken schnell über den Himmel, auf der Suche nach einer passenden Stelle, um sich von all dem schweren Wasser zu befreien. Gelegentlich schoben sie sich vor die Sonne und es ergab sich ein angespanntes Spiel aus eiskalten Schattenflächen und den wärmenden Sonnenarealen, die sich unaufhörlich weiterbewegten. Dies war genau die Zeit, in der die Sonne nicht mehr im Stande war, die Wärme aufrechtzuerhalten, obwohl sie schien und ihre Strahlen zart die Haut kitzelten – es war warm, wenn sie dies taten, doch gleichzeitig eisig, wenn der Wind wieder ansetzte. Stürmisch ergriff er von allem Besitz, was leicht war und hilflos auf seinem Weg lag. Auch Manch eine der zartrosa Haarsträhnen der jungen Frau wollte er mitnehmen, doch diese waren nicht frei und wirbelten deshalb um ihr blasses Gesicht. Eine gewisse Spannung lag in der Luft. Genau dieselbe Spannung, die auftrat, als die Bewohner der kleinen Stadt, nahe den Ruinen Konohas, sich insgeheim über ein bestimmtes Wort unterhielten. Es war das Wort, das den Namen der jungen Frau kennzeichnete. Sakura – die Kirschblüte – war eigentlich ein beliebter Name gewesen, denn seine Bedeutung erfüllte das Herz mit Freude und Wärme. Wie immer stieg dann einem die behagliche Erinnerung an den sanften Duft der Kirschblüten, die die Wärme des beginnenden Frühlings verkündete, in die Nase und vernebelte mit ihrem unwiderstehlichen Aroma die Sinne. Ein angenehmes Gefühl, das auch jeder Bewohner dieser Stadt kannte. Doch seit einem halben Jahr wusste auch jeder dieser Menschen ganz genau, wie gefährlich es war diesen Namen auch nur falsch anzudeuten, wenn eine ganz gewisse Person sich in unmittelbarer Nähe befand. Es war niemand andres, als Sakura Haruno, welche hier inmitten einer Wiese gelegen hatte, nahe den Ruinen ihres damaligen Heimatsdorfes. Kein anderer war es auch, der den unschuldigen Vogel mit einem Kunai aufgespießt hatte. Und es konnte auch sonst keiner, außer der Rosahaarigen, so perfekt zu dem schmucken Namen passen, den man normalerweise gerne in den Mund nahm. Sakura Haruno erinnerte sich nur ungern an ihre Vergangenheit. Dennoch war sie oft hier bei den Ruinen, die alte Erinnerungen in ihr wachrüttelten, und obwohl sie diese hasste, war sie trotzdem zufrieden. Nicht etwa mit ihrem Leben, mit dem sie erst zufrieden sein würde, so dachte sie, wenn sie ihr Ziel hinter sich gebracht hatte. Und auch nicht mit ihren Erinnerungen, die von vergangenen Leiden nur so strotzen. Nein, zufrieden war sie nicht mit all dem, sondern genau mit dem starken Hass auf ihren Feind. Nur so konnte ihr Ziel weiterbestehen und ihre Existenz schwelgte weiterhin in der Obhut eines Sinnes. Der Hass wurde zu ihrem einzigen Freund in diesen verlogenen und hinterlistigen Zeiten, in denen sie jetzt lebte. Er hatte ihr geholfen all die Leiden zu verkraften, die sich vor jegliche Glücksmomente geschoben hatten, sodass diese völlig von der Bildoberfläche verschwunden waren. Doch auch genau diese Glücksmomente verschwanden durch den Hass aus Sakuras Leben. Glück war eines der traumhaften Gefühle, die die Rosahaarige nie mehr empfinden würde. Zu zerrissen war ihr freudloses Leben. Doch Sakura wollte das Glück und die restlichen Gefühle auch nicht mehr empfinden können, denn sie hatten es schon einmal geschafft, sie ins Verderben zu stürzen, sie in endlose Leiden zu versetzen und ihr unheimlichen Schmerz zuzufügen, was immer dann passierte, wenn diese Gefühle gewaltsam kaputt gemacht wurden. Wozu also brauchte die Haruno Glück, wenn es nur Unglück für sie brachte? Unglück, das nach dem gewaltigen Vernichten des zerbrechlichen Glückes kam. Unglück, welches jeden zerstören würde, wenn man jemandem von einem auf den anderen Moment alles nahm. Unglück, das die Leiden verursachte, indem es einen aus dem Traum des Glückes wachrüttelte. Menschen wählen verschiedene Wege, um mit ihren Leiden klarzukommen und Sakura wählte diesen. Ob dieser der richtige Weg war, interessierte sie nicht mehr. Jedenfalls hielt er sie von ihren früheren Leiden fern, doch... war dieser Weg nicht selbst das Leiden? Es war zu süß für sie, als das sie es als Leiden empfand... Ein Knurren erfüllte Sakuras Bauch mit leichter Vibration. Sie hatte Hunger, doch bis zu diesem Moment hatte sie das Verlangen nach Nahrung gar nicht wahrgenommen. Erst jetzt machte sie ihr Körper darauf aufmerksam, dass ihr Nährstoffmangel langsam aber sicher zunahm. Nach all den Jahren Abhärtung hatte Sakura ihre Grundbedürfnisse dermaßen zurückschrauben können, dass im Falle einer Notsituation sie keine Bedürfnisse mehr davon ablenken würden, ihr Äußeres in völliger Ruhe zu bewahren, um ihren Zielen ohne Widerstand ihres Körpers nachgehen zu können. Genug dieses Ortes für heute. Sakura erhob sich ruhig zum Stehen und strich sich die haftenden Grashalme von ihrem bequemen Trainingsgewand, das sie meistens trug. Der sich nun merklich gemachte Hunger zerrte kräftig an ihren Nerven, doch Sakuras Disziplin, die sie sich angewöhnt hatte, erlaubte ihr nicht einmal in solchen Situationen hektisch zu werden. Sie brauchte es, denn wenn ein Fall der äußersten Notsituation eintreten würde, sei es ein langer Kampf oder eine über Tage andauernde Verfolgungsjagd, würde ihr Körper auch bei Hunger, Schmerz und Müdigkeit ihre Forderungen erfüllen. Die Haruno würde auch jetzt ihren Körper unter makelloser Kontrolle behalten, also ärgerte sie sich leicht darüber, dass sich ihr Körper gerade eine außergewöhnliche Blöße gönnte und solchen knurrenden Geräuschen freien Lauf ließ. Mit langsamen Schritten setzte sich Sakura in Bewegung und steuerte den vor ihr liegenden Wald an. Die Stadt, in der sie lebte, erstreckte sich genau dahinter. Und stünde nicht der Wald wie eine große, dicke Mauer davor, könnte man es in der Ferne genau erkennen. Von einem Ninja hohen Ranges, wie Sakura es nun war, würde die Stadt in weniger als zehn Minuten erreicht worden sein, wofür ein gewöhnlicher Pilger mehr als anderthalb Stunden gebraucht hätte. Ja, die junge Frau war zu einer fähigen Kunoichi herangewachsen und das schon vor einer sehr langen Zeit, unverkennbar an dem präzisen Wurf, den sie vollzogen hatte, um den Vogel zu töten. Erst hatte Sakura wie ihre ehemalige Sensei Tsunade die Richtung der Medical-Nin angestrebt, um Menschenleben retten zu können, doch ihre Meisterin, die zugleich die fünfte Hokage des einst bestehenden Dorfes Konoha-Gakure gewesen war, war schon lange tot. Genauso wie auch alle anderen aus der jetzigen Ruinenstadt, die nie mehr wiederaufgebaut werden würde. Es gab einfach niemanden mehr, dessen Leben es wert war, gerettet zu werden und das, was Sakura bislang an Medizinischem gelernt hatte, reichte ihr selbst vollkommen aus. Aber es gab auch keinen mehr, der Sakura etwas beibringen konnte. Niemand hatte überlebt, oder aber war unerreichbar für die Haruno, da sie sich auf der Flucht oder im Gefängnis befanden. Aus diesem Grund musste Sakura alles hart alleine erlernen. Einerseits hatte sie dieses Schicksal gehasst, doch anderseits hätte Sakura sonst nicht diese Kraft, die dem normalen Ausmaß haushoch überlegen war. Denn obwohl sie alles alleine zu erlernen hatte, war das, was sie erlernte nichts anderes als pure Professionalität: hochtödliche, verbotene Künste waren es, die unter anderem auch bei der Bekämpfung und Bändigung des neunschwänzigen Fuchsungeheuers eingesetzt wurden, das einst das Dorf hinter den Blättern zu zerstören versuchte. Wäre nicht der Krieg, auch wenn er verhasst war, dürfte Sakura keine einzige dieser Künste kennen. Natürlich waren diese Künste für die Rache an sich größtenteils unbrauchbar, denn es waren langwierige und viel Kraft abverlangende Jutsus, welche zu viel Zeit in Anspruch nahmen. Aber Sakura sah die Erlernung dieser hochkomplexer Künste als Übung. Nichts weiter. Die Schriftrolle, die diese Künste beschrieb und noch viele andere Schriftrollen mit allerhand geheimsten und stärksten Kampftechniken Konohas blieben nach dem brutalen Krieg zwischen Konoha- und Oto-Gakure gut versteckt übrig. Und Sakura hatte genau gewusst, wo sie suchen musste. Denn das Geschenk, das ihr früherer Meister – Kakashi Hatake – kurz bevor sein Herz aufgehört hatte zu schlagen, übergab, kannte auch die abgelegensten und dunkelsten Verstecke Konohas. Mit diesem Geschenk war es also ein Kinderspiel für Sakura, das verborgene Versteck zu finden und zu „plündern“ – es war ihr vollstes Recht, dies zu tun, so rechtfertigte sich Sakura vor sich selbst, denn schließlich hatte sie nun eine Aufgabe, einen Willen, ein Ziel. Auch jetzt noch schmückte das „Abschiedsgeschenk“ Sakuras Gesicht. Sie hob die Hand und ließ ihre schmalen Finger langsam über den weißen, abgenutzten Verband, der quer über ihr blasses Antlitz gespannt war, gleiten. „Was würde Er wohl für Augen machen, wenn er in die Meinen sähe?“, fragte sich Sakura auf eine ihr nun entsprechende, spöttische Weise. Hass würde seinem Blick entsprießen, dessen war sich Sakura sicher. Warum auch nicht? Sie wollte nicht noch einmal von Ihm verschont werden. Wozu wäre dies gut? Um sich in Einsamkeit zu wälzen? Sakura dürstete geradezu nach einem Kampf mit ihrem Feind, es war ihr Zweck, auf seinen Hass mit dem ihren zu antworten und aus diesem Grunde wollte sie auch seinen Hass auf sich spüren. Doch noch war Sakura Haruno nicht bereit zu kämpfen. Selbst wenn sie es mit jeder Faser ihres Körpers wollte, waren die Künste, die sie erlernte nicht alle so hilfreich gegen einen Feind, der mindestens genauso viele mächtige Künste beherrschte. Außerdem nützten die Bannkünste nicht viel in einem Duell mit einem Menschen. Viel eher hatte Sakura die Mehrheit der Künste gelernt, um sich zu beweisen, dass sie es konnte. Um zu beweisen, dass sie ihrem Feind in Sachen Lernfähigkeit und Talent nicht nachstand und ihm bald auch in Stärke und Können das Wasser reichen würde. Der Hass war zu einem katalysierenden Antrieb geworden. Er lenkte, motivierte sie und gab ihr Kraft, sich dem Hass ihres Feindes zu stellen. Dem Hass, den sie anschließend wie ein Feuer durch den zielstrebigen Stoß eines Fächers, samt des Feindes Leben auszulöschen beabsichtigte. Da, schon wieder! Dieses schmerzhafte Wort hat sich abermals in ihre Gedenken geschlichen. Oft reichte auch nur eine Andeutung mancher Worte, um die Kunoichi innerlich aus der Fassung zu bringen. Eines dieser Wörter war der „Fächer“... Mit einem widerwärtigen Geräusch wurde das Kunai aus dem Kadaver des ermordeten Vogels herausgezückt, sodass die Fleischfliegen, die von dem Verwesungsgeruch angelockt wurden, aufsurrend ihre Nistplätze verließen, um sich im nächsten Moment wieder darauf niederzulassen. Sakura wischte das stinkende Blut des Tieres von ihrem Kunai ab, indem sie die Waffe kurz über das Gras rieb. Wäre da nicht ihre antrainierte Disziplin, die sie davon abhielt äußerlich außer Kontrolle zu geraten, hätte sie im selben Augenblick des Kunaizückens zigmal auf den ohnehin schon toten Vogel eingestochen, sich den Fächer immer wieder vor die Augen führend. Jedoch war kein materieller Fächer Schuld an dem erbarmungslosen Vorgehen in Sakuras Kopf. Viel eher war es das Symbol, das dieser scheinbar harmlose Gegenstand verkörperte. Und genau Das, Was er in einem bestimmten Zusammenhang verkörperte war bei Sakura so verhasst. Der Fächer war auf den ersten Blick nichts anderes als ein nicht ganz so nützliches Objekt – würde man nicht wissen, dass es zu einer zügellosen Waffe werden könnte – und würde dessen Symbolhaftigkeit nicht weit außerhalb des früheren Konohas bekannt sein, wüsste niemand, welch schreckliches Schicksal eines Clans, dessen Wappen und Familienname Uchiha – der Fächer – gewesen war, damit zusammenhing. Schicksal – etwas, das auch die Zukunft von Sakuras Feind seinerzeit besiegelt hatte. Ja, die Schicksale Sakuras und jenes Jungen ähnelten sich sehr stark. Auch er hatte alles verloren, was man nur verlieren konnte und wurde zu einem kaltblütigen Rächer, dessen zum Opfer gefallener Clan den Familiennamen Uchiha, welcher den Weg zu Sakuras Hass fundamentierte, trug. Der eigentliche Weg erstrecke sich jedoch über dem Fundament. Uchiha Sasuke war sein Name. Er war jener Weg über dem Fundament. Er war die Grund ihres Umbruches. Doch vor allem war Er der Anfang von ihrem Ende. Von dem Ende ihren früheren Charakters und dem Beginn der durcheinandergebrachten Geschichte... * * * Eine zarte Mädchenstimme sprach verzweifelte Satzfügungen aus. Sakura war es, die vor sechs Jahren noch wusste, was das Wort „Gefühl“ auszudrücken vermochte... „Ich kenne die Vergangenheit deiner Familie, aber Rache macht niemanden glücklich. Weder dich, noch mich.“ Die Worte „macht niemanden glücklich“ tauchten wie ein Schatten in der Dunkelheit ins Unbewusste unter. „Weißt du, Sakura, ich bin anders als ihr. Ich gehe einen Weg, der sich nicht mit eurem kreuzen wird. Wir waren ein gutes Team. Wir hätten sogar beinah einen gemeinsamen Weg gefunden... Aber letzten Endes hat meine Seele die Rache gewählt. Dafür lebe ich. Ich kann nicht wie du oder wie Naruto werden.“ Sakuras Gegenüber stand mit dem Rücken zu ihr gekehrt und mit dem Gesicht zur Freiheit. Zur finsteren Freiheit. Die Wege würden sich nicht kreuzen? Heute würde sie über diesen Satz nur ein hysterisches Lachen übrig haben. „Willst du wieder einsam sein?! Du hast mir damals erzählt, was Einsamkeit bedeutet. Jetzt verstehe ich, was du gemeint hast! Ich habe zwar Familie und Freunde aber ohne dich... wäre ich der einsamste Mensch!“ Die Wangen des Mädchens wurden feucht. Immer feuchter von den Tränen, die ihre rosige Haut hinunterflossen. „Sakura, wir gehen jetzt wieder getrennte Wege, das ist alles.“ Der Schwarzhaarige, junge Mann schien sie keines Blickes würdigen zu wollen. Doch Sakura gab nicht auf. „Sasuke! Ich liebe dich! Ich liebe dich so sehr! Bleib bei mir, Sasuke!“ Die zierlichen Hände Sakuras ruhten nun zitternd auf ihrer Brust. Sie flehte immer weiter. „Ich werde alles geben, um dich glücklich zu machen! Alles gebe ich für dich! Bitte...! Bitte bleib hier! ... Und notfalls helfe ich auch bei der Rache! Bitte, bleib bei mir! Oder... nimm mich mit... Der angesprochene drehte seinen Kopf kühl um und seine folgenden Worte schnitten wie eine Klinge in Sakuras Herz... „Aber, du nervst mich doch!“ ... Der weitere Verlauf des Gesprächs geriet in tiefe Vergessenheit... Auch wenn der grundlegende Sinn des letzten, nicht vom Hass verdrängten Satzes, etwas anderes aussagte, so hatte die Klinge nur deshalb nicht so tief ins Herz geschnitten, weil es noch eine Hoffnung gab. Eine einsame Hoffnung, deren Schicksal es war zerstört zu werden. * * * Über der Stadt war der Himmel schon längst von grauen Wolken überzogen. Nur seitliches Sonnenlicht drang aus der Ferne und schmiegte sich durch die Gassen. Es war doch noch so klar in der Nacht, wohin ist das alles bloß verschwunden? Es fing an, ein wenig zu regnen. Große Tropfen fielen vereinzelt zu Boden, doch mehr waren es auch nicht, sodass die Erde nur stellenweise mit dunklen Punkten übersäht war. Die Straßen waren leer, es herrschte Ruhe und bedrückende Stimmung, als würde jeder ein Gewitter vorausahnen. Eine Figur bewegte sich mit festen Schritten, aber voller Anmut durch die Straßen und presste mit jedem Schritt den Staub zu einem vergänglichen Abdruck zusammen. Ab und zu schweiften einige unzufriedene Gesichter an ihr vorbei, aber es waren wenige, die ihr begegneten. Jeden Moment schien der Regen in Strömen auszubrechen, doch nichts passierte – das erwartete Gewitter blieb aus. Die Zeit schritt voran und mit jedem einsamen Tropfen wurde immer klarer, dass nicht dieser Ort für das Gewitter bestimmt war. Der Vorhang im Eingang zum Lokal wurde mit dem Handrücken grob zur Seite geschubst. Alle Stimmen verstummten, als würden die Münder jedes einzelnen gelähmt worden sein. Bei solchen Situationen würde man glauben, dass jeder Blick auf diejenige Person fiel, neugierig das „Objekt“ mit der Wahrnehmung ertastend. Dies war auch für eine kurze Weile der Fall, aber diese Weile verging schnell und die Blicke der Mitwissenden richteten sich auf die Tischplatten vor ihnen. Einige verwirrte Blicke schweiften hingegen noch durch den Raum. Diese gehörten den Unwissenden – denen, die keine Ahnung hatten, wer das Lokal betreten hatte. Herein kam eine weibliche Person in einem kurzen, ärmellosen Trainingsgewand – Sakura Haruno. Ihr Blick huschte schnell die Tische entlang, auf der Suche nach einem freien Platz. Es war ganz schön voll heute, im Gegensatz zu den Straßen jedenfalls. Bei diesem Anblick konnte die junge Kunoichi, deren Absicht es war, lediglich etwas zu essen, nur genervt seufzen. Die allgemeine Anspannung im Raum war nicht zu überspüren, aber inzwischen achtete Sakura fast nicht mehr darauf. Das war lediglich ein weiterer Störfaktor für sie – diese Furcht, dieser ständige Schein von Respekt, als ob sie nicht wüsste, dass die Menschen sie insgeheim verachteten. Dieses erbärmliche Verhalten der Bewohner dieser Stadt war nicht verwunderlich, wenn man bedachte, dass sie in ständiger Angst vor dem nächstem Massaker lebten. Immer wieder wurde die Stadt in der Vergangenheit von Oto-nins angegriffen. Eher aus Spaß an der Freude, die sie beim Überfallen, Plündern und Vergewaltigen hatten. So war das im Krieg und auch danach gewesen. Wie immer. Das Chaos herrschte jetzt über das Land. War klar, dass unter Orochimarus Diktatur nichts Besseres zu Stande kommen konnte. Erst müsste sich ja auch alles wieder einrenken, um Orochimarus Herrschaftsplan zu entsprechen. Dem „neuen Hokagen“, war es jedenfalls egal, wie viele Morde zur Zeit täglich stattfanden. Wie dem auch sei – es war sowieso nicht mehr zu verhindern, außer man hatte großes Glück eine gewisse Person in seiner Umgebung wohnen zu haben. Diese Person war die Haruno. * * * Ein lauter Knall. Nicht zum ersten mal heute. Selten fand man früher Orte, bei denen man verzweifelte Schreie und gleichzeitig ein wahnsinniges, amüsiertes Lachen hören konnte. Aber in der letzten Zeit war es keine Seltenheit mehr. Solche Gebiete waren vor allem Städte nahe den früheren Kriegsfeldern. Und hier war eine solche Stadt. Näher am Verderben konnte man wohl nicht liegen. Ein weiterer Knall. Unheimlich, was diese kleine Kugeln mit Schriftzeichen auf ihrer Oberfläche für enorme Wirkung hatten. Erst gestern waren diese verdammten Wahnsinnigen gekommen. Als ob ihnen der kürzlich beendete Krieg nicht genug gewesen wäre. Nein, im Gegensatz! Der Krieg war eher Geburtsort dieser mordlustigen Bastarde, die nicht mehr, als Gewalt in den Köpfen hatten. Eine Horde tollwütiger Hunde lebte nun hier in dieser Stadt ihre animalisch-bestialischen Bedürfnisse aus. Wieder ein Knall. Natürlich übertönte er solch leise Schritte einer jungen Frau, auch wenn sie sich nicht einmal bemühte ihre nackten Füße zu heben. Träge und kraftlos, so schien es, schritt sie durch die Straßen, ihren Blick völlig glasig und verloren ins Nichts gerichtet. Nur ihr linkes Auge sah nichts von dem Nichts. Es sah Schwärze. Die Schwärze des Lides, das über dem Auge lag.. War sie sich der Situation bewusst? War sie überhaupt im Hier und Jetzt anwesend? Es war ihr jedenfalls nicht anzusehen. Sie schien bald vom Tod heimgesucht zu werden. Auch wenn sie es nicht aufgab einen riesigen Bündel Schriftrollen hinter sich her zu ziehen, der den Schmutz der Erde auf sich gesammelt hatte, so zweifelte man daran, dass die blutige Spur hinter der jungen Frau nicht zu ihrem Tode führen würde. Doch sie ging immer weiter, trotz den vielen Kratzer und zerstreut wehenden, vom Blut verklebten, rosa Strähnen, die ihr die Sicht versperrten. Nein, es war nicht ihr Blut, so wie man es anfangs annehmen würde. Eigentlich wies ihr Körper gar keine tiefen Verletzungen auf, wenn man genauer hinsah. Ja, wenn man „genauer hin sah“, was eine Gruppe von diesen kriegsverdursteten Mistkerlen wohl eher unter einer anderen Bedeutung verstand. In ihren Augen war das kleine, hilfslose und zuckersüße Mädchen das perfekte Opfer ihrer kranken Fantasien. Also zögerten sie nicht, Sakura – denn es war sie damals – im vorbeigehen anzusprechen. „Hey Süße!“ „So verlassen und allein heute?“ „Hahaha!“ „Wohin des Weges?“ Die Stimmen der schamlosen Verdammten umzingelten das verloren wirkende Mädchen. „Komm, Mädel, lass uns Spaß miteinander haben!“ „Hahaha!“ „Oooh, schaut mal, sie versucht uns zu ignorieren! Das könnte schnell ins Auge gehen, Kleines!“ Die Aussage dieser Stimme irrte sich gewaltig in einem Punkt! Sakura ignorierte sie auch tatsächlich, und dies nichteinmal absichtlich... Lange dauerte es nicht, da schloss sich der Kreis und alle blieben stehen. „So, du wagst es also, uns tatsächlich zu ignorieren? Hehehe. Ich schätze, es ist an der Zeit, ihr ein paar Manieren beizubringen! Na habt ihr auch so große Lust wie ich?“ „Hahaha!“ Manieren? Wie wäre es mit einem Spiegel für den „gnädigen“ Herrn Schänder? Der Kreis wurde immer kleiner und kleiner. Ein normaler Mensch würde schon längst verängstigt um Gnade bitten und versuchen, die hässlichen Fratzen der hungrigen Perversen nicht wahrzunehmen. Doch Sakura stand regungslos in der Mitte des sich um sie zusammenziehenden Kreises. In ihrem offenen Auge spiegelte sich völlige Leere, wohingegen in mindestens zehn weiteren Augenpaaren sich blanke Wolllust einquartiert hatte. Einer der Männer kam in die Mitte des Kreises und griff nach Sakuras Armen. Ein anderer trat gegen das Schriftrollenbündel, sodass es gute drei Meter zur Seite schlitterte. Doch kaum erreichte es die Ruheposition, fand sich der Mann, der den Versuch unternommen hatte, Sakura festzuhalten, zusammengeschlagen auf dem Boden liegend wieder. Wortlos bewegte sich das rosahaarige Mädchen in Richtung der Schriftrollen, wobei sie von verblüfften und verdutzten Augen angestarrt wurde. Was war passiert? Sie hatten es nicht einmal mitbekommen. Der am Boden liegende Mann hustete ein paar Mal und spuckte sein schleimiges Blut aus dem Mund, während zwei andere Männer Sakura drohend den Weg versperrten. „Du k-kleines Miststück!“, presste der Zusammengeschlagene zwischen seinen blutverschmierten Lippen hervor. „Lasst die Schlampe nicht entkommen!!“, rief er speichelspuckend seiner ekelerregenden Meute zu. Sakura stand nur da. Leere erfüllte sie und nur ihre innere Stimme hielt sie, wie es schien, am Leben. Die Stimme rebellierte gegen die Leere, doch sie war zu schwach, um diese zum Stürzen zu bringen. Sie war nur da, um Sakuras Körper zur Bewegung zu zwingen, mit ihrer Rebellion gegen den Schmerz, der wie ein Sturm auf der leeren Hülle tobte. Ihre innere Stimme... „Der Kopf schmerzt. Verflucht, wann hört es endlich auf? Es tut weh... Das Auge tut weh... Es ist noch nicht verheilt... Aaah... Der Kopf schmerzt... Und nun dieser Lärm... Es kann nicht länger ertragen werden! Schluss!! Es soll aufhören! Es soll, verdammt noch mal, aufhören!! Aaah, es schmerzt so stark! Es tut weh! Das Auge tut weh! Der Kopf schmerzt so sehr...“ Ununterbrochen wimmerte es in der hintersten Ecke ihres Bewusstseins. Es animierte Sakura. Animierte sie zur Bewegung... Das Bisschen Selbstschutz, das in ihr noch erhalten geblieben war, das war ihre innere Stimme. Sakura schaute abrupt auf. Zwei Männer standen vor ihr, was sie in Bruchteilen von Sekunden registrierte. Ihre Schriftrollen lagen drei Meter von ihr entfernt. Sie musste sie holen – um jeden Preis! „Ihr seid im Weg“, vernahmen die Männer aus ihrem Mund, der sich kaum zu bewegen schien. Das Mädchen war wie erstarrt. Blut schoss in die noch so feinsten Kapillaren ihrer rechten Hand. „Soll das ein Witz sein? Du hast Spielchen mit unserem Boss getrieben, das wirst du büß-“ Er konnte nicht zu Ende sprechen, denn Sakuras Faust war in seinem Gesicht gelandet. Der Andere Mann zögerte nicht und stürzte sich auf das Mädchen, was auch der Rest der Bastarde tat. Doch ihr Ziel sollten sie niemals erreichen, denn Sakura war schneller. Viel schneller. Einer nach dem anderen flogen sie in die verschiedensten Richtungen, die die Faustschläge und die Fußtritte Sakuras reflexartig auswählten. Doch die Männer hörten nicht auf. Weiterhin versuchten sie Sakuras Bewegungsfreiheit zu rauben, indem sie erfolglos nach ihren Gliedmaßen schnappten und mit ihren Fäusten ausholten, um die Rosahaarige irgendwo zu treffen. Ihre Bewegungen waren unkoordiniert und wirr. Verlernt haben sie, wie man richtig und ehrenvoll kämpfte. Mit Siegessicherheit gefüttert, die der Krieg mit sich gebracht hatte, waren sie nun unfähig die Lage richtig einzuschätzen. Diese verdammten Oto-Nins. Sakuras Bewegungen waren dagegen geschmeidig und korrekt. Sie bückte sich, streckte sich, wenn nötig, wich diesen scheinbar erfahrenen Klauen aus, die versuchte, sie zu ergreifen. Sie formte zielsichere Kampfesbewegungen, denen keiner der Angreifer folgen konnte, frühestens dann erst, als sie diese am eigenen Leibe spürten. Schließlich war es vollbracht. Der letzte Plünderer fiel mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden und krümmte sich vor Elend. Staub war aufgewirbelt und legte sich langsam auf das Geschehene nieder. Krächzen und Stöhnen war überall zu hören. Die Bastarde hatten ihre Lektion gelernt – ungeplant. Sakura schaute sich nicht einmal um und ging missachtend an den am Boden liegenden Geschöpfen vorbei. Zu ihrem Schriftrollenbündel. Sie nahm das Seil, mit dem die Rollen zusammengebunden waren und schleifte das Bündel hinter sich her, währen sie von vielen Augenpaaren angestarrt wurde. Aus verriegelten Fenstern und dunklen Gassen, aus heimlichen Ecken und spaltoffenen Türen kamen die Blicke. Erfreut und erstaunt zugleich hatten sie dem Kampf zugesehen. Aber Sakura war nicht in Geringsten daran interessiert. Scheue Schritte erhallten im Staub der Straße. Ein Mann, welcher sein wenig schützendes Haus verließ, näherte sich. Er war der einzige, der sich getraut hatte, aber es sollte ja auch nichts mehr zu fürchten geben, oder? Die kleine Stadt war gerettet und der Heldin, die diese gute Tat vollbracht hatte, musste gedankt werden. Schließlich hatte der Mann Sakura eingeholt. Er hob seine Hand an, um damit die Schulter der Rosahaarigen anzutippen, doch ehe er das tun konnte blieb Sakura stehen und verkündete mit gezischter Stimme: „Wenn du mich auch nur anfasst, ergeht es dir wie den anderen.“ * * * Eine Kellnerin kam, mehr oder weniger, zögerlich angerannt und nahm Sakuras Bestellung entgegen. „Das Tagesgericht und ein Kännchen grünen Tee. Ach ja – und das schnell, wenn’s geht!“ sagte Sakura und hörte sich eher so an, als würde sie ein Befehl erteilen, doch nicht nur das – ihr stand der Hunger schon beinahe ins Gesicht geschrieben, was neben den Geräuschen ihres Magens noch ein Argument dafür war, dass die Kellnerin sich besser beeilen sollte. Diese hatte es auch sofort erkannt und eilte schnell in die Küche. Ja, sogar ein Blinder würde die in diesem Moment boshafte Ausstrahlung der Kunoichi erkennen, es war ja schon beinahe so, als ob man einem hungrigen Raubtier gegenüberstand. Aber die Ängstlichkeit der Kellnerin war trotzdem zu übertrieben. Als würde Sakura das junge Mädchen gleich auffressen, oder mindestens in Stücke reißen. Dabei war doch alles vollkommen perfekt, wenn man die Haruno in Ruhe ließ. Sie tötete nicht einfach so Menschen. Das lag einfach nicht in ihrem Interesse. Und doch wurde scheinbar genau das von ihr erwartet. Diese unstillbare Sensationsgeilheit der Menschen war immer wieder ziemlich eindrucksvoll... Natürlich war mit der Haruno nicht zu spaßen. Sie war zu einer reifen Killerin herangewachsen, welche am Liebsten Tag und Nacht trainieren würde, und welche ungeduldig auf jede Kampfesmöglichkeit wartete, um ihre Fähigleiten auszutesten. Aber dennoch war sie beherrscht, denn das war eine der obersten Prämissen in ihrem momentanen Leben. Einerseits müssten die Leute Sakura dankbar für ihre Kampfeslust sein, denn durch sie wurde die Stadt berüchtigt von einem ‚Kirschblüten-Dämon’ bewacht zu werden, doch Erstens: es lockte nur umso mehr kampfsüchtige Oto-nins an. Und Zweitens: was könnte den Bewohnern die Sicherheit gewähren, dass Sakura nicht außer Kontrolle geriet und die ganze Stadt mit ins Verderben zog? Aus diesem Grund hatten die Menschen Angst vor ihr und täuschten Respekt vor – als wäre sie ein Monster, das diese Feiglinge jeden Moment verschlingen könnte. Diese kleinen Naivchen wussten eben nichts von dem Wesen und den Prämissen Sakuras. Und sie wussten nicht einmal Ansatzweise, welche Monster es in der Welt da draußen wirklich gab! Sakura fielen auch schon haufenweise Monster ein, welche von den Menschen mehr gefürchtet werden sollten, als die, die man nur fürchten müsste, wenn man sich mit ihnen anlegte. Nur weil diese schlimmeren Monster sich nicht gerade jetzt in diesem Lokal aufhielten, hieß es schließlich nicht, dass es sie nicht gab. Nach zahlreichen Gedankengängen, erinnerte Sakura sich jedoch an das eigentliche Monster. An das verdammteste, übelste, grausamste Monster... Oh ja, Er war ein Monster, einer der ansteckenden Sorte. Sie hatte sich an ihm die Hände schmutzig gemacht, sich angesteckt – von seinem Hass. Er hat sie zum Monster gemacht – Sasuke Uchiha! Aber... dann war sie ja doch eins! Dann hatten die Menschen um sie ja doch recht! Dann konnte sie ja wirklich jeden von ihnen im nächsten Moment verschlingen! Es war Sakura nach lautem Auflachen zumute. „Hahaha!“, hallte es durch den Raum und riss die Kunoichi aus ihren amüsierten Gedanken. „Dieser Halbstarke ist tot? Warum erfahre ich das erst nach sechs Jahren, hä?“ Das Lachen genauso wie das laute, spottende Gerede gehörte einem Mann, der sich scheinbar seiner großen Autorität in der Stadt bediente. „Und DER soll einer der San-Nins gewesen sein? Hah, der kann sich freuen, dass er mir heute nicht mehr über den Weg laufen wird – er schuldet mir noch ’n Haufen Kohle wegen meinem Anzug, den mir sein kleiner Rotzlöffel ruiniert hat!“ führte eben der Mann seine Rede fort und begleitete diese mir einem wilden Gestikulieren. Eine zweite Stimme kam dazu: „Tss, weißt du überhaupt, wer ein San-Nin ist, du Maulheld? Das ist einer der stärksten Ninjas, der zum Hokagen gewählt werden kann! Gegen ihn hättest du auch jetzt keine Chance!“ sagte ein Mann, der wohl zu dem ersten gehörte. Beide Männer schritten auf ein freies Plätzchen zu und ließen sich auf den Stühlen nieder. „Willst du mir etwa unterstellen, dass ich schwach bin? Wie konnte es dann dazu kommen, dass er tot ist, hä? Wenn er doch so ein starker Ninja war!“ hackte der Angeber nach. „Du solltest erst nachdenken, bevor du redest“, erwiderte das Gegenüber des vorlauten Mannes. „Schon vergessen, warum unsere Statt offiziell zum Reich der Klänge und nicht mehr zum Feuerreich gehört? Wegen dem Krieg vielleicht? Und jetzt beantworte deine Frage selbst, wie es passieren konnte, dass ein San-Nin gestorben ist.“ Sakuras Bestellung wurde mit einem leisen Klacken vor ihr auf dem Tisch abgestellt. Der zweite Mann winkte die Kellnerin gleich zu sich und bestellte etwas zum Essen. „Und der Rotzlöffel? Dieser kleine Möchtegern-Ninja? Der war doch der Schüler, von diesem sogenannten San-Nin’, oder nicht? Was ist aus dem denn geworden, ich will langsam mal meine Kohle zurück. Immerhin sind schon etliche Jahre vergangen!“, sagte der Erste immer noch aufgebracht, worauf der klügere von beiden nur genervt mit einem Kopfschütteln reagierte. „Du kapierst es wohl nie, was? Der ist auch tot, wenn nicht im Kerker von Oto gefangen. Es gab nur wenige, die flüchten konnten. Verstehst du nicht? Sei lieber froh, dass du selber kein Ninja Konohas bist, sonst wär’ es dir genauso ergangen!“, antwortete er dann jedoch, nachdem sein Kopf wieder die Mitte fand. Zweifellos – die Männer unterhielten sich über Meister Jiraya und... Naruto – Sakuras ehemaligen besten Freund. Dies hier musste die Stadt gewesen sein, in der Jiraya und sein damaliger Schüler Naruto einst nach Tsunade gesucht hatten. Von dieser kleinen Reise hatte Naruto explizit und bis ins kleinste Detail alles erzählt. Was für ein unangenehmer Zufall. Und dass Sakura es auch noch erst jetzt erfuhr, gefiel ihr nicht gerade. „Er IST tot“, durchbrach eine eiskalte Stimme die kurze, stille Pause zwischen den Worten des Mannes. „Vom Uchiha getötet.“ Sakura war gerade dabei ihre Tasse Tee mit der bloßen Hand zu erdrosseln, während sie diese Worte aussprach. „Was verschafft uns die Ehre mit einer verärgerten Frau zu reden?“, fragte der Mann daraufhin missbilligend, wobei er von Sakura keines Blickes gewürdigt wurde. „Der Fakt, dass ihr mich mit eurem gellenden Gelabere nervt. Also stopft eure Mäuler mit eurem Fraß und verschwindet von hier, klar?“, blaffte Sakura sie an. Es wurde still. Eine kurze Sprechpause mit drückender Totenstille machte sich im gesamten Lokal breit. „Na wir sind aber heute gut gelaunt.“ Obwohl der Mann anscheinend einen hohen Status aufgrund seines Vermögens in dieser Stadt zu haben schien, war er wohl nicht ganz auf dem Laufenden. War ihm da gerade eigentlich bewusst, was er mit diesen Worten auslösen könnte? „Und überhaupt, woher weißt du, dass es ein Uchiha war – die sind doch seit langem alle draufgegangen!“, ging er weiterhin seinen undurchdachten Worten nach. „Genauso wie du gleich, wenn du nicht dein Maul hältst“, drohte die nicht ernstgenommene Sakura. ‚Naruto’ – es hallte immer wieder in ihrem Kopf nach und versetzte ihr heftige Schmerzstiche. Dann fasste sie sich aber wieder. Warum regte sie dies hier so auf? Wegen der schmerzhaften Erinnerung an den Tod ihres früheren besten Freundes? Oh ja, verflucht – das war es – das, was Monster wie sie noch ungeheuerer machte – die Erinnerungen. Sie schloss ihre Augen. Kam zu sich. „Es war ein Uchiha“, sagte Sakura nun mit einer ruhigen aber auch nachdrücklichen Stimme und strich sich eine Strähne ihrer rosa Haare hinter das Ohr. Ihre Augen wurden wieder leer und kalt. „Ein ganz bestimmter“, fügte sie hinzu. Ein hasserfüllter Blick aus Sakuras grüner Iris durchbohrte die Tasse vor ihr. Langsam fing es an, wieder lauter zu werden, als man bemerkte, dass die Gefahr vorüber war. „Pff“, entgegnete der besserwisserische Mann nur und vertiefte sich nun in ein etwas leiseres Gespräch mit seinem vorlauten Nachbarn, der übrigens mucksmäuschenstill dem kleinen Streit zugehört hatte. Dieser, seinerseits, wusste anscheinend, mit wem sein Gegenüber zu tun hatte. Währenddessen, schweifte Sakura wieder in ihre Gedankenwelt ab. Für sie begann der Gesprächslärm in den Hintergrund zu treten. Die einzelnen Stimmen, die sie sonst immer raushören konnte, wenn sie wollte, gingen wie kleine Bäche in einen einzigen Stimmenfluss über. Wieder wirkte Sakuras Anwesenheit wie vergessen, doch auch für sie erlosch jede Anwesenheit von Menschen. Langsam beendete sie ihre Mahlzeit und legte das Geld auf den Tisch. Die letzten Minuten saß sie nur noch da, ohne über ihre Umgebung nachzudenken. Aber irgendwas lenkte ihren Blick durch die schmutzige, verstaubte Fensterscheibe. Diese Spannung, die draußen herrschte – sie war so vertraut... Und wie die Haruno da saß, fiel ein kleines Stück Himmel aus der Ferne in ihr Blickfeld. Das Wetter wurde langsam immer grauer und grimmiger. Jede Sekunde könne es Blitzen und Donnern, doch nichts passierte. Aber was war es für ein seltsames, wattiges Gefühl, von dem ihr Bauch da ergriffen wurde? So mulmig war Sakura schon lange nicht mehr zumute... Sie starrte nach draußen – da musste doch irgendetwas sein, oder es müsste etwas kommen... Oder jemand müsste kommen... Der Atemhauch blieb in Sakuras Hals stecken. Zu unbehaglich war die Vorahnung, die sich im nächsten Moment bestätigte. Für nur zwei Sekunden war es zu sehen. Schwarzer Stoff wehte im starken Wind. Rot umrandet von Weiß blitzte einige Male zwischen den rabenschwarzen Falten hindurch. Es gab keine Zweifel. Doch die zwei Sekunden, verflogen. Was blieb war aufgewirbelter Staub der Straße. Akatsuki. Kapitel 2: ~Schicksal~ (wird überarbeitet) ------------------------------------------ DIESE FF WIRD GERADE ÜBERARBEITET UND ERSCHEINT BALD IN EINER GANZ ANDEREN FORM. ____________________________________________________________________________ Kapitel 2 ~Schicksal~ Ein bissig-kalter Windstoß riss einige, gelbe Herbstblätter des, Kirschbaumes mit sich. Der Frühling war noch lange nicht in Sicht, stattdessen zogen dicke, graue Regenwolken schnell über den Himmel, auf der Suche nach einer passenden Stelle, um sich von all dem schweren Wasser zu befreien. Gelegentlich schoben sie sich vor die Sonne und es ergab sich ein angespanntes Spiel aus eiskalten Schattenflächen und den wärmenden Sonnenarealen, die sich unaufhörlich weiterbewegten. Dies war genau die Zeit, in der die Sonne nicht mehr im Stande war die Wärme aufrecht zu erhalten, obwohl sie schien und ihre Strahlen zart die Haut kitzelten – es war warm, wenn sie dies taten, doch gleichzeitig eisig, wenn der Wind wieder ansetzte. Stürmisch ergriff er von allem Besitz, was leicht war und hilflos auf seinem Weg lag. Auch Manch eine der zartrosa Haarsträhnen der jungen Frau wollte er mitnehmen, doch diese waren nicht frei und wirbelten deshalb um ihr blasses Gesicht. Eine gewisse Spannung lag in der Luft. Genau dieselbe Spannung, die auftrat, als die Bewohner der kleinen Stadt, nahe den Ruinen Konohas, sich insgeheim über ein bestimmtes Wort unterhielten. Es war das Wort, das den Namen der jungen Frau kennzeichnete. Sakura war ein beliebter Name gewesen, denn seine Bedeutung erfüllte das Herz mit Freude und Wärme. Wie immer stieg dann einem die Erinnerung an den sanften Duft der Kirschblüte, die die Wärme des beginnenden Frühlings verkündet, in die Nase und vernebelte mit ihrem unwiderstehlichem Aroma die Sinne. Ein angenehmes Gefühl, das auch jeder Bewohner dieser Stadt kannte. Doch seit einem halben Jahr wusste auch jeder dieser Menschen ganz genau, wie gefährlich es war diesen Namen auch nur falsch anzudeuten, wenn eine ganz gewisse Person sich in unmittelbarer Nähe befand. Sakura erinnerte sich nur ungern an ihre Vergangenheit. Dennoch war sie oft hier bei den Ruinen, die alte Erinnerungen in ihr wachrüttelten, und obwohl sie diese hasste, war sie trotzdem zufrieden. Nicht etwa mit ihrem Leben, mit dem sie erst zufrieden sein würde, so dachte sie, wenn sie ihr Ziel erreicht hat. Und auch nicht mit ihren Erinnerungen, die von vergangenen Leiden nur so strotzen. Nein, zufrieden war sie nicht mit all dem, sondern genau mit diesem Hass. Nur so konnte ihr Ziel weiterbestehen und ihre Existenz bekam wieder Sinn. Der Hass wurde zu ihrem einzigen Freund in diesen verlogenen und hinterlistigen Zeiten. Er hatte ihr geholfen all die Leiden zu verkraften, die sich vor jegliche Glücksmomente geschoben hatten sodass diese völlig von der Bildoberfläche verschwunden waren. Doch auch genau diese Glücksmomente verschwanden durch den Hass aus Sakuras Leben, weil Glück eines der Gefühle war, die sie nie mehr empfinden konnte, und auch nicht wollte, denn sie hatten es schon einmal geschafft sie ins Verderben zu stürzen, sie in endlose Leiden zu versetzen und ihr unheimlichen Schmerz zuzufügen. Wozu also brauchte sie Glück, wenn es nur Unglück für sie gebracht hatte? Menschen wählen verschiedene Wege, um mit ihren Leiden klar zu kommen und Sakura wählte diesen. Ob dieser der richtige Weg war, interessierte sie nicht mehr. Jedenfalls hielt er sie von ihren früheren Leiden fern, doch... war dieser Weg nicht selbst das Leiden? Es war zu süß für sie, als das sie es als Leiden empfand. Ein Knurren erfüllte Sakuras Bauch mit leichter Vibration. Sie hatte Hunger, doch bis zu diesem Moment hatte sie das Verlangen nach Nahrung gar nicht wahrgenommen. Erst jetzt machte sie ihr Körper darauf aufmerksam, dass ihr Nährstoffmangel langsam aber sicher zunahm. Nach all den Jahren Abhärtung hatte Sakura ihre Grundbedürfnisse dermaßen zurückschrauben können, dass im Falle einer Notsituation sie keine Bedürfnisse mehr davon ablenken würden, ihr Äußeres in völliger Ruhe zu bewahren, um ihren Zielen ohne Widerstand ihres Körpers nachgehen zu können. Genug für heute. Sakura erhob sich ruhig aber dennoch angespannt zum Stehen und strich sich die haftenden Grashalme von ihrem Trainingskimono, den sie meistens trug. Der nun sich merklich gemachter Hunger zerrte kräftig an ihren Nerven, doch Sakuras „falsche“ Disziplin, die sie sich angewöhnt hatte erlaubte ihr nicht einmal in solchen Situationen hektisch zu werden. Sie brauchte es, denn wenn dieser Fall der äußersten Notsituation eintreten würde, sei es en langer Kampf oder eine über Tage andauernde Verfolgungsjagd, würde ihr Körper auch bei Hunger, Schmerz und Müdigkeit ihre Forderungen erfüllen. Sakura würde auch jetzt ihren Körper unter makelloser Kontrolle behalten, also ärgerte sie sich darüber, dass sich ihr Körper gerade in diesem Moment eine Blöße gönnte und solchen knurrenden Geräuschen freien Lauf ließ. Mit langsamen Schritten setzte sich Sakura in Bewegung und steuerte den Wald an. Die Stadt, in der sie lebte, erstreckte sich genau dahinter. Und stünde nicht der Wald wie eine große, dicke Mauer davor, könnte man die kleine Stadt in der Ferne genau erkennen. Von einem Ninja des höchsten Ranges wie Sakura es war, würde die Stadt in weniger als 10 Minuten erreicht worden sein, wofür ein gewöhnlicher Pilger mehr als drei Stunden gebraucht hätte. Ja, Sakura war eine Kunoichi und das schon sehr lange. Erst hatte sie wie ihre Sensei Tsunade die Richtung der Medical-Nin angestrebt, doch ihre Sensei, die zugleich die fünfte Hokage des ehemaligen Konohagakure gewesen ist, war schon lange tot. Genauso wie auch alle anderen Senseis aus der jetzigen Ruinenstadt, die nie mehr wiederaufgebaut werden würde. Aus diesem Grund musste Sakura alles hart alleine erlernen. Einerseits hatte sie dieses Schicksal gehasst, doch anderseits hätte Sakura sonst nicht diese Kraft, die dem normalen Ausmaß haushoch überlegen war. Denn obwohl sie alles alleine zu erlernen hatte, war Das, Was sie erlernte nichts anderes als pure Professionalität: hochtödliche, verbotene Künste waren es, die unter anderem auch bei der Bekämpfung und Bändigung des neunschwänzigen Fuchsungeheuers eingesetzt wurden, das einst das Dorf hinter den Blättern zu zerstören versuchte. Wäre nicht der Krieg, auch wenn er verhasst war, dürfte Sakura keine einzige dieser Künste erlernen. Die Schriftrolle, die diese Künste beschrieb und noch viele andere Schriftrollen mit allerhand geheimsten und stärksten Kampftechniken Konohas blieben nach dem brutalen Krieg zwischen Konoha- und Otogakure gut versteckt übrig. Und Sakura hat genau gewusst, wo sie suchen musste. Denn das Geschenk, das ihr früherer Meister – Kakashi Hatake – kurz bevor sein Herz aufgehört hatte zu schlagen übergab, kannte auch die abgelegensten und dunkelsten Verstecke Konohas. Mit diesem Geschenk war es also ein Kinderspiel für Sakura das verborgene Versteck zu finden und zu „plündern“ – es war ihr vollstes Recht dies zu tun, so rechtfertigte sich Sakura vor sich selbst. Denn schließlich hatte sie nun eine Aufgabe, einen Willen, ein Ziel. Auch immer noch schmückte das „Abschiedsgeschenk“ Sakuras Gesicht. Was würde Er wohl für Augen machen, wenn er in die meinen sähe? Fragte sich Sakura oft auf eine, ihr nun entsprechende, sarkastische Weise. Hass würde seinem Blick entsprießen, dessen war sich Sakura sicher. Warum auch nicht? Sie wollte nicht noch einmal von Ihm verschont werden, wozu wäre dies gut? Um sich in Einsamkeit zu wälzen? Sie durstete geradezu nach einem Kampf mit ihrem Feind, es war Sakuras Zweck auf seinen Hass mit dem ihren zu antworten und aus diesem Grunde wollte sie auch seinen Hass spüren. Den, den sie anschließend, als wäre es ein lästiges Insekt, das man mit einem Fächer erschlagen könnte, auszulöschen beabsichtigte. Da, schon wieder! Dieses, eines der schmerzhaftesten Worte hat sich wieder einmal in ihre Gedenken geschlichen. Oft reichte auch nur eine Andeutung mancher Worte, um die Kunoichi innerlich aus der Fassung zu bringen. Eines dieser Wörter war der „Fächer“. Mit einem widerwärtigen Geräusch wurde das Kunai aus dem Kadaver des ermordeten Vogels herausgezückt, sodass die Fleischfliegen, die von dem Verwesungsgeruch angelockt wurden, aufsurrend ihre Nistplätze verließen um sich im nächsten Moment wieder auf die Leiche niederzulassen. Sakura wischte das stinkende Blut des nächtlich ermordeten Vogels von ihrem Kunai ab, indem sie die Waffe kurz über das Gras rieb. Wäre da nicht ihre „falsche“ Disziplin, die sie davon abhielt äußerlich außer Kontrolle zu geraten, hätte sie im selben Augenblick des Kunaizückens zig mal auf den ohnehin schon toten Vogel eingestochen, sich den Fächer immer wieder vor die Augen führend. Jedoch war nicht der Fächer Schuld an dem erbarmungslosen Vorgehen in Sakuras Kopf. Viel eher war es das Symbol, das dieser, scheinbar harmlose, Gegenstand verkörperte. Und genau das, was er in einem bestimmten Zusammenhang verkörperte war bei Sakura so verhasst. Der Fächer war auf den ersten Blick nichts anderes als ein, nicht ganz so nützliches, Objekt – würde man nicht wissen, dass es zu einer zügellosen Waffe werden kann; und würde dessen Sinn nicht weit außerhalb des früheren Konohas bekannt sein, wüsste niemand, welch schreckliches Schicksal eines Clans, dessen Wappen und Familienname Uchiha – der Fächer – gewesen war, damit zusammenhing. Schicksal – Für Sakura etwas, was es nicht gab. Zweifellos, es musste doch etwas geben, dass außer der eigenen Entscheidung noch über die Zukunft bestimmte, doch war es eher der Zufall und die Handlung der Mitmenschen, die eine Relevanz darin spielten. So war es auch bei jenem jungen Mann dessen Clan den Familiennamen Uchiha, welcher den Weg zu Sakuras Hass fundamentierte, trug. Der eigentliche Weg erstrecke sich jedoch über dem Fundament. Uchiha Sasuke war sein Name. Er war der Weg über dem Fundament. Er war die Wurzel ihres Umbruches. Doch vor allem war Er der Anfang von ihrem Ende. Von dem Ende ihren früheren Verstandes und dem Beginn des durcheinandergebrachten Films. ********************************* Flashback ********************************** Eine zarte Mädchenstimme sprach ruhig jene Satzfügungen aus. Sakura war es, die vor sechs Jahren noch wusste, was das Wort „Gefühl“ auszudrücken vermag... - „Ich kenne die Vergangenheit deiner Familie, aber Rache ... „ ... “ ... weder dich, noch mich.“ Die Worte „macht niemanden glücklich“ tauchten ins Unbewusste unter, wie ein Schatten in der Dunkelheit. - „Weißt du, Sakura, ich bin anders als ihr. Ich gehe einen Weg, der sich nicht mit eurem kreuzen wird. Wir waren ein gutes Team. Wir hätten sogar beinah einen gemeinsamen Weg gefunden... Aber letzten Endes hat meine Seele die Rache gewählt. Dafür Lebe ich. Ich kann nicht wie du oder wie Naruto werden.“ Sakuras Gegenüber stand mit dem Rücken zu ihr gekehrt und mit dem Gesicht zur Freiheit. Zur finsteren Freiheit. - „Willst du wieder einsam sein?! Du hast mir damals erzählt, was Einsamkeit bedeutet. Jetzt verstehe ich, was du gemeint hast! Ich habe zwar Familie und Freunde aber ohne dich... wäre ich der einsamste Mensch! Die Wangen des Mädchens wurden feucht. Immer feuchter von den Tränen, die ihre blassgewodene Haut hinunterflossen. - „Sakura, wir gehen jetzt wieder getrennte Wege, das ist alles.“ Der Schwarzhaarige, junge Mann schien sie keines Blickes würdigen zu wollen. Doch Sakura gab nicht auf. - „Sasuke! Ich liebe dich! Ich liebe dich so sehr! Bleib bei mir, Sasuke!“ Die zierlichen Hände Sakuras ruhten nun zitternd auf ihrer Brust. Sie flehte immer weiter. - „Ich werde alles geben, um dich glücklich zu machen! Alles gebe ich für dich. Bitte...! Bitte bleib hier!! ... Und notfalls helfe ich auch bei der Rache! Bitte, bleib bei mir! Oder... nimm mich mit... Der angesprochene drehte seinen Kopf kühl um und seine folgenden Worte schnitten wie eine Klinge in Sakuras Herz... - „Aber, du nervst mich doch!“ ... Der weitere Verlauf des Gesprächs geriet in tiefe Vergessenheit... Auch wenn der grundlegende Sinn des letzten, nicht vom Hass verdrängten Satzes, etwas anderes zu bedeuten hatte, so schnitt die Klinge nur deshalb nicht so tief, weil es noch eine Hoffnung gab. Eine einsame Hoffnung dessen Schicksal es war zerstört zu werden. ********************************* Flashback Ende ********************************** To be continued... ________________________________________________________________________ Und noch ein überarbeitetes Kapi ^_^ Aber ab dem 3. Kapi wird sich auch einiges ändern. Ich flehe zu Gott, dass es euch nicht stört, dass in diesem Kapi noch nicht soooo viel Handlung vorhanden ist *sich schähm* Aber das ist ja auch erst mehr oder weniger die Situationsschilderung >_> Außerdem muss ich erst etwas üben hehe... also - die Handlung zu beschreiben ^^° Na gut, genug vom labern. Ich warte auf eure Warterei und Spannung ^^° hihi *an alle lieben Komischreiber Bussis vergeb* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)