Agony von abgemeldet ((Reita x Ruki)) ================================================================================ Kapitel 13: Reitas thoughts --------------------------- Time: 18:15 Uhr Mood: good Background music: In Extremo, Gothika, MUCC So, gerade noch bis zur Hälfte des Monats geschafft. ^^´Sorry, dass ich euch alle hab warten lassen, aber ich habe momentan echt zu tun. Verzeiht... Aber endlich geht es wieder NUR (wohlgemerkt) um Reita und Ruki. Ich hoffe, dass ihr es mögen werdet. ~ Die durch das Fenster hereindringende Sonne kitzelte meine empfindliche Haut und zwang mich regelrecht dazu, die Augen aufzuschlagen. Einen Moment lang hatte ich das Gefühl zu schweben, mein Körper schien das jämmerliche Gewicht einer Feder zu haben, die hilflos im Wind trieb. Einen Augenblick lang konnte ich den Raum, in dem ich mich hier gerade befand, nicht zuordnen, man hörte die Synapsen in meinem Schädel entsetzlich knacken. Ausgeleiert. Überansprucht. Hirntot. Eine lächelnde Gestalt beugte sich über mich, strich geradezu liebevoll mit ihrem warmen Handrücken über meine Wange. Oh welch wunderbares Gefühl… “Hast du gut geschlafen?”, erkundigte sich Kai leise und öffnete das Fenster, um etwas frische Luft in diesen (mittlerweile doch recht stickigen) Raum einzulassen. Die angenehme morgendliche Kälte drang in meine Lungen, inhalierten begierig den frischen Sauerstoff ein und das Schwindelgefühl, welches mich einige Sekunden zuvor plagte, entschwand mitsamt der Übelkeit. Um es kurz zu fassen: ja, ich fühlte mich wohl. Mein Freund hatte mir zuvorkommenderweise sein eigenes Bett überlassen, trotz anfänglicher Proteste meinerseits. Er war ein guter Mensch. Schon fast ZU gut, wie ich fand. Ich beantwortete seine Frage mit einem Nicken. Nur langsam schwang ich meinen Körper aus dem Bett, da dieser nun einmal dazu neigte, gar zu leicht einen Kreislaufkollaps dank niedrigen Blutdrucks zu erleiden. Ein angenehmer Duft schlug mir von der Küche aus entgegen und ließ mich wohlig aufseufzen. Und zum ersten Mal- ich konnte mir den Grund dafür nicht erklären- verspürte ich Hunger, wirklichen Hunger. Wenn ich so darüber nachdachte konnte man ernsthaft behaupten ich sei gewillt zu essen, ohne jeglichen Zwang. Der (selbstredend selbst gemachte) Pfannkuchen meines besten Freundes schmeckte vorzüglich, sodass ich sogar mehrmals einen Nachschub auf meinen Teller beförderte. Kais Gesichtsausdruck erhellte sich ungemein, unser Drummer strahlte in diesem Moment wohl heller als die Sonne selbst. Faszinierend. Fast schon unecht. Mein Magen fühlte sich an, als ob er jeden Augenblick bersten würde. Ich hatte schon lange nicht mehr so viel und vor allem so vorzüglich gegessen. Das lag wohl ganz offensichtlich an der herausragenden Kochkunst meines Freundes. Dieser Mann war schlichtweg umwerfend. Er wurde wach gerüttelt, und das nicht gerade sanft. Erst nach einigen Sekunden begriff er, dass er sich noch auf dem Gang befand. Hatte sich vor Rukis Tür gekauert in der Hoffnung, dass er zurückkam und war dann eingeschlafen. Kein Ruki. Natürlich nicht. Bei seinem Glück auch nicht weiter verwunderlich. Es war doch einfach ungerecht. “Sind Sie in Ordnung?” Irritiert blickte der blonde Bassist auf den fremden Mann vor ihm, der wohl ganz offensichtlich der Hausmeister sein musste. Eine halbherzig genuschelte Bejahung, um den Störenfried los zu werden, dann erhob sich der erschöpfte Leib und stützte sich an der Wohnungstür seines Liebsten ab, um sich vor dem Fallen zu bewahren. Wie lange würde das noch so weitergehen? Nicht zu sagen. Man steht direkt voreinander und ist doch nicht in der Lage, sich zu sehen- man blickt förmlich durch den anderen hindurch. Unerträglich. Und für Ruki wahrscheinlich noch viel mehr als für ihn selbst. Er musste jetzt zu ihm, unbedingt, um jeden Preis. Doch halt! Konnte er dem Kleinen unter diesen Bedingungen unter die Augen treten? Nein, wohl nicht. Es war geradezu offensichtlich… Das hätte den anderen sicherlich nur in dem Bild bestärkt, welches er von Reita haben musste: ein charakterloses, egoistisches Arschloch. Manchmal wusste er schon selbst nicht mehr, ob dies überhaupt der Wahrheit entsprach oder ob es nur eine Lüge war. Konnte es denn wirklich passieren, dass man schon an seiner eigenen Persönlichkeit zweifelte? Es wäre erst recht unverschämt. Vor allem… was sollte er Ruki schon sagen? Es fand sich nicht ein Wort, was sein unüberlegtes Handeln rechtfertigen konnte- die Schrauben knirschten in seinem Kopf und machten ihn mürbe. Er hatte so viel falsch gemacht, von Anfang an. Unverzeihlich. Zerbrochenes Herz. Angst. Panische Angst. Gab es überhaupt einen Ausweg aus dieser Situation? Aber er war doch selbst schuld, nicht wahr? Ja. Er selbst hatte ihre verliebten Seelen in den Wahnsinn getrieben, eiskalt zerschlagen und verbluten lassen. Flick es. Mach ein Pflaster drauf. Sorg dafür, dass es nicht mehr weh tut. Zwecklos. Was einmal in Scherben liegt, lässt sich nicht so leicht wieder zusammen setzen. Wenn es denn überhaupt möglich war. Ich ging langsamen, schlurfenden Schrittes ins Bad, um dort die letzten Vorbereitungen zu treffen. Heute war es wieder soweit: ich würde mich meinen Ängsten erneut stellen müssen, um nicht verrückt zu werden. Arme Seele. Und während ich so dastand und meinen gläsernen Zwilling betrachtete, glitt meine Hand wie aus zwanghaftem Reflex zu der Schublade unterhalb des Waschbeckens. Ertappt! Ich erstarrte. Immerhin war dies doch Kais Wohnung. Oh wie erbärmlich ich mich gerade fühlte- nicht zu ertragen. Wie sollte je ein Model aus mir werden, wenn ich mich nicht selbst akzeptieren, ja gar lieben konnte? Ein Ding der Unmöglichkeit, das war es. Nichts als selbstherrliche Träumerei. Aber sie finden mich hübsch, verliebt in die Gestalt eines kleinen, gebrochenen Vogels. Blinde Vögel können nicht fliegen, haben es nie vermocht. Wie gern würde ich ihn jetzt sehen, den blauen, blauen Himmel… Am Ende des Treppenabsatzes blieb er stehen. Wie dumm von ihm nach dem Vocal zu suchen, wenn er nicht einmal dessen Aufenthaltsort kannte. Mit zittriger Hand kramte der Bassist nach einer Zigarette, zündete das nikotingeschwängerte Ding an und atmete das Gift gierig ein. Bis jetzt hatte das Rauchen immer geholfen, doch diesmal war es anders- natürlich war es das. Diese Droge mochte einem vorgaukeln, sich aufgrund dessen beruhigen zu können, doch die Gefühle waren nicht tot zu kriegen. Wieder einmal eine von den vielen, abscheulichen Lügen, die in Menschenhirnen sich laufend vermehren. Der Glimmstängel fiel auf den kalten, toten Boden und hinterließ dabei einen hässlichen Rußfleck auf der peinlich blank geputzten Oberfläche. Und gerade jetzt fielen die schändlichen Gedanken über ihn her wie ein Tier über ein rohes Stück Fleisch. Er konnte Ruki nicht glücklich machen. Nein, ER nicht. Aber vielleicht vermochte Uruha das kleine Wunder zu vollbringen, an das er schon lange nicht mehr glaubte. Ruki glücklich? Ja, eine gute Vorstellung. Und Reita hoffte, dass sie schon bald wahr werden würde. Hätte man ihn danach gefragt- er hätte es wohl nicht zugegeben. Die beiden hatten sich geküsst. Er hatte es doch gesehen… Mit dieser Erkenntnis wallte die grenzenlose Übelkeit in ihm auf- er wollte kotzen. Sollte er vielleicht besser tun. Die Wahrheit war, dass er es nicht verkraften konnte. Nein, viel weniger als das. Kindliche Eifersucht wallte in ihm auf und drückte unsanft den Brustkorb zusammen, machte das Atmen zu einer Qual. All die Schnitte in der weißen, makellosen Haut… Nur der bloße Gedanke daran machte ihm zu schaffen. Warum tat er das nur? Warum? Wenn er ehrlich sein sollte, hätte er auf nichts lieber eine Antwort gewusst. Und wie tief sie ausgesehen hatten, einfach grausam. “Findest du das nicht ein wenig übertrieben?” Meine Stimme klang heiser, der Hals war trocken und schien bei jedem Wort, das mir über die Lippen kam, aufbrechen zu wollen. “Keineswegs.”, meinte der Befragte knapp und befestigte den Strapsgürtel mit solch einer Fingerfertigkeit, dass ich nur staunen konnte, wie er das alles bewerkstelligte. Mit heißen Wangen betrachte ich meine Schenkel. Sie sind viel zu dürr… bereits zu Anfang hatte ich gewusst, dass es mir nicht stehen würde- dazu war ich viel zu plump. Ich hatte nun einmal nicht den passenden Körperbau dafür- und an der notwendigen Grazie mangelte es mir ohne jeglichen Zweifel. So konnte ich unmöglich dort erscheinen. Improvisation war in diesem Fall gefragt. Beinahe ärgerlich sah Kai mir in die Augen. Er muss gewusst haben- wie schon so oft- was gerade in mir vor ging. “Nun hör schon auf, an dir zu zweifeln. Es sieht wunderbar aus.” Nein, nein, das tat es sicherlich nicht. Ich war sogar bereit zur Resignation. Nur bitte, bitte lass uns nicht streiten. Konflikte waren mir schon immer zuwider gewesen- allein deswegen, da ich oftmals den Kürzeren zog. Wie schwach ich doch war… Ein leises Seufzen entwand sich der Kehle des Drummers, als er mich fast schon mitleidig ansah. Ich war so unbeholfen, meine niederschmetternden Komplexe brachen mir fast das Rückgrat. Beherrsch dich!, sagte ich mir und gönnte meinem Körper frischen Sauerstoff, als ich tief durchatmete und mir die Lunge damit voll pumpte. Allmählich entkrampfte sich mein Körper, obgleich mir der kalte, ekelerregende Schweiß auf die Stirn trat. Hatte ich denn solche Angst davor? Ich vermochte nicht, dieses eigenartige Gefühl in mir zu beschreiben. Nur für einen Augenblick schien die Furcht ihre schwarzen Hände von meiner gequälten Seele zu nehmen, als die warme Hand Kais unter mein Kinn glitt, um dieses behutsam anzuheben. Ah~… was für wunderbare Augen er doch hatte- sie schienen vor Ehrlichkeit zu glänzen. So ganz anders als die meinen, stumpf, dunkel und ohne jeden Hoffnungsschimmer. Seine waren es nicht. “Mach dich nicht schlechter als du bist.”, flüsterte der andere, die Tonlage seiner Stimme der Bedeutung der Worte geradezu sorgfältig angepasst. Er besaß die erstaunliche Fähigkeit, die gesprochenen Dinge lebendig zu machen. Selbst für ein und denselben Begriff fand sich ein grundverschiedener Sinn- Wort und Wort waren nicht dasselbe. Trotzdem konnte ich ihm nicht aus vollem Herzen zustimmen. Die Hauptsache war doch, dass andere liebten, was ich verabscheute. Musste ich mein Gesicht denn mögen? Vermutlich. Doch mir war es immer wichtig gewesen, was andere dachten. Lächerlich. Durchaus. Aber so war es nun mal. “Können wir los?” Ein Nicken, nichts weiter. Und wieder eine kleine, ekelhafte Lüge in einem Meer aus Ehrlichkeit und Freundschaft, eine wahrhaft böse Mischung, die die Bindung zweier Menschen infrage stellt. Haben wir nicht alle unsere kleinen Geheimnisse? Sicherlich. So nahm mich der Leader dennoch an der Hand, um mich zu führen- denn ohne ihn hätte ich wahrscheinlich nicht die Kraft dazu aufgebracht, zu stehen. Seite an Seite stiegen wir die Treppen hinab und die innerliche Unruhe wuchs mit jeder Sekunde, die verstrich. Vielleicht sollte er die Band verlassen. Ein abscheulicher Gedanke, aber ein anderer Lösungsweg schien sich nicht anbieten zu wollen. Verdammt. Dies schien die einzige Möglichkeit zu sein, Rukis wundes Herz zu salben- und dies konnte nur gelingen, wenn er, Reita, verschwand. Wunden brauchten nun einmal eine gewisse Zeit um zu heilen, oder nicht? Ein aufgeschminktes Lächeln im Gesicht überzeugte doch ebenso wenig wie eine Lüge, die man dem anderen dreisterweise ins Gesicht spuckte. Das eine lief doch wohl ganz offensichtlich auf das andere hinaus- war es nicht so? Reita musste verschwinden, der Entschluss des blonden Bassisten stand bereits von dem Zeitpunkt an fest, an welchem das Hirn diesen egoistischen Einfall gebar. Unfähig, noch einmal die ganze Situation völlig neu zu überdenken. Gab es überhaupt so etwas wie ein Happy End für sie beide? Nein, bestimmt nicht. Allerdings wäre das nur fair gewesen. Aber seit wann belohnte das Leben Menschen wie sie? Das hatte es nie getan, auch jetzt würde es nicht damit beginnen. Konnte man sich je an den Schmerz gewöhnen, verletzt zu werden? In Wahrheit konnte er die Antwort in Gedanken selbst zelebrieren. Eine solch wichtige Entscheidung durfte nicht voreilig getroffen werden, verlangte sogar ein gewissenhaftes Abwägen beider Seiten- sowohl negativ als auch positiv. Ein zweischneidiges Schwert, das bei richtiger Führung zu verletzten vermochte. Gab es denn irgendeinen Punkt, der seinem Vorhaben die Flügel stutzte? Vermutlich. Doch diesen zu finden erschien dem blonden jungen Mann unmöglich. Selbst, wenn es einfacher war und er nicht weg zu gehen brauchte. Wahrscheinlich wollte er es auch gar nicht wissen- wer konnte das jetzt noch mit Bestimmtheit sagen außer er selbst? Liebe tut weh. Zerstört die Seele und zerdrückt das Herz in der Brust. Dennoch hat sie ebenso die Kraft zu heilen und Menschen zu verbinden. Doch in ihrem Fall zerschlug es nur eine Freundschaft. Doch hatte man ihre Verbindung zueinander jemals als >Freundschaft< bezeichnen können? Nein, wahrlich nicht. Du siehst mich an, doch ich habe es niemals geschafft, dir in die Augen zu blicken. Ich kann den selbst errichteten Schutzwall, der mich umgibt, nicht durchbrechen. Weil ich Angst davor habe, verletzt zu werden. Und plötzlich wusste der blonde Nasenbandträger, dass es nun endgültig beschlossen war. Es gab kein zurück mehr. Nur… wie brachte er ihm das alles bei, ohne seinem Herzen einen weiteren Riss zu zufügen? Mit jedem Wort schneide ich tiefer. Ich tue dir weh damit und sehe doch keinen Ausweg, es aufzuhalten. Verzeih, ich liebe dich… Der aufkommende Wind zerrte an dem schwarzen, langen Mantel, den er gerade trug, so, als wolle er ihn in seinem Entschluss umstimmen. Als ob das jetzt noch möglich wäre…, dachte der Bassist voller Ironie und schluckte den Klumpen in seinem Hals hinunter, als er vor dem Gebäude der Modelagentur stehen blieb. Es musste sein… es musste ganz einfach. Die langgliedrigen Finger, mit denen er bereits so oft sein geliebtes Instrument misshandelt hatte zitterten, als er die Eingangstür aufstieß. Ob Uruha wohl wieder bei ihm war? Der Gedanke schien ihm unerträglich. Aber er hatte ja nicht das Recht, so zu denken, nein. ER nicht. ~ Wie Reita wissen konnte, dass Ruki ausgerechnet bei der Modelagentur zu finden war? Ganz einfach: wenn man einen klaren Kopf bewahrt und angestrengt nachdenkt, kommt man von selbst drauf. So auch hier. Er hatte diese Blockade einfach gleich von sich stoßen müssen, um darauf zu kommen. Najah jedenfalls hoffe ich, dass es nicht zu wenig Text ist diesmal. Ich habe mir wirklich Mühe gegeben. Danke an alle meine Leser. *verneig* Daisuke Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)