Agony von abgemeldet ((Reita x Ruki)) ================================================================================ Kapitel 14: Protect me ---------------------- Time: 18:18 Uhr Mood: exhausted, little pissed Background music: Marilyn Manson, Emilie Autumn Ich weiß ich habe euch dieses Mal viel zu lange warten lassen. Der Grund hierfür ist einfach: ich hatte wirklich keine Lust, weiter zu schreiben. Nunja, dafür geht es jetzt wieder weiter. Dieses Mal wird euch Reitas Gefühlswelt vielleicht noch ein klein wenig näher gebracht- aber lest selbst. ~ Mit roter Farbe hatten sie es auf den Spiegel geschmiert. Jeder Buchstabe ein abscheulicher Teil ihres Hasses auf mich. >Verschwinde!<, stand darauf- und zu meinem blanken Entsetzen- ein Satz, der mir das Herz in tausend Teile schlug und die alten, widerlichen Erinnerungen in mir erneut an die Oberfläche kriechen ließ. >Du hässliches Ding, dich will niemand!< All dem folgte eine Aufforderung zum Tod. Mein kleiner Körper war in dem kurzen Augenblick, in dem meine Augen diese Zeilen überflogen, in sich zusammen gesunken. Zitterte. Entsetzlich… Finger suchten nach Halt, fanden ihn und stürzten dennoch mitsamt des zugehörigen Leibes erneut zu Boden. Ein dumpfer Aufschlag. Ich weinte. Oh wie scheußlich, ja erbärmlich dieses entsetzliche Jammern in meinen Ohren widerhallte und mich fast meines letzten, geringfügigen Restes an Mut beraubte. Ich glaubte schon beinahe nicht mehr daran, jemals wieder aufzustehen. Beinah. Doch wenn man es recht bedachte hatten sie nur das geschrieben, das der bittersüßen Wahrheit entsprach- nicht mehr und nicht weniger. War es nicht so? Doch, bestimmt war es das. Wie hatte ich mir nur anmaßen können, jemals ein Model zu werden? Die Antwort war klar, drängte die negativen Gedanken fort in den hintersten Teil meines Hirns. Ein harter Biss auf die Unterlippe brachte mich zur erlösenden Besinnung. All die harten Bemühungen, derer ich mich gerade entsann… sie durften nicht umsonst gewesen sein, denn das wäre einfach nicht fair gegenüber den Menschen, die sich auf solch gewissenlose Weise aufgeopfert hatten- und das alles nur für mich. Und indem ich bereit war aufzugeben, ja allein schon den Gedanken dazu hegte, trat ich ihre Ideale im wahrsten Sinne des Wortes mit Füßen. Vergebt mir… Schwaches, kleines Ding. Ich schämte mich, das tat ich wirklich. Allein schon für diese Menschen durfte ich nicht aufgeben. Ruckartig wischte ich mir die verräterische Flüssigkeit aus den Augenwinkeln, vollkommen gleichgültig gegenüber der Tatsache, dass ich mein Make- up vollkommen verschmierte. Sei´ s drum, nicht? Jetzt, wo ich mich dieser Dinge entsann, tat es schon nicht mehr ganz so weh. Auch jetzt noch wollte mein kleines Herz daran glauben, dass alles gut werden würde. Ich griff nach den Schminkutensilien, langsam und doch entschlossen setzte ich den ersten Strich an. Dann noch einen. Immer wieder, bis das Werk vollendet war. Die Lippen glänzten in einem fahlen Rot, das blonde Haar leicht zur Seite gekämmt. Ich sah hinter meinem Pony ein Meer aus Licht auf mich hernieder gehen- das Klicken der Kameras düngte mir fast angenehm. Die Blitze schienen meine Haut zu küssen, leckten und strichen fortwährend auf diese fast schon bedrängende Art darüber. Zögernd schlossen sich meine Lider, versuchte, mich ganz und gar in diesem Gefühl fallen zu lassen. Und es war nicht unangenehm, bei Gott nicht. Wenn sie meine Gestalt so sehr liebten, dann sollten sie es auch weiterhin tun. Stutzt mir die Flügel und rupft mir die Federn aus. Ein flüchtiger Blick auf die Kleidung, die ich gerade trug. Der wollene, weiche Stoff eines roten Kimonos umschmeichelte meine Hüften, die - wie ich noch immer fand zu dick waren- im matten Schein glänzten wie edelstes Porzellan. Lass es ruhig fallen. Es wird zerbrechen, definitiv. Ach, wie leicht ich doch zu zerstören war… fast schon ZU leicht. Ich wünschte, du könntest mich jetzt sehen. Mir ins Ohr flüstern, dass du mich liebst. Leis´, ganz leis´. Tagtraum. Schien gerade daraus erwacht zu sein. Grobe Hände verwoben sich in meinem Haar, zogen daran, sodass mir die Tränen kommen. Es tut weh, so weh… eine Halluzination? Aber es sind die anderen Models, die mich hier umringen. “Fort, hinfort mit dir!”, rufen sie und plagen mich. So sehr, dass ich am liebsten schreien würde. Doch ich kann nicht. Es hätte ja doch nicht geholfen. Warum sie das tun? Ich weiß schon. Sie hassen mich für meine Schönheit, sind eifersüchtig. Und weil der Mensch immer eifersüchtig sein wird tut er alles, um das Objekt zu zerstören, das ihm den Rang streitig zu machen droht. Erbärmlich. Das sind sie. Trotz allem bin ich nicht in der Lage, mich zu wehren. Ich weiß nicht, warum ich nicht einmal den Versuch unternehme, diesem wüsten Treiben ein Ende zu bereiten. Kai ist fort. Folglich gibt es niemanden, der mir zu helfen imstande war. Nicht schlimm. Ich kann es ertragen. Zumindest glaubte ich das in all meinem naiven Gebärden und in meiner gar zu dummen Hoffnung, dass sie letztendlich doch von mir abließen. Wieder kein Ruki. Mit wutentbrannter Miene schloss der blonde Bassist eine der Türen, die er soeben nach dem Zufallsprinzip geöffnet hatte, und man mochte bei Gott nicht sagen, dass er es auf eine gebührende Art und Weise getan hätte. Die Stiefelsohlen klickten auf dem Gang, verrieten somit jedem die Anwesenheit des Fremden. Er fluchte leise. Beschleunigte seine Schritte. Ein entnervtes Geräusch stahl sich über die sinnlichen Lippen und erleichterte ihm die Situation nicht gerade- verfluchte Ungeduld. Ach, es war ihm lästig. So überaus lästig, dass er nicht in der Lage war, sein Verhalten zu ändern. Unzulänglichkeit. Und der zunehmende Drang, dieser jämmerlichen Situation den Rücken zu kehren. Es mochte feige sein, aber... hatte nicht jeder ein Recht darauf, egoistisch zu sein? Durchaus. Fast schon quälend langsam öffnete er die Türe und der Anblick, der sich ihm bot, versetzte seinem kalten Herz einen überaus schmerzvollen Stich. Sieh an, da ist es wieder. Ein Gefühl, welches er längst verloren geglaubt hatte. Die Emotionen sind nicht tot, atmen auch weiterhin im angespannten Körper. Hat versucht, ihnen das Rückgrat zu brechen- zwecklos. Allein schon die Tatsache, dass die Haut des Vocals von kleinen, rötlichen Schrammen verziert war, brachte den Bassisten dazu, sie alle grob zur Seite zu stoßen. Wunden auf der schönen Haut- konnte und durfte einfach nicht sein. Als ich die Augen wieder öffne sehe ich dein Gesicht. Kann nicht sein, wie bist du hierher gelangt? Doch so sehr ich mir das Hirn darüber zermartere, gelange ich doch zu keiner plausiblen Erklärung für dein mehr als unerwartetes Auftreten. Sanft nahmst du mich an der Hand, führst mich langsam und bestimmend zugleich aus dem Raum. Fort, weit fort von diesen neidvollen Individuen. Du bist so schnell, dass ich stolperte und beinahe hingefallen wäre. Sicher lag es nicht in deiner Absicht. Deine Beine sind lang, und meine? Sieh sie dir an, kurz wie die eines Kindes! "Was ist passiert?", fragtest du und bliebst schließlich stehen- der Ausdruck in deinen Augen in diesem winzigen Moment sprach Bände. "Reita, ich... hör zu. Du brauchst dir keine Sorgen machen, in Ordnung?" Du senkst die Lider, musst dich- wie´s scheint- stark zusammen nehmen, um auch weiterhin die Fassung zu bewahren, die gerade zu brechen drohte. Ich spürte die unheimliche Trauer, die dir die Kraft zu sprechen raubte. Bitte verzeih. Die sonst so starken Arme zitterten, als sie meinen kleinen Leib umfangen. Ich kann es nicht verstehen. Was hast du nur? Nein, vielmehr... warum hilfst du mir? Woher dieser plötzlich aufkeimende Beschützerinstinkt? Versteh mich nicht falsch, ich möchte nicht klagen. Würde mir im Traum nicht einfallen. Im Gegenteil. Zögerlich schmiege ich mich an deine Brust, lausche dem Schlag deines aufgewühlten Herzens. Bin so unendlich froh, dich erneut zu spüren. "Ich danke dir, Reita.", flüsterte ich und küsste dein Ohr. Zart, ganz zart. Was mich verwundert ist die Feststellung, dass du unsere Umarmung nicht zu lösen gedenkst und deine starke Hand beruhigend über meinen Rücken fuhr. Das Handeln erzielte die gewünschte Wirkung- ich wurde ruhiger. Wenn auch mit stetiger Verzögerung. "Ich liebe dich...", äußerte ich meine tief gehegten Gedanken geradezu kleinlaut, fast, als fürchtete ich, du könntest mich allein dieser drei Worte wegen hassen. Aber zurückhalten kann ich es trotzdem nicht. "Ruki... lass uns erst einmal fort von hier." Und damit legtest du deine Arme unter die entsprechenden Stellen, um meinen Körper anzuheben- was dir bei meinem Gewicht nicht schwer fallen dürfte. Das tut es auch nicht, ist es nicht so? Ich kann nur ergeben deinem Vorhaben zustimmen und lasse mich von dir nach unten tragen. Stark, so stark... Reflexartig schlinge ich meine Arme um deinen Nacken, halte mich fest. Habe Angst davor, zu fallen. Sag, wirst du mich dennoch tragen? Deine Gesichtsmuskeln zucken, lassen mich erneut unruhig werden. Irgendetwas stimmt nicht. Nur was? Ich flehe dich an, tu mir nicht weh. Ich bin doch schon längst zerschlagen... "Hör zu. Es ist wirklich wichtig.", beginnst du mit leiser Stimme, setzt mich auf deinem Schoß ab, was mich nur erneut in Erstaunen versetzt. Ich dir so nah? Wie kann das sein? "Ich habe mich entschlossen, die Band zu verlassen." Mein Herz scheint bei diesen so völlig unerwarteten Worten für einige Sekunden auszusetzen- so als weigerte es sich, seiner Aufgabe weiterhin nach zu gehen. Ich kann es nicht verstehen. Will ich auch gar nicht. Alles ist weiß und leer. Nicht einmal deine warmen Hände, die sich auf meine Wangen legen, nehme ich noch wahr. Wieder brechen all die unkontrollierten Emotionen aus mir hervor, die Tränen stahlen sich tückisch und heimlich über meine gereizte Haut. Will nicht mehr denken. Will nichts mehr sehen- vor allem dich nicht. "Glaub mir doch... es ist zu unserem Besten.", redest du leise weiter, doch diese scheinbar gut durchdachte Begründung will mir einfach nicht einleuchten. Meine Gedanken kreisen im Kopf- mir wird schlecht. Wozu habe ich das alles so lange durchgestanden? Nur, damit du einfach wegrennen kannst? "Du machst es dir zu einfach." Nicht mehr als ein schier unverständliches Murmeln. Dennoch weiß ich, dass du es verstanden hast. Meine Emotionen geraten völlig außer Kontrolle. Ich will nur noch kotzen... Oh wie gerne würde ich dich jetzt schlagen, doch das geht nicht. Dafür lieb´ich dich viel zu sehr... Du verfluchtes Wesen mit dem toten Herz... Und in diesem Moment... hasste ich dich. So sehr du auch versuchst mich zu besänftigen, so erreichst du im Endeffekt nur das Gegenteil. Die Tränen in den Augen machen mich blind. Ein ersticktes Schluchzen entweicht meiner Kehle, langsam löse ich mich von dir und schreite in Richtung der befahrenen Straße. Rückwärts natürlich. Ist doch egal. Nur deine entgleisten Gesichtszüge halten mich davon ab, diesem ganzen Theater ein Ende zu setzen. Mein Herz wird schwer, droht mir in der Brust zu platzen. Es geht nicht. "Ich bitte dich, verlass mich nicht." Ein heiseres Flüstern verlässt meine zitternden Lippen, dann falle ich. Aber du hast mich festgehalten- natürlich. Irgendwie habe ich´s gewusst. Du würdest nicht zulassen, dass mir ein Leid widerfährt, nicht wahr? Und ich habe dich für so herzlos gehalten... welch Ironie. Hier liege ich also in deinen Armen und lausche dem Rauschen unseres Atems vermischt mit dem schnellen Schlag des Pulses. "Versteh doch, ich will nur dich..." Gleichgültig, wie oft du mich verletzt hast- allein in dem Bruchteil dieses Augenblicks spielte es keine Rolle mehr. Keine Worte deinerseits- scheinst mit alldem völlig überfordert zu sein. Doch wenn ich ehrlich sein soll, verstehe ich dich sogar ein bisschen. Trotzdem wünsche ich mir, dass du etwas von dir gibst. Nur ein Wort, mehr nicht. Schweig mich nicht an, ich ertrag´s nicht. Und jetzt, wo ich dich so ansehe, scheint ein kleiner Teil meines Hirns sich zu erinnern. Das alles kommt mir so bekannt vor. Doch woher? Kann es nicht zuordnen, selbst unter Aufbietung all meiner verbliebenen Kraft nicht. Warum nur ist es so schwer? Man könnte schon fast meinen, dass ich es nicht wissen darf. Aber das wäre zu lächerlich gewesen. Versuch es, sage ich mir und strenge mich weiterhin an. Funktioniert nicht. Aber warum? Die Gefühle fuhren Achterbahn, schlugen Saltos und verursachten ihm Kopfschmerzen. Sein Schädel dröhnte. Und soeben wurde ihm bewusst, dass Ruki sich soeben fast das Leben genommen hätte. Nur für ihn. Er wusste er hätt´s getan. Nun war es vollkommen klar, dass er ihn nicht allein lassen durfte. Andererseits würde er dem Kleinen nur wehtun, das wusste Reita nur zu gut. Es gab keinen Ausweg. Zumindest nicht zum Vorteil beider. Am Ende gab es immer einen, der wohl oder übel leiden musste. War es nicht so? Oh wie sehr ihn das alles doch erschöpfte- eine wahrlich Kräfte zehrende Angelegenheit. Ja, ja das war es. Der Ausdruck in deinem Gesicht lässt mich erkennen, wie ernst es dir ist. Du würdest dir vor meinen Augen den Nacken brechen in der Hoffnung, dass ich eine Träne um dich vergießen würde. Ich bitte dich, lass ab von diesem Vorhaben. Tu´s für mich. Ich könnt´s nicht ertragen, dich tot in meinen Armen liegen zu sehen. Und wieder diese eine Frage, um deren Antwort er noch immer rang. Mühsam, so unglaublich mühsam. Wenn nicht gar unmöglich. Die Lippen des anderen formten den Satz, der ihm am meisten Angst machte: "Wirst du bei mir bleiben?" ~ Und nun verabschiede ich mich in der Hoffnung, dass die Qualität meines Schreibstils nicht unter meiner Faulheit gelitten hat. Daisuke Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)