Somewhere in the Past... von dat_Yoh-Chan (...once there was~~) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Der Abend, den er bei dieser fremden Familie verbrachte, wurde noch recht lang. Er wunderte sich etwas, wie es kam, dass Reita so unfreundlich geworden war, obwohl der Rest seiner Familie so freundlich war und selbst ihn einfach aufgenommen hatte, auch wenn es ja nicht für lang war. Und doch konnte er sich nicht wirklich wohl fühlen. Zwar wurde er eingeladen, sie noch einmal zu besuchen, doch er hielt es für wahrscheinlicher, dass er dies nicht tun würde. Er fühlte sich trotz allem in diesem Haus nicht wohl, war diesen Standard gar nicht gewohnt. Dass er immerhin durch dies gesamte Stadt musst, um überhaupt in dieses Viertel zu gelangen, das störte ihn weniger. Immerhin besuchte er ja auch seinen Bruder im Gefängnis beinahe täglich und bis dorthin war es beinahe die gleiche Wegstrecke. Und dort wartete nicht einmal ein warmes Haus und eventuell sogar etwas zu Essen auf ihn. Als er sich bei den netten Menschen verabschiedete, war es bereits dunkel und die Sterne standen hoch am Himmel. Und doch war es nicht dunkel. Es war Vollmond und keine Wolke war weit und breit zu sehen. Er wickelte sich noch etwas weiter in seine Jacke, zog sie eng um seinen Körper, denn es war wirklich kalt. Ein wenig nervös sah er sich um. Es sollte eigentlich niemand mehr unterwegs sein, doch er vermutete, dass manch finstere Gestalt noch immer auf den Straßen herumstreunte. Also beeilte er sich, um nach Haus zu kommen. Er kam an einem Wirtshaus vorbei. Durch die Fenster drang noch immer helles Kerzenlicht und ein lautes Stimmenwirrwarr drang ein sein Ohr. Nur kurz blieb er stehen, um einen Blick in das Gebäude zu werfen. Mehrere Männer schienen sich zu streiten, worum auch immer. Er wollte nicht Zeuge von dem werden, was passieren konnte. Er wusste zu gut, was noch passieren könnte, also ging er weiter. In diesem Moment flog auch schon die Tür vor ihm auf und einer der Männer wurde herausgeworfen. Nur knapp konnte er selbst ausweichen und erschrocken versteiften sich seine Glieder, während seine Augen sich weiteten. Dem Mann wurden noch einige Flaschen nachgeworfen und verfehlten den Fremden nur knapp, der mittlerweile wieder aufgestanden war und laut fluchte. Miku schien hier niemand zu bemerken und sobald die Tür wieder geschlossen war, setzte der seinen Weg fort, stieg über die Scherben und machte, dass er dort wegkam, bevor der Fremde auf die Idee kam, seine Wut an ihm auszulassen. Es reichte, dass an diesem Tag schon ein Ekel sich an jemandem vergriffen hatte. Und das war nur das gewesen, was er bemerkt hatte. Er schluckte schwer, als er sich an diesen Typen erinnerte. Er hoffte, dass Reita noch rechtzeitig gekommen war und beschloss, gleich morgen einmal nachzusehen. Doch bis dahin hatte er ein anderes Problem. Er musste zusehen, dass er seinem Vater nicht über den Weg lief. Er hatte ihm verboten, so spät noch unterwegs zu sein. Doch hinter ihm in der Gasse war Stille, nur kurz raschelte Etwas, ehe ein Kätzchen ihm über den Weg lief. Ein trauriges Lächeln legte sich auf seine Lippen. Er hoffte, dass es jemandem gehörte, der sich gut um es kümmerte und dass es einen warmen Unterschlupf hatte, damit es diesen Winter gut überstand. Als er endlich zu Haus war, blieb er noch einen Moment vor der Tür stehen und lauschte angespannt. Nichts war zu hören und so ging er davon aus, dass seine Eltern schon tief und fest schliefen und so schob er die Tür leise auf und spähte angestrengt in den dunkeln Raum dahinter. Nichts war zu sehen, also schlich er sich hinein und zu dem Zimmer, dass er sich sonst mit seinem Bruder teilte. Auch hier war weitesgehend alles düster und nur das Mondlicht schien von der Seite hinein. Auch diese Tür schloss er still hinter sich und lehnte sich dann mit einem erleichterten Seufzen dagegen. Niemand schien bemerkt zu haben, wie spät es wirklich war, als er das Haus erreicht hatte und das bedeutete, dass es keine Strafen geben würde. Und mit diesem Bewusstsein zog er sich schnell um und verkroch sich in seinem Bett, kuschelte sich in seine Decke und schlief ein. ~*~ Insgeheim war er froh über die Sitten der Reichen und Feinen. Denn beim Essen wurde nicht gesprochen und so konnte er auch nicht ausgefragt werden und warf nur ab und an ein wenig nervöse Blicke zu den Anderen. Er wusste immerhin nicht, was danach passieren würde. Als er satt war, legte er sein Besteck auf dem Teller ab, wie Teruki es ihm beigebracht hatte und lehnte sich an den Stuhl zurück. Er lächelte freundlich. „Das hat sehr gut geschmeckt, vielen Dank.“, sagte er höflich, ehe ein Bediensteter den Teller abräumte. Die Dame des Hauses sah auf und lächelte ihr bezauberndes Lächeln. „Nicht wahr. In diesem Haushalt kocht die beste Köchin, die Sie finden können.“, sagte sie und nickte dem Angestellten zu, als er auch ihren Teller in die Küche bringen wollte, dann sah sie wieder zu Kai. „Wie ist denn ihre Köchin so?“, fragte sie und einen Moment stockte er. Er durfte sich jetzt nichts anmerken lassen, war er sich doch auch des aufmerksamen Blickes von Terukis Vater, einem angesehenem Arzt dieser Stadt, bewusst. „Unsere Köchin ist wunderbar, auch wenn sie nicht ganz an die Klasse der Ihren heranreicht.“, erzählte er und versuchte glaubwürdig zu bleiben. Denn seine Köchin war lediglich seine Mutter und bei der gab es nicht annähernd so gutes Essen wie hier. Aber das war ohnehin klar gewesen. Das hätten sie sich niemals leisten können. Doch die junge Frau lachte leise. „Vielleicht ergibt es sich ja einmal, dass wir das irgendwann einmal selbst herausfinden.“, scherzte sie und einen Moment setzte sein Herz aus. Sie durften auf keinen Fall zu ihm nach Haus kommen, sonst wären er und Teruki geliefert gewesen und nun begann auch sein Lächeln zu wanken, als Wogen der Angst und Hilflosigkeit über ihn schwappten. Wie sollte er nun reagieren? Er wusste nicht, dass sich diese Leute niemals selbst einladen würden. „Sicher Mutter. Irgendwann einmal vielleicht.“, schaltete sich nun auch der junge Sohn der Gastgeber ein, als er selbst nicht antwortete. „Wir werden sehen. Und wenn ihr erlaubt werde ich nun Kai das Haus zeigen und ihn dann noch ein Stück nach Haus begleiten.“, fuhr er fort, während Kai sich noch immer nicht bewegte und der Doktor sich weiter aufgesetzt hatte und den Jüngsten mit einem misstrauischen Blick gefesselt hielt. Doch die Dame des Hauses nickte nur freundlich und genau das war es gewesen, worauf ihr Sohn es abgesehen hatte. Er wusste, dass sie nichts lieber tat, als mit ihrem Geld zu protzen. Also erhob er sich und legte Kai mit einem aufmunterndem Lächeln die Hand auf die Schulter. Der zuckte zusammen und sah dann auf, ehe er auch wieder lächelte und mit einem weiteren „Vielen Dank“ aufstand, um dem Ältern aus dem Raum zu folgen. Als sie außer Sicht waren, atmete er erleichtert auf. „Oh mein Gott, das war knapp.“, sagte er nur, doch Teruki lachte nur leise, sodass er verwundert aufsah. Wieso lachte er jetzt? Doch vorsichtig strich der ihm über die Wange. „Keine Angst. Ich passe schon auf dich auf.“, sagte er leise, doch das Gesicht des Jüngeren hellte sich durch die gut gemeinten Worte nicht auf. „Und wer passt dann auf dich auf?“, fragte er leise, doch der Ältere schüttelte den Kopf. „Mach dir nicht solche Sorgen, Darling. Komm.“, war die ruhige Antwort, als Teruki schon nach seiner Hand griff und ihn hinter sich herzog. Es dauerte eine Weile, bis er Kai das ganze Haus gezeigt hatte, doch nur, um den Schein zu waren. Ihm selbst interessierte es nicht so sehr, wie viel Geld seine Eltern hatten und noch weniger begeisterte es ihn, damit anzugeben. Doch hätte er diese Führung unterlassen, das wusste er, hätten seine Eltern es bemerkt und wären neugierig nach dem Grund geworden. Und welche Ausrede hätte er denn erfinden können, ohne unhöflich zu werden? Aber dann reichte er endlich seinem Freund dessen Mantel , ehe er seinen eigenen überzog und mit ihm in die Nacht hinausging. Eine ganze Zeit liefen sie schweigend nebeneinander her, ein jeder in seine Gedanken versunken. Der frisch gefallene Schnee des späten Nachmittags knirschte unter ihren Füßen, das einzige Geräusch, welches die nächtliche Stille durchbrach, doch dann kam der Punkt, an dem sie sich heute trennen mussten. Leise seufzte der Ältere und sah noch einmal in den Himmel hinauf, ehe er zu Kai hinabsah. „Also dann...“, begann er leise und der Andere schenkte ihm ein liebes Lächeln. „Pass auf dich auf, hörst du.“, fuhr Teruki fort und beugte sich zu dem Jüngeren, um ihm zum Abschied einen letzten Kuss für diesen Abend zu rauben, den dieser nur zu gern erwiderte. Doch dann blieb ihm nicht viel mehr, als dem Anderen nachzusehen. Der drehte sich noch einmal um, warf ihm einen Luftkuss zu, den er mit einem sanften Lächeln auffing. „Ich liebe dich!“, waren die ruhigen Worte, die durch die Nacht an das Ohr des Älteren getragen wurde und zur Antwort formte er mit seinen Händen ein kleines Herz für den Anderen. Doch dann drehte der sich um und Teruki musste ihm nachsehen, wie er in seine Welt verschwand, ehe er sich wieder auf den Weg in seine eigene machte, als er ihn nicht mehr sehen konnte. Er seufzte leise. Warum nur konnten nicht einfach alle Menschen gleichgestellt sein? ~*~ Die Tage vergingen und endlich stand Weihnachten vor der Tür. Nur noch ein letzter Tag, die letzte Nacht vor dem Fest. Ein tiefes Seufzen entkam Rukis Lungen und der Dampf waberte durch die Luft. Es war noch kälter geworden und trotzdem stand er an dem „Fenster“ und sah hinaus. Er hörte Aois leisen Atem hinter sich. Er schlief. Wenigstens hatte er sich körperlich von der Attacke des Fremden wieder halbwegs erholt und auch der Blonde selbst hatte keine Schmerzen mehr. Wie es Kanon ging wusste er nicht. Der Junge war gleich am nächsten Tag wieder in seine eigene Zelle gebracht worden, noch ehe Miku wieder zu ihnen kam. Er war unendlich erleichtert gewesen, dass seinem kleinen Bruder nichts weiter passiert war und noch immer war er wütend darauf, dass Reita sich nicht wenigstens etwas um ihn gekümmert hatte. Es hätte alles mögliche geschehen können, aber der Herr machte sich um so etwas ja keine Gedanken. Er war einfach nur ein egoistisches Arschloch – in seinen Augen, auch wenn sein schwarzhaariger Zellengenosse ihn immer wieder vom Gegenteil überzeugen wollte. Bis er das schaffte würde es wohl noch eine ganze Weile dauern. Aber zur Zeit kam es ihm vor, als würde er diese Weile auch Zeit haben. Er fragte sich, ob man ihn hier überhaupt noch einmal herauslassen würde. Aber wenn doch, dann würde er erst einmal nach Haus gehen, sich wieder einmal richtig waschen, sich umziehen und dann seine Freunde besuchen. Allen vorweg Kai, zum Teil auch die Hoffnung hegend, dass dessen Cousin, Uruha, noch immer da sein würde. Er hatte den Braunhaarigen als Kind schon gemocht, dann aber den Kontakt verloren, als er mit seinen Eltern die Stadt verlassen hatte. Aber wenn er sich an den Anblick erinnerte, als er ihn hier unten besucht hatte, war er sich sicher, dass es ihm besser ergangen war als ihm selbst. Es wurmte ihn regelrecht, dass sie sich hier unten hatten wiedertreffen müssen. Wenn er sich recht erinnerte, dann war es ähnlich wie bei Reita und Aoi. Die beiden hatten sich auch gekannt und aus den Augen verloren und sich dann im Gefängnis wieder getroffen. Das waren doch so jämmerliche Umstände. Und bei den schwarzhaarigen Brüdern war es wahrscheinlich noch schlimmer als bei ihm. Er fand es schon traurig, dass ihn hier nur einmal jemand besucht hatte, wenn er einmal von den fast täglichen Besuchen Mikus absah. Aber dass die anderen beiden jemals jemand besucht hatte, daran konnte er sich nicht erinnern. Es war doch also kein Wunder, dass sie den jungen Wächter mochten. Er war doch ihre einzige Bezugsperson. Und erstaunlicherweise war er zu ihnen ja nett. Er schnaubte leise, wusste noch nicht, dass dieser Tag, an dem beinahe kein Mensch mehr unterwegs war, einiges ändern würde. Doch diese Änderung bahnte sich nun an. Erst waren nur Schritte auf dem Gang zu hören und er dachte sich nichts dabei, doch dann flog die Tür mit einem lauten Knall auf. Als er sich umdrehte, entdeckte er nicht nur Reita, sondern auch einen älteren Herren, der trotz dem fortgeschrittenen Alter und dem grauen Haar majestätisch vor ihnen stand. Aoi war aufgeschreckt und nach einem verwirrten Blinzeln sah er erschrocken zu diesem Mann auf, ehe er sich vor dessen Füße kniete und den Blick demütig gesenkt hielt, anscheinend jeden Muskel angespannt. Und auch Ruki hatte diesen Mann schon einmal gesehen und als er Aois Reaktion bemerkte war er sich sicher, dass es dessen Herr war, auf dessen Lippen nun ein gewinnendes Grinsen lag. Was wollte dieser Mann hier?! „Aoi, Aoi! Du bist so ein guter Junge. Zu schade nur, dass du weglaufen wolltest und immer wieder Ärger gemacht hast. Du hättest dir so vieles ersparen können. Nicht nur dir.“, sagte er und sah dann zu Ruki und sein Grinsen wurde noch breiter. „Aber weißt du was? Ich habe ein Weihnachtsgeschenk für dich.“, fuhr er fort und verwirrt hob der Schwarzhaarige den Blick zu seinem ergrauten Herren. Wieso sollte er ihm ein Geschenk machen? Er wusste, es würde nichts Gutes sein, egal wie gut es sich am Ende vielleicht anhörte. Bisher hatte dieser Mann es immer wieder geschafft, die schrecklichsten Dinge in schmückende Worte zu fassen. Doch er war lang genug bei ihm gewesen, um unterscheiden zu können. Doch der Mann sah wieder auf ihn hinab. „Mir ist zu Ohren gekommen, dass du dich sehr gut mit deinem Zellengenossen verstehst und ich dachte, es würde dich freuen, wenn ich dich an ihn verschenke.“, sagte er selbstgefällig, doch Aoi biss sich nur auf die Unterlippe. Er hatte es doch geahnt! Sein Herr wusste wahrscheinlich, dass Ruki gestohlen hatte, wusste, dass dessen Familie nicht einmal genug Geld hatte, um sich selbst zu versorgen. Zudem war der Blonde noch immer hier unten gefangen. Doch als er einen hilfesuchenden Blick zu Reita warf, wandte der nur den Blick ab. Er wusste, was Aoi beschäftigte und ihm war auch klar, dass Kanon an einen Anderen gegeben werden würde und so die beiden Brüder auseinandergerissen. Eine der schlimmsten Strafen, die es für die Beiden geben konnte. Viel lieber würde außerdem er selbst die beiden Schwarzhaarigen aufnehmen. Er kannte sie, kannte ihre Bedürfnisse und hätte sie versorgen können. Und er hätte gewusst, dass es ihnen gut gehen würde und dass sie nicht, um an so dringend benötigtes Geld zu kommen, an den Nächstbesten weiterverkauft wurden. Ruki wagte es nicht zu atmen, doch er bemerkte, dass, nachdem Reita ihm nicht helfen konnte, Aois Blick nun auf ihm ruhte. Ihm kam etwas in den Sinn und er holte tief Luft. „Was ist mit Kanon?“, fragte er also und der Blick des Fremden verfinsterte sich. Er wandte sich aufbrausen an Reita. „Woher weiß der kleine von dem?“; fragte er schroff, doch Reita antwortete nicht. Stattdessen fuhr Ruki fort. Immerhin wusste er, dass es eigentlich nicht erlaubt war, zu wissen, dass Aoi nicht allein hier unten war und für dieses eine Mal würde er Reita unterstützen, wenn auch etwas widerwillig. „Aoi hat es mir erzählt. Es ist ihm im Gespräch herausgerutscht.“, sagte er schnell, streckte dann aber die Hand aus und lächelte Aoi an. Der verstand und eilte zu dem Kleinen, als der wütende Mann gerade dazu ausholte und den Schwarzhaarigen treten wollte, von seiner Raserei getrieben, die sich so nur noch weiter steigerte. Seine Augen verengten sich und er sah seinem ehemaligen Sklaven nur nach. Er hatte ihn verschenkt und jetzt durfte er ihm nichts mehr tun, so waren die Regeln, doch auch Aoi hatte die Regeln gebrochen und sein Verbot, von seinem Bruder zusprechen, gebrochen. Und trotzdem schnaubte er nun erzürnt. „Ach nimm ihn dir doch und werd glücklich mit ihm!“, knurrte er, warf noch einen warnenden Blick zu Reita und wandte sich zum Gehen. Doch in der Tür sah er sie noch einmal nacheinander an. “Möget ihr Pack doch verhungern. Alle zusammen!“, knurrte er und verschwand dann mit wehendem Mantel. Ruki sah ihm nach, als wäre alles eine Erscheinung gewesen. Eine Halluzination, weil es so eisig war und erst nach einigen Minuten fiel die Spannung von ihm ab, auch wenn er noch immer auf die geöffnete Tür starrte. „Kneif mich mal“, murmelte er und Aoi sah ihn nur verwirrt an, legte den Kopf schief. „Wieso?“, fragte er. Er verstand nicht. Doch nun wandte Ruki ihm den Blick zu. „Ich will wissen ob das gerade wirklich passiert ist.“, sagte er und Aoi fing leise an zu kichern. „Hai das ist es. Und wenn du mir nicht glaubst...“, begann er und zwickte den Kleineren in den Arm, der darauf das Gesicht verzog, „...dann glaubst du dem sicherlich.“, fuhr der Schwarzhaarige fort und nun sah auch Reita sie wieder an. Auch er schien nicht zu begreifen, was auf einmal los war, auch wenn er nicht leugnen konnte, dass er es besonders schlimm fand. Okay, lang würde Ruki und seine Familie niemanden versorgen können, aber der Kleine war nicht so ein Tyrann und endlich gab es die Gewissheit, dass Aoi und Kanon zusammenbleiben konnten. Erst einmal jedenfalls. Auf Rukis Gesicht schlich sich derweil ein Lächeln und er knuffte Aoi in die Seite. „Dann kann Kanon ja endlich hierher. Da freut sich bestimmt nicht nur Miku, wenn er ihn endlich öfter sieht.“, sagte er und nickte bestätigend und auch Aoi begann zu strahlen, als der Kleine auffordernd zu Reita sah. Der begriff erst nicht, doch dann machte er sich auf den Weg, um Kanon die Nachricht zu überbringen. Als er zurückkam, war nicht nur der Schwarzhaarige bei ihm, der zwar humpelte, doch ein verwirrtes Lächeln lag auf seinen Zügen, sondern auch eine Nachricht hatte ihn erreicht. In der Tür blieb er stehen und sah zu dem anderen Blonden, als er die Arme verschränkte. „Übrigens. Mir wurde gerade gesagt, dass über dich entschieden wurde. Du hast verdammtes Glück Kleiner. Du kannst gehen!“ ~*~ Zusammen liefen sie durch die Straßen. Zwar hatte er seinem Cousin die Stadt schon gezeigt, doch heut schien die Sonne und es versprach, ein schöner Tag zu werden. Und so hatte sie sich schließlich auf den Weg gemacht, um die frische Luft an diesem Vorweihnachtstag noch ein wenig zu genießen. Der Größere schloss die Augen und streckte sich etwas, nachdem sie das Haus verlassen hatten. Dann holte er tief Luft und beeilte sich, um wieder aufschließen zu können. Er lachte leise. „Du hättest ruhig mal warten können.“, scherzte er, denn so schnell lief der Andere nun auch nicht. Der verstand den Spaß und sah mit einem Grinsen auf den Lippen zu dem anderen Braunhaarigen auf. „Wieso hätte ich das tun sollen?“, spielte er das Spiel also mit und Uruha legte darauf den Kopf schief. Er biss sich einen Moment leicht auf die Unterlippe und tat, als müsse er angestrengt überlegen, ehe er eine Antwort geben konnte. „Ich hätte mich zum Beispiel verlaufen können.“, sagte er schließlich und nun war es an Kai, leise zu lachen. „Natürlich, weil du dich hier auch ganz und gar nicht auskennst!“, gluckste er fröhlich. Der Tag war viel zu schön, um schlechte Laune zu haben. Auch wenn Uruha sich vorstellen konnte, dass es mit Ruki noch lustiger geworden wäre. Aber nun zuckte er nur mit den Schultern. „Natürlich nicht. Wie sollte ich denn? Ich habe ja nur bis zu meinem 10. Lebensjahr hier gelebt und es hat sich so gut wie nichts verändert. Und alles, was doch anders ist, das hast du mir gezeigt.“, antwortete er schließlich und lächelte sein liebstes Lächeln. Nun verfiel Kai erst recht in lachen. „Du hast so einen Schaden, weißt du das?“, japste er, doch der Andere lächelte weiterhin nur. „Muss wohl in der Familie liegen.“, sagte er unschuldig und während Kai stehen geblieben war und versuchte, sich irgendwie zusammenzureißen und wieder zu Atem zu kommen, ging er selbst schon ein kleines Stückchen weiter, sah sich ein wenig um. Und so bemerkte er nicht, wie sein Cousin hinter ihm etwas Anlauf nahm. Als er ihm schließlich auf den Rücken sprang, konnte er gar nicht so schnell reagieren und mit einem erschrockenen Laut gingen die beiden Jungen zu Boden. Nun musste auch Uruha lachen und als er sich wieder aufgerichtete hatte und auf Kai hinabsah musste er einfach den Kopf schütteln. „Ich sage doch, das liegt in der Familie!“, brachte er zwischen zwei Lachern hervor, ehe er sich eine Ladung Schnee zur Hand nahm und den Kleineren gehörig einseifte. Es dauerte nicht lang und dieser lag am Boden, hob ergeben die Hände, während er immer wieder leise kicherte. „Ist schon gut, ich ergebe mich!“ „Und du wirst mich nie wieder ohne Vorwarnung bespringen?!“ „Nein, ich schwöre. Ab sofort nur noch mit!“ Und darauf nickte der Größere mit einem zufriedenen Lächeln, ehe er sich wieder erhob. Das kalte Nass am Boden wurde doch allmählich etwas kalt. Dann hielt er seinem Cousin die Hand entgegen, der sie gern annahm und sich aufhelfen ließ. Allerdings wurde der Größere plötzlich ernster und verständnislos legte Kai den Kopf schief und blinzelte verwirrt. Was war denn jetzt los?! „Sag mal, wo warst du gestern eigentlich den ganzen Nachmittag?“, fragte Uruha schließlich und nun verstand auch Kai. Er wandte den Blick ab und begann, seine Kleider abzuklopfen, bemerkte, wie eine gesunde Röte in seine Wangen kroch. “Ich war bei einem Freund.“, murmelte er und der Größere musste sich zu ihm beugen, um ihn verstehen zu können. Dann zog er die Augenbrauen beinahe unmerklich zusammen. „Und warum hast du mich nicht mitgenommen? Du hättest mir wenigstens bescheid sagen können“, mahnte er und Kai biss sich auf die Unterlippe. Er hatte gewusst, dass das irgendwann passieren würde. „Hör zu,“, begann er und sah nun doch auf. „Ich konnte dich nicht mitnehmen. Ich...Ich kann ihn dir vorstellen und dann wirst du es verstehen, aber bitte frage jetzt nicht weiter!“, bat er und Uruha verdrehte die Augen, doch zunächst ließ er es auf sich beruhen. „Und wehe du vergisst das!“, mahnte er jedoch noch einmal, doch dann fiel sein Blick auf jemand anderes, der geradewegs auf sie zukam. Er stupste seinen Cousin an und deutete dann in die Richtung. „Sag mal, ist das nicht dieser Typ aus dem Gefängnis?“ ~*~ Jetzt war er also endlich zu Haus. Und doch konnte er nicht so froh darüber sein, wie er gehofft hatte. Sie hatten sich alle in dem Stall verschanzt und überlegten, wie es weitergehen sollte. Nachdenklich drehte er einen Strohhalm zwischen seinen Fingern, während eine kleine Ziege – sie war erst dieses Jahr geboren worden und er hatte sich die ganze Zeit um sie gekümmert – ihn mit der Nase sachte an der Hand anstupste. Er sah sie an, lächelte etwas und strich ihr über den Kopf. Als sein Bruder hereinkam und ein wenig warmen Tee für jeden brachte, ehe er sich zu ihnen setzte, sah er die Anderen an. „Habt ihr eine Idee, was wir jetzt machen könnten?“, fragte er. Nur wenig früher hatte er allen erklärt, dass die Beiden auf keinen Fall lang bleiben könnten. Und schon gar nicht durfte sein Vater sie erwischen! Doch Aoi und Kanon kuschelten sich nur ein wenig weiter unter die Decke, die man ihnen gegeben hatte und schüttelten den Kopf. Ruki seufzte leise. „Ich würde euch gern gehen lassen, aber ich befürchte, dann seid ihr noch schlimmer dran als so.“, fuhr er fort und stützte seinen Kopf in seine Hand, während er mit der anderen nach der Tasse griff, die sein Bruder vor einigen Jahren selbst getöpfert hatte. Er biss sich etwas auf die Unterlippe. Seine Freude, den beiden endlich helfe zu können war schnell verstrichen. Und auf einen Rat von Miku konnte er nicht hoffen, denn der saß schon die ganze Zeit nur dort und starrte Kanon an, es schien nicht, als würde er einen vernünftigen Gedanken fassen können. Was war nur los mit dem Kleinen, so kannte er ihn gar nicht! Aber darüber konnte er auch noch später nachdenken! Doch ein Rascheln ließ ihn panisch aufsehen. Er warf einen Blick über die Schulter, doch dann wandte er sich an die Schwarzhaarigen. “Versteckt euch!“, forderte er und sofort kletterten die Beiden so leise wie möglich die Leiter zum Heuboden, an deren Fuß sie bis eben gesessen hatten, hinauf. Der Herzschlag des Blonden hatte sich beschleunigt und schnell stellte er auch die Tassen beiseite. Wenn das sein Vater war, dann hätten sie ein Problem. Miku war schleunigst aufgesprungen und hatte angefangen, ihre einzige Kuh zu Bürsten und Ruki griff nach einem Eimer und wollte so tun, als würde er das Tier daneben melken, als er feststellen musste, dass es zwar aussah wie eine Kuh, allerdings der Bulle war. Er biss sich auf die Unterlippe, Schritte näherten sich und er wusste, sein Vater war nicht dumm, viel zu schnell hätte er sie durchschaut und auch sein Bruder warf immer wieder ängstliche Blicke in Richtung der Tür, von der das Licht, das der Schnee reflektierte, viel heller als gewöhnlich hereinschien und man den Staub im Lichtstrahl tanzen sah. Nun konnte der Blonde nichts weiter tun, seine Glieder versteiften sich und er wartete auf das, was kommen möge, starrte ihm regungslos entgegen. Doch als er die Person erkannte, die soeben eingetreten war, atmete er erleichtert auf. „Man erschreck mich nicht so! ich dachte du wärst mein Vater!“, fuhr er den Eindringling an. Erst dann bemerkte er, dass er nicht allein war und legte den Kopf schief. Kai lachte leise. „Seh ich denn so furchteinflößend aus wie dein Alter?“, fragte er scherzhaft. „Und wer hätte gedacht, dass du einmal froh sein würdest, den hier zu sehen!“, sagte er und schon seinen Blonden Begleiter nach vorn, während sich ein Dritter an den tragenden Balken des Stalles lehnte. „Reita!“, erklang sofort Aois Stimmte und der Schwarzhaarige kam hektisch die Leiter hinunter und eilte auf seinen ehemaligen Wärter zu, griff nach dessen Händen und sah zu ihm hinauf. „Was machst du denn hier?“, fragte er verwundert und doch konnte er die Freude in der Stimme nicht verbergen und Kai legte den Kopf schief, während Ruki und Uruha nur die Augenbraue hoben und Miku damit beschäftigt war, auch Kanon herunter zu helfen. Auf das Gesicht Reitas schlich sich plötzlich ein Lächeln, wie Ruki es in der ganzen Zeit nicht einmal gesehen hatte, doch dann wandte er sich mit wieder ernstem Ausdruck auf den Zügen an den neuen Herren des Schwarzhaarigen. „Ich hätte eine Idee, die euch sicher helfen wird.“, sagte er, doch Ruki lag zunächst eine andere Frage auf der Zunge. Damit wandte er sich an Kai. „Wie kommt der eigentlich hierher?“, fragte er misstrauisch und zeigte auf Reita, der nur die Augen verdrehte. Doch der Angesprochene zuckte nur mit den Schultern. „Wir haben ihn unterwegs getroffen und er hat uns gefragt, wie man zu dir kommen würde. Und anders hätte ich auch gar nicht mitbekommen, dass man dich treulose Tomate aus dem Loch endlich rausgelassen hat!“, beschwerte er sich unterschwellig und zog eine leichte Schnute. Doch der Blonde lächelte entschuldigend, ehe er wieder zu Reita sah, wie es die meisten anderen bisher bereits getan hatte. „Und was ist deine ach so tolle Idee?“, fragte er missmutig und konnte nicht verbergen, dass er Reita noch immer nicht leiden konnte und dass er es so nicht gewohnt war, der zu sein, der mehr oder weniger ein Gespräch leitete. „Ach komm ich auch endlich mal zu Wort du Miniaturausgabe einer Quasselstrippe!“, begann der Angesprochene und empört schob Miku die Unterlippe nach vorn. “Hey!“, warnte er, konnte er es doch nicht leiden, wenn man seinen Bruder beleidigte, während Uruha die Szene nur schweigend beobachtete. Doch Reita beachtete niemanden weiter, fixierte nur Ruki und hielt Aoi erstaunlich sanft. „Wie lange willst du es schaffen, die Beiden durchzufüttern?“, fragte er und nun war es an Ruki die Augen zu verdrehen. „Was meinst du, worüber wir die ganze Zeit nachdenken?“, erwiderte er und stemmte die Hände in die Hüften. „Also ich könnte eine ganze Weile für sie Sorgen, was hältst du also davon, wenn sie mit zu mir kommen?“, fragte er direkt und ohne Umschweife. Ruki legte den Kopf schief und hob eine Augenbraue. Er hätte in diesem Moment eine Summe für die Beiden verlagen können, doch soweit reichten seine Gedanken nicht und später würde er sich für sein Handeln in den Allerwertesten beißen. Doch nun schien er nur einen Moment abzuwägen. „Ich denke, das Beste wird sein, die Beiden frei zu lassen, sodass sie selbst entscheiden, wo sie hinwollen. Ich bin nicht so ein Fan von Sklaventum!“, erklärte er und bemerkte nicht, wie sowohl die Augen Aois, wie auch die seines kleinen Bruders aufleuchteten. Aber er bemerkte das Grinsen auf den Lippen Reitas. Dann nickte der. „Dann machen wir es so!“, bestätigte er und Aoi konnte nicht anders, fiel ihm um den Hals, während sich auch Kanon freudestrahlend an die nächststehende Person – Miku – klammerte. Allerdings störte den das nicht. Ein warmes Lächeln schlich sich auf seine Lippen und er warf einen dankbaren Blick an seinen Bruder. Dieser betrachtete die Szene zufrieden. Er freute sich immer wieder, wenn er anderen helfen konnte. Er bemerkte dabei nicht einmal den langen Blick, den der Größte in dem Raum ihm zuwarf. Er war anscheinend der einzige, der bemerkte, dass der kleine Blonde noch immer den Eimer für die vermeintliche Milch in der Hand hielt. Und er wusste, so war es schon immer gewesen. Dieser Kleine Kerl – Ein wenig trottelig vielleicht, aber um jeden Preis liebenswert. ~*~ Sooo...und an dieser Stelle mache ich erst mal Schluss mit dem Chap. ... ^^ Ich hoffe nur, mit dem nächsten geht es genauso schnell und trotzdem wieder etwas besser *nicht so wirklich damit zufrieden ist aber nicht so ganz weiß was noch anders machen kann/soll*, auch wenn ich leider nichts versprechen kann...o.o...und ich hoffe es war hier nicht allzu verwirrend. Für Fragen stehe ich trotzdem jederzeit zur verfügung...^^ Yo Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)