Trust in me! von little_bastard (- Vertrau´ mir! -) ================================================================================ Kapitel 5: Ein neuer Morgen --------------------------- Am nächsten Morgen war Katzuja schon früh wach. Draußen war es noch dunkel, nur der Mond, der durch das Fenster schien, spendete ein wenig Helligkeit und tauchte das Zimmer in ein fahles, weißes Licht. Katzuja setzte sich auf und schaute neben sich, wo Ricu noch immer tief und fest schlief. Der Kleine hatte sich im Laufe der Nacht von ihm gelöst - ohne sich jedoch allzu weit von ihm zu entfernen - und sich stattdessen fest in die warme Daunendecke eingekuschelt. »Er sieht so friedlich aus!«, dachte Katzuja und ein leichtes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Langsam legte er sich wieder hin und beobachtete den Kleinen stillschweigend. Schließlich hob er die Hand und strich ihm sanft durch die weichen, blonden Haare. Ricu, der bis dahin noch mit dem Gesicht zu Katzuja gewandt auf der Seite lag, drehte sich nun leise seufzend auf den Rücken, was Katzuja dazu veranlasste schnell seine Hand wegzuziehen. Er glaubte schon den Kleinen geweckt zu haben, aber als dies nicht der Fall zu sein schien atmete er erleichtert auf. Ricus Gesicht war nun vollständig in das weiße Licht des Mondes getaucht und ließ es dem eines Engels gleich erscheinen. Eindringlich musterte Katzuja ihn, wobei sein Herz begann immer schneller zu schlagen. Ricus Lippen schimmerten im fahlen Licht des Mondes und Katzuja verspürte den Drang sie zu berühren. Er stützte sich mit einem Arm auf und ließ sanft seine Finger über sie streichen. Dann beugte er sich zu Ricu hinüber. Langsam näherte sich sein Gesicht dem des Kleinen und schließlich berührten sich ihre Lippen. Katzuja genoss es, war aber trotzdem vorsichtig, um ihn nicht zu wecken. Doch schon einen Augenblick später musste er sich wieder von Ricu lösen. Das Gefühl in ihm wurde immer stärker und raubte ihm fast den Verstand. Außerdem wusste er nicht, was er getan hätte, wenn es die Oberhand gewonnen hätte. Wahrscheinlich wäre alle Vorsicht von ihm gewichen und er hätte dem Kleinen womöglich wehgetan, was er auf keinen Fall wollte. Also lies er von Ricu ab, legte sich neben ihn auf den Rücken und versuchte das Gefühl wieder unter Kontrolle zu bringen, was nicht gerade einfach war. Immer wieder sah er zu Ricu, der noch immer fest schlief und von alledem nichts mitbekommen hatte. Sobald er ihn ansah, drohte das Gefühl wieder heraus zu brechen und so beschloss Katzuja lieber aufzustehen. Vorsorglich schaltete er den Alarm des Weckers aus, damit der Kleine noch etwas länger schlafen konnte und verließ schließlich leise das Zimmer. In der Wohnstube setzte er sich erst einmal auf die Couch und atmete ein paar Mal tief durch, dann stand er auf und ging ins Bad, wo er sich etwas Wasser ins Gesicht spritzte und sich anzog. Bis es an der Zeit war den Kleinen zu wecken, bereitete er das Frühstück vor, während Draußen langsam die ersten Sonnenstrahlen den Himmel in ein sanftes Orange- Rot tauchten. Schließlich ging Katzuja ins Schlafzimmer, um Ricu zu wecken. Als er den Raum betrat, lag der Kleine, noch immer ruhig schlafend mit dem Rücken zu ihm gewand in dem großen Bett. Er hatte sich fest in die Decke eingekuschelt, nachdem die Wärme des anderen Körpers plötzlich verschwunden war. Katzuja tat es fast leid, dass er ihn jetzt wecken musste. Schwache Sonnenstrahlen kitzelten die weiche Haut des blonden Jungen, der unter dem sachten Rütteln einer anderen Person etwas zu murren begann. Er zuckte zusammen und war sofort hellwach, als er realisierte, dass er nicht alleine war. Ruckartig setzte er sich auf und schlug Katzujas Hand weg. Doch schon im nächsten Moment erkannte er, dass er nicht, wie er glaubte bei sich zu Hause und die Person, die ihn geweckt hatte auch nicht sein Stiefvater war. Ängstlich schaute er denjenigen an, dessen Hand er soeben weg geschlagen hatte. Sofort stieg ihm die Röte ins Gesicht, als er Katzuja erkannte, der ihn mit besorgtem Blick ansah. Schnell wandte Ricu den Blick wieder ab. "Hey, alles in Ordnung? Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe!", meinte Katzuja und lächelte Ricu entschuldigend an. Verlegen schüttelte dieser den Kopf. "N… Nein, schon gut. Ich dachte nur du wärst…", begann er leise endete aber mitten im Satz und schaute betrübt auf seine Hände, die auf seinem Schoß ruhten. Katzujas Lächeln verschwand augenblicklich, denn er wusste, was der Kleine sagen wollte, auch wenn dieser den Satz nicht beendet hatte und so wechselte Katzuja schnell das Thema, um ihn wieder etwas aufzuheitern. "Hast du gut geschlafen?", fragte er. Ricu schaute ihn zuerst irritiert an, nickte dann aber etwas verlegen. Er hatte tatsächlich selten so gut geschlafen. Das Bett war wunderbar weich, nicht so wie das Seine, wenn man das überhaupt als Bett bezeichnen konnte. Außerdem war es die erste Nacht seit langem, in der er einmal keinen Alptraum hatte. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt die Nacht bei Katzuja zu verbringen, was ihm jetzt doch etwas unangenehm war. "Ich habe dir deine Sachen und noch einen Pullover gebracht. Draußen ist es ziemlich kalt und ich denke mal, dass deine Jacke allein zu dünn sein wird. Wenn du dich angezogen hast können wir dann Frühstücken!", sagte Katzuja und holte so den Kleinen aus seinen Gedanken. "Ähm… Ja. Danke!", meinte Ricu schüchtern. Dann ging Katzuja wieder in die Küche. Ricu zog sich rasch an und folgte ihm nach kurzer Zeit. Als er die Küche betrat blieb er mit großen Augen stehen. Auf dem Tisch standen neben einem Korb mit frischen Brötchen auch diverse Sorten Marmelade und eine Kanne mit Orangensaft. Er hatte nie zuvor einen so reich gedeckten Frühstückstisch gesehen. Katzuja bemerkte Ricus Blick. "Was ist los? Willst du dich nicht setzen?", fragte er lächelnd, da Ricu einfach zu niedlich aussah mit dem viel zu großen Pullover und den noch verwuschelten Haaren. Langsam näherte sich der Kleine und setzte sich schließlich auf einen der beiden Stühle. Aber das war es dann auch schon wieder, denn mehr traute er sich nicht. "Bedien dich!", ermutigte ihn Katzuja und setzte sich auf den Stuhl Ricu gegenüber. Doch Ricus Verlegenheit ergriff nun wieder Besitz von ihm. "Vielen Dank, aber... ich hab keinen... Hunger.", nuschelte er. "Ach komm schon Kleiner! Das Essen ist weder vergiftet, noch ist das sinnlos gemacht worden." "Wie meinst du das?" Doch ehe er etwas dagegen unternehmen konnte, knurrte sein Magen wie auf Befehl, als er den Geruch der warmen Brötchen wahrnahm. "Ist die Frage nun geklärt?", meinte Katzuja lächelnd und Ricu wünschte sich ganz weit weg von hier. Dann hielt Katzuja ihm den Korb mit den Brötchen hin. "Danke.", nuschelte der Blonde leicht errötend und nahm sich eines. Doch obwohl er einen ziemlichen Hunger hatte, war er schon nach einer Hälfte des Brötchens wieder satt. Katzuja schaute ihn verwundert an. "Was ist los? Bist du etwa schon fertig?" Als Antwort bekam er nur ein schüchternes Nicken und schließlich meinte Ricu leise: "Ich esse nie sehr viel… zum Frühstück! Tut mir leid!" Er senkte den Kopf und schaute resigniert auf seinen Teller vor sich. Katzuja glaubte sich verhört zu haben. Schüttelte dann aber den Kopf. "Wofür entschuldigst du dich denn? Etwa dafür, dass du satt bist?", fragte er mit sanfter, ruhiger Stimme. Ricu nickte verlegen, ohne Katzuja anzusehen. "Aber dafür brauchst du dich doch nicht zu entschuldigen!", meinte Katzuja beschwichtigend und lächelte leicht. Ricu hob ruckartig den Kopf und schaute Katzuja fest an. "Doch… doch das muss ich!", meinte er wütend über sich selbst und Katzuja schaute ihn erschrocken an. "Du… du hast dir so viel Mühe gegeben und ich… ich…" Ricu verstummte. Er war den Tränen nahe und wäre am liebsten aufgestanden und davon gelaufen. Katzuja, der sich inzwischen wieder von dem Schreck erholt hatte, schaute den Kleinen mit einem traurigen Lächeln an, was Ricu total aus seinem Konzept brachte. »Warum sieht er mich so an? Ist er jetzt böse auf mich? Das wollte ich nicht!« Unweigerlich begann Ricu zu zittern und wich Katzujas Blick schnell aus, indem er zur Seite sah. Plötzlich stand dieser auf und ging auf ihn zu. Neben Ricu blieb er stehen. Sanft legte er eine Hand auf die Schulter des Kleinen, der daraufhin etwas zusammenschreckte. "Warum machst du dir solche Vorwürfe?", begann er mit ruhiger Stimme. "Es ist doch nicht schlimm, wenn du nicht so viel essen magst! Ich bin dir doch deswegen nicht böse und das Frühstück hab ich gerne gemacht!" Unsicher schaute Ricu ihn an. "Wirklich? Es macht dir nichts aus?", fragte er leise, doch Katzuja lächelte nur und schüttelte den Kopf. Ricu fiel ein Stein vom Herzen. Augenblicklich stand er auf und umarmte den Größeren, der ihn überrascht ansah und dem daraufhin eine leichte Röte ins Gesicht stieg. Doch schon im nächsten Moment löste Ricu sich wieder von ihm, als er merkte, was er im Begriff war zu tun. Mit hochrotem Kopf wandte sich der Kleinere von ihm ab, sodass Katzuja es nicht sehen konnte. Dieser versuchte unterdessen seinen sprunghaft angestiegenen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen und die Röte aus seinem Gesicht zu verbannen, was ihm nach kurzer Zeit auch gelang. Dann setzten sich Beide wieder und Katzuja beendete sein Frühstück, während Ricu auf ihn wartete. Nachdem auch Katzuja mit dem Frühstücken fertig war, räumte er den Tisch ab, während Ricu im Bad verschwand. Mit einem Kamm von Katzuja, hatte er wie jeden Morgen den Versuch gestartet, seine Haare wenigstens ein bisschen zu bändigen und wie immer gelang es ihm nur zum Teil. Schließlich musste er sich geschlagen geben und versuchte es nicht weiter. Katzuja hatte ihm eine Zahnbürste gegeben, die er noch über hatte und meinte, dass er sie behalten könnte. Zwar war das nichts sonderlich Bewegendes, aber für Ricu war es etwas Besonderes. Immerhin war dies das erste Geschenk, was er von Katzuja bekam, auch wenn es nur eine Zahnbürste war. Schnell putzte er sich noch die Zähne und stellte die Zahnbürste in den Becher, in dem sich auch Katzujas befand. Als Ricu aus dem Badezimmer kam, war Katzuja an der Reihe. Wie jeden Morgen kämmte er sich auch heute wieder die Haare und putzte sich die Zähne. Doch als er seine Zahnbürste in den Becher zurückstellte, war es irgendwie anders. Die beiden Zahnbürsten vielen aneinander wie zwei Liebende, die sich umarmten. Noch eine Weile betrachtete er die traute Zweisamkeit der Beiden, bevor er durch ein zaghaftes Klopfen an der Tür wieder aus seinen Gedanken gerissen wurde. "Akai, ist… ist alles in Ordnung? Beeil dich bitte, sonst kommen wir zu spät!", hörte er Ricus leise Stimme durch die geschlossene Tür sagen. "Ehm… ja, alles klar. Ich komme gleich." Ein letztes Mal noch schaute er in den Spiegel, bevor er das Bad verließ. Draußen stand Ricu und schaute ihn etwas besorgt an. "Ist wirklich alles okay?", fragte er unsicher. Doch Katzuja lächelte ihn nur an und meinte: "Klar, mach dir keinen Kopf!" Dann wuschelte er Ricu durchs Haar, der daraufhin gleich wieder begann rot zu werden und machte sich auf, um die Sachen für den Unterricht einzupacken. Als er fertig war, zog er seine Jacke an und sie verließen gemeinsam die Wohnung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)