Sterne funkeln immerfort von sherd (Georges Leben nach Freds Tod...) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Am nächsten Morgen wurde George unsanft durch lautes Klopfen an seiner Tür aus dem Schlaf gerissen. „Aufwachen, Schlafmütze! Es gibt gleich Frühstück.“, rief seine Schwester Ginny fröhlich. „Frohe Weihnachten übrigens.“, fügte sie, etwas leiser, hinzu. George gähnte herzhaft und rieb sich mit der rechten Hand die Augen. Er hatte, wie so oft in letzter Zeit, sehr schlecht geschlafen. Müde setzte er sich auf. Sein Blick fiel auf das Ende seines Bettes, an dem ein Haufen Geschenke lag. Lächelnd griff er nach dem ersten, welches von seiner Mutter stammte. Sicherlich hatte sie ihm wieder einen Pullover gestrickt, wie sie es jedes Jahr tat. George behielt Recht. Ein selbstgestrickter Pullover, allerdings nicht, wie sonst üblich, mit einem großen „G“ darauf, sondern einem „F“. Für einen Moment überlegte er, was er davon halten sollte. Ob das ein Fehler von seiner Mutter war? Sie hatte ihre Zwillingssöhne zwar oft verwechselt, aber sicherlich hatte sie nicht vergessen, welcher von beiden denn noch am Leben war. Schließlich fiel ihm ein, dass es wahrscheinlich pure Absicht gewesen sein musste. Natürlich war seiner Mutter nicht entgangen, dass George um seinen Bruder trauerte, wahrscheinlich mehr als sonst irgendjemand in seiner Familie, und in der letzten Zeit, zum Gedenken an ihn, nur noch seine alten Pullover getragen hatte. Lächelnd zog er ihn über seinen Schlafanzug und begann dann, die anderen Geschenke ebenfalls zu öffnen. Von Hermine und Ron bekam er „Wanderbys zauberhafte Scherzzauber für jeden Tag des Jahres“. George konnte nur matt darüber lächeln. Zweifellos kannte er jeden Zauberspruch in diesem Buch. Percys Geschenk war ein Satz Koboldsteine. Auch hierrüber musste er lächeln. Sein Bruder glaubte anscheinend noch immer, dass er ihn in diesem Spiel irgendwann schlagen würde. Für einen Moment fragte er sich auch, wohin eigentlich sein alter Satz Koboldsteine verschwunden war… Fleur und Bill hatten ihm einen magischen Rasierapparat geschenkt, Harry und Ginny eine Auswahl verschiedener Süßigkeiten, unter anderem einige Schokofrösche und Bertie Botts Bohnen jeder Geschmackrichtung. Desweiteren fand er noch ein Geschenk, welches jedoch weder eingepackt noch beschriftet war. Eine Holzschatulle, nicht sehr groß, die mit einem Schloss versehen war. George drehte die Schatulle in den Händen. Vielleicht war sie von Charlie? „George, komm nach unten! Frühstücken! Außerdem ist dein Bruder gerade angekommen!“, hörte er seine Mutter vom Fuße der Treppe zu ihm nach oben schreien. „Ich bin schon auf dem Weg!“, rief George zurück und stand auf. Das Kästchen legte er vorerst zurück zu den anderen ausgepackten Geschenken. Dann machte sich auf den Weg nach unten. Als er in die Küche trat, saßen Harry, Ginny, Hermine, Ron, sein Vater und Charlie schon am Tisch. Mrs. Weasley stand noch vor der Anrichte und bereitete das Frühstück vor. „Du hast auch schon mal besser ausgesehen.“, richtete George das Wort an seinen älteren Bruder. Charlie, der sich gerade mit Hermine und Ginny unterhalten hatte, drehte den Kopf und grinste. „Das sagt der Richtige. Du hattest beim letzten Mal, als ich dich gesehen hab, zumindest ein Ohr mehr.“, erwiderte dieser, stand auf und trat auf seinen Bruder zu. Dann umarmten sich beide. George wusste in diesem Moment nicht, wann er sich zum letzten Mal so gefreut hatte, seinen Bruder zu sehen und er war Charlie dankbar. Zumindest bedachte er ihn nicht mit diesem nachdenklichen Blick, wie alle anderen es immer taten, als befürchteten sie, er könnte jeden Moment durchdrehen. Charlie tat einfach so, als wäre alles wie immer… das bedeutete allerdings nicht, dass er herzlos oder dergleichen war, Fred fehlte ihm wahrscheinlich genauso sehr wie allen anderen. Das war dann wohl seine Art und Weise, damit umzugehen. „Dein Geschenk bekommst du dann, sobald ich etwas gegessen habe. Ich sterbe sonst noch vor Hunger.“, meinte er dann, als sie sich aus der Umarmung gelöst hatten. Dann war das Kästchen also doch nicht von Charlie… „Klar. Kein Problem. Angeblich soll es ja auch schon lange Frühstück geben, allerdings ist der Tisch dafür ganz schön leer. Warum hab ich mich denn jetzt so beeilt, Mum?“, meinte er und schaute seine Mutter erwartungsvoll an. Diese hatte die neueste Ausgabe des Tagespropheten in die Hand genommen, rollte ihn zusammen und gab ihrem Sohn einen leichten Klaps damit auf den Hinterkopf. „Sei nicht so frech und hilf deiner alten Mutter lieber.“, gab sie daraufhin zurück. George wusste nicht, woher seine gute Laune heute kam. Das erste Mal seit Monaten fühlte er sich zumindest ein wenig besser. Als wäre er aus einem langen Alptraum erwacht. Und dann tat er etwas, was er noch nie in seinem ganzen Leben getan hatte: er gab seiner Mutter einen Kuss auf die Wange. „Danke, für den Pullover, Mum. Das war das schönste Geschenk von allen, wirklich.“, flüsterte er dann in ihr Ohr. Seine Mutter schaute ihn entgeistert an und lächelte. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, das sah man ihr mehr als deutlich an. George nahm einen der Obstteller von der Anrichte und stellte ihn auf den Tisch. Den anderen war das kleine Küsschen, welches er seiner Mutter eben gegeben hatte, natürlich nicht entgangen und auch sie schauten alle ein wenig dumm aus der Wäsche. George grinste innerlich. Ihm gefiel es, dass er mit einer so kleinen Geste alle aus der Fassung gebracht hatte. „Was schaut ihr denn so? Hab ich irgendetwas nicht mitbekommen? Ihr müsst schon ein wenig lauter sprechen, mit nur einem Ohr hört man so schlecht.“, meinte er schließlich. Alle schauten sich ein wenig verwirrt an und wussten nicht so recht, was sie sagen sollten. „Guten Morgen.“, riss Percy sie plötzlich aus ihrer Starre, der eben die Küche betreten hatte. Fröhlich lief er zur Anrichte und half seiner Mutter, die sich auch wieder gefangen hatte, den Rest des Tisches zu decken. George hatte sich inzwischen neben Charlie gesetzt und lauschte gespannt seinen Geschichten von der Arbeit mit den Drachen. Nach und nach fanden sich auch die restlichen Familienmitglieder ein und es wurde mit dem Frühstück begonnen. George spürte, wie seine Mutter ihm während des Essens immer wieder freudige Blicke zuwarf. Er ignorierte sie gekonnt und verspeiste genüsslich sein Frühstück. Für heute hatte George noch einiges geplant und er wusste nicht, ob er all das bis zum Mittagessen erledigt haben würde. Zuerst wollte er das Grab seines Bruders besuchen. Er fand, dass er ihm das schuldig war, heute, zu Weihnachten. Danach hatte er vor, in den Laden zu gehen, den er vor Freds Tod zusammen mit ihm betrieben hatte. Seitdem er gestorben war hatte er ihn nicht wieder betreten, allerdings sollte das anders werden. George wollte wieder dort arbeiten und heute zumindest einmal nach dem rechten schauen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)