Der Preis von Freiheit von abgemeldet (Die Geschichte von fünf Jugendlichen, die Freiheit wollten.) ================================================================================ Prolog: Harmonie ist eine Strategie ----------------------------------- Wasser spritzte auf, als er mit einem Kopfsprung neben mir in den See eintauchte. Einen kurzen Moment später packte mich etwas an den Füßen und zog mich nach unten, auf den niedrigen Grund. Ich lächelte ihn an. Ein Sonnenstrahl drang durch die Oberfläche und ließ das Wasser glitzern, und wir waren darin, nur wir beide, allein in dieser schönen Welt, alles vergessend, während wir uns in einem Kuss vereinten, unsere Finger sich umschlangen, während unsere Körper sich berührten. Als wir nach Luft schnappend wieder auftauchten, nahm er mich in seine Arme, trug meinen frierenden Körper auf die Wiese und wickelte mich in ein Handtuch. Er setzte sich in das Gras, riss einen Halm ab und kitzelte meinen Hals. „Es ist so schön hier.“, seufzte ich. „Es ist schön hier. Ja. Weit weg vom Rest der Welt…“, sinnierte er und blickte in den blauen Himmel. „Das nächste Dorf ist einen Kilometer weg, sagtest du das nicht vorhin?“ Er verdrehte die Augen. „Du hast die Romantik zerstört. Ich dachte, wir wollten so tun, als wären wir ganz allein hier.“ Ich setzte mich lachend auf und schaltete den batteriebetriebenen CD-Player ein. „Ahh… wieder mal dein Lieblingslied?“ „Eins von vielen. Und jetzt sind wir wieder allein auf der Welt.“ Ich küsste ihn auf den Mund und er zog mich an sich, legte sich auf den Rücken und hielt mich fest, während wir Rio Reisers rauer Stimme lauschten und unsere Blicke sich fesselten. Die Sonne kommt Und du bist hier Ich kann dich fühlen Ich bin ein Teil von dir Weißt du jetzt, dass du frei bist Weißt du jetzt, wer du bist Weißt du jetzt, was du tun willst Ich bin nicht unter dir Ich bin nicht über dir Ich bin neben dir Komm Schlaf bei mir… Eine Stunde später ging er noch einmal alleine ins Wasser. Ich blieb zurück und las mein Buch weiter. In die Seiten vertieft bemerkte ich nicht, wie am Himmel rasch dunkle Wolken aufzogen. Erst als vereinzelte Regentropfen meinen Rücken berührten, sah ich erschrocken nach oben und erkannte das Gewitter. In wenigen Minuten würden wir und unsere Sachen vollkommen durchnässt sein. Eilig packte ich unser Zeug in seine große Badetasche, dann lief ich zum See und suchte mit den Augen das Wasser ab. Ich sah ihn nicht. Womöglich war er auf der kleinen Insel am anderen Ende des Sees, dann konnte er auch mein Rufen nicht hören. Ohne lang nachzudenken sprang ich ins Wasser und kraulte so schnell ich konnte hinüber. Mittlerweile war ein starker Wind aufgekommen und die Strömung trieb das Wasser in die mir entgegen gesetzte Richtung. Bevor meine Kraft aufgebraucht war, hatte ich die Insel erreicht, doch als ich mich in den Sand stellte und sie überblickte, war mir klar, dass er dort nicht sein konnte. Verzweifelt drehte ich mich im Kreis und suchte ihn mit den Augen. Der See war nicht groß, wenn er schwamm, würde ich ihn sehen, und im Gras, das das Wasser einschloss, hätte ich ihn ebenfalls schon gesehen. Bereits leicht verzweifelt nahm ich meine letzte Kraft zusammen und tauchte zurück. Ich steuerte zur linken Seite des Sees, dort war das Gras etwas höher, vielleicht saß er dort, sodass ich ihn nicht sehen konnte. Ich keuchte auf, als kurz vor dem Ufer etwas meine Füße berührte und schalt mich eine Sekunde später in Gedanken selbst, warum ich plötzlich so schreckhaft war. Da bemerkte ich, dass ich in diesem Bereich bereits stehen konnte und stellte mich auf den von Steinen bedeckten Grund. Mein linker Fuß fühlte jedoch etwas anderes. Erschrocken zuckte ich zusammen, irgendetwas war da unten. Ich tauchte unter. Als ich erblickte, was dort lag, schoss eisige Kälte durch meinen Körper. Ich starrte nach unten, konnte mich nicht bewegen, konnte nicht begreifen, was ich sah. Nein. Nein. Das konnte nicht sein. Mir ging die Luft aus. Ich stieß an die Oberfläche, schreiend und ich schrie weiter, schrie solange, bis sich die Schreie in Weinen verwandelten und meine Tränen sich mit Regen vermischten. Er war tot. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)