Little By Little III von Chingya ================================================================================ Kapitel 2: Tsuki no nai sora ---------------------------- Langsam ging ich voran, immer darum bemüht an Masa dran zu bleiben ohne, dass er mich entdecken würde. Ich sah, wie er sich mit der Schwester unterhielt, die auch mich heute Morgen angesprochen hatte. Dann ging er weiter und verschwand in Lilys Zimmer. Ich schluckte schwer, musste das Gesehene erst einmal verdauen. Wie kam Masa, verdammt nochmal, einfach so auf die Intensivstation und was hatte er der Schwester erzählt, dass sie ihn auch noch einfach ins Zimmer spazieren ließ? Um meine Neugierde zu stillen, folgte ich Masa. „Galiano-san.“, hielt mich die Krankenschwester jedoch auf. Unbewusst stöhnte ich innerlich kurz. Was wollte sie denn jetzt? Mir meinen Unmut nicht anmerken lassend, kamen wir beide voreinander zum Stehen. „Galiano-san. Ein naher Bekannter ihrer Freundin ist gerade gekommen. Eigentlich wollte ich ihn erst aufhalten, doch dann…“, fiel sie gleich über mich her. „Schon in Ordnung, ich habe es gerade gesehen. Ich kenne ihn und es ist okay, dass er das ist. Wir alle hatten schon gedacht, dass er nie hier auftauchen würde.“, lächelte ich und versuchte ihr somit klar zu machen, dass ich wirklich nichts dagegen hatte. Darauf verbeugte sie sich und verschwand ohne ein weiteres Wort wieder zu ihrer Arbeit. Ich dagegen schlug den Weg zum Zimmer ein. Davor stehend haderte ich mit mir. Reingehen oder nicht reingehen? Sollte ich Masa zur Rede stellen? Oder sollte ich ihn lieber in Ruhe lassen? Ich war neugierig, mehr als das. Was immer Masa dazu bewog ins Krankenhaus zu bekommen, es musste ein triftiger Grund sein. Um Masa, als auch mir Frieden zu gönnen, nahm ich den Mittelweg und entschloss mich alles von der Ferne zu beobachten. Also öffnete ich langsam die Tür, betete, dass mich keiner bei meinem kleinen Verbrechen hier beobachten würde. Masa stand vor Lilys Bett, schaute zu ihr hinunter. Er wirkte unsicher, blickte sich ein paar Mal um ehe er sich den Stuhl, vor dem Bett, heran zog und sich auf ihn nieder ließ. Ich hörte ihn seufzen. „Ich sollte eigentlich nicht hier sein. Das ist nicht unbedingt ein Ort für mich, weißt du.“, vergrub er auf seine Worte hin das Gesicht in den Händen. „Gott, was tue ich hier bloß?“ Ein wenig fühlte ich mich unwohl hier an der Tür zu stehen und Masa zu belauschen, doch ich war neugierig. Schließlich war er einer der Letzten, die ich an diesem Ort erwartet hätte. Ein Ruck ging durch mich und ließ mich vor Schreck einen Schritt zurück machen, als Masa unerwartet aufstand und zum Fenster hinüber ging, dort hinaus schaute. Dann begann er wieder zu reden. Fast zu leise, um es klar zu verstehen. „Ich weiß, dass du mich verstehst, dass du alles wahrnimmst, was um dich herum passiert. Den Zustand, in dem du dich befindest, kenne ich nur allzu gut. Es ist jetzt über 3 Jahre her, da lag ich ebenso wie du da.“ Es stimmte. Jetzt, wo er es wieder erwähnte, wurde es mir nur wieder allzu deutlich klar. Masas schwerer Unfall, der ihm fast das Leben gekostet hatte. „Damals gab es nur eine Person, die mich wieder zurückgeholt hatte. Allein der Gedanke an diese Person…“, brach er unerwartet ab. Er schien mit sich zu kämpfen und das konnte ich etwas nachvollziehen. Wie schwer musste es für ihn sein an solch einem Ort zurück zu kehren und an die Umstände erinnert zu werden, die ihnen vor 3 Jahren zeigten was es hieß zu leben? Masa drehte sich um und schaute zu Lily. Ich betete innerlich, dass er mich nicht bemerken würde. Ich wüsste mich nicht zu erklären. Langsam schritt Masa wieder zurück zum Stuhl und setzte sich. Da er mir den Rücken zuwandte, konnte ich nicht sehen was er tat. „Gackt saß auch immer an meinem Bett, hielt meine Hand. Ich konnte diese Wärme spüren und sie tat unheimlich gut. Es gibt ein geborgenes Gefühl und hilft einen durch die endlose Dunkelheit. Aber das weißt du ja.“ Meine Augen weiteten sich, als ich sah, wie Lilys Hand, welche in Masa ruhte, zu seinen Lippen wanderte. Wann hatte er nach dieser gegriffen und was tat er überhaupt da? „Lily.“, flüsterte er noch mehr und langsam musste ich mich wirklich anstrengen um etwas zu verstehen. „Es tut mir alles so leid. Die Jahre, die wir uns kennen, sind nicht wirklich optimal verlaufen. So vieles ist schief gegangen. Hätte ich noch ein Mal die Chance, würde ich alles anders machen. Noch ein Mal von Vorne anfangen. Das ist alles, was ich ersehne. Aber… die Zeit ist abgelaufen, oder? … Unsere Freundschaft war von Beginn zum Scheitern verurteilt gewesen, als wäre solch eine Bindung zwischen uns nicht gemacht. Ich weiß, wie viel dir meine Musik bedeutet. Wie viel sie all den anderen Fans da draußen bedeutet. Und weißt du was? Die Liebe der Fans war auch ein Grund, weshalb ich damals gekämpft hatte wieder in dieses Leben zurück zu kehren. Du solltest auch kämpfen…solltest dich der vielen schönen Dinge erinnern, die es für dich wert sind zu leben. Erinnere dich an all die lieben Menschen um dich herum.“ Masa machte eine kurze Pause, schaute dabei aus dem Fenster ehe er wieder ansetzte weiter zu reden. „Gackt hatte damals Recht, als er meinte, dass man erst weiß was man an einem Menschen hat, wenn man kurz davor ist diesen zu verlieren. Ich bin wieder dabei zu verlieren…ich…ich bin dem Ganzen müde geworden. Alle sind das…denke ich zumindest manchmal. Komm zurück zu uns, bitte!... Erinnerst du dich an unser Gespräch im Auto, zu deinem Geburtstag? Ich hatte damals alles so gemeint wie ich es gesagt hatte. Vergiss das nicht. Niemals, hörst du?“ Tränen begannen sich bei Masas Worte in mir hoch zu kämpfen. Ich hatte die Geräusche und Menschen um mich herum schon längst ausgeschalten. Meine ganze Konzentration lag bei dem Geschehen in diesem Zimmer. Ich war ehrlich beeindruckt von Masa. Wer hätte je erwartet, dass er an Lilys Bett sitzen würde, nach all dem was in ihrer Freundschaft gelaufen war? Denn Lily allein war damals der Grund für Masas Unfall gewesen. Wir hatten alle nie groß darüber gesprochen gehabt. Masa hatte es unterbunden und vor allem in dem Moment, an dem Lily wieder in Japan aufgetaucht war. Lilys Seitensprung mit Gackt, in Deutschland, hatte bei allen deutliche Spuren hinterlassen. Selbst ich, mochte nicht an diesen Tag denken, als Gackt Masa alles gebeichtet hatte. Mochte nicht an das Gespräch denken, das ich darauf mit Masa am Telefon geführt hatte. Ein leiser Gesang ließ mich aufhorchen. Es war Masa. Ein wenig wirkte seine Stimme gebrochen. Mich versetzte dieses Lied, von Spiky, Jahre zurück. Es hingen viele Erinnerungen daran. Spiky war für Lily Alles gewesen. Alex, ihr Bruder, hatte mal im Scherz gesagt, dass er wohl nie eine Chance gegen Masa haben würde. Wir hatten gelacht, wussten wir doch eigentlich, dass Alex unbestritten Lilys Nummer Eins war. Es immer sein würde. Egal was kommen möge. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus zu zuhören. Also schloss ich die Tür geräuschlos. Schluckte die Tränen hinunter. Ich musste weg und zwar schnell. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen Masa zu belauschen. Jetzt hatte ich den Salat. Denn mich drohten die Gefühle zu ertränken. Alex, Lily, Masa und diese ganze Situation. Es war zu viel. Mit großen Schritten machte ich, dass ich von der Station kam. Draußen angekommen, nahm ich den Fahrstuhl nach unten. Ich musste mich wieder beruhigen. Im Fahrstuhl versuchte ich mich wieder zu sammeln. Kaum sprangen die Türen eben diesen auf, eilte ich schnellen Schrittes hinaus an die frische Luft. Die Sonne stand nahe dem Horizont. Es war mittlerweile schon später Nachmittag und kühler geworden. Ein typischer Oktobertag. Mir einen Platz zum Hinsetzen suchend, wühlte ich meine Handy aus meiner Jackentasche. Vielleicht wäre jetzt doch mal ein guter Moment um Hyde anzurufen. Also schaltete ich das Handy an, gab den Pin ein und wartete bis es startklar war. Doch kaum wollte ich in meiner Anrufliste nach Hydes Nummer suchen, bekam ich erst einmal unzählige SMS. Ich überflog die ersten drei davon. Alle von meinem Verlobten. Die nächsten fünf hob ich mir für später auf und rief endlich Hyde an. Es klingelte nur ein paar Mal am anderen Ende, dann vernahm ich Hydes Stimme. Er schien nicht überrascht mich zu hören, ganz im Gegenteil. „Ach, wen haben wir denn da?“, meinte er gleich, als er meine Stimme erkannte. „Was?“, fragte ich dagegen irritiert. Hatte ich was verpasst? „Wir haben schon alle angenommen, dass du dich ins Ausland abgesetzt hast. Toshiya ist völlig außer sich vor Sorge.“ „Kann er ruhig mal sein.“, murmelte ich darauf nur. „Sag mal, kann es sein, dass ihr euch gestritten habt und es wieder mal über einen Dritten austragen wollt?“ „Ich weiß nicht wovon du redest, Hyde.“ „Toshiya ruft hier nahezu permanent an und erkundigt sich, ob du dich bei mir gemeldet hast, weil er dich nicht erreichen kann. Na ja, und ich musste ihm ja leider auch dementsprechend permanent mitteilen, dass ich dich auch nicht erreichen kann, da dein Handy aus ist und du auch nicht bei dir zu Hause ans Telefon gehst.“, teilte er mir mit. Oh je, armer Hyde. „Tut mir leid.“, flüsterte ich reumütig. „Mir ging es die letzten Tage nicht so gut und ich wollte etwas für mich sein.“ „Und jetzt ist alles wieder on Ordnung?“ „Soweit. Hast du später etwas Zeit oder bist du mit der Band unterwegs?“ „Im Moment bin ich noch bei Tetsu, aber danach kann ich etwas Zeit frei räumen, wenn du magst.“ Das klang gut, fand ich, und ließ mich glücklich lächeln. Treffen und Gespräche mit Hyde taten mir immer wieder gut und deshalb freute ich mich umso mehr auf später. Ich verabschiedete mich schnell und ließ das Handy in meinen Schoß sinken. Gerade wollte ich meine Augen schließen, als ich Masa sah, der mit schnellen Schritten das Gebäude verließ. Ich verfolgte ihn mit meinen Blicken. Ob Gackt wusste wo sich sein Liebster rumtrieb? Ich fand, dass es eigentlich schon fast gar keine Frage mehr war, denn die Antwort hieß definitiv: Nein, wusste er nicht. Eine ganze Weile versuchte ich abzuschalten und die letzten Sonnenstrahlen dieses Tages zu genießen ehe ich mich erhob, das Handy wieder ausschaltete und hoch zu Lily ging. Eine Schwester war gerade im Zimmer, als ich dieses betrat. Sie wechselte die Infusionsflaschen aus und maß die Vitalzeichen. „Alles okay?“, fragte ich sie, legte nebenbei meine Sachen ab. „Ja, alles in Ordnung. Machen Sie sich keine Sorgen. Das alles hier ist nur Routine.“, entgegnete sie mir und dann verschwand sie wenige Minuten später auch wieder. Ich schritt zum Bett hinüber und ließ mich auf den Stuhl sinken, auf welchem vor kurzer Zeit noch Masa gesessen hatte. „Hey, Süße.“, nahm ich ihre Hand. Sie war angenehm warm, was mich immer wieder stutzen ließ. Ich weiß nicht wieso, aber jedesmal nahm ich an, dass ihre Hand kalt sein müsste. Mein Blick schweifte gerade durch den Raum, als ich ein Zucken an meiner Hand wahrnahm. Erschrocken blickte ich auf diese, welche noch immer Lilys hielt. Hatte sie sich gerade bewegt? Tränen schossen vor Hoffnung in meine Augen. „Lily?“, hauchte ich, brachte kaum ein Wort über meine Lippen. Mich zur Ruhe zwingend, beugte ich mich näher zu ihr. „Lily?“, fragte ich wieder. „Hörst du mich? Wach auf, Süße. Ich bin hier. Du brauchst keine Angst haben.“ Doch es kam keine Antwort. Hatte ich mir das alles eingebildet? Vielleicht war ich einfach nur übermüdet und reimte mir irgendetwas zusammen. Ich strich mir mit der freien Hand über die Augen, seufzte schwer. Ich brauchte dringend Schlaf. Nicht nur für mich, sondern auch für meine ungeborenen Kinder. Langsam ließ ich Lilys Hand wieder frei, stand auf, um zum Fenster hinüber zu gehen. Doch weit kam ich jedoch nicht, denn ein gehauchtes Wort drang an meine Ohren. Ruckartig drehte ich mich wieder zu Lily. Fing ich jetzt schon an zu fantasieren? Ich hielt mich kurze Zeit für echt wirklich nicht mehr zurechnungsfähig. Doch dann sah ich es ganz deutlich, Lilys Lippen bewegten sich. „Masa…“, konnte ich wieder nur schwer vernehmen. Überstürzt eilte ich zum Bett hinüber. „Lily? Hey…“, strich ich ihr über die Stirn, musste den Drang widerstehen, sie an den Schultern zu rütteln. Dennoch kam wieder nichts von meiner Freundin. Frustriert ließ ich mich 10 Minuten später wieder auf den Stuhl sinken. So Vieles schoss mir gerade durch den Kopf ohne einen richtigen Sinn zu ergeben. Ich hatte Fragen und wollte Antworten. Was war das eben gewesen? War meine Freundin gerade dabei aufzuwachen oder war das wieder so eine unterbewusste Handlung wie heute Nacht, als sie gegen die Maschine geatmet hatte? Aber was mich von allen Fragen am meisten quälte war ein Wort: Masa. Wieso, Lily? Ich hatte mit allem gerechnet, was Lily nach all den Wochen über die Lippen kommen würde. Aber Masa!? Das konnte ich nun ganz und gar nicht nachvollziehen. Das hatte er nicht verdient. Vor Wut traten mir Tränen in die Augen, als plötzlich die Tür aufging. „Hey, sorry, dass ich so spät komme, aber ich musste warten bis…“, kam Gackt auf mich zu und brach ab, als er wohl meine Tränen sah. „Was ist los?“, fragte er gleich panisch. „Ist etwas mit Lily. Haben die Ärzte was gesagt?“ Ich konnte nur den Kopf schütteln, war völlig sprachlos. Wo sollte ich anfangen und wie viel konnte ich dem Mann vor mir wirklich erzählen? „Kira.“, legte er eine Hand auf meine Schulter. Ich schaute nicht auf, begann einfach zu reden. „Die Ärzte meinen, dass es ihr besser gehen würde. Sie müsse nur noch von alleine aufwachen.“ „Das klingt doch gut, oder? Aber deswegen machst du doch nicht so ein Gesicht, Kira.“ Nun schaute ich doch zu ihm auf. Er sah etwas besser aus, als heute Morgen noch, erholter. Wahrscheinlich konnte er weitaus besser schlafen. „Schon gut.“, winkte ich ab, erhob mich. „Ich glaube, ich brauche einfach nur etwas Ruhe. Ich bin froh, dass du da bist.“ Ich lächelte leicht und klopfte ihm zum Abschied leicht mit der flachen Hand gegen den Oberkörper. „Bis morgen früh.“ Gackt lächelte zurück bevor er sich zu Lily hinunter beugte und ihr zur Begrüßung einen Kuss auf die Stirn hauchte. Was weiter geschah, sah ich dann nicht mehr, da ich das Zimmer verließ und nur noch einen Gedanken hegte – Schnell zu Hyde. Der Weg zu meinem Auto kam mir noch nie so lang vor. Und der Weg zu Hyde war auch schon mal kürzer gewesen. Umso erleichterter war ich, als ich endlich vor seiner Haustür stand. Ich klingelte etwas panisch und nur kurze Zeit später konnte ich Stimmen hinter der Tür vernehmen. Megumi öffnete die Tür und neben ihr konnte ich ihren Sohn sehen, der sich an ihrem Bein festhielt. „Kira. Schön, dass du da bist. Hyde erwartet dich schon.“, ließ sie mich eintreten. „Danke.“, meinte ich nur und zog meine Schuhe aus. „Du siehst fertig aus.“ „Bin ich auch. War ein harter Tag.“ Megumi war neben mich getreten, ihren Sohn auf dem Arm. „Er ist im Arbeitszimmer. Du willst sicher gleich zu ihm.“ „Ja, ich muss dringend mit ihm reden.“ Darauf ging ich den langen Flur entlang, um die letzte Tür links zu öffnen. Hyde saß auf dem Sofa, welches rechts an der Wand stand und spielte etwas auf seiner Akustikgitarre. Als er mich jedoch erblickte, legte er sie zur Seite, lächelte aufmunternd. „ Ich dachte schon, dass du es dir anders überlegt hast.“, drang seine weiche Stimme zu mir. Er klopfte neben sich auf die Sitzfläche des Sofas. „Setz dich zu mir.“ Ich kam dem nach, nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. „Komm erst mal her.“ Hyde zog mich in seine Arme und ich ließ es zu, genoss es sogar. Er tat es in letzter Zeit öfters, als würde er wissen, dass es das war, was ich zurzeit brauchte. Nämlich Wärme und Geborgenheit. Eine Sache, die mir mein Verlobter momentan nicht zu geben vermag. Eine ganze Weile herrschte Schweigen zwischen uns, doch dann brach ich sie. „Masa war heute im Krankenhaus.“ „Ach, was.“ „Gott, es ist heute so viel passiert. Ich…ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.“ Ich löste mich aus der Umarmung meines besten Freundes. „Ich meine, was wollte er da? Und dann ist sein Name auch noch das, was Lily als erstes nach all den Wochen sagt.“, sprach ich aufgeregt weiter. Hyde schaute mich nur mit offenem Mund an. „Moment mal, ganz langsam. Wie Lily hat was gesagt?“ „Ich weiß doch auch nicht. Langsam glaube ich, dass ich es mir nur eingebildet habe. Das ist doch wirklich alles nur zu abwegig. Vielleicht sollte ich einfach doch nur ne Runde schlafen.“ „Wieso abwegig? Also so abwegig finde ich das nun wirklich nicht. Was haben die Ärzte denn dazu gesagt?“ „Was?“, fragte ich irritiert. Irgendwie konnte ich Hydes Worten heute kaum folgen. „Die Ärzte. Du wirst es ihnen doch wohl gesagt haben, oder?“ Ich schüttelte den Kopf. Das hatte ich vor lauter Aufregung und überquellenden Emotionen völlig vergessen. „Oh man. Du bist mir Eine.“, lachte Hyde auf. „Aber Gackt wirst du es doch hoffentlich gesagt haben.“ Wieder schüttelte ich den Kopf. „Was? Das ist nicht dein Ernst?“, hob er erstaunt eine Augenbraue. Ich getraute mich kaum ihn anzuschauen. „Es tut mir leid, aber ich wusste doch in dem Moment auch nicht was mir geschieht. Und dann noch die Sache mit Masa. Als Gackt vor mir stand, da wusste ich gar nicht mehr, was ich ihm sagen sollte und was nicht. Also hab ich es gelassen.“ Hyde seufzte und lehnte sich an. „Wie geht es dir sonst so?“ „Geht, würde ich sagen. Ich bin tierisch müde und mir tut jeden Muskel im Körper weh.“ „Du solltest wirklich mal abschalten und deine Gedanken ordnen. Na ja, und vielleicht wäre es mal nen Rat, dass du bei Toshiya anrufst. Er macht sich wirklich Sorgen. Du solltest bedenken, dass du Schwanger bist und er da alles annimmt, was dir passiert sein könnte. Wenn ich ehrlich sein soll, dann malt er schon ordentlich den Teufel an die Wand.“ „Ach, der kann das vertragen.“, lehnte nun auch ich mich an und schloss die Augen, als ich merkte, wie sich meine Rückenmuskeln dabei etwas entspannten. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Du rufst ihn jetzt an!“ Ich merkte, wie Hyde aufstand und kurze Zeit danach wieder neben mir Platz nahm. „Kira!“, mahnte er mich, weil ich mich noch immer nicht geregt hatte, die Augen geschlossen hielt. „Du machst das jetzt!“ Genervt öffnete ich nun doch meine Augen, blickte Hyde an, der das Telefon in meine Richtung hielt. „Ich mach das später. Nicht jetzt und nicht hier.“ „Tust du eh nicht. Das ist nur ein Vorwand, damit du ihn jetzt nicht anrufen brauchst und es noch weiter hinausschieben kannst.“ „Ist es nicht. Ich mag jetzt eben nicht. Lass mich doch auch mal entspannen.“, gab ich gereizt zurück und schloss meine Augen wieder. „Dann eben nicht. Mach ich es für dich.“, war alles was er sagte. „Das tust du nicht.“, richtete ich mich auf, sah Hyde mahnend an. „Wetten?“, zwinkerte er frech mit den Augen und fing dann an eine Nummer ins Telefon zu tippen. „Hyde!!“, warf ich mich auf ihn, worauf wir zwecks Physik gegen Boden segelten. Ich machte mich auf Schmerz gefasst, doch der blieb aus. Hyde hatte meinen Aufprall abgefangen, weshalb er nun mit schmerzverzerrtem Gesicht unter mir lag. „Alles okay?“, fragte ich besorgt, strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Du bist echt lebensmüde.“, schaute er mich an. „Das hätte auch schiefgehen können.“ Hydes Hand legte sich seitlich auf meinen Bauch. Und mir wurde nun auch nur allzu deutlich klar wie gefährlich diese Situation gewesen war. Aber ich hatte in dem Moment einfach nicht nachgedacht. „Mmh, ich hatte doch eine weiche Landung.“, lächelte ich und legte meine Unterarme auf ihn ab, damit ich meinen Kopf darauf betten konnte. „Du bist schwer.“, murrte Hyde und ruckelte sich zu Recht. „Das ist deine Strafe. Hättest es ja nicht herausfordern müssen mit dem Anruf.“ „Okay, okay. Ich gebe auf.“ Seine Hände fuhren durch meine blonden Haare, wickelten sie um den Finger wobei er meine Augen fixierte. „ Aber versprich mir, dass du ihn wirklich anrufst. Was auch immer es ist, dass du so enttäuscht von ihm bist. Toshiya liebt dich über alles, das solltest du bei deinen Entscheidungen nie vergessen.“ „Du hast ja Recht.“, seufzte ich ergeben, schloss meine Augen. Schlafen wäre jetzt gerade sehr gut. „Hey, vergiss das mal ganz schnell wieder.“, piekte er mir in die Seite. „Such dir jemand anderen, den du dafür missbrauchen kannst.“ „Aber du bist so schön bequem und warm.“, nuschelte ich. „Ich glaub es grad nicht!“,kam eine Dritte Stimme dazu. „Meg, hilf mir!“, wirkte Hydes Stimme gequält. Ich versuchte mir ein Lachen zu verkneifen und tat so, als würde ich schlafen. Megumi lachte nur und kam auf uns zu. „Scheinst ziemlich gemütlich zu sein.“ „Jetzt reicht es aber!“ Hyde stupste mich wiederholt an. „Kiiiiiiiiiira! Ihr liegt zufällig zu Dritt auf mir.“ Murrend öffnete ich meine Augen und sah Megumi, die mit einem breiten Grinsen neben mir und Hyde hockte. „Bist du so müde?“, fragte sie mich. Ich nickte nur und hatte Mühe bei der Wärme unter mir meine Augen offen zu halten. „Du musst wohl noch etwas durchhalten, Schatz.“, kicherte sie und erhob sich wieder. „Meg!“, rief Hyde frustriert, als sie wohl das Zimmer wieder verließ und die Tür mit einem Lachen hinter sich schloss. „Ihr Frauen seit manchmal echt unerträglich.“ „Das müsst ihr Männer sagen.“, nuschelte ich und machte es mir auf Hyde etwas bequemer. Dieser schnaubte auf meine Worte hin nur und ließ sich frustriert ganz auf den Boden sinken. Eine ganze Weile herrschte Schweigen um uns herum. Man konnte nur das Atmen von uns vernehmen und dies ließ mich langsam wirklich einschlafen. „Hey, jetzt ist aber gut. Komm, du kannst dich auf das Sofa legen und etwas schlafen. Ich muss noch ein wenig arbeiten.“, fuhr Hyde mir mit der Hand wieder durch das Haar. Wiederwillig erhob ich mich, torkelte etwas ehe ich mein Gleichgewicht wiederfand. Ohne mich groß umzusehen, ließ ich mich auf das Sofa fallen, schloss meine Augen. Ich spürte noch wie Hyde mich zudeckte, dann musste ich wohl eingeschlafen sein. ~*~ Das Geräusch eines tiefen, aber gleichmäßigen Atmens drang in mein Bewusstsein. Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren. Wo war ich? Wer war da? War ich diejenige, die so atmete? Meine Glieder fühlten sich schwer an, konnte sie nicht bewegen. Wieso fiel es mir nur so schwer meinem Körper Herr zu werden? Mein Schädel schmerzte, alles um mich herum war schwarz. Wieder versuchte ich meine Hand zu heben, aber vergebens. Nichts rührte sich. Ich bekam innerlich Panik, wollte hier weg. Mein Atem ging schneller. Deutlich konnte ich spüren, wie die Luft sich in meine Lungen presste und wieder hinausging. Mein Herz raste unkontrolliert. Ich wollte nicht hier sein. Lautes Piepen trat an mein Ohr. Was war das? Es wirkte förmlich fremd. Dann eine Stimme, eine warme Hand an meiner. „Ganz ruhig.“, sagte die tiefe Stimme zu mir. Plötzlich waren da viele Stimmen um mich herum und die Panik verstärkte sich. Ich verstand nicht was um mich herum geschah, sah nichts außer dem beängstigenden Schwarz um mich herum. Meine Kraft sammelnd, versuchte ich noch ein Mal meine Augen zu öffnen. Doch alles was mir entgegen schoss war ein weißes Licht, das mir in den Augen stach. Also schloss ich sie schnell wieder, stöhnte ob dem grellen Lichts, welches das Dröhnen in meinem Kopf verstärkt hatte. „Ryan-san?“, sagte eine andere Stimme zu mir. „Können Sie mich hören, Ryan-san? Sie müssen ganz ruhig bleiben.“ Was wollte er von mir? Ruhig bleiben? Ich wollte endlich wieder selber über meinen Körper entscheiden, raus aus der Dunkelheit. Ich startete einen weiteren Versuch meine Augen zu öffnen, diesmal darauf gefasst, dass das Licht da sein würde. Ich blinzelte ein paar Mal, gewöhnte mich dabei langsam an die Helligkeit. Alles war verschwommen. Ich konnte nichts in meiner Umgebung richtig erfassen. „Ryan-san. Hören Sie mich?“ Ich ignorierte die Stimme, war noch viel zu sehr damit beschäftigt wieder meine richtige Sehschärfe zu erlangen. „Hell.“, kam es leise über meine Lippen und ich erschrak, dass ich kaum sprechen konnte, obwohl ich es hatte laut sagen wollen. „Ihre Augen müssen sich erst wieder daran gewöhnen, dass sie wieder gebraucht werden. Geben Sie ihnen Zeit. Genauso wie Ihrer Stimme. Ich werde sie erst einmal untersuchen.“ Untersuchen? Nein, das wollte ich nicht. Aber ich konnte mich auch nicht wehren, denn meine Arme und Beine gehorchten mir einfach nicht. Alles was ich zustande brachte, war ein Zucken. Ich schloss während der Untersuchung meine Augen wieder. Es fiel mir so schwer wach zu bleiben. „Nicht wieder einschlafen, Ryan-san. Bleiben Sie schön wach.“ Mich wieder meiner Umgebung stellend, stellte ich fest, dass die Sicht besser geworden war. Nicht das, was ich erwartet hatte, aber nun waren deutlich Umrisse zu erkennen, wenn auch keine Gesichter. Langsam wendete ich meinen Kopf, konnte etwa vier Personen neben mir ausmachen. Drei davon in weiß, den vierten nahm ich noch immer nur als schwarzen Fleck wahr. „Wenn Sie mich hören, Ryan-san, dann nicken Sie bitte ein Mal.“ Ich tat wie die Person neben mir mich bat, obwohl ich noch immer nicht wusste wo ich war und wer dort alles stand. „Gut. Ich möchte, dass sie mir jetzt zuhören und dabei ruhig bleiben. In Ordnung?“ Ich nickte wieder. Ich hörte die Person kurz seufzen und spürte eine Hand, die meine Hand, auf der anderen Seite, umfasste. Dann sprach die Person weiter. „Sie hatten einen schweren Autounfall und sind gerade aus einem sechswöchigen Koma aufgewacht.“ Was? Wie immer die Person vorher meinte, aber ich konnte ganz und gar nicht ruhig bleiben. Wieder stieg Panik in mir auf. Ich wollte schreien, aber meine Stimmbänder brachten kaum einen vernünftigen Ton zustande. „Ganz ruhig. Hören Sie, sie werden sich jetzt noch ein wenig ausruhen. Ich verspreche Ihnen, dass wir später ausführlich reden werden. Wenn sie wollen, dann werde ich jetzt Ihrer Freundin Bescheid geben.“ Wieder ein Nicken meinerseits. „In Ordnung. Dann wird sich jetzt Ihr Verwandter weiter um sie kümmern.“ Dann verschwanden die drei Personen in weiß. Ich hörte noch, wie die Tür zuging, als sich plötzlich die zurückgebliebene Person um meinen Hals warf. Ich erschrak, weil ich nicht damit gerechnet hatte. „Oh Gott, Lily.“, hauchte die Stimme und ich konnte fühlen, wie sich warme Tränen einen Weg über meinen Hals bahnten. Ich schluckte schwer. Wer war diese Person? Sie kam mir einerseits so vertraut vor und andererseits völlig fremd. Ich konnte sie nicht zuordnen. Ich konnte nichts mehr zuordnen. Alles was ich wusste war, dass ich im Auto gesessen hatte. Alex, mein Bruder, neben mir. Wir hatten gelacht, uns über unseren grandiosen Auftritt gefreut, den wir vor ein paar Stunden, zusammen mit meiner besten Freundin Kira, gehabt hatten. Wir waren beide gerade dabei gewesen nach Hause zu fahren. Ich hatte Alex vorher noch den Autoschlüssel abgenommen, weil mir klar war, dass er in seinem angetrunkenen Zustand ganz bestimmt nicht fahren würde. Aber wo war dann Alex jetzt? Und wer war der Mann, der hier weinte? ******************************************************** so, leutz^^ das war das zweite kapi von little by little III. danke, an die kommischreiber und auch an die leute, die mir ens geschickt haben. ich hoffe, dass ich mit diesem teil gut an die anderen anknüpfen kann und meine leserschaft somit halten. xD mmh, ich hab auch noch eine weitere neue story am start. es ist eine zusammenarbeit mit mayana. würde mich also freuen, wenn ihr auch mal bei "hikui tsuki" reinschauen könntet. und natürlich freu ich mich auch auf jede art von kritik.^^ wünsch euch was. baibai chingya Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)