Dreaming about you von LittleSara ================================================================================ Prolog: -------- Strahlender Sonnenschein. Friedlich zwitschernde Vögel. Nur in weiter Ferne konnte man noch den Großstadtlärm vernehmen. Lässig schulterte der junge Ainu seine Reisetasche. Gemächlichen Schrittes setzte er seinen Weg fort. Ein breites Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, als er das nur allzu bekannte Haus vor sich sah. Viele Erinnerungen vom Schamanenkampf kamen ihm wieder in den Kopf. Für einen Augenblick schloss er die Augen, um die ganzen Bilder in seinem Kopf richtig genießen zu können. Wie lange war das jetzt alles schon her... ? Fast ein Jahr musste es inzwischen sein. Er öffnete seine Augen wieder und legte die letzten Schritte bis zur Eingangstür zurück. Gerade wollte er klingeln, als die Tür schon von alleine geöffnet wurde. Vor ihm stand Ren. Dieser schien den Ainu jedoch noch nicht bemerkt zu haben - er hatte seinen Blick noch ins Innere gerichtet. Mit einem Schlag drehte er sich dann um. Nun sah Horohoro wie schlecht Ren drauf war. So böse hatte er ihn ewig nicht dreinschauen sehen…gut er hatte ihn allgemein lange nicht gesehen… Der Chinese bemerkte den verdutzt dreinschauenden Ainu im selben Moment und schien nur noch finsterer zu schauen. „Guck nicht so doof!“, blaffte er ihn noch an, bevor er an ihm vorbei stürmte und Richtung Stadt verschwand. Horohoro sah ihm nun erst recht verdutz hinterher. Er blinzelte einige Male verblüfft, ehe er resignierend den Kopf hängen ließ. Na das fing ja toll an… Er seufzte einmal stumm. Dann wand er sich wieder dem Haus zu und ging einfach hinein. Er hatte noch nicht einmal seine Schuhe fertig ausgezogen, da kam auch schon der nächste Bewohner des ehemaligen Gasthauses auf ihn zu. Nur schien dieser bei weitem besser gelaunt, als Ren. Kapitel 1: ----------- Ruhig und gemächlich trank Anna ihren Tee. Kurz darauf stellte sie die Tasse wieder auf den Tisch vor sich. Für einige Augenblicke beobachtete sie, wie die verbliebene Flüssigkeit in der Tasse leicht auf und ab schwappte. Sie atmete tief ein und visierte mit einem ernsten Blick ihren Gegenüber an. „Du bist dir sicher, dass du dir das antun willst?“ Mit solch einer Frage hatte der Ainu nicht gerechnet. Seit wann sorgte sich Anna um andere Menschen? Gut, um Yo sorgte sie sich, aber um ihn…? Was war denn in diesem Haus los, dass sie solche Bedenken hatte?? Oder wollte sie wissen, ob er es sich zutraute Tag ein Tag aus für sie im Haushalt zu schuften? Nee, da würde sie doch nicht so fragen… Wie immer konnte man Horohoro seine Verwirrung problemlos ansehen. Entnervt stand Anna auf. „Ach, mach doch was du willst…aber wenn du schon mal da bist, kannst du dich ja gleich mal ums Mittagessen kümmern.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ sie das Zimmer. Und zum dritten Mal seit seiner Ankunft konnte er nur verwirrt hinterher schauen. Erst Ren, dann Yo und nun Anna…wer möchte ihn als nächstes verwirren? Der sollte nur aus seinem Versteck gehüpft kommen – noch mal würde er sich bestimmt nicht schocken lassen! Bestimmt stand der junge Ainu auf und griff nach seiner Tasche. Er wollte sich gerade auf den Weg ins obere Stockwerk machen, als plötzlich jemand über die Terrasse hineinkam. Die Hände in den Hosentaschen und mit halb geschlossenen Augen latschte dieser Jemand an ihm vorbei. Ein lautes „Hää?!“ entfuhr dem Ainu und er drehte sich in Richtung Hao um. Dieser blieb stehen und drehte sich ebenfalls um. Er schien erst jetzt zu bemerken, dass der Blauhaarige dort stand. Begrüßend hob er kurz die Hand und ließ ein schlichtes „Hi“ verlauten. Als Horo ihm nach einiger Zeit immer noch nicht antwortete, drehte er sich mit einem Schulterzucken ab und setzte seinen Weg fort. Okay, Horohoro nahm alles zurück. Er konnte durchaus noch mehr geschockt werden. Was um alles in der Welt trieb Hao hier?! Hatte er die anderen einer Gehirnwäsche unterzogen oder so was? Nachdenklich fasste er sich an die Stirn. Langsam fing er an zu verstehen, was Anna meinte. Wenn DER hier ein und aus ging, konnte das ja nichts Gutes bedeuten. Nur sagte ihm sein Gefühl, dass das nicht das schlimmste war, was ihn noch erwarten würde. Er schüttelte kurz den Kopf und begab sich dann endlich nach oben. Am Besten er würde dann einfach Yo oder Ren fragen, was hier los sei. Da kam er sicher weiter, als wenn er hier versuchte selbst auf eine Lösung zu kommen. Nachdem er seine Tasche in seinem Zimmer abgestellt hatte, machte er sich auf den Weg in die Küche. So wie er Anna kannte, hatte sie in diesem Haushalt trotz allem noch das Sagen. Also musste Horo wohl oder übel etwas kochen, wenn er den nächsten Tag noch erleben wollte. Kurz nach zwölf Uhr kam der Ainu mit einer Schürze bekleidet ins Wohnzimmer. Sein Blick war alles andere als begeistert und dementsprechend meinte er: „Essen ist fertig…“ Anna drehte ihren Kopf in seine Richtung. „Wurde aber auch mal Zeit!“, war alles was sie dazu sagte. Dann begab sie sich lediglich an den Esstisch, der im selben Raum stand, und sah Horohoro auffordernd an. Dieser seufzte nur resignierend und ging dann in die Küche zurück, um Geschirr und Besteck zu holen. Als er zurück im Wohnzimmer war, saß dort plötzlich auch Yo. Noch während er die Teller breit stellte gesellte sich Hao hinzu, dicht gefolgt von Ren. ... Bei den ganzen bösen und hungrigen Blicken entschied sich der Ainu dagegen, etwas zu der Hilfsbereitschaft der anderen zu sagen. Er ging stattdessen in die Küche zurück und holte die Töpfe herzu. Kaum war alles angerichtet, stürzte sich Yo auch schon aufs Essen. Anna versuchte nicht einmal ihn zu bändigen sondern nahm sich stattdessen selbst etwas – jedoch bei weitem gesitteter. Hao tat es seinem Bruder gleich und Ren tat deren Verhalten nur mit einem kurzen Lächeln ab. Der Ainu beobachtete das alles einfach nur neugierig. Immer mehr merkte er, wie lange er nicht hier gewesen war. Es hatte sich so viel geändert. Natürlich hatte auch er sich verändert, aber irgendwie ... war das hier etwas anderes. Naja, vielleicht bildete er sich das auch nur ein. Erst mal sollte er seine offenen Fragen klären. Dann war sicher auf einmal alles ganz klar. Mit einem zuversichtlichen Gesichtsausdruck bediente nun auch er sich am Essen, während Yo seine erste Portion schon fast heruntergeschlungen hatte. „Ach, sagt mal...“, wollte Horo gerade ansetzen, wurde jedoch schroff von Anna unterbrochen. „Bei Tisch wird nicht geredet.“ Überrascht hielt Horo in seiner Bewegung inne. Er wollte gerade den ersten Bissen zu sich nehmen, aber nun rutschte ihm dieser wieder von seinen Stäbchen. Yo warf ihm nur ein entschuldigendes Grinsen zu, worauf der Ainu die Sache einfach mal so hinnahm. Dann halt später ... auch wenn seine Neugierde inzwischen ganz schön groß war. Er mochte es nicht sonderlich über irgendetwas zu viel nach zu denken. Jedoch tat er genau das im Moment. Erst einmal war da Ren. Vorhin war er noch stocksauer aus dem Haus gestürmt und jetzt saß er wieder hier am Tisch als wäre nichts gewesen. Er schien nicht einmal auf irgendwen sauer zu sein ... Dann Yo. Er hatte ihn nicht weiter begrüßt. Nur ein kurzes „Hi!“ und er war wieder verschwunden gewesen. Klar hatte er gewusst, dass Horo vorbei kommen würde, aber trotzdem. Normal, war so ein Verhalten nicht für ihn. Und Anna, die sich irgendwie Sorgen zu machen schien. Auch wenn sie kurz darauf wieder wie immer war, Horo war sich sicher, dass da etwas nicht stimmte. Nicht zu vergessen wäre da noch Hao, dessen alleinige Anwesenheit mehr als unnormal war. Nach dem Essen musste er unbedingt mal mit Yo reden. Sonst würde er noch Kopfschmerzen von dem ganzen Gedenke bekommen! Entgegen seinen Plänen fand er sich nach dem Mittagessen jedoch erneut in der Küche wieder. Abwaschen war angesagt. Neben ihm stand Hao. Mit einem gelangweilten Blick trocknete dieser das saubere Geschirr ab. Anna hatte ihn darum „gebeten“ dem Ainu zu helfen. Immer wieder warf Horo kurze Blicke zu Hao. Ihm brannte die Frage danach, warum dieser hier wohnte, einfach unter den Nägeln. Aber sollte er ihn das jetzt echt fragen? Ein weiteres Mal sah er kurz zu Hao. Immer noch sah dieser mehr als gelangweilt aus. Recht geistesabwesend trocknete er einen Teller ab. Wie aus einer Trance erwacht, blinzelte er plötzlich und sah zu Horohoro zurück. Er legte seinen Kopf etwas schief. „Ist irgendwas…?“ Ertappt sah der Ainu zurück auf seine Hände und spülte weiter ab. Er schluckte einmal schwer. „Ähh ... naja ... ich frag mich nur die ganze Zeit wie es kommt, dass du hier bei Yo wohnst…“, meinte er schließlich ziemlich nervös. Hao sah ihn daraufhin nur leicht verwundert an. Dann wand er sich wieder seinem Teil der Arbeit zu, während er antwortete. „Ach, ich wohn doch schon etwa ... ein halbes Jahr hier. Hat dir das Yo nicht erzählt?“ Er grinste dabei so, dass er seinem Zwillingsbruder zum Verwechseln ähnlich wirkte. Verwundert sah Horohoro auf. Hmm ... vielleicht urteilte er ja falsch über Hao. Wenn selbst Anna und Ren ihn hier akzeptierten, musste er ja von seiner verdrehten Weltanschauung abgekommen sein. Auch er legte ein leichtes Grinsen auf und nickte Hao dann zu. „Nein, davon hat er kein Sterbenswörtchen erwähnt!“ Kapitel 2: ----------- Genüsslich streckte sich der Ainu. Der klare Sonnenschein vom Vormittag war nicht verflogen und so hatte er sich entschieden diesen eine Runde zu genießen. Er lag im weichen Gras hinterm Haus und beobachtete verträumt vereinzelte Schleierwolken. Soweit Hao ihn nicht gerade angeschwindelt hatte, wohnte er also schon ganz schön lange hier ... und das weil Yo es ihm vorgeschlagen hatte. Schon eine skurrile Vorstellung. Aber andererseits wirkte Hao sogar schon auf ihn seltsam friedlich... wenn nicht grad freundlich. Dabei konnte er ihn noch nie ausstehen! Naja, Yo wird sich schon was dabei gedacht haben, als er ihn hierher gebeten hat. Wer weiß, vielleicht konnte er ihn so davon abhalten irgendwas dummes zu machen...   Horohoro vernahm sachte Schritte, die sich ihm näherten. Er drehte seinen Kopf etwas, so dass er sah wer da auf ihn zukam. Es war Ren. Der Ainu blieb weiter liegen und sah mit einem neugierigen Blick zu ihm hinauf. „Hast du Yo gesehen?“, fragte der Chinese schließlich, als er neben ihm stand. Ohne einen Laut von sich zu geben schüttelte der Angesprochene einfach nur den Kopf. Ren hob darauf seinen Blick wieder und sah sich entnervt um. Als ob Yo plötzlich hinter einem der Sträucher hervor gesprungen käme und „Buh!“ machen würde ... glaubte er Horo etwa nicht, wenn er sagte Yo wäre nicht hier? Manno ... „Ach, Ren ...?“ Der Angesprochene wendete seinen Blick wieder Horohoro zu. „Sag mal, warum warst du heute Vormittag eigentlich so schlecht drauf? So hab ich dich ja ewig nicht gesehen…“ „Tja, das liegt wohl daran, dass wir uns allgemein lange nicht gesehen haben.“, machte er genervt und sah dementsprechend zu dem Ainu hinab. Horo konnte darauf jedoch nur lachen. „Ja, das hab ich heut auch schon gedacht!“ Er setzte sich aufrecht hin, um den Größenunterschied wenigstens halbwegs auszugleichen und grinste Ren dann an. Dieser schüttelte leicht den Kopf und ließ seinen Blick wieder schweifen. Wie es schien würde ihm also seine Frage nicht beantwortet … wäre auch zu einfach gewesen. Aber immerhin konnte er sich recht sicher sein, dass er selbst nicht der Grund für Rens schlechte Laune war. Zumindest das hätte dieser ihm ohne Umschweife direkt gesagt, da war sich Horohoro sicher. Aus dem Haus war eine Stimme zu vernehmen, die verkündete wieder zuhause zu sein. Na da hatten wir ja unsern Yo! Sicher wurde er nur von Anna zum Einkaufen geschickt oder so. Mit einem gemurmelten „Da ist er ja endlich…“ wendete sich Ren wieder ab und ging zügig ins Haus. Der Ainu sah ihm einige Augenblicke nach ... sollte er vielleicht...? Immerhin wollte hier ja keiner mit ihm großartig reden, also musste er ja irgendwie anders an Informationen kommen, um das Chaos in seinem Kopf zu beseitigen. Aber, sie waren doch seine Freunde, da konnte er sie doch nicht einfach belauschen! Andererseits ... Ach was soll’s! Er raffte sich auf und ging auf Zehenspitzen ebenfalls ins Haus. Im Flur angekommen lauschte er gespannt um heraus zu finden wo Ren hingegangen war. Im ganzen Haus schien es ruhig zu sein, nur eine ruhige und ziemlich leise Stimme konnte er vernehmen. Vage meinte er zu erkennen, dass es Yo war der sprach. Er ging in die Richtung aus der das Gemurmel kam und langsam konnte er klare Worte vernehmen. „ ... das weißt du doch ganz genau! Bitte ich will nicht schon wieder darüber  diskutieren müssen, ja?“ Was meinte er? Endgültig war die Neugierde des Ainus geweckt und lautlos legte er die letzten Schritte zurück bis er direkt neben der Tür zum Wohnzimmer stand. „Dann solltest du endlich einsehen, dass ich recht habe! Dann müssten wir das nicht immer so schroff ausdiskutieren sondern könnten-“ „Verschon uns mit deinen kranken Fantasien!“ Nun hatte sich auch Anna eingemischt. Aber wenn es Horo richtig gehört hatte, war sie nur aus dem Nebenzimmer hinzugekommen. Er hatte deutlich Schritte gehört. „Wer ist hier krank? Du hast doch keine Ahnung, du …“, er merkte wie gereizt Ren war. Das klang sogar noch schlimmer als heute Mittag! „Ein falsches Wort und du wirst es bereuen!“ Man hörte Yo deutlich seufzen. Horo meinte sogar fast ein gemurmeltes „nicht schon wieder“ vernommen zu haben. Aber Ren und Anna gifteten sich inzwischen zu laut an um das genau gehört haben zu können. Der Ainu war inzwischen richtig mitgerissen von den Geschehnissen. Er hatte keine Ahnung um was es genau ging, aber er war sich verdammt sicher, dass er es jeden Moment erfahren würde! Er schluckte schwer während er sich weiter auf die Stimmen konzentrierte. „Ach du bist doch nicht mehr ganz dicht!“ „Pha, das sagt die Richtige!“ „Du-“ „Hey, hey, jetzt hört schon auf, das hat doch keinen Sinn!“, mischte sich plötzlich Yo ein. Den Schritten nach die er wieder gehört hatte, hatte sich der Asakura wohl zwischen die Beiden gestellt oder so. Eine ganze Weile war es nun still und Horo konnte sich richtig vorstellen, wie sich Anna und Ren noch weiter böse Blicke zuwarfen. Aber dann meinte Anna wieder mit relativ ruhiger Stimme: „ Du hast recht, Yo. Was mach ich mir überhaupt noch die Mühe, zu versuchen ihn wieder zur Vernunft zu bringen.“ Horohoro meinte schon den Ansatz einer patzigen Antwort Rens darauf vernommen zu haben. Aber aus irgendeinem Grund sprach er nicht weiter. Hatte Yo ihn mit irgendeiner Geste oder einem Blick gebeten lieber ruhig zu sein? Seine Gedanken rasten. Kurzentschlossen stieß er sich wieder von der Wand ab, an der er bis eben gelehnt hatte und trat die  weinigen Schritte auf die Tür zu. Die zwei hatten eh so laut gestritten, dass er sie sicher bis raus gehört hätte. Da wäre es sicher nicht auffällig wenn er jetzt auch mal nachschauen kommt. Genau. Er nickte sich noch einmal selbst zu ehe er die Tür sachte aufschob und mit einem fragendem Blick ins Zimmer trat. Nicht weit vor ihm stand Ren. Er hatte sich gerade zu ihm umgedreht und sah ihn verwundert an. Daneben stand Yo, der immer noch eine Hand in Richtung Ren erhoben hatte. So hatte er ihn wohl zum Schweigen gebracht. Hinter Yo stand Anna. Beide sahen sie ihn weniger verwirrt, sondern eher entschuldigend an. „Ähm ... was schreit ihr denn so rum...? Ist irgendwas passiert?“, fragte der Ainu schließlich unsicher. Irgendwie fühlte er sich grade doch reichlich fehl am Platz. Er hätte wohl doch weiter unbemerkt zuhören sollen. Wieder trat für eine ganze Weile Stille ein. Horohoro sah schon zwischen den Dreien unschlüssig hin und her. Am Liebsten wäre er einfach wieder gegangen, aber das war wohl etwas zu spät. Schließlich gab Anna ein entnervtes Geräusch von sich und schritt dann an ihm vorbei aus dem Raum. „Nichts weiter. An das Gestreite wirst du dich wohl gewöhnen müssen. Das ist hier leider zum Alltag geworden.“ Die letzten Worte konnte er nur noch recht leise hören weil sie bereits den halben Flur entlanggelaufen war. Aber das hinderte ihn nicht daran nun Ren und Yo verdutzt anzusehen. Letzterer lächelte nur wieder entschuldigend wohingegen Ren die Augen verdrehte. „Ich geh dann mal das Abendessen machen.“, meinte Yo noch ehe er ebenfalls den Raum verließ und geschwind in Richtung Küche davonlief. Na toll, also hatte er doch nicht erfahren, was hier von statten ging. Er konnte sich nur knapp davon abhalten enttäuscht zu seufzen, aber sein Blick war dafür mehr als eindeutig. Ren schüttelte kurz seinen Kopf ehe er sich auch wieder in Bewegung setzte. „Sei lieber froh, dass du nicht weißt, was es damit auf sich hat ...“ Horo sah ihm kurz überrascht nach während er an ihm vorbei ging. Dann aber wurde sein Blick wieder ernst und er lief dem Chinesen langsam nach. „Es interessiert mich aber. Ihr seid schließlich meine Freunde. Da kann ich doch nicht einfach tatenlos zusehen, wenn ihr solche Probleme miteinander habt.“ Ren blieb erstaunt stehen und sah Horohoro mit einem undefinierbaren Blick an. Dieser sah nur erstaunt zurück und wollte schon fragen was los sei. „Du hast dich echt kein Bisschen verändert, Horo.“ Verwirrt blinzelte der Ainu und legte den Kopf schief. „Wie meinst du das...?“ Genervt seufzte der Chinese. „Ganz einfach: Du bist immer noch genau so ein naiver Volltrottel wie früher.“ Mit diesem Satz drehte er sich wieder ab und setzt seinen Weg fort. Beleidigt lief der Ainu ihm wieder nach und verschränkte seine Arme. „Ey, ich hab das ernst gemeint, klar?!“ „Ja und? Ich auch.“, war Rens gleichgültige Antwort. Nun reichte es Horo endgültig. Entschieden hielt er Ren an der Schulter fest und drehte ihn leicht zu sich um. Doch noch ehe er etwas sagen konnte, würde seine Hand wieder von der Schulter des Chinesen genommen. „Nicht so ruppig, Kleiner.“, vernahm er Haos ruhige Stimme. Wo kam der denn nun so plötzlich her?! Der Asakura lächelte ihm beschwichtigenden zu ehe er den selben Blick auch Ren zuwarf. Dieser gab noch ein genervtes Schnauben von sich bevor er sich wieder abwand und seinen Weg endgültig fortsetzte. Vollkommen von der Rolle sah der Ainu zwischen dem gehenden Ren und dem breit grinsendem Asakura neben sich hin und her. Was hatte das denn nun wieder zu bedeuten, verdammt?! Kapitel 3: ----------- Am Abend lag er noch lange wach. Immer wieder gingen ihm die Ereignisse, des vergangenen Tages durch den Kopf. Er fühlte sich als hätte er den ganzen Tag Unmengen an Dingen erlebt und gesehen. So wie man sich fühlt wenn man den ganzen Tag in einem tollen neuen Freizeitpark verbracht hat oder etwas Derartiges. Immer wieder versuchte er die Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen, indem er sich in seinem Futon umdrehte, aber es brachte einfach nichts. Obwohl er furchtbar müde war – allein von der langen Anreise die er hinter sich hatte – wollten seine Augen einfach nicht zufallen und ihm seine verdiente Ruhe gönnen. Wenn Horo aus dem Fenster sah, konnte er den sternenklaren Himmel sehen, nur durch ein paar Baumwipfel leicht verdeckt. Den Mond hatte er zeitweise auch sehen können, aber inzwischen war er längst aus seinem Blickfeld verschwunden. Seufzend richtete Horo sich auf und vergrub sein Gesicht in den Händen. Dann fuhr er mit einer Hand flüchtig durch seine Haare, um sie aus seinem Gesicht zu kämmen, und stand dann auf. Er würde kurz in die Küche gehen und sich was zu trinken besorgen. Hoffentlich wurde das dann doch noch was mit dem schlafen.   Die darauffolgenden Tage waren eher ereignislos. Der Ainu bekam es zwar immer wieder am Rande mit wenn sich irgendwer, irgendwo im Hause Asakura stritt, jedoch war er meist zu beschäftigt mit den Aufgaben, die Anna ihm aufgetragen hatte, so dass er keine Chance hatte neue Informationen zu sammeln. Wobei, selbst wenn er in der Küche stand konnte er fast wortgenau verstehen was Anna und Ren oder Hao und Anna oder sonst wer sich zu sagen hatte – selbst wenn diese Personen sich am anderen Ende des Hauses aufhielten. Sehr aufschlussreich war das was er verstand nun wirklich nicht. Aber immerhin war er abends meist von der ganzen Arbeit oder dem Höllentraining – warum auch immer er das überhaupt mitmachte – so geschafft, dass er ohne Probleme einschlief. Das hieß jedoch nicht, dass er sich keine Gedanken mehr machte. Nach wie vor war seine Neugierde groß, und natürlich wollte er helfen die Streitereien zu schlichten. Zugegeben inzwischen mehr, weil es ihn nur noch nervte. Aber stellt euch vor, ihr wärt in seiner Situation: Man erholt sich von dem gerade beendeten Putzmarathon. Die Sonne scheint einem fröhlich entgegen während man im Hinterhof liegt – unentdeckt von Anna und somit außer Gefahr vor neuen Aufgaben. Man hört vereinzelt ein paar Vögel zwitschern und das Rauschen des Windes. Sonst nichts, pure Stille. Und plötzlich ertönen liebliche Stimmen von irgendwoher, die sich verkünden wie sehr sie doch etwas gegeneinander haben. Kann der Tag nicht schöner sein? Jap, könnte er. Indem sich endlich alle wieder vertragen und die Ruhe nicht immer dann gebrochen wird, wenn Horohoro gerade meint eine ruhiges Plätzchen gefunden zu haben.   Gerade eben war auch wieder so ein Moment. Gut, eigentlich hatte er von Anna den Auftrag bekommen den Dachboden aufzuräumen. Jedoch würde sie sicher nicht hier hock geklettert kommen um zu überprüfen ob er auch ja fleißig ist. Ganz im Gegenteil. Es kam Horohoro eher so vor, als ob sie ihn einfach nur los sein wollte. Naja, das war sie jetzt ganz sicher auch. Sich genüsslich streckend ging der Ainu auf das kleine Fenster zu. Er öffnete es und streckte dann seinen Kopf hinaus. Viel sah er von da aus jedoch nicht. Direkt unter ihm war das Dach des Vorhauses, dann sah er nur noch ein Stück der Straße und ein paar Sträucher und Bäume. Er streckte sich so weit wie möglich hinaus, in der Hoffnung den Hof erspähen zu können. Leider war das Fenster so klein, dass nicht viel mehr als sein Kopf hindurch passte. Lies sich wohl nichts machen. So zog er seinen Kopf zurück und sah sich noch mal auf dem Dachboden um. Eigentlich war dieser an allen Seiten so gut es geht zugestellt und nur ein kleiner Gang in der Mitte war noch begehbar – wenn man das denn so nennen wollte. Durch eben dieses „Gang“ war er zum Fenster gelangt. Wie um alles in der Welt stellt Anna sich das vor hier aufzuräumen?! Gelangweilt griff der Ainu nach einem Karton in seiner Nähe und öffnete diesen. Es befanden sich irgendwelche alten Bücher darin. Aufgefallen waren ihm hier oben auch ein kaputtes Regal und alte, ebenfalls kaputte, Schiebetüren. Dazwischen überall Kartons in allen Größen und Kleiderhaufen, die scheinbar noch zu irgendetwas gut sein sollten. Nachdenklich kratze Horohoro sich am Hinterkopf. Gerade hatte er sich dazu entschieden, erst mal die Kisten ordentlich zu stapeln, da hörte er wie irgendjemand die Treppe zu ihm hinaufpolterte. Überraschte drehte er sich in Richtung Tür und sah wie Hao dort gerade hineinkam. Dieser sah ihn ebenso überrascht an. Der Blauhaarige brachte nur ein verwirrten „Ähm…“ hervor, wohingegen Hao gar nichts sagte. Auch toll. So lässt es sich wunderbar kommunizieren. Horohoro räusperte sich noch einmal und fragte schließlich: „Was gibt’s denn…? Will Anna irgendwas von mir, oder so?“ Der Asakura schüttelte nur gleichgültig den Kopf. Aber eine wirkliche Antwort wollte er scheinbar nicht geben. Wie reizend… Noch ehe sich Horohoro dazu durchringen konnte, einen erneuten Versuch zu starten mit Hao zu reden, tauchte plötzlich Ren hinter Hao auf. Dieser sah ebenfalls erst mal verwirrt drein, fragte dann jedoch direkt, was die beiden Anderen denn hier machen würden. „Anna hat gesagt ich soll hier aufräumen!“, äußerte sich der Ainu. „Was der da hier macht weiß ich nicht.“ Damit zeigte er auf Hao, welcher darauf nur dümmlich grinste. Ren schien noch einen Augenblick lang zu überlegen ehe er gelangweilt mit dem Schultern zuckte und sich dann einfach wieder zum gehen wandte. Horo blinzelte einige Male verwirrt als er dabei zusah wie Ren wieder davonging. Als sich nun auch Hao davonmachen wollte ging er schnell auf diesen zu und hielt in an der Schulter fest. „Kannst du mir vielleicht erklären was hier grade abgeht…? Langsam begreife ich echt gar nichts mehr!“ Er sah dabei total verwirrt zwischen Hao und der Treppe nach unten hin und her. Diese ganze Situation ergab für ihn sowas von keinen Sinn! Hao befreite sich sachte von der Hand des Ainus und meinte gelassen: „Frag Ren. Wenn es dir jemand erzählen sollte, dann er.“ Im nächsten Moment war er schon die Treppe hinab verschwunden. Nachdenklich fasste Horo sich ans Kinn. Irgendwie hatte er schon mitbekommen, dass Ren etwas mit diesem „großen“ Geheimnis zu tun hat. Nur waren bisher jegliche Versuche Ren zum reden zu bekommen, kläglich gescheitert. Langsam machte er sich wieder an seine Arbeit und überlegte dabei fieberhaft wie er nun vorgehen könnte, damit Ren ihm erklärte, was hier los war. Jegliche Versuche um indirekt oder heimlich hinter das Geheimnis zu kommen waren fehlgeschlagen, also half nur noch der direkte Weg. Nur wie fragte er am Besten oder besser, was für Argumente brachte er an, um davon zu überzeugen, dass er das unbedingt wissen musste? Er spürte regelrecht wie sein Kopf qualmte von dem ganzen Denken…   Am Abend begab sich Horohoro hinaus in den Garten, wo Ren wie Meistens um diese Zeit trainierte. Erst beobachtete er ihn nur aus einiger Entfernung, unschlüssig darüber ob er ihn jetzt wirklich einfach ansprechen konnte, trat dann aber tatsächlich näher. Als der Chinese ihn bemerkte, hielt er kurz inne und warf ihm einen fragenden Blick zu. „Ähm also … “, fing der Blauhaarige an und schluckte noch einmal schwer ehe er fortfuhr: „Ich wollte mit dir reden, Ren.“ „Aha. Und über was?“ „Ich … ich wollte dich darum bitten, mir zu erklären, was es mit dieser ganzen Geheimnistuerei auf sich hat.“, erklärte der Ainu. Er schaffte es dabei nur mit Mühe und Not seinen Blick möglich überzeugt auf Ren gerichtet zu halten. Innerlich befürchtete er schon für diese Bitte gleich einen Kopf kürzer gemacht zu werden. Jedoch wand sich Ren nur desinteressiert von ihm ab und führ mit seinem Training fort. „Warum interessiert dich das eigentlich so? Du hast immerhin nichts damit zu tun.“ Kurz überlegte Horohoro noch wie er sich jetzt am Besten ausdrücken sollte, meinte dann aber recht sicher: „Zum Einen, weil ihr nun mal meine Freunde seid und ich euch helfen möchte, das ist ja wohl klar. Aber ich kann auch nicht leugnen, dass meine Neugierde durchaus auch eine Rolle spielt. Und außerdem … mache ich mir Sorgen. Um dich.“ Erstaunt blickte Ren auf. Er konnte dem Ainu genau ansehen, wie ernst diese Antwort gemeint war und auch so war es eine typische, fast schon zu ehrliche Antwort. Ein langgezogener Seufzer entfuhr ihm ehe er meinte: „Trotzdem. Es geht dich nichts an. Zudem hat Anna in diesem Fall ausnahmsweise recht wenn sie sagst, dass es so besser für dich ist.“ „Finde ich aber nicht!“, gab Horohoro darauf ernst zurück. Einige Augenblicke sahen die Beiden sich nur so an, als ob sie den jeweils anderen nur durch Blickkontakt umstimmen wöllten. Schließlich fuhr der Ainu aber fort. „Was meinst du wie mich das nervt, wenn ihr euch dauernd so streitet und ich nichts dagegen machen kann, weil ich ja um Himmels Willen nicht wissen darf um was es geht! Als ob die Welt untergehen würde, pah!“ „Es verlangt ja keiner von dir, dass du hier wohnst! Dann geh halt zurück nach Hokkaido oder was weiß ich wohin.“, mit verschränkten Armen sah Ren ihn an und man sah ihm an, dass er nicht gerade davon begeistert war sich nun auch noch mit dem Ainu auseinandersetzen zu müssen. „Meinst du vielleicht da würde ich mir plötzlich keine Sorgen mehr machen, nur weil ich euch nicht mehr sehe?!“ Horo atmete einmal tief ein nach dem er zuende gesprochen hatte. Ihm war gar nicht gleich aufgefallen, dass er sich so in die Diskussion reingesteigert hatte. Sich jetzt aber auch noch mit Ren zu streiten, war ganz und gar nicht in seinem Sinne gewesen. Der Chinese wendete sich jedoch nur gleichgültig ab und meinte dazu: „Tss, das kann mir dann doch egal sein. Immerhin kannst du mir so nicht mehr auf die Nerven gehen…“ Horo sah ihn darauf ziemlich beleidigt an, jedoch bemerkte er dadurch auch, dass die Aussage nicht allzu ernst gemeint war und so gab er eher spaßeshalber zurück: „Ich kann auch alle paar Minuten hier anrufen und fragen ob ihr noch lebt und euch auch ja nicht gegenseitig umgebracht habt oder so, das ist kein Problem!“ Scheinbar total genervt verdrehte Ren daraufhin die Augen und meinte mehr als abwehrend: „Bloß nicht!“ Daraufhin grinste der Ainu und ergänzte: „Siehst du! Also sollte ich lieber hier bleiben und direkt auf euch aufpassen.“ Noch ehe Ren darauf ein fieses Kommentar von sich geben konnte fuhr Horo aber schon fort: „Aber wir sind ja voll vom Thema abgekommen! Du wolltest mir doch was erzählen, nicht wahr, Ren?“ Wieder schlich sich ein breites Grinsen auf sein Gesicht, wohingegen Ren wieder recht gleichgültig dreinschaute und so tat als wüsste er nicht wovon der Ainu sprach. Dieser sah ihn darauf wieder leicht beleidigt an und entschied sich einfach dafür ihn so lange anzustarren, bis er von selbst mit der Sprache rausrückte. Und tatsächlich gab Ren schon nach recht kurzer Zeit nach und meinte mit einem Seufzen, dass Horo sich im Nachhinein nicht beschweren solle, da er immerhin gewarnt wurde. Kurz schwieg er noch und schien zu überlegen wie er sich am Besten ausdrücken sollte, ehe er schließlich meinte: “Nun, Anna hat ein Problem mit mir …“ Horo nickte zustimmend. Das hatte sogar er mitbekommen. Nur das Warum konnte er sich einfach nicht zusammenreimen! „Weil, naja…“ Er starrte Ren mit großen Augen an und traute sich kaum zu atmen vor Aufregung. Endlich würde er mal eine Antwort auf seine Fragen erhalten! Ren sah man an, dass er noch mit sich rang, ob er das Horo wirklich verraten sollte. Aber er wusste auch genau, dass der Ainu ihn einfach weiter nerven würde bis er mal mit der Sprach rausrückt. Also sollte er das lieber jetzt hinter sich bringen, dann hätte er wenigstens seine Ruhe... „Weil ich in Yo verliebt bin.“ Kapitel 4: ----------- Verdutzt blinzelte der Ainu einige Male. Hatte er das gerade richtig verstanden? Er war sich ziemlich sicher sich nicht verhört zu haben, aber meinte Ren das jetzt wirklich ernst oder wollte er ihn nur verarschen? Zu zutrauen wäre es ihm ja aber andererseits … ja diese Erklärung ergab durchaus Sinn. Klar wäre Anna dann total stinkig auf ihn, schließlich war sie eigentlich glücklich mit Yo zusammen. Aber … wie um alles auf der Welt kommt Ren auf die Idee sich ausgerechnet in Yo zu verlieben, das macht doch gar keinen Sinn! Etwas verwirrt kratze er sich am Kopf und suchte dabei immer noch nach passenden Worten um auf Rens Geständnis irgendwie zu antworten, ohne dabei Gefahr zu laufen gleich einen Kopf kürzer zu sein. „Ähm … also …“, setzte er an, wurde aber harsch unterbrochen. „Ach, verpiss dich endlich. Du hast gehört was du wissen wolltest, also kannst du mich doch endlich in Ruhe lassen, oder?!“ Ren hatte sich wieder von ihm abgewandt und die Arme verschränkt. Horohoro war sich nicht ganz sicher, was Ren mit dieser abwehrenden Haltung bezweckte aber irgendwie fand er, dass er wenigstens überhaupt etwas darauf antworten sollte - ehe er sich tatsächlich aus dem Staub machen würde. „O-okay, also danke, dass du so ehrlich warst und naja … wenn du vielleicht jemanden brauchst um darüber zu reden oder so – ich bin immer gerne für dich da, ja?“ Er lächelte den Chinesen noch einmal aufrichtig an, auch wenn dieser das nicht sehen konnte, und ging dann ins Haus zurück. Innerlich war er ziemlich stolz auf sich, denn wie er fand hatte er sich wirklich gut ausgedrückt. Ren war nicht dumm, er würde sicher verstehen, dass er damit auch sagen wollte, dass er kein Problem mit der Situation hatte. Gut den Kummerkasten wollte er nicht wirklich spielen. Er war nicht gerade geschickt bei so etwas, aber bei Ren erwartete er auch nicht, dass dieser nun tatsächlich ankommen und sich den Mund fusselig reden würde. Aber er würde verstanden haben, dass Horohoro ihn nur wegen so etwas jetzt nicht verachten würde oder dergleichen. Das war die Hauptsache.   Am späteren Abend saß Horo noch zusammen mit Yo und Anna im Wohnzimmer und erzählte ihnen, was er nun herausgefunden hatte. Diese waren im ersten Moment eher überrascht, dass Ren es ihm tatsächlich erzählt hatte – und noch dazu so schnell. Aber es überwog eine eher entspannende Atmosphäre. Ein Thema weniger dass man im Haus nicht hatte offen ansprechen dürfen. Noch bis spät Abends saß er mit Yo im Wohnzimmer, auch lange nachdem Anna schon schlafen gegangen war. Sie redeten erst nur über belanglose Dinge, Videospiele oder Musik. Doch umso später es wurde umso ernster wurden die Themen. „Wie lange wohnen Ren und … Hao eigentlich schon hier…?“, setzte Horo schließlich an. Es war offensichtlich in welche Richtung er das Gespräch lenken wollte. Sein Gegenüber seufzte schwer, antwortete aber schließlich: „Mein Bruder ist seit 1,5 Jahren hier – bereits kurz nach dem Ende des Shamanenturniers habe ich ihn eingeladen. Ren ist seit einem halben Jahr da.“ Kurz schwieg der Ainu, doch dann äußerte er seine Frage laut, hätte er es ja doch sowieso nicht für sich behalten können. „Ein halbes Jahr schon? … War er die ganze Zeit schon so … naja haben er und Anna sich die ganze Zeit schon so gestritten?“, er hatte beim Reden den Blick auf den Tisch gesenkt. Zu sehr war er in Gedanken und auch Verwunderung darüber, dass Anna den Chinesen nicht einfach vor die Tür setzte. Yo antwortete nicht darauf, er schien zu überlegen, ob oder wie er darauf antworten könnte. Horohoro lehnte sich zurück und starrte nun stattdessen an die Decke. Aber auch diese gab ihm keine Antworten auf all die Fragen. Nach einer ganzen Weile schließlich, meinte der Ainu: „Irgendwie begreif ich das alles nicht. Warum hat Anna Ren nicht einfach vor die Tür gesetzt? Passen würde es zu ihr…“ Leicht lächelte der Asakura darauf. „Ja, das wollte sie auch erst. Aber ich weiß auch nicht wieso sie ihre Meinung geändert hat.“ „Hmm, ach so…“, antwortete er darauf nur. Es gab also auch Dinge, die nicht einmal Yo wusste? „Horohoro, darf ich dich um etwas bitten?“, sprach dieser ihn erneut an – der Ainu nickte nur knapp. „Bitte, kümmer dich um Ren. Er kann gerade einen guten Freund mehr gebrauchen als alles andere. Aber wenn ich weiter versuche dieser Freund zu sein, versteht er das ganze nur weiter falsch…“, er stockte kurz. Aber Horohoro wusste auch so, wie Yo es gemeint hatte und nickte erneut, mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. „Klar, das hatte ich eh vor! Du kannst auf mich zählen!“ Nun lächelte auch Yo, in seiner typischen Art. Horohoro fiel auf, dass er viel weniger lachte und grinste als früher. Ihn musste diese ganze Geschichte echt mitnehmen. Umso motivierter war er selbst zu helfen oder zumindest so gut es ging für seine Freunde da zu sein. „Aber es ist schon spät, lass uns lieber erstmal schlafen gehen!“, während er das sagte, stand Yo auch sogleich auf und begab sich in den Flur. Horo folgte ihm und nachdem sie sich noch kurz ‚Gute Nacht‘ gesagt hatten, waren sie in ihre jeweiligen Zimmer verschwunden.   Am nächsten Morgen war von Horohoros Motivation nicht mehr allzu viel übrig. Draußen regnete es in Strömen, was schon mal ein guter Grund für schlechte Laune war wie er fand. Zudem waren scheinbar auch alle anderen in ziemlich schlechter Laune. Ren weil er nicht trainieren konnte. Anna weil sie gezwungen war mit eben genannten in einem Zimmer zu sitzen. Hao weil…ja warum eigentlich? Da war sich Horo nicht so sicher. Und Yo war augenmerklich angespannt, weil er einen erneuten Konflikt zwischen Anna und Ren befürchtete…und das alles andere als grundlos. Als der Ainu den Raum betrat herrschte betretenes Schweigen. Nur der Fernseher lief, aber außer Anna schien niemand auf das Programm zu achten. Kaum, dass der Ainu sich zu Ren und Hao an den Tisch gesetzt hatte, wurde er von beiden böse angefunkelt. Holla! Dabei hatte er noch nicht einmal was gesagt! Einen Moment überlegte er ob es nicht schlauer wäre einfach zu gehen…aber zugleich erinnerte er sich an das Versprechen an Yo. Neuen Mut daraus schöpfend meinte er schließlich: „Hey, hat jemand von euch Lust mit mir in die Stadt zu gehen?“ – nun mischte sich Verwunderung in die Blicke der anderen – „Naja, bei dem Wetter kann man ja nicht viel Sinnvolles machen…ich dachte daran gemeinsam ins Kino zu gehen oder so? Hab ich ewig nicht gemacht!“, mit einem siegessicheren Grinsen schloss er ab. „Ich passe.“ – okay wenn Hao nicht dabei ist, stört das ja nicht weiter. „Ohne mich.“ – was Ren auch nicht?! „Sorry, ich hab auch nicht so wirklich Lust…“ – Yo sah ihn wenigstens sehr entschuldigend an. Vermutlich wollte er Anna nur nicht mit Ren alleine lassen. „Tja, dann wirst du wohl alleine gehen müssen.“, meinte Anna schließlich trocken, „Aber wenn du schon mal unterwegs bist: Dort liegt die Einkaufsliste. Und vergiss ja nichts!“ „Eh?!“, verwirrt sah er zu dem Tisch, auf den Anna gedeutet hatte. Er stand auf und sah sich besagte Liste an. „Aber, das ist doch viel zu viel!“, entsetzt überflog er die ganzen Stichpunkte. Nie im Leben könnte er das alles alleine tragen!! Geschweige denn, dass er alleine ins Kino gehen wollte! „Ist das mein Problem? Die Liste liegt da schon seit Tagen. Wenn nie jemand einkaufen geht kommt eben immer mehr dazu.“ Als ob Horo bis jetzt von dieser Liste gewusst hätte. Seit er hier war, waren immer Hao oder Yo einkaufen gegangen, Ren schien sich vor dieser ‚Pflicht‘ komplett zu drücken. Ein entschuldigender Blick von Yo und ein leicht schadenfrohes Grinsen von Hao blickten ihm entgegen. Rens Gesicht konnte er nicht sehen, aber es war sicherlich total desinteressiert. Zur Verwunderung aller erhob sich Ren plötzlich und nahm Horo die Einkaufsliste ab. Kurz sah er sie sich an, ohne dabei eine Miene zu verziehen. Dann drehe er sich wieder zu den anderen um: „Echt mal Anna, was willst du mit dem ganzen Scheiß?“, er grinste und fügte noch hinzu, „Und dann schickst du ihn auch noch alleine los, was kann Horo bitte für deine miese Laune?“ Die Angesprochene drehte sich um und warf dem Chinesen einen bitterbösen Blick zu. Erschrocken sah Horo zwischen den beiden hin und her. Hatte er etwas nun ungewollt einen Streit losgetreten? Oh nein!! Doch ehe noch jemand etwas sagen konnte, erhob Ren erneut das Wort. „Ich jedenfalls bin nicht so ein launisches Biest wie du.“, damit wand er sich ab und packte Horo am Arm, „Komm, ich werde dir beim Einkaufen helfen.“ Damit zerrte er den verdatterten Ainu hinter sich her. Dieser sah noch wie Anna bereits aufgestanden war und wutentbrannt hinter ihnen her wollte. Aber Yo war schon dabei sie zu beruhigen. Zum Glück! Für einen Moment hatte Horohoro wirklich Angst um sein Leben. Es gibt sicher nicht viele, die es überlebt haben Anne sowas an den Kopf zu werfen…   Die zwei Schamanen zogen sich schnell wetterfest an und nahmen noch jeder einen Schirm mit, ehe sie das Asakura-Anwesen verließen. Ren grinste dabei immer noch vor sich hin – scheinbar war er auch noch stolz auf diesen Abgang. Der Ainu konnte darüber nur den Kopf schütteln, aber er sollte wohl lieber nichts dazu sagen. Denn alleine wollte er diesen Monstereinkauf sicher nicht erledigen!! Und naja, eigentlich hatte er doch erreicht was er wollte…irgendwie… Zumindest waren Anna und Ren nicht mehr im selben Raum und konnten sich nicht gegenseitig die Köpfe abbeißen. Das musste für den Anfang reichen. Kapitel 5: ----------- Gemächlich gingen sie den Fußweg entlang, auf dem Weg zur nächsten Straßenbahnhaltestelle. Der Regen prasselte auf ihre Schirme und in weiter Ferne konnte man einige Blitze am Himmel sehen. Das Donnern war über den lauten Regen kaum zu hören. Sie mussten nicht lange auf die nächste Bahn warten und waren froh wieder im Trockenen zu sein, auch wenn es nur vorübergehend war. „Willst du nicht mal ‚Danke‘ sagen?!“, fragte Ren plötzlich. Die ganze Zeit hatten sie kein Wort gewechselt und Horo war auch viel zu sehr in Gedanken gewesen. Er wusste nicht gleich wie er darauf antworten sollte. Er würde am liebsten einfach offen sagen was er dachte, aber gleichzeitig wollte er auch nicht undankbar erscheinen. Im Grunde war er ja froh über die Hilfe – nur eben nicht über diese Aktion vorhin. Er seufzte und sah Ren ernst an. „Versteh mich nicht falsch, ich bin dir dankbar für deine Hilfe…aber es ist ja wohl offensichtlich, dass du nur hier bist um Anna eine reinzuwürgen und nicht um den helfenden Engel zu mimen.“ Er hätte es ja doch nicht geschafft drum herum zu reden, geschweige denn Ren anzulügen. Hoffentlich war dieser jetzt nicht zu sauer… Aber erstaunlicher Weise zuckte Ren nur gleichgültig mit den Schultern. „Leb damit.“ Hm, wohl oder übel hatte er damit sogar recht. Egal ob ihm dieses Verhalten passte oder nicht, er würde sich damit abfinden müssen. Aber er wäre nicht Horohoro, wenn er das ernsthaft tun würde!   Einige Zeit später, waren sie schließlich wieder auf dem Heimweg. Der Regen war sogar noch stärker geworden und das Gewitter schien inzwischen direkt über ihnen zu sein. Laut grollte der Donner und immer wieder erhellten Blitze den Weg. Es dämmerte bereits und durch die Straßenlaternen war der Gehweg nur spärlich beleuchtet. Erleichtert setzten sie die vielen Einkaufstüten ab, als sie endlich wieder daheim waren. Ihre Schuhe waren triefend nass und auch sonst fühlten sie sich ziemlich aufgeweicht. Aber Zeit zum Verschnaufen blieb keine, denn kaum dass sie die ersten Schritte in den Flur machten, kam ihnen Yo entgegen und bedeutete sie leise zu sein. Suchend blickte er sich dabei um, aber außer ihm war sonst niemand da. Erleichtert atmete er auf und meinte flüsternd: „Bitte, Anna darf nicht bemerken, dass ihr wieder da sein! Sie ist unheimlich wütend auf dich, Ren!“ Ren sah nur zu Seite und schien schon etwas darauf antworten zu wollen, jedoch sprach Yo bereits weiter. „Kümmerst du dich bitte auch noch um da Abendessen? Ich weiß, du hast heute nicht Dienst, aber ich denke Anna ist kurz davor dich vor die Tür zu setzten...“ Sorge spiegelte sich in seine Augen wider und gleichzeitig hätte er kaum noch bettelnde dreinschaun können. „Und wie soll mir das da noch helfen?“, fragte Ren dennoch scharf nach, „Soll sie halt machen, wenn sie sich traut…“ Erneut bedeutete Yo ihn leise zu sein, woraufhin der Chinese nur die Augen verdrehte. „Sie will, dass du dich entschuldigst. Und ich brauch dich nicht zu fragen um zu wissen, dass du das sicher nicht tun wirst. Deshalb mach bitte das Abendessen und sie wird das schon als eine Art indirekte Entschuldigung verstehen. Bitte, Ren!“ Eine gefühlte Ewigkeit sagte keiner etwas und Yo sah Ren nur weiter bittend an, während dieser den Blick ernst erwiderte. Doch dann seufzte der Chinese und gab nach. „Na meinetwegen. Aber ich mache das für dich, nicht für sie! Dass das klar ist!“ Damit nahm er sich ein paar der Einkaufstüten und ging zur Küche. Horohoro hatte die ganze Zeit nur danebengestanden und die beiden beobachtet. Erst war er überrascht, dass Yo tatsächlich solche Angst vor Anna hatte. Aber er begriff, dass er – wohl eher unbewusst – besonders betont auf Ren einredete. Wenn er wirklich immer so mit ihm sprach und vor allem mit so großen Kulleraugen um etwas bat, war es kein Wunder, dass Ren so auf seinen Gefühlen beharrte…ja sich vermutlich sogar ernsthaft Hoffnungen machte. Der Asakura atmete inzwischen erleichtert auf und wollte schon wieder nach oben gehen, als der Ainu ihn kurzerhand an der Schulter festhielt. „Yo?“ Überrascht blieb er stehen und drehte sich um. Hatte er bis eben gar nicht gemerkt, dass Horo die ganze Zeit hier war? Unschlüssig kratzte sich der Asakura am Hinterkopf und drehte sich wieder zu Horohoro um. „Wenn du tatsächlich immer so mit ihm redest, braucht es dich nicht zu wundern, dass er so an dir klebt…“, ernst sah er seinen Gegenüber an. Verdutzt blinzelte Yo. „Häh?“ Der Ainu seufzte. Es war Yo also echt nicht bewusst. Nunja, es könnte natürlich auch krasser sein, aber trotzdem. Wenn es selbst ihm aufgefallen war, musste das doch was heißen! „Ich meine, die Art wie du gerade auf ihn eingeredet hast und die Show mit dem Bambi-Blick und alles. Ich hatte fast erwartet, dass du dir dessen nicht selbst bewusst bist, aber mit sowas machst du ihm doch erst so falsche Hoffnungen.“ „A-aber“, setzte Yo an und stockte dann, ehe er um einiges leiser weiter redete, „Verhalte ich mich wirklich so…?“ Der Ainu nickte nur. Es war ihm schon vorher einige Mal leicht aufgefallen, aber gerade eben…da wurde er sich richtig bewusst, was dahinter steckte. Dass hier einer der Problempunkte lag. Zugegeben, er kam sich gerade unheimlich schlau dabei vor. Gleichzeitig zweifelte er aber auch unheimlich daran, wie er sich verhalten sollte und ob es richtig war Yo so direkt darauf an zu sprechen. Auch wenn er damit nur helfen wollte, so konnte es immer auch das Gegenteil bewirken. Erneut seufzte er. „Also ich geh Ren mal helfen…denk einfach mal darüber nach, ja?“ Yo nickte und lächelte ihn sogar breit an. „Ja, danke!“ Horohoro lächelte noch kurz zurück ehe er die verbliebenen Einkaufstüten aufnahm und weiter zur Küche ging. Dort angekommen, sah er dass Ren bereits abgefangen hatte Gemüse und Fisch fürs Abendessen vor zu bereiten. Schnell leerte er die Taschen und machte sich dann daran schon mal den Reis zu kochen. Als er sich dann zu Ren an den Küchentisch setzte um auch beim Gemüseschneiden zu helfen sah dieser verwundert auf. Schnell senkte er den Blick jedoch wieder und meinte: „Du musst mir nicht helfen.“ Der Ainu grinste nur, ohne dabei auf zu sehen. „Ich weiß. Aber ich möchte dir nun mal helfen.“ Ren schnaubte darauf nur und so meinte Horo noch: „Leb damit.“ Dabei streckte er ihm kurz spaßeshalber die Zunge raus und lachte daraufhin kurz auf. Erst warf ihm Ren dafür einen bitterbösen Blick zu. Es war immerhin sehr klar, dass er auf Rens Aussage von vorhin anspielte. Doch dann schlich sich auch auf sein Gesicht ein kleines Grinsen. „Tja wenn du’s so drauf anlegst: Da hast du die Zwiebeln. Viel Spaß damit!“ „Eh?! Das ist nicht fair!“     Von beiden unbemerkt stand Hao eine ganze Weile an der Tür und beobachtete sie bei ihrem „Streit“. Sie neckten sich, waren zeitweise kurz davor eine Essensschlacht zu starten und vor allem lachte sie dabei immer wieder. Niemand hatte Ren so zum Lachen bringen können, seit er hierher gekommen war. Nicht einmal Yo.     Am Abend kümmerte sich Ren auch um den Abwasch und Hao half ihm diesmal dabei. Horo blieb im Wohnzimmer sitzen, satt und glücklich. Ja irgendwie war das doch ein ganz guter Tag gewesen. Denn den ganzen Tag war kein richtiger Streit eskaliert. Wenn man denn diese kleine Aktion vom Vormittag nicht mitzählte. Yo war irgendwo im Haus unterwegs und so saß er mit Anna allein im Zimmer. Sie wirkte nicht mehr allzu sauer, aber trotzdem angespannt und sah starr auf den Tisch hinunter, auf dem sie sich mit einem Arm abstütze. Irritiert legte der Ainu den Kopf schief. Ihm fiel auf, dass sie auch ziemlich blass aus sah. „Alles okay, Anna?“, fragte er also und erhob sich um zu ihr zu gehen. Sie antwortete jedoch nicht und wie er nun merkte, hielt sie sich mit der anderen Hand den Bauch und atmete inzwischen recht schwer. „Hey, Anna! Was…?“ Er kniete sich neben sie und wollte schon vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter legen, als Yo wieder ins Zimmer kam. Erschrocken sah dieser auf und kam auf sie zugestürzt. „Was hast du?“ Endlich reagierte die Itako wieder, jedoch mit erschreckend schwacher Stimme, besonders für sie. „Mir ist…nur etwas übel. Das geht gleich wieder…“ Kurz tauschten Yo und Horohoro ernste Blicke. „‘Etwas‘ ist wohl stark untertrieben! Komm, wir bringen dich auf dein Zimmer!“, meinte Yo noch ehe er Annas linken Arm über seine Schulter legte. Horo tat das gleiche mit ihrem rechten Arm. Dann zogen sie Anna vorsichtig hoch und liefen mit ihr nach oben auf ihr Zimmer. Kaum dass sie auf ihrem Futon lag, verschwand Yo wieder um einen Eimer zu holen – falls sie sich wirklich noch übergeben musste. Horo blieb indes bei ihr sitzen. Es schien ihr schon wieder etwas besser zu gehen, vielleicht hatte sie ja recht und es war gar nicht so schlimm? Yo kam bereits wieder ins Zimmer, stellte den Eimer ab und holte eine Wasserflasche und ein Glas daraus hervor. „Hier trink ein bisschen.“, aufmunternd lächelte er dabei. Gleichzeitig sah man ihm aber auch seine Sorge an. „Es..es geht schon…“, meinte Anna jedoch nur und setzte sich wieder auf. Sie hielt sich immer noch den Kopf, aber langsam bekam sie wieder Farbe ins Gesicht. Der Ainu wollte bereits aufstehen und die beiden alleine lassen, als Anna erneut etwas sagte. „Bitte macht euch nicht solche Sorgen, ich bin nicht krank oder so…“ Ach ja, sie konnte ja Gedanken lesen. Das war sicher unangenehm da mit solch sorgenvollen Gedanken belagert zu werden…aber, wenn sie nicht krank war, was…? „Aber was hast du denn dann?“, fragte der Asakura, noch ehe Horo den Satz zu Ende denken konnte. Anna sah zur Seite weg, ja fast schon verlegen. Horohoro war unschlüssig was er jetzt tun sollte. Irgendwie hatte er das Gefühl hier gerade unerwünscht zu sein. Gleichzeitig war seine Neugierde und auch Sorge aber so groß, dass er nicht anders konnte als sitzen zu bleiben. Anna seufzte schließlich und drehte sich zu den beiden um. „Ich bin schwanger…wir bekommen ein Kind, Yo.“ Kapitel 6: ----------- Anna senkte den Blick wieder und Unsicherheit spiegelte sich in ihren Worten wider. „Also zumindest, denke ich es…ich war noch nicht beim Arzt aber naja…es deutet alles darauf hin.“ Yo sah mehr als überrascht aus und auch Horo fühlte sich gerade total überrumpelt. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet! Noch ehe einer der beiden etwas sagen konnte, fuhr Anna jedoch fort. „Ich habe es auch erst vor ein paar Tagen gemerkt. Da war plötzlich so eine Stimme –nur ganz leise – aber sie war da. Ich …ich konnte die Gedanken unseres Kindes hören, Yo…“ Plötzlich fiel ihr dieser um den Hals. Erschrocken sah sie dabei auf. „Ich freu mich ja so!“, überglücklich umarmte Yo sie weiterhin, „Sicher wird es nicht einfach, aber wir schaffen das schon irgendwie, das weiß ich!“ Er löste die Umarmung wieder und sah ihr nun direkt in die Augen und hielt ihre Hände dabei fest. „Ich bin so glücklich! Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als mit dir eine Familie zu gründen…“ Anna lächelte inzwischen ebenfalls, nickte nur stumm und umarmte Yo erneut. Horohoro war inzwischen längst aufgestanden und zur Tür gegangen. Leise schob er diese hinter sich zu und ließ die beiden alleine. Ja, das war wirklich eine gute Nachricht. Er freute sich für die beiden. Und genau wie Yo zweifelte er nicht daran, dass sie das schon irgendwie hinbekommen würden. Vor sich hin grinsend ging er wieder ins Wohnzimmer und setzte sich vor den Fernseher und ging schließlich später abends schlafen, ohne noch mal einem der anderen Bewohner des Hauses gesehen zu haben.   Am nächsten Vormittag gingen Yo und Anna gemeinsam außer Haus. Ren betrachtete das nur missmutig, sagte aber nichts dazu. Dem Ainu war klar, dass sie wohl zum Arzt gehen wollten, aber sie hatten ihn am morgen gebeten erst einmal niemandem davon zu erzählen. Es fiel ihm zwar nicht leicht, aber was blieb ihm anderes übrig? Diese ganze Geheimniskrämerei nervte ihn wirklich. Klar hatte er inzwischen so einiges Erfahren, aber er hatte einfach so ein Gefühl, dass er eine der schlimmsten Dinge noch nicht wusste…   Während Anna und Yo unterwegs waren, kümmerte Horohoro sich darum in den Fluren zu wischen, räumte im Wohnzimmer auf und staubsaugte. Hao hatte in der Küche geputzt und war bereits am kochen fürs Mittagessen, als Horo kurz vorbei kam. Nach der Arbeit wollte er kurz im Garten entspannen und fand dort Ren – wie immer am trainieren. Der Chinese hatte nur das Bad putzen sollen und war damit schon längst fertig. Aber gut, Horo hatte sich auch nicht wirklich beeilt. Wenn Anna schon mal nicht da war und ihn extra anhetzte… Er setzte sich auf den Rand der Veranda und genoss die Sonne, die heute zum Glück wieder in voller Schönheit schien. Kurz beobachtete er Ren beim Trainieren, driftete aber schnell mit seinen Gedanken ab.   In den letzten Tagen war viel passiert, wie er fand. Besonders die Sache mit Anna gestern Abend. Es wunderte ihn schon, dass Anna so unvorsichtig war. Das passte einfach nicht zu ihr. Kam das auch durch den Stress und die Streitereien? War sie dadurch einfach unaufmerksam…oder? Ja, war es vielleicht sogar Absicht? Im Endeffekt würde das schon ein bisschen passen. Sie würde Ren definitiv zeigen wem Yo wirklich gehörte. Aber würde Anna denn wirklich so etwas Unverantwortliches machen? Der Ainu konnte sich das eigentlich nicht vorstellen und schüttelte den Kopf um diesen albernen Gedanken zu vertreiben! Ach wie konnte er sowas auch denken, das war doch kompletter Schwachsinn! Also weiter im Text. Da war noch die Sache mit Ren an sich. Er hatte zwar gesagt, er wäre in Yo verliebt…aber irgendwie fand Horo sein Verhalten nicht wirklich passend, zumindest aus seiner Sicht. Aber vielleicht lag das nur an Annas Gegenwart. Und vielleicht war sich Ren ja auch bewusst, dass Yo solche Gefühle nicht erwiderte und naja, wollte ihm nicht zu nahe treten oder so? Irgendwie widersprach sich das aber auch alles selbst, arg! Da musste noch mehr dahinter stecken! Aber was? Und da war ja auch noch die Frage, warum Anna ihn nicht einfach rauswirft! War das vielleicht auch der Grund, warum Ren sich  so „zurückhielt“…? Hatte er Anna versprechen müssen, Yo nicht anzurühren? Das würde zumindest ein bisschen was erklären…aber es war ja doch nur eine Vermutung. Naja und dann war da noch Hao. Er sah ihn nicht oft, meistens schien der Asakura unterwegs zu sein. Aber…selbst wenn er mal daheim war, war seine Gegenwart irgendwie…seltsam. Er konnte nicht erklären warum, aber irgendetwas störte ihn daran.   Im Grunde, wenn er so darüber nachdachte…eigentlich hatte er gar keinen Grund sich zu beschweren, denn auch er hatte den anderen nicht gesagt, warum er eigentlich hergekommen war. ‚Um euch alle mal wieder zu sehen‘ hatte er gesagt. Doch im Grunde wusste er, dass es nicht nur das war. Auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte, aber umso länger er hier war umso weniger konnte er es verleugnen. Er lenkte seinen Blick wieder auf Ren. Immer noch schwang er sein Schwert durch die Luft, zerstückelte fiktive Gegner, formte ein Oversoul und löste es wenig später wieder. Horo hätte ihm stundenlang dabei zusehen können. Er selbst hatte ewig nicht mehr trainiert, nicht so jedenfalls. Er hatte sich um die Kolopokulu gekümmert und inzwischen hatten sie ein recht ansehnliches zuhause. Aber davon abgesehen…und warum sollte er auch? Der Shamanenkampf war doch vorbei. Warum trainierte Ren also noch?   Dennoch schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Er stand auf und ging schnell in sein Zimmer. Nach kurzer Suche fand er in seiner Tasche sein Ikpasui. Er wollte es erst gar nicht einpacken, wie blöd! Als er wieder am Garten war, stand Ren gerade mit dem Rücken zu ihm. Das war seine Chance! Er formte selbst ein Oversoul und sprang direkt auf den Chinesen zu. Dieser wich jedoch sofort aus – mit nichts anderem hatte Horo gerechnet – und schlug direkt auf ihn zurück. Doch problemlos blockte der Ainu den Gegenangriff. Überrascht sah Ren ihn an, er selbst grinste nur zurück. „Ich bin zwar ein bisschen eingerostet, aber von dir lass ich mich sicher nicht so leicht besiegen!“, damit startete er einen neuen Angriff, den Ren seinerseits problemlos blockte. „Tse, das werden wir ja sehen!“, grinsend sprang er einige Schritte zurück und bereitete einen neuen Angriff vor.   Erst am späten Nachmittag kamen Yo und Anna wieder nach Hause. Zu dieser Zeit saßen Hao, Ren und Horohoro gerade im Wohnzimmer. Letzterer hatte die beiden überredet mit ihm Videospiele zu spielen – wo Anna schon mal nicht da war. Als sie hörten, wie eben diese und ihr Verlobter heim kamen, war die Konsole und der Fernseher schneller aus denn je. Anna sah es einfach nicht gern wenn ihr heiliger Fernseher für solch „niedere Zwecke“ missbraucht wurde. Solange sie nicht da war, war es ihr jedoch egal. Die beiden traten schließlich ins Wohnzimmer zu den anderen und Yo grinste wie ein Honigkuchenpferd. Horo brauchte gar nicht nachzufragen, was nun rausgekommen war, dieses Grinsen sagte einfach alles. So grinste er auch einfach nur ebenso fröhlich zurück. „Wo wart ihr denn so lange?“, fragte Ren dagegen und deutlicher Missmut spielte in seiner Stimme mit. Noch ehe Yo etwas antworten konnte gab Anna ein knappes „Geht dich nichts an“ von sich und setzte sich an den Wohnzimmertisch. Ren beachtete sie jedoch gar nicht und sah weiter fragend zu Yo. Als dieser aber den Kopf schüttelte, verdrehte Ren genervt die Augen und ging schließlich nach draußen. Horohoro hätte ihm an sich gerne erzählt was los war, aber er wusste, dass die anderen Ren aus gutem Grund nicht davon erzählten. Ja es ihm sogar fast schon schonend beibringen wollten – zumindest Yo. Anna tat so als wäre es ihr mehr als egal. Insgeheim war sich der Ainu zwar trotzdem sicher, dass sie Yos Meinung war, aber das würde sie so oder so nie zugeben. So weihten Yo und Anna nun zumindest Hao in das Geheimnis ein, welcher sich auch sichtlich für sie freute gleichzeitig aber Bedenken äußerte, dass sie Ren davon lieber bald erzählen sollten. „Um so länger ihr es geheim haltet, um so größer ist die Gefahr, dass er es zufällig erfährt oder es nicht mehr zu übersehen ist…“ Yo nickte nur zustimmend. Das würde ein nervenaufreibendes Gespräch werden… Kapitel 7: ----------- Später am Abend saß Horohoro wieder an der Veranda zum Garten. Es war bereits dunkel und er konnte von seinem Sitzplatz aus wunderbar einige Sterne sehen. Der Mond schimmerte durch die nahegelegenen Bäume während ein sanfter Wind durch die Blätter rauschte. Ein sehr idyllischer Abend und der Ainu hätte sich kaum wohler fühlen können. Genüsslich streckte er sich und betrachtete weiter lächelnd die Sterne.   Plötzlich hörte er nicht weit von ihm eine Stimme. Jemand flüsterte und wenn er es richtig hörte, war das … war das nicht Rens Stimme? Er lehnte sich ein bisschen zurück und blickte den dunklen Gang entlang. Sehen konnte er niemanden aber nun schien die Stimme lauter geworden zu sein. „Nun red‘ schon!“ – Ja das war eindeutig Rens Stimme. Aber mit wem unterhielt er sich da? „Ich weiß nicht was du meinst~“, hörte er Hao antworten, gefolgt von einem genervten Laut von Ren. „Ich hab jetzt keinen Bock auf deine Spielchen! Also, dir haben sie doch erzählt wo sie waren und warum da so ein Geheimnis rum gemacht wird. Also erzähl schon!“ Nun war der Ainu wirklich gespannt ob Hao einfach so plaudern würde. Immerhin hatte er vorhin auch versprechen müssen nichts zu sagen…aber ob er sich daran hielt? Zudem klang es irgendwie so, als würde Ren ihn häufiger im Nachhinein auf solche Dinge ansprechen und es auch gewohnt sein Antworten zu bekommen. Irgendwie würde das sogar passen, es gab ja sicher noch andere Dinge die Anna ihm nicht unbedingt erzählen wollte…oder vielleicht auch irgendwelche Geheimnisse von Yo, die dieser Hao in brüderlichem Vertrauen anvertraut hatte?! Horohoro hätte sich so sehr in seine Verschwörungstheorien vertieft, dass er nur knapp bemerkte, wie Hao bereits antwortete. „Hm und warum sollte ich dir das erzählen? Ich mein, ich musste Yo gerade hoch und heilig versprechen, es für mich zu behalten…“, mit betont verspielte Stimme antwortete er und man konnte fast schon hören, wie er dabei grinste. „Was bekomme ich denn dafür es dir zu verraten~?“ Er konnte hören wie Ren leicht genervt seufzte. „Hao…Ernsthaft?“ Ein leises Kichern gab dieser als Antwort. „Klar mein ich das ernst~“ Erneut konnte man Ren seufzen hören, jedoch weniger genervt sondern eher nachgebend. „Du bist echt unverbesserlich!“   Langsam fragte sich Horo echt, was hier vor sich ging. Eine seltsame Vorahnung machte sich in seinen Gedanken breit, aber ... das konnte doch nicht … das durfte einfach nicht…! Die Stimmen waren inzwischen verstummt, aber er hatte auch keine Schritte gehört die sich entfernt hätten. Schwer schluckte er ehe er sich etwas weiter zurück lehnte und so den gesamten Gang entlang sehen konnte. Und da sah er die beiden. Eng umschlungen und es war nicht schwer zu erraten warum sie nicht mehr redeten. Erschrocken weiteten sich seine Augen. Im ersten Moment konnte er den Blick nicht abwenden – so sehr ihm dieser Anblick auch missfiel. Warum tat Ren sowas? Seit wann? Was war dann dieses ganze „Ich liebe Yo so sehr“-Gelaber? Was sollte das Ganze?! Energisch schüttelte er den Kopf und konnte so den Blick auch endlich wieder abwenden. Im gleichen Moment wurde ihm unsagbar schlecht. Er lehnte sich vornüber und konnte sich gerade so zusammen reißen. Das war einfach zu viel für ihn. Ein paar mal musste Horohoro tief durchatmen um sich wieder zu fangen, konnte aber immer noch keinen klaren Gedanken fassen. Was…was sollte er jetzt tun? Doch noch ehe er sich weitere Gedanken machen konnte, hörte er wieder Rens leise Stimme. „Warte, ich glaube da ist jemand…“ Fuck, war er echt so laut gewesen? „Ach, und wenn schon! wen interessiert‘s~“ Horo fiel auf, dass Hao sich bei weitem weniger Mühe gab zu flüstern…war das vorhin auch schon so? „Mich interessiert es, das weißt du ganz genau!“, flüsterte Ren nun leicht wütend. Daraufhin waren Schritte zu hören, die sich näherten. Oh nein! Was sollte Horo machen, wenn er ihn hier sitzen sah?! So tun als ob er nichts mitbekommen hätte? Pff, das könnte er nie! Er sprang kurzerhand auf und sprintete durch den Garten um die nächste Hausecke. Seine Gedanken kreisten immer noch und er hatte keine Ahnung was eine richtige Reaktion gewesen wäre. Da war Wegrennen noch das Vernünftigste, wie er fand. Er war zum Vordereingang gelaufen und setzte sich dort kurzerhand ins Gras und lehnte sich mit dem Rücken an die Hauswand. Sein Blick wanderte wieder zum Himmel, wirklich bewundern konnte er diesen nun jedoch nicht mehr. Er konnte einfach nicht begreifen, wieso Ren sich so verhielt. Wenn er Yo wirklich liebte, wie konnte er dann stattdessen mit Hao- „Horo…“ Seine Gedanken wurden abrupt unterbrochen. Ren hatte ihn wohl doch noch davonlaufen sehen… Er stand nun vor ihm und sah zu ihm herab. Seinen Blick konnte Horo nicht abschätzen, aber Ren sah weder wütend noch verärgert aus. Horohoro seufzte und senkte den Blick. Was sollte er jetzt tun? Was sollte er zu Ren sagen? „Horo …“, fing Ren erneut an und ließ sich dabei vor ihm ins Gras sinken, „Bitte, erzähl Yo nichts davon!“ Der Ainu hob seinen Blick wieder und konnte nun sehen wie bittend – ja fast schon flehend Ren ihn ansah. Was ihn aber am meisten überraschte, war dass sich auch Angst ihn seinen Augen widerspiegelte. Aber, konnte er so etwas vor Yo verheimlichen? Obwohl andererseits, gab es da ja auch etwas, dass er Ren nicht erzählen durfte. Und eigentlich, ja eigentlich war es wenn dann Rens Aufgabe Yo davon zu erzählen und nicht seine eigene. So nickte er schließlich. Seiner Stimme traute er im Moment nicht – zu sehr steckte noch die Übelkeit von eben in ihm. Ren atmete erleichtert auf. „Danke!“ Horohoro hatte den Blick wieder gesenkt. Irgendwo hoffte er jetzt wieder seine Ruhe zu haben und erstmal in Ruhe alles verarbeiten zu können. Aber Ren blieb und machte auch nicht den Eindruck als wöllte er ihn alleine lassen. Er sagte jedoch auch nichts weiter. Was sollte das nun wieder?! Arg, er begriff langsam gar nichts mehr! Okay, versuchen wir noch mal alles zu ordnen. Ren ist (angeblich) in Yo verliebt. Hat aber in Wirklichkeit (heimlich) eine Beziehung/Affaire/was auch immer zu Hao. Yo indes will nichts von Ren und ist mit Anna glücklich. Also. Warum zu Hölle das ganze Drama? Warum war Ren nicht einfach stattdessen mit Hao zusammen?? Nicht dass Horo sich das wünschen würde…aber es gäbe durchaus mehr Sinn.   Als er den Blick wieder etwas hob, sah der Chinese ihn abschätzend an. Er schloss noch einmal kurz die Augen und seufzte. Das hieß wohl, dass Ren reden wollte. „Warum…?“, fragte Horo schließlich. Ren sah nur etwas überrascht auf. „Was meinst du? Also, was genau.“ Hm, gute Frage…alles? „Naja…“, setzte er an. Warum musste es Ren ihm auch zusätzlich schwer machen?! „Warum sagst du, dass du Yo liebst, obwohl du mit Hao so eine Beziehung hast?“ Der Chinse sah nun leicht genervt aus. „Ich habe keine ‚Beziehung‘ mit ihm. Eher…eine Art Verhältnis, wobei das auch schon zu viel gesagt ist.“ Einen Moment kehrte wieder Stille ein. Ren schien genau darüber nach zu denken, wie er auf diese Frage antworten sollte. „Es…hat keinen direkten Grund. Es hat sich einfach so ergeben.“, er drehte sich wieder Horo zu ehe er weitersprach: „Halt mir jetzt bloß keine Moralpredigt! Ich weiß selbst wie scheiße mein Verhalten ist…“ Horo ließ sich die Antwort noch einmal durch den Kopf gehen. Es machte das Ganze nicht besser oder verständlicher, aber er würde das wohl so hinnehmen müssen. „Keine Sorge, von Moralpredigten halte ich eh nicht so viel!“, meinte er schließlich und schaffte es sogar leicht zu lächeln. Langsam ordneten sich die Gedanken in seinem Kopf wieder. Und das erste, worüber er sich sicher war, war dass er Ren im Moment am aller Wenigsten das Gefühl geben wollte, abgewiesen zu werden. „Mich hat das grade nur ziemlich…geschockt.“, gab er schließlich zu, „Ganz ehrlich, damit hätte ich nie gerechnet!“ Ein leichtes Lächeln schlich sich auf Ren Gesicht. Jedoch kein fröhliches Lächeln sondern eher leicht verzweifelt. „Ich auch nicht, glaub mir!“ Das bestätigte den Ainu nur in seiner aufkeimenden Vermutung. Ren war da regenrecht nur rein geschlittert und wusste sich schlicht nicht daraus zu befreien. Oder vielleicht hatte er sich auch schon so weit damit abgefunden, dass er fast nicht mehr wollte, dass sich irgendetwas ändert? Aber war es wirklich Horohoros Aufgabe, den Chinesen da raus zu holen? So gerne er ihm auch helfen wollte, er war sich nicht sicher, ob er es konnte… „Willst du gar nicht mehr dazu wissen…?“ Überrascht sah der Ainu auf. Er hatte gar nicht bemerkt wie er schon wieder in Gedanken versunken war. Er begegnete Rens fragenden Blick. Nein nicht nur fragend…viel mehr sah der Chinese sogar enttäuscht aus…? Der Ainu schloss erneut kurz die Augen. Wollte er mehr darüber hören? Nein, wenn er ehrlich zu sich war wollte er das nicht. Es war nicht so, als würde es ihn nicht interessieren, aber … es würde ihm selbst einfach mehr weh tun als alles andere. Aber das war im Moment nicht wichtig. Ren wollte darüber reden. Sicher war es für ihn schwer genug gewesen lange Zeit niemanden zum Reden zu haben. Es war vielleicht nicht Horos Aufgabe, Ren weiter zu helfen oder dergleichen, aber er hatte versprochen ihm zu zu hören und für ihn da zu sein. Und das würde er auch halten. So setzte er wieder ein Lächeln auf. „Ich wollte dir nur nicht zu nahe treten oder zu neugierig sein, keine Sorge!“, er klopfte kurz mit der Hand neben sich auf den Boden, als Zeichen dass der Chinese sich zu ihm setzten könnte, „Erzähl mir ruhig alles, was du erzählen möchtest. Ich hör dir gerne zu.“ Ren erwiderte das Lächeln und nickte, ehe er sich neben Horo setzte und zu erzählen begann. Kapitel 8: ----------- „Ich bin, vor ca. einem halben Jahr nach Tokyo zurück gekommen und hier eingezogen. Der Grund dafür … tut hier nichts zur Sache, aber ich war froh dass Yo und die anderen mich so freundlich aufgenommen hatten. Am Anfang war auch alles in Ordnung aber dann, kamen diese Gefühle für Yo wieder hoch…also du solltest wissen, dass ich ihn darauf schon einmal angesprochen hatte als wir beim Schamanenturnier waren. Damals hatte er mich schon abgewiesen und ich dachte eigentlich ich hätte das hinter mir aber naja…als ich ihn nach so lange Zeit wieder sah und alles…“ „Ja, das kann ich verstehen…“, warf Horo leise ein da Ren kurz schwieg. „Jedenfalls wusste ich dann nicht, wie ich damit umgehen sollte. Yo damit zu nerven kam mir irgendwie so dumm vor – ich … weiß ja schließlich wie lange er und Anna schon zusammen sind… aber irgendwie konnte ich es dann doch nicht mehr nur für mich behalten. Ich dachte, ich wäre mit Yo alleine und wollte ihn nur kurz darauf ansprechen und…es einfach aus dem Kopf bekommen. Aber Anna und Hao hatten uns auch reden gehört und so ging diese Eifersuchtstour von Anna los und es hat mich einfach so genervt! Und dann kam auch noch Hao auf mich zu mit solchen … unterschwelligen Angeboten. Damals wollte ich Hao nur klar machen, dass ich darauf nicht eingehen würde, indem ich weiter Yo mit meinen Gefühlen konfrontierte.“ Der Chinese legte erneut eine Pause ein. Horohoro wusste jedoch nichts dazu zu sagen. Er konnte sein Verhalten durchaus nachvollziehen. Gleichzeitig wusste er aber auch wie falsch es eigentlich war. Aber er konnte auch nicht sagen, ob er sich an seiner Stelle schlauer verhalten hätte… Ren fuhr schließlich fort: „Vor etwa 3 Monaten dann war ich einfach so überfordert und genervt von dieser ganzen Sache und … hah …  Hao war damals einfach für mich da … mehr oder minder. Er gab mir die Wärme, die ich brauchte, auch wenn ich sie nicht von ihm sondern von Yo wollte … natürlich war mir klar, dass er mehr als das von mir wollte. Aber es kam mir auch nie so vor, als würde er mich nur ausnutzen oder so etwas. Und bevor ich richtig begriff, worauf ich mich da eingelassen hatte, war ich in dieses ganze Chaos verwickelt. Aber denk bitte nicht schlecht von Hao! Er war oft für mich da, wenn ich es am meisten brauchte und er hätte nie etwas getan, was ich nicht wollte. Er spuckt zwar manchmal große Töne, aber eigentlich ist er wirklich nett.“ „Du scheinst ihn ja sehr zu mögen…“, meinte Horo leise. Er hatte seinen Blick wieder zum Himmel gewandt. Er achtete nicht wirklich darauf, was er sah, aber ihm war gerade nicht danach Ren direkt an zu sehen. „Hmm…Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich habe irgendwie nie weiter darüber nachgedacht…“ Eine ganze Weile sagte keiner der beiden etwas. Als Horohoro den Blick wieder senkte, sah er, wie Ren nur ebenfalls in Gedanken zum Himmel blickte. Als er Horos Blick bemerkte, erwiderte er diesen. Unsicherheit lag in seinem Blick. Die Frage des Ainus schien ihn wirklich zum Nachdenken gebracht zu haben. Ob das nun gut oder schlecht war, wusste Horohoro nicht. Zumindest ob es für ihn gut war. Für Ren war es das sicherlich. Hoffentlich! Er griff nach Rens Hand und schloss sie in seine eigenen. Kurz senkte er den Blick auf ihre Hände. Sein Kopf war seltsam leer und es würde wohl eine ganze Weile dauern ehe er wirklich begriff, was er heute alles erfahren hatte. Horo hob seinen Blick wieder und lächelte Ren kurz an. Es war sicher kein besonders gelungenes Lächeln, aber mehr war im Moment einfach nicht drin. „Dann solltest du darüber vielleicht mal nachdenken! Wer weiß, vielleicht mag dich Hao ja mehr als du denkst!“ Ja, es tat weh das zu sagen. Es war das letzte, was er wollte. Ren und Hao …? Er konnte es sich immer noch nicht vorstellen. Er wollte es sich nicht einmal vorstellen. Aber wenn es Ren glücklich machen würde, würde er es hinnehmen und ihn so gut es geht unterstützen. Immer noch versuchte er Ren anzulächeln und ihm so Mut machen. Aber der Chinese brachte ihm nur ein eher trauriges Lächeln entgegen und senkte den Blick wieder. Er umschloss Horos Hand und ließ ihre Finger ineinander laufen. Sanft lehnte Ren seine Stirn an Horohoros Schulter. „Ja, das sollte ich wohl…“   Der nächste Morgen brach an und er schien genauso wunderbar sonnig und warm zu werden wie der vorherige. Die ersten Vögel zwitscherten draußen, während es langsam heller wurde. In der Ferne hörte man Autos und Züge, aber nur sehr leise. Als es schließlich ganz hell war – sicher nicht viel später als 6 Uhr – hörte man jemanden das Haus verlassen. Sicher ging Yo zum Bäcker. Es war Samstag, und wie er die letzten Wochen gelernt hatte, gab es Samstag immer Brötchen und alles was dazu gehört zum Frühstück. Muss wohl von ihrer halben Weltreise kommen. Als sie nach dem Dorf der Patchee gesucht haben, mussten sie schließlich immer so etwas essen. Horohoro bevorzugte das japanische Frühstück dagegen, aber einen Tag die Woche war das schon mal okay. Yo trällerte fröhlich vor sich hin, während er sich langsam vom Anwesen entfernte. Einige Zeit später hörte man ihn zurück kommen – immer noch vor sich her singend. Horohoro seufzte und setzte sich schließlich auf. Die ganze Nacht hatte er kein Auge zu tun können. Viel zu sehr schwirrte ihn im Kopf herum. Obwohl er doch so viel erfahren hatte, verstand er immer noch so wenig. Er fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und rieb sich über die Augen. Das würde ein anstrengender Tag werden.   Als er sich schließlich umgezogen hatte und nach unten gegangen war, fand er dort nur Yo und Anna vor. Beide bereiteten noch das Frühstück vor und Horo half ihnen den Tisch im Wohnzimmer zu decken. Sie saßen noch nicht lange, da kam auch Ren dazu und wenig später Hao. Es herrschte eine entspannte Stimmung wie lange nicht. Trotz aller Müdigkeit fiel das selbst Horo auf und es freute ihn. Irgendwelche Streitereien konnte er grade echt nicht ertragen. Es schien ein wirklich unspektakulärer Tag zu werden. Alle unterhielten sich normal, es wurde eh nur über Belanglosigkeiten geredet. Ren war etwas ruhiger als sonst, vermutlich war er einfach auch zu sehr in Gedanken. Horohoro selbst war da ja nicht anders. Er gab sich zwar Mühe, sich nichts anmerken zu lassen, aber grade Yo und Anna konnte er sicher nichts vormachen. Und Ren vermutlich genauso wenig. Er war sich sicher, dass Ren es inzwischen bemerkt hatte. Sein Verhalten gestern Abend war aber auch einfach zu offensichtlich gewesen. Er wollte den Chinesen damit nicht zusätzlich belasten oder dergleichen, daher würde er es sicher nie aussprechen. Aber es ganz verstecken konnte er deshalb noch lange nicht. Da ging es ihm wohl so ähnlich wie Ren vor einigen Monaten… Unglücklich verliebt zu sein war wirklich Mist. Aber es half ja nichts, da musste er nun durch. Irgendwie würde er schon darüber hinweg kommen. Er wollte für Ren da sein, als Freund. Und da waren solche Gefühle nur störend! Da war es doch umso besser wenn Ren und Hao bald offiziell zusammen wären, oder? Klar würde es ihm weh tun aber es würde auch das letzte bisschen sinnlose Hoffnung vernichten und er könnte diese ollen Gefühle vergessen. Ganz bestimmt! Ren … Er wendete seinen Blick auf ihn und sah wie dieser lächelnd Yo und Hao beobachtete. Ja, es war ganz sicher besser so. Kapitel 9: ----------- Es waren bereits knapp 4 Wochen vergangen seit Horohoro nach Tokyo gekommen war. Der Juli neigte sich dem Ende und Annas Geburtstag war nicht mehr fern - oder in 2 Tagen um genau zu sein. Die Zeit war viel schneller vergangen als er gedacht hätte. So war er noch nicht dazu gekommen der Itako ein Geschenk zu kaufen. Eigentlich fand er ja, dass ein Geschenk für das Kind passend und sicher gern gesehen wäre, aber da Ren ja immer noch nichts von der Schwangerschaft wusste, war das wohl keine so gute Idee. So schlenderte er durch die Einkaufspassage und begutachtete die Waren in den Schaufenstern. Er konnte nur hoffen so zumindest irgendetwas zu finden, dass irgendwie passt.   Überrascht sah er auf als er in einiger Entfernung ein ihm bekanntes Gesicht erkannte. Schnell hob er den Arm und winkte fröhlich. „Ren!“ Der andere hatte ihn eh schon gesehen und warf ihm nur einen bösen Blick zu, als er unnötiger Weise auch noch nach ihm rief. „Hey, was machst du denn hier?“, fragte der Ainu, als er den anderen schließlich erreicht hatte. „Was wohl? Ein Geschenk für Anna holen…“, meinte er und sah dabei alles andere als begeistert aus, „aber ich hab keinen Plan was ich ihr kaufen könnte…“ Horohoro war leicht überrascht. Damit hatte er nicht gerade gerechnet. „Du kaufst ihr ein Geschenk?“ „Natürlich! Das wäre doch gemein ihr nichts zu schenken, warum sollte ich sowas machen?! Idiot!“ Die Beiden gingen indes ein bisschen weiter an den Läden vorbei, achteten aber kaum noch auf die Schaufenster. Leicht schmollend, antwortete der Ainu: „Ich bin kein Idiot…“ Ren verdrehte jedoch nur die Augen und sah sich eines der Schaufenster an. „Aber… ich meine, du hasst sie doch und alles, oder…? da ist es schon seltsam ihr etwas zu schenken.“ Ren seufzte darauf nur. Er hatte wohl schon mit so was in der Art gerechnet. „Ich bin nicht blind, Horohoro. Ich … ich sehe doch wie sehr Yo sie liebt und wie sehr er sie braucht. Wie könnte ich sie da hassen, wenn ich doch sehe wie glücklich sie Yo macht?“, antwortete er und fügte etwas leiser hinzu: „Besonders in letzter Zeit, scheint er so überglücklich zu sein…das ist wirklich nicht leicht mit anzusehen…“ „Ja, das versteh ich…“, antworte der Ainu nur. Ren war sich um einiges mehr über die Gesamtsituation bewusst, als er am Anfang angenommen hatte. Es hätte ihm eigentlich klar sein sollen, dass er so über Anna dachte… „Ich bin wirklich ein Idiot, sorry…“ Ein Lächeln breitet sich auf Rens Gesicht aus. “Pff, sag ich doch!“ Beiden lachten kurz, ehe Horohoro meinte: „ Okay, dann lass uns zusammen nach Geschenken für sie suchen! So finden wir sicher eher was!“ „Na wenn du meinst~“   Sie gingen eine ganze Weile durch die Innenstadt, unterhielten sich, lachten gemeinsam und hatten einfach Spaß. Den eigentlichen Grund für ihre Einkaufstour hatten sie schon beinahe wieder vergessen. Sie legten schließlich einen kleinen Zwischenstopp in einem Eiscafé ein. Es war wiedermal ein sehr heißer Tag und der Ainu hatte schon eine ganze Weile über die Hitze gemeckert. So gab Ren schließlich nach, aber mit der Bedingung, dass sie im Anschluss endlich richtig nach Geschenken suchen würden. „Hah, diese Pause haben wir uns wirklich verdient, Ren! Wir sind schon seit Stunden unterwegs!“ Der Chinese verdrehte darauf die Augen und meinte: „Trotzdem bis jetzt ohne Erfolg, also von ‚verdient‘ kann man da nun wirklich nicht reden…“ Der Ainu winkte die Widerworte nur grinsend ab und aß weiter glücklich sein Eis. Denn auch wenn es nur Zufall war, so waren die beiden gerade seit Stunden zu zweit in der Stadt unterwegs, besuchten gerade ein Eiscafé und würde im Anschluss weiter den Tag zusammen verbringen. Nunja zumindest bis sie jeder endlich ein Geschenk gefunden hatten. Nichts desto trotz freute es Horohoro auf diese Weise einen schönen Tag mit Ren verbringen zu können. Wer weiß, vielleicht war dieser Tag sogar seine einzige Chance zu so einem „beinahe Date“. Da war es umso wichtiger diesen Tag auch in vollen Zügen zu genießen! „Horo!! Sag mal hörst du überhaupt zu?!“ Ohh, ups… „Ah, sorry ich war grad in Gedanken!“, er lachte verlegen auf und kratze sich kurz am Hinterkopf, „Was hast du gesagt…?“ Ren seufzte und funkelte den Ainu kurz böse an. „Ich sagte: Wenn uns nichts einfällt, holen wir Anna einfach Gutscheine für irgendwas. Und ich habe gefragt, ob du eine Idee hast was für Läden sie mag oder wo sich sowas lohnen würde?!“ „Hmm, gute Frage…“, meinte Horo darauf leise und wendete den Blick nachdenklich zur Decke. Er löffelte indes weiter an seinem Eis. „An sich wüsste ich ja was“, murmelte er eher zu sich selbst. Ren war bereits mit essen fertig und sah den Ainu nun fragen an. „Was meinst du?“ Der Ainu sah kurz zu Ren und seufzte dann. „Tut mir leid, ich hab nur laut gedacht…“ Er konnte ihm davon nichts erzählen, er hatte es immerhin versprochen. Ren verdrehte genervt die Augen. „Jetzt red‘ schon, oder ich lass dich mein Geschenk gleich mit bezahlen!!“ Horohoro schüttelte jedoch nur den Kopf und lächelte kurz entschuldigend. Er wusste genau, dass Ren so eine Drohung nie wahr machen würde. So gerne er ihm auch die ganze Sache erklären würde, es ging einfach nicht. „Ich musste Yo versprechen nichts zu sagen, tut mir leid.“ Der Chinese senkte kurz den Blick und stand dann urplötzlich auf. „Diese ganze Geheimniskrämerei kotzt mich langsam echt an!“, murrte er vor sich hin und ging schnellen Schrittes aus dem Café. Horo sah erschrocken auf. „Ren, warte!!“, rief er ihm noch nach. Aber er blieb nicht stehen. Schnell stand auch der Ainu auf, bezahlte noch schnell ihr Eis und rannte ihm dann nach. Zum Glück waren inzwischen weniger Menschen in der Stadt unterwegs und er konnte Ren noch sehen. Er rannte ihm nach und holte ihn sogar ziemlich schnell ein. Der Chinese war nicht allzu schnell weiter gegangen nachdem er das Café verlassen hatte, wie es schien. „Ren, bitte!“, fing er an, erntete aber nur einen weiteren bösen Blick. Horohoro sah ihn ernst an ehe er fortfuhr: „Ich mach das doch nicht, weil ich dich ärgern möchte. Ich finde es auch nicht richtig, dass sie es dir nicht sagen wollen – und das hab ich Yo und Anna auch schon mehrmals gesagt! Aber … ich finde einfach, dass es richtig wäre, wenn du es von ihnen erfährst und nicht von mir, verstehst du das?“ „Und was ist, wenn ich es lieber von jemand anderen hören würde?“, gab Ren darauf zurück, „Wenn ich es besser fände mir dabei nicht auch noch sonstwie Gedanken über meine Reaktion den beiden gegenüber machen zu müssen?!“ Er drehte sich von Horohoro ab und schwieg. Dieser wusste darauf nichts zu sagen. So hatte er noch nie darüber nachgedacht. Vielleicht hatte Ren damit ja sogar recht und es war wirklich besser, wenn er es so erzählt bekommt, es erst einmal verarbeiten kann und dann … warte woher wusste Ren überhaupt, dass es um etwas ging, dass ihn so sehr aus der Fassung bringen könnte?! Überrascht blickte er auf und ging um Ren herum um ihm ins Gesicht sehen zu können. „Woher willst du eigentlich wissen, dass…“ weiter kam er nicht, denn was er nun sah, brachte ihn zu sehr aus der Fassung. Ren hatte sich nicht einfach nur so wütend abgewandt. Nein, zu der Wut hatte sich noch etwas anderes gesellt: Tränen. Sein Blick wirkte sogar leicht verzweifelt und Horohoro hatte plötzlich keine Ahnung mehr was er eben noch sagen wollte. „Warum vertraut ihr mir alle nur so wenig…? Warum könnt ihr mir nicht einfach sagen was los ist? Ist es wirklich so schlimm? Oder traut ihr mir einfach nur nicht zu damit umgehen zu können?“, Ren hob seinen Blick und sah den Ainu nun direkt an, „Warum vertraust nicht einmal du mir, Horokeu?“ Für einen Augenblick blieb dem Angesprochenem die Luft weg. Dann fasste er sich jedoch wieder und sah Ren ernst an und legte eine Hand auf seine Schulter. „Natürlich vertraue ich dir, Ren! Red‘ nicht solchen Mist!“ Für einen kurzen Moment schwieg er, um der Aussage mehr Nachdruck zu verleihen. „Wenn ich dir nicht vertrauen würde, würde ich wohl kaum darauf bestehen, dass du mit Anna und Yo direkt darüber redest, oder? Denn ich persönlich traue dir voll und ganz zu damit umgehen zu können.“ Ren schluckte einmal merklich. Mit derartigen Widerworten hatte er anscheinend nicht gerechnet. Gleichzeitig hatte er jedoch immer noch leicht Tränen in den Augen. „Dann traust du mir mehr zu, als ich mir selbst…“, er senkte den Blick wieder. Horohoro beobachte ihn noch einige Augenblicke und dachte darüber nach, was er jetzt tun sollte. Weiter das Geheimnis für sich behalten? Es Ren verraten? Ren umgab eine unheimliche Unsicherheit, so etwas hatte er an ihm noch nie gesehen. Gleichzeitig wirkte es aber so, als wäre Ren gerade ausnahmsweise mal wirklich offen und ehrlich mit seinen Gefühlen. Und wenn dem so war, dann gab es eigentlich nur eine richtige Reaktion.   Der Ainu seufzte lautlos und lächelte dann. Er griff nach Rens Hand und begann ihn hinter sich her zu ziehen. „Komm, lass uns endlich ein Geschenk für sie holen. Es wird schon spät!“   Sie blieben vor einem recht kleinen Geschäft stehen. Den ganzen Weg hierher hatte keiner mehr etwas gesagt. Horohoro hielt immer noch Rens Hand fest und so spürte er wie dieser seine Hand nun etwas fester drückte. Als er seinen Blick kurz zu ihm wendete, sah er die sich weitenden Augen und den Schock in Rens Augen. Horo schluckte schwer. Nun war es eh zu spät. „Komm, lass uns reingehen!“, sagte er und warf Ren ein aufmunterndes Lächeln zu. Der Chinese schüttelte kurz den Kopf und blinzelte ein paar Mal. Dann lockerte sich sein Griff und Horohoros Hand wieder und er sah auch nur noch überrascht aus und weniger geschockt. „Wow….damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.“ Kapitel 10: ------------ Sie hatten nicht einmal lange gebraucht um ein Geschenk zu finden. Es gab eine schöne Wiege in dem Geschäft und ein passendes Zusatzteil wodurch diese gleichzeitig als Wickeltisch dienen könnte. Praktisch und funktional, genau wie es Anna mochte. Und die Zierstoffe hatten auch keine allzu kitschigen Muster oder Farben. Sie legten also zusammen und kauften beides. Gleichzeitig machten sie mit dem Verkäufer aus, dass die Geschenke pünktlich zu Annas Geburtstag ans Asakura Anwesen geliefert würden. Zufrieden mit ihrem Einkauf machten sie sich auf den Heimweg. Sie unterhielten sich wieder ganz normal und der kleine Streit von zuvor war wieder vollkommen vergessen. Ren schien sogar noch fröhlicher zu sein als am Morgen. Auch wenn er sich gerade noch nicht so wirklich für die werdenden Eltern freuen konnte, wie er Horohoro zuvor gestanden hatte, so war er doch sichtlich froh endlich zu wissen was überhaupt los war. Unwissenheit war eben einfach viel schwerer zu ertragen als eine unschöne Wahrheit an sich. Das konnte Horo sehr gut nachvollziehen, denn ihm war es die letzten Wochen nicht anders ergangen. Auch er war froh als er nach und nach mehr erfuhr – egal wie sehr es ihn manchmal schockte.   Der Himmel zog sich langsam zu und als sie wieder daheim ankamen, begann es langsam zu tröpfeln. Schnell verstärkte sich der Regen und prasselte bald mit voller Kraft zu Boden. Die beiden waren heilfroh noch vorher im Trockenen angekommen zu sein. Ein leichtes Gewitter zog auf und verflüchtigte sich im Laufe des Nachmittags wieder, aber der Regen blieb.   Auch am späten Abend regnete es noch in vollen Strömen. Horohoro stand gerade an der Terrasse zum Garten und streckte seine Hand aus um ein paar Regentropfen abzufangen. Es war trotz allem ein warmer Sommerregen und, besonders für ihn, sehr angenehm. Er vertrieb die übermäßige Hitze des Tages, da würde der Ainu sicher nicht meckern. „Hey“, Yo kam auf ihn zu und grinste wie so oft vor sich hin, „Dir gefällt dieses Wetter auch noch was?“ Horo nickte nur grinsend. „Und konntest du ein Geschenk für Anna finden?“, fragte der Asakura weiter nach. Wieder nickte Horohoro zur Antwort. „Jup, ich hab ein tolles Geschenk!“, bestätigte er und ergänzte nach einer kurzen Pause: „Oder besser, ich und Ren haben gemeinsam ein tolles Geschenk. Es war nicht ganz so billig, da haben wir es gemeinsam gekauft.“ Überrascht sah Yo auf. „Was habt ihr denn gekauft?“ Aber Horo grinste nur und schüttelte den Kopf. „Das ist eine Überraschung!“ Natürlich hätte er Yo auch einfach davon erzählen können. Aber irgendwie hatte er einfach Angst davor. Er wollte ihm nicht gestehen, dass er das Geheimnis ausgeplaudert hatte. Klar würden die anderen es übermorgen eh erfahren…aber wenn er das bis dahin noch raus zögern könnte, würde er das auch tun. „Weißt du Horo“, fing Yo erneut an zu sprechen und blickte dabei in den verregneten Nachthimmel, „Ich freue mich, dass du dich mit Ren so gut verstehst. Ich denke, dass war genau das was er gebraucht hat. Ein wirklich guter Freund, der auch nur genau das ist und ihm nicht irgendwelche falschen Hoffnungen macht…“ Verwundert sah Horohoro ihn an. Gleichzeitig fühlte er sich ein bisschen unwohl bei der Aussage. Natürlich war es das Bild, was er nach Außen abgab…wenn er ehrlich zu sich war, würde er aber viel lieber mehr als nur so ein guter Freund sein… Es dauerte einen Moment, bis er begriff, was Yo jedoch eigentlich damit meinte. „Es ist ja nicht so, als wäre das deine Schuld, Yo. Niemand ist an dieser ganzen Sache Schuld…ehrlich gesagt, ich glaube sogar inzwischen eher, dass es viele Missverständnisse gab und immer noch gibt. Ihr müsst euch nur noch mal zusammensetzten und euch in Ruhe aussprechen, glaub mir!“ Damit lächelte er den anderen noch einmal aufmunternd an. „Wenn das nur so einfach wäre…“, kam die leise Antwort, aber der Ainu lachte darauf nur. „Ich sagte nie, dass es einfach wäre!“   Wenig später war er gerade auf dem Weg in sein Zimmer, als ihm Ren entgegen kam. Der Chinese schien ihn jedoch gar nicht zu bemerken. Er blieb wenige Schritte vor ihm stehen und blickte die Treppe zum Dachboden hinauf. Verwirrt sah Horohoro ihn an. „Ren…?“, meinte er leise und der Angesprochene wand seinen Blick auf ihn um. Er schien ihn wohl doch bemerkt zu haben, da er nicht einmal im Ansatz überrascht oder erschrocken war. „Was gibt es da zu sehen?“ Ren blickte wieder kurz die Treppe hinauf und schüttelte dann leicht den Kopf. „Nichts…ich war nur in Gedanken.“, meinte er schließlich. Der Ainu sah ebenfalls kurz die Treppe hinauf und als Ren gerade weiter gehen wollte, meinte er: „ Bei dem Regen ist es sicher toll auf dem Dachboden zu sitzen. Ich mag es, wenn man das Prasseln der ganzen Regentropfen so gut hören kann. Ist irgendwie … beruhigend…“ Ren sah ihn kurz überrascht an. Dann lächelte er leicht und meinte knapp: „Ja, das stimmt.“ Kurz sahen sich die beiden an ehe sie gleichzeitig zu grinsen begannen und nacheinander die schmale Treppe nach oben stiegen.   Auf dem Dachboden hörte man den Regen tatsächlich sehr laut. Durch das kleine Fenster drang nur sehr schwach das Licht der Straßenlaterne hinein und es dauerte eine Weile bis sich Horohoros Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Er und Ren hatten sich nahe der Treppe auf den Boden gesetzt und einfach nur dem Trommeln der Regentropfen gelauscht. Beide schlossen sie ohne es zu merken die Augen und genossen die beruhigende Atmosphäre. Horo war es fast so, als wäre er wieder daheim in seinem Dorf. Als würde er unter einem riesigen Huflattichblatt sitzen, geschützt vor dem Regen, weit weg von allem bösen und übel. Er wäre gerade beinahe eingeschlafen, da hörte er plötzlich Rens leise Stimme neben sich. Über dem Regen und dem leichten Pfeifen des Windes kaum zu hören und doch gleichzeitig so glasklar. „Weißt du, ich habe mich die letzten Monate öfters mit Hao heimlich hier oben getroffen...“, er machte nur eine kurze Pause, ehe er etwas lauter weitersprach: „Erinnerst du dich daran wie wir plötzlich beide hier oben standen als du den Dachboden aufräumen solltest? Ich hatte damals schon fast Angst du hättest uns durchschaut, so seltsam wie du geschaut hast!“ Er lachte kurz auf und auch Horo musste darüber lachen. An so etwas hatte er damals gewiss nicht gedacht! „Es wird sich in Zukunft sehr viel ändern“, fuhr er schließlich ernst fort, „Ich werde übermorgen noch einmal mit Anna und Yo sprechen und … ihnen sagen, dass ich meine Gefühle für Yo ein für alle mal aufgebe.“ Wieder lachte er kurz, jedoch war es eher ein trauriges Lachen, als würde er zwanghaft versuchen sich das Ganze schön zu reden. „Für Anna wird das sicher das schönste Geschenk überhaupt sein, was?“, fügte er scherzhaft hinzu. Aber Horohoro war klar, dass es bei weitem nicht so scherzhaft gemeint war, wie Ren er klingen lassen wollte. Er wusste nicht gleich, was er nun darauf sagen sollte. Ren schien sehr verunsichert zu sein, aber es wirkte nicht so als wäre er traurig oder dergleichen. Bis zu einem gewissen Grad hatte er vermutlich schon lange mit dieser Sache abgeschlossen. Nur dieser finale Schritt das nun allen anderen gegenüber auch zuzugeben lag noch vor ihm. Aber sein Stolz und ein letzter, sinnloser Rest Hoffnung, den man einfach nie ganz los wird, lagen ihm im Weg. „Es ist richtig das zu tun.“, meinte der Ainu schließlich. Er sah aufmunternd zu Ren hinüber. Auch wenn sie sich in der Dunkelheit kaum sehen konnten, es genügte. Der Chinese nickte nur kurz. „Und wenn ich dir helfen kann oder du mich irgendwie brauchst, sag es einfach, ja? Du musst das nicht alleine durchstehen!“ Kurz lächelte er noch zu Ren ehe er den Blick wieder ins Leere schweifen ließ und die Augen schloss. Die Tropfen prasselten noch lauter auf das Dach und der Wind hatte sich verstärkt und heulte immer wieder auf. Es würde in der Nacht sicher wieder Gewittern. Ren erhob sich neben ihm. „Es ist schon spät. Wir sollten schlafen gehen.“ „Ja, hast recht.“, er stand ebenfalls auf und ging zur Treppe. Noch einmal ließ er seinen Blick schweifen. Erst jetzt wurde er sich bewusst, was Ren ihm gerade noch anvertraut hatte. Dass er und Hao sich hier oben heimlich getroffen hatten… Er seufzte lautlos ehe er die Treppe langsam hinab ging. Dann hatte Ren sich diesbezüglich sicherlich auch entschieden. Horohoro hatte das bis eben komplett verdrängt gehabt, aber im Grunde würde es doch genau darauf hinauslaufen, oder? Ren würde Yo aufgeben und stattdessen mit Hao eine „richtige“ Beziehung anfangen. Irgendwie freute er sich auf Annas Geburtstag immer weniger und weniger… Kapitel 11: ------------ Ein kühler Morgen brach an und letzte Wolkenfetzen zogen am Himmel vorüber. Die Sonne wärmte die Luft schnell auf und es schien sich ein wunderschöner Tag anzubahnen. Horohoro, Ren und Hao standen bereits früh in der Küche und kümmerten sich um das Frühstück, während Yo den Tisch deckte und im Anschluss Anna wecken ging. Anna schien nicht wirklich viel besser gelaunt zu sein als sonst, aber das würde sich im Laufe des Tages sicher noch ändern. Nach allem was Horo mitbekommen hatte wollten auch Tamao, Manta und Ryu vorbei kommen. Pilika hatte leider keine Zeit gefunden – sie hatte ihrem Bruder bestimmt stundenlang die Ohren vollgeheult deshalb. Als wäre es seine Schuld, pff.   Die Anderen würden jedoch erst nachmittags dazu kommen. Es hatte Horohoro die letzten Wochen eh manchmal gewundert, dass grade Manta und Ryu so selten hier waren. Wie er aber nach einer Weile heraus gefunden hatte, wollte Yo und Anna nicht, dass sie von den ganzen Streitereien Wind bekamen. Und so hatte der Asakura seine Freunde meist in der Stadt oder am Monument Hill getroffen. Es würde Horohoro allerdings nicht wundern, wenn Manta und Ryu dadurch erst recht stutzig geworden sind und eh wissen was los ist… Aber vermutlich würde sich heute in dieser Hinsicht eh alles ändern. Der Ainu hatte die letzte Nacht kaum schlafen können, weil er sich so viele Gedanken und Sorgen gemacht hatte. Und so wie Ren aussah, ging es ihm nicht viel besser. Er wirkte total in Gedanken und stocherte mehr in seinem Frühstück herum als wirklich etwas zu essen. Außer Horo schien das jedoch keinem aufzufallen.   Als schließlich alle mit Essen fertig waren, machten sich Hao und Horohoro gemeinsam daran das Geschirr wieder in die Küche zu bringen. Horo wollte sich auch gerade daran machen alles abzuwaschen und wieder aufzuräumen, da deutete ihm Hao mit einem Kopfschütteln und kurzen Wink Richtung Wohnzimmer an, wieder zurück zu gehen. Erst verstand er nicht ganz was das sollte. Er folgte dem Asakura jedoch trotzdem. „…du willst das jetzt ausdiskutieren?! Ausgerechnet heute??“ Er konnte Annas leicht wütende Stimme hören und ihm war klar warum Hao ihn zum Wohnzimmer zurück gebracht hatte. Aber war es überhaupt richtig, dass sie auch anwesend waren? Im Grunde ging es doch nur die anderen drei etwas an… Hao hatte ihn jedoch bereits ins Zimmer geschubst und stand selbst nur wenige Schritte neben ihm. Etwas ratlos beobachtete Horo also das Geschehen vor ihm.   „Ja heute. Ich möchte das einfach endlich ein für alle mal klären.“, antwortete Ren gefasst und sämtliche Unsicherheit der letzten Tage schien verflogen zu sein. „Oh wie toll! So wie die letzten Male auch, ja? Als du uns weiß machen wolltest, wie sehr du Yo liebst und er dich deiner Meinung nach auch!?“ „So habe ich das nie gesagt!!“, unterbrach Ren sie, aber sie sprach einfach weiter: „Was willst du uns denn diesmal erzählen?! Oh bitte verschone mich mit diesem Mist! Ich möchte meinen Geburtstag ruhig und friedlich feiern.“ Anna war inzwischen aufgestanden und funkelte Ren böse an. „Ich hatte auch gar nicht vor, dir deinen Geburtstag zu vermiesen!!“, feuerte Ren zurück und stand ebenfalls auf. „Ach ja?! Und warum fängst du dann ausgerechnet heute mit diesem Mist an?? Nachdem es tagelang so ruhig war?!“, sie schlug einmal mit der flachen Hand auf den Tisch vor sich um ihre Aussage zu unterstreichen. Yo versuchte bereits die beiden zu beruhigen aber keiner reagierte bisher auf ihn. Ren fasste sich an den Kopf und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Widererwartend atmete er dann tief durch und fuhr mit gefassterer Stimme fort: „Weißt du, Anna, eigentlich wollte ich dir das hier gar nicht erzählen, aber langsam glaube ich, dass es nur so geht: Dieser ganze Streit kam überhaupt nur auf weil du damals schon so übermäßig aggressiv und eifersüchtig reagiert hast!“ Anna wollte ihn gerade unterbrechen, aber Ren hob im gleichen Moment die Hand: „Lass mich ausreden!“ Er machte noch eine kurze Pause um seine Gedanken wieder zu sammeln, dann sprach er etwas leiser als zuvor weiter. „Ich wollte damals auch nur kurz mit Yo darüber reden. Ich bin mir voll und ganz bewusst, dass er nur dich liebt. Du musst mir das nicht immer noch extra unter die Nase reiben! Simpel gesagt, bist du mir einfach so auf die Nerven gegangen, dass ich gar nicht anders konnte, als dir auch auf die Nerven gehen zu wollen!“ Wieder herrschte kurz Stille und selbst Anna sah Ren einfach nur überrascht an. Ob sie all das tatsächlich nie in seinen Gedanken hatte lesen können oder nur überrascht war, dass Ren es laut aussprach, wusste Horohoro jedoch nicht. Vielleicht war es ja auch eine Mischung aus beidem. „Und was erwartest du jetzt?“, fragte sie schließlich nach. Ihre Stimme klang immer noch leicht sauer, jedoch schon viel weniger als zuvor. „Respekt. Nicht mehr und nicht weniger.“ Anna senkte kurz den Blick, ehe sie Ren wieder böse ansah. „Respekt?! Ich soll es also einfach respektieren, dass du mir meinen Freund ausspannen willst? Dass du allem Anschein nach Spaß daran hast mir auf die Nerven zu gehen?! Du hast sie wohl nicht mehr alle!!“ Sie stieg dabei bereits halb auf den Tisch und Yo musste sie zurückhalten. Irgendwie kam sich Horo wie im falschen Film vor. Für ihn war klar, was Ren meinte. Aber Anna schien ihn komplett miss zu verstehen. „Boar, so hab ich das nicht gemeint, du dumme Nuss!!“, keifte nun auch Ren zurück. „Aber fein, wenn du so auf Drama und Geschreie aus bist: Bitte!!“ Oje, das war gar nicht gut. Gerade schien sich das Gespräch doch noch so gut zu entwickeln…aber wenn Ren jetzt auch die Geduld verloren hatte, war alles aus… „Du kannst doch angeblich so super Gedanken lesen, dann ließ doch mal meine Gedanken, dann wüsstest du schon seit locker ein paar Wochen was ich hier eigentlich nur sagen wollte!!“ „Als ob ich mir das antue ausgerechnet deine Gedanken zu lesen!!“ Hao seufzte neben ihm leise und unterbrach den Streit dann mit lauter Stimme: „Tu es einfach Anna.“ Überrascht drehten sich alle zu ihm um. Anna starrte Hao einen Moment bitterböse an ehe sie ein schlichtes „Misch dich nicht ein!“ von sich gab. Hao verdrehte darauf nur die Augen. Yo sah unsicher zwischen allen hin und her während Ren bereits wieder das Wort ergriff. „Pff, wie nicht anders zu erwarten. Aber ich hatte eh vor es auch laut auszusprechen, also“-Anna wollte ihn schon fast unterbrechen, Ren redete aber einfach noch lauter weiter-„Ich habe meine Gefühle für Yo aufgegeben.“ „…Was?“, kam nur leise von Anna, mehr als überrascht. Yo wirkte ebenfalls leicht verwirrt, jedoch bei weitem nicht so wie Anna. Er schien wohl bereits mit so etwas gerechnet zu haben und nickte dem Chinesen zu, damit er weiter sprach. „Denn ich habe mich in Hao verliebt und möchte stattdessen mit ihm zusammen sein.“, er sah dabei immer noch wütend zu Anna, drehte sich dann aber zu Hao um und ging auf ihn zu. „Wir sind uns die letzten Monate eh schon etwas…näher gekommen und ich würde dem Ganzen einfach gern eine richtige Chance geben. Siehst du das nicht auch so?“, er hob seinen Blick und sah Hao direkt an. Anna schien endgültig die Welt nicht mehr zu verstehen und auch Yo wirkte nun mehr als überrascht. Horohoro hingegen kam sich mehr denn je fehl am Platz vor. Am liebsten wäre er einfach gegangen um das gleich nicht mit ansehen zu müssen und- „Ähm…eigentlich nicht…“ Entsetzt sah Horo zu Ren und Hao. Hatte er gerade richtig gehört?! Auch Ren wirkte mehr als überrascht und wusste scheinbar nicht, wie er jetzt reagieren sollte. „Sorry, aber…“, fuhr Hao fort, „ich empfinde nichts dergleichen für dich. Das war nur ein Zeitvertreib. Ich dachte eigentlich du siehst das genauso…“ Ren trat einen Schritt zurück und senkte seinen Blick. Dann stürmte er einfach aus dem Zimmer und man hört wie er die Treppe hinaufrannte und wohl in sein Zimmer verschwand. Horohoro hatte ihm kurz hinterhergerufen, drehte sich aber nun wieder zu Hao um. Klar, gab es gerade auch einen kleinen Teil der sich freute, dass aus den beiden nichts geworden war, aber im Großen und Ganzen war er einfach nur unheimlich wütend. Wie konnte Hao Ren nur so wehtun?! Und das auch noch in so einem Ton, als wäre es das normalste auf der Welt!   Er trat schnell auf den Asakura zu und noch ehe dieser begriff was los war, hatte Horo ihm einen saftigen Schlag ins Gesicht verpasst. Yo schrie kurz entsetzt auf und stürzte dann auf ihn zu, um ihn davon abzuhalten nochmal zu zuschlagen. Leider. „Du Arsch!!“, schrie Horo und versuchte sich aus Yos Griff zu befreien. Hao saß vor ihm auf dem Boden und betastet vorsichtig seine Wange. „Wieso tust du Ren so weh?! Dir muss doch klar gewesen sein, dass er mit der Zeit solche Gefühle entwickelt!!“ Hao lachte jedoch nur kurz auf und hob dann seinen Blick leicht lächeln. „Horohoro, denk doch mal nach. Glaubst du allen Ernstes Ren hätte je mit mir glücklich sein können? Dem Menschen der Yo so sehr ähnlich sieht aber eigentlich doch immer jemand anders sein wird?“ Überrascht blinzelte der Ainu einige Male. Er senkte seine Arme wieder und sah Hao ernst an. Dieser Lächelte immer noch zu ihm auf. Yo indes ließ wieder von ihm ab und half dann Hao wieder aufzustehen. Horohoro sah zwischen beiden hin und her. Dann seufzte er und ließ den Kopf sinken. Hao hatte ja recht, es war totaler Unsinn!! Und er hatte Ren auch noch dazu ermutig! Wie konnte er nur so blöd sein! Aber vor allem ärgerte es ihn, dass er Hao hier so falsch eingeschätzt hatte. Er begriff jetzt, dass dieser Ren nie weh tun wollte. Aber nur so hatte Ren sich auch von ihm losreißen können. Wer weiß, wie viel sich Hao sogar mit der ganzen Aktion gedacht hatte…! Aber gut, der Schlag tat Horo trotzdem nicht leid… „Was stehst du hier noch so dumm rum?“, fragte Hao spaßig nach und nickte in Richtung Flur. „Seit Ren hier ist, hat ihn keiner so zum Lachen bringen können wie du. Er braucht dich jetzt.“ Yo nickte um die Aussage seines Bruders zu unterstützen. Horo sah noch einen Moment überrascht zwischen den beiden hin und her. Dann grinste er und verließ mit einem „Ihr könnt euch auf mich verlassen!“ das Zimmer. Kapitel 12: ------------ Er klopfte leise an Rens Zimmertür an. Keine Reaktion. Er klopfte noch ein Mal etwas lauter, aber wieder kam keine Antwort. Seufzend senkte er den Blick, ehe er die Tür langsam aufschob und ins Zimmer sah. Ren lag auf seinem Futon und hatte sein Gesicht in dem Kissen vergraben. Horo trat leise ins Zimmer und schob die Tür wieder hinter sich zu. „Lass mich in Ruhe…“, hörte er Rens gedämpfte Stimme. Aber das ignorierte er einfach und ging weiter auf ihn zu. Er zögerte kurz, setzte sich dann aber neben dem Futon auf dem Fußboden. Ren blieb immer noch einfach liegen, aber Horo merkte nun dass er leicht zitterte. „Du sollst abhauen!“, sagte er nun etwas lauter. Durch das Kissen aber immer noch sehr gedämpft. Gefolgt von einem leisen Schluchzen, dass Ren wohl nicht ganz hatte unterdrücken können. Der Ainu hob den Blick zur Decke und lächelte leicht. „Ich habe Hao grade einen ordentlichen Schlag verpasst.“ Er sah aus dem Augenwinkel, wie Ren sich nun doch leicht bewegte. „Was…?“, fragte er leise und hatte sein Gesicht zumindest so weit gedreht, dass er nicht mehr ins Kissen sprach. „Jap. Ein schöner, satter Schlag ins Gesicht! Du wärst sicher stolz auf mich gewesen, wenn du das gesehen hättest!“ Ren lachte tatsächlich kurz auf, schluchzte aber im nächsten Moment auch gleich wieder. „Baka…“, meinte er nur leise und setzte sich etwas aufrechter hin. Horo senkte seinen Blick wieder und sah wie sich Ren mit der Hand über die Augen fuhr. Viel brachte das allerdings nicht, da im gleichen Augenblick schon neue Tränen aufkamen und an seinem Gesicht hinab tropften. „Es…es tut mir leid…und ich hab dich auch noch dazu ermutigt…“, meinte Horo leise und senkte den Blick ebenfalls. „Was meinst du…?“, fragte Ren leise nach. Seine Hände hatten inzwischen das Kissen umschlossen und drücken er drückt es fest an sich. „Na wegen Hao und alles…“, setzte er an wurde jedoch von Ren unterbrochen. „Ich heul doch nicht wegen dem! Dummkopf!“, er verpasste ihm einen halbherzigen Schlag mit dem Kissen, ehe er fortfuhr. „Es ist einfach nur... diese gesamte Aktion eben! Wie konnte ich nur so eine erbärmliche Show abziehen! Und dann auch noch so etwas über Hao sagen…! Ich bin so armselig!“ Verwirrt sah Horo auf und sah Ren nun direkt ins Gesicht. „Wie jetzt…? Du…du bist nicht in ihn verliebt…?“ Leicht wütend sah Ren nun auch zu ihm. Durch die immer noch vorhandenen Tränen, ergab sich ein seltsames Bild für Horohoro. „Natürlich nicht, du Idiot! Warum sollte ich auch? Nur weil sie sich ein bisschen ähnlich sehen, oder wie? Pff die beiden sind charakterlich so verschieden wie Tag und Nacht! Nie könnte ich für jemanden wie Hao solche Gefühle hegen!“ Er wusste darauf einfach nichts zu sagen. War er tatsächlich dumm genug gewesen so viel an Rens Verhalten falsch zu verstehen? Oh man… Kurz senkte er den Blick, ehe er sich einfach zu Ren vorbeugte und ihn umarmte. „Sorry, ich bin echt ein totaler Vollidiot…“ Im ersten Moment hatte Ren ihn noch wegschieben wollen, gab das aber ziemlich schnell auf und erwiderte die Umarmung stattdessen. Er senkte seinen Kopf und legte seine Stirn an Horohoros Schulter. Leise begann er wieder zu schluchzen. Horo strich ihm daraufhin leicht über den Rücken um ihn zu beruhigen, bewirkte aber eher das Gegenteil. Ren klammerte sich regelrecht an ihm fest und es dauerte eine ganze Weile bis er sich beruhigte und die Tränen langsam weniger wurden. Der Ainu sagte die ganze Zeit nichts. Er strich ihm einfach weiter beruhigend über den Rücken und sah dabei zur Decke und hing seinen eigenen Gedanken nach. Denn eigentlich stand nun die größte Frage vor ihm. Sollte er es wirklich wagen, Ren von seinen Gefühlen zu erzählen? Was, wenn Ren ihn tatsächlich nur als besten Freund sah und sich an solchen Gefühlen eher stören würde? Er wollte schließlich keine Last für ihn sein. Er wollte so wie jetzt für ihn da sein können, wenn er ihn am meisten brauchte. Was war also das richtige zu tun...?   Er spürte wie Ren seinen Kopf wieder hob und die Umarmung löste. Er blieb trotzdem direkt vor ihm sitzen und murmelte eine leise Entschuldigung. Horohoro schüttelte darauf nur lächelnd den Kopf. „Schon okay. Dazu bin ich ja da.“ Ren sah ihn eine ganze Weile nur an und schien nachzudenken. Er wischte sich schließlich eine letzte Träne aus dem Gesicht, ehe er meinte: „Warum…warum tust du all das für mich? Ich versteh das einfach nicht…“ Er sah Horo dabei direkt an und es war klar, dass er keine Ausflüchte oder Ausreden akzeptieren würde. Oder wusste er vielleicht sogar, was der Grund war? Es hätte Horohoro zumindest nicht gewundert.  „Naja…weil ich dich liebe, ganz einfach.“, meinte er schließlich und konnte es nicht vermeiden dabei auch leicht rot anzulaufen. Er hielt seinen Blick jedoch fest auf Ren gerichtet. Dessen Ausdruck änderte sich jedoch kein bisschen und verunsicherte Horo zusehends. Nach einer kurzen Pause fügte er schließlich hinzu: „Ich möchte dich einfach glücklich sehen. Und dabei ist es egal ob nun ich es bin der dir dieses Glück verschafft oder jemand anderes. Ich werde da sein und dich unterstützen so gut ich kann.“ Nun sah Ren ihn leicht verwirrt und auch skeptisch an. „Willst du etwa behaupten du könntest mich lieben und trotzdem nicht eifersüchtig sein wenn ich mit jemand anderem zusammen wäre?! Willst du mich verarschen?“ Horo sah daraufhin kurz beleidigt drein und meinte dementsprechend: „Pff, ich hab nie gesagt, dass ich nicht trotzdem eifersüchtig wäre!!“ In einer leiseren Stimme und erneut leicht errötend fügte er dann hinzu: „Aber…du bist mir einfach wichtiger als ich mir selbst. Verstehst du das...?“ Kurz blinzelte Ren überrascht und dann lächelte er traurig und senkte den Blick. „Ja…das verstehe ich nur zu gut…“ Erneut fuhr er sich mit dem Handrücken über die Augen, obwohl er schon längst nicht mehr am weinen war. „Danke, Horohoro…“, meinte er dann leise und hob seinen Blick wieder leicht, „Aber ich weiß nicht ob ich diese Gefühle so je erwidern kann.“ Horo sah genau wie ernst es Ren war. Und auch wenn ihm dieses Geständnis weh tat, lächelte er und wuschelte Ren kurz durch die Haare. Oder vielleicht tat er das gerade deshalb. Damit Ren nicht sah wie weh es ihm eigentlich tat. „Das musst du doch auch gar nicht!“ Er lächelte Ren so aufrichtig an wie er es im Moment nur konnte. Nach kurzem erwiderte dieser das Lächeln. „Wir bleiben also einfach Freunde, so wie bisher, klar?“ Ren nickte dazu nur knapp und ergänzte: „Du meinst: Beste Freunde!“ Der Ainu lachte darauf kurz und nickte ebenfalls.   Plötzlich hörten sie es an der Haustür klingeln. Kurz sahen sich beide an ehe sie synchron „Unser Geschenk!“ riefen. Horohoro stand auf und streckte Ren seine Hand hin. „Willst du mit nach unten kommen?“ Kurz schwieg Ren. Dann hob er seinen Blick und meinte: „Ich weiß nicht…ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist.“ „Ach komm!“, meinte Horo jedoch nur und Ren gab schließlich nach und griff nach der ausgestreckten Hand. So gingen sie nach unten. Horohoro voran und Ren direkt hinter ihm. Yo kam ihnen im Flur bereits entgegen, er wollte anscheinend gerade nach oben gelaufen kommen. Er fiel ihnen freudestrahlend um die Hälse. „Ihr seid die Besten!!“ Hao trug hinter ihm die Wiege gerade ins Wohnzimmer und Anna ging daneben her. Man sah ihr an, dass sie sich freute und es gleichzeitig verzweifelt versuchte nicht zu zeigen. Zugleich schien sie auch leicht verwirrt zu sein. Mit solch einem Geschenk hatte sie sicher nicht gerechnet. Als Yo endlich wieder von ihnen abgelassen hatte - und nachdem er sich bestimmt noch ein dutzend Mal bedankt hatte - kam auch Anna auf sie zu. Erst hatte sie den Blick zur Seite abgewandt, sah dann jedoch beide direkt an. „Danke für das Geschenk…ich…“, sie seufzte kurz und lächelte dann plötzlich: „Ich freu mich wirklich!“ Ren war im ersten Moment sehr überrascht aber nickte dann und lächelte. Horohoro grinste sowieso die ganze Zeit vor sich hin. Es war einfach zu toll mit anzusehen wie die beiden sich freuten! „Und ach ja...“, fuhr Anna fort und verpasste im gleichen Moment Horo eine Kopfnuss. „Du Plappermaul!“ Aber der Ainu lachte einfach nur darüber.   Am Abend saßen Horohoro und Ren an der Veranda und unterhielten sich weiter. Die anderen waren noch fleißig am feiern und immer wieder hörte man Gelächter und laute Stimmen aus dem Wohnzimmer. „Was meinst du, wie es jetzt weiter gehen soll?“, fragte Ren ihn plötzlich ernst. Bis eben hatten sie nur über Belangloses geredet. Aber irgendwie war es klar, dass sich das Gespräch so entwickeln würde. „Naja, Anna und Yo werden Eltern…und alle anderen werden Babysitten müssen…?“, meinte er spaßig aber Ren warf ihm nur einen ernsten Blick zu. Der Ainu seufzte. „Was genau meinst du denn?“, fragte er also nach. Eine ganze Weile sagte Ren nichts und sah einfach nur zu den Sternen hinauf. „Ich…ich weiß nicht…“, setzte er schließlich an, „Ich habe einfach Angst, dass sich nichts bessern wird und morgen eh alles wieder ist wie zuvor…“ Horohoro sah ihn nachdenklich an. Ren schien es tatsächlich ernst zu meinen. Aber was konnte man schon groß machen, außer… „Ich denke, du solltest nicht hier wohnen bleiben…“, meinte er also leise. Ren sah ihn erschrocken an gefolgt von einem entsprechendem „Was?!“ Schnell hob Horo beschwichtigend die Hände. „Ich mein ja nur, wenn du Yo weiter jeden Tag siehst und alles, dann kommst du sicher nie ganz von ihm los…“ Ren seufzte und senkte den Kopf. „Ja, das ist auch meine Befürchtung…aber ich kann auch nicht nach China zurück.“ Überrascht sah Horohoro ihn an. Wieso denn das? Nicht dass das war, was er wollte. Aber es klang irgendwie so, als ob da noch mehr dahinter steckte. Jetzt erinnerte er sich auch, dass Ren da schon mal etwas angedeutet hatte…und war das am Ende der Grund, warum Anna ihn nie rausgeworfen hatte, trotz all der Streitigkeiten? Er traute sich jedoch nicht einfach dreist nach zu fragen, er sah Ren einfach weiter an und wartete ab. Dieser hob schließlich den Kopf und erwiderte den Blickkontakt kurz, ehe er den Kopf wieder hängen ließ. „Das ist alles etwas komplizierter…aber kurz gesagt, wir haben uns gestritten, ich habe meine Sachen gepackt und wollte gehen. Aber das war meinem Vater nicht recht und naja. Ich brauch mich da jetzt gar nicht mehr blicken lassen. Ich habe dadurch auch von Run ewig nichts gehört, weil sie nicht mit mir reden darf…“ Einen kurzen Moment schwieg Horohoro, dann meinte er jedoch erstaunlich gelassen: „Oh man, dein Alter ist ja noch krasser drauf als meiner…ich darf wenigstens noch mit Pilika telefonieren!“ Überrascht sah Ren auf. „Häh?!“ Etwas verlegen kratze sich der Ainu am Hinterkopf. „Naja….genau genommen hat der Alte mich zuhause rausgeschmissen und deshalb bin ich hergekommen…“ „Was!? Ich dachte du wolltest nur die Ferien hier verbringen!!“, Ren war inzwischen aufgestanden und Horo bedeutete ihn leiser zu reden und sich wieder zu setzten. „Ich hatte ja auch gehofft er beruhigt sich wieder und alles…aber nach dem was Pilika so erzählt…“ Er senkte seinen Kopfschüttelnd. Durch alles was hier los war, hatte er seine eigenen Probleme schon fast vergessen gehabt. Naja fast. Plötzlich hörte er jedoch Ren neben sich lachen. Als er seinen Blick hob und Ren so lachen sah, konnte er sich ein Lachen auch nicht mehr verkneifen. Irgendwie war es ja wirklich komisch, dass sie in ähnlichen Situationen waren. „Hey, was hällst du davon: Wir suchen uns eine kleine, bezahlbare Wohnung und machen daraus eine coole Männer-WG!“ Ren lachte immer noch und brachte dazwischen nur ein halbherziges „ Meinst du das etwa ernst?!“ hervor. „Klar!“, antwortete Horo nur und grinste breit, „Zu Zweit schaffen wir das sicher irgendwie!“ Ren hörte mit einem Mal auf zu lachen und sah ihn ernst an. Er schien erst jetzt zu realisieren wie ernst gemeint der Vorschlag war. Aber dann nickte er einfach und grinste: „Aber nur, wenn du dich um den Haushalt kümmerst!“ Der Ainu lachte darauf nur. „Wenn du willst, dass die Wohnung im Chaos versinkt: Nur zu!“   Eine ganze Weile hatten sie noch darüber gespaßt, was sie in so einer WG alles anstellen könnten, waren sich am Ende aber einig in den nächsten Tagen tatsächlich auf Wohnungssuche zu gehen. Die anderen riefen schließlich nach ihnen und so standen sie auf um wieder nach drinnen zu gehen. Ren ging bereits ins Wohnzimmer zurück, aber Horohoro warf noch einen kurzen nachdenklichen Blick zur Eingangstür. Als er vor 5 Wochen hier ankam, wurde er dort erst unfreundlich von Ren „begrüßt“, bekam dann von Yo ein eher flüchtig „Hallo“ und Anna hatte ihn im Anschluss davor gewarnt hier einzuziehen. Aber bereute er es? Nein kein Stück. Epilog: -------- Leise summte er vor sich hin, während er das Geschirr abspülte und zum trocknen stapelte. Am Nachmittag würden sie zu Anna und Yo fahren. Die beiden machten sich erstaunlich gut als Elter und hatten kurz nach der Geburt des kleinen Hana sogar geheiratet. Nur im kleinsten familiären Kreis, aber nach den Erzählungen muss es wirklich schön gewesen sein. Und nun hatte Anna bereits wieder Geburtstag. Viele ihrer Freunde würden vorbei kommen, sogar Lyserg und Chocolove hatten sich angekündigt – denn alle wollten ihr Kind sehen. Und Horohoro selbst? Nein, er hatte den kleinen schon oft genug gesehen und hatte auf ihn aufpassen „dürfen“. Trotzdem freute er sich auf die Feier. Da sogar Pilika dieses Jahr dabei war, konnte er seine Schwester endlich mal wieder sehen. Was Ren bis jetzt nicht wusste, sogar Run war heimlich eingeladen worden! Das würde eine noch viel bessere Feier werden, als letztes Jahr, da war er sich sicher!   Er hörte wie im Korridor die Tür aufgeschlossen wurde und jemand hinein kam. „Bin wieder da!“, hörte er Rens leise Stimme. Fröhlich blickte er auf und trocknete sich kurz flüchtig die Hände ab. Ren kam bereits in die Küche und setzte eine Einkaufstüte auf dem Tisch ab. Er hob seinen Blick und lächelte Horo entgegen. Dieser erwiderte das Lächeln gleichermaßen, trat auf ihn zu und legte seine Arme und Rens Taille. Kurz berührten sich ihre Lippen, ehe sie sich wieder voneinander lösten. „Willkommen daheim!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)