One week of insensibility von NightFoXx (Still. Heimlich. Ungesehen. Gefühllos.) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 ~ Engel aus Stein -------------------------------------- Tag 3 Lie awake in bed at night And think about your life Do you want to be different? Try to let go of the truth The battles of your youth cause this is just a game Und wieder starre ich an die Decke. Wieder habe ich das Gefühl, die Zeit würde gleich stehenbleiben. Sie schleicht so langsam voran, als würde der Zeiger der Uhr jeden Moment für immer anhalten. Die Küche ist ein einziges Desaster. In der Spüle stapelt sich das dreckige Geschirr, der Kühlschrank steht speerangelweit offen und wurde seit Wochen schon nicht mehr benutzt. Große Teile der Wandfliesen liegen zersplittert auf dem Boden, grünlicher Schimmel schmückt stattdessen die Wände. An einem kleinen Tisch mitten im Raum stehen drei Stühle, eine Zeitung liegt auf ihm. Die Seiten sind bereits vergilbt und die Druckerschwärze bereits verblichen. Nur einzelne Wörter stechen hier und da hervor. Ich nehme sie nur am Rande war, wie eine leise Stimme in meinem Kopf, die sie mir zuflüstert. Freiheit - Frieden - erneut gesiegt - können glücklich hoffen - ewige Liebe - Wörter, deren Bedeutung ich nicht kenne. It's a beautiful lie It's the perfect denial Such a beautiful lie to believe in So beautiful, beautiful it makes me Der Flur ist dunkel, wie immer. Der Alte hat anscheinend mal wieder die Stromrechnung nicht bezahlt. Am anderen Ende des Ganges, gleich neben dem Fenster, steht eine kleine Kommode. Das Licht hat ihr bereits einen Großteil der ursprünglichen Farbe entzogen. So hell wie sie jetzt ist, passt sie nicht in dieses Haus. Auf ihr stehen drei Fotos. Ordentlich, von Bilderrahmen gehalten, stehen sie einsam auf der glatten Oberfläche. Das ganze wird von einer dicken Staubschicht überzogen. Ich schaue sie mir nicht an. Stattdessen gleitet mein Blick zum Spiegel, der direkt darüber hängt. Ausdruckslos starrt mir ein blasses Gesicht entgegen. Zwei Augen ohne jede Regung. Eine undurchschaubare Maske. It's time to forget about the past To wash away what happened last Hide behind an empty face Don't ask too much, just say 'Cause this is just a game Der Geruch von kaltem Rauch schlägt mir entgegen, als ich aus der Tür trete. Das Haus am Ende der Gasse liegt in Schutt und Asche. Rauchschwaden steigen aus den Überresten auf, hier und da brennt noch ein kleines Feuer, frisst endgültig den letzten Rest der Erinnerung des Gebäudes auf. Ein Haus, aus Holz und Stein für die Ewigkeit gebaut, war über Nacht zerstört worden und hatte seine Bewohner mit in den Tod gerissen. Und niemanden schien es zu interessieren. So klein und unbedeutend war doch das Leben. So leicht konnte man es zerstören. Für immer. Es ist wie ein Spiel. Ein Spiel gegen den ganzen Rest der Welt, bei dem man nur verlieren kann. Ja, es ist eine einzige Lüge. Eine einzige große Lüge, die der ganzen Menschheit etwas vormacht. So beautiful, beautiful... It's a beautiful lie It's a beautiful lie It's the perfect denial Such a beautiful lie to believe in So beautiful, beautiful it makes me Ich glaube, ich gehe sie heut mal besuchen. Warum weiß ich nicht, aber es zieht mich immer wieder hier her. Einen Moment bleibe ich vor dem Tor stehn. Dicke Eisenstäbe versperren mir den Weg, kunstvoll verschlungen, über zwei Meter hoch, scharf und spitz wie Messer an der Oberseite. Ich frage mich, warum es aufgestellt wurde. Ein kleines eisernes Schloss hält es stets verschlossen. Was sperrt es aus? Die Toten, die auf dem Friedhof dahinter ruhen, oder mich, damit ich deren ewigen Schlaf nicht störe? Ich klettere über das Tor und schlendere durch die Reihen der Ruhenden. Einfache, meist schon halbverwitterte oder gar umgefallene Grabsteine säumen den Weg. Ab und zu sieht man auch mal ein Kreuz oder einen Obelisk. Meine Schritte verhallen in dem große leeren Raum. Ich gehe durch den engen Mittelgang, hölzerne Bänke links und rechts von mir. Durch die kleinen Löcher im Dach brechen die Sonnenstrahlen in den düsteren Raum, treffen wie Scheinwerfer auf den Altar, werden von der tiefroten Flüssigkeit reflektiert, die ihn bedeckt. Ein leerer Altar, verziert mit einem riesigen Pentagramm aus Blut, in mitten einer angeblich heiligen Stätte. Welch Ironie des Schicksals. Hinter dem Altar, erhöht auf einer Empore steht ein Engel. Die Hände verzweifelt vor der Brust gefalten blickt die steinerne Figur auf mich herab. Die großen weiten Flügel scheinen die zierliche Gestallt von der Außenwelt abzuschirmen und beschützen zu wollen. Die Augen des Engel wurden von einer schmalen Augenbinde bedeckt, über den Wangen zeichneten sich schmale Rinnsale schwarzer Farbe ab. Es sah aus, als würde der Engel weinen. Über der Figur prangte in verschnörkelter Schrift ein Spruchband. Through theses eyes I’ve seen so much of pain And through theses eyes I’ve seen blood staining the rain Ich sehe mir diesen Engel gern an. Trotz das es eine Figur aus Stein ist, kalt, hart und gemacht um die Zeit zu überdauern, wirkt sie so zierlich und zerbrechlich. Ich verlasse das Kirchenschiff durch die Hintertür und betrete den professorischen Teil des Friedhofs. Am anderen Ende des Platzes bin ich an meinem Ziel angekommen. Ein kleiner Grabstein von Efeu überwachsen. Die Inschrift kann man nur entziffern, wenn man bereits ihren Inhalt kennt. Sheena Kiljan *1972 - ┼ 1998 A bleeding angel returns to heaven Mehr nicht. Für den Spruch und den Stein hat sie selbst das Geld gespart. Er hätte das niemals getan. Ich hocke mich vor das Grab und starre den Stein einige Minuten lang an. Nie hatte sie Angst gehabt vor dem Tod, sie sah ihn immer als Freund, als Erlöser. Das Leben hatte sie irgendwann nicht mehr ertragen können. Ihre Verzweiflung war immer größer geworden, bis sie nicht mehr auszuhalten war. Da hatte sie dem ganzen ein Ende gesetzt. Sprang ins Meer. Die eisige Kälte hüllte sie ein und fror alle Gefühle und Wahrnehmungen ein. Sie war letztendlich mehr erfroren als ertrunken. Ob sie es gefühlt hat? Wie das Wasser langsam in ihre Lungen eindrang, ihr Herz, von Kälte gelähmt, immer seltener schlug, bis es ganz aufhörte. Was hat sie wohl gesehen? Das helle blau der Wasseroberfläche und das blütenweiße Eis über ihr, oder das tiefe endlose blau unter ihr. Drei Tage später hat man sie dann gefunden. Die Haut unnatürlich hell und bläulich angelaufen. Die dunklen Haare wie ein Schleier um sie ausgebreitet lag sie im flachen Wasser. Die hellen weißblauen Augen starrten ausdruckslos in den Himmel. Auf den leicht geöffneten Lippen ein leichtes Lächeln. Sie wäre mit ihrem Anblick zufrieden gewesen, sie mochte es gern spektakulär und außergewöhnlich. Er hat sich nur beschwert und behauptet, er hätte so was immer kommen sehn. Zu ihrer Beerdigung kam er gleich gar nicht, obwohl er sie nicht mal bezahlen musste. Sie hatte vorgesorgt. Sie war geflohen und hatte nun ihre Freiheit, nach der sie immer vergeblich gesucht hatte. Sie soll ein guter Mensch gewesen sein, eine freundliche selbstbewusste junge Frau. Eine Frau, die ihre Kinder bei dem zurückließ, vor dem sie geflohen war. Danke Mutter. Kleines Lexikon A beautiful lie - 30 Seconds to Mars ~ das ist sooo ein spitzen lied, wo ich es gehört habe musste ich es einfach einbaun!^^ http://www.myvideo.de/watch/3413747/30_seconds_to_mars_A_beautiful_lie Through theses eyes I’ve seen so much of pain And through theses eyes I’ve seen blood staining the rain - aus In my name von The 69 Eyes ~ tolle Band ;) Sheena Kiljan - Amys Mutter, im nächsten Kapi kommt vllt nochn bissl was über sie... mit dem kapi bin ich eig ganz zufrieden...die geschichte von Amys mutter wollte ich unbedingt reinbringen^^ ich war am wochenende auf nem friedhof und hab mir ideen gehollt...hehehe @alle schwarzleser: kommis bitte! egal ob positiv oder negativ Q.Q Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)