One week of insensibility von NightFoXx (Still. Heimlich. Ungesehen. Gefühllos.) ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 ~ Brennende Gedanken ----------------------------------------- Tag 5 Warum habe ich das Buch nie zurückgegeben? Angestrengt durchstöbere ich mein Gedächtnis nach einer Antwort. Ich streife gerade durch die Gassen. Wie so oft. Das Buch in meinem Rucksack, ich habe es einfach eingepackt, ohne groß zu überlegen. Es ist erst Mittag und doch schon wie tiefste Nacht. Polarnacht um genau zu sein. Shadedawn liegt weit genug im Norden um Polartag und –nacht spüren zu können. Auch wenn es hier noch nicht so extrem auftritt, ist es ein leichtes die Tageszeit zu vergessen. Entweder ist es ein halbes Jahr lang 24 Stunden hell oder 24 Stunden dunkel. Die Menschen nutzen die Polarnacht, um ihren dunklen Geschäften nachzugehen oder sich aus Frust über die ewige Dunkelheit im Alkohol zu ertränken. Mich stört der lang dauernde Tag – Nachtwechel nicht. Ich habe keine Verpflichtungen und eine Uhr besitze ich nicht. Schlafen kann ich, wenn ich müde bin und feste Mahlzeiten kenne ich gar nicht erst. So bin ich aufgewachsen und bis zu meinem Tod wird sich das wohl nicht ändern. Meine Augen haben sich längst an die Dunkelheit gewöhnt. Wie immer habe ich bei meinem Weg durch die Stadt kein Ziel. Es gibt hier nichts wo ich hin wollte. Trotzdem finde ich meist einen Ort, an dem ich bleibe. Auch jetzt kommt es mir vor, als hätte ich mein Ziel gefunden, ohne es zu suchen. Diesmal ist es ein Schotterplatz am Rand der Stadt, eingekreist von leerstehenden Baracken. Vor einem zusammengefallenen alten Lagerhaus brennt ein kleines Feuer. Schwerer Benzingeruch hängt in der Luft, bald wird wohl alles hier in Flammen aufgehen. Ich trete näher an das Feuer heran. Das helle Licht in der Dunkelheit des Tages bietet einen seltsamen Kontrast. Der Boden und die Wand werden ein Stück weit beleuchtet. Ich starre in die Flammen. Zuckend und grell lodernd brachten sie etwas Leben auf diesen toten Platz. Ich reiße mich von dem Anblick los und lasse meinen Blick an den Häuserreihen entlang gleiten. Abweisende graue Fassaden, hohle leere Fensterrahmen. Stumm und mächtig stehen sie seit Jahren dort und sind doch nur ein trauriger Anblick. Wie kann etwas, was nie gelebt hat, wie tot erscheinen? Ich sehe zurück zum Feuer. Es hat sich bereits weiter ausgebreitet. Ohne wirklich darüber nachzudenken, greife ich nach meinem Rucksack, öffne den Reisverschluss und hole das Buch heraus. Nochmals streiche ich über den Einband, schlage die erste Seite auf und betrachte den sorgfältig geschriebenen Namen. Dann werfe ich es in die Flammen. Sofort fressen sie an den Seiten, lodern höher auf und knistern lauter, als würden sie sich über diese Opfergabe freuen. Ein Mensch stirbt erst, wenn man ihn vergisst. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Bist du jetzt tot? Ich weis gar nicht mehr genau, ob ich dich damals gemocht habe. Du warst einfach da, bist in mein Leben gestolpert und wolltest nicht wieder gehen. Wie dumm von dir. Es musste ja so enden. Im Grunde hast du auch nie wirklich hierher gepasst. Selbst schuld, wer zieht schon freiwillig nach Shadedawn? Im Gegensatz zu den tausend langweiligen Gesichtern dieser Stadt wäre deins beim ersten Blick aufgefallen. Wer hier hat schon immer ein Lächeln auf dem Gesicht und freundlich dreinblickende braune Augen, die einen bis ins Herz sehen können? Ich weis bis heute nicht genau, warum du dich in der Schule einfach neben mich gesetzt hast. Ich fand es einfach nur nervig und beschloss eine Weile nicht mehr zur Schule zu gehen. Als ich wiederkam warst du immer noch da und kamst wieder zu mir. Dauernd hast du mich beobachtet und sogar zweimal versucht mich in ein Gespräch zu verwickeln. Womit hatte ich das verdient? Ich hab versucht dich einfach zu ignorieren, aber so einfach wolltest du anscheinend nicht aufgeben. Genau das war dein Fehler. Idiot. Dann hast du mir einen Zettel zugesteckt. Es war ein kleines Gedicht. Sowas sollte ich in Zukunft dann noch öfter erleben. Gedichte und Bücher, das war alles was du zum Leben brauchtest. So schien es mir zumindest. Das warst du. Julien. Verträumt, aufgeschlossen, nett und freundlich zu jedem. Verdammt, was hattest du nur in diesem Kaff zu suchen? Du kamst zu mir und bist geblieben. Ich versteh nicht wirklich, wie du es immer wieder geschafft hast, mich in dieser Stadt zu finden. Bin ich so berechenbar? Bei meinen täglichen Streifzügen hast du mich dann immer begleitet, sahst mit mir im heruntergekommenen Stadtpark und versuchtest mit mir zu reden. Du hast viel erzählt, mir deine Gedichte gezeigt und sie mir vorgelesen. Ich saß nur da und hab zugehört. Am Anfang versuchte ich einfach wegzuhören, alles um mich herum auszublenden, aber deiner ruhigen, sanften stimme konnte man einfach nicht entkommen. Trotzdem, jeder von uns lebte in seiner eigenen kleinen Welt, du konntest meine nicht erreichen und ich habe es nie auch nur versucht. Wir waren gemeinsam allein. Dann kam der Tag, als du den größten Fehler überhaupt begingst und für dich alles aus den Fugen geriet. Du hattest mir wieder ein Gedicht geschrieben. Doch diesmal hast du es mir nicht einfach vorgelesen, sondern mir zitternd übergeben. Ein Gedicht, dass über deine Liebe zu mir handelte. Schüchtern und unsicher sahst du mich an. Eine rote Rose und ein Liebesgedicht für das gefühllose Mädchen aus der grausamen und erbarmungslosen Stadt. Was hast du dir nur dabei gedacht? Ich zerriss das verheißungsvolle Blatt in kleine Schnipsel und lies diese samt der Rose auf den kalten Boden fallen. Du hast auf das zerrissene Blatt Papier gestarrt, als hätte ich dir das Herz herausgerissen und vor die Füße geworfen. Vielleicht habe ich das ja auch. Damals sah ich zum ersten mal diesen Blick in deinen Augen, kalt, verletzt, verklärt. Du hast dich umgedreht und bist weggegangen. Weg von mir. Weg vom Hass dieser Stadt. Für eine lange zeit habe ich dich vergessen. Du wurdest für Tod erklärt, wie viele Verschwundene vor dir. Doch du kamst wieder. Standest eines Tages im Park, an der Stelle, wo ich dich von mir gestoßen hatte. Im Park mit den toten Bäumen und den leeren Bänken. Standest einfach nur da. Du warst der Gleiche und hattest dich doch verändert. Julien mit dem freundlichen Lächeln und den verträumten braunen Augen für immer verschwunden. Jetzt sah ich einen Julien mit blassem Gesicht, hervorstehenden Wangenknochen, ernst aufeinandergepressten Lippen und toten Augen. Das Leben in dir war zerbrochen, du warst zu schwach gewesen. Du hast mich angestarrt, als wär ich eine Täuschung, ein Geist, ein Dämon, der Teufel. Das Letzte mal seit 2 Jahren, dass dich jemand hier gesehen hat. Mit diesem Buch geht das Letzte was dich mit dieser Welt verbunden hat. Von deinem einstigen Vermächtnis an mich ist nur noch heiße Asche übrig. Das Feuer hat sich bis zu meinen Füßen vorgekämpft. Ich spüre seine beißende Hitze am ganzen Körper. Ist das deine Rache an mir? Bin ich letztendlich doch ein Mörder und weis es nicht einmal? Ich drehe dir und dem Feuer endgültig den Rücken zu. Meine Schritte tragen mich weiter, an einen Ort, den ich nicht suche, aber dennoch finden werde. kleines lexikon ja....zu diesem kapi gibt es nicht viel zusagen....es hat sehr lange gedauert und ist ein wenig anders als die andren. dazu hab ich auch ein FA gezeichnet, aber mexx hat es net freischalten wollen Q.Q danke noch mal an meine lieben kommischreiber :) hier noch ein kleiner aufruf! wenn ihr ideen für die 2 letzten kapis habt, her damit! 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