Learn Forgiveness And Try To Forget von Rhaksa ================================================================================ Kapitel 1: Life Is For The Alive -------------------------------- Sie tanzten. Wie schon so oft zuvor. Er sah in ihrem Lächeln, dass sie sich in Sicherheit wiegte. Sie glaubte allen Ernstes, er würde ihr das alles einfach so verzeihen. Sie hatte gelogen. Lucy. Er hatte seine geliebte Lucy getötet! Und das nur weil sie, die sich nun in seinen Armen mit ihm drehte, ihn belogen hatte. ~by the sea Mr. Todd~ Ja, zur See wollte sie mit ihm, ihn heiraten, zusammen alt werden. So viele Dinge, die sie sich ausmalte ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass dies niemals Wirklichkeit werden konnte. Vor nicht einmal all zu langer Zeit hatte er es sogar in Erwägung gezogen vielleicht noch länger mit dieser Frau sein Leben zu teilen. Doch das war nun vorbei. Sie hatte es ruiniert. Sie hatte alles zunichte gemacht. Durch seine Hand ist seine geliebte Frau gestorben. Dafür würde sie bezahlen müssen. ~and life is for the alive my dear~ Das waren ihre Worte. Das Leben ist für die Lebenden, mein Herz. Wie recht sie doch hatte. Langsam tanzte er mir ihr in Richtung des Ofens, dessen Tür sie so leichtsinnig offen gelassen hatte. Ihr Schicksal würde er bestimmen. So wie sie Lucys bestimmt hatte. Die Wut kochte in ihm immer höher je näher sie den Flammen kamen. ~so let´s keep living it~ Wie blind sie doch war. Blind vor Liebe. Es war doch so offensichtlich was er vorhatte, doch sie lächelte ihn nur weiter an. Das war das erste Mal, dass er sie so glücklich sah. Doch das würde gleich vorbei sein. Es fehlten nicht mehr viele Schritte. ~just keep living it~ Einen Moment lang sah er sie wahrscheinlich zum ersten Mal richtig an. Sie war nicht so hübsch wie Lucy. Niemand war hübscher als Lucy. Aber dennoch, war sie auf ihre eigene Art schön. Seine Gedanken hielten plötzlich inne und es war als ob die ganze Welt plötzlich aufgehört hatte sich zu drehen. Zweifel schlichen sich in seinen Verstand. Sollte er sie töten? Eiskalt, wie er es mit allen anderen auch gemacht hatte? Sollte er? Ja! Sie musste sterben. Lucy musste es auch. Warum sollte er sie verschonen? Sie verdiente es. Nur noch eine Drehung waren sie von dem Ofen entfernt. Er packte ihre Arme fest und zog sie grob zu den Flammen. ~really LIVING IT!~ Sweeney schubste sie mit aller Kraft in Richtung der Flammen. Sie würde brennen, ganz schnell, dann wäre alles vorbei. Vor Panik, schrie sie, griff um sich und schaffte es das Metall des Ofens im Fall zu fassen und sich abzufangen. Kleinere Flammen nagten ihr Kleid an aber brachten es nicht vollends zum brennen. Sie fiel auf die Knie vor ihm und stützte sich mit den Händen ab. Ihr Atem ging rasend schnell und sie brauchte einige Zeit um zu begreifen, was Mr. Todd gerade getan hatte... oder tun wollte. Während sie nach Luft schnappte wurde Sweeney immer rasender. Er hatte an jedem seine Rache genommen und sie würde nicht so einfach davonkommen. “Hartnäckig wie immer, Mrs. Lovett.”, sagte er während er sich nach ihr bückte und ihre Handgelenke ergriff. Mit einem Ruck hatte er sie auch schon aufrecht stehen und sah sie mit einer finsteren Miene an. Mrs. Lovett konnte es nicht fassen. Er hatte wirklich vor sie zu töten. “Mr. T, bitte!”, flehte sie ihn an doch er schien ihr nicht zuzuhören, sondern packte ihre Handgelenke noch fester und drückte sie nach hinten zu dem Ofen. “Mr. Todd bitte! Lassen Sie mich gehen.” “NEIN! Sie haben mich angelogen. Ihretwegen ist Lucy tot!”, spie Mr. Todd ihr entgegen und drückte ihre Handgelenke dabei noch ein stück fester. Noch immer versuchte Mrs. Lovett ihn davon zu überzeugen, dass sie keine Schuld traf. “Nein. Nein es ist nicht meine Schuld! Ich.. ich hab Sie nicht angelogen! Ich sagte sie hätte sich vergiftet und das hat sie auch! Aber ich hab niemals gesagt sie wäre tot!” Sie standen nun so nahe bei dem Ofen, dass Mrs. Lovett die Hitze an ihrem Rücken spüren konnte. Sie hatte Angst, große Angst. Sie wollte nicht sterben. Noch nicht. Aber nicht nur das. Sie wollte vor allem, dass Mr. Todd ihr glaubte. Sie hatte das nur für ihn getan. Er wäre niemals damit glücklich geworden, wenn er gesehen hätte was aus seiner wunderschönen Lucy geworden war. Sie wollte ihm das ersparen und sie wollte nicht, dass sie ihn, jetzt wo er endlich nach 15 Jahren wieder bei ihr war, wieder verliert. “Nein Mrs. Lovett. Dieses Mal könn Sie sich nicht rausreden. Es ist vorbei.“ Sweeney versuchte sie in die Flammen zu drängen doch Mrs. Lovett stemmte sich mit all ihrer Kraft gegen ihn. Sie wollte diesen Kampf nicht verlieren. Es war noch längst nicht alles gesagt. “Mr. T.!” “Nein! Warum sollte ich Ihr Leben verschonen? Sie haben meins zerstört!” Er wurde nun ziemlich sauer, dass sie sich so vehement gegen ihr nicht zu vermeidendes Schicksal wehrte. Sein Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von ihrem entfernt und sie sah den Hass und die Verachtung in seinen Augen aufblitzen. “Mr. Todd!!”, die Kräfte verließen sie allmählich und sie spürte, wie das Feuer immer näher kam. Mr. Todd funkelte sie wütend an, hörte ihr Flehen nicht. Es war wie eine Mauer um ihn herum. In seinen Ohren rauschte es nur noch und das einzige was er jetzt wollte war Rache. “Mr. Todd BITTE!”, sie schrie ihm verzweifelt entgegen, doch er befand sich in einer art Raserei. Er konnte sie hören, wollte es aber nicht. Noch einen Schritt machte er mit ihr auf den Hochofen zu. Sein Gesicht war nur noch eine Fratze, beherrscht von Rachsucht und Vergeltung. Mit der Zeit ist er zu einem Monster geworden. Ein Monster, dass wahllos Leute umbrachte, nur um irgendwann seinen Rachedurst zu stillen. Sweeney Todd. Das war aus ihm geworden. Ein Mann, der jetzt noch nicht einmal davor zurückschreckte eine Frau zu töten, die ihm die ganze Zeit beigestanden hatte, die alles für ihn getan und die ihm sein Rachefeldzug überhaupt erst ermöglicht hatte. Er hatte vergessen, wer er Früher einmal war. Er vergaß einmal sogar kurz, warum er dies alles überhaupt tat. “Mr. Todd! Bitte! Bitte lassen Sie mich gehn!”, flehte Mrs. Lovett. Nein. Er würde ihr nicht verzeihen. Warum sollte er? Er war Sweeney Todd, der teuflische Barbier aus der Fleet Street. Er hatte schon so viele Leben auf dem Gewissen, warum glaubte Sie er würde jetzt eine Ausnahme machen?! Die Flammen berührten Mrs. Lovetts Arm als Mr. Todd ihn weiter nach hinten drückte und sie schrie voll Panik. “BENJAMIN!!” Sweeney hielt inne. Benjamin... Ja, so hieß er früher. Benjamin Barker. Wie sehr hatte er sich doch verändert. Das alles wegen seiner Frau und seiner Tochter, die man ihm damals nahm. Deswegen kam er nach so langer Zeit an diesen Ort zurück. Deswegen brachte er all diese Menschen um. Deswegen wollte er den Richter drankriegen. Die Liebe zu seiner Frau und Tochter machten ihn so blind, dass er solch schreckliche Dinge getan hatte. Plötzlich wurde ihm etwas klar. Sein Griff um Mrs. Lovetts Handgelenke wurde lockerer. Ihre Panik legte sich ein wenig, als sie merkte, dass er sie nicht mehr in das Feuer drückte. Doch ließ sie ihn nicht aus den Augen und versuchte sich auf alles gefasst zu machen. Letztendlich ließ Mr. Todd sie los und senkte den Blick auf den Boden. Er konnte sie nicht umbringen. Nein, das wäre falsch. Ihm wurde klar, dass Mrs. Lovett nichts anderes getan hatte als er. Die Liebe zu ihm machte sie blind. Sie log und mordete, weil sie ihn liebte. Genau wie er es für seine Frau und Tochter tat. “M-.. Mr. T?”, begann Mrs. Lovett zögerlich. “Was mach ich hier eigentlich?”, flüsterte er so sanft, wie sie es noch nie zuvor bei ihm gehört hatte. Er kehrte ihr den Rücken zu und entfernte sich langsam von ihr, den Blick immer noch auf den Boden gerichtet. “Mr. T, was ... was ist denn?”, fragte sie mit einer Stimme, die fast nur noch ein Hauch war. Doch sie bekam keine Antwort. An der Wand des Kellers blieb Sweeney im Schatten stehen, und stützte sich mit beiden Händen an der Mauer ab. An Mrs. Lovetts Ohren drang nur unverständliches Murmeln und wie Mr. Todd immer wieder gegen die Mauer schlug. Dann stoppte er. Er drehte sich um, lehnte sich mit dem Rücken gegen die kalte Steinmauer und rutschte langsam auf den Boden herunter. Mrs. Lovett ging ein paar Schritte auf ihn zu doch nach ungefähr der Hälfte der Strecke bleib sie stehen und lauschte in die Dunkelheit hinein. Sie konnte ihren Ohren kaum trauen. Von dort, wo Mr. Todd saß kam ein leises, kaum wahrzunehmendes Wimmern. Sie schaute sich unsicher um und ließ ihren Blick flüchtig im Raum umhergleiten, während sie darüber nachdachte, was in dieser Situation wohl am klügsten wäre. Sie wollte ihn nicht wieder aggressiv machen. Aber sie war damit gerade restlos überfordert, denn sie war grade nur knapp dem Tod entkommen und sie hatte Mr. Todd noch nie eine Träne vergießen, geschweige denn wie ein Häufchen elend dasitzen sehen. Sie überwand den Rest des Weges zu Mr. Todd und kniete sich vor ihm hin. Sie wagte es nicht zu sprechen. Sie wusste auch nicht was sie sagen sollte also beließ sie es dabei, erst einmal still zu sein. Sie hatte Angst ihm jetzt so nahe zu sein, immerhin hatte er gerade versucht sie umzubringen und sie war sich sicher, dass er immer noch das Rasiermesser in der Hand hielt. Dennoch, hielt sie etwas davon ab wegzulaufen. Er hatte ihr den Tod erspart. Sie wusste, dass irgendwo in diesem Mann etwas Gutes sein musste. Er hätte allen Grund gehabt sie in das Feuer zu werfen, doch er tat es nicht. Mrs. Lovett legte vorsichtig, zögernd eine Hand auf Mr. Todds Schulter und wartete angespannt die Reaktion ab die auch nicht lange auf sich warten ließ. Ruckartig schaute er in ihr Gesicht und sie sah immer noch die Wut die sie noch Minuten zuvor in seinen Augen hatte aufblitzen sehen. Sie rechnete fest damit, dass er sie Packen würde, dass seine Rasierklinge Bekanntschaft mit ihrem Hals machen würde oder er irgendetwas anderes mit ihr machen würde um diese Wut freizulassen. Doch Sweeney tat nichts dergleichen. Er schaute sie einfach nur an und rührte sich nicht. Zum ersten Mal sah er ihre Augen genau. Sie hatte keine blauen Augen, wie Lucy sie hatte. Ihre waren braun, ein wunderschönes braun. Mr. Todd fühlte sich einen Moment lang als würde er darin untergehen. Diese Augen waren zu viel für ihn. Sie sahen ihn mit der gleichen Liebe und Hingabe an, wie Lucy es immer getan hatte. In Mrs. Lovetts Augen formten sich weiche Tränen. So vieles wollte sie ihm gerne sagen, so viel gab es zu sagen und doch wusste sie nicht wo sie anfangen sollte. Sie wartete darauf, dass er den nächsten Schritt wagen würde. Sie hoffte er würde etwas tun, denn es war beinahe unerträglich in diese verzweifelten, hasserfüllten und traurigen Augen zu sehen. “Mrs. Lovett..”, flüsterte Sweeney und machte mit dem Kopf eine kaum zu sehende verneinende Bewegung. “Sie sind ein verdammtes Wunder..” “W-Wie meinen Sie das?”, war das einzige was aus ihrer Kehle drang. Die Intensität mit der er sie ansah, brachte ihr Herz so schnell zum schlagen, wie nie zuvor. Sie konnte ihren Puls in ihren Fingerspitzen fühlen und spürte wie ihr zunehmend wärmer wurde. Eine Weile schwieg er sie wieder an. Er wusste selbst nicht wie genau er das meinte, aber sie hatte auf jeden Fall etwas von einem Wunder. Er war so entschlossen gewesen, sie zu töten und trotz allem ist es ihm nicht gelungen. “So wie ich es gesagt hab.”, flüsterte Mr. Todd ihr entgegen, schloss für einen kurzen Moment die Augen und stand mit einem Ruck auf. Durch die Plötzlichkeit dieser Aktion, fiel Mrs. Lovett nach hinten und schaute verwirrt zu ihm auf. Er ging murmelnd und immer noch leicht kopfschüttelnd in Richtung der Kellertreppe die zurück in das Wohnzimmer führte. “Mr. T... wo gehn Sie hin?”, fragte Mrs. Lovett während sie sich von dem Boden aufrappelte und ihr Kleid beiläufig abklopfte. “Ich geh packen, was denn sonst? Ich hab nicht vor hier zu bleiben und auf die Polizei zu warten.”, knurrte er ihr genervt entgegen, als sei es offensichtlich, was er tun wollte. “Toby hat bestimmt schon irgendwelchen Polizisten erzählt, was hier läuft. Wir sollten keine Zeit mehr verlieren. In Ihrem eigenen Interesse, würde ich auch schnellstens packen. Ich hab außerdem nicht den ganzen Tag Zeit.”, ergänzte er während er die ersten Treppenstufen hochlief. “M-Moment.”, Mrs. Lovett war sichtlich verwirrt über diesen plötzlichen Sinneswandel, “was meinen Sie mit ´wir´? Wir beide?” Sweeney drehte sich auf dem Absatz um und machte einen genervten Gesichtsausdruck. “Ja wir.”, sagte er und winkte sie mit dem Kopf herbei. “Fürs erste.”, fügte Mr. Todd noch leise hinzu als er sich umdrehte. Mrs. Lovett war perplex aber folgte ihm die Stufen hinauf. Sie wusste nicht, warum er sich auf einmal umentschieden hatte aber irgendwie fand sie das ´warum´ gar nicht so wichtig. Sondern eher die Tatsache DASS er sich umentschieden hatte. Mit einem endlos glücklichen Lächeln ging sie hinter ihm her, glücklich über diese zweite Chance die er ihr gegeben hatte. Was sie nicht sah war, dass auf Sweeneys Lippen ebenfalls ein kleines Lächeln lag. Ende^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)