La figlia della notte von abgemeldet (Die Tochter der Nacht) ================================================================================ Kapitel 1: Die Fremde --------------------- Als ich Arijah zum ersten Mal traf, wusste ich nicht um den bitteren Fluch, der sie in die Ewigkeit begleitete. Ich wusste nicht, dass sie die tödliche Sirene war, die den dunklen Wald am Rande unseres Dorfes heimsuchte. Obgleich mir die anderen Dorfbewohner viel über sie erzählt hatten, hielt ich es nicht für möglich, dass es sich in den Geschichten um diese Frau handelte, die dort vor mir stand. Denn alles was ich mit Gewissheit wusste, war, dass sie das schönste Geschöpf war, das meine Augen jemals erblickt hatten. Sie trug ein langes, schwarzes Kleid mit großzügig geschnittenen Ärmeln, die beinahe den Boden berührten. Ihre blasse Haut glänzte leicht im Licht der Dämmerung, das sich seinen Weg durch die hohen Baumkronen erkämpfte. Saphirblaue Augen fixierten mich und zogen mich in ihren Bann. Ihr kupferrotes Haar fiel ihr sanft über die Schultern und reichte bis weit über ihren Rücken hinab. Meine kleine Katze, Lily, ruhte schnurrend in den Armen der Fremden. Sie war der Grund, warum ich überhaupt den Wald betreten hatte, denn sie war mir kurz zuvor entflohen und in den Schatten der Fichten verschwunden. Meine Sorge um Lily war größer, als die Angst vor einem Monster, das ich nur aus Legenden kannte, also machte ich mich auf die Suche nach ihr. Ich war froh, dass mein Kätzchen wohlauf war, doch mit meiner Faszination für die Frau vor mir stieg auch das Unbehagen, das sich aus unbekanntem Ursprung in meine Glieder schlich. „Ist das deine Katze,“ fragte sie und strich Lily sanft über den Kopf. Ich erschrak, als ich die Stimme der Fremden wahrnahm. Jedoch war es nicht ihr weicher Klang, der mich aufhorchen ließ, sondern das tiefe, bedrohliche Flüstern, das jedes ihrer Worte wie eine zweite Stimme zu begleiten schien. In diesem Moment wusste ich, dass sie das legendäre Wesen war, vor dem sich alle umliegenden Dörfer fürchteten und ich tat, was meine Instinkte mir befohlen hatten: Ich lief um mein Leben. Ich rannte so schnell mich meine Füße trugen und war erleichtert, als ich in der Ferne das Dämmerungslicht erblickte. Am Rande des Waldes machte ich eine Person aus und lief noch schneller in Richtung der schützenden Felder. Je näher ich der Gestalt kam, desto besser konnte ich erkennen, um wen es sich handelte. Ich stoppte. Das konnte doch nicht sein. Sie war die ganze Zeit hinter mir gewesen, ich war vor ihr weggelaufen, und nun stand sie vor mir? Obwohl sie sich mir langsam näherte, blieb ich wie angewurzelt stehen, ich konnte mich einfach nichtmehr bewegen. Als sie mich erreicht hatte, schloss ich meine Augen und wartete auf das unvermeidliche. Doch es kam nicht. Stattdessen strich mir die wunderschöne Fremde zärtlich über die Wange. Die Berührung ihrer kühlen Finger zwang mich meine Augen wieder zu öffnen und mein Atem stockte, als ich sie ansah. Ihre blutroten Lippen zierte der Hauch eines Lächelns. Erneut erhob sie ihre Stimme, doch dieses Mal war das abscheuliche Flüstern verschwunden. „Nimm dein Kätzchen und verschwinde aus dem Wald,“ sagte sie in einem fast mütterlich klingenden Ton. „Dies ist kein Ort für ein so hübsches Mädchen wie dich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)