100promts-Challenge von nukaru ================================================================================ #22: Grau (And then... it came along) ------------------------------------- ::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: Promt: # 22: Grau POV: Justin Timeline: Post-Season 5 Title: And then... it came along "Bis hier hin und nicht weiter. Genau bis hier hin und keinen Schritt weiter", sagst du dir selbst, als du die Flache Whiskey und das Päckchen Zigaretten auf die Ablage legst und dich mit beiden Armen darauf abstützt, um nicht umzufallen. Seit vier Tagen, hattest du dich bemüht, deinem Partner das Leben so einfach wie möglich zu machen. Er hatte etwas verlangt, du warst losgerannt und hattest es besorgt. Und wenn du an den Whiskey denkst -Tullamore Dew, Import aus Irland- den Brian zwar noch nie getrunken hatte und der schwer bis garnicht zu bekommen war, den du im Endeffekt nur ergattern konntest, weil dir das ein oder andere Mal, hier ein Sonnenscheinlächeln, da ein kleiner Wackler mit dem Hinterteil, die ein oder andere Tür geöffnet hatte, dann wird dir geradezu schlecht. Es ist ja nicht so, das der auf die vierzig zugehende Mann sterbenskrank ist. Und wenn du richtig darüber nachdenkst, hatte er sich, selbst als er fast sterbenskrank war, nicht im entferntesten so dramatisch und kindisch aufgeführt. Gut, da hatte er ja auch noch wirkliche Probleme. Mein Gott, es war ein graues Haar. Na und? Die Hälfte der Menscheit hatte graue Haare und lebte weiter. Und er sagte dir Dinge wie: "Das ist der Anfang vom Ende. Ich bin so gut wie tot. Es ist alles vorbei. Ruf Lindsay an und sag ihr sie soll Gus vorbei bringen, ich will mich von ihm verabschieden." Als breche im nächsten Augenblick die Apokalypse über euren Köpfen hinein. Okay, du weißt schon, das alles was ein Brian Kinney tat, von einer Aura der Dramatik umgeben war. Nichts geht über einen großen Auftritt. Aber das hier, das war einfach nur peinlich, erbärmlich und meilenweit unter seinem Niveau. Du schüttelst dein Kopf und holst tief Luft. Gehst ohne die Zigaretten und den Whiskey die Stufen hoch und wirst schon von leisen, gequälten Geräuschen empfangen, als du kaum im Schlafzimmer stehst. Eigendlich fehlt dem ganzem Szenario, mit Brian tief in die Decken gewickelt, nur noch ein schweratmiges Röcheln und der Satz: "Ich will nicht sterben." Wobei er etwas ähnliches bereits von sich gegeben hatte. Für einen Moment überlegst du dir, dich einfach auf das Sofa zu setzen und zu warten, bis er bemerkt, das jegliche Aufmerksamkeit nicht mehr ungeteilt ihm zukommt. Spätestens dann musste er sich doch mal aus dem Bett bewegen, oder? Obwohl, du redest von Brian Kinney. Drama-Queen-Deluxe. Ihm würde einhundert prozentig irgendetwas einfallen, um deine volle Aufmerksamkeit in Beschlag zu nehmen. Also fügst du dich deinem Schicksal, gehst zum Bett und setzt dich auf die Kante. "Brian?" du weißt nicht so ganz, warum du seinen Namen nur flüsterst und dich beschleicht der komische Gedanke, das sein Hang zur Dramatik auf dich abfärbt. Aus dem Berg aus Decken, kommt ein leise, schwaches "Ja?" und du erhebst dich schwungvoll vom Bett und stellst dich in voller Montur vor ihn. "Steh verdammt nochmal auf und beweg deinen Hintern zur Arbeit!" Du meinst ein kleines Japsen aus dem Decken-Chaos zu hören und siehst einen brauen Haarbüschel, der sich noch tiefer in seinen Kokkon schiebt. "Justin... ich kann nicht. Was wollen die mit einem halbtotem Mann?" Du zählst bis zehn. Laut und deutlich. Und er schiebt seinen Kopf aus den Decken und sieht dich fragend an. "Justin?" "10." "Was machst du?" "9." "Justin, was soll das?" "8." Er richtet sich langsam im Bett auf und du kommst nicht umhin zu bemerken, das er irgendwann, als du weg warst aufgestanden sein musste, um sich zu rasieren. "7." "Justin, du verstehst das nicht! Damit fängt alles an!" "Womit fängt alles an?" Dich beschleicht die leise Vermutung, das ihr wieder einmal, wie so oft, aneinander vorbei redet. "Erst ist es ein graues Haar, dann sind es zwei. Und eh du dich versiehst bist du, verdammt nochmal, alt. Und dann kommen die Falten und die Rückenschmerzen... und die Namen, die dir auf der Straße nachgerufen werden... überleg doch nur m-" Zu diesem Zeitpunkt hatte dein Gehirn sich dazu entschlossen ihn nicht mehr wahrzunehmen. Namen die dir auf der Straße nachgerufen werden? In welchem Hollywoodfilm lebte dieser Mensch, den du immer geglaubt hattest zu kennen, eigendlich? "... alter Knacker..." Dir war schon klar, das Brian das alles nur so überdramatisierte, weil er, aus welchem Grund auch immer, eine scheiß Angst hatte, alt zu werden. Aber musste er sich deswegen wirklich so aufführen? Das war der Lauf der Dinge. Menschen wurden geboren, lebten, wurden alt. Was war so schlimm daran? "... verschrumpelte Nelly-Queen..." Man stelle sich nur mal vor, Menschen würden einen Weg finden, eiwg zu leben... das wäre ein Albtraum. Du hast nichts gegen Brian, wirklich nicht. Du liebst ihn. Ehrlich, aufrichtig, wirklich. Aber eine Ewigkeit mit Brian verbringen? "... abgenutze Schwuchtel..." Der Mann hat soviel Komplexe, wenn er auch nur die Hälfte abgeben würde, könnte er halb Pittsburgh damit versorgen. Ist doch wahr. Ein Cremechen hier, Eine Anti-Falten-Salbe da - wofür er die Anti-Falten-Salbe überhaupt braucht, ist dir schleierhaft... er hat keine Falten-, täglich 20 Liter Guavensaft, weil er angeblich jung halten soll. "... wer will mich denn so noch? Bestimmt..." Dann dieses jährliche Drama, wenn das Wunder der Geburt sich wiedereinmal jährte. Den ganzen Tag lief er umher, wie ein angeschossenes Tier. Ein falsches Wort und er ging in die Luft. Natürlich konnte man an seinem Geburtstag auch nicht erwarten, das er das Telefon beantwortete, gescheige denn die Tür öffnete, wenn es denn dann doch mal einen Wahnsinnigen gab, der sich gerade an diesem Tag, in die Höhle des Löwen traute. Die einzigen geduldeten Gäste an diesem Tag, waren Jim, Jack und Johnny und wenn es ganz schlimm war, zwei oder drei Tricks. "... macht sich über mich lustig..." Und ausgerechnet dieser Mann, hatte beim morgendlichem auftragen seiner Cremechen, ein graues Haar entdeckt. Ja, es war ein Weltuntergang. So wie fast jedesmal, wenn etwas nicht nach seinem Plan verlief. Was genau sein Plan eigendlich war, war dir bis heute schleierhaft. "... seelisches Wrack... " Nur nebenbei bemerkst du, das er dir wohl gerade, zum sechsten Mal an diesem Tag, sein Leid klagt. Und irgendwie hast du die Schnauze voll, von seinen Drama-Queen Anwandlungen. Bei allem Verständnis, das du für seine Situation aufbringen kannst. Irgendwann ist das Fass voll. "... aussehen wie Theodore..." "Brian, ich verlasse dich," kommt es über deine Lippen, bevor du auch nur den Versuch starten kannst, die Worte runter zuschlucken. Und wie auf Knopfdruck, schließt sich sein Mund und die Leidtiraden hören auf. Stattdessen sieht er dich nur ungläubig an und lässt sich im nächsten Moment zurück in die Kissen fallen. "Wusst ich's doch. Kaum wird man alt, wird man durch was jüngeres ersetzt," kommt es theatralisch aus dem Deckenberg, in den er sich nun wieder zurückgezogen hat. Und irgendwie musst du lachen. Es fehlt nur noch, das er theatralisch in Ohnmacht fällt und die schauspielerische Leistung, die er zeigt, würde bestimmt bei der nächsten Verleihung mit 5 Oscar's belohnt. Gott sei Dank liegt er im Bett. "Laber keinen Scheiß, du wirst nicht durch was jüngeres ersetzt." Du schluckst das Lachen, das deine Kehle hinauf krabbelt, runter und bemühst dich um einen ernsten Gesichtsausdruck. "Aber wenn du nicht sofort die Klappe hälst, sehe ich mich gezwungen, die nächsten Tage bei Debbie zu verbringen." Und plötzlich kommt Bewegung in den, ach so alten, senilen und wahrscheinlich, durch das graue Haar bedingt, kurz vorm sterben stehenden, Mann. Er schlägt die Decke zurück und setzt langsam, als hätte er Angst der Boden würde sich auftun und ihn verschlucken, einen Fuss auf die Marmorfliesen und steuert, wohl nachdem er sich sicher ist, dass das nicht passieren wird, das Badezimmer an. Und kaum, das er es betreten hat, fällt die Tür ins Schloss und der Schlüssel, der so gut wie nie benutzt wirde, dreht sich im Schloss um. "Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?" Und kaum, das du die Worte aussprichst, bist du an der Tür und hämmerst auf ihr herum. "Komm sofort daraus!" Du wartest geschlagene zehn Minuten vor der Tür, bis sich im Inneren des Badezimmer's etwas regt. Naja, wohl eher, bis du die ersten Geräusche hörst. "... Erst ist es ein graues Haar, dann sind es zwei. Und eh du dich versiehst bist du, verdammt nochmal, alt. Und dann kommen die Falten und die Rückenschmerzen... und die Namen, die dir auf der Straße nachgerufen werden-" Schwungvoll schnappst du dir deine Jacke und verlässt das Haus. Gottverdammte Drama-Queen. ::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)