Erwarte nichts, rechne mit allem von Vandra ================================================================================ Kapitel 26: Ein letztes Mal, ein erstes Mal… -------------------------------------------- Ein letztes Mal, ein erstes Mal… Seine Knie schlürften über die Steine, prallten darauf, doch es war egal. Vor sich sah er nur die Bänder, die immer wieder um ihn strömten, griff verzweifelt danach, als sich eines nach dem anderen auflöste. „Nein…Nein…“ „Markus…?“, hörte er im Hintergrund etwas fragen, Math sagen, ignorierte es. Tränen benetzen den Boden unter ihm, der Vordergrund war ein Verschwimmen der Flammen dieses Durans, die gen Himmel stiegen, sich wanden und mit einem „Plopp“ verschwanden. Doch er spürte keine Genugtuung, spürte nichts mehr. Alles was ihm blieb, waren die lächerlichen Schmerzen in seinen Händen, die bebende Qual in seiner Brust. Vor seinen Augen wurde es schwarz, immer schwärzer, bis plötzlich ein kleines Licht aufglomm. Und damit erstarrte das letzte Band, der kleine Ring aus Gold, vor ihm, blieb stehen. Alles gefror, selbst das Gras verharrte mitten in der Bewegung. Das einzige, was sich regte, war das Licht, das immer größer wurde, und aus dem Ast kam, auf dem Boden schien. Es wand sich, verschlang sich selbst und wurde zu purer Schwärze, die alles einsog, bis es die ganze Welt verschlang. Schwindel erfasste ihn, während er nichts tun, nur zusehen konnte. Stück um Stück verschwand ein Baum nach dem anderen, eine Farbe nach der anderen, bis nichts mehr blieb und Mark alleine in Finsternis zurückließ. „Tot?“, fragte er und erwartete keine Antwort, doch bekam eine. Ein heiseres Gelächter erklang viel zu nah an seinem Ohr, raste auf die andere Seite und kreiste um ihn herum, bis es fiel und plötzlich vor ihm aufglomm. Geblendet schloss er die Augen, öffnete sie erst wieder, als das Kribbeln in seinem ganzen Körper unerträglich wurde, die Angst zu groß. Vor ihm stand eine Frau, eine alte Dame in Blätter und Fetzen gehüllt. Ihr Lächeln offenbarte eine einzige Ruine, eine leere Höhle, während ihr struppiges goldenes Haar in alle Richtungen abstand. „Was haben wir denn da?“, sprach sie schließlich, eine Stimme wie Glockengeläut, hell und so überirdisch, dass es ihn fast alles vergessen machen ließ – aber nur beinahe. „Lass mich…ich will nich…“, murmelte er und starrte wieder auf das goldene Band, dieses letzte Ding, das von seinem Dschinn übrig war. Tränen stiegen erneut hoch, fielen hinab. „Oh, nein, nein, so funktioniert das wohl nicht…“ Die Fremde sprach mit sich selbst, lachte wieder laut. Ein Wind fegte durch dieses Nichts, brachte kurz Hoffnung, die sofort wieder erstarb, als er noch immer den goldenen Ring sah. „Komm schon, schau mich an. Ich habe auch etwas für dich, das sich lohnt…“ Sie versuchte es wieder, lockte ihn, aber er wollte nicht. Er schüttelte nur den Kopf, die Augen starr auf seinen Dschinn, auf das letzte bisschen von ihm, gerichtet. „Ich könnte auch ihn retten…“ Sein Nacken krachte darauf, sein Kopf raste nach oben und sein Kiefer fiel etwas nach unten. Hoffnung mischte sich mit Erstaunen, ging unter in diesem erdrückenden Gefühl, trotz der jetzt engelsgleichen Gestalt vor ihm. Wallendes blondes Haar umrahmte eine perfekte Figur ganz in weiß gekleidet, während sie jung war, einfach nur wie ein Bilderbuchengel wirkte. „Siehst du, so funktioniert es“, sagte sie zufrieden und beugte sich vor, wobei die goldenen Schnüre - Ketten, die um ihren Hals und um ihre Taille gebunden waren - nach vorne flatterten. Doch seine Augen lösten sich dabei nie von dem Ring, dem einzigen was noch zählte. „Keine Sorge, im Moment steht die Zeit für dich still. Wir sind ja auch nicht in der Realität, sondern in meiner derzeitigen Realität…und damit existiert der letzte Funke dieses Wesens die ganze Zeit über, die du hier bist“, erklärte sie, während er nichts verstand und nur weiter Taubheit fühlte, die sich mit einem unerträglichen Drücken mischte.. „Machen wir es schnell – das wird uns beiden besser gefallen. Ich bin eine Dschinn, ich bin aber nicht wie er, ich bin anders, so ganz anders. Gefangen in eurer Welt, in dieser Hölle, war mein Fluch hier zu bleiben, bis jemand durch mich stirbt, ohne durch mich zu sterben. Und du hast es getan, hast dieses Feuerding in den wahren Tod geschickt, der nicht durch mich kam. Du hast mich befreit aus dieser Gefangenschaft in dem Baum, dieser Gefangenschaft in dieser Hölle, die ihr Erde nennt. Meine Welt, mein Paradies, endlich kann ich es wieder erreichen und meinen Geliebten wieder sehen.“ Ihr Lächeln trieb Wut in seinen Bauch. Er zitterte, presste ein: „Und? Ich will das nicht wissen, ich will…“, hervor. „Genau, du willst ihn zurück haben. Aber der Preis ist hoch und du solltest acht geben, was du dir wünschst. Die Wahl ist aber trotzdem deine: Einen Wunsch, nur einen werde und kann ich meinem Retter gewähren. Und…“, begann sie, konnte ihre Ausführungen nicht beenden. Ohne zu zögern, schossen die Worte aus seinem Mund. „Leben, er muss leben.“ Dabei glitt sein Blick wieder zu dem goldenen Ring, verirrten sich seine Finger in der Luft dorthin, zu zögerlich, zu ängstlich um es anzufassen. Angst bebte in ihm, Angst, alles im nächsten Moment zu verlieren, diesen letzten Funken Hoffnung einzubüßen, der aufblitzte und die Schmerzen zu einem wohligen Pochen machte. Sie beugte sich noch weiter vor, streckte ihre durchsichtige Hand aus, einen betrübten Blick im Gesicht. „Du willst nicht die Taube von ihrem Leid befreien? Du willst dich selbst in ein Gefängnis setzen, das ein anderer für dich gefertigt hat? Du willst dich jemandem hingeben, der dich getrieben hat? Es schmerzt, meinem Retter, meinem Befreier aus dieser Hölle dieses Schicksal aufzubürden, also sag es mir in klarem Geiste, auch wenn ich es weiß…“, verlangte sie noch einmal, Trauer in ihrer Stimme, während die Erleichterung noch immer mit schwang. Langsam schüttelte er den Kopf. „Nein…ich bin nicht so. Sarah, ich werde Sarah auch noch helfen, aber ich kann doch nicht, ich kann doch nicht Jin sterben lassen!“ Tränen kullerten bei den Worten seine Wangen hinunter, tropften in das schwarze Nichts. „Er…ich…wir…ich weiß nicht wieso, aber ich…“, stotterte er, brachte das nicht hinaus, was er sagen hätte sollen, was alles hätte erklären können. Er starrte einfach nur hoch, eine Bitte in den Augen. „…du liebst ihn? Gewährt.“ Leise drang es an seine Ohren, vibrierte dort nach, bohrte sich in sein Gehirn und brachte alles zum Strahlen. Leichtigkeit erfasste ihn, während das goldene Band, das einzige andere in dieser dunklen Welt, hin und her zuckte, vor Leben vibrierte. „Ich binde sein Schicksal an das deine, damit eure Wege für immer sich kreuzen mögen, bis am Ende du mit ihm vergehen wirst, wenn deine Zeit gekommen ist.“ Ihre Worte klangen wie ein Urteil, bis sie einen letzten sanften Satz hinzufügte: „Aber wohin auch immer ihr vergehen werdet, ihr werdet nie alleine sein.“ Damit erklang ein lautes Pochen wie das Schlagen eines Herzens, erfüllte die Welt, die dem Takt folgte und zitterte. Das Schwarz wurde mit jedem Moment heller, grauer, immer blendender und heißer, bis er es nicht mehr aushielt. Seine Hand brannte, glühte, seine Brust drohte zu zerspringen und er schrie, schrie nur noch – bis plötzlich alles zerfiel. Kälte traf ihn und eine leise Stimme flüsterte in seinem Ohr: „Wundere dich nicht, kurz will ich es dir noch erklären: Tausende Welten gibt es und viele verschiedene Dschinns. Wir alle sind anders, existieren in anderen Ebenen. Eine jede sieht anders aus und uns eure Welt anders sehen. Doch das Streben nach dem Einen, nach dem Paradies eint uns alle. Genau das vereint uns und zieht uns am Ende in dieselben Gefilde. Weil du mich befreit hast und so selbstlos selbstsüchtig gehandelt hast, verrate ich dir noch etwas: Sie, die Taube, wird dich wiederfinden und sie wird ihre Erlösung bekommen, wenn sie eine meiner Schwestern oder Brüder entdeckt. Ihre Wege werden sich kreuzen – dafür habe ich gesorgt, dafür wird die große Menge an Dschinns sorgen...und jetzt öffne die Augen und trockne die nutzlosen Wasserperlen, die dort hinaus laufen…“ Etwas zog im gleichen Moment an seinen Lidern, zwang sie hoch, während er sich wehrte und der Welt nicht ins Angesicht schauen wollte. Doch dann war es zu spät und die Sonne traf ihn, blendete ihn. In der Entfernung sah er Math, der ihn anstarrte, anstarrte, als ob gerade ein Wunder geschehen wäre. Verwirrt schaute er an sich hinunter, entdeckte sein halb geöffnetes Hemd in dem das Tattoo unbeschädigt strahlte und das jetzt mit goldenen Ranken verziert war. Im gleichen Augenblick fühlte er etwas aufkeimen. Langsam, ganz langsam, wanderte sein Blick weiter, weiter bis er etwas Blaues sah. Schnell zuckte sein Kopf wieder weg, voller Angst, blieb mitten in der Bewegung hängen. „Mar…kus?“ Das Flüstern trieb ihm die Tränen in die Augen, zerbrach das letzte bisschen an Zurückhaltung, das letzte, was er sich bewahrt hatte. Wärme erfüllte seinen ganzen Körper, befreite ihn. Er sprang hoch, stürzte vorwärts, schlang seine Arme gleich um das Wesen. Fest, immer stärker, drückte er zu, wollte nicht los lassen und ignorierte den stechenden Schmerz dabei. „Geh nicht…“, flehte er, presste sich immer stärker heran an den warmen Körper, an den wieder vollständigen Körper seines Jins, zitterte. „Was habe ich dir nur angetan? Sie hatte Recht…und ich kann nicht mehr gehen, ich werde nicht mehr gehen…“, hauchte ihm sein Dschinn ins Ohr, strich mit seinen sanften Händen über seine Haare, küsste seinen Kopf. Finger wischten seine Tränen ab, während er nur zitterte, die verbrannte Hand auf der Seite hinunter hängen ließ und das Tropfen von dort ignorierte. Die Qual in seinem anderen Arm nahm zu, raste hoch, bis Schwindel ihn erfasste. Langsam spürte er, wie etwas an seinem Verstand zog, die Schmerzen zu groß wurden und schaute noch einmal hoch. Er verkrallte die Finger seiner gebrochenen, pochenden Hand in der Kleidung seines Dschinns, seines unversehrten Dschinns, zuckte zusammen Er starrte noch einmal hoch und lächelte. Und dann wurde es schwarz… Ein Windhauch strich über seinen Kopf, weckte ihn auf. Langsam tröpfelte Realität in seinen Verstand, brachte die Wärme auf seine Haut und hinein in sein Bewusstsein. Er regte sich, der Kopf leer. „Hm…“ Das Geräusch schien von ihm zu kommen, aus seiner trockenen Kehle, während er sich langsam streckte und gleich darauf zusammenzuckte. Schmerzen jagten durch seinen ganzen linken Arm, als dieser über das Bett streifte, pulsierte und raste hoch. Mark riss die Augen auf, öffnete den Mund, aus dem nichts kam. Das erste was er dabei sah, war sein Dschinn, dessen Hand über seinem Gesicht schwebte, in seinen Haaren vergraben war, bevor er dahinter Math und ein Mädchen mit blonden Locken erblickte – die, die er von irgendwoher kannte. Genau in dem Moment fiel es ihm ein und tausende Bilder des Kampfes fluteten wieder zurück in sein Bewusstsein, rissen ihn mit sich. Marks Atem stockte. Zitternd streckte er seinen rechten Arm aus, ignorierte die weißen Verbände darum, zuckte zurück, kurz bevor er seinen Dschinn berühren konnte, nur um schließlich die letzten Millimeter doch zurückzulegen. Er berührte Haut. Wärme flutete seine Brust, wohlig und angenehm, beruhigte ihn, bis er sich wieder zurück lehnte. „Sarah?“, stellte er die erste Frage, die ihm in den Sinn kam, die seine Gefühle wieder in einen Tumult warfen und ein Stechen auslöste. Das Kopfschütteln darauf war Antwort genug und Tränen drohten sich zu lösen. Doch die warme, tiefe Stimme, kam ihnen zuvor. „Keine Sorge, sie wird nur die nächste Form annehmen – am Ende ist sie noch immer verflucht.“ „Die Lösung einer Gleichung ist nicht immer das, was man erwartet“, mischte sich jetzt auch plötzlich Math ein, stampfte einmal kurz auf, während das Mädchen neben ihm kicherte. Mark starrte verwirrt in die Richtung und sah jetzt, dass das „Mädchen“ wohl in seinem Alter war, zumindest ungefähr. „Oh, jetzt hast du mich bemerkt…freut mich, deine Bekanntschaft zu machen, nachdem mir Math schon so viel von dir erzählt hat – wenn auch ein bisschen verschlüsselt“, erklärte sie fröhlich, löste sich von der Wand, an der sie gelehnt hatte und bewegte sich auf ihn zu. Dabei lächelte sie, hopste beschwingt von einem Bein aufs andere und blieb dann abrupt stehen, als sie einen Meter von ihm weg war. „Naja, ich will lieber nicht zu nah. Ich will mich ja nicht zwischen zwei Liebende drängen.“ Mehr als seinen Kopf tief, ganz tief in sein Kissen zu pressen, konnte und wollte er nicht. Er rollte mit den Augen und hoffte auf irgendetwas, nur nicht das. „Bitte nich…“, murmelte er, wurde gleich wieder unterbrochen. „Ach, keine Sorge. Und fangen wir mal mit dem Wichtigsten an: Mein Name ist Mercedes – und nein, ich habe nicht irgendwo einen Stern“, scherzte sie und drehte sich dabei einmal kurz in Richtung Math um, der nur ungerührt zuschaute. „Ach, er hat so wenig Humor außerhalb der Mathematik, aber ich mag ihn.“ „Mag…du mag…magst ihn?“, stotterte er und hob seine linke Hand, die sich etwas zu schwer anfühlte. So bemerkte er den Gips, der eng darum geschlungen war, schüttelte nur den Kopf. „Eine gebrochen, die andere voller Brandwunden. Aber der Bruch wird dank der beiden schnell heilen…und bis dahin werde ich mich um dich kümmern“, erklärte das Flüstern was los war und trieb ihm Röte in die Wangen, als ihm reichlich unpassende Gedanken in den Sinn kamen. „DAS können wir natürlich auch gerne machen…sobald der Besuch weg ist…“ Dschinn schien auch gleich seinen Schwachpunkt entdeckt zu haben. „Oh nei…“, murrte er, bevor er sich besann und seinen Gefühlen nachgab, „nicht jetzt, ich kann nicht, bin zu müde.“ Da meldete sich Mercedes wieder zu Wort. „Naja, entschuldigt, ihr beiden, aber ich will nur noch kurz erklären, dass die…Taube?...sicher irgendwo lebt. Math hatte das so im Gefühl und wenn ein Dschinn aus einem Mathebuch dir das sagt, dann musst du das ja glauben, oder? Oh, und wir haben uns um den Medienwirbel gekümmert. Ihr könnt gerne unsere Arbeit im Fernsehen bewundern.“ Kichernd sprang sie wieder zu Math zurück, der in eine andere Richtung schaute und fast betreten nach hinten wich, als sie sein Fell berührte. Langsam schlang sich ihre Hand um seinen Arm und zog daran, zog ihn in Richtung Ausgang. „Ergebnis braucht Zeit, Herleitung, Induktion, Beweisführung…noch nicht fertig…“ Er sträubte sich, doch sie schüttelte nur den Kopf und zerrte weiter, stemmte sich zu Marks Verwunderung offensichtlich mit ihrem ganzen Gewicht dagegen. „Nun komm schon Math, ich weiß, dass du hier bleiben willst, aber siehst du die beiden nicht? Und ich will mich ja selber noch anständig bei den beiden bedanken und wir müssen besprechen, wie wir die kleinen Probleme lösen können…“ Gerade als sie die Worte gesagt hatte, fiel sie nach hinten, stolperte, als Math einen Schritt nachgab. Mitten in der Luft fuhr sie herum, sprang auf und landete in einer eigenartigen Verrenkung, bevor sie sich aufrichtete und weitermarschierte, als wäre nichts passiert. „Ballett…und Karate…“, erklärte sie mit einem Lächeln und verschwand mit einem: „Bis später!“ Minuten vergingen, in denen Mark auf den Ausgang starrte und mit zusammengekniffenen Augenbrauen unfähig war, sich zu rühren. Schließlich schüttelte er den Kopf und wandte sich an Jin, seinen Jin. „Sag mal, dass war jetzt nicht, was ich denke, oder?“, fragte er und musste nicht lange warten. Jin strich über seine Haare, ein zufriedenes Lächeln im Gesicht, ein Lächeln, das so weit von einem schelmischen Grinsen entfernt war wie der Himmel von der Hölle. „Also ich weiß nicht, was genau du denkst, aber doch, ich glaube die beiden mögen sich recht gerne.“ „Nicht ernsthaft, oder?“ Mark setzte sich auf, lehnte sich gegen die weißen Kissen in der klinischen Umgebung, die er erst jetzt so richtig betrachtete. Das einzige, was an dem Zimmer herausragend war – außer seinem Jin – war der Fernseher, der überdimensional groß von der Decke baumelte. „Und ich bin nicht wirklich im Krankenhaus, oder?“ „Scheint, als hätten wir wohl beide mehr Einsichtsfähigkeit gewonnen. Naja, mit einem gebrochenen Arm und einem anderen mit schwersten Verbrennungen, blieb uns nichts anderes übrig…trotz der Intervention dieses Turteltaubenpaares“, erklärte Jin jetzt grinsend und strich scheinbar gedankenverloren ganz sanft über Marks rechten Arm. „Was?“ Die Frage schlich sich unbemerkt über seine Lippen. Doch anstatt einer Antwort, schaltete sich der Fernseher plötzlich ein. Kurz war nur Schwärze, bevor ein Bild aufflammte – ein Bild, das ihn erstarren ließ. „…an dem ein kleiner Meteorit vom Himmel stürzte und fast eine Katastrophe ausgelöst hätte.“ Die Reporterin, die das sagte, die das vor der Kulisse an der Marks Alpträume in Erfüllung gegangen waren, sagte, deutete auf die Stelle, an der Duran verschwunden und seine Kugel explodiert war. „Nur dank des beherzten Eingreifens eines jungen, unbekannten Mannes, wurde das Schlimmste verhindert. Durch sein lautes Schreien wurden die hier anwesenden Menschen vertrieben, aber leider hat sich dieser unbekannte Held nicht mehr gemeldet und ist verschwunden. Nach Zeugenaussagen hatte er schwarze Haare mit eigenartigen blauen Strähnen, während alle anderen Details wohl durch den Schock untergingen. Damit schließe ich…“ Der Rest ging für Mark in seinem aufgeregten Schnappen nach Luft unter. „Das ist doch nicht…das ist doch nicht…das ist doch…“ Er war gefangen in einer Schleife, kam nicht heraus und starrte nur auf den jetzt stummen Fernseher, in dem die ganze Umgebung noch einmal gezeigt wurde, schaute schnell weg, als es ihm die Brust zuschnürte. Etwas packte ihn, drückte, umarmte ihn. Plötzlich sah er wieder ein Flimmern und Schwärze kehrte ein. „Doch…leider. Aber wenigstens kann sich keiner mehr an uns erinnern. Das dürfte das Leben leichter machen, besonders nachdem ich ein kurzes Gespräch mit Barbara hatte und ihr erklärte, wie sehr Julius dir zu schaffen macht. Ich glaube er wird im Moment etwas zu kämpfen haben – mit dem Haushalt und einer anständigen Gehirnwäsche, die Barbara gerne durchführt“, flüsterte ihm sein Dschinn ins Ohr, strich beruhigend über seinen Rücken, bis sich das Zittern legte und er sich fallen ließ. „Alles ist endlich gut. Duran ist tot, in Flammen aufgegangen und in der Dschinnwelt sicher vergangen wie alle, die dort zu einem Element zerfallen. Und Barbara wird dafür sorgen, dass uns Julius in Zukunft in Ruhe lässt und seine Einstellung überdenken muss. Und ich werde mich um dich kümmern…ich werde…“ Bei den Worten zuckte Mark zusammen, versteifte sich. „Ich bin kein Mädchen, ich bin kein schutzbedürftiges Mädchen…“, murrte er und versuchte sich mit seinen Ellbogen wegzudrücken. „Nein, du bist sicher kein Mädchen“, hauchte sein Dschinn schon mehr in sein Ohr als das er es sagte, streifte mit seinen Fingern immer tiefer hinunter, immer tiefer dorthin, wo gerade etwas erwachte, „und selbst Mädchen sind nicht nur schutzbedürftig. Aber du bist stark, du bist mein Retter…und ich werde dir dafür bis in alle Ewigkeit danken…“ Damit hob etwas sein Kinn hoch, ein blaues Band, zwang ihn dazu in die goldenen Augen zu starren, in denen er sich widerspiegelte. Näher, immer näher zog es ihn heran, bis er sich nach vorne lehnte und die Lippen berührte. Es war, als würde seine Welt in dem Moment wieder erstehen, so völlig in sich aufgehen. Kribbeln raste durch seine weiche Haut, erfüllte jede Pore und brachte seinen Körper dazu, jede Kraft zu verlieren. Pochen erwachte weiter unten, glühte auf und nahm seinen Verstand in Besitz, bis er sich mit Mühe noch einmal löste und unzufrieden seufzte. Der Drang wieder zurückzukehren, weiter zu machen, war zu stark und verlangte nach Ablenkung. „Und jetzt?“, fragte er schließlich. „Jetzt wird alles gut, egal was kommt...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)