Erwarte nichts, rechne mit allem von Vandra ================================================================================ Epilog: Spiralfühle… -------------------- Epilog: Spiralfühle… Halb in Gedanken versunken starrte er auf das Buch vor sich, versuchte sich trotz des Lärms zu konzentrieren – vergeblich. Die hohen Stimmen drangen immer wieder in sein Ohr, warfen ihn aus den komplizierten Sätzen, die Kant offenbar nicht einfacher hatte formulieren können. Immer wieder stöhnte er. Seine leisen: „Leiser, zum Henker“, wurden einfach ignoriert. Schließlich vergrub er seine Hände in seinen Haaren, zerrte vehement daran und probierte, ob er so seine Ohren irgendwie dezent bedecken könnte. „...wenn du wüsstest, wie gespannt ICH auf den nächsten Band bin. Nafrit ist sooo...hach... unglaublich. Er ist so mysteriös und elegant und...hach...“, schwärmte ein Mädchen neben ihm und zerstörte so all seine Hoffnungen, trieb ihn gleichzeitig dazu mit den Augen zu rollen, seinen Kopf immer näher richtig Tischplatte zu bewegen. „Er ist so...so sexy und so...wow...“, bestätigte ihre Kollegin, traf den Tenor aller, bis er nicht mehr anders konnte. „Klar. Er ist ohne jede Skrupel und nicht mal ein Mensch – kein Wunder, dass er mysteriös ist. Du würdest sicher schreiend davonlaufen, Therese...“, murrte er am Ende und schaute auf, nur um zu seinem Entsetzen zu bemerken, dass alle Aufmerksamkeit plötzlich auf ihn gerichtet war. So ergänzte er noch schnell: „...habe ich zumindest gehört“, und löste seine Hand aus den Haaren, nur um damit auf dem Tisch das Buch immer wieder auf und zu zu klappen. Beleidigte, ungläubige Blicke trafen ihn. „Du hast doch keine Ahnung, du hast keine Ahnung wie toll er ist. Er ist fürsorglich, er liebt Aladin soooo eindeutig und er würde alles für ihn tun.“ Sie kramte kurz in ihrer Tasche und zog etwas heraus, las vor: „'Heavel-Sintwist' ist eines der Bücher, die es noch vermögen, Staunen und Begeisterung auszulösen. Es ist voyeristisch, offenbart alles und behält sich dabei einen tiefen Sinn. Ohne jede Erwartung fing ich an und sah mich in einem Schundroman, bis ich die ersten Seiten überstanden hatte und sich die Genialität offenbarte. Tiefgründig und voller versteckter Botschaften zeigt es uns…“ Da stoppte sie abrupt, seufzte und legte die Zeitschrift zur Seite. „Siehst du, selbst ein Literaturkritiker findet es toll. Und du…hast du das Buch überhaupt gelesen?“ Therese beugte sich nach vorne, bis ihre braunen Haare zur Hälfte auf dem Tisch zu liegen kamen, die Arme vor der Brust verschränkt. Die anderen starrten nur, während Mercedes irgendwo weiter hinten zu deutlich kicherte. Mark starrte sie wütend an, ignorierte den hinter ihr stehenden Riesen, der wie ein Schatten thronte, und überlegte. Das Gefühl, dass Math schmunzelte, auch wenn sich dessen Mund kaum bewegte, wurde er nicht los. „Ich...ich...habe zumindest genug davon gehört“, erklärte er schließlich versucht ernst und schaute bemüht den Springbrunnen an, hinter dem das Universitätsgebäude prangte, nur um gleich wieder das Wasser ins Visier zu nehmen. An den Prunk seines Studienplatzes konnte er sich noch immer nicht gewöhnen, an die alten Gemäuer, die so gepflegt waren, wie nichts, was er zuvor gesehen hatte. „Hm...“, fing Therese an zu reden, „wenn du das Buch nicht gelesen hast, hast du keine Ahnung wie toll er ist. Am Anfang erfährt man doch nichts über ihn und...lies es doch einfach ganz! Es lohnt sich...es gibt auch Kämpfe und ein Mann hat das Buch geschrieben!“ „Ach, lasst doch den armen Markus. Er wird es schon lesen, wenn er will – spätestens, wenn der Film zum Buch ins Kino kommt oder wenn Teil zwei auf dem Markt ist...“, flötete Mercedes von hinten und strich dabei unauffällig mit ihrem Arm nach hinten, bis sie damit durch Maths Fell fuhr. Mark verdrehte dabei seine Augen und versuchte die Gedanken daran, was da passieren könnte und was zwischen den beiden wohl schon passiert sein könnte, schnell zu verdrängen. Doch dann tröpfelte etwas in sein Bewusstsein. Er zuckte zusammen und brüllte: „WAS? Ein Film?“ Jetzt starrten ihn erst recht alle an, die auch nur in der Umgebung saßen, was ihn dazu brachte seinen rechten Arm gegen seine Stirn zu schlagen. Das Klatschen hallte in dem Innenhof der Universität wieder und die Bank unter ihm zitterte von seinen Bewegungen. „Sag mal, willst du uns nicht endlich mal erzählen, wie du zu den Narben auf deinem Arm gekommen bist? Das sieht so brutal aus…“ Eine seiner Kommilitoninnen, Serena, wagte die Frage mit einem leicht gequälten Blick und zeigte gleich noch in die Richtung. „Nein, will ich nicht...und ich werde jetzt zum Lernen...“, murrte Mark und klappte endgültig das Buch zu, wollte aufstehen, nur um von einer Hand auf seiner Schulter abgehalten zu werden. „Ach, komm schon Mark. Jetzt sei nicht so beleidigt – es war nur eine einfache Frage, die uns alle interessiert.“ Es schien, als ob sich inzwischen alle einmischten. Clara, die dritte im Bunde und mit ihren roten Haaren die auffälligste, versuchte ihn so offensichtlich zu beschwichtigen, dass er nur seufzte. Am Schluss, nach langer Pause, sackte er in sich zusammen und murmelte: „Dann lasst mich mit diesen Themen in Ruhe...“ „Na hey, wir wollen dich nur auch in die Welt der wahren Sagen um die Dschinns einführen. Die Welt von Heavel ist so außergewöhnlich, dass du nie wieder von dort wegkommst. Du weißt ja gar nicht, was du verpasst...es ist einfach nur Magie, pure Magie...“, schwärmte Therese ihm vor und strahlte ihn an. Mit einem Griff nach unten förderte sie erst ihre Tasche und dann ein Buch hervor. „Ich borge es dir auch...keine Sorge...oh, und was den Film angeht“, an der Stelle machte sie eine bedeutungsschwangere Pause und blinzelte, schaute sich um, als ob jemand falscher lauschen könnte, „Charles Bond hat verkündet, dass die Filmrechte vergeben wurden und noch besser: Er hat wirklich gesagt, dass er die Namen der beiden, der beiden, die als Vorbilder für die beiden Charaktere im Vorwort genannt wurden, die beiden, denen er so ausdrücklich dankt, preisgibt, wenn der Film einen Oscar gewinnt!“ Damit strahlten die drei Mädchen, als ob sie gerade das schönste der Welt gehört hätten und Mercedes kicherte ohne Unterlass. Wieder und wieder hämmerte er mit seiner Hand gegen seinen Kopf, schüttelte ihn. Plötzlich wandte sich Serena wieder ihm zu. „Deine Hand...bitte verrate uns doch endlich, wo du die Narben her hast. Du bist doch sonst so makellos und aus Barbara war auch herauszubekommen – sie ist ja jetzt auch viel zu beschäftigt mit Julius, ihrem treuen Schoßhündchen, der ihr aufs Wort folgt. Naja, aber sie ist ja jetzt mit ihm am anderen Ende der Welt…wo er wahrscheinlich den Haushalt macht.“ Dabei kicherte sie, bevor sie sich wieder fing und fragte: „Was ist denn an den Gerüchten dran, dass du ein wunderschönes Tattoo besitzt? Wenn du so eine Hand hast...“ Es brodelte, er brodelte. Das alles war endgültig zu viel für ihn. „Ich habe mir die verdammte Hand verbrannt, als ich mit dem Feuer gespielt habe. Feuer...ihr wisst schon, das was so etwas normalerweise auslöst. Und zum Henker, an dieser blöden Geschichte und an ‚Heavel‘ ist nichts magisch, gar nichts. Das ist nur eine Fantasygeschichte, in der die Hauptcharaktere mal schwul sind und es ausleben. Nichts weiter als ein bisschen anders. Und dann feiern alle das Ding wie einen heiligen Gral und sehen tausende versteckte Botschaften. Was findet ihr so toll an dieser...dieser...Gott. Muss sich jeder berufen fühlen und das Teil in den Himmel loben? Und meinetwegen kannst du dir das blöde Buch vergolden lassen, ich habe schon ein halbes Dutzend und Band zwei ist auch nicht besser als eins, besonders weil man andauernd damit genervt wird und nicht mal mehr lernen kann...danke, vielen Dank.“ Ihre Blicke sprachen von Entsetzen, von Unglauben, was ihm recht war. Schnaufend sprang er auf und wollte davon stürmen, nur um von einem kräftigen Windstoß mitten in der Bewegung abgelenkt zu werden. „Ui...“, erklangen die drei Fans einhellig, abgelenkt und fasziniert. Ihm blieb dabei nichts, als weiter mit den Augen zu rollen und die nächste Katastrophe zu sehen. „Dein Adler...du musst uns auch...“ „...erzählen, wie ich zu einem Steinadler gekommen bin?“, ergänzte er und starrte den angesprochenen Vogel, dieses riesige Exemplar in braun mit dem goldenen Blick, wütend an. „Ganz kurz: Bin ich nicht. Sie...“ Er versuchte etwas heraus zu bekommen und murmelte am Ende nur: „Sarah, du...du...“ „Liebenswertes Geschöpf ich? Oh...Mark...us...konnte nicht mehr bleiben sitzen, war zu lustig Unterhaltung. Du und dich aufregen über Buch, das Jin und dich zeigen und das du so genossen haben...zu witzig.“ Bei jedem ihrer Worte glaubte er ein unterschwelliges Kichern zu hören, vergrub einfach nur noch seine Stirn in seinen Händen und rieb in der Hoffnung auf Besserung. Doch – es kam noch schlimmer. Mit einem Schnurren, einem eigenartigen Geräusch, das nur von einem einzigen Auto kommen konnte, drehte sich das Blatt noch weiter zu seinen Ungunsten. Seine Füße bewegten sich schon als Antwort, schlürften weg von der Gruppe, während er sich umsah, um den besten Fluchtweg zu finden. „Ooooooh Gott, oh Gott, genau DAS ist Nafrit. Das ist er, das ist Aladins Geliebter! Mark, bitte, das ist doch nicht dein legendärer Onkel? Er ist noch zu haben, oder? ODER?“ Serena himmelte Jin mit ihren Augen an, mit ihrer ganzen Körpersprache, was in Marks Schläfen ein aggressives Ziehen auslöste. Sie schien kurz davor, los zu kreischen und gaffte seinen Dschinn an. Seine Hände ballten sich, seine Zähne knirschten. „Und selbst wenn nicht: Er muss Nafrit spielen, unbedingt. Frag ihn doch! Bitte! Er ist es, er ist es eindeutig. Nur schade, dass du nicht Aladin entsprichst, aber es wäre ja auch zu eigenartig, wenn du schwul wärst. Du bist viel zu männlich und Aladin ist doch so ein süßer Junge…“, schwärmte Serena, nur um von Therese unterbrochen zu werden.Er verschluckte sich fast an seinem eigenen Speichel, als er das hörte. „Nein, nein. Aladin ist doch kein Weichei – okay, sicher nicht so...gewöhnlich wie Markus, aber er muss männlich sein. Eindeutig männlich...“, beharrte sie, während Clara zustimmend nickte und Mercedes ihren Kopf in Maths Schultern vergrub. Trotzdem konnte man ihr Kichern noch deutlich hören. „Scheiße.“ Das war alles, was Mark noch sagte, als die Katastrophe perfekt wurde. Jin stolzierte mit halb geöffnetem Hemd, dem legeren schwarzen Anzug und den offenen Haaren wie ein griechischer Gott über die Wiese direkt auf ihn zu. Dabei fing er alle Blicke, lenkte sie auf sich, während Mark nur mit den Zähnen knirschte und wütend schnaufte. „Gaffer, blöde Gaffer...“, murrte er und vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen, versuchte nicht darauf zu hören was Sarah sagte. Doch als sie: „Eifersüchtig...wie sühüß...“, von sich gab, fühlte er die Röte in seine Wangen steigen. So sehr er auch versuchte mit den Füßen zu scharren, Springbrunnen und anderes in seine Gedanken zu schieben, so wenig brachte es. Also tapste er unauffällig einen Schritt um den anderen zur Seite, bis er schließlich mit etwas kollidierte. Dieses etwas war warm, strich über sein Gesäß, war einem angenehmen Lufthauch gleich. „Oh, scheiße...“ „Jin würde es eher treffen, mein Paradies...“, hauchte ihm sein Dschinn ins Ohr, brachte seinen ganzen Körper dazu zu zittern, zu pochen, sein Blut in einen wilden Wettlauf zu führen. Seine Wangen glühten und irgendwie versuchte er gegen seinen Instinkt, sich nicht an diesen Körper zu lehnen, zu kämpfen. Das „Oooohh“, Sarahs weckte ihn aus seinem Zustand wieder auf. In einer schnellen Bewegung löste er sich, drehte sich um und versuchte so wütend wie möglich zu wirken. Noch bevor er eine Frage formulieren konnte, er etwas sagen konnte, bewegte sich der Arm und streckte ihm ein goldenes Buch entgegen. „Charles bat mich nach unserem heutigen Treffen inständig, dir sofort diese Spezialausgabe von 'Heavel – Awakening' zu bringen…es dürfte eine Zusatzgeschichte mit einem Dschinn aus einem Kühlschrank dort eingefügt worden sein“, erklärte Jin mit einem Lächeln, „und außerdem meinte er, er würde gerne noch deine Meinung zu dem vorgeschlagenen Cast für den Film hören. Schließlich bist du das große Vorbild und ohne dein okay will er nicht…“ Bei diesen Worten riss Mark die Augen auf, stoppte mitten in der automatischen Bewegung hin zu dem Buch. Aufgebracht schrie er: „WAS? Nein, nein, nein. Der Film darf nie kommen…nie!“, nur um sich gleich auf die Zunge zu beißen, aber wie immer war es schon zu spät. Therese, Serena und Clara standen alle, schienen wie angezogen von ihm und waren schon fast da, dicht gefolgt von Mercedes, die sich köstlich zu amüsieren schien. Sarah untermalte das ganze passenderweise mit einem: „Flieh, oder…zu spät“, bevor die erste der drei sprach. „Das…das…aber Teil zwei von ‚Heavel‘ ist doch noch gar nicht erschienen. Und wieso darf der Film nicht erscheinen? Und…dein Onkel kennt Charles Bond?“ Claras Stimme überschlug sich regelrecht, die anderen beiden schienen wie erstarrt, unfähig etwas zu sagen. „Herr…Marks Onkel, Sie…spielen Sie in dem Film mit? Sind sie Nafrit? Und Sie kennen…?“ Voller Begeisterung lauschten alle Claras Fragen, nickten mit glänzenden Augen. Zu Marks Entsetzen lächelte Jin die drei an, entlockte ihm damit ein genervtes: „Lächle nicht so…“, das fast eifersüchtig klang. Und dann fing sein Dschinn an mit tiefer, verführerischer Stimme zu sprechen: „Jin Naphuriquales, nicht ‚Marks Onkel“, meine Lieben.“ Mark zuckte bei ‚meine Lieben‘ zusammen, griff mit seinen Fingern nach dem Anzug und zog daran. „Das Buch ist zwar noch nicht erschienen, aber natürlich ist es schon geschrieben und nicht nur ich kenne Charles. Und wenn ihr jemanden sucht, der einem Charakter aus ‚Heavel‘ entspricht, dann solltet ihr eher Mark als Aladin sehen wollen…ich weiß zufällig…“, fing Jin an und brachte Mark dazu, schnell umzufahren. Seine Hand schoss hoch, weiter und weiter, bis er sie auf den Mund seines Dschinns klatschte und „Ruhe“ zischte. Lange hielt die Ruhe aber nicht an. Sein Arm wurde nach unten gedrückt, bis er das Gleichgewicht verlor und in einer Drehung endete. Sekundenbruchteile später spürte er etwas auf seinem Bauch, fühlte warmen Atem in seinem Nacken und sank nach hinten in die Sicherheit, bevor er auch nur einen Gedanken fassen konnte. „Ma…?“ Die Frage schnitt durch seine Stimmung, riss ihn aus der wohligen Wärme und zwang ihn sich wieder auf die Mädchen zu konzentrieren, während im Hintergrund Sarah ganz eindeutig kicherte. Schon der erste Blick war genug und Röte stieg in seine Wangen. Der Versuch sich zu verstecken misslang kläglich. Mit jeder Sekunde schien er mehr in sich zu versinken. Er war gefangen in einer Umarmung, aus der er sich nicht befreien wollte und konnte. Am Ende, gerade als er den ersten Arm hinunter drückte, hörte er ein Flüstern. „Nach zwei Jahren noch immer so eifersüchtig und so zurückhaltend…“ Darauf konnte er nicht anders, als mit seinem Ellbogen nach hinten zu stoßen. „Und du bist auch nicht besser. Mutter ist noch immer in Behandlung und ich wette, dass ist nur, weil sie meine Einstellung zu dir nicht akzeptieren will. Und zum Henker, die wissen nicht, dass ich dich liebe und ich will mich nicht outen, aber natürlich denkst du nie an mich...“, murrte er und rollte mit den Augen. Im nächsten Moment spürte er etwas in seinen Haaren, warmen Atem auf seinem Kopf und nahm die Worte wahr noch bevor er sie hörte, bevor sie in die Nähe seiner Ohren wanderten. „Nicht ganz, mein Markus – oder besser: Ganz das Gegenteil. Ich denke immer an dich, immer, mein Paradies und natürlich freue ich mich über deine kleinen Eingeständnisse…“, murmelte sein Dschinn, brachte ihn dazu sich zu versteifen, als ihm bewusst wurde, was er gesagt hatte, nur um dann zu seufzen. „Jaja, stichel nur. Ich habe nie gesagt, dass ich dich liebe…“ Damit versuchte er zu überzeugen, nur um dann zu sagen: „Aber das ist ja egal, alles ist egal. Die drei starren uns an...“, und lenkte damit ihrer beider Aufmerksamkeit auf die drei Mädchen, die tuschelten und in seine Richtung zeigten. „Meine Lieben, ihr solltet Markus nicht so anstarren“, fing Jin an und brachte Mark dazu, dezent zu lächeln, „und vielleicht ein wenig mehr in der Realität leben. Ein kleiner Spaß und ihr denkt wohl ernsthaft, Markus wäre schwul…“ Jetzt grinste er richtiggehend und war sich sicher, dass sein Dschinn es irgendwie auch tat. Das half ihm auch etwas, die eindeutigen Anzeichen an seinem Rücken zu ignorieren, die sein Körper so deutlich wahrnahm. „Aber…aber…“, stotterte Serena und deutete in ihre Richtung, „ihr, sie, du…hältst ihn in einer Umarmung!“ Das schien Mercedes anzuspornen. Sie schritt mit ihrem ewigen Schatten Math hinter sich, direkt zu den Mädchen und lächelte. „Gebt es auf. Mark ist doch viel zu männlich – das habt ihr selbst doch vorher gesagt, nicht? Also lasst den beiden ihren Scherz und seht sie als das, was so viele Männer sind, auch wenn sie sich einen Kuss geben: Einfach nur Freunde.“ „Stimmt, er ist viel zu männlich. Wäre ja auch zu eigenartig, wenn Mark schwul wäre“, führte Therese weiter aus und lachte dann verlegen. „Sorry Mark, aber du bist wirklich nicht sexy genug dafür Aladin zu spielen, auch wenn dein Onkel perfekt wäre und du gemeinsam mit ihm…naja, nein, das wäre auch zu eigenartig.“ Mercedes vergrub dabei ihr Gesicht in Maths Fell, krallte sich fest. Jedes Mal, wenn ihr Mund kurz sichtbar wurde, sah man wie sie mit Mühe ihre hochgezogenen Lippen zusammenpresste und sichtlich amüsiert wirkte. „Ich bin nicht sexy genug, um Aladin zu sein?“, murrte Mark kurz, die Stirn in Runzeln gelegt. „Zum Henker, dabei bin ich sein Vorbild…“, fügte er noch ganz leise hinzu und schnaufte, während Sarah irgendwo hinter ihm: „Du zu männlich…“, kichernd vortrug. „Nimm es nicht so tragisch, Mark. Du bist so toll und wenn du nicht immer so beschäftigt wärst, hättest du sicher schon eine Freundin. Der halbe Campus findet dich so männlich, süß und alle schwärmen, dass du dazu noch reich wärst. Hach, so einen lieben Kerl wie dich…auch wenn dein Onkel so sexy ist…“, ergänzte Therese, achtete nicht darauf, wie er langsam mit den Zähnen knirschte. Das merkwürdige Pochen in seinem Kopf nahm, während er mit kritischem Blick die drei Mädchen beäugte und seine Lider sich immer tiefer senkten. „Jin, sind sie eigentlich noch zu haben?“ Diese Frage hallte wider und wider, bis er nicht mehr konnte. Schnell fuhr er mit seinen Händen unter die Arme, die noch immer drückten und ihn sicher hielten und hob sie etwas hoch. Er drehte sich, starrte nur Sekunden in Jins Gesicht und schlang dann seine Finger um dessen Nacken, zog. Im nächsten Moment fühlte er Lippen, Wärme, die ihn durchflutete. Sein Körper reagierte, jauchzte und pochte, während seine Gedanken verschwanden und nur noch wohlige Leere blieb. Nichts als ein Rauschen ließ sie zurück, ein Prickeln in seinen Lippen, das ihn weiter trieb, ihn zwang, seine Finger immer stärker an den Nacken seines Jins zu pressen. Wärme war seine Belohnung, sprießte überall dort, wo er ihn berührte und versprach so viel mehr. Sie trieb ihn dazu, sich sanft an seinen Dschinn zu pressen. Hinter ihm verloren die erstaunten Silben an Bedeutung, verschwanden in der süßen Vorahnung auf das, was kommen konnte, bis ein Pieksen ihn aus seinem Taumel riss. „Vergessen du, dass hier andere sind?“, fragte Sarah und pickte gleich noch einmal in seinen Hals, zerrte an seinen Haaren und ließ sich auch durch Schütteln nicht von seiner Schulter bewegen. „Aufwachen du sollen, Hotel besser wäre…“, fügte sie noch an und stupste schließlich gegen seinen Kopf, bis er ihn drehte. Dort starrten jetzt die drei Mädchen mit weit geöffnetem Mund in seine Richtung, unfähig etwas zu sagen. Man hätte sie glatt für Steinstatuen halten können, wären da nicht die dezenten Atembewegungen gewesen. Doch langsam schien die Starre zu versagen. „Du bist schw…“ Das war das erste, was eine von ihnen herausbekam, was alle irgendwie gleichzeitig zu murmeln schienen. Er rollte nur mit den Augen. „Nein, bin ich nicht. Ich mag nur…naja, egal. Auf jeden Fall werde ich euch das Leben zur Hölle machen, wenn ihr das irgendjemandem erzählt. Und jetzt habe ich die Nase voll…danke.“ Damit stampfte er auf den Boden, und schob seinen Dschinn einfach nach hinten, bis dieser sich fröhlich lächelnd umdrehte und neben ihm einreihte. „O…kay…“ Irgendwo hinter ihm schien jemand gerade noch dieses Wort gebrochen herauszubekommen, aber er beachtete das nicht mehr wirklich, als seine Hand gehoben wurde. Tiefe Narben darauf blitzten ihm entgegen, nahmen die ganze Hand wie eine zerklüftete Mondlandschaft ein und schlossen erst kurz vor seinem Ellbogen. Sie erinnerten ihn an die tragischsten Stunden in seinem Leben, während der Griff alles ins Gute verwandelte. „Nachdem du dich jetzt schon so schön geoutet hast, könntest du endlich den Wunsch aussprechen, mit dem ich das hier heilen kann“, forderte ihn sein Dschinn auf und strich sanft darüber. Mark schüttelte nur den Kopf und schaute weiter darauf. „Nein. Wer weiß, wann ich so einen Wunsch vielleicht wirklich brauchen könnte. Ich bin zufrieden mit meinem Leben, mit allem. Außerdem…bin ich ja so männlich damit.“ Ein Lächeln huschte dabei über seinen Mund und er drehte seinen Arm, drehte, bis er die Hand zu fassen bekam, die darauf lag. „Also, wie wäre es mit einer Belohnung? Das eine Hotel…“, lenkte er wieder ab und spürte zufrieden, wie sein Körper nur bei der Erwähnung von Wärme durchflutet wurde. Sekunden fiel er immer tiefer in dieses Gefühl, lehnte sich an seinen Dschinn. „Alles für dich, alles mein Paradies. Das Hotel steht bereit und ich habe da ein paar Überraschungen…“ Er hörte es und lächelte. Das einzige was er fühlte, war eine tiefe Zufriedenheit und die Sicherheit, dass alles so war, wie es sein sollte und immer so bleiben würde. Und dann flatterte Sarah über seinen Kopf, gluckste zufrieden. „Alles gut, alles gut!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)