One Piece - Wo die Liebe hinfällt... von Sirus0 (Eine Zorro x Nami Geschichte) ================================================================================ Prolog: Gefühlskaleidoskop -------------------------- Es war ein herrlicher Morgen. Die Sonne stand bereits weit oben am Firmament und eine kühle Brise wehte über das grenzenlose Meer hinweg. Die junge Navigatorin betrat noch ein wenig verschlafen das Deck der Flying Lamb. Gähnend sah sie sich um. Es herrschte wie immer ein reges Treiben. Ihr Käpt’n und der Schütze Lysop schienen wohl wieder Nahrung aus der Kombüse stibitzt zu haben, denn der schiffseigene Smutje Sanji schlug die beiden mit ihren Köpfen zusammen und brüllte irgendetwas von „das war für Namilein!“. Doch war sie zu müde, um sich über die Gruppe oder den von ihnen verursachten Lärm aufregen zu können. In letzter Zeit hatte sie immer bis spät abends an ihren Karten gezeichnet und war deshalb immer tags darauf sehr müde und erschöpft. Sachte blies ein neuer und stärkerer Wind durch Namis kurze, orangene Haare. Die frische Luft belebte allmählich ihre Vitalgeister und sie verspürte inzwischen sogar so etwas wie Hunger. Ehe sie aber sich hatte Sanji zuwenden können, vernahm sie plötzlich ein lautes Schnarchen zur ihrer Seite. Als sie dann neben sich auf den Boden sah, konnte sie den schlafenden Ex-Piratenjäger Lorenor Zorro sehen. Mit verschränkten Armen und an die Rehling gelehnt, saß er da und schlief den Schlaf der Gerechten. „Alte Schlafmütze“, meckerte Nami gespielt böse, konnte sie aber ein Lächeln nicht verkneifen. Eigentlich war der Schwertkämpfer ganz süß, fand sie. Natürlich würde sie es niemals laut zugeben und erst Recht nicht, wenn er es hören können würde. Still beobachtete sie ihn ein wenig. Wie er sich da an die Rehling lehnte, mit seinen drei Schwertern auf dem Schoß, jederzeit bereit, für die Mannschaft und das Schiff in den Kampf zu ziehen. Ein stiller Held und ein einsamer Wolf dazu, selbst jetzt. Selbst unter all seinen Freunden auf diesem Schiff. Allein sein Schnarchen störte sie doch langsam und verdarb das Bild des Helden, welches sie im Geiste sich aufbaute. Schnell schüttelte Nami den Kopf, sodass ihre kurzen Haare wild zerzaust auf demselbigen zu liegen kamen. Sie wird sich doch nicht etwa… Nein!… Warum sollte sie sich bitte in diese Schlafmütze verlieben? Das war ausgeschlossen. Definitiv. Und doch… Schnell brachte sie ihre Haare wieder in Ordnung, als sie plötzlich eine Stimme hinter sich vernahm. „Wie lange brauchen wir bis zur nächsten Insel, Fräulein Navigatorin?“ „Ah!“, zuckte Nami erschrocken zusammen und drehte sich um. Über ihr, an das Geländer vor der Küche gelehnt, stand Nico Robin und sah lächelnd zu ihr hinab. Wie lange mag sie dort schon gestanden sein? Hatte sie sie beobachtet? „Hallo Robin. Es wird wohl noch etwas dauern. Auf Longring Longland ging es ja ganz schön zur Sache. Wer war dieser Afro Typ? Hatte er nicht etwas von einem Admiral gesagt?“ „Das war Admiral Aokiji, der blaue Fasan. Einer der stärksten Männer, den die Marine zu bieten hat.“ „WAS?!“, Nami wurde etwas blass und sah geschockt zu Robin. „Keine Angst, er wird uns nicht verfolgen… das ist nicht seine Art…“ „W-Wenn du meinst…“ Zwar war die Navigatorin nicht überzeugt von Robins Worten, beließ es aber dabei und wollte sich lieber einem erfreulicheren Thema zuwenden. Schweigend blickte sie wieder aufs Meer hinaus und danach kurz auf den Lockport an ihrem Handgelenk. Es würde sicher noch ein wenig dauern… ob sie irgendwo einen Zwischenstopp einlegen können würden? Sie musste Sanji fragen, wie lange der Proviant noch reichen würde. Nur um sicher zu gehen. „Nami!“, schallte plötzlich eine Stimme vom Krähennest hinab. Sie gehörte dem kleinen Elch Chopper, der gleichzeitig auch der Schiffsarzt dieser verrückten und wilden Piratenbande war. „Was ist Chopper?“ „Eine Insel. Ich kann eine Insel am Horizont erkennen!“ „Was? Welcher Kurs?“ „Nord-West-Nord.“ Nami überprüfte den Lockport. Es war zwar nicht die Richtung, in die er zeigte – und damit nicht die nächste Insel des Magnetstroms, dem sie folgten –, aber auf dieser Insel Halt zu machen würde sicher nicht schaden. Sanji konnte schauen, ob er den Proviant aufstocken können würde und Chopper konnte sich nach Heilpflanzen umsehen. Vielleicht entdeckte sie selbst auch etwas, was sie interessieren könnte. „Danke Chopper. Du kannst runter kommen. Wir werden auf der Insel anlegen.“ „Ist gut!“, rief der kleine Elch und kletterte fix von dem Ausguck an dem Hauptmast runter. Ihr Frühstück würde also ein wenig warten müssen. Schade eigentlich. Sie blickte wieder zur Seite auf ihren schlafenden Schwertkämpfer hinab und stupste ihn anschließend leicht mit ihren Fuß an, damit er auch etwas tun könne, statt den ganzen Tag nur zu verschlafen. Doch dieser reagierte nicht. Er gähnte nur kurz und schnarchte danach einfach weiter. Langsam wurde Nami wütend und selbst auf einen etwas festeren Tritt hin, reagierte der Schwertkämpfer nur mit einem Schnauben. Ihr wurde die ganze Spielerei langsam zu viel und sie fühlte sich auch ein wenig vorgeführt. Ihre Wut über die Faulheit des grünhaarigen Kerls, entlud sie auf grausame Weise. Mit aller Kraft verpasste sie ihm einen ordentlichen Tritt in die Seite, der ihn endlich aus der Welt der Träume entriss. „AARGH, BIST DU ÜBERGESCHNAPPT?“, schrie der Schwertkämpfer augenblicklich und krümmte sich vor Schmerzen auf dem Boden. „Aufstehen Zorro! Die Arbeit wartet“, säuselte Nami wieder gut gelaunt. „Und deshalb trittst du mich?“ „Du warst der, der nicht aufstehen wollte!“, versuchte sich die Navigatorin zu rechtfertigen. „Und jetzt hilf lieber den anderen. Rummeckern kannst du später immer noch!“ Der Unterton in Namis Stimme machte deutlich, dass sie keine Widerworte duldete und so stellte Zorro seine Schwerter kurzerhand in ein leeres Fass und ging zu seinen Mannschaftskumpanen, um ihnen beim Ausrichten des Segels zu helfen. „Und? Hat Nami dir wieder eine verpasst?“, fragte Lysop, als Zorro bei ihm, Chopper und Ruffy ankam. „Was geht dich das an, Langnase? Und überhaupt, schau erst einmal dich an! Überall blaue Flecken und Beulen.“ „Sanji hat mich verprügelt. Ich habe so einen leckeren Pudding gegessen und da ist er total ausgerastet. Woher sollte ich wissen, dass der für Nami war?“ „Und du Ruffy? Du siehst genauso schlimm aus, wie Lysop.“ „Hab die Puddingportion für Robin gemampft“, beschwerte sich der junge Käpt’n mit dem Strohhut, obwohl in seiner Aussage deutlich klar wurde, dass er den Fehler begangen hatte und nicht Sanji mit seinem ‚Fehlurteil‘. „Hahaha! Ihr Zwei wisst doch, dass mit unserem dauerverliebten Smutje bei so etwas nicht gut Kirschen essen ist“, meinte Zorro lachend und zog an dem Seil, um das Segel ein Stück zu drehen. „So ist es gut. Jetzt sind wir auf dem richtigen Kurs zur Insel“, ertönte Namis Stimme aus dem Hintergrund, die bereits wieder fröhlich einen Milchshake trank, den Sanji ihr schnell zubereitet hatte. Sozusagen als Frühstückersatz. Auch wenn sie viel lieber etwas ordentliches gegessen hätte. Zorro konnte nur mit dem Kopf schütteln, als er sah, wie erneut Sanji versuchte, um die Gunst von Nami und Robin zu buhlen. Robin dagegen lächelte nur und begab sich wieder zu ihrem Stammplatz – eine Liege am Heck des Schiffes –, da sie ein neues Buch anfangen wollte. Auch Nami zeigte sich nicht von Sanji beeindruckt und ging in ihr Zimmer, um ihre Karten zu überprüfen und weiter zu bearbeiten, bis sie die Insel erreicht haben würden. Zorro blickte still zu der Tür, die in das Zimmer der weiblichen Crewmitglieder führte. Obwohl Nami längst herein gegangen war. In letzter Zeit dachte er besonders oft an sie. Was hatte das nur zu bedeuten? Hatte er sich … Nein! … So ein Unsinn. Es gab nur einmal ein Mädchen, für die er Gefühle empfunden hatte. Doch war dies lange her und sie inzwischen leider Gottes verstorben. Er schüttelte benommen mit dem Kopf und fasste sich an seine Stirn. Er hatte wichtigere Dinge, auf die er sich zu konzentrieren hatte. Zum Beispiel das Versprechen, welches er eben diesem einen Mädchen gegenüber halten musste. Er durfte sich nicht von nicht-existenten Gefühlen durcheinander bringen lassen. Langsam und mit einem herzhaften Gähnen, ging er zurück zu seinen Schwertern und setzte sich auf das Schiffsdeck. Sachte lehnte er sich an das Fass, in dem zuvor noch seine Schwerter gewesen waren, die nun aber wieder ihren Platz auf seinem Schoss eingenommen hatten, und kurz daraufhin schlief er bereits wieder. Einen unruhigen Schlaf. * * * * * Nami streckte sich noch einmal kräftig. Die Arbeit am Zeichentisch war anstrengend, weshalb sie schon seit mehreren Tagen äußerst verspannt war. Vielleicht sollte sie Robin bitten, sie zu massieren. Sollte mit ihrer Teufelskraft eigentlich gut klappen. Die Navigatorin freute sich, bald endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. So ein Spaziergang auf der Insel würde ihr sicher gut tun. Sich einfach mal wieder die Beine vertreten. Und neue Kleider musste sie auch mal wieder kaufen. Aber dies würde sie auf dem kleinen Eiland, auf welches sie zusteuerten, wohl nicht können. Vor allem, was sollte sie sich kaufen? Vielleicht ein aufreizendes Kleid? Ob Zorro so etwas gefiel? Er hatte noch nie etwas zu ihrem Aussehen oder ihrer Kleiderwahl gesagt. „Wieso denke ich dauernd an ihn?“, stellte Nami nachdenklich fest und stützte ihren Kopf auf ihren Handflächen ab. „Immer wieder schweifen meine Gedanken zu ihm… ich sollte mich ablenken. Ich hab’s! Ich zeichne mal etwas anderes als meine Karten!“ Schnell schnappte Nami sich ein leeres Blatt Papier und einen Bleistift und begann einfach los zu zeichnen. Dabei dachte sie an nichts. Sie kapselte sich von allen äußeren Eindrücken ab und lies nur ihr Unterbewusstsein ihre Hand führen. Sie selbst wusste nicht einmal, was dabei herauskommen würde. Auf diese Weise waren ihr schon erstaunliche Kunstwerke gelungen. Diesmal jedoch war es anders, als sie ein wenig erschöpft den Stift zur Seite legte. Auf dem Blatt befanden sich nur irgendwelche Schnörkel, die keinen Sinn ergaben. Müde schloss sie die Augen und begann zu weinen. Leise, damit sie niemand hörte, rannen ihre Tränen ihre Wangen entlang und fielen auf das Blatt Papier, welches sie bis eben bearbeitet hatte. Die Tränen ließen das Papier Wellen schlagen, wie das Meer draußen das von Zeit zu Zeit gegen die Schiffswand schlug und sich dort still brach. Erst bei genauem hinsehen erkannte man, dass die scheinbaren Schnörkel sehr wohl ein Bild ergaben. Umrisse eines Kopfes. Umrisse eines Gesichtes. Das Gesicht von Lorenor Zorro… * * * * * Leise schlich Ruffy in die Kombüse. Vorsichtig sah er sich um. Kein Sanji da. Schnellen Schrittes rannte er zum Vorratslager. Genauso vorsichtig, wie er sich zuvor umgesehen hatte, öffnete er die. In freudiger Erwartung dort kulinarische Kostbarkeiten entdecken zu können, die er kurz darauf verputzen würde. „RUFFY!“, donnerte plötzlich eine ihm wohlbekannte Stimme. Schnell drehte sich Ruffy um und bekam nur noch mit, wie ein schwarzer Schuh mit einem unglaublichen Tempo direkt auf sein Gesicht zuraste. * * * * * Ein plötzlicher und sehr lauter Aufprall, begleitet von einem Schrei der abrupt endete, ließ den schlafenden Zorro aufschrecken. Stöhnend sah er sich nach der Quelle des Geschreis um. Doch war Ruffy noch nicht von dem Smutje aus der Kombüse geworden worden. Vermutlich versuchte der Blondschopf, dem Piratenkapitän ein für alle Mal die Situation klar zu machen. „Ruffy, du Idiot“, flüsterte der müde Schwertkämpfer und hielt sich mit der Hand die Stirn. „Du weißt doch, dass Sanji dich jedes Mal erwischt.“ Laut gähnend, stand er auf und schnappte sich seine Schwerter. Im Zimmer der Jungs würde er sicher besser schlafen können. Schließlich war dort kein Ruffy, der von Sanji quer über das Schiff getreten wurde, oder ein Lysop, der lautstark an irgendwelchen „Erfindungen“ bastelte, die anschließend in die Luft flogen. Er brauchte endlich wieder eine Mütze voll Schlaf. Hatte er doch in letzter Zeit nur sehr wenig und meist auch sehr schlecht geschlafen, was sich erneut bemerkbar machte. An seiner Laune und an seiner unkonzentrierten Art. Immer hatten diese seltsamen Träume – oder besser gesagt Albträume – ihm den wohlverdienten Schlaf geraubt. Doch konnte er sich meist nur Bruchstückhaft an sie erinnern. Vorsichtig stand er auf und suchte die Luke, mit der er in das Zimmer der Jungs gelangte. Als er sie erreicht hatte, schloss er für einen kurzen Moment die Augen und trat dann hinein. Zu seiner Überraschung fand sein Fuß keine Leitersprosse, sondern einen Treppenstufe, was ihn aus dem Konzept brachte und er die Treppe in das Zimmer der Mädchen hinabstürzte. Als er von einer hölzernen Wand gestoppt wurde – was eine schmerzhafte Art der Fallbremsung war, wie er erkennen musste – und sich den pochenden Schädel haltend aufgerichtet hatte, erblickte er Nami an ihrem Schreibpult. Sofort stieg ihm die Schamesröte in sein Gesicht, als er das junge Mädchen sah, doch wich diese schnell, als er fürchtete, gleich einem ihrer Tobsuchtanfälle unterliegen zu müssen. Sofort versuchte er sich aufzurappeln, um sich zu entschuldigen, merkte dann aber, dass sie eingeschlafen war. Nur ihr leiser Atem war in gleichmäßigen Schüben zu hören. Leise ging Zorro auf sie zu und betrachtete das Bild, das sie unter ihrem Arm versteckt hielt. Von Neugierde gepackt zog er es vorsichtig hervor, da er sie nicht wecken wollte, und sah es sich genauer an. Erneut wurde er rot, doch dieses Mal aus einem anderen Grund. Denn er erkannte sein Gesicht auf dem Blatt Papier... Kapitel 1: Ungewissheit ----------------------- Zorro legte mit zittriger Hand das Blatt zurück. Sein Gesicht war noch immer errötet, als er das Zimmer verließ. Er versuchte dabei möglichst keinen Lärm zu verursachen. Als er schon beinahe das Zimmer verlassen hatte, hielt er kurz inne und sah zu der schlafenden Schönheit. Ein letztes Mal ging er zurück, suchte eine Decke heraus und legte sie über Nami, damit sie nicht fror. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, ehe er eiligen Schrittes endlich den Raum verließ und in das Zimmer der Jungs eilte. Dort angelangt, warf er sich in seine Hängematte und schlief bereits nach kurzer Zeit ein… * * * * * Dunkelheit… Finsternis… Schwärze… Alles um ihn herum war… So trostlos… So unendlich schwarz… Er sah sich um und doch sah er nichts. Wo war er? Wieso war er hier? Er glaubte auf einer Art Felsen zu stehen. Vorsichtig beugte er sich hinab und berührte den Untergrund. Ja, es war fest und steinig. Als er sich wieder aufrichtete, blickte er… in absolute… Finsternis… „Hallo Zorro,“ ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihm. Er drehte sich sofort um und vor ihm stand ein Mädchen. Sie schien von innen heraus zu strahlen und bildete damit einen absoluten Gegenpol, zu der bedrückenden Umgebung in der sich der Schwertkämpfer wieder gefunden hatte. Die blauen kurzen Haare des Mädchens wurden von einer leichten Brise erfasst und verdeckten ein wenig ihr Gesicht. Sie machte keine Anstalten, die Haarsträhnen an ihrem Tun zu hindern. Stand einfach da. Still und ruhig. „Hallo Kuina.“ Er hatte sie sofort erkannt. Dazu brauchte er nicht ihr Gesicht. „Das wird das letzte Mal sein…“ „Meine Alpträume enden?“ „Es waren nie Alpträume… Du hast sie nur zu welchen gemacht…“ „Wie meinst du das?“ „Es ist schwer zu erklären… Und nicht unbedingt notwendig… Diese Landschaft ist ein Ebenbild deiner Seele. Nach meinem Tod hast du dich sehr verschlossen. Hast um deinen weichen Kern eine harte Schale gebildet. Wolltest dich schützen, vor etwas, das dich nie bedroht hat… Aber nun hast du dich verändert… Du hast Freunde gefunden… Du bist nicht mehr alleine und wirst es nie wieder sein… Vergiss das nicht, Zorro. Du bist ein anderer Mensch geworden…“ „Wie meinst du das?“ „Das müsstest du doch am Besten wissen…“ „Meinst du… Nami?“ „Ja… Ich danke dir für dein Versprechen, das du mir damals gegeben hast, aber… Du musst weiterleben… Du wirst es einhalten, das spüre ich, dennoch darf es dich nicht am Leben hindern… Du musstest schon auf zuviel verzichten…“ Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen und mit diesen Worten drehte sich das Mädchen um. Ehe der Schwertkämpfer noch etwas hätte machen können, verschwand Kuina bereits in einem plötzlich auftauchenden Nebelschwall, der sie vollkommen einhüllte. Der Schleier des Vergessens? Nein, er wollte und würde sie nicht vergessen. Und dennoch war dies ein Moment des Abschiedes ohne Hoffnung auf ein Wiedersehen. „Danke Kuina.“ * * * * * Ruckartig schreckte Zorro auf und wäre beinahe aus seiner Hängematte gefallen. Keuchend saß er da. Versuchte sich zu beruhigen. Sein Atem ging stoßweise und seine Kleidung war vom Schweiß durchtränkt. Wieder dieser Traum. Immer wieder begegnete er Kuina in ihnen. Doch diesmal war es anders gewesen. Es war diesmal kein Alptraum gewesen. Sonst hatte sie ihm, wie in den anderen Nächten zuvor, die Schuld an ihrem Tod gegeben und ihm vorgeworfen, dass er sein Versprechen noch nicht eingelöst habe. Nun wusste er, dass dies nicht Kuina gewesen war, sondern sein Unterbewusstsein. Seine Schuldgefühle manifestiert in ihrer Form. Anschließend hatte sie… hatten seine Schuldgefühle… ihn dann vom Felsen gestoßen. Hinab in die einsame und kalte Dunkelheit dieser finsteren Umgebung. Aber diesmal war es anders gewesen. Sie hatte sich bedankt und sie hatte gelächelt. Mehr noch, sie hatte ihm nie die Schuld gegeben an ihrem Tod. Sie hatte ihn befreit von dieser Last. Hatte sich gewünscht, dass er seinen Weg weiter schreiten könne. Dies war die wahre Kuina gewesen. Allmählich kehrte die Ruhe in den meist so kühl wirkenden Schwertkämpfer zurück. Erst jetzt bemerkte er, wie jemand leise ganz in der Nähe schnarchte. Es war Ruffy, der sein Kopfkissen umarmte und hin und wieder leicht rein biss. Anscheinend hatte er einen besseren Traum. Ab und zu nuschelte der junge Käpt’n zudem irgendetwas von „lecker Kuchen“. Und selbst in der Dunkelheit des Raumen konnte Zorro die kleine Speichelpfütze am Boden ausmachen. Auch Lysop und Sanji schliefen bereits tief und fest. Nur von Chopper fehlte jede Spur. Wie lange hatte er selbst geschlafen? War es nicht Morgen gewesen, als er sich hingelegt hatte? Zudem waren sie doch auf dem Weg zu einer Insel in der Nähe gewesen um einen kleinen Zwischenstopp zu machen. Behutsam stand Zorro auf und verließ die Kabine. Seine drei Schwerter ließ er diesmal zurück. Er bezweifelte, dass er sie brauchen würde. Er wollte ja nur ein wenig frische Luft schnappen. Als er das Deck erreichte, wurde er direkt von einer wohlig warmen Brise begrüßt. „Guten Abend, Herr Schwertkämpfer. Kannst du nicht schlafen?,“ meldete sich eine Frauenstimme zu seiner Rechten zu Wort. „Abend Robin. Es ist also tatsächlich schon dunkel. Wie lange habe ich denn geschlafen?“ „Den ganzen Tag, wie mir scheint. Wir haben an der Insel angelegt, werden sie aber erst morgen erforschen. Die Fräulein Navigatorin hat gesagt, dass es so besser wäre, da wir sie erst am späten Nachmittag erreicht hatten.“ „Weiß sie wenigstens, was das für eine Insel ist?“ „Nein… Sie meinte, die Insel sei auf keiner ihrer Karten vermerkt.“ „Merkwürdig.“ „Stimmt. Was das wohl für eine Insel sein mag…“ Still sah Robin in Richtung Festland und schien über etwas nachzudenken. Doch bevor Zorro auch nur den Mund hatte aufmachen können, um zu fragen, vernahmen beide ein Poltern, welches aus der Kombüse zu kommen schien. „Mir scheint, dass der Herr Schiffsarzt irgend etwas angestellt hat,“ bemerkte Robin mit einem leichten Lächeln und legte ihr Buch zur Seite. „Du hast dich auf unserem Schiff schon richtig eingelebt...“ „Ja, das habe ich,“ entgegnete Robin, während sie von ihrem Stuhl aufstand, „Ich schaue mal, was in der Kombüse passiert ist.“ „OK. Ist gut. Ich bleibe hier und schiebe Wachdienst.“ „In Ordnung,“ mit diesen Worten und einem erneuten Lächeln, begab sich Robin zur Kombüse. Als sie die Tür zur Selbigen öffnete, konnte sie sich ein Lachen nicht verkneifen: „Herr Schiffsarzt, was hast du denn hier angestellt? Hihi.“ „Ich wollte mir nur etwas zu essen machen. Einen Mitternachtssnack,“ entgegnete der kleine Elch. „Mit Backpulver?,“ konnte Zorro Robin fragen hören. „Ich dachte, dass sei die Müslipackung,“ kam es aus der Kombüse zurück. Immer noch lachend betrat Robin diese schließlich und schloss hinter sich die Tür. Zorro war wieder alleine an Deck, blickte aber noch für einen Moment zur Küchentür hinauf. „Komische Frau… aber nett. Und nicht so aggressiv wie Nami.“ Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, kam prompt eine Frage zurück: „Wer ist nicht wie ich?“ Der Schwertkämpfer drehte sich erschrocken um und sah in das müde Gesicht der Navigatorin. Doch hatte er sich zu schnell umgedreht, so dass ihn die Wucht der Drehung gegen die Rehling trieb und sie reichte zu allem Überfluss auch noch aus, ihn darüber hinaus stolpern zu lassen. Mit dem Gesicht voran fiel er von Bord in das Meerwasser. Nami riss entsetzt die Augen auf und die Müdigkeit war sofort aus ihr gewichen. Schnell rannte sie zur Brüstung und sah hinab zu Zorro, der sich mit kräftigen Schwimmbewegungen über Wasser hielt. „Zorro, geht es dir gut? Es… ich wollte dich nicht so erschrecken.“ Schnell lies sie ein Seil hinab, an der der Schwertkämpfer empor klomm und so wieder an Deck gelangte. Anscheinend hatte sie nicht mitbekommen, was er gesagt hatte. Sonst würde sie sich sicher keine Sorgen um ihn machen oder ihm gar aus dem Wasser helfen. „Es ist nichts… geht schon wieder.“ Schnell eilte sie in ihr Zimmer und holte eine warme Decke – es handelte sich um dieselbe mit der er sie am Morgen zugedeckt hatte – um ihn ein wenig zu wärmen. Anschließend eilte sie auch in die Kombüse, um ihm einen Tee zu kochen, der ihn wärmen sollte. Schließlich war das Wasser um diese Zeit eiskalt. Während Nami geschäftig umher rannte, mit dem Ziel ihn auf allmöglichen Arten und Weisen zu bemuttern, spürte er eine warme Flüssigkeit seine Stirn hinab fließen. Zaghaft griff er dahin und als er seine Finger wieder zurückzog, bemerkte er dass sie von seinem Blut benetzt waren. Er musste sich irgendwie beim Fallen gestoßen haben. Auch Nami war dies nicht entgangen, denn sie stürmte inzwischen mit einem Erste-Hilfe-Kasten bewaffnet auf ihn zu und rief dabei: „Das du auch immer so tollpatschig sein musst!“ „DU HAST MICH ERSCHROCKEN, DUMME KUH!,“ schrie Zorro prompt erzürnt darüber, dass Nami nun mit einem Male jegliche Schuld von sich abwies. Doch diese protestierte nur: „NENN MICH NICHT DUMME KUH!“ Mit einem kräftigen Ruck riss sie förmlich den Kasten auf und holte einen kleinen Wattebausch samt Desinfektionsmittel heraus. „Was soll das? Das ist nur ein kleiner Kratzer,“ giftete der ohnehin schon gereizte Zorro sie an. „Es ist meine Schuld, also verarzte ich dich auch. Oder willst du dein Blut hier überall verteilen?“ Zorro glaubte für einen kurzen Moment, in ihrer Stimme so etwas wie Trauer heraushören zu können. Aber warum sollte sie wegen ihm traurig sein? Natürlich sorgte sie sich um ihn, sie waren schließlich Freunde. Oder war da noch mehr? Auf einmal schoss ihm das Bild der Zeichnung in den Kopf, die er bei Nami entdeckt hatte. Beschämt wandte er kurz den Kopf zur Seite, während sie die Flüssigkeit auf das Wattebällchen träufelte. Er konnte in diesem Augenblick zwar nicht in ihr Gesicht sehen, aber als sie mit ihrer freien Hand in ihr Gesicht griff – was er aus dem Augenwinkel heraus erkennen konnte –, hatte er das untrügliche Gefühl, sie würde sich einige Tränen aus dem Gesicht wischen. Nachdem sie fertig mit den Vorbereitungen war, ergriff sie sein Kinn und drehte sein Gesicht zu Recht, sodass sie die Wunde betrachten konnte. Die seltsame Flüssigkeit auf dem Wattebausch, den Nami Zorro immer wieder gegen die Stirn drückte, stank bestialisch und brannte zudem noch auf der verletzten und aufgerissenen Haut. Der Schwertkämpfer kommentierte dies jedes Mal jedoch nur mit einem kurzen, zischenden Laut und gab ansonsten nicht einen Laut der Klage von sich. Aus irgendeinem Grund wollte er nicht vor Nami Schwäche zeigen. „Was ist das für ein Zeug?,“ wollte Zorro letztendlich wissen. „Jetzt halt doch mal still. Das ist eine Wundtinktur von Chopper.“ Nachdem Nami mit ihrer Behandlung fertig war und zum Schutz der Wunde – die sich als einfacher Schnitt und nicht wie befürchtet als Platzwunde herausstellte – ein großes Pflaster darüber geklebt hatte, meinte sie noch kurz: „Ich bin keine Ärztin, dennoch glaube ich dass das gehen müsste. Lass dich aber vielleicht lieber noch einmal von Chopper untersuchen.“ „Wozu, du hast das gut gemacht. Es ist schon OK. Danke.“ Nami sah verwundert auf, als sie die Tinktur wieder in den Koffer legte. „Wofür bedankst du dich?“ „Für deine Behandlung,“ nuschelte Zorro, stand auf und ging wieder zur Regling. Nami sah ihm noch kurz nach. Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte und befürchtet bereits zu erröten. Schließlich konnte sie sich ein fröhliches Grinsen nicht verkneifen. Aber wieso war sie nur so glücklich? Und das so plötzlich? Schnell schüttelte sie diese beschämenden Gedanken aus ihren Kopf und verscheuchte sie zusätzlich noch. Sicher war sicher. Sie war ja nicht verliebt. Das konnte nicht sein. Das durfte einfach nicht sein… oder? * * * * * „Also… das ist die Insel, ja?“ Ruffy, der auf der Galionsfigur in Form eines Schafskopfes saß, blickte fröhlich zu dem noch unbekannten und von ihnen unerforschten Eiland. Er konnte es einfach nicht abwarten seinen Fuß darauf zu setzen und sofort alles zu ergründen. Seine Neugierde und die damit verbundene Spannung zerrissen ihn förmlich von innen. „Ja ist sie. Ich denke, wir sollten sie erst einmal vorsichtig erkunden. Mir scheint, dass es keine Hafenstädte oder sonstige Zeichen von Bewohnern gibt,“ meinte Nami, während sie durch ihr Fernrohr blickte um nach beispielsweise Rauch Ausschau zu halten. „Schade. Also keine Willkommensfeier…, ja?!,“ maulte Ruffy mit einem deutlichen Schmollmund. ‚DONG’ machte es nur kurz und schon lag der Käpt’n mit einer beachtlichen Beule auf dem Schiffsdeck, während Nami ihn zusätzlich anschrie: „Idiot! Wir sind Piraten! Für uns gibt es sowieso keine Willkommensfeiern!“ „Gibt’s nicht?,“ fragte Ruffy verwundert, als er sich seinen Strohhut wieder aufsetzte und dann hinzufügte: „Aber auf Whiskey Peak gab es damals eine!“ Wieder machte es ‚DONG’ und wieder lag Ruffy mit einer neuen, größeren Beule bestückt auf dem Boden. Lysop und Chopper lachten unterdessen nur über die Einfältigkeit Ruffys, woraufhin dieser versuchte die Beiden zu fangen. Diese waren aber vorbereitet gewesen und liefen schnellstens, lachend davon. „Männer,“ stöhnte Nami auf und schüttelte nur mit dem Kopf. „Hihi. Ich finde es hier sehr amüsant,“ meinte Robin ihrerseits gut gelaunt. „Diesen hier auch?,“ fragte Nami mit einer beiläufigen Handbewegung in Richtung Zorros, dessen einziger Kommentar darauf ein kurzes Schnauben und ein müdes Murren war. Den Schlaf den er während seines Wachdienstes nicht bekommen hatte, forderte er nun lautstark ein und fällte dabei im Schlafe ganze Täler von Wäldern. „Diesen ganz besonders. Wenn er nicht schon vergeben wäre, würde ich ihn mir vielleicht schnappen.“ Nami sah verwundert, aber auch ein wenig geschockt zu Robin. Sie hatte das Gefühl ihr Herz würde einen Moment aussetzen. Innerlich schien ein Teil von ihr zu zerbrechen, durch einen so einfachen Satz. „Er… er ist…,“ Nami schluckte schwer. Sie hatte das Gefühl, ein dicker Kloß würde ihr im Halse stecken und das Sprechen zu einem Ding der Unmöglichkeit machen. „…vergeben? Das wusste ich… ja gar nicht.“ „Hihi. Was hast du denn auf einmal, Fräulein Navigatorin? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen. Bist du etwa…“ „Nein, bin ich nicht!,“ schnitt Nami ihr das Wort harsch ab, „Ich… war bloß… verwundert. Genau! Ich war nur verwundert.“ „Natürlich,“ sagte Robin und begann zu kichern. „Wieso lachst du? Ich… ich war wirklich nur verwundert!,“ beschwerte sich Nami, doch gleichzeitig stieg ihr die Schamesröte ins Gesicht, was sie auch deutlich spürte. „Namilein! Robinchen! Ich habe etwas Leckeres für euch zubereitet! Als kleine Stärkung.“ Sanji trat neben den beiden Frauen heran und reichte ihnen jeweils einen Teller mit einem herzhaften Salatberg. Er bestand nur aus den frischesten und gesündesten Zutaten, die der Koch in der Speisekammer hatte entdecken können. Zutaten also, die von dem fleischverrückten Kapitän ihrer Bande verschont blieben. „Danke,“ sagte Robin und schenkte Sanji ein freundliches Lächeln, während Nami nicht einmal mitbekam, dass der dauerverliebte Koch ihr einen Teller reichte. „Namischätzchen, was ist los?,“ fragte der Smutje besorgt, doch schon tauchte Ruffy auf, schnappte sich den Teller mit Salat und verschlang die gesamte Portion mit nur einem Happen. Dies war ihm lediglich dank seiner unglaublichen Dehnbarkeit, die er mit seinen Teufelskräften erlangt hatte, möglich. „Wenn Nami nicht will, ich esse es gerne. Hast du noch mehr davon, Sanji?“ „VERDAMMT, DAS WAR FÜR NAMI!,“ brüllte der blonde Koch voller Zorn und Ruffy, der sich einbildete so etwas wie eine Flamme um Sanji zu sehen, rannte vor Schreck weg um sich in Sicherheit zu bringen. Jedoch zu spät, denn der Blondschopf war schneller und hatte ihn bereits da, wo er ihn wollte. Am Boden, um immerzu auf ihn eintreten zu können. Noch immer hatte der Strohhut seine Lektion nicht gelernt. Nami aber bekam von dem ganzen Zirkus kaum etwas mit. Verträumt sah sie zur Insel. Sie wollte genaues wissen. Hatte sie wirklich Gefühle für Zorro? Wenn er vergeben war, an wen? Hatte sie dann noch eine Chance? Es gab nur einen Weg dies herauszufinden. Kapitel 2: Eine mysteriöse Insel -------------------------------- Endlich war es soweit. Die Erkundung der Insel konnte beginnen. Ruffy wartete bewaffnet mit einem Gehstock, einer Piratenlunchbox und einem Rucksack zum Einsammeln interessanter Gegenstände darauf, dass die wichtigsten Dinge geklärt werden würden. Lysop war natürlich der Erste, der sich meldete um die Flying Lamb zu bewachen und sein Angebot wurde auch prompt angenommen. So blieb noch zu bestimmen, wer mit wem als kleine Gruppe losging. Vor allem da alle wussten, wie gerne sich Ruffy und Zorro verirrten. Dieser Hang zur Desorientierung war schon oftmals ein Grund für Probleme gewesen. Sanji wollte natürlich mit Nami und Robin los, doch erstere machte ihm da einen Strich durch die Rechnung. „Wir gehen am Besten in Zweierteams los. Das Los entscheidet, wer mit wem. Ich habe hier sechs Stäbchen in meiner Hand. Jedes davon hat ein farbiges Ende. Zweimal rot, zweimal blau und zweimal grün. Jeder zieht eines. Also? Wer will anfangen?!“ Mit etwas Geschick schaffte Nami es, dass niemand anderes als Zorro und sie ein grünes Stäbchen zogen. Sanji war trotzdem erleichtert, als Robin seine Partnerin wurde und auch Ruffy und Chopper waren mit der Verteilung zufrieden. Nur Zorro war etwas mürrisch, was seine Partnerin anging. „Wieso muss ich mit der Zicke zusammen über die Insel streifen?!“ „WIE HAST DU NAMILEIN GENANNT?,“ mischte sich Sanji sofort ein. „Sanji, Zorro, hört auf damit,“ kaum hatte sich Nami dazwischen geworfen, um die Streithähne von einander zu trennen, meinte sie auch schon zu dem Koch, „Sanji, ich komme schon mit Zorro zurecht.“ „Natürlich Namilein!,“ schwärmte Sanji tänzelnd und wandte sich dann schlagartig an den Schwertkämpfer, „Wehe, ihr passiert was, Schwertheini! Wenn sie auch nur ein gekrümmtes Härchen hat, dann setzt es was! Kapiert?!“ „Willst du mir drohen?“ „Und was wenn ja?“ Erneut musste Nami die Beiden ermahnen: „Zorro! Sanji! Hört mit den Spielereien auf!“ Ruffy und Chopper sahen sich skeptisch an, zuckten nur mit den Schultern und begannen, pfeifend mitten in den Kern der Insel vorzudringen. Auch Robin ging bereits los, immer den Strand entlang dicht gefolgt von Sanji, welcher sie jauchzend umtänzelte und anhimmelte. „Und wohin gehen wir nun?,“ wollte Zorro wissen, da ihm ja nichts anderes übrig blieb, als auf Nami aufzupassen. Wartend legte er seine Hand auf die Griffe seiner drei Schwerter und sah Nami fragend an. „Öhm… da lang,“ sagte Nami, während sie die Küste entlang zeigte und einfach los marschierte. Doch kurz darauf drehte sie ab in Richtung Inselinneres. „DU WEIßT SELBST NICHT, WO DU LANG WILLST!,“ schrie Zorro wütend, seufzte schwer und folgte ihr mit einem kleinen Abstand. Nami marschierte stolz voraus. Schob Zweige zur Seite, um einen bessere Blick für ihre Umgebung zu haben. Kämpfte sich durch dichte Büsche. Wollte nicht Hilfe annehmen müssen von ihrem Begleiter. Störend war nur ihr kurzer Rock, denn dadurch waren ihre zarten Beine dem stacheligen Unkraut schutzlos ausgeliefert. Vielleicht hätte sie sich eben doch nicht für den kurzen orangenen Faltenrock mit schwarzem Shirt und eleganter Weste dazu entscheiden sollen. Es war nun eindeutig eine unpraktische Wahl gewesen. Doch erhoffte sie sich einige Blicke von Zorro auf ihrem Körper. Zum wiederholten Male in letzter Zeit stieg ihr die Schamesröte ins Gesicht. Wie kam sie nur auf solche Gedanken? „Zorro?,“ rief sie den Namen ihres Begleiters und wartete auf eine Antwort. Doch zu ihrer Überraschung blieb diese aus. Verwundert drehte sie sich um und riss im selben Augenblick ihre Augen vor Schreck weit auf. Zorro war nicht mehr hinter ihr. Hatte er sich erneut irgendwo verlaufen? Aber wie schaffte er dies nur jedes Mal? Schließlich war sie doch stets vor ihm gewesen und er hatte ihr nur Folgen müssen. „Zorro?,“ rief sie erneut, doch merkte man ihr eindeutig an, dass sie eingeschüchtert war.. Im Geiste malte sich die Navigatorin bereits die verrücktesten Dinge aus. Sie verschleppt von Wilden. Sie einsam und alleine im dichten, finsteren Wald. Sie verletzt und einen Abhang hinab gestürzt. Sie Futter für einen riesigen Tiger. Sie… „Monster Strike!,“ ertönte über ihr eine bekannte Stimme, woraufhin sie sofort nach oben blickte. Sie bekam nur noch mit, wie eine gelb-grüne Schlange von Zorros Attacke getroffen wurde und schwer verletzt hinab in einen dichten Busch stürzte. Das abscheuliche Biest hatte offensichtlich vorgehabt, sich von einem Ast herunterbaumeln zu lassen, um Nami von oben zu überraschen und zu entführen oder schlimmeres mit ihr anzustellen. Geschockt sackte Nami mit Tränen in den Augen auf die Knie. Sie zitterte am ganzen Leib. Der Schock saß ihr tief in den Gliedern. Zorro hatte ihr so eben das Leben gerettet. Vermutlich war er – als er die Schlange gesehen hatte – auf einen Baum geklettert und von da aus auf die Schlange zugesprungen, um ihr den gar aus zu machen. Der Schwertkämpfer steckte unterdessen sein wichtigstes Schwert, das Wado-Ichi-Monji, wieder in dessen Scheide und drehte sich zu ihr um. „Pass das nächste Mal auf. Ich kann dich nicht immer retten. Irgendwann frisst dich so ein Ding, obwohl es sich bei dir sicher den Magen verderben würde!“ „Spinnst du?! Ich wäre beinahe gestorben und du lästerst über mich!“ Tränen rannen über Namis Gesicht, doch waren es keine Tränen der Furcht, sondern der Trauer. Schluchzend drückte sie ihre Handballen gegen ihre Augen und wischte sich immer wieder den Fluss an Tränen weg. Ihre Augen waren bereits rot. Zorro dagegen stand nur schweigend da. Wusste nicht, was er sagen sollte, nur dass er sich schuldig fühlte. Er hatte sie nicht kränken wollen. Aber genau das war geschehen. Hatte sie sich vielleicht getäuscht und Zorro empfand nichts weiter als Freundschaft für sie? Aber sie wollte doch mehr. Sie spürte, dass sie mehr wollte. „Mein Gott, heul nicht rum,“ beschwerte sich der stolze Schwertkämpfer. Dabei wusste er, dass er mit diesen Worten sie nur noch mehr verletzen würde. Aber was sollte er anderes sagen? Er wusste nicht, wie er sie trösten konnte. Leider… * * * * * Chopper und Ruffy staunten nicht schlecht. Was war das bloß für eine seltsame… Insel? Beide hockten sie auf einer Art Klippe am scheinbar anderen Ende der Insel und betrachteten die braune Fläche, die sich im Wasser unter ihnen abzeichnete. Sie schien faltig zu sein. Ein wenig wie alte braune, vom Wasser aufgedunsene Haut. Erneut warf Ruffy einen Stein mit aller Kraft ins Wasser und traf diesmal das braune Gebilde. „RUFFY! WAS MACHST DU DA?!,“ schrie der kleine Elch mit der blauen Nase entsetzt. „Was denn? Ich versuche nur herauszufinden, was das da unten ist!,“ verteidigte Ruffy sich. Er wirkte ein wenig gelangweilt, da sich das braune Etwas einfach nicht regte: „Ich hab's… ich geh da runter!“ „BIST DU VERRÜCKT? WAS IST, WENN DU INS WASSER FÄLLST?,“ kreischte Chopper erneut in Sorge um seinen Freund. Schließlich würde Chopper ihn eigentlich nicht retten können, hatten sie doch beide von Teufelsfrüchten gegessen und damit die Fähigkeit zu Schwimmen verloren. Doch dieser hatte bereits eine Liane um seine Hüfte gebunden und drückte das andere Ende Chopper in die Hand. „Hiermit wird mir schon nicht passieren,“ meinte Ruffy mit einem breiten Grinsen und sprang zu dem braunen Fleck runter. Der Elch war überrascht über den genialen Einfall, den der Käpt’n bewiesen hatte. Aber auch ein blindes Huhn findet ab und an einmal ein Korn. Sofort verwandelte sich der Menschenelch schnell, mit Hilfe seiner Kräfte, in seine menschliche Form und hielt die Liane so gut er konnte fest. Ruffy, der glücklicherweise direkt sein Ziel getroffen hatte, trampelte nun auf dem zu gleich weichen und faltigen, wie auch festen braunen Etwas herum. „Ruffy, was machst du da? Lass das,“ warnte Chopper von oben, doch wusste er, dass dies vergeudete Liebesmühe war. „Hey Chopper… weißt du was, ich glaube?“ „Was denn?“ „Das hier ist echte Haut…!“ „Was? Echte Haut?“ Plötzlich schoss Chopper ein verrückter Gedanke durch den Kopf. Eigentlich war es unmöglich, oder nicht? Aber hieß es nicht, dass auf der Grand Line alles möglich sei? Aber konnte das wirklich sein? War dies etwa gar keine Insel? Sondern… Was war das eben? Chopper glaubte, etwas gehört zu haben, doch als er angestrengt lauschte, konnte er nichts mehr hören. Hatte er es sich nur eingebildet? Ruffy machte jedoch wieder auf sich aufmerksam und als Chopper zu seinem Freund und Kapitän sah, musste er mit Entsetzen feststellen, dass dieser begann, an einer Falte der braunen Haut zu ziehen. Kurz darauf vernahmen beide einen seltsamen und tiefen Laut, der beinahe schon einem Stöhnen gleichkam. Nun war sich Chopper sicher. Aber bestätigt wurde seine Vermutung erst, als die vermeintliche Insel sich plötzlich zu bewegen begann. Die Strohhutbande war auf keiner Insel… sondern auf einer gigantischen… * * * * * „Robinchen!,“ schrie der liebesverrückte Koch der Archäologin hinterher, die in die Ferne des Meeres blickte und ein Stück weit vor ihm lief. „Was ist, Herr Koch?,“ fragte diese und dreht sich zu ihm um. „Schau mal, was ich gefunden habe!“ Stolz präsentierte der Smutje eine rote Riesenerdbeere, die zufällig die Form eines Herzens aufwies. Er hatte sie am Rande des dschungelartigen Waldes entdeckt und sofort gepflückt, um sie Robin präsentieren zu können. „Das ist ein Zeichen. Ein Zeichen der Liebe und der Götter. Wir gehören zusammen!“ „Hihi,“ lachte diese glücklich und nahm die Liebesbeere an, die Sanji ihr auf Knien dar reichte. Plötzlich aber begann der Boden zu beben. Ein kräftiger Ruck riss sie beinahe von den Füßen, doch Sanji war zur Stelle und fing sie sofort auf. Täuschte sie sich oder war es tatsächlich so, dass sich die Insel bewegte und nicht einfach nur bebte? Während der Smutje ihr half, sich wieder aufzurichten, freute er sich wie ein Seekönig darüber, dass sein Geschenk und ‚Zeichen der Liebe’ nicht zerquetscht worden war. „Was war das?,“ wollte der Smutje aus dem West Blue danach wissen, woraufhin Robin nur antwortete: „Ich weiß es nicht. Aber langsam bestätigen sich meine Vermutungen.“ „Welche?“ „Später. Wir sollten zuerst einmal die Anderen suchen.“ * * * * * „Du bist ein herzloser Grobian! Mich hätte diese Schlange beinahe verspeist und du machst auch noch Witze darüber!,“ beschwerte sich Nami immer noch leicht weinend. „Ich bin kein…,“ begann Zorro, doch weiter kam er nicht mehr, da der Boden unter den Beiden plötzlich zu beben begann. Erschrocken klammerte sich Nami fest an Zorros Bein, der auch so schon genug Schwierigkeiten hatte, auf diesen stehen zu bleiben. Mit Entsetzen musste Nami jedoch feststellen, wie das Erdreich unter ihr nachzugeben schien und auseinander zu brechen drohte. „Was…?!,“ entfleuchte es ihr, ehe mit einem Male der scheinbare feste und solide Boden unter ihr wegsackte. Sie wäre in die Tiefe gestürzt, hätte sie sich nicht zuvor an Zorros Bein geklammert. Dies war auch jetzt noch ihr einziger Punkt, an dem sie sich halten konnte, während ihre Beine über einer Art tiefen Schlucht baumelten. Zorro erkannte ihre Situation und griff schnell nach ihrem Unterarm. Die Navigatorin lies sofort von dem Bein des Schwertkämpfers ab und umschloss lieber den starken Arm ihres Begleiters. „Halt dich fest, Nami. Lass ja nicht los! Hörst du?“ „Das hatte ich auch nicht vor!,“ kreischte diese ängstlich und beging den Fehler, in die Tiefe zu blicken. Mit all seiner Kraft versuchte der junge Schwertkämpfer, seine Gefährtin hochzuziehen, doch merkte er schnell, dass auch unter ihm der Boden nachzugeben schien. Doch nicht nur er erkannte dies, sondern auch Nami war sich der Lage bewusst. „Zorro, du musst mich loslassen oder ich reiße dich mit mir in die Tiefe.“ „Nein! Niemals! Ich lasse dich nicht im Stich. Was wäre ich denn für ein Freund, wenn ich das täte? Außerdem würde mir dann unser Suppenversalzer die Hölle heiß machen,“ zischte Zorro zwischen den Zähnen hervor. Und obwohl Nami wusste, dass Zorro mit ‚Freund’ nur einen kameradschaftlichen Freund meinte, hatte sie das Gefühl, er könnte auch die andere Richtung damit meinen. Hoffnung keimte in ihrem Herzen auf und Tränen der Freude sammelten sich in ihren Augenwinkeln. Ihr Blick trübte sich dadurch, doch war es ihr nicht möglich, die Tränen wegzuwischen. „Ich will nicht, dass du wegen mir verletzt wirst.“ „Es wird schon nichts passieren,“ doch genau in dem Moment, in dem Zorro die Worte zu Ende gesprochen hatte, brach auch unter ihm das locker gewordene Erdreich weg und sowohl er, als auch Nami stürzten hinab. * * * * * Ein stechender Schmerz, der seine Wange durchzuckte, begleitet von einem lauten Klatschen, ließen Zorro aufschrecken. Die damit verbundene plötzliche Helligkeit, die in seine Augen flutete – welche sich bereits zu sehr an die Dunkelheit seiner Augenlider gewöhnt hatten –, brannte sich schmerzhaft in seinen Kopf und entlockte ihm ein leises Stöhnen. Sofort schloss er die Augen wieder und öffnete sie danach ein wenig vorsichtiger und zaghafter. „Endlich bist du wach,“ meinte eine junge Frauenstimme, welche Zorro sofort als die Namis erkannte. „Was? Wo… sind wir?“ „Weiß ich nicht… anscheinend in einer Art Schlucht oder so…,“ meinte Nami und rückte ein Stück von Zorro weg. „Hast du mir eben eine geklatscht?,“ fragte er plötzlich. „Ähm…,“ kam es von ihr zögerlich, während sie betroffen zu Boden sah. Dieser bemerkte dabei, dass die junge Navigatorin ihr rechtes Bein ganz steif hielt. Besorgt wandte er sich ihr zu: „Bist du verletzt?“ „Es geht… Mir tut nur mein Bein ein wenig weh.“ Mit einem geübten und zielsicheren Griff packte Zorro Namis rechten Knöchel, woraufhin sie scharf die Luft einzog. „Der ist vermutlich verstaucht. Damit kannst du nicht gehen.“ „Dann… geh alleine. Ich warte hier.“ „Nichts da! Wer weiß, ob hier nicht vielleicht irgendwelche wilden Kreaturen sind. Ich werde dich tragen!“ Namis Augen weiteten sich. Ihr war die Situation allmählich etwas peinlich. Doch Zorro bestand auf seine Entscheidung und half ihr bereits auf. Vorsichtig lehnte sie sich an eine der Wände an, welche die beiden Strohhütler zu beiden Seiten umgaben. Der Schwertkämpfer kniete sich unterdessen mit dem Rücken zur ihr gewandt hin, so dass sie sich vorsichtig aufsetzen konnte. „Jetzt komm schon,“ meldete er sich nach kurzer Zeit des Wartens, in der nichts passiert war von Seiten Namis, „Wir müssen schnell hier raus und die Anderen suchen.“ Da sie nicht erneut angemeckert werden wollte, klammerte sie sich vorsichtig an Zorros Hals und hoffte bloß nicht zu schwer für ihn zu sein. „Danke,“ flüsterte sie kaum merklich, doch der Schwertkämpfer hatte es sehr wohl mitbekommen, da ihr Mund so nah an seinem Ohr war. Mit einem kaum merklichen Lächeln ging er behutsam los, immer darauf bedacht, nicht zu sehr zu wackeln, da Nami sicher schon genug Probleme hatte, sich festzuhalten. „Die Wände dieser… Schlucht… sehen seltsam aus,“ meldete sich die Navigatorin nach einiger Zeit des Marschierens zu Wort, um die bedrückende Stille zu durchbrechen. „Ja. Das ist mir auch schon aufgefallen. Aber ich komm nicht drauf, was mich genau an ihnen stört.“ Während Zorro sprach, warf er einen kurzen Blick zu den besagten Wänden. „Sie sind zu glatt. Trag mich mal bitte näher heran,“ bat Nami. Doch als ihr in den Sinn kam, dass sie damit Zorro nur unnötige Lasten auflud, fügte sie schnell hinzu: „Wenn es dir nichts ausmacht.“ „Schon gut. Bei meinem Training arbeite ich mit wesentlich größeren Belastungen als dir… außerdem…“ „Außerdem?“ „Außerdem bist du gar nicht schwer,“ beendete Zorro den Satz anders, als er gedacht war. „Das fasse ich als Kompliment auf.“ „So war es gedacht,“ entgegnete der Schwertkämpfer möglichst cool, während er jedoch sein Herz kräftig in seiner Brust pochen spürte. Kuina, die Kuina aus seinem Traum, hatte anscheinend Recht behalten. Er empfand wirklich etwas für Nami. Aber was? Konnte es wirklich Liebe sein? Unaufhaltsam drückte sich Namis Brust gegen Zorros Rücken, während sie leise einatmete. Sie war bereits nach kurzer Zeit des Getragenwerdens vor Müdigkeit eingeschlafen. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter und aus den Augenwinkeln hatte er erkennen können, dass ein zufriedenes Lächeln ihre Lippen umspielte. Er ertappte sich selbst, wie auch er glücklich lächelte bei dem Anblick der schlafenden Schönheit auf seinem Rücken. Plötzlich vernahm er ein Geräusch vor sich. Es klang wie Schlürflaute von einem schweren Objekt, welches sich langsam vorwärts bewegte. Schnell sah er sich um, doch leider bot diese Umgebung keinerlei Möglichkeiten, sich zu verstecken und so entschied er sich kurzerhand, Nami auf dem Boden abzusetzen. So behutsam es ihm in seiner eiligen Handlung möglich war, versuchte er es in die Tat umzusetzen. Immer wieder achtete er dabei darauf, sie nicht aufzuwecken, oder gar ihren verletzten Knöchel zu berühren. Als er sie so friedlich ruhen sah, kam ihm in den Sinn, dass sie so schön war, wenn sie einfach nur schlief und sich nicht über unnötige Kleinigkeiten aufregte. Doch nun war nicht die Zeit für solche Gedanken. Er musste sie beschützen. Komme was wolle. Kapitel 3: Schlucht der Gefühle ------------------------------- Er achtete angespannt auf die Geräusche. Auf den vermeintlichen Gegner, der da kommen könnte. Zum Glück hatte er seine Schwerter dabei und zog leise zwei aus ihren schützenden Hüllen. Seine Muskeln zuckten leicht. Nervosität machte sich in ihm breit. Wieso? Er war doch sonst nie nervös vor einem vermeintlichen Kampf. Lag es an der Situation? Den Umständen? An Nami vielleicht? Endlich konnte er einen Schatten vor sich an der Wand erkennen. Die Form der Schlucht war äußerst ungünstig. Sie schien einen leichten Bogen zu machen, weshalb es schwer war zu sehen, was ihn erwartete. „Zorro,“ flüsterte auf Nami auf einmal im Schlaf und überrascht sah der Schwertkämpfer zu ihr. Ein folgenschwerer Fehler. * * * * * „WAAAAAH! WIR WERDEN SINKEN!,“ kreischte Lysop verzweifelt und rannte wild gestikulierend um den Mast der Flying Lamb herum. „Lysop!,“ ertönte plötzlich Choppers Stimme und sofort eilte der Schütze und Kanonier der Strohhutpiraten zur Reling, um nach dem Schiffsarzt Ausschau zu halten. „Chopper. Endlich kommt ihr zurück. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Was ist passiert?!“ „Die Insel ist eine gigantische Schildkröte und Ruffy hat sie geweckt.“ „WAAAS?! Wie kann man nur so blöd sein? Wo ist er überhaupt?“ „Na hinter…,“ begann Chopper und drehte sich um, als er das Schiff endlich erreicht hatte. Doch vom Kapitän ihrer Mannschaft fehlte jegliche Spur. „WO IST RUFFY HIN?!“ Verängstigt und besorgt rannte Chopper im Kreis herum und hielt dabei seine Hände an den Kopf. Ohne Vorwarnung ging erneut ein Ruck durch die scheinbare Insel und diesmal war deutlich zu erkennen, dass sie sich bewegte. Der angebliche Strand entfernte sich vom Schiff und als der kleine Elch dies bemerkte, schrie er erneut nach seinen Freund. Dieser warf ihm ein Seil zu, an dem der kleine Elch das Schiff erklimmen konnte. Inzwischen holte Lysop den Anker wieder ein, da durch die Bewegung der Schildkröte Strömungen entstanden, die den sowieso schon schwer beschädigten Kahn der kleinen Piratenmannschaft ansonsten in die Tiefen des Meeres gerissen hätten. „Lysop, was machst du da? Die Anderen sind noch auf der Insel!“ „Wir müssen erst einmal weg, Chopper. Ansonsten sinken wir und damit helfen wir ihnen auch nicht,“ konterte der Schütze und setzte mit der Hilfe des kleinen Arztes die Segel. Gerade als Lämmchen – so der Kosename den die Mannschaft ihrem Schiff gab – sich in Bewegung setzte, hörten sie einen lauten Schrei und wie aus dem Nichts sprang plötzlich eine drahtige Gestalt an Bord des Schiffes. Es war Sanji, der Robin auf den Armen trug. Dank seinen kräftigen Beinen war ihm der rettende Sprung von der Insel geglückt. Die Archäologin bedankte sich kurz bei ihm, woraufhin dieser fröhlich jauchzte: „Gern geschehen, Robin Liebling.“ „Wo sind die Anderen?,“ fragte diese danach, als sie nur Lysop und Chopper an Deck erblicken konnte. „Ruffy ist uns verloren gegangen und Nami ist samt Zorro noch nicht wieder aufgetaucht.“ „Grrr, dieser verdammte Spinatschädel! Ich wusste doch, ich hätte ihn nicht alleine mit Nami ziehen lassen dürfen.“ Sanji blickte wütend zur Insel. Er würde Zorro niemals verzeihen, wenn mit Nami etwas geschehen sollte. Doch insgeheim, wusste er, dass Zorro dies niemals zulassen würde. Er hatte seine Blicke gesehen. Und er war nicht blind oder blöd. Anders als vielleicht Ruffy, Chopper oder Lysop, wusste er sehr wohl sie zu deuten. Der Glanz in ihnen. „Wir müssen sie suchen gehen,“ entschied der Blondschopf schließlich. „Und wer ist wir?!,“ fragte Lysop, der bereits eine böse Ahnung hatte. „Na, du und ich, Langnase.“ „Wieso ich? Wieso nicht Chopper?“ „Denk doch Mal nach! Das ist eine gigantische Schildkröte. Wenn die untertaucht, säuft uns unser Arzt ab!,“ meckerte Sanji und zündete sich eine Zigarette an. „Ich werde euch helfen. Schließlich kann ich die Insel nach ihnen absuchen,“ meinte Robin, schloss die Augen und kreuzte die Arme vor ihrer Brust. „Lysop, du gehst links rum und ich rechts herum.“ „Wieso müssen wir uns auch noch trennen?!“ „Weil wir sie dann schneller finden, du Angsthase,“ keifte Sanji schließlich und beendete die Diskussion indem er dem Schützen einen kräftigen Tritt in den Allerwertesten verpasste und ihn so an Land beförderte. Anschließend stieg er selbst auf die Reling und sprang von dort auf den sich entfernenden Strand der Schildkröteninsel. * * * * * Fragend sah sich Ruffy um. Vor einem Augenblick war er noch hinter Chopper gewesen und nun… Irgendwo mitten im Nirgendwo. „Hmmm… ich sollte zum Schiff gehen. Ich glaub das liegt im Norden. Aber wo ist Norden?! Ah, natürlich! Immer dort wo die Nase hinzeigt!“ Triumphierend und grinsend marschierte der Strohhut los und kämpfte sich durch das Dickicht des kleinen Inseldschungels. * * * * * Die erneute Erschütterung hatte Zorro zu Fall gebracht und zu allem Überfluss zeigte sich auch nun das Wesen, welches die Geräusche verursacht hatte. Er hatte die scheinbaren Schlürflaute fehl interpretiert wie er nun mit Entsetzen feststellen musste. Vor ihm befand sich eine schwarze Riesenspinne, welche die halbe Schlucht ausfüllte und immer wieder zischende Laute von sich gab, von denen er gedacht hatte, dass es andere waren. Schnell versuchte er sich wieder aufzurichten. Unterdessen tastete sich die Monsterspinne weiter nach vorne und er konnte sehen, wie gelblicher Geifer zu Boden tropfte. Mit einem ihrer beharrten Beine kam sie bedrohlich Nahe an Nami. Der Schwertkämpfer musste sich schnellstens entscheiden, ob er kämpfen wollte, oder lieber fliehen sollte. Doch würde eine Flucht überhaupt gelingen? In Anbetracht der Distanz zwischen ihm und Nami und Nami und der Spinne, bezweifelte er dies jedoch. Ihm blieb also nichts anderes übrig als zu Kämpfen. Die Navigatorin schlief noch immer und vielleicht war es auch besser so. * * * * * Verwirrt sah sich Nami um. Waren sie und Zorro nicht eben noch in einer Schlucht gewesen? Oder war das nur ein Traum gewesen? Fragend sah sie über das Deck des Schiffes. Ruffy, Lysop und Chopper blödelten gerade wieder herum, während Robin seelenruhig ein Buch las. Ab und an neckte sie die Drei mit Hilfe ihrer Teufelskraft und brachte sie so aber auch zum Lachen. Von Sanji fehlte jede Spur, doch als sie die Laute geschäftigen Treibens aus der Kombüse vernahm, war ihr klar, dass der Smutje sich dort aufhielt. Nur von Zorro fehlte jede Spur. Wo hielt sich der Dauerschläfer nun schon wieder auf? „Ruffy,“ rief die Navigatorin und als sie die Aufmerksamkeit ihres Kapitäns hatte, fragte sie: „Wo ist Zorro schon wieder abgeblieben?“ „Wer?,“ kam es von Ruffy, der sie verdutzt ansah. „Na unser Schwertkämpfer, stell dich doch nicht so dumm an!“ „Wir haben keinen Schwertkämpfer. Wäre aber ne ganz gute Idee, direkt nach dem Musiker!“ „OI! WIESO STELLST DU DEN MUSIKER ÜBER DEN SCHWERTKÄMPFER?!,“ protestierte Lysop prompt. „Na weil Piraten singen und tanzen müssen.“ „Hmm… von der Seite aus gesehen…“ „Kein Schwertkämpfer?,“ flüsterte Nami und ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Das durfte nicht sein. Zorro musste hier irgendwo auf dem Schiff sein. Von Panik ergriffen, begann sie, das gesamte Schiff zu durchsuchen. Dabei beobachteten ihre Freunde sie besorgt, ließen sie aber gewähren. Raum für Raum kämpfte sie sich durch und je länger sie suchte, umso mehr spürte sie einen quälenden Schmerz im Herzen. Die Tränen schossen ihr in die Augen, wodurch die Welt für sie immer wieder verschwamm. Und obwohl sie sich diese kleinen Perlen, geboren aus Trauer und Sehnsucht, immer wieder wegwischte, wollten sie nicht versiegen. Als sie beinahe jeden Fleck durchsucht hatte, hatte sich bereits ein leises Wimmern zu ihren Tränen hinzugesellt und als sie die Kombüse, den vorletzten Punkt ihrer Suche, betrat, sah Sanji verwundert zu ihr. „Nami? Wieso weinst du? HABEN RUFFY UND LYSOP WIEDER IRGENDWAS ANGESTELLT?!“ „Wo ist… Zorro?“ „Zorro? Wer soll das sein? Doch nicht etwa dein Freund,“ jammerte der Smutje und sah sie aus großen Hundeaugen an. Nicht einmal Sanji, Zorros größter Rivale und neben Ruffy bester Freund, erinnerte sich mehr an den grünhaarigen Schwertkämpfer. Hastig wandte sie sich ab und begann damit zum Krähennest hinaufzusteigen. Ihre Freunde sahen vom Schiffsdeck zu ihr hinauf. Schweigend. Ruhig. Nur noch ein kleines Stück, dann würde sie endlich den Ausguck der Flying Lamb erreichen. Der letzte Punkt, wo er noch sein könnte. Doch was war das? Dieses Geräusch. Es klang wie… Und dann geschah es. Ohne Vorwarnung. Urplötzlich rissen sich die Seile vom Krähennest los und Nami fiel in die Tiefe. Fiel hinab. So kurz vom Ziel. Sie hatte doch nur Zorro sehen wollen. Diesen dummen Schwertkämpfer. * * * * * Vorsichtig öffnete Nami die Augen. Ihre Glieder schmerzten und der Boden drückte ihr hart ins Kreuz. Wo war sie? War sie nicht eben noch vom Krähennest ihres Schiffes gestürzt? Nein, das musste ein Traum gewesen sein. Ein Albtraum. In Wahrheit war sie mit Zorro in eine Art Schlucht gestürzt und hatte sich dabei am rechten Knöchel verletzt. Hatte Zorro sie danach nicht auf seinen Rücken genommen, um sie zu tragen? Langsam setzte ihre Erinnerung wieder ein. Stück für Stück. Das helle Licht des Tages blendete sie noch zu stark, weshalb sie ihre Augen wieder schloss. Zu lange hatte sie scheinbar geschlafen. Erneut öffnete sie die Augen, doch diesmal nur einen kleinen Spalt breit, um nach dem Schwertkämpfer Ausschau zu halten. Und tatsächlich konnte sie eine schemenhafte Gestalt etwas über ihr erblicken. Die Person stand auf einer Art großem Stein. Als sich ihre Augen endlich an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, erkannte sie auch Einzelheiten. Unter Anderem die Person. Es war Zorro. Er hatte ihr den Rücken zugewandt und befand sich nicht wie sie zuerst vermutet hatte auf einem Stein oder Felsen, sondern auf dem Leichnam eines monströsen Untieres. Beinahe hätte sie vor Schreck lauthals losgeschrien, doch schaffte sie es in letzter Sekunde, ihre Hände auf den Mund zu schlagen und so den Schrei zu unterdrücken. Einen kurzen Moment sah sie sich das Monstrum genauer an. Es war eine Spinne, doch wies sie auf ihrem gesamten Körper mehrere Schnittwunden auf und unter ihrem Leib hatte sich ein kleiner See dunklen Blutes gesammelt. Anschließend ruhte Namis Blick wieder auf Zorro. Seine dunkelblaue Jacke, die ihm bis knapp unter die Hüfte reichte, und seine mindestens so dunkle, aber grüne Hose waren verdreckt und an manchen Stellen auch aufgerissen. Er musste hart mit dem Monstrum gekämpft haben. Eher zufällig sah sie an sich herab. Ihr weißes Shirt, mit den gelben Rändern am Kragen und den am Halsrücken zusammengeknoteten Trägern, und die violette Hot Pants waren vollkommen unbeschädigt. Nicht die kleinste Schramme oder der gröbste Dreck war zu sehen. Hatte Zorro daher soviel abbekommen? Hatte er versucht, sie vollkommen unbeschadet seinen Kampf überstehen zu lassen? Oder hatte er vielmehr sich Sorgen um sie gemacht, dass sie aufwachen könnte? Der stolze Krieger drehte sich ganz leicht zur Seite und erblickte die inzwischen wache Nami. Seine beiden Schwerter in seinen Händen zeigten zu Boden und langsam tropfte dunkelrotes Blut von ihnen hinab. Auch die Klinge, die er mit seinen Zähnen festhielt, war mit dem Blut der Riesenspinne getränkt. Zögernd schob er seine Schwerter wieder in die für sie bestimmten Hüllen und meinte dann ruhig: „Ich hoffe ich habe dich nicht geweckt.“ „Nein,“ meinte sie nach einer kurzen Zeit der Stille und fuhr dann schnell fort: „Danke. Du hast mich wieder beschützt.“ „Unser Schnitzelklopfer würde mich umbringen, wenn dir etwas geschähe.“ Ein Stich in ihrem Herzen. Das waren nicht die Worte, die sie zu hören erhofft hatte. Wieso war er so kühl? So abweisend? Sie hatte nicht bemerkt, wie er von dem Untier hinab gestiegen war, bis er plötzlich vor ihr wieder in die Knie ging und ihr seine Hilfe anbot. „Der Weg hier lang,“ dabei sah er zu dem Monstrum, „ist leider erst einmal versperrt. Wir müssen einen anderen Weg hier hinaus finden.“ Erneut ließ sie sich von ihm tragen. Erneut genoss sie die Wärme, die sein Körper ausstrahlte. Erneut genoss sie ihre Zweisamkeit. Sie war sich inzwischen ihrer Gefühle bewusst. Doch was war mit ihm? Sie wusste nicht, wie lange sie gelaufen war, bis sie sich endlich ein Herz gefasst hatte. „Hasst du mich, Zorro?“ „Nein…,“ antwortete dieser leise. „Liebst du mich dann?“ „Das ist eine unfaire Frage! Wie kommst du überhaupt darauf?“ Irrte sie sich, oder ging sein Atem schwer. War es vielleicht zu anstrengend für ihn, sie zu tragen? „Ich liebe dich, Zorro…,“ nuschelte sie plötzlich und kurz darauf machte sich Erleichterung in ihr breit. Endlich hatte sie die Worte gesagt, die ihr schon so lange auf der Zunge lagen. Doch bekam der Schwertkämpfer es nicht mit. Ohne Vorwarnung brach er unter ihr zusammen. Kapitel 4: Am Abgrund --------------------- „ZORRO!,“ schrie Nami aufgeregt und rutschte von seinem Rücken herunter. Ihr verletztes Bein war ihr dabei egal. Sie machte sich Sorgen um ihren Gefährten. Als sie seine Stirn berührte, zog sie sie gleich darauf erschrocken zurück. Er glühte förmlich, aber wieso? Es musste doch einen Grund haben. Vorsichtig versuchte sie ihn auf den Rücken zu drehen und nach mehreren Anläufen gelang ihr dies auch endlich. Doch was sie da erblickte war grauenhaft. Zorro wies auf der linken Seite, knapp über der Hüfte, eine schlimme Wunde auf. Die Ränder eben dieser hatten sich bereits grünlich verfärbt. Dies war eindeutig der Grund für den schlimmen Zustand des Schwertkämpfers. Die Spinne musste ihn im Kampf erwischt haben. Womöglich hatte sie sogar ein tödliches Gift ihm injiziert. „Zorro! Du darfst nicht sterben! Bleib bei mir! Bitte!“ * * * * * „Die Welt ist ein ungerechter Ort, nicht wahr Zorro?“ „Kuina. Ich dachte, wir würden uns nicht wieder sehen,“ meinte der Schwertkämpfer. Er und seine Kindheitsfreundin saßen auf einer Klippe. Unter ihnen tobte das Meer und brach sich an der steilen Felswand. „Nun ja, ich konnte nicht wissen, dass so etwas passiert.“ „Du bist auch nur ein Produkt meines Unterbewusstseins, oder?“ Kuina nickte. Sie war ebenfalls nicht die richtige Kuina. Diese war vor vielen Jahren gestorben. Sie war nur… ‚richtiger’. „Aber ich bin genauso, wie du sie in Erinnerung hast. So wie sie war.“ Schweigend nickte er und sah auf das Meer hinaus. Die untergehende Sonne färbte das Wasser blutrot. „Ich wünschte, sie könnte es sehen.“ Dabei deutete er mit einem Kopfnicken auf das bezaubernde Szenario vor sich. „Leider kann ich sie jetzt nicht mehr beschützen.“ „Gib dich nicht auf. Du hast doch sonst immer einen eisernen Überlebenswillen bewiesen.“ „Da habe ich auch noch alleine für mein Versprechen gelebt. Nun habe ich mein Leben gegeben. Für eine Frau.“ * * * * * Irritiert rannte Ruffy herum. Langsam müsste er doch endlich ihr Schiff gefunden haben, so schwer konnte das doch nun wirklich nicht sein. Keuchend hielt er an, um ein wenig Luft zu schnappen. Die letzten Minuten war er am Stück durchgerannt und dementsprechend nun erschöpft. Schweiß rann über seine Stirn, woraufhin ihn auch ein Schwarm Moskitos als leichtes Opfer empfanden. „CHOPPER! LYSOP! IRGENDJEMAND! HÖRT IHR MICH?,“ begann Ruffy zu schreien. Vielleicht hörten sie ihn ja und würden ihm entgegen kommen. „Ruffy?,“ hörte er auf einmal die Stimme seiner Navigatorin. Ohne lange zu zögern, bewegte er sich in die Richtung, aus der er glaubte, die Stimme zu hören. „Nami, wo bist du?“ „Lauf meiner Stimme entgegen.“ Gerade kämpfte er sich durch einen dicken und widerspenstigen Busch hindurch, als er sich plötzlich vor einem Abgrund befand, an dessen Grund er Nami sah, die über Zorro gebeugt war. „Was ist passiert?“ „Zorro ist schwer verletzt. Er stirbt, wenn wir ihn nicht schnellstens zu Chopper bringen,“ wimmerte Nami und blickte flehend zu ihrem Kapitän empor. Dieser sprang kurzerhand nach unten. Als er den Boden dieser seltsamen Schlucht erreicht hatte, erblickte er die furchtbar aussehende Wunde des Schwertkämpfers. Im ersten Moment wollte Ruffy erfragen, wie es dazu gekommen war, doch als er in Namis besorgtes Gesicht blickte, wusste er, dass dies warten musste. Er klemmte sich den angeschlagenen Schwertkämpfer unter den Arm und schleuderte seinen Arm nach oben zum Rand des Abhanges, um sich selbst nach oben zu ziehen. Danach schleuderte er seinen Arm zur Navigatorin, schließlich wollte er sie nicht alleine in ihrer misslichen Lage belassen. Als alle drei oben waren, befahl der Junge mit dem Strohhut seiner Navigatorin, sich an seinem Hals zu klammern, während er selber Zorro auf beiden Armen trug. Und trotz des Gewichtes der Beiden, rannte Ruffy mit einem Affenzahn los. Schließlich galt es hier, einen Kampf mit der Zeit zu gewinnen. * * * * * So schnell er konnte rannte Sanji über die Insel. Noch immer hatte er keine Spur von Ruffy, Zorro oder Nami entdecken können. Plötzlich tippte ein Finger ihm auf die Schulter und überrascht sah er nach hinten. Ein Arm wuchs aus seinem Rücken und wies in die andere Richtung. Hatte Robin einen von ihnen gefunden? Sofort drehte er sich um und rannte zurück, von wo er gekommen war. Von Robins Hand geleitet, merkte er schnell, dass sie ihn zurück zum Schiff führte. Waren die drei bereits zurück? Aber wie sollte Ruffy alleine den Weg gefunden haben? Das Zorro ihn findet dank Nami war schon realistischer. Oder hatte Chopper sie gefunden und zurück gebracht? Sicherlich würde sich gleich alles klären, hoffte der Smutje. Ein weiteres Erdbeben erschütterte die Schildkröteninsel und diesmal war deutlich auszumachen, dass das gigantische Tier sich zum Tauchen bereit machte. Sanji, der durch die Erschütterung zu Boden gegangen war, richtete sich auf und versuchte noch einmal, alles aus sich rauszuholen. „Verdammt… das wird nicht gut ausgehen!“ * * * * * „Hoffentlich schaffen sie es,“ meinte Chopper besorgt und stand auf dem Gerüst des Schiffes, um von dort aus nach Lysop und Sanji Ausschau zu halten. Aber auch nach Ruffy, den Robin entdeckt hatte und nun ebenfalls zum Schiff zurückführte. „Keine Sorge, Herr Schiffsarzt.“ Sofort tänzelte Chopper herum und säuselte überglücklich: „Das macht mich kein bisschen glücklich, dumme Kuh!“ Unter anderen Umständen hätte die Archäologin jetzt über das bizarre Auftreten des kleinen Arztes gelacht, doch im Moment musste sie sich auf ihre Freunde konzentrieren. Lysop war der Erste, der den seltsamen Dschungelwald verließ, begleitet von einer großen roten Raubkatze. „WUUUUUAH! LYSOP!,“ schrie Chopper sofort verzweifelt. „Hilfeeeee,“ schrie auch Lysop, der mit wedelnden Armen auf die Flying Lamb zusteuerte. So hatte er sich seinen Tod nicht unbedingt vorgestellt. „Côtelette,“ kam es von Sanji, der mit seinem rechten Bein voraus aus dem Dickicht heraus sprang, direkt auf die Großkatze zu und ihr dabei einen kräftigen Tritt verpasste. Die Rotkatze wurde bis ins Wasser geschleudert – was ihr überhaupt nicht gefiel. Fauchend kämpfte sie sich wieder an Land und floh in den Dschungel hinein. Noch wusste sie nicht, dass sie bald wieder im Wasser landen würde. „SANJI! LYSOP!,“ ertönte die Stimme ihres Kapitäns, der mit Nami und Zorro im Schlepptau angestürmt kam und direkt auf seine beiden Freunde zusteuerte. „Endlich sind wir wieder vereint,“ meinte Lysop froh. Doch blieb ihnen keine Zeit mehr. Die vierte – oder war es bereits die fünfte? – Erschütterung zeigte deutlich an, dass die gigantische Schildkröte sich für einen Tauchgang bereit machte. Sanji nahm Nami in die Arme, die sich kaum noch an Ruffy festhalten konnte, und sprang mit ihr und einem kräftigen Satz an Deck des Schiffes. Der Kapitän der Bande selbst warf sich Zorro vorsichtig über die Schulter und streckte seinen freien Arm aus. Er ergriff die Reling und beim zusammenziehen seines Gummiarms, wurde er so an Deck geschleudert. Lysop selbst schaffte es ganz knapp noch, sich an Ruffys Bein festzuhalten, wurde anschließend aber gegen den Hauptmast geschleudert. Sein Flug wurde von diesem selbstverständlich schmerzhaft gestoppt und der Kanonier der Bande krachte mit dem Kopf voraus auf die Planken des Schiffdecks drauf. Ruffy war dagegen geschickt auf seinen Beinen gelandet und legte behutsam Zorro ab. „WAAAAH!,“ entfuhr es Chopper, als er Zorros schlimme Wunde sah, „WIR BRAUCHEN EINEN ARZT! Oh… Moment mal… das bin ja ich!“ Während sich Chopper also um den verletzten Schwertkämpfer kümmerte, wies Nami den Rest der Bande sofort an, den Kurs zu wechseln. Sollte die Schildkröte wirklich abtauchen, würden Strömungen entstehen, die sie mit in die Tiefen hinabreißen würden. Ohne zu zögern setzten die Männer der Mannschaft ihre Befehle um. Sie wusste schließlich, was sie tat. * Drei Tage später – Mitten auf dem Meer * „Wie geht es Zorro?,“ fragte Nami besorgt, als Chopper an Deck kam. „Er schläft. Das Schlimmste hat er überstanden. Ich mache mir nur noch Sorgen um das Fieber.“ Betrübt blickte der kleine Elch zu Boden. „Zorro packt das schon. Er ist ein Kämpfer. Zum Glück hattest du das passende Gegengift,“ meinte Ruffy breit grinsend, bekam jedoch sofort einen Tritt von Sanji verpasst, der eindeutig sah, dass die Worte des Kapitäns der jungen Navigatorin keinen Trost spendeten. „Darf ich zu ihm?,“ fragte diese schließlich kleinlaut. „Ja.“ Nachdem Chopper sein Einverständnis gegeben hatte, war sie sofort zu dem Schwertkämpfer geeilt. Sie wollte ihn nicht alleine lassen. Auch Lysop blickte besorgt zu seinen Freunden, als er vorsichtig zu sprechen begann: „Seit drei Tagen geht das schon so. Seit wir zum Glück dieser Schildkröteninsel entkommen konnten.“ „Ist Nami auch krank?,“ fragte Chopper ängstlich. „Das ist keine Krankheit, Herr Schiffsarzt. Sie ist nur traurig und besorgt.“ „Ich hoffe, dieser Marimo versaut es nicht.“ Ein wenig verärgert verabschiedete der Koch sich in sein kleines Reich und ließ seine Freunde mit ihren Gedanken zurück. Und diese versuchten wieder ein wenig Normalität in ihren Tag und in ihre Köpfe zu bekommen. Robin versuchte ein Buch zu lesen, konnte sich jedoch nicht so gut auf den Inhalt konzentrieren. Auch Lysop beschäftigte sich mit seinen Munitionen, doch passierte ihm ein Malheur, woraufhin das Präparat hoch ging und sein Gesicht mit Ruß bedeckte. Darüber mussten Chopper und Ruffy jedoch so sehr lachen, dass der Schütze die beiden wütend übers gesamte Deck jagte. * Nach einigen weiteren Tagen – Mitten auf dem Meer * Benommen öffnete Zorro seine Augen. Sein Blick war noch trüb, lichtete sich aber allmählich wieder. Er erkannte eine hölzerne Decke über sich und eine warme Decke um seinen Leib. Wo war er? Er erinnerte sich an kaum noch etwas. War er nicht mit Nami in einer Schlucht gewesen? Langsam aber sicher kamen seine Erinnerungen zurück. Der Kampf mit der Spinne. Ihr Biss, als er versucht hatte, zu verhindern, dass sie auf Nami trampelte. Wie er zusammengebrochen war, während sie mit ihm gesprochen hatte. Was hatte sie noch einmal gesagt? Er wusste es nicht. Hatte es nicht richtig mitbekommen. Jedoch spürte er tief in seinem Innersten, dass es sehr wichtig gewesen sein musste. Vorsichtig richtete er sich auf. Da erblickte er sie. Nami. Sie saß an seinem Bett und hatte ihren Kopf auf die Bettkante gelegt. Ihr Atem ging ruhig und ihre Haare hingen ihr im Gesicht. Sie schlief. „Wie ein Engel,“ dachte er mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen. Die Tür zum Zimmer öffnete sich und Chopper trat herein. Noch bevor er etwas sagen konnte, machte Zorro ihn mit einer Geste verständlich, leise zu sein. „Wie lange war ich weg?“ „Eine Woche.“ „War sie die ganze Zeit hier?“ „Beinahe. Anfangs konnte ich sie nicht zu dir lassen, wegen der Vergiftung.“ Der Schwertkämpfer spürte einen stechenden Schmerz in seiner Magengegend und als er die Decke etwas zurück schlug, sah er den schneeweißen Verband, der sich um seinen Bauch schlängelte. „Aber nachdem du die überstanden hast, durfte sie zu dir. Du hattest noch Fieber und sie hat sich dann um dich gekümmert. Dir kalte Umschläge auf die Stirn gelegt oder dir auch vorsichtig etwas zu trinken gegeben,“ erklärte der Arzt weiter. Zorro dagegen stand vorsichtig auf. Er wollte sie nicht wecken. Sie brauchte den Schlaf sicherlich. Außerdem würde er sich noch früh genug bei ihr bedanken können. Er blickte zu seiner dunkelblauen Jacke, die er an jenem Tag getragen hatte und seiner dunkelgrünen Hose, die beide über einen Stuhl neben dem Bett gelegt worden waren. Jemand hatte sie gewaschen und geflickt. Schnell streifte er sich beides über und verließ in Begleitung seines tierischen Freundes den Raum. So leise er konnte, schloss er die Tür, blickte aber vorher ein letztes Mal zu Nami. Kaum war die Tür geschlossen worden, öffnete diese ihre Augen. Schweigend saß sie da und eine Träne bahnte sich ihren Weg über ihr Gesicht und tropfte letztendlich auf den Bettbezug. „Zorro, du Idiot.“ Epilog: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte… --------------------------------------------- „Also war das eine gigantische Meeresschildkröte gewesen?,“ fragte Zorro zusammenfassend, nachdem seine Freunde ihm alles berichtet hatten, was vor einiger Zeit geschehen war. „Ja,“ meinte Ruffy und fügte hinzu: „Ich hätte sie gerne behalten. Als Haustier.“ Sofort war Lysop zur Stelle und zog seinem Freund mit dem Handrücken eines über den Kopf: „DU SPINNST DOCH! WIE WILLST DU DIE FÜTTERN?!“ „IST DAS DEINE GERINGSTE SORGE?!,“ warf nun auch Sanji wütend ein und trat mit seiner Hacke auf die beiden Knallköpfe ein. „Dann war diese ‚Schlucht’ nichts weiter als die Rillen zwischen den Panzerplatten.“ „Vermutlich,“ meinte Robin und sah kurz von ihrem Buch auf. Plötzlich wurde lautstark eine Tür aufgestoßen und Nami betrat das Deck. Wütend blickte sie zu Zorro und schrie: „Du musst gefälligst im Bett bleiben!“ „Chopper hatte keine Einwände.“ „Mir doch egal! Ab mit dir ins Bett!“ „Schrei nicht rum, du blöde Zicke! Ich habe lange genug rum gelegen.“ Gerade als Nami zu ihm stürmen wollte, um ihn wieder ins Bett zu zerren, floh der Schwertkämpfer schnell in Richtung Krähennest. Er wusste, dass die Navigatorin sich nicht die Mühe machen würde, ihn dorthin zu folgen. Entnervt stieß sie einen Seufzer aus und verbarrikadierte sich schlussendlich im Zimmer der Mädchen. Dort schüttelte sie nur betrübt den Kopf und ging zu ihrem Zeichentisch. Sie brauchte etwas zum Entspannen. Zielsicher öffnete sie eine der Schubladen und zog ein Bündel Blätter heraus. Sie suchte ein ganz bestimmtes Bild, was sie vor nicht allzu langer Zeit gezeichnet hatte. Doch zu ihrer Verwunderung war es nicht mehr da. Erschrocken zog sie auch die anderen Schubladen auf und durchsuchte zudem ihren Schrank und ihre Kommoden. Doch konnte sie das Bild nirgends finden. Es konnte doch nicht so einfach verschwunden sein, oder? * * * * * Endlich hatte Zorro seine Ruhe. Zu viel ging ihm im Moment durch den Kopf und so brauchte er etwas Zeit seine Gedanken zu ordnen. Er wusste nicht mit der Situation umzugehen. Nachdem er es sich gemütlich gemacht hatte, griff er in seine Hosentasche und zog ein gefaltetes Blatt Papier hervor. Er hatte es aus dem Zimmer der Mädchen stibitzt, nachdem er aufgewacht war und bevor Nami wach werden würde. Wer weiß, wann sich sonst wieder eine solche Chance bieten würde. Geistesabwesend blickte er auf die Schnörkel, die wie die irgendeine Krakelei eines kleinen Kindes wirkten und erst bei genauem betrachten ein künstlerisches Meisterwerk ergaben. Es handelte sich um die Umrisse eines Kopfes. Umrisse eines Gesichtes. Sein Gesicht… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)