Eternity von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 11: Neue Erkenntnisse ----------------------------- Lucius lächelte, als er erwachte. Es war gerade sechs, wie immer und er brauchte nun mal seine Zeit im Bad, er war bekennend eitel und sein gepflegtes Aussehen hatte ihm schon mehr als einmal einen Weg geebnet. Doch obwohl es Zeit wurde, wollte er noch nicht aufstehen. Denn eng an ihn gekuschelt lag Harry. Er hatte diese Nacht, wohl dank der kleinen ekligen Hexe, nicht sonderlich gut geschlafen, erst, als die beiden ihn enger an sich gedrückt hatten, war er ruhiger geworden. Sanft strich er über das nun entspannte Gesicht. Dabei war Harry doch nur ein ganz normaler Teenager. Er wollte nichts weiter, als ein normales Leben und das hatte man ihm bis zu diesem Zeitpunkt vorenthalten. „Du bist also wach...“ Lucius sah auf und lächelte. Severus war also auch schon wach, nur im Gegensatz zu ihm nicht, weil er sich Mühe mit seinem Äußeren gab, sondern weil er wohl schon arbeitete. „Gerade aufgewacht“, gab er zurück. „Und ganz ehrlich – zu faul, aufzustehen.“ „Das hat nichts mit der Wärmflasche über deiner Brust zu tun?“ Lucius lachte leise. „Du kennst mich einfach zu gut“, gab er leise zurück und pellte Harry vorsichtig von sich herunter, legte ihn hin und gab ihm seine Schlange in den Arm, bevor er das Bett verließ. „Diese kleine Furie wird ihm das Leben zur Hölle machen.“ „Warum haben wir es denn nicht gestern schon bekannt gegeben?“ „Weil sie uns dazwischen gekommen ist...“ Severus seufzte: „Wir sollten es schnell nachholen“, meinte er dann und blickte auf Harry. „Wie lange meinst du, hast du deinen Veela noch unter Kontrolle?“, fragte er dann leise. Er wusste nur, dass in ihm der Blutdurst zu erwachen begann. Noch kam er nur selten an die Oberfläche und er konnte ihn leicht unterdrücken und stattdessen bei Lucius trinken, aber das würde nicht ewig anhalten. Gerade, weil Harry begann, sich ihnen vollkommen zu öffnen. Lucius blickte auf. Er war gerade dabei gewesen, seine Roben für den Tag herauszusuchen. Kurz musterte er den Vampir, dann glitt sein Blick zum Bett, wo Harry ruhig lag und schlief. „Ich beginne zu spüren, was der Veela unbedingt will“, gab er zu. „Der Zug in seine Richtung, aber er ist noch nicht sonderlich stark. Ich denke, vor dem nächsten Jahr wird es nicht zum Problem werden, aber dann... kann ich wohl nicht mehr für irgendwas garantieren“, gab er zu. Severus blickte zu Harry. „Spätestens zu Neujahr müssen wir mit ihm darüber reden“, gab er leise zurück. „Und hoffen, dass wir ihn damit nicht vollkommen verschrecken, bedenkt man, dass seine einzigen Erfahrungen auf dem Gebiet bisher ein verhundstes Date mit Chang und eines mit Weasley sieben waren, das noch katastrophaler gewesen sein musste.“ Lucius lächelte: „Nun – wenigstens hatte er noch keine schlechten Erfahrungen mit seinem eigenen Geschlecht“, gab er zurück. „Ich bin dann im Bad, du verkriech dich wieder hinter deinen Akten. Ich wecke auch Harry, wenn ich fertig bin.“ Severus nickte nur: „Wie du meinst“, gab er zurück und verschwand. Aber Harry hatte nicht geschlafen, er war aufgewacht, als Lucius ihn zurück in die Kissen gelegt hatte. Er hatte auch nicht lauschen wollen. Er war nur zu faul gewesen, sich zu rühren, sechs Uhr war für ihn keine Zeit. Er wurde auch locker fertig, wenn er um acht aus dem Bett kroch. Dann aber war das Gespräch interessant geworden und er hatte alle Mühe gehabt, weiter so zu tun, als würde er schlafen. Wovon hatten die beiden geredet? Blutdurst? Zug? Date? Er verstand einfach nicht! Er musste mit Ron reden oder mit Draco oder... noch besser, er würde sich für eine Weile in der Bücherei verkriechen. Ja, das war gut, dann würde niemand ihm Fragen stellen! Gleich nach dem Unterricht würde er losgehen. Nur, wo suchen? Er sollte sich wirklich etwas einfallen lassen... Langsam richtete Harry sich auf, die Schlange noch immer in den Armen. Aber er legte sie nach einer Weile beiseite und kroch aus dem Bett. Es schien ihm sinnlos, sich darin zu verstecken. Allein war es ohnehin unbequem und kalt. Noch müde tapste er auf seinen Schrank zu und öffnete ihn, zog eine frische Uniform heraus und zog sich an, wobei er sich aber Zeit ließ. Wenn er sich richtig erinnerte, würde der Unterricht heute bei McGongall anfangen, bei Binns weitergehen, dann bei Sprout mit wild gewordenen Pflanzen kämpfen und vermutlich anschließend Hagrids Kuscheltieren begegnen. Wenn er das richtig in Erinnerung hatte. Er wusste, er war mit dem Lernen ganz gut dabei. Dafür hatten Luc und Sev gesorgt. Vermutlich hatte er in den fünf Wochen bei den beiden mehr gelernt, als sonst in einem ganzen Jahr. Nach dem Anziehen lief er ins zweite Bad der Wohnung und wusch sich sein Gesicht, striegelte dann seine langen Haare. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es gerade mal kurz vor sieben war. Er hatte allein noch eineinhalb Stunden, bevor er normalerweise zum Frühstück ging. Kurz spielte er mit dem Gedanken, in den Gryffindorturm zu gehen, doch dann verwarf er ihn wieder. Rons Schwester würde sicher schon wie eine Harpye auf ihn warten und darauf konnte er wahrlich verzichten. Also ging er ins Wohnzimmer, wo er von Fawkes begrüßt wurde. „Hi du“, lächelte er und kraulte den überraschend anhänglichen Vogel. So hatte er den Phönix nicht wirklich in Erinnerung. Er wartete bis Fawkes auf seiner Schulter saß, dann trat er nach draußen und durch die Verbindungstür ins Büro. „Morgen“, lächelte er und trat zu dem Vampir, der bereits am Schreibtisch saß und irgendwie frustriert aussah. Überrascht blickte Severus auf, als sich ein Paar schlanker Arme um seinen Hals legte, doch dann lächelte er, rückte von dem Tisch ab und zog Harry auf seinen Schoß: „Warum bist du denn schon wach?“, fragte er verwundert, während er beobachtete, wie Fawkes auf seine übliche Stange in Dumbledores ehemaligem Büro flog. „Es ist gerade mal sieben.“ Harry kuschelte sich an den Anderen: „’s is aber unbequem, allein im Bett“, murrte der nur. „Als ich aufgewacht bin, bin ich dann einfach aufgestanden.“ Severus lachte leise und nickte dann, holte einige Phiolen, an die Harry sich inzwischen gewöhnt hatte. Der Elf entkorkte eine nach der anderen und würgte sie herunter. Immer noch das Zeug, um seine Knochen wieder zu stabilisieren und die Nahrungsergänzung. „Muss ich das noch lange nehmen?“ Der Vampir lächelte nachsichtig. „Den Knochentrank können wir wohl in drei, vier Wochen absetzen. Dann hat er alles erreicht, was noch möglich war.“ Nicht, dass Harry Knochen dann so stabil sein würden, wie sie es eigentlich sein mussten. Doch auch nicht mehr so schrecklich brüchig wie zuvor. „Und den Nährtrank werden wir sicher nicht absetzen, bevor du nicht wieder auf Normalgewicht bist.“ Harry sagte weiter nichts. Stattdessen machte er es sich auf dem Schoß des Älteren richtig bequem und griff nach einem Buch. „Was bitte soll das werden?“, fragte Severus amüsiert. „Hier ist’s bequem, also lese ich hier weiter.“ „Aha“, meinte Severus nur trocken, strich aber über die Arme des Jüngeren und wandte sich dann wieder den Akten zu. Es wunderte ihn nicht wirklich, als er nach nur wenigen Minuten merkte, dass Harry wieder eingedöst war. Er war zwar eigentlich Elf und diese Rasse brauchte kaum mehr Schlaf als Vampire, aber immer noch nicht wieder so auf der Höhe, wie er sein sollte. Also ließ Severus den Jüngeren gewähren, nahm ihm nur das Buch aus der Hand. Erst kurz nach Acht kam auch Lucius dazu: „Hast du...? Ja, du hast. Ich hab ihn im Bett nicht gefunden“, grinste der Blonde und kniete sich runter. Er küsste Harry sanft, der leise vor sich hin murmelte und sich dann wieder an die Brust kuschelte. „He, Harry! Aufwachen!“ „Will nich...“ Severus küsste den Jüngeren. „Komm, du kannst noch hier mit uns essen. Und ich denke, dann erwartet Minerva dich.“ „Rmpf“, kam es aus Severus’ Robe, bevor Harry sich unwillig aufrichtete und sich die Augen rieb. „Bin ja schon wach...“ Severus lachte leise und zwang Harry, aufzustehen, indem er sich selbst aufrichtete. Sie gingen schnell zurück in die Wohnung, wo sie in Ruhe aßen. Wobei Fawkes es sich zum Spaß zu machen schien, den Erwachsenen immer wieder was vom Teller zu mopsen. „So, und jetzt mach, dass du in den Unterricht kommst“, forderte Severus, gab ihm aber noch ein Blatt Papier. „Das ist dein neuer Stundenplan.“ „Neu?“, fragte Harry und überflog ihn schell. „Strike! Kein Wahrsagen mehr! Aber... schwarze Magie...? Wer unterrichtet das?“ „Ich“, gab Lucius amüsiert zurück. „Und du hast Wahrsagen doch sicher, wie magische Geschichte, bis heute nur zum Schönheitsschlaf genutzt.“ Harry kicherte etwas, dann küsste er beide und verschwand. Der Vorteil von seiner neuen Lage war, dass sie nicht weit vom Verwandlungszimmer entfernt war. Er kam gerade rechtzeitig und setzte sich neben Ron, der ihm seinen Platz zwischen sich und Neville frei gehalten hatte. „Wo warst du beim Frühstück?“ Harry grinste: „Keine Angst, ich hab gegessen. Ich hab inzwischen drei Wachhunde, die darauf achten.“ „Und wer bitte ist der Dritte?“ „Fawkes. Er hat doch tatsächlich den beiden Sachen vom Teller gemopst und zu mir gebracht.“ „Herrlich!“, grinste Ron. „Zu schade, dass ich die Gesichter nicht... oh... sie ist da.“ Harry grinste nur und konzentrierte sich auf den Unterricht. Auch mit den Slytherins gab es weniger Probleme als sonst. Nur gefahrlose Neckereien und die Aufgaben bewältigte er leicht. Gerade Hargids Stunde, zu der sich auch Fawkes gesellte, machte richtig Spaß. Zu Mittag gingen Ron, Neville, Luna und Draco geschlossen in die große Halle, wo Draco sich erst mal von den anderen verabschiedete. Auch Sev und Lucius waren dieses Mal da. Nur Ginny nicht, die im Turm schmollte und darauf wartete, dass Harry zurückkam, damit sie ihn anschreien konnte. „Ich geh dann jetzt in die Bücherei und mach meine Hausaufgaben“, kündigte Harry dann an. „Was? Kein Quiddich?!“ Der Elf lachte leise. „Wie groß, meinst du, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden mich spielen lassen?“ „Ooooch...“ Der Grünäugige zuckte nur mit den Schultern: „Ihr kommt auch ohne mich zurecht“, meinte Harry nur wegwerfend. Er winkte den anderen noch mal, bevor er in die Bücherei hetzte, die sich langsam zu füllen begann. Seine Hausaufgaben hatte er schnell fertig, da er die Themen schon mit Sev und Luc durchgegangen war. Erst dann machte er sich auf die Suche nach dem, was er wirklich wollte. Aber seine Überraschung war groß, als er feststellen musste, dass die Bücher, die ihn interessierten, in der Abteilung waren, die man nur mit Ausweis betreten konnte und wie aus dem Nichts stand Madame Prince vor ihm: „Junger Mann, das...“ Hastig kramte Harry die Karte hervor, die Sev ihm gegeben hatte. Er hatte sie in seiner Schultasche gefunden, es zeigte das große Vertrauen, dass die beiden in ihn hatten, denn es war ein uneingeschränkter Pass für alle Abteilungen. Madame Prince hob die Augenbraue, aber auch ein Fälschungszauber sagte ihr nichts, die Unterschrift des neuen Direktors war echt. „Nun gut, junger Mann“, gab sie, sichtlich widerwillig nach und ließ ihn weiter. Warum war diese Abteilung so abgeriegelt? Magische Wesen waren doch keine dunklen Zauber! Und doch waren sie genauso unter Verschluss wie eben diese! Das war wirklich lächerlich! Doch dann konzentrierte Harry sich wieder auf seine Suche. Es dauerte eine ganze Weile, bis er zusammengetragen hatte, was er brauchte. Dunkle Veela und Vampire. Hier gab er nur wenig Bücher zu dem Thema, denn er wusste, normale Veela waren in der offenen Abteilung. ----- Vampirgefährten Hat der Vampir seinen Gefährten gefunden, ist er nicht mehr auf das Blut anderer angewiesen, weswegen besagter Gefährte nie selbst zur vampirischen Rasse gehört. Kurz nachdem die Paare sich gefunden haben, setzt bei einem Vampir ein schier unstillbarer Blutdurst ein (s.u. Blutrausch) der sich nach kürzester Zeit nur noch mit dem Blut des Gefährten stillen lassen wird. Wenn der Vampir das erste Mal von seinem Gefährten trinkt, wird es automatisch auch zum Geschlechtsakt kommen, der die Bindung vervollständigen wird. Diese Bindung ist gewöhnlich sehr stark, da sie auf mehr als einer Körperflüssigkeit basiert. Der Vampir ist eines der dominantesten Wesen der magischen Welt. Nur noch übertroffen von den Dämonen, die aber dank Unwissenheit und Missverständnissen unter Zauberern und Menschen fast bis an den Rand der Ausrottung getrieben worden sind. Vampire verteidigen ihre Gefährten bis in den Tod, auch , wenn die Bindung noch nicht vollzogen wurde. Eine künstlich herausgezogene Bindung kann für einen Vampir zu einer Qual werden. Der Drang zur Bindung wird täglich stärker. Einziger Grund diese herauszuzögern sind daher für Vampire eventuelle Krankheiten und Verletzungen des Gefährten. --- Harry schlug das Buch zu und schloss die Augen. Das also hatten die beiden heute morgen gemeint, als sie dachten, dass er noch schlief. Automatisch fasste er sich an den Hals. Er hatte schon gesehen, wie der Blonde, nachdem die beiden auffällig lang im Bad gewesen waren, herausgekommen war und sich den Hals massiert hatte. Und er erkannte Stillezauber, wenn er sie sah. Er musste nicht wirklich raten, was die beiden da gemacht hatten. Auch, wenn er nicht verstand, wie Sex zwischen zwei Männern tatsächlich funktionieren sollte. Zumindest nicht, ohne Schmerzen. Aber wenn es so schlecht wäre, würden es nicht so viele tun. Also musste es gut sein. Ob es dazu wohl auch Bücher hier gab? Obwohl Harry allein hier saß, wurde er schon bei dem Gedanken daran rot. Ums ich abzulenken, packte er das nächste, große Buch, das er sich zurechtgelegt hatte. Ein Buch über Dunkelveela und das Einzige, was er gefunden hatte. Er wusste noch, wie Granger und er beim magischen Turnier Veela überprüft hatten, nachdem sie Fleur kennen gelernt hatten. Da hatte es einen Verweis auf Dunkelveela gegeben, aber sie waren damals nicht an das entsprechende Buch heran gekommen. Nun hielt er es in der Hand. Aber er suchte nur nach einem Thema, denn alles andere hatte Luc ihm ja schon so erzählt, oder auch Sev, gerade, weil der Blonde einmal so durchgedreht war. --- Dunkelveela Dunkelveela sind eine Unterart der normalen Veela, doch im Gegensatz zu diesen gelten sie als ‚reinblütiger’. Sie sind sozusagen die Urform der Veela und ungleich viel mächtiger, aber auch wesentlich aggressiver und leichter zu reizen. Darum ist es für diese Art Veela umso wichtiger, ihren Gefährten zu finden, der sie beruhigen kann. Auch heißt es, dass Veela Abkömmlinge der Dämonen wären und entstanden, als Dämonen begannen, sich mit Zauberern und anderen magischen Wesen einzulassen. Was ihre Aggressivität erklären würde. Ein Dunkelveela findet seinen Gefährten vor allem über seinen Geruchssinn. Er wird von einem für ihn unwiderstehlichen Duft zu der Person angezogen, die für ihn bestimmt ist. Nach der ersten Berührung setzt das sogenannte Werben des Dunkelveela ein. Dieser kann, entgegen seiner Verwandten - der Lichtveela, seine Anziehungskraft unter Kontrolle halten. Er nutzt sie meist, um seinen Gefährten zu beruhigen und um sich ausschließlich für ihn anziehender zu machen, ohne dabei den Rest des Umfeldes zu beeinflussen. Meist ist der Dunkelveela in der Beziehung auch der dominante Partner, der alles daran setzen wird, seinen Gefährten zu schützen. Darum unterstehen Gefährten gesetzlich einem besonderen Schutz, da sie es sind, die diese magischen Wesen kontrollieren und somit halten sie diese Wesen davon ab, Schlimmeres zu tun, wenn sie in Rage geraten. Nach einer gewissen Zeit, wenn der Dunkelveela um seinen Gefährten geworben hat, wird ein starkes Zuggefühl einsetzen und der Bedarf in der Nähe des Gefährten zu sein, exponentiell zunehmen. Er wird sich noch eine Weile mit einfachen Berührungen und Liebkosungen zufrieden geben, aber dann wird er die Bindung vervollständigen müssen. Dies geschieht durch Sex. Veela sind generell sexuell sehr aktive Wesen. Während des ersten Geschlechtsaktes wird der Veela einen Bindezauber über sich und seinen Gefährten sprechen, der sich oft in einer Art Tattoo oder etwas ähnlichem äußert. --- Harry runzelte die Stirn, doch dann fiel es ihm ein. Das, was Sev um sein Handgelenk hatte. Diese schwarzen, verschlungenen Linien, die in eine Art Knoten zusammenliefen und in dem Knoten verschiedene Farben hatten. Silber und eine Art dunkles Violettrot, die ein einer Spirale liefen. Harry blickte auf sein eigenes, rechtes Handgelenk. Ob er dann auch so was bekommen würde? Möglich wäre es durchaus, das wusste er. Nachdenklich packte er die Bücher wieder dahin, wo er sie her hatte, bevor er sich mit einem Buch über einfache, schwarze Sprüche wieder auf den Boden setzte und einfach nur so las. Nun ja – das Buch aufgeschlagen auf seinen Beinen hatte er zumindest. Seine Gedanken kreisten um das, was er gerade erfahren hatte. Das waren die Dinge, über die Sev und Luc sich an diesem Morgen unterhalten hatten. Darüber, dass sie nicht ewig warten konnten, um zu vollenden, was wohl in Malfoy Manor begonnen hatte. Gleichzeitig wollten sie ihn offensichtlich nicht überfordern. Und – was für ihn fast schon richtig verstörend wirkte – sollte er sich selbst zu lange unsicher sein, würden die beiden es ausbaden müssen. Denn er hatte wenig Zweifel daran, dass sie ihn nicht anrühren würden, wenn er ihnen nicht irgendwie signalisierte, dass er dazu bereit war. Sie küssten ihn, sie hielten ihn, aber weiter gingen sie nie. Das Schlimmste aber war, dass Harry nicht wusste, ob er dazu bereit war und er hatte nicht mehr viel Zeit. Die beiden hatten etwas von nächstem Jahr gesagt, aber sie hatten ja schon Ende Oktober und die Sache mit nächstem Jahr war eine Art absoluter Endpunkt gewesen. So hatte zumindest er es verstanden. Harry stöhnte leise und versteckte sein Gesicht hinter seinen Händen. Warum war sein Leben nur immer so verdammt kompliziert?! Konnte es nicht ein einziges Mal einfach sein? Ja, er konnte sich ein Leben ohne diese beiden nicht mehr vorstellen. Himmel, er konnte ja nicht mal mehr schlafen, wenn er nicht zu den beiden kriechen konnte! Aber... da war immer noch die Angst, irgendwann allein gelassen zu werden. Und gleichzeitig konnte er sich nicht vorstellen, warum die beiden sich ausgerechnet mit ihm belasteten. Er war kompliziert, war ein ständiger Problemfall und zog Ärger magisch an. Vielleicht war das einer der Nachteile, in der Muggelwelt großgezogen zu werden. Auch, wenn er es immer wieder in einem Nebensatz las, er konnte nicht begreifen, wie wichtig ein Gefährte für diese Wesen war. Dass niemand an seine Stelle treten konnte. Jemand, der den beiden würdiger war, als er... Auch darum schreckte er irgendwie vor dieser Bindung zurück. Und weil er wie gesagt, bis vor kurzem nicht mal gewusst hatte, dass er sein eigenes Geschlecht attraktiv fand und das tat er eigentlich bis heute nicht. Er hatte oft genug mit den Jungs geduscht. Nach Quiddich oder einfach so, auch, wenn er immer seine Narben versteckt hatte. Er hatte andere Jungs gesehen und fand gar nichts dabei. Allerdings... bei Sev und Luc sah die Sache schon anders aus. Er konnte nicht umhin, immer wieder festzustellen, wie attraktiv die beiden waren, wenn er sie oben ohne sah. Was ihm weitere Rätsel darüber aufgab, was zum Henker die beiden an ihm so toll fanden. Ginny schäumte vor Wut. Sie konnte es nicht fassen! Harry war ihr verdammter Verlobter! Das hatte Dumbledore ihr immer und immer wieder zugesichert, so dass sie den Reichtum der Potters teilen konnte! Und einen großen Anteil bekommen würde, wenn der Idiot endlich tot wäre! Und beim Sex konnte man leicht an jemand anderen denken für die paar Mal, die sie ihn ran lassen musste. Und nun fuhr ihr der eigene, gottverdammte Verräterbruder in die Parade! Warum konnte Ron nicht sein, wie Percy! Der hatte sie unterstützt! Er hatte, zusammen mit ihrem Vater, die Unterschrift unter den Verlobungsvertrag gesetzt, der absolut gültig und beglaubigt war! Nichts, gar nichts konnte ihr dazwischen kommen! Bei Merlin, sie würde dafür sorgen, dass es durchgesetzt werden würde! Sie ließ sich doch nicht ihr Leben versauen! Spätestens im neuen Jahr würde sie vor dem Altar stehen mit einem Vertrag, der Potter absolut kein Recht mehr einräumte. Und dann würde sie ein Blag auf die Welt bringen, sich scheiden lassen und dem Arsch jeden einzelnen Knut wegnehmen! Sie würde jedem, der versucht hatte, sich ihr entgegen zu stellen, bittere Rache servieren, angefangen bei dem neuen Direktor. Pah! Von wegen! Dieser Todesser! Und dann die Malfoys – beide! Draco, der ihre Schönheit und Einzigartigkeit nicht anerkennen wollte und sich stattdessen die ganze Zeit um Susan Bones, diese graue Maus, kümmerte! Ihr eigener Bruder, der sie so schmählich hintergangen und offen vor allen geohrfeigt hatte! Und wo sie schon dabei war, würde sie Lucius Malfoy gleich mit in den Abgrund reißen! Potter gehörte ihr ganz allein und niemand würde ihn ihr streitig machen, auch nicht die eigene Familie! Mit Percy hatte sie bereits geredet, der würde alles so in die Wege leiten, dass der Vertrag zu Weihnachten gültig werden würde und sie noch zu Neujahr heiraten würden. Als Weihnachtsgeschenk für seine kleine Schwester. Wenigstens einer in ihrer Familie, der ihren Wert anerkannte. Denn ihre Mutter stand gar nicht hinter ihr und zu ihren anderen Brüdern hatte sie praktisch keinen Kontakt mehr. Bill und Charlie kamen gar nicht mehr nach England und die Zwillinge hatten ihr auch noch den Krieg erklärt! Aber auch die würden ihr Fett noch abbekommen! Was machte es da schon, wenn sie Strafarbeiten machen musste? Pah! Das würde auch nicht mehr lange dauern! Und dann war ihre Zeit da! Die, die Dumbledore ihr versprochen hatte und sie würde mit ihm und Hermine zusammen eine neue, eine reine Welt leiten! Sie war sich sicher, Mine würde einen Weg aus dem Krankenhaus finden! Wäre doch gelacht, würde sie sich einschließen lassen! Weihnachten! Sie musste nur noch bis Weihnachten durchhalten! Dann konnte sie Percy besuchen und der würde sie dann, am fünfundzwanzigsten, nach Hogwarts bringen und auf die Einhaltung des Vertrages pochen. Im Notfall würden sie sogar noch eine Sofortzeremonie durchführen können, sollte die Gefahr bestehen, dass Potter versuchen sollte, sich in irgendeiner Weise zu entziehen. Die große Hochzeit, auf die sie doch Wert legte, weil es einfach dazu gehörte, wenn man in die bessere Gesellschaft wollte, konnte man immer noch auf Sylvester verschieben. „Noch mal!“ Erneut schlug Harry auf den Älteren ein, der ihn ohne große Mühe abwehrte. „Gut, du wirst besser“, lobte Lucius schließlich, der seine Trainingshandschuhe abstreifte. Severus und er hatten beschlossen, dass es das Beste wäre, Harry auch in Kampfsport zu unterrichten, im Kampf ohne Waffe und Zauberstab. Der Jüngere lernte erstaunlich schnell und gut, wobei ihm seine elfischen Gene sicher gute Dienste erwiesen und es gab dem Grünäugigen eine neue Sicherheit und viel wichtiger – wenigstens etwas mehr Selbstwertgefühl. „Das reicht für heute, denke ich.“ Harry lächelte. Das Training machte ihm Spaß. Es tat ihm wirklich gut und es lenkte ihn von Quiddich ab. Er liebte es zu fliegen. Das war für ihn schon immer der Reiz des Spieles gewesen, doch es war nun mal vorbei. Er kam kaum noch zum Fliegen, aber seit Luc oder Sev abwechselnd mit ihm übten, war es nicht mehr ganz so wichtig. Er konnte es auch so genießen. „Das hat gut getan“, meinte er lächelnd und ließ sich nur zu bereitwillig in die Arme des Blonden ziehen. Lucius nickte und strich über Harrys verschwitzte Haare. „Dann komm, du gehörst unter die Dusche.“ Harry nickte, packte sein Handtuch und lief voran. Lucius sah dem Jüngeren eine Weile hinterher, dann machte er erst mal seine eigenen Übungen. Er konnte nicht nachgeben und Harry direkt hinterher rennen, das würde den Drang nur noch verschlimmern und sie hatten ja beide beschlossen, dem Grünäugigen bis zum nächsten Jahr Zeit zu geben. Harry selbst ging in die Wohnung zurück. Er wusste, Sev war gerade bei einer Sitzung und Luc würde wohl noch einige Minuten üben. Er zog sich schnell aus, legte sich bequeme Wäsche zurecht und schlüpfte unter die Dusche. Da war auch eine Wanne, aber er hatte keine Lust, sie zu nutzen. Harry ließ sich Wasser über den Körper laufen. Er schloss die Augen und lehnte sich gegen die Wand. Es war Samstag Mittag. Die Meisten, auch Ron und Draco, waren in Hogsmaede, wobei die beiden die Zwillinge besuchen wollten. Er hatte gesagt, sie sollten den beiden grüßen, aber er hatte keine Lust gehabt, ins Dorf zu gehen. Denn seine Rückkehr hierher war nicht ganz so reibungslos verlaufen. Ginny schien zu versuchen, sich wieder an ihn ran zu machen, was für ihn inzwischen einfach unerträglich war. Und trotz der Verurteilung hatte Dumbledore noch erschreckend viele Vertraute in allen Häusern, so dass sein Ausflug in sein eigenes Haus meist zumindest mit blauen Flecken endete. Denn selbst, wenn er sich wehren könnte, tat er es meist nicht. Warum wusste er selbst nicht so genau. Stattdessen versteckte er die blauen Flecken vor Sev und Luc. Es war praktisch, dass er Zugang zu so vielen Tränken hatten und wenn Sev fragte, erklärte er es damit, dass er wohl im Training übertrieben habe und da er da wirklich oft an seine Grenzen und darüber hinaus ging, hakte keiner der beiden weiter nach. Sie ermahnten ihn nur immer wieder, es ruhiger anzugehen. Schon aus Rücksicht auf seine Knochen. Schnell wusch Harry sich die Haare schließlich aus und trat wieder aus der Dusche, packte eines der Handtücher, trocknete sich schnell ab und zog sich wieder an, bevor er seine Haare trocknete und sie kämmte. Dann stellte er sich an das Fenster und sah hinaus. Allerdings nicht lange, denn es kam ihm eisige Luft entgegen. Kein Wunder, es war ja Ende November. Schließlich flocht er sich die Haare und verkroch sich wieder ins Wohnzimmer auf das Sofa, wo Fawkes schon auf ihn und seine Streicheleinheiten wartete. „Na, du?“, frage er leise und strich durch das weiche Gefieder. „Ich weiß immer noch nicht, was ich den beiden schenken soll... Ich mein, ich hab ja was, aber... das ist so... seelenlos“, murmelte er. Er war beim letzten Hogsmaedwochenende mit Draco und Ron losgezogen. Für Lucius hatte er einen neuen Stock gefunden, mit einem Schlangenkopf, in den Smaragde als Augen eingearbeitet waren. Den Kopf konnte man herausziehen und mit Dracos Infos hatte er einen Ersatzzauberstab dort hineinarbeiten lassen, der unter anderem sein Blut und sein Haar enthielt, neben der Basiliskenschuppe und dem Vampirzahn. Sev's war schwerer gewesen. Ein Tränkebuch oder Zutaten waren ihm zu einseitig gewesen. Doch dann hatte Ron den rettenden Einfall gehabt. Ein wunderschönes Schachspiel, allerdings kein magisches, sondern ein Muggelspiel aus Asien. Mit Jadefiguren und einem Jadebrett. Eine hervorragende Qualität und ein absolutes Einzelstück mit wunderschönen Figuren. Aber in Harrys Augen trotzdem irgendwie.. nicht ausreichend, egal, was Draco und Ron ihm gesagt hatten. Es war Charlie gewesen, der ihn auf die richtige Idee gebracht hatte, auch, wenn die ihn wahnsinnig beunruhigte. Er streichelte Fawkes Federn weiter. „Meinst du, es ist eine gute Idee?“, fragte er leise. Er hatte dem Phönix die Frage schon mehr als einmal gestellt. Wie gesagt, die Zwillinge hatten es eigentlich im Spaß gemeint, aber er hatte es übernommen. Wieder mal trillerte Fawkes, als wolle er sagen, dass diese Unsicherheit an Lächerlichkeit nicht zu überbieten war. Das änderte aber nicht wirklich etwas an seinen Zweifeln. „Ich verdamme die beiden immerhin zu einem ziemlich langen Leben mit mir an der Backe“, argumentierte er wieder. Fawkes zwickte Harry nur wieder mal ins Ohr. „Schon gut“, lachte Harry leise. „Ich... ich mach es ja... für die beiden“, fügte er leise hinzu. Er wollte nicht, dass Sev oder Luc Probleme bekamen und er wusste, es hatte begonnen. Er sah es, wenn Luc kurz das Gesicht verzog, wenn er den Raum verließ und er merkte es, wenn Severus tief gegen seinen Hals einatmete. Schon mehrfach war er kurz davor gewesen, sich irgendwo in der Muggelwelt Sexbücher zu besorgen, die es hier nicht gab. Diese Bücherei hatte Hunderte Bücher über das Töten, aber absolut nichts über Sex. Einige Bände mit Liebestränken und Aphrodisiaka, aber sonst... Auf der einen Seite war die Zauberwelt erstaunlich offen, immerhin konnten Männer oder Frauen untereinander schon lange, voll anerkannt, heiraten, doch Bücher über sexuelle Aufklärung – Fehlanzeige. Schon seltsam. Die Zauberwelt war eben voller Widersprüche. „Ich mache es“, bestätigte er leise und strich über Fawkes Federn. „Ich werde es tun... Am Abend vor Weihnachten, ich verspreche es“, er lächelte und küsste Fawkes auf den Kopf: „Dann darfst du Botenvogel spielen. Irgendwie musst du ja den Speck verdienen, den du den beiden immer klaust.“ „Wie soll er sich meinen Frühstücksspeck verdienen?“, fragte in dem Moment Lucius amüsiert, der gerade selbst aus dem zweiten Bad kam, wie immer perfekt angezogen. Aber inzwischen hatte Harry gelernt, die Unterschiede zu sehen. Diese Hose war bequem geschnitten und das Hemd nicht ganz zugeknöpft. Kein Aufzug, mit dem er sich draußen sehen lassen würde. „Er soll ein paar Briefe ausliefern.“ Lucius lachte leise und setzte sich neben den Jüngeren. „Sollte das nicht auch ohne Bestechung gehen?“, fragte er. Harry war noch in der Dusche gewesen, als er selbst ins Bad gegangen war. Er zog den Grünäugigen in seine Arme und küsste ihn sanft, so dass der Druck wenigstens etwas nachließ. Ja, nach Weihnachten mussten sie wohl mit Harry reden. Aber bis dahin würden sie es sicher beide aushalten. Harry lächelte und strich über Fawkes Federn, während er sich an den Älteren kuschelte und mal wieder nicht herum kam, sich vorzustellen, wie der Blonde wohl ganz ohne Klamotten aussehen würde. „Er ist eben eigensinnig und er ist ein Phönix.“ „Ja, das ist nicht mal mir entgangen“, gab Lucius nur zurück und holte ein Buch, das er aufklappte. So verbrachten sie oft Stunden. Harry döste nach dem Training oft einfach vor sich hin. Er las und Sev arbeitete alte Akten auf, während er sich nebenbei darüber beklagte, wie man eine so gute Schule innerhalb von vierzig Jahren so herunterwirtschaften konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)