Ich komm dich holen von KhAosArt ================================================================================ Kapitel 4: Wo bist du? ---------------------- Noch 2 Monate irrt sie durch Berlin. Immer noch auf der Suche nach Engel. In der Hoffnung, ihn zu finden. Doch vergeblich. Engel bleibt verschwunden. Vielleicht hat Spasti sich ja doch geirrt?!, denkt Joe traurig. Aber was ist mit Maria? Er hat ihn doch auch gesehen. Die beiden dürfen sich einfach nicht geirrt haben! Sie sucht weiter. Denkt sich oft, sie könnte doch Passanten fragen, ob jemand Engel gesehen hat. Doch was will sie denen sagen? Sie weiß ja nicht mal, wie er jetzt aussieht. Also beschließt sie, seine Eltern zu kontaktieren. Doch da sie nicht viel über sie weiß, gestaltet sich dies sehr schwierig. Das hat doch alles gar keinen Sinn!, denkt sie verzweifelt. Sie sitzt mal wieder am Brunnen auf dem Alex. Es ist Winter. Anfang Januar und kalt. Sie zieht ihre Jacke enger um sich. So werde ich ihn doch nie finden! Ihr laufen Tränen die Wange herunter. Sie kramt in ihrer Reisetasche, die sie nach wie vor mit sich herumschleppt, bis sie das Foto findet. Das, was vorher auf ihrem Schreibtisch stand. Mit ihr, Engel und David Che drauf. Sieht den Engel darauf ganz genau an. Mindestens eine ganze Minute lang starrt sie ihn unentwegt an. Dann wendet sie den Blick ab. Schaut auf. Alex steht vor ihr. „Joe?“ Er scheint fassungslos. „Du bist es ja wirklich! Was machst du denn hier?“ „Ich suche meinen Verlobten“, antwortet sie nur knapp. Sie will jetzt nicht mit ihm reden. Sie will gar nix mehr, außer Engel finden. „Deinen Verlobten?“ „Ja, meinen Verlobten! Engel“, antwortet sie bissig. „Und jetzt lass mich in Ruhe.“ Damit steht sie auf, nimmt sich ihre Tasche und läuft in schnellem Schritt davon. In Richtung U-Bahn-Station. Auf halbem Weg überkommt sie ihr schlechtes Gewissen. Es war nicht richtig von ihr, Alex so anzugehen. Er kann ja schließlich auch nix dafür, dass sie ihren Engel nicht findet! Sie will sich entschuldigen, aber als sie sich umdreht, ist er auch schon wieder weg. Dann halt ein anderes Mal, denkt sie sich. Sie denkt nach. Wohin will sie eigentlich? Sie weiß es nicht. Dann beschließt sie, mal wieder nach Hause zu fahren. Zu ihrem Sohn. Der kann ja auch nix für ihre Hirngespinste. Also geht sie nun doch zur U-Bahn-Station. Fährt wieder nach Friedrichshain. Sie kommt an, steigt aus. Läuft dann ziellos die Straßen entlang. Wünscht sich, Engel würde ihr begegnen. Einfach so. Würde ihr zur Begrüßung einen Kuss geben, sie ganz fest in die Arme nehmen. Endlich wieder bei ihr sein. Und nie, nie wieder weg gehen. Wieder steigen ihr ein paar Tränen in die Augen. Das wäre doch zu schön, wenn das passieren würde. Aber natürlich passiert ihr das nicht. Alle Passanten, die ihr auf ihrem Weg entgegen kommen, sind Rentner oder irgendwelche Faschos, kein Engel. Kurz vor ihrem Haus fällt ihr ein Ort ein, an dem sie ihn noch nicht gesucht hat. Der Friedhof, auf dem sie war, als sie damals abgehauen ist. Dort, wo Engel mal war, als seine alte Laube weggerissen worden ist. Natürlich! Aber vorher macht sie sich erstmal auf den Weg nach Hause. Sie vermisst David Che. Außerdem muss sie mal dringend wieder duschen. Und neue Klamotten braucht sie außerdem. In dem Haus angekommen, muss sie erstmal das ganze Treppenhaus hoch. Sie wohnt schließlich ganz oben, in der obersten Etage. Oben angekommen kramt sie ihren Schlüssel heraus. Öffnet die Tür. Tritt hinein in ihre Wohnung. Sie stellt fest, dass David nicht da zu sein scheint. Schade eigentlich. Joe geht erst ins Schlafzimmer, holt sich neue Klamotten aus ihrem Schrank. Geht dann ins Bad. Zieht sich aus und schmeißt ihre ganzen alten Klamotten in die Waschmaschine. Wäscht sie. Sie geht unter die Dusche. Dreht den Wasserhahn auf. Spürt das warme Wasser auf ihrer Haut. Denkt wieder an Engel. Wie lange soll sie denn noch suchen, bis sie ihn wieder findet? Wird sie ihn überhaupt jemals wieder sehen? Sie kann die Tränen nicht zurückhalten, die ihr über die Wangen laufen. Sie kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sie kann diesen inneren Schmerz nicht mehr verdrängen. Diese Sehnsucht, die in ihr brennt, kommt wieder in ihr hoch. Alles auf einmal. Alles tut ihr weh, und es gibt nichts, was sie dagegen tun kann. Plötzlich wird um sie herum alles schwarz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)