Bloody secret von Beloved (YuriyXKai) ================================================================================ Prolog: Vorwort --------------- Vorwort Die beiden hatte schon von Kindesbeinen an etwas verbunden. Ob es nun der Wille zu töten oder die gemeinsame Leidenschaft zu Waffen war, konnte weder der eine noch der andere beantworten. Doch immer, wenn es hieß, es gäbe kein perfektes Team, bewiesen Yuriy Thalian und Kai Hiwatari, das Gegenteil. Sie vertrauten einander und das in jeder Hinsicht. Es war wohl ihre Vergangenheit, die die beiden so eng zusammenschweißte. Das Leben in der Abtei von Boris Ivanov und die Ausbildung zu professionellen Auftragskillern, das Training in der eisigen Kälte Russlands und die gemeinsamen Reisen und die entferntesten Ländern der Erde. Sie waren eingespielt, ohne Frage. Ein einziger Blick reichte aus und sie kannten die Gedanken des anderen in und auswendig. Für manche mag das unheimlich wirken, für andere sogar übernatürlich, doch daran störten sich die beiden nicht. Sie hatten ihren Platz im Leben gefunden und erfreuten sich an ihm, wie zwei kleine Kinder am Weihnachtsabend. Ende des Vorwortes Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Kapitel I Die kalte Nachtluft umspielte sein grau-blaues Haar, ließ es leicht umher wehen. Der dichte Nebel Londons verlieh dem Ausländer eine mysteriöse Erscheinung. Seine grauen Augen blickten in die Ferne, erwarteten die herankommenden Schritte seines Vertrauten. Als er die leisen Schritte hörte, zauberte sich ein glückliches Grinsen auf sein Gesicht. Die zwei Gestalten umarmten sich zur Begrüßung. »Previet.«, sagte der zweite, der hinzugestoßen war und ließ seine rechte Hand in die Manteltasche gleiten. »Ich habe etwas für dich, mein Freund.« Dankend nahm der Angesprochene das kleine Päckchen entgegen. »Das wäre doch nicht nötig gewesen.« »Doch das war es.« Als er das Geschenk öffnete, war nichts als eine Karte enthalten. Mit hochgezogenen Brauen nahm er diese und las die Worte, die auf ihr geschrieben waren, laut vor: Du bist ein Verräter Seine Augen weiteten sich und er blickte schnell zu seinem Freund. »Nein, das ist nicht wahr!«, flehte er mit der Vorahnung, was nun auf ihn zukommen würde. »Tut mir leid, Sergej. Doch man stellt sich nicht gegen die Abtei.« Yuriys Hand glitt unter seinen Mantel und zückte seine heißgeliebte 9-mm mit Stoßdämpfer hervor. Eine kurze, geübte Bewegung seines Zeigefingers und Sergej lag blutend am Boden. Ein direkter Schuss durchs Herz. Er war sofort tot. Er ließ seine Waffe wieder in den Mantel gleiten und machte sich auf den Weg zu seinem Wagen am anderen Ende der Straße. Es war ein einfacher und langweiliger Auftrag von Boris gewesen. Nicht der Rede wert, wie manche sagen würden. Er hatte Sergej ohnehin nie leiden können. Seine arrogante Art und sein selbstverliebtes Getue war so berechenbar. Yuriy hasste berechenbare Menschen. Er ging die Straße an der Themse entlang. Die nächtliche Atmosphäre Londons gefiel dem Russen. Der Nebel und die Dunkelheit gehörten genau zu seinem Milieu. Er liebte die Finsternis, weil er auch in ihr geboren war und weil man in ihr am leichtesten seine Opfer töten konnte. Yuriy wollte sich nach diesem Auftrag eine kleine Belohnung gönnen. Auch wenn es nicht schwierig gewesen war, ganz im Gegenteil zu seinem Auftrag damals in Lissabon, hatte Yuriy das Bedürfniss für seine Arbeit anerkannt zu werden. Er nahm sein Mobiltelefon und suchte im Kurzwahlspeicher die Nummer seines Partners. Diese gefunden drückte er die grüne Taste und wartete auf eine Antwort. »Ja?« »Ich bin´s.«, entgegnete Yuriy mit einem Lächeln auf den Lippen. »Bist du fertig?« »Ja, können wir uns sehen?« »Wo bist du?« »Auf dem Weg zurück.« »Wir treffen uns im Club.« »Okay, bis gleich.« Die tiefe, kalte Stimme seines Komplizen zu hören, stimmte den erst 20-jährigen glücklich. Vor allem aber freute es ihn, sich mit ihm im Club zu treffen. Beide hatten damals ausgemacht diesen Ort so zu nennen, damit Boris nicht hinter ihr kleines Geheimnis kam. Der Club... Yuriy musste grinsen. Vielleicht würde der Abend ja doch noch unterhaltsam werden. Er setzte sich hinters Steuer seines unauffälligen Alfa Romeos und trat auf das Pedal. Er fuhr langsam zu der dunklen Gasse im Herzen Whitechapels und parkte den Wagen unweit von ihr. Schon von weitem konnte er den unverkennbaren Duft des englischen Bieres riechen und in der Dunkelheit die markanten Konturen seines Partners erkennen. »Hallo.«, sagte Yuriy und wartete gespannt auf eine Erwiderung des Grußes. »Gehen wir rein.«, entgegnete dieser nur kalt, worauf Yuriy nur ebenso kühl lächeln konnte. Sein Partner musste wohl einen schlechten Tag gehabt haben... Beim Betreten der gemütlichen Bar, wehte ihnen in stickiger Wind entgegen. Zielstrebig gingen sie auf eine der Hinterzimmer zu, ignorierten den lachenden und trinkenden Pöbel und schlossen die Tür zu ihrem Zimmer lautlos. Der Raum, den sie betreten hatten, erglänzte in einem ganz anderem Licht, als die Bar, der nur für die einfachen Leute gemacht war. Der Boden des Zimmers war mit einem weichen, teuren Teppich bedeckt, an den Wänden hingen prachtvolle Gemälde und ein ausladender Kronleuchter zierte die Decke. Es war eines der besseren Zimmer, das ihr Club zu bieten hatte und dementsprechend kostspieliger war. Doch Geld spielte für die beiden Auftragskiller keine große Rolle. »Weiß John, dass wir da sind?«, fragte Yuriy, während er seinen Mantel an den vergoldeten Haken hing. »Ich habe ihm Bescheid gesagt. Wir werden ungestört sein.« Yuriy musste grinsen. Ungestört...so nennst du das also? Kai setzte sich auf das lederne Sofa und blickte verführerisch in die Augen seines Kompagnon. »Willst du da ewig stehen bleiben, oder kommst du endlich her?« Yuriy tat, was Kai von ihm verlangte und ging langsam auf jenen zu. »Du bist heute so...« »...willig?« »Wenn du das so sagen willst?« Yuriys Hände schlossen sich um Kais Gesicht und seine Lippen pressten sich rabiat auf seine. Sofort öffnete er seinen Mund, gewährte der Zunge seines Partners freien Eintritt und ließ sich auf das Sofa fallen. Überrascht über das angriffslustige Verhalten seines Partners, doch nicht davon abgeneigt, ließ Yuriy sich auf das kleine Spielchen ein. Seine Finger legten sich um Kais Hals, während dieser verstohlen in den Kuss hinein grinste. »Ich war heute ein böser Junge...«, gestand er Yuriy und zog ihn an dessen Haaren näher zu sich heran. »Ein ganz böser....« »So?« Ihm gefiel das Spiel, das Kai mit ihm trieb. Es war eine nette Abwechslung zu den anderen, gewöhnlichen Malen. »Was hast du denn angestellt?« »Wenn ich es dir sage, wirst du mich dann bestrafen...?« Für einen kurzen Moment lösten sich seine Lippen von ihm. »Hast du getrunken?« »Nein, habe ich nicht...« Doch Kais glasige Augen verrieten das Gegenteil. »Wieso?« Ein leichter Hauch von Rotwein kam dem Russen entgegen. Das er diesen nicht schon früher geschmeckt hatte! »Ich werde mit dir nicht im angetrunkenen Zustand schlafen.« Und diese Worte waren durchaus ernst gemeint. Sofort stand er auf und wischte sich angewidert über die Lippen. Er hasste es, wenn Kai trank. »Was ist los?«, lächelte Kai und schmiegte sich katzenhaft an Yuriys Hüfte. Geschickt versuchte er ihn zurück zu ziehen. »Lass das!«, blaffte er ihn an, worauf er sich schmollend zurückfallen ließ. »Du bis ganz schön gemein, Yuriy...« »Warum hast du heute getrunken?«, war dessen erzürnte Antwort. Kai rollte resignierend mit den Augen und warf die Hände in die Luft. »Meine Güte! Du machst vielleicht ein Theater!« »Und wenn schon!« »Yuriy, Yuriy...reg dich ab. Es ist alles okay...« Kai setzte sich blitzschnell auf seinen Schoß, verwehrte jenem jegliches Entkommen und knabberte genüsslich an seinem Ohr. »Komm schon...« »Hör auf...«, hauchte Yuriy, war jedoch nicht völlig davon überzeugt. Seine Hände legten sich auf Kais Hüften, ruhten dort in böser Absicht. »Du weißt genau, dass ich es nicht leiden kann, wenn du trinkst. Warum hast du es trotzdem getan?« »Weil es heute etwas zu feiern gibt.«, hauchte er und küsste liebevoll Yuriys Nacken. Schon fast zärtlich zog er Kais Kinn zu sich, leckte leicht über seine Lippen. »Haben wir etwa Hochzeitstag?«, grinste er überheblich. »Nein, aber unser Auftrag in Tokyo wurde endlich von Boris genehmigt.«, lächelte Kai und zerrte ungeduldig an Yuriys Hosensteil. »Dann...arbeiten wir jetzt an demselben Fall?«, ein glückliches Grinsen flog über sein Gesicht, seine Augen schlossen sich, als Kais Hand in seine Boxershorts abtauchte. »Ja....«, flüsterte Kai schelmisch und bewegte seine Hand auf und ab. »Gefällt dir das?« Yuriys errötete Wangen sprachen Bände, seine Atem, der immer hefiger wurde und der Schweiß, der langsam seine Stirn hin ablief. Mit einem feurigen Blick fesselte Kai ihn, küsste ihn leidenschaftlich und ließ seine Hand immer schneller werden, bis Yuriy erregt kam. Ein tiefes Stöhnen drang über dessen Lippen, bevor er die Augen wieder aufschlug und sich seine rubinroten Augen gierig auf Kai hefteten. »Vielleicht solltest du von nun an öfters etwas trinken...« »Das hättest du wohl gerne.«, sagte der Grau-Haarige, während er sich sein Hemd aufknöpfte und es zu Boden warf. »Nur heute.« »Ich glaube aber, du gefällst mir im angetrunkenen Zustand besser...«, antwortete Yuriy sich ebenfalls ausziehend. Seine Hand glitt langsam über Kais Oberköper, strichen sanft über die robusten Muskeln, die er unzählige Male schon geküsst hatte und über den flachen Bauch, der sich mit jedem Atemzug hob und senkte.. »Wie viel Zeit haben wir heute?« »Die ganze Nacht. Ich habe John gesagt, dass wir ein wenig mehr Zeit brauchen. Er hat uns das Zimmer reservieren lassen.« »Du scheinst ihm zu vertrauen.« »Du nicht?« Langsam fuhren seine Hände über Yuriys feuchte Lippen. »Warum sollte ich ihm nicht vertrauen?« »Er könnte uns an Boris verraten.« »Denkst du...aber so etwas würde er nicht wagen.« »Aus welchem Grund?« »Weil er sonst fürchten müsste, dass seiner geliebten Schwester etwas zustößt.« »Du meinst die Kleine, die unter dem Zeugenschutzprogramm steht?« »Genau die...« Seine Zunge schob sich ungeduldig in seinen Mund, erforschte das Territorium. Gierig pressten sie ihre Münder aufeinander, spielten neckisch mit ihren Zungen und strichen mit ihren Händen wild über den Körper des anderen. Yuriys Finger berührten geschickt die empfindlichen Stellen seines Partners, drückten wunde Punkte und hielten abrupt vor einer frischen Narbe an. »Was ist das?«, fragte er, als er sich die verwundete Haut näher ansah. »Das sieht ziemlich schlimm aus. Was hast du gemacht?« »Nichts.«, sagte Kai knapp und küsste ihn sofort wieder. »War nur ein wenig unvorsichtig. Nicht der Rede wert.« Seine Arme schlangen sich um Yuriys Hals. »Sieh einfach nicht hin, okay?« Yuriy nickte, doch das Bild blieb ihm im Gedächtnis. Er schob Kais Hose hinunter, legte sie zu Boden und machte sich nun auch daran, die Boxershorts zu entfernen. »Wie willst du es heute?« ,sprach er mit möglichst erotischer Stimme aus. »Ruhig...oder wild?« »Bring mich zum Schreien...«, war dessen Antwort. Auch Kai konnte, wenn er wollte, sinnlich und erregend klingen. Wie ein Profi kreisten seine Lippen über Yuriys Gesicht, ohne es zu berühren und hauchten ihm schmutzige Worte entgegen, die dem Russen gefielen. »Woher hast du das denn?«, grinste er diabolisch. »Ich glaube, man muss dir ein paar Manieren beibringen.« »Ach ja? Versuch dein Glück...« Yuriy wollte nicht länger warten und packte ihn unsanft an den Hüften. Seine Lippen umschlossen die Kais, als er grob ihn eindrang und ein lauter Aufschrei durch das Zimmer ging. Kai atmete heftig, bewegte sich in einem regelmäßigen Rhythmus und stöhnte jedes Mal laut auf, wenn Yuriy ihn fester anfasste. Er bestimmte das Tempo, krallte seine Fingernägel in die weiche Haut seines Partners und ließ seinen Bedürfnissen Freien Lauf. Seine Hüften stießen immer heftiger zu, seine Schreie wurden immer sinnlicher und erregter und seine Lippen suchten immer öfter nach den Yuriys. Sie pressten ihre Münder fest aufeinander, als sie gemeinsam kamen und Kai sich stark keuchend auf ihn fallen ließ. »Das...ging mir viel zu schnell...«, hauchte er enttäuscht und musste Yuriy erwartungsvoll angrinsen. »Ich hoffe für dich, dass das noch nicht alles war, was du heute zu bieten hattest...« Diabolisch lächelnd stieß er ihn zu Boden, warf sich Kais Beine über die Schultern. »Du wirst schon sehen...« Sein steifes Glied drang erneut brutal in ihn ein, sodass es ihm dieses Mal die Luft abschnürte. »Aah!« Yuriy beugte sich mit seinem ganzen Oberkörper über den Jüngeren, drang tiefer in ihn ein und saugte genüsslich an seinen erhärteten Brustwarzen. Seine rechte Hand umklammerte fest das Körperteil zwischen Kais Beinen, massierte es und brachte es zum Wachsen. »Fe...fester....!«, stöhnte er, griff nach Yuriys Schulter. »Fester!« Dieser tat, wie ihm befohlen, stieß noch hemmungsloser zu, um den Jüngeren zu befriedigen. Sein Unterleib bewegte sich schneller und schneller, der Schweiß rann ihm den Rücken hinunter und die Röte stieg in sein Gesicht. Wild pulsierte sein Blut in den Adern, das Feuer brannte unaufhörlich in seinen Lenden und die Erregung überrollte ihn wie eine Welle. Endlich kam Kai, seine Hände zitterten und stützten sich mühevoll gegen den Boden. Erschöpft versuchte er sich aufzurichten und bemerkte, dass rotes Blut seine Oberschenkel entlang lief. Seine Hand fuhr über sein Gesicht, wischten den Schweiß ab und zogen dann Yuriys Lippen zu sich. »Danke.« »Wofür denn?«, hauchte er ausgelaugt und zog den Reißverschluss seiner Hose wieder hoch. »Ich muss weg.« »Weg? Du bist doch gerade erst gekommen.« Yuriy lächelte schelmisch und drückte den nackten Körper Kais wieder zu Boden. »Wo willst du überhaupt hin, so ganz allein?« »Ein neuer Auftrag.« Geschickt befreite er sich aus dem Griff, schnappte sich seine Hose und zerrte sie schnell über seine Beine. »Sagtest du nicht, dass wir den ganzen Abend heute für uns hätten?«, erinnerte er ihn an seine Worte. »Das war gelogen. Tut mir leid.« »Gelogen? Achso, dann warst du also nur für eine schnelle Nummer hier?« »Sorry, aber ich hatte es nötig.« Mit einem Lächeln, das entschuldigend wirken sollte und von dem Yuriy wusste, dass es absolut falsch war, sah Kai ihn an. Es war nicht das erste Mal, dass er ihn für so einen Abend ausgenutzt hatte. Kai hatte das schon einige Male zuvor gemacht und war jedes Mal daraufhin verschwunden. Zu einem neuen Auftrag, wie er stets zu sagen pflegte. »Wann sehen wir uns wieder?«, fragte Yuriy, sich eine Zigarette anzündend. »In Tokyo. Nach diesem Auftrag reise ich dorthin. Du weißt schon: Unser gemeinsamer Auftrag.« »Okay. Wir sehen uns dann dort.« Er warf sich auf das Sofa, sah Kai zu, wie er sich seinen Mantel umwarf und küsste ihn ein letztes Mal leidenschaftlich. Er war ihm nicht böse; im Gegenteil: Genau diese Unberechenbarkeit liebte er an ihm. »Pass auf dich auf.« Der junge Halbrusse schloss die Tür, durchquerte den Bar-Bereich und begegnete dem Blick von John, dem Inhaber des zwielichtigen Ladens. »Ihr ward ja ziemlich schnell bei der Sache.«, sagte dieser grinsend. »Du hast gelauscht?« »Mehr als das. Aber egal.« »Zugesehen?« »Ja.« »Und wie fandest du es?« »Aufschlussreich.« John leckte sich über die Lippen. »Du hast vielleicht Sachen drauf.« Kai blickte ihn nur kalt an. »Wie du meinst.«, sagte er und ging auf die Tür zu. »Wie wär´s mit uns beiden eigentlich, Kai?«, rief John ihm noch hinterher, bekam allerdings nichts weiter, als einen Mittelfinger zu sehen. Ende des 1. Kapitels Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kapitel II Die Nachtluft umspielte das noch immer heiße Gesicht Kai Hiwataris, als er seine Hand in den Mantel gleiten ließ und sein Mobiltelefon hervorholte. Das lästige Vibrieren kündigte einen Anrufer an und Kai wusste bereits, wer es war. Es gab nur eine Person, der er seine neue Nummer gegeben hatte. »Hallo.«, begrüßte Kai den Fremden, am anderen Ende der Leitung. »Hast du ihn?« »Ja.« »Sehr gut.«, flüsterte die Person und Kai beschlich der Verdacht, dass ihr Gespräch vielleicht abgehört werden könnte. »Ist die Leitung sicher?« »Natürlich ist sie das.«, entgegnete der andere. »Wie lange wirst du brauchen, um zurück zu kommen?« »Ich habe einen neuen Auftrag bekommen. Unser Treffen wird sich um einige Tage verzögern.« »Negativ. Wir können das Treffen nicht noch weiter hinauszögern.« »Ich kann nichts machen, tut mir Leid.«, hauchte Kai verschwitzt. Er strich sich durchs Gesicht und bemerkte, dass er immer noch stark schwitzte. Die Röte wollte einfach nicht aus seinem Gesicht weichen und der Schmerz in seiner unteren Gegend brachte ihn beinahe um den Verstand. »Ist alles in Ordnung?« Der Fremde schien seine Erschöpfung zu spüren. »Du klingst ein wenig schlaff.« »Es ist alles okay.«, beruhigte er ihn, war sich dessen allerdings nicht sehr sicher. Diesesmal hatte er es wohl übertrieben. Der Schmerz wurde so groß, dass er sich geschwächt an einem Laternenmast abstützen musste und heftig nach Luft schnappte. »Du warst noch nie ein guter Lügner.«, sagte der Fremde mit monotoner Stimme. »Es ist alles in Ordnung.«, wiederholte Kai und musste die Worte laut aussprechen, um sich selbst davon zu überzeugen. »Ich arbeite an diesem Fall jetzt schon seit Monaten. Wir können das Treffen nicht verschieben, Hiwatari-san.«, erinnerte der Fremde ihn eindringlich. »Du musst dir etwas einfallen lassen, aber in genau 13 Tagen, um 23 Uhr 45, am Hafen von Tokyo in der Halle 4, werden wir uns wiedersehen.« »Du kommst persönlich?« Verwundert kramte Kai seine Schmerztabletten aus der Manteltasche, während er seinem Gesprächspartner aufmerksam zuhörte. »Ja.« »Das ist selten. Du arbeitest doch sonst immer Zuhause.« »Ich arbeite dort, wo man mich hinbeordert.« »Nun gut. Ich werde mir, was einfallen lassen. Versprochen.« »Noch was...« »Ja?« Kai nahm gleich 2 Tabletten auf einmal und ließ seine Wangen von der kalten Luft Whitechapels kühlen. »Merkt er etwas?« »Ich denke nicht.« »Und der andere?« »Auch nicht.« »Sehr gut, sehr gut...« Doch dies Worte schienen eher ihm selbst, als Kai zu gelten. »Dann auf Wiederhören, Hiwatari-san.« Er ließ sein Mobiltelefon wieder in die Tasche sinken, schluckte tief und war nicht imstande, auch nur einen einzigen Schritt weiterzugehen. >Wieso hatte er es diesesmal auch so übertreiben müssen?<, fragte er sich erneut. Die letzten Male, wo er es mit ihm getrieben hatte, waren doch auch erträglich gewesen. Er presste vor Scham seine Hände vors Gesicht. »Verdammt...«, nuschelte er. Leichte Tränen flossen seine Wangen hinab, die er sich sofort mit dem Handrücken wegwischte. In seinen Gedanken kreisten ständig seine Augen, wie sie ihn fixierten und bannten, seine Lippen, die sich jedes Mal rabiat auf seine gedrückt hatten und seine Hände, wie sie... »Nein!« Er wollte nicht mehr daran denken müssen. Es war genug. Er wollte nicht mehr an ihn denken, nie wieder! Er behielt die Schande für sich. Verschloss den Mund und schwieg. Er hatte einen Auftrag zu erfüllen und durfte sich keine Gefühle erlauben. Nie mehr! Nicht in dieser Situation! Es ist gefährlich Gefühle in seinen Beruf mitein zubringen, dass wusste Kai. Das hatte man ihm gleich als Erstes beigebracht. Und er hatte nur ein einzige Mal, den Fehler gemacht, es dennoch zu tun. Die Konsequenzen dessen, spürt er heute noch. Er war doch ein Profi, er durfte sich keine Fehler erlauben. Zuviel hing davon ab, dass er seine Mission erfolgreich beendete. Er hatte doch so viel Mühe und Schweiß in sie investiert. So viele Opfer gebracht... »Reiß dich zusammen, Kai!«, ermahnte er sich. »Du darfst jetzt nicht aufgeben! Du musst die Sache durchziehen! Es sind doch nur noch 2 Wochen!« > ...13 Tagen, um 23 Uhr 45, am Hafen von Tokyo in der Halle 4...< Die Worte hallten wie ein glückliches Echo wider. Bald war es vorbei. Kai sammelte seine Kräfte und setzte seinen Weg fort. Dieser führte ihn zurück zu seinem Wagen, den er in der Nähe der Themse geparkt hatte. Er stieg ein, startete den Motor und sah, dass ein Zettel auf dem Beifahrersitz lag. Mit ungutem Gefühl im Bauch nahm er ihn und erkannte die Schrift, mit der der Zettel geschrieben war. Nachdem seine Augen über die Zeilen geflogen waren, zerknüllte er wütend den kleinen Brief und warf ihn aus dem Fenster. »Du kannst mich mal, Boris....«, fluchte er und beschleunigte den Wagen so stark, dass die Reifen quietschten. Mit 180 fuhr er die dunkle Gasse entlang, seine Augen verengten sich zu zornigen Schlitzen und die Worte, die Boris ihm hinterlassen hatte, riefen in ihm die Demütigung von vor 3 Stunden wieder zurück ins Gedächtnis. Kais Puls raste, seine Emotionen kochten über und auch wenn er wusste, dass es nicht gut war, während der Fahrt zu trinken, holte er den Flachmann aus seinem Versteck heraus und nahm einen kräftigen Schluck. Der Alkohol brannte in seiner Kehle, doch augenblicklich fühlte er sich besser. Wenn Alkohol der einzige Weg sein sollte, die Sache angenehmer zu gestalten, dann war er nicht davon abgeneigt, welchen zu nehmen. Sein Ziel war die noble Wohnung eines gewissen Mr Edward Mustgrave Junior, der älteste Sohn des erst kürzlich verstorbenen Sir Edward Mustgrave Senior. Ein piekfeiner Herr, der an diesem Abend noch das Zeitliche segnen sollte, denn er war Kais neuer Auftrag. Boris hatte sich für diesen Herrn einen schnellen Tod gewünscht und ihm dafür eine Belohnung versprochen. Es graute ihm bei dem Gedanken von Boris belohnt zu werden. >Alles nur das nicht...nicht schon wieder....< Kai parkte den Wagen direkt vor der Tür seines Opfers. Aus den großen Fenstern der teuren Wohnung schien helles Licht und er konnte die großen Konturen eines Mannes erkennen. Das musste Mr Edward Mustgrave sein. Den Informationen nach zu Urteilen, war der Mann heute allein und erwartete auch keine Gesellschaft, sodass Kai Freie Bahn hatte. Ein letztes Mal überprüfte er seine 9 mm, zog sich seine schwarzen Lederhandschuhe über und sah sich im Rückspiegel an. Seit wie vielen Nächten hatte er jetzt schon nicht richtig schlafen können? Er wusste es nicht mehr. Seine Augen, die früher einen ansteckenden Glanz gehabt hatten, sahen stumpf und abgenutzt aus. Ihr einst helles Blau war einem dunklen Grau gewichen. Seine Narbe, die Yuriy vorhin entdeckt hatte, machte dem Halbrussen zu schaffen. Der Schnitt war tiefer als vorerst angenommen. Den Schmerz versuchte er durch etliche Tabletten zu betäuben, doch auch sein Vorrat an ihnen war begrenzt. Was war nur aus ihm geworden...? Die Minuten verstrichen, in denen Kai teilnahmslos und geradezu apathisch den Kopf gegen das Lenkrad lehnte und seinen eigenen, ruhigen Atemzügen lauschte. Er sehnte sich nach einer Pause. Nach Urlaub oder auch nur nach einer kleinen Hütte im Wald, in der er einfach mal entspannen konnte. Alles nur...Ruhe. Plötzlich überkam ihn der Wunsch mit jemandem zu reden. Lediglich seine Gefühle, seine Empfindungen, die er in den letzten Monaten gesammelt hatte, jemandem mitzuteilen. Nur Reden oder jemanden finden, der zuhört. Seine Finger fuhren über sein Mobiltelefon, waren gewillt die einzige Nummer im Speicher zu wählen, die dort vorhanden war. Doch es stellte sich die Frage, ob derjenige, dem diese Nummer gehörte, auch zuhören würde. Kai war nicht der Meinung. Diese Person erteilte ihm seine Aufträge und war nicht sein Seelensorger. Doch wem konnte er sich sonst anvertrauen? Ihm seine Erlebnisse mit Yuriy und...Boris erzählen, wenn nicht ihm, dieser einen Person? >Es bringt nichts...<, gestand er sich ein und öffnete die Tür. Sein leerer Blick heftete sich auf den Schatten des Mannes, der in wenigen Minuten sein Leben verlieren würde. Mühelos schaffte er es, die verschlossene Eingangstür mit einem Dietrich zu öffnen, trat lautlos ein und begab sich in den Raum, aus dem der Schatten geworfen wurde. Der Mann stand mit dem Rücken zu ihm, spielte verträumt auf seiner Violine und schien die Gegenwart des Fremden überhaupt nicht zu spüren. Umso besser für Kai, der nichts weiter tun musste, als seine Pistole auf ihn zu richten und abzudrücken. Mit einem dumpfen Laut fiel der Körper des Mannes zu Boden, der Teppich sog sich mit dessen rotem Lebenssaft voll und seine braunen Augen nahmen eine tödliche graue Farbe an... Kai sah ausdruckslos aus dem Fenster, hinaus in die finstere Nacht und wünschte sich, dass die 13 langen Tage des Wartens bereits vorbei wären... Zur selben Zeit in Whitechapel, in einer zwielichtigen Bar, trat Besitzer Johnathan Stark in den Raum für seine Ehrengäste ein. Das hinterlistige Grinsen wollte einfach nicht von seinen Lippen weichen und seine schmutzigen Gedanken kreisten einzig und allein um die Dinge, die er in den letzten Minuten hatte beobachten können. Neckisch leckte er sich über den Mund, als er den 20-jährigen Yuriy Thalian beim Rauchen erwischte und dieser sich gerade wieder sein Hemd anzog. »Was machst du denn hier?«, fragte Yuriy paffend. »Ich wollte nur hallo sagen, mehr nicht.«, antwortete Johnathan und ließ seinen Blick über das Sofa schweifen.»Was hast du grad gemacht?« »Als ob du das nicht wissen würdest.«, grinste Yuriy ebenso listig und knöpfte nur die letzten 5 Knöpfe seines weißen Hemdes zu. »Du hast uns doch zugeschaut, oder?« »Woher weißt du das?« »Ich habe gute Augen und ein Gespür für Voyeure wie dich.« »Ach so ist das? Na dann...« Der Russe zog einmal kräftig an seiner Zigarette und blies den Rauch dann in Jonathans Gesicht. »Hat es dir denn gefallen?« Er belächelte sein Verhalten nur. »Es war nicht schlecht. Du scheinst ja ziemlich viel für den Jungen übrig zu haben.« »Merkt man das?« »So ziemlich. Du siehst Kai mit anderen Augen an, als deine bisherigen Liebschaften.« »So etwas bemerkst du?« »Yuriy. Sag mir: Liebst du Kai?« Auf diese Frage hin, ließ er sich wieder in das Sofa fallen, lehnte sich gemütlich gegen das Leder und zündete sich eine neue Zigarette an. »Wieso fragst du?« »Aus Neugier.« Johnathan gesellte sich zu seinem Kunden und zückte sein eigenes Päckchen. Mit dem Mund zog er sich eine heraus und ließ sie sich von Yuriy anzünden. »Darf ich nicht fragen?« »Ich weiß nicht, ob ich ihn liebe. Ich vertraue ihm zumindestens.« »Wie sehr?« Lässig blies er den Rauch, der nach Menthol duftete, an die Decke. »Würdest du ihm dein Leben anvertrauen?« »Ja. Wir kennen uns schon seit wir Kinder sind. Wir sind in der selben Abtei aufgewachsen und haben unter anderem sehr viele Interesse gemeinsam.« »Du meinst wohl das Töten von Menschen?« »Das ist unser Beruf und nicht unser Hobby.« »Ändert das was an der Situation?« »Du kennst Kai nicht so, wie ihn kenne. Du hast gar kein Recht dir ein Urteil über ihn zu bilden.« Johnathan grinste verschlagen in sich hinein. >..13...< »Du hast Recht, Yuriy. Tut mir leid.« Der Brite schloss die Augen und musste wieder an die Szene denken, die sich in sein Gedächtnis gebrannt hatte. Er schmunzelte wieder. >Was ist nur aus dir geworden, Kai...? Was ist nur aus dir geworden...< »Ich muss dann los.«, sagte sein Gegenüber und schnappte sich seine Jacke vom Haken.»Ich überweise dir das Geld dann aufs übliche Konto.« »Mach das.«, entgegnete Johnathan und sah zu, wie Yuriy die Tür hinter sich schloss. Just in diesem Moment ertönte die Stimme eines Fremden im Raum, gedämpft, gerade so, als käme sie aus einem Telefon. »Er scheint wirklich nichts zu merken.« »Nein. Alles im grünen Bereich. Kai hat die Wahrheit gesagt.« »Scheint so. Yuriy Thalian ist verliebt in ihren Spion?« »Das Gefühl habe ich auch.« »Basieren die Gefühle auf Gegenseitigkeit?« Für den Bruchteil einer Sekunde dachte Johnathan nach, ob er seinem Boss die Wahrheit sagen sollte. »Nein. Kai ist sehr professionell. Er spielt nur mit ihm.« »Sind sie sich sicher, Stark?« Die Stimme klang drängend. »Ganz sicher?« »Ja, das bin ich, sir.« Was für eine dreiste Lüge! »Sie können sich auf ihn verlassen. Er wird sie nicht enttäuschen.« »Sehr gut, sehr gut...« Ende des 2. Kapitels Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Kapitel III 13 Tage später, 23 Uhr 15, Hafen von Tokyo, Halle 4 Der dichte Nebel zog an den beiden Gestalten vorbei, die am Eingang von Halle 4 warteten. Die eine, hochgewachsene und blasse, Person sah ungeduldig auf die Uhr. »Wo bleibt Yuriy?«, fluchte er auf russisch und sah dann zu dem Jungen, der ihn begleitet hatte. »Kai! Hatten wir nicht ausgemacht, dass wir uns um Punkt 23 Uhr hier treffen?« »Doch, dass hatten wir, Boris.«, antwortete Kai und zog sich sein Hemd wieder an. Der kalte Wind streifte sein hochrotes Gesicht und die dünnen Nebelschwaden verbargen die roten Blutergüsse an seinem Hals. Gedemütigt und gepeinigt sah er zu Boris hinauf, als er sich in den Wagen zurückzog, in dem jener ihn soeben vergewaltigt hatte; wenn man das so nennen konnte. Er hatte mit dem um 20 Jahre älteren Mann zwar freiwillig geschlafen, doch nur, um seine Mission nicht zu gefährden, die heute, in genau 30 Minuten ein Ende finden sollte. Kai hatte geglaubt, dass es das letzte Mal gewesen wäre, als Boris ihn vor just 13 Tagen in seiner Wohnung in London aufgesucht hatte, ihn ans Bett band und dann ganze 5 Stunden lang quälte. Es war schmerzhaft gewesen, doch schlimmer als der Schmerz war die Erniedrigung gewesen, die er über sich hatte ergehen lassen müssen. Vor genau 13 Tagen hatte er sich diese Narbe zugezogen, die am selben Abend von Yuriy entdeckt wurde und die nun mehr recht als schlecht, am Verheilen war. Als sein Blick seinen Oberkörper streifte, musste er schnell wegsehen. Er ekelte sich. Es widerte ihn an, Boris Kussmünder überall an seinem Körper verteilt zu sehen. An Stellen, an die er nicht denken wollte und an Stellen, an denen sie niemals hätten sein sollen! Es war kein Zufall, dass er Yuriy eine falsche Uhrzeit genannt hatte. Er sollte zu spät kommen. Das versteckte Mikro, dass er als Ohrring trug hatte alles live übertragen. Die Männer des FBI, für die er arbeitete, hatten alles mitangehört und als späteres Beweismittel aufgezeichnet. Seit Jahren war das FBI nun schon auf der Spur von Boris Ivanov, dem Menschenhändler, Auftragskiller und Drogenhändler. Doch nie hatte man ihn fassen können. In seiner Abtei in Russland, in der offiziell Beyblader ausgebildet wurden, trainierte er kleine Kinder zu professionellen Auftragskillern. Unter diesen Kindern waren auch er, Kai Hiwatari, und Yuriy Thalian gewesen, die sich Boris´höllischer Ausbildung zu unterziehen hatten. Dank ihm, war Kai ein Profi im Töten geworden, doch dann war es eines Tages geschehen: Bei einem Auftrag in Japan wurde er geschnappt und verhört. Man fand heraus, dass er für Boris arbeitete und unterbreitete ihm einen Vorschlag. Anstelle lebenslang ins Gefängnis zu wandern, sollte Kai dem FBI helfen, Boris zu stellen, damit er endlich seine gerechte Strafe bekommen konnte. Treu, wie Kai damals dem Russen ergeben war, weigerte er sich natürlich. Doch dann traf er den Mann, der alle Fäden in der Hand hielt, von dem alle Pläne stammten und der beim FBI als Genie hochgepriesen wurde. Kai war einer der wenigen, die sein Gesicht jemals zu sehen bekamen und er musste sich eingestehen, dass...dieser Mann recht ungewöhnlich war. Ohne Frage ein Genie, doch sein Verhalten und Aussehen waren merkwürdig. Aber das war nicht das Interessanteste an ihm, sondern dessen Wissen, was Kais Eltern anbelang. Alles, was Kai je über seine Eltern gewusst hatte, stammte von Boris. Ihm nach, starben sie in einer kalten Winternacht an Herzversagen und baten ihn, Boris, sich ihres Kindes anzunehmen. Das war die Geschichte, wie Kai in die Abtei gekommen war. Aber der Mann, der sich als L vorstellte, wusste mehr. Weitaus mehr... »Deine Eltern waren japanische Agenten des Geheimdienstes. Deine Mutter stammte allerdings aus Russland. Sie gebar dich in ihrer Heimat Moskau, um dich nach ihren Sitten großzuziehen. Wegen dir gab sie ihre Stellung als Special-Agent beim FBI auf. Dein Vater hingegen, arbeitete weiterhin an dem Fall Boris Ivanov. Er war geradezu besessen davon, diesen Mann ins Gefängnis zu bringen. Unglücklicherweise maß er sich zu viel an und...starb bei dem Versuch seine Familie vor Boris zu schützen.« Seit dem hasste Kai ihn. All die Jahre lang, hatte Boris ihn angelogen, war sogar Schuld am Tod seiner Eltern gewesen! Er hasste ihn! Deshalb entschied er sich, L zu helfen und war von dort an ein Spitzel des FBI. Seit diesem Tag waren nun 5 Monate vergangen. 5 endlos scheinende Monate, in denen viel passiert war. Sehr viel... »Was hast du, Kai?«, drängt sich Boris´russischer Akzent an sein Ohr. Wie sehr er doch diese widerliche Stimme verabscheute! »Du siehst so blass aus.« »Es ist nichts...«, flüsterte Kai unbeabsichtigt. »Alles okay.« »Ich hoffe du lügst mich nicht an.« Boris´ Arme drückten den Jungen auf die Rücksitze seines Wagens. Mit einer schnellen Handbewegung schloss er die Tür, sperrte die Kälte aus und blickte mit hungrigen Augen auf seinen Schüler. Erneuter Ekel stieg in dem jungen Mann auf. >Nicht schon wieder...bitte!< Boris Hand fuhr über den sehnigen Oberkörper und strich sanft an seinem Hals entlang. Sein Bein schob sich zwischen Kais und drückte leicht zwischen dessen Schritt. >Du verdammter Dreckssack!<, dachte er sich verzweifelt, versuchte seine Furcht und seine Abscheu ihm gegenüber zu verbergen. >Nicht noch einmal...< Wieso gerade er? Warum? Hatte er denn noch nicht genug? Kai fragte sich, ob Boris sich nur an ihm vergriff oder hatte er sich Yuriy auch schon genommen? Nein...Yuriy war nicht der Typ dafür. Er war dominant. Boris musste wissen, dass er mit Yuriy kein leichtes Spiel haben würde...nicht so wie mit ihm. Er war ihm ausgeliefert. Kai hasste es, sich so schwach zu fühlen und nichts tun zu können. Am liebsten hätte er dem Älteren eine Kugel in den Kopf verpasst und seine Leiche irgendwo verscharrt! Oder besser noch! Ihn am Besten kastrieren lassen, sodass er nie wieder einem Jungen so etwas antun kann! Boris Ivanov war ein Widerling, ein Pädofiler! Es würde ihn nicht wundern, wenn er in seiner Freizeit im Internet nach neuen Opfern suchte, die er verführen konnte! Ein Blitz durchfuhr den jungen Mann, als dessen Hand über seinen Unterleib strich und immer weiter nach unten zu wandern drohte. Ein berechenbares Lächeln spiegelte sich in den Fensterscheiben des Wagens wider ,welche sich langsam wieder beschlugen. »Als du ein kleiner Junge warst, Kai...hätte ich nicht gedacht, dass aus dir jemals so ein prächtiger Mann wird...«, sagte Boris und leckte sich über den Mund. >Als ich ein kleiner Junge war, nahmst du mir meine Familie und die Möglichkeit ein normales Leben du führen, du Schwein!< »Es muss ein Wink des Schicksals gewesen sein, als dich deine Mutter mir anvertraute...« >Anvertraute?! Du hast sie ermordet!< »Du hast die gleichen wunderschönen Augen wie sie...« Dieser Satz überraschte ihn. Er hatte noch nie ein Bild von seinen Eltern gesehen. Sah er seiner Mutter wirklich so ähnlich? »Aber dieses Gesicht...das erinnert mich an deinen Vater...« »Wie...wie waren meine Eltern so?«, flüsterte Kai, in der Hoffnung mehr über sie in Erfahrung zu bringen. Es war das erste Mal, dass Boris über seine Eltern sprach. Er musste die Chance nutzen! »Dein Vater...nun ja. Ich kannte die beiden ja nicht sonderlich gut, doch er war ein Trinker, das sah man ihm sofort an.« >WAS?!< »Dein Vater war Russe und dem Wodka verfallen. Wahrscheinlich auch arbeitslos. Aber nun ja...im Prinzip ein Versager, dass er einen Jungen wie dich zeugen konnte, muss Zufall gewesen sein.« Boris küsste zart den Bauch des unter ihm liegenden. Kai schloss die Augen. >Lügner! Lügner! Lügner!< Es traf ihn wie der Schlag. Selbst jetzt noch log Boris ihn schamlos an! Sein Vater war kein Trinker! Er war nicht arbeitslos und er war vor allem kein Versager! »Doch warum fragst du, Kai? Dich haben deine Eltern doch sonst nie interessiert...« »Es sind nun mal meine Eltern. Irgendwann will wohl jedes Kind etwas über sie wissen, nehme ich an.« Traurig sah er an die Decke des Mercedes, blendete alles um ihn herum aus. So wie er es immer tat, wenn Boris... Er versuchte nicht mehr an den Schmerz zu denken, der ihn zerriss, als Boris sich über ihn beugte und sein Gesicht erregte Züge annahm. Er sah ihn nicht an, kniff die Augen zusammen und tat so, als wäre er an einem anderen Ort. Irgendwo, wo es schön war: Wo keine Gewalt herrschte, wo er nicht allein war und wo helles Licht seine Lider streichelte. Als es vorbei war, Boris erschöpft aus dem Wagen stieg und Kai wieder aufatmen konnte, zog er sich schnell an und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Leise Tränen fielen zu Boden. Sein Körper schmerzte, sein Herz pochte, seine Hände zitterten... Was wohl die Agenten dachten, die an einem sicheren Ort alles mitverfolgten? Bemitleidigten Sie ihn oder war es ihnen egal, weil sie alles in Kauf nahmen, nur um Boris fassen zu können? Was dachten Sie? »Kai! Komm raus! Yuriy ist da!«, rief Boris ihn hinaus. Gut, dass Yuriy erst jetzt kam. Wäre er einige Minuten früher gekommen, hätte er ihn in einer Situation erwischt, die ihm mehr als peinlich gewesen wäre. Kai wollte nicht, dass der Mann, den er seit über 15 Jahren kannte, wusste, dass er mit ihrem gemeinsamen Ausbilder schlief. Nie im Leben. Er stieg wie befohlen aus und musste sogar grinsen, als Yuriy freudig strahlend auf ihn zukam. »Hallo.«, grüßte er. »Hallo.«, war die schwache Antwort. »Tut mir Leid wegen der Verspätung.«, entschuldigte er sich bei Boris und blickte ihn kalt an. Nur Kai schenkte er sein warmes und herzliches Lächeln, nur ihm. »Ich hatte noch etwas zu erledigen.« »Das war das letzte Mal, Yuriy. Verstanden?«, mahnte er wütend. »Wir treffen uns heute mit einem wichtigen Kunden. Wir können uns keine Verspätungen leisten.« »Ich habe verstanden, Boris.«, entgegnete Yuriy ernst. »Es wird nicht wieder vorkommen.« >Das wird es in der Tat nicht, weil heute euer letzter Tag sein wird...heute kriegen sie euch. Das Spiel ist aus, Boris. Heute..wirst du zur Rechenschaft gezogen!<, waren Kais Gedanken. »Gehen wir rein.«, befahl jener und überprüfte noch einmal die Zeit. »Es wird Zeit.« Yuriy ließ sich zurückfallen, als die drei Halle 4 betraten und gesellte sich zu Kai. »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er im besorgten Ton und legte seinen Handrücken auf Kais Stirn. »Du glühst ja richtig. Bist du krank.« »Nein, es geht mir gut. Mach dir keine Sorgen.«, log er und entzog sich rasch Yuriys Berührung, aus Angst, er könnte etwas merken. Unglücklicherweise entging diesem nicht, dass sein Partner versuchte Abstand aufzubauen. Irgendetwas bedrückte Kai, das spürte Yuriy einfach. Doch, was war es? Die Halle war dunkel, leer geräumt und groß. Die drei Auftragskiller bewegten sich im Schatten auf die Mitte der Halle zu und Boris lächelte grimmig, als er in der Dunkelheit zwei Gestalten ausmachte. Eine kleine Glühlampe, an der Decke aufgehängt, war die einzige Lichtquelle in dem großen, finsteren Raum und erhellte nur schwach die Gesichter der 5 Männer, die die Kunden waren. Fein angezogen, in schwarzen Anzügen und weißen Hemden standen sie da, auf ihn und seine Killer wartend. »Guten Abend.«, grüßte Boris die 5 Men in Black höflich. »Wo ist Tanaka-san?« Tanaka-san war der Mann, mit dem Boris das eigentliche Geschäft machen wollte. »Er wird jeden Moment kommen.« Wie auf Stichwort, trat aus dem Nichts ein junger Mann hinter den Männer auf und kratzte sich am Kopf. Er musste im selben Alter wie Kai sein, dachte sich Boris, erstaunt über Tanaka-san, den er sich immer anders vorgestellt hatte. In Sportschuhen, lässigen Jeans und einem roten Pullover stand er nun vor ihm, die dunklen blauen Augen sahen ihn direkt an und ängstigten ihn ein wenig. Sie waren tief und abgründig... »Sie sind Tanaka-san?«, fragte er den jungen Burschen, um sicher zu gehen. »Gehe ich richtig in der Annahme, dass sie folglich Boris Ivanov sind?«, entgegnete der Junge, den Blick nicht von ihm wendend. »Ja.. Ich bin Boris Ivanov.«, bestätigte er. »Ich habe mir Sie anders vorgestellt.« »Ja? Das sagen viele.« Kai sah ihn zum ersten Mal seit 5 langen Monaten wieder und musste feststellen, dass er sich kein bisschen verändert hatte. Seine Erscheinung war komisch wie immer und sein Auftreten mysteriös und verunsichernd. L, war sein Name, auf den er hörte... »Kommen wir gleich zum geschäftlichen, Tanaka-san.« »Wie Sie wünschen, Boris.« »Ich habe die gewünschten Informationen, die Sie von mir haben wollten und die Fracht, dürfte in wenigen Minuten einlaufen.« >Die Fracht...<, dachte Kai und musste grinsen. Bald würden sie Boris haben...bald war es soweit. >Die Fracht, damit meinst du wohl die chinesischen Billigarbeitskräfte, die du hierher schmuggelst und die Drogen, die sie im Gepäck haben!< »Sehr gut, sehr gut...« , sagte Tanaka ausdruckslos. »Und die...andere Ware?« »Habe ich dabei.«, grinste Boris zufrieden. Er ließ seine Hand in die Innentasche seines Mantels gleiten und holte ein großes, weißes Päckchen heraus. »Es war nicht gerade einfach, so viel Stoff aufzutreiben. Ich hoffe, sie können ihn auch bezahlen.« »Geld spielt keine Rolle...« »Wie viele Arbeiter sind hier her auf dem Weg?« »500 in 3 Containern.« Das diabolische Grinsen wurde immer breiter. Kai sah zu L. Wie konnte er nur so ruhig bleiben, angesichts dieser Verbrechen? Das er und Yuriy nicht davon geschockt waren, war verständlich, aber dass ein Außenstehender so gelassen blieb, konnte doch nicht ganz normal sein! »Aus welcher Gegend?« »Die meisten aus Europa. Russland, Polen, Kasachstan...sie verstehen schon.« »Ich verstehe sehr gut.« L´s tiefblaue Augen beobachteten geschickt Boris´Verhalten, analysierten jede kleinste Bewegung und warteten den Augenblick ab, wo es am günstigsten war, die Razzia zu starten. »Gibt es noch etwas, dass ich wissen sollte, Boris?« Dieser zog die Augenbraue hoch. »Nein, nicht das ich wüsste, Tanaka-san. Ich bin ein ehrlicher Mensch, wenn es ums Geld geht.« »Wer sind diese beiden dort?« Tanaka wies auf die beiden jungen Männer hinter ihm. »Meine Eskorte. Sie haben ihre doch auch mitgebracht.« »Für den Fall der Fälle.« »Ich ebenso.« Boris glaubte doch tatsächlich ein gutes Geschäft abzuwickeln. Kai sah zu L, Yuriy verfolgte diesen Blick und sah, wie Tanaka seinem Partner zunickte. Das war das Zeichen...! Ende des 3. Kapitels Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Kapitel IV Die 5 Männer hinter L zogen blitzschnell ihre Waffen und richteten sie auf Boris. Dieser reagierte ebenso schnell und konnte so seine eigene Waffe zur Verteidigung ziehen. Yuriy und Kai taten es ihm gleich, Letzter behielt dabei L immer im Blick. »Sie sind festgenommen, Boris Ivanov. Sie werden des Menschenhandels, Drogenhandels, des Mordes und der Vergewaltigung angeklagt!«, rief einer der schwarz gekleideten Männer. »Das FBI...«, grinste Boris teuflisch. »So sieht man sich also wieder...« Seine Augen wanderten zu seinem Kunden Tanaka. »Sie sind nicht Tanaka, oder?« »Nein, da muss ich sie enttäuschen.«, antwortete L, blieb außergewöhnlich ruhig, obwohl Boris seine 9 mm auf ihn richtete. »Wer sind sie?« »L.« »L?« Yuriy zielte auf den Schwarzhaarigen, seine Adleraugen fixierten ihn, seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Mit dem FBI hatte der junge Russe nicht gerechnet! Sie waren direkt in ihre Falle getappt und befanden sich nun in einer schwierigen Situation. Wie sollten sie das Lagerhaus unverletzt verlassen? Das FBI hatte ihre Männer sicherlich schon rund um das Gebäude postiert. Die 5 Männer hier waren leicht auszuschalten. Das schien nicht das Problem zu sein. Er war ein guter Schütze. Und Boris und Kai sollten auch keine Probleme haben, die anderen zu töten. Kai....sein Blick vorhin...und das Nicken dieses Mannes, namens L ...hatte das was zu bedeuten? Sie...sahen sich so vertraut an...als ob alles geplant gewesen wäre... »Ergeben Sie sich freiwillig, Boris, dann können wir ruhig dieses Lagerhaus verlassen.«, schlug L vor. »Reden sie doch keinen Unsinn. Ich bräuchte nur meinen Zeigefinger zu bewegen und sie wären Geschichte.« »Sie werden mich nicht erschießen.«, sagte L sicher und blickte ihn mit seinen tiefen Augen an. »Dafür sind Sie viel zu neugierig.« »Neugierig? Worauf?« »Darauf zu wissen, wer sie verraten hat.« Boris´ Blick veränderte sich. >Verraten?< Er wagte es nicht seine Augen von L abzuwenden, doch insgeheim wollte er zu Kai und Yuriy blicken. Hatten sie ihn verraten? »Sie sind interessiert, habe ich Recht?« »Keineswegs.«, log Boris. >Wer hat mich verraten? Wem kann ich nicht mehr trauen? Ist es Kai..oder Yuriy?< »Sie haben schon eine Ahnung, wer sie verraten haben könnte, Boris. Wollen Sie denjenigen nicht vielleicht darauf ansprechen?« L ging einen Schritt zurück und sah zu Yuriy. Ein kluger Schachzug, denn Boris verfolgte diesen Blick und landete bei jenem. >Yuriy?!< Dieser sah wie Boris ihn anschaute. Voller Panik und Entsetzen. »Ich habe dich nicht verraten, Boris!«, warf er sofort ein. »Der Kerl lügt!« »Das würde ich an ihrer Stelle auch behaupten.«, entgegnete L locker. Er vermied es geschickt den wahren Spion anzusehen. »Yuriy? Du?« »Nein! Boris! Du darfst ihm nicht glauben! Er versucht dich nur zu verunsichern!« »Was glauben Sie, Boris? Sind das nicht genau die Worte, die ein Spion zu ihnen sagen würde, damit seine Deckung nicht auffliegt?« »Halt den Mund!«, blaffte Yuriy ihn an. »Sonst blase ich dir Hirn raus!« L schwieg. Doch dieses Schweigen war unerträglich. So wie L ihn ansah, mit diesen kalten, blauen Augen lief es ihm finster den Rücken entlang. Yuriy schluckte schwer, als wenn ein großer Klotz ihm die Luft abschnüren würde. »Keinen Schritt weiter.«, sagte er drohend, als L wieder einen Schritt nach hinten ging. Nun richteten Boris und Yuriy ihre Waffen auf den jungen Mann. Gebannt auf das, was als nächstes geschehen würde. Kai erkannte den günstigen Moment, ließ seine Pistole lautlos sinken und stürzte sich auf den älteren Russen. Die Nahkampf-Techniken, die jener ihm beigebracht hatte, machten sich nun bezahlt. Kais geübte Hände umschlossen Boris´Handgelenke, drückten sie brutal gegen seinen Rücken und sein Knie schlug sich heftig in dessen Rücken. Im selben Moment erstarrte Yuriy zu Stein; dieser Moment der Unaufmerksamkeit nutzten die Agenten des FBI und entwaffneten den jungen Russen, drückten ihn ebenfalls zu Boden. »Wir haben sie.«, sagte L und zog sich mit einem Mobiltelefon in die Finsternis zurück. Während seine Agenten die zwei Russen die Handschellen anlegten, Kai sich erschöpft und vor Freude leise weinend, niederkniete, sprach L mit seinem Vorgesetzten: »Ist alles nach Plan verlaufen?«, fragt die Stimme am anderen Ende der Leitung. »Ja, ist es.«, antwortete L und riss sich die schwarze Perücke vom Kopf. Zum Vorschein kamen rote, lange Locken. »Es war einfacher als gedacht.« »Ich danke dir für deine Unterstützung, Yukari.«, sagte die Stimme. »Ich hoffe es gab keinerlei Probleme.« »Ach was.« Die Person, bei den Übrigen als L bekannt, nahm ein Tuch aus der Hose und wischte sich das Make-up vom Gesicht. Die bleiche Haut verschwand, die jungenhaften Gesichtszüge wichen einem weiblichen Aussehen und durch das vorsichtige Entfernen der blauen Kontaktlinsen, kamen die wunderschönen grünen Augen zum Ausdruck. Der junge Mann entpuppte sich als junge, attraktive Frau, die sich den weiten, roten Pullover auszog und ihn durch ein eng anliegendes Tanktop ersetzte. »Es gab keine Probleme. Sie haben wirklich alle gedacht, dass ich L wäre.« »Das wundert mich nicht, immerhin kennt niemand mein Gesicht.« »Oder deinen wahren Namen, nicht...L?« »Das ist wohl wahr.« Belustigt lächelte die 20-jährige Schauspielerin und Bekannte des Fremden in sich hinein, schüttelte sich das volle Haar aus und trat durch eine Hintertür aus der Halle. Sie blickte in die tiefe Nacht hinaus. Es war alles glatt gelaufen. Niemand hatte ihr plötzliches Verschwinden vom Tatort bemerkt und niemand hatte ihr Fragen gestellt. Es war keine neue Erfahrung für sie gewesen, sich für jemand anderen als sich selbst auszugeben, immerhin war das ihr Beruf. Doch das war das erste Mal, dass sie so einen...merkwürdigen und einzigartigen Charakter zu verkörpern hatte. L, war sein Name. Ein Genie der japanischen Polizei, dass gelegentlich für das amerikanische FBI arbeitete. L, war ein Mysterium. Niemand kannte sein Gesicht oder seinen wahren Namen. Man wusste von ihm nur, dass er bisher jeden Fall gelöst hatte. Jeden. Er hatte den Fall Boris Ivanov mit einem müden Lächeln angenommen, als das FBI ihn um seine Unterstützung gebeten hatte, weil sie es selbst nach 5 Jahren nicht schaffen konnten, die Verbrechen, die jener in ihrem Land ausübte, zu unterbinden. L hatte ihnen versichert, dass er Boris stellen würde und so war es dann ja auch geschehen. Auch wenn seine Methoden etwas ungewöhnlich waren, so waren sie doch genial und effektiv. Selbst für einen Laien wie Yukari, die nun wirklich nichts von Politik oder Kriminalität verstand, stand fest, dass L sehr gut in dem war, was er tat. Er war ein Genie. »Was ist mit unserem Spion?« fragte L, sich den Kaffee vom Tisch nehmend. »Wie ist seine Verfassung?« »Relativ gesehen. Er ist ziemlich angeschlagen.« »Stark soll ihn ins Hauptquartier bringen und auf weitere Instruktionen von mir warten.« »Hast du etwas Besonderes mit dem Jungen vor?« »Er ist der Sohn von Masaru Hiwatari, einem ehemaligen Geheimagenten unseres Landes. Ich möchte ihn mit dem Partner seines Vaters bekannt machen.«, antwortete L, während er sich die Akte von Maseru Hiwatari auf den Schoß legte und die Seiten durchging. »Vielleicht wird Kai ja das Erbe, dass ein Vater ihm hinterlassen hat, fortsetzen.« »Das bezweifle ich stark. Der Junge wurde zum Auftragskiller ausgebildet. Er wird mit Sicherheit kein Interesse haben, sich der Polizei anzuschließen.« »Er hat allerdings keinen Ort mehr, an dem er zurückkehren kann oder den er als sein Zuhause bezeichnen könnte.« Yukari schwieg. Wenn sie daran dachte, dass nun die zwei Einzigen Menschen, die ihm seit seiner Kindheit als Familie gedient hatten, ins Gefängnis wanderten, wurde ihr schwer ums Herz. Der Junge war wirklich allein, so wie L es gesagt hatte. Er hatte niemanden zu dem er gehen konnte... »Du sorgst dich ziemlich um den Jungen, woran liegt das?« »Ich habe dem Partner seines Vaters versprochen ein Auge auf ihn zu werfen.« »Verstehe. Nun ja. Auf jeden Fall sollte er erst einmal ins Krankenhaus und sich untersuchen lassen. Du weißt warum...« »Natürlich weiß ich das.« Von einem Monitor aus und einem Abhörgerät, dass direkt mit dem versteckten Mikrofon in Kais Ohrring verbunden war, konnte der junge Japaner alles mit verfolgen. Der große Monitor zeigte das Innere der Halle und wie die Agenten dabei waren, die zwei Festgenommenen hinaus zu führen. Kai war der Einzige, der still da stand und den Blick gen Boden gerichtet hatte. >Du musst fertig sein, Kai. Für mich ist dieser Fall erledigt, doch für dich fängt der Horror erst an. Du verlierst die einzigen Menschen, die dir im Leben je wichtig gewesen waren und für die du nur noch Hass und Abscheu empfinden kannst. Doch...gilt das auch für Yuriy? Hasst du ihn auch so sehr wie Boris für das, was er dir angetan hat? Dein Verhalten ihm gegenüber war anders, als erwartet. Es sieht so aus, als wenn er dir ans Herz gewachsen wäre. Bedeutet er dir viel, Kai? Wenn ja, wie wirst du seinen Verlust verkraften? Wirst du tatenlos zusehen können, wie wir den Menschen einsperren, den du liebst? Was wirst du tun? Ich behalte dich im Auge, Kai. Auch wenn du der Sohn von Hiwatari sein solltest, so bist du immer noch ein Krimineller und gehörst eigentlich ins Gefängnis. Denke nicht, dass alles nun ein Ende hat...nicht für dich.< »L? Bist du noch dran?« »Ja, bin ich.« »Was soll ich jetzt machen? Kann ich gehen oder brauchst du mich noch?« »Nein, du kannst gehen. Danke nochmal für deine Hilfe.« »Immer wieder doch.« »Du findest einen Umschlag in deinem Briefkasten. Darin ist eine kleine Belohnung für dich enthalten.« »In Ordnung. Vielleicht sehen wir uns ja...« Doch L hatte bereits aufgelegt. Ende des 4. Kapitels Epilog: Kapitel 5 ----------------- Letztes Kapitel »Kai, du Verräter!«, brüllte Boris laut in russisch, wandte sein wutentbranntes Gesicht seinem ehemaligen Schüler zu. »Wie konntest du nur?« »Das gleiche könnte ich dich fragen, Boris! Wie konntest du dich an mir vergreifen?! Du perverses Schwein!«, antwortete Kai ihm in derselben Sprache, die die japanischen Polizisten nicht verstehen konnten. »Du bist so ein Widerling, Boris...« »Jetzt sag nicht, dass es dir nicht auch gefallen hat...Kai.«, grinste jener, wobei es dem Jungen eiskalt den Rücken hinunterlief. »Du hast mich vergewaltigt...wie soll mir das gefallen haben?!« Kai war kurz daran auf den Älteren loszugehen und ihm ins Gesicht zu schlagen, hätten ihn die Beamten nicht im allerletzten Moment zurückgehalten. »Vergewaltigt? Du übertreibst, mein Junge. Du hast es genossen, dass habe ich an deinem Gesicht gesehen, wenn du jedes Mal gekommen bist...«, sagte Boris diesesmal in japanisch. Die Beamten, erschrocken über diese Worte blickten den jungen Halbrussen an. Die Schamesröte war in dessen Gesicht gestiegen. »Es reicht Boris.«, erklang auf einmal die Stimme eines Bekannten. »Führt ihn ab.« Ein Mann, Brite mittleren Alters und ebenfalls L unterstellt, stieß auf die kleine Gruppe Beamten und Kai zu. Ein kurzes Nicken von ihm und man führte Boris samt Yuriy hinaus. Kai sah ihn an, traf dessen betroffenen Blick und beide wusste haargenau, was der jeweils andere in diesem Augenblick dachte: >Vergewaltigt? Wieso hast du mir das nie erzählt?< >Ich konnte es dir nicht sagen...ich hatte Angst.< >Ich hätte dir geholfen. Ich hätte dir beigestanden. Du konntest mir doch vertrauen!< >Wie hätte ich dir denn erklären sollen, dass ich von dem Mann, der uns beide aufgezogen hatte, missbraucht wurde? Ich konnte und durfte es dir nicht sagen.< >Stammt diese Narbe dann...auch von ihm?< >Ja...< >Hat er dich an diesem Abend...auch...< >Ja. Mehrmals. Es war so schrecklich, Yuriy. Ich konnte nichts anderes tun, als an diesem Abend zu dir zu flüchten. Ich hatte mich so elend gefühlt. Ich hatte einen Auftrag zu erfüllen, um diesen Mistkerl endlich ins Gefängnis zu bringen. Aber ich konnte nichts sagen, weil ich sonst Gefahr gelaufen wäre, aufzufliegen. Es tut mir leid.< >Hast du mir deshalb heute eine falsche Uhrzeit genannt?< >Ich hatte gehofft, wenn ich dich von diesem Ort Fern halten könnte, dann würde dir nichts passieren...Ich hätte niemals gewollt, dass sie dich kriegen. Nicht dich, Yuriy...< Ihre Blicke verloren sich, als man ihn und Boris aus der Halle führten und mit ihnen aufs Präsidium fuhr. Es war geschafft. »Ist alles okay?«, fragte Johnathan Stark und legte seinen Arm um Kai. »Wie geht es dir?« »Den Umständen entsprechend.«, flüsterte dieser. Auf einmal fühlte er sich hilflos und allein gelassen. Niemand war mehr da. Niemand. »Ich habe den Befehl dich aufs Revier zu bringen, Kai.« »Befehl? Von wem?« »L.« »L...genau. Wo ist er eigentlich?« Erst jetzt bemerkte er das Fehlen des Mannes, der die Razzia geplant hatte. Kai sah sich um, konnte jenen allerdings nicht bemerken. Johnathan grinste in sich hinein. »Ich bezweifle, dass das überhaupt der wahre L war, der mit uns Boris festgenommen hat...« »Was?« »Du musst wissen. NIEMAND kennt L´s Gesicht. NIEMAND hat ihn jemals zuvor gesehen. Wirklich NIEMAND.« »Soll das heißen...?« »Ja, exakt das. Wahrscheinlich war das nur ein Untergebener, der sich als L vorstellen und die Ermittlungen leiten sollte. L tritt nie persönlich in Erscheinung. NIE.« Wenn das nicht L war, mit wem hatte er sich dann von vor 5 Monaten getroffen? Wer war das gewesen? »Na ja. Mach dir allerdings keine Hoffnungen L jemals persönlich kennen zulernen. Es war mit Sicherheit auch das letzte Mal, dass wir den Mann, der sich als L uns vorgestellt hat, zu sehen bekommen haben.« Kai nickte. Er war zu erschöpft, um darüber nachzudenken, was aus ihm, L oder wer jetzt auch wer war, geworden ist. Er wollte nichts weiter tun, als sich auszuruhen. Er hatte es sich verdient... »Wir müssen vorher aber noch ins Krankenhaus.«, sagte Johnathan, den Körper des Jungen fester an sich drückend. »Die müssen da einige Tests mit dir machen.« »Tests?« Kai wollte sich darüber keine Gedanken machen. »Was für....?« Doch dann fiel es ihm wieder ein. »Ach so...die Tests...« »Sicher ist sicher...« Johnathan sah ihn schweren Herzens an. Wie viel Leid hatte dieser Junge wohl noch durchzumachen bis er endlich seine Ruhe finden konnte? Was würde noch auf ihn zukommen, jetzt, da Boris und Yuriy für sehr lange Zeit ins Gefängnis gingen? Zu wem würde Kai gehen? Würde er je wieder zu irgendwem Vertrauen fassen können? Johnathan machte sich Gedanken um die Zukunft des Jungen, doch es blieb ihm nichts weiter übrig, als L´s Anweisungen zu folgen und Kai in die Hände von Seishiro Kumada zu geben, dem ehemaligen Partner seines verstorbenen Vaters. Dieser sollte sich um ihn kümmern, ihn in ein normales Leben integrieren und ihn vielleicht sogar...in die japanische Polizei einführen. Vielleicht würde Kai ja wirklich das Erbe seines Vaters antreten und für Gerechtigkeit sorgen. Vielleicht schlummerte in ihm das selbe, gutherzige und patriotische Herz seines Vater... Vielleicht würde Kai eines Tages auf die Ereignisses der letzten Monate schmerzlos zurückblicken können. Vielleicht... Doch das, ist eine andere Geschichte. Ende des letzten Kapitels Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)