Possum, sed nolo! von desert ================================================================================ Kapitel 12: Dunkelheit ---------------------- Sie wusste nicht, was schlimmer war. Die Dunkelheit oder das Warten. Ohne die leuchtenden Zeiger ihrer Armbanduhr hätte sie nicht einmal sagen können wie lange sie hier schon saß und wartetet auf... sie wusste ja noch nicht mal auf was sie wartete. Verdammt! Wütend hieb sie mit der Hand auf die Matratze. Mittlerweile war sie von ihrem Platz neben der Tür wieder auf die Pritsche umgezogen, da die Kälte und Feuchtigkeit des Bodens auf Dauer nicht auszuhalten gewesen war. Seit fast sieben Stunden saß sie hier nun schon fest. Die Zeit, in der sie bewusstlos gewesen war, nicht mit eingerechnet. Zur Hölle, was sollte das Alles? Nein, nicht die Dunkelheit war das Schlimmste. Oder die Kälte. Viel schlimmer war die Ungewissheit. Wer hatte sie hier her gebracht? Und vor allem warum? Sollte sie tatsächlich, nachdem sie jahrelang erfolgreich gegen die Outrider gekämpft hatte, jetzt einem gewöhnlichen Psychopathen zum Opfer gefallen sein? Das war doch lächerlich! Schließlich war sie eine ausgebildete Kämpferin, niemals hätte man sie einfach so überrumpeln können. Allerdings sprachen die momentanen Umstände leider dagegen. Ihr gesunder Menschenverstand sagte ihr, dass mehr dahintersteckte. Aber was nur? Hatte sie sich außer den Outridern noch andere Feinde gemacht? Ihr fiel niemand ein, der zu so drastischen Maßnahmen greifen würde. Oder ging es vielleicht gar nicht um sie persönlich, sondern um ihren Vater? Ein Mann in seiner Position hatte doch immer Gegner und Feinde. War sie einfach nur Mittel zum Zweck? Wollte man ihn mit Ihrer Hilfe erpressen oder sich an ihm rächen? Frustriert schüttelte sie den Kopf. Sie drehte sich im Kreis und fand doch keine Antwort. Hätte sie sich doch nur heute morgen etwas Wärmeres angezogen als Shorts und ein Trägershirt. Die Flipflops waren auch nicht gerade hilfreich bei diesen Temperaturen. Aber sie hatte ja schließlich nur kurz frühstücken und nach Fireball schauen wollen. Wer hätte gedacht, dass sie hier heute enden würde? Fireball! Schmerzhaft erinnerte sie sich an ihrer letzte Begegnung. Wobei man man nicht wirklich von einer Begegnung sprechen konnte, dachte sie sarkastisch. Schließlich hatte er sie ja nicht einmal wahrgenommen. Dafür war er viel zu sehr mit dem Sternenkapitän beschäftigt gewesen. "Ach Bullshit!", schalt sie sich selbst laut. Sie kannte Fireball. Er würde sie nie so hintergehen und benützen. All die Jahre war er ihr Kollege, Ihr Kamerad, ihr bester Freund und ihre Stütze gewesen. Und seit letzter Nacht... ja, so wie er sie letzte Nacht berührt hatte und die Worte, die er ihr ins Ohr geflüstert hatte - all das sagte ihr, dass er es ernst mit ihr meinte. Auch wenn ihr keine einfiel, es musste dafür eine logische Erklärung geben! Ob ihm schon aufgefallen war, dass sie verschwunden war? Oder Ihren Kollegen? Wie lange würde es wohl dauern, bis sie sich auf die Suche nach ihr machen würden? Denn, dass sie ihre Navigatorin suchen würden, stand für April ganz außer Frage. Und natürlich auch, dass sie sie finden würden. Die Frage war nur: wann?! Aber so lange konnte sie doch nicht einfach hier sitzenbleiben und nichts tun. Das ging einfach gegen ihre Natur! Irgendjemand musste sich doch mal langsam blicken lassen! Fluchend zog sie die Decke enger um sich. Niemand war bisher vorbei gekommen. Niemand hatte ihr etwas zu Essen oder zu Trinken gebracht. Wie lange konnte ein Mensch eigentlich ohne Lebensmittel überleben? Sie wusste das man längere Zeit ohne Nahrung auskam, aber wie sah es mit Wasser aus? Na ja, daran sollte es ja wohl nicht scheitern in diesem Loch. Feuchtigkeit war hier zu genüge. Im Notfall musste das wohl oder übel reichen. Seufzend erhob sie sich von ihrem Platz und ging systematisch erneut den kleinen Raum ab. Vielleicht war ihr ja bei Ihren vorherigen Rundgängen etwas entgangen. Wenn es nur nicht so dunkel gewesen wäre und sie mehr sehen könnte. Langsam und vorsichtig tastete sie die Wände ab, aber nirgendwo war eine Öffnung, ein lockerer Stein oder eine brüchige Stelle. Das Mauerwerk schien Massiv zu sein. Verflucht, hier kam sie definitiv nicht raus. Zögernd ging sie zu der Stange um sie genau in Augenschein nehmen zu könne. Sie war aus Eisen und fest in der Decke und dem Boden verankert. Da half auch kein Rütteln und Zerren. Die verflixte Stange bewegte sich keinen Millimeter. Verzweifelt ließ sie sich wieder auf der Pritsche nieder. Ihr Blick viel wieder auf die schwachen Umrisse der Stange. Wofur sie wohl da war? Lieber wollte sie es sich nicht vorstellen! Es fiel ihr schwer, es sich selbst einzugestehen, aber sie hatte Angst. Fürchterliche Angst sogar. Ohne Tageslicht und Ausgang fühlte sie sich wie lebendig begraben. Auf einmal vernahm sie ein Geräusch. Was war das? Kam da jemand? Wurde sie endlich von Ihrer Unwissenheit erlöst? Nein, das klang nicht nach Schritten, eher wie .... sie konnte es einfach nicht genau einordnen. War es Wasser? Oder konnte sie einen Sturm von draußen hören? Angestrengt lauschte sie dem Geräusch. Bedeutete es Hilfe oder Unheil? Es klang wie... Plötzlich wusste, sie was es war... Gas! jemand füllte den Raum mit Gas. Verzweifelt hielt sie sich die Decke vor Mund und Nase, doch es gab kein entrinnen. Bitte Star Sheriffs, holt mich hier ganz schnell raus, flehte sie flüsternd, bevor sie das Bewusstsein verlor. Irgendetwas stimmte nicht. Sie musste wohl eingeschlafen sein. Nein, nicht eingeschlafen, sondern ...Mühsam versuchte sie ihre Gedanken zu sammeln und den Nebel aus ihrem Kopf zu vertreiben. Langsam setzte sie die Bruchstücke zusammen. Sie war entführt und in eine dunkle Zelle verschleppt worden, aber sie wusste nicht von wem. So weit, so gut. Aber warum hatte sie geschlafen? GAS! Ja, das war es. Man hatte den Raum mit Gas geflutet um sie zu betäuben. Schon wieder! Aber warum? Langsam gingen ihr die ganzen gehörig auf den Geist! Wie lange war sie wohl weg gewesen? Als sie versuchte einen Blick auf Ihre Armbanduhr zu werfen, musste sie feststellen, dass sie Ihre Arme nicht mehr bewegen konnte. Panik erfasste sie. Sie war bewegungsunfähig. Na ja, so ganz stimmte das nicht. Ihre Beine konnte sie strecken und bewegen, aber ihre Hände? Panisch bemerkte sie die Stange in Ihrem Rücken. Ihre Hände waren hinter ihrem Rücken um diese verdammte Stange gefesselt! Alles ziehen und zerren half nichts. Sie saß fest! Plötzlich vernahm sie ein leises Glucksen aus der Richtung, in der sie ihre Pritsche vermutete. Da amüsierte sich doch tatsächlich jemand über Sie! Angestrengt kniff die Blondine die Augen zusammen, aber sie konnte nichts erkennen. "Wer ist da?", verlangte sie zu wissen. "Wo bin ich? Was mache ich hier?" Aber sie erhielt keine Antwort. Wut keimte in ihr auf. "Verdammt noch mal, du kommst dir wahrscheinlich sehr stark vor im Dunkeln zu sitzen und eine wehrlose Frau zu entführen und fesseln. Zeig dich endlich, damit ich weiß mit wem ich es zu tun habe!" "So viele Fragen und Forderungen auf einmal.Tststs!" kam es leise zurück. Endlich ging das Licht an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)