April, April von jabba (Hasentage: Outtake zum Ersten - April) ================================================================================ Kapitel 1: April ---------------- April, April Es war einer diese Apriltage, an denen es Sommer und Winter zugleich hat. Am Morgen war Yannik ohne Jacke und nur mit Pulli zeitig aus den Hausgegangen. Das Amselpärchen, das neben den Kamin des Hauses brütete und ihren Morgengesang immer auf dem Verschlag an ihrer Schlafzimmerwand zelebrierte hatte ihn einfach nicht länge schlafen lassen. Gerne hätte er noch ein bisschen dagelegen, sich an Lukas gekuschelt und zugesehen, wie die Sonne ihre ersten Strahlen durch die Fenster schob. Doch er hielt es einfach nicht mehr aus, so untätig rumzuliegen. Manchmal bewunderte er Lukas richtiggehend, wie dieser alles um sich herum ignorieren konnte, die Decke über sich zog und einfach weiterschlief. Zum Mittagessen hatte sie in seiner Firma beschlossen den Frühling essengehenderweise bei Italiener zu 'feiern'. Das war, als die Sonne gegen halb elf heiß und brutzelnd in die Büros schien und sie sich sogar einen Tisch reservierten. Als es dann so weit war, wurde es mit jedem Stritt den das kleine Grüppchen außerhalb der geschützten Räumlichkeiten tat immer kälter und die letzten Schritte liefen sie frierend, um dem mittleren Schneesturm zu entkommen. Eine Stunde später sah das alles wieder ganz anders aus. Tulpen, Osterglocken, Krokusse und anderes Geblüm standen unschuldig in einer weißen Schneewiese und die tauenden Schneeflocken auf den Blättern funkelten um die Wette. Und flauschig und plustrig schrie der Schnee geradezu nach einer Schneeballschlacht. Seine Kollegen machten begeistern mit und kurz darauf tollten sich ein paar gestandene Marketingvertreter im Aprilschnee wie kleine Jungs. Frierend, mit hoch gezogenen Schultern und eiskalten Händen kamen sie lachend und scherzen aus ein er viel zu sehr überzogenen Mittagspause zurück und hatte allesamt vergessen, dass ihr Chef sich ja eigentlich seit einer halben Stunde mit ihnen Besprechen wollte. Nur halb zerknirscht ließen sie sie den nicht wirklich ernst gemeinten Rüffel über sich ergehen, der hauptsächlich darin bestand, warum man ihn denn nicht mitgenommen hätte. Seine dritte Schokoladentafel des Tages vernichtend langweilte Yannik sich den Rest des Tages vor drei Rechner, die er parallel neu aufsetzte. Die brauchten wie immer zu viel Aufmerksamkeit um sie alleine zu lassen, aber zu wenig um wirklich was zu tun zu haben. Yannik Gedanken glitten ab zu Lukas und er sinnierte, was diesem wohl alles durch den Kopf ginge. Am Wochenende würden sie zusammen seine Schwester besuchen und zum ersten Mal würde Yannik derjenige sein, der offiziell vorgestellt wurde. Isa und die Kleinen kannte er ja schon, doch ihren Mann war erst seit kurzem wieder im Land. Ein Schwede, der Mechaniker auf einer Bohrinsel in der Nordsee war… Yannik selber konnte einigermaßen gut Dänisch und es hieß immer Dänisch wär wie Schwedisch nur so als würde man beim Reden gleichzeitig noch würgen. Naja, sie würden sich schon verständigen können, höchstwahrscheinlich sogar auf Deutsch. Piiiiips! Ah, ja, sein erstes Sorgenkind war fertig. Yannik setzte sich vor ihn, überprüfte ihn kurz aber kritisch und fuhr ihn dann komplett runter. Jetzt nur noch ins richtige Büro tragen, anschließen, ein paar Profile übertragen und ein Kollege war glücklich gestellt. Ja, so war der Tag doch viel eher nach seinem Geschmack. Die anderen Rechner folgten zeitnah und Yannik konnte sich auf den Heimweg machen. Er strahlte mit den Autoscheinwerfern um die Wette, währen er durch einen heftigen, jetzt aber erstaunlich warmen Regen hindurch heimradelte. Trotzdem war er patschnass, als er endlich ankam und hinterließ erst ab der Treppe zum dritten Stock hinauf keine Pfützen mehr auf den Stufen. Türaufschließen, reingehen, Hasen rauslassen war ihm schon seit langem Heimkommroutine, erst danach schlug er den Weg zum Bad ein und schälte sich aus den nassen Sachen. Und weil er schon da war, duschte er auch gleich noch. Kalt war ihm ja irgendwie schon geworden. Neu eingekleidet machte er sich in die Küche, heute wollte er mal wieder richtig was Kochen. Und so fand ihn dann auch Lukas, der einige Zeit später heimgekommen war. Ein leichter Geruch nach Zitrone lag in der Lukas, Yannik stand am Küchentisch und formte minikleine Bällchen die er danach säuberlich mit der Gabel andrückte und in einem Topf auf dem Herd verschwinden ließ, in dem es sprudelte und blubberte. Ab und an fischte er mit einem großen Sieblöffen an der Oberfläche dieses Topfes herum und schöpfte sie in einen andern Topf, in dem ebenfalls Wasser war. Dies hier war aber ruhig. In einen kleinen Topf blubberte ab und an eine helle weißlich gelbe Soße auf, in der kleine grüße Blattfetzten schwammen. Erst als Lukas seine Arme um ihn legte schrak Yannik hoch. Er hatte gar nicht bemerkt, wie sein Liebster nach Hause gekommen war. Freudig legte er sein Handwerkszeug zur Seite und versank mit einem tiefen Kuss in seinen Armen. War es doch schließlich der erste richtige Kuss, den sie heute tauschten. Denn das Abschiedsküsschen auf die Stirn eines Schlafenden zählte Yannik nicht dazu. Ein empörtes Zischen hinter ihnen lies sie zusammenzucken. Der Topf war übergekocht und stand nun unschuldig in einer Mordsschweinerei. Laut fluchen hastete Yannik zurück an den Herd um zu retten was zu retten war. Es gab nichts Fieses als einen eigebrannten Herd wieder sauber zu schrubben. Zum Glück war ihr Essen brav geblieben. Bald war das Unheil weggemacht, das kleine Menü zu Ende gezaubert, Gnocchi appetitlich an ihrer Zitronen-Salbei-Soße angerichtet und der Tisch gedeckt. Verwundert zündete Yannik die Kerzen im dämmrigen Raum an. War es etwa schon so spät geworden? Er hatte gar nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen war und nach Lukas Arbeitszeiten konnte man sich eh nicht richten. Kaum dass sie saßen und sich zuprosteten, zuckte vor den Fenstern ihres 'Aquarium' ein gleißende Lichtschein auf. Kaum zeitversetzt zu dem folgenden ohrenbetäubenden Krach plumpsten Yannik zwei zitternde handvoll Hase in den Schoß. Lili und Peter waren voller Panik zu dem einzig 100%ig sicheren Ort geflüchtet den sie kannten. Egal, dass sie dabei den kleinen Fernsehtisch als Treppe benutzen, egal, dass sie ja eigentlich nie bei Tisch auf jemandens Schoß sein durften. Yannik schaffte es so gerade eben, sein Weinglas abzustellen ohne etwas zu verschütten. Sein Blick ging zu den Hasen auf seinem Schoß, seinen Hasis, seinen Babys die buddelnd versuchten unter seinen Pulli zu kommen. Sein Blick wanderte über die große Fensterfront hinter der ein infernoähnliches Gewitter tobte und landete bei seinem Gegenüber. Lukas, der leicht verstimmt zwischen ihm, dem Pelz auf seinem Schoß und dem Fenster neben ihm hin und her glitt. Ade, romantisches Abendessen. Ade, Schmuseabend mit Lukas. Yannik hob seinen Pulli an und 40 scharfe Krallchen schabten über seinen Bauch. Behutsam hielt er die zitternden Wesen fest, stand auf und ging zu Lukas hinüber. Ein, zwei Blitze lang blieb er neben ihm stehen. Lukas wusste, das Yannik seine Hasen über alles ging, und Yannik wusste, dass Lukas das auch wusste. Aber leid tat es ihm schon, dass er, kaum dass sie angefangen hatte, ihr beisammen sein wieder auflöste. Und dass Lukas trotzig seine Arme vor der Brust kreuzte, versetzte ihm dann doch einen kleinen Stich im Herzen. Als ob er nicht genau so enttäuscht wie Lukas wäre... Yannik beugte sich zu Lukas und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Bitte, nicht böse sein. Bitte!“ flehte er schon beinahe. Er drehte sich um und ließ sich in der Mitte des Raumes auf einem Teppich nahe dem Hasenkäfig nieder. Wieder und wieder streichelte er beruhigend über zwei Pelzknäule, redete auf die ein, berichtete seinen Hasis das das doch nur ein ganz heftige Gewitter sein und sie Gewitter doch schon lange kannten. Langsam zog das Gewitter weiter und langsam kamen auch die Hasen wieder unter Yanniks Pulli hervor. Yannik legte sich flach mit dem Bauch auf den Boden, rechts und links eingerahmt von Hals Schulter und Arm ein Häschen zeigte er ihnen die Blitze, zählte bis der Donner kam. Viel später bei rauschenden Regen hatte er nur noch Angsthasen neben sich sitzen, die schon wieder ein ganz kleines bisschen neugierig den Weg zurück in ihren Käfig erkundeten. Yannik sah auf und sein Blick schweifte suchen durchs Wohnzimmer. Es war leer. Auf dem Tisch stand unangetastet ihn Essen und aus dem Flur klang ganz leise das Maschinengewehrgeballer von einem von Lukas Ego-Shooter-Spielen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)