Flügel zum Fliegen von Tsugay ================================================================================ -01- Eine fliegende Katze ------------------------- Eine fliegende Katze Lilika lebt bei ihrer allein erziehenden Mutter, ihr Vater ist vor drei Jahren, an ihrem elften Geburtstag, auf mysteriöse Weise verunglückt. Sie konnte sich nur schwer an diesen Gedanken gewöhnen, doch nach zwei Jahren gelang es ihr, nicht mehr so oft daran zu denken. Lilika war in ihrem Zimmer und packte die Schulbücher für den heutigen Schultag in ihre Tasche, andauernd stolperte sie verschlafen über irgendwelchen Kram, der auf dem Boden rum lag. Frau Jungblut stand unten in der Küche und deckte den Frühstückstisch, als sie plötzlich, „Aaah!“ *rums* hörte. „Räum endlich dein Zimmer auf, Lilika.“ sagte sie, als Lilika die Treppe zum Dachboden (ihr Zimmer war auf dem Dachboden) runter gestolpert kam. Total genervt drehte sie sich zu ihrer Mutter. „Kann ich heute Abend mit Kira ins Kino gehen?“ „Und dein Zimmer?“ antwortete ihre Mutter darauf nur. „Am Wochenende.“ nuschelte Lilika während sie sich an den Tisch setzte und sich ein Brot schmierte, bevor sie kurz darauf noch mal schnell die Treppe hoch rannte, in ihr Zimmer ging und dann die Vorhänge vor ihren Fenstern auseinander zog. Der erste gold-gelbe Sonnenstrahl beleuchtete ihr mehr als chaotisches Zimmer, was Lilika überhaupt nicht störte. Sie ging bloß noch zu ihrem Schreibtisch, auf dem ein großer Käfig stand. „Bin bald wieder da, ‚Moonlight’“ Ein nymphensittichgroßer Vogel mit blau-weiß schimmerndem Gefieder antwortete mit einem zarten Fipsen und senkte den langen Hals in Richtung der Käfigtür. „Ich weiß, heute Mittag wenn ich wieder da bin darfst du raus.“ Sie ging zu einem kleinen Schränkchen, zog eine Schublade auf und holte eine merkwürdig aussehende blaue Frucht heraus. „Hier eine kleine Leckerei für dich.“ Lilika legte die Frucht in Moonlights Futternapf. Als sie dann auf die Uhr schaute, merkte sie wie spät es war, und lief los, schulterte noch schnell ihre Schultasche, stopfte sich ihr Brot, das sie eben geschmiert hatte, in den Mund, zog ihre Schuhe an und stürmte nach draußen. Auf halbem Weg hielt sie an, drehte um und rannte zurück zur Haustür. „Tschüss, Mama.“ rief sie und als sie sich umdrehte brauste ihr Schulbus an ihr vorbei. Ein wenig perplex stand sie da und schaute ihrem Bus nach und ohne groß darüber nachzudenken rannte sie los und rief ihm hinterher. „Halt, wartet! Ich will mit~!“ Lilika rannte dem Bus bis zur nächsten Haltestelle nach und völlig außer Atem stolperte sie durch die Bustür. ‚Na toll’ dachte sie, als alle anderen Schüler im Bus sie anstarrten. ‚wieder mal total im Mittelpunkt’. Lilika verpasste fast jeden zweiten Tag den Bus und rannte ihm nach und anstatt, dass die anderen Schüler sich daran gewöhnten, starrten sie sie jedes Mal von neuem ungläubig an. Aus dem Gemurmel, das immer wieder ausbrach, nachdem Lilika den Bus betreten hatte, hörte sie Bruchstücke aus Sätzen wie „... ist ja Wahnsinn...“, „...man ist die schnell...“, oder „...diese Ausdauer...“. Lilika wusste nicht, was die Schüler damit meinten, sie fand nicht, dass sie besonders schnell oder lange rannte, wenn sie dem Bus nachjagte. In der Schule ging sie zu dem Platz, an dem sie sich immer mit ihrer Freundin Kira traf, bevor sie zum Unterricht gingen. Nach einer Weile war auch Kira da und beide gingen rein. „Was haben wir jetzt?“ fragte Kira. Lilika überlegte kurz und antwortete dann angewidert „Mathe.“ Beide konnten Mathe nicht besonders leiden das lag aber nicht am Unterricht, sondern eher am Lehrer. Lilika öffnete die Klassentür und schon… „Wo kommt ihr denn her?! Zwei Minuten, meine Damen, ihr seid ganze zwei Minuten zu spät und ich habe schon angefangen! Dürfte ich bitte eure Erklärung dazu hören?!“ motzte Herr Miehlstein, ihr Mathelehrer. Und schon wieder stand Lilika total im Mittelpunkt. Sie hasste es. „Ähm, wir wurden aufgehalten.“ sagte sie leise. „Genau“ platzte es aus Kira heraus, „meine Mutter hatte mich heute morgen zur Schule gebracht und wollte unbedingt noch mit Lilika über die letzte Mathearbeit reden, die ich verhauen hatte. Lilikas Arbeit war ja etwas besser.“ „Oh natürlich, ja wenn das so ist, die Mathearbeit ist natürlich wichtig.“ sagte Herr Miehlstein begeistert. „Aber das nächste Mal macht ihr das am Nachmittag, wenn ihr zuhause seid, verstanden?!“ sagte er dann streng und ließ die beiden sich setzen. „Das war aber knapp, wie bist du eigentlich auf die Arbeit gekommen?“ flüsterte Lilika Kira zu. „Keine Ahnung, ist mir einfach eingefallen, ich dachte erst, er würde es nicht glauben aber einen Versuch war’s wert. Und wie du siehst hat’s ja geklappt.“ Die Mathestunde zog sich in die Länge und Lilika dankte Wem-auch-immer, als es endlich schellte. Die Stunden danach verliefen erträglich und die fünfte und sechste Stunde fielen schließlich aus, da ihre Kunstlehrerin krank war. Als Lilika das Schulgebäude verließ, hörte sie ein merkwürdiges Knurren hinter sich. Sie drehte sich um, konnte aber nichts sehen. Plötzlich wurde ihr schwindelig und sie verlor fast das Gleichgewicht. „Was ist denn mit dir los?“ fragte Kira besorgt und in dem Moment flog ein riesiger Schatten über den Schulhof. Lilika schaute hoch und sah ein riesiges, großes ‚Etwas’ über den Schulhof hinweg fliegen. Bei diesem Anblick stieß sie einen Schrei aus und wieder wurde ihr schwindelig, doch dieses Mal fiel sie zu Boden. Als sie wieder zum Himmel schaute, war das Wesen verschwunden und Kira sah sie verängstigt an. „Was ist mit dir?“ fragte sie besorgt. „Warum hast du so geschrieen?“ „Hast du es nicht gesehen?“ krächzte Lilika. „Was denn?“ fragte Kira verwirrt. „Na dieses... dieses Ding...am Himmel.“ stammelte Lilika. „Da war nichts, ich hab nichts gesehen.“ sagte Kira und versuchte ruhig zu bleiben. „Komm wir gehen nach Hause, es ist doch in Ordnung, wenn ich noch mit zu dir komme, oder?“ Sie schaute Lilika an und diese nickte. Beide gingen zur Bushaltestelle und warteten auf den Bus, der nach einigen Minuten auch schon kam. Bis sie bei Lilika zuhause ankamen sprachen sie kein Wort miteinander. Sie standen vor der Haustür als ein ohrenbetäubender schriller Schrei das Schweigen der beiden brach. „Moonlight!“ rief Lilika erschrocken, öffnete die Haustür und rannte in ihr Zimmer. Moonlight flatterte wild in seinem Käfig herum, auf dem eine merkwürdige schwarze Katze saß, die versuchte an ihn ran zu kommen. Die Katze hatte einen ungewöhnlich langen Schwanz, an dessen Ende ein grauer Puschel war. Auch die Ohren waren größer als die einer normalen Katze, sie waren länger und endeten mit einem grauen Pinsel an den Spitzen. Mit einem Satz war Lilika von der Zimmertür bis zum Schreibtisch gelangt. Sie wollte die Katze von dem Käfig runter holen, doch diese schlug mit ihren Krallen nach Lilikas Hand. Diese versuchte es noch einmal, doch jetzt erwischte die Katze sie und verpasste ihr eine Kratzspur über den Handrücken. „Versuch deine Hände mit einem Tuch oder so was zu schützen, damit sie dich nicht kratzt.“ rief Kira nach einer Weile hinter Lilika. Lilika dachte gar nicht lange nach und griff sich einen kleinen Teppich, der hinter ihr im Chaos lag. Sie warf ihn auf die Katze, die darauf hin beleidigt fauchte. Dann wickelte sie die Katze in den Teppich ein und ging an Kira vorbei aus dem Zimmer. Kira folgte ihr. „Mach mal die Tür da auf.“ sagte Lilika, die sehr beschäftigt damit war, die Katze im Teppich zu halten. Kira öffnete die Tür, die neben Lilikas Zimmer war. Hinter der Tür war eine kleine Abstellkammer, in der ein zweiter großer Käfig stand „Da kommt sonst eigentlich Moonlight rein, wenn ich den anderen Käfig sauber mache aber jetzt kommt da erst mal diese Katze rein.“ Lilika legte die Katze im Teppich auf den Boden und hielt sie mit dem Fuß fest, dann öffnete sie den Käfig und stopfte die Katze samt Teppich rein. Sie zog sachte am Teppich und die Katze befreite sich aus ihm. Lilika zog den Teppich schnell wieder aus dem Käfig und schloss diesen. Die Katze fauchte und schrie während sie immer wieder vor das Gitter sprang. Kira und Lilika trugen gemeinsam den Käfig mit der Katze in Lilikas Zimmer und stellten ihn neben Moonlights Käfig auf den Schreibtisch. Lilika öffnete Moonlights Käfig und dieser kam schrill fipsend rausgeflogen, drehte eine Runde im Zimmer und setzte sich dann auf ihre Schulter. „Was ist das?“ brachte Kira jetzt heraus und deutete auf den Käfig in dem die Katze saß. „Ich weiß nicht, hab ich noch nie gesehen.“ antwortete Lilika und betrachtete die Katze, die Moonlight aus ihren rot leuchtenden Augen anstarrte. „Sieht aus wie eine Katze.“ „Hat sie vielleicht etwas mit dem ‚Ding’ zu tun, das du heute in der Schule gesehen hast?“ fragte Kira. „Kann sein.“ antwortete Lilika und beide betrachteten misstrauisch die Katze. „Was ist denn das da, auf ihrem Rücken?“ fragte Kira auf einmal und ging näher zum Käfig um die Katze besser sehen zu können. Lilika beugte sich über den Käfig, Moonlight verließ meckernd ihre Schulter und landete im sicheren Abstand zu der Katze auf einem Schrank. „Das sieht aus wie Flügel.“ sagte Lilika verdutzt und ging aus dem Zimmer. Kurze Zeit später kam sie wieder und hatte sich Handtücher um die Hände gebunden. Sie öffnete den Käfig und griff nach der Katze, die daraufhin verzweifelt versuchte sich durch die Handtücher zu beißen. Lilika zog die Katze aus dem Käfig, nahm sie mit einer Hand am Kragen und drückte sie fest auf den Schreibtisch. Mit der anderen Hand nahm sie eins der ‚Dinger’ von ihrem Rücken und faltete es vorsichtig auseinander und...tatsächlich, es war ein Flügel, diese Katze hatte schwarze Flügel. „Tu sie zurück in den Käfig, tu sie zurück!“ quiekte Kira und Lilika sperrte die Katze zurück in den Käfig, die sofort begann den entfalteten Flügel kräftig zu putzen. „Was willst du mit ihr machen?“ fragte Kira misstrauisch. „Sie erst einmal in dem Käfig lassen. Ich kann sie unmöglich frei lassen.“ sagte Lilika ernst. „Wer weiß woher sie kommt und was sie hier will. Und warum hat sie eigentlich Moonlight angegriffen?“ Kira schaute die Katze an und wurde blass. „Du willst dieses Biest behalten? Und was glaubst du wird deine Mutter dazu sagen?“ „Sie wird es hoffentlich nicht erfahren, wenn sie sich ruhig verhält.“ sagte Lilika und deutete kurz auf die Katze, die von einer Ecke des Käfigs aus zu ihnen rüber starrte. © ~*~ Soa.. ich hoffe das erste Kapi hat euch gefallen und nicht verschreckt xD Schreibt bitte Komis~ ;0; *bettel* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)