Cage over Care von Valentine_ (Kaname x Yuuki // PAUSIERT) ================================================================================ My Violin --------- Wenige Sonnenstrahlen konnten sich ihren Weg durch die dicken Samtvorhänge durchkämpfen. Im Zimmer war es dunkel. Nur eine kleine Lampe brannte mitten im Raum. Der leise Klang einer Geige ertönte wie aus dem Nichts. Die zarten, langsam Töne, die eine ruhige Melodie spielten, kamen aus dem Dunkeln. Das leise Rascheln von Kleidung konnte man nun auch hören. Das leise Klacken von Absatzschuhen störte das liebliche Spiel und es verstummte plötzlich. Die Tür wurde weit aufgerissen und eine schwarzhaarige Frau stand auf der Türschwelle. "Mädchen, kannst du denn nicht im Hellen spielen?", seufzte die Frau und schritt auf die großen Fenster zu, vor denen die Vorhänge hingen. "Aber Mama...", setzte das Mädchen an, doch ihre Mutter schnitt ihr das Wort mit einem Schnalzen ab. Eilig riss die Frau die Vorhänge beiseite. Licht fiel in das Zimmer und man konnte die Staubpartikel in der Luft schweben sehen. Sie tanzten in Zeitlupe umher in den hellen Sonnenstrahlen. "Du weißt doch, dass du mir nicht widersprechen sollst, Liebes.", sie ging auf ihre Tochter zu, die auf einem Stuhl aus Edelholz saß. Sanft fuhr sie ihrer Tochter durch die braunen Haare und schnalzte wieder mit der Zunge. "Du hast dir noch nicht einmal deine Haare gekämmt. Lass mich das machen.", sofort lief sie zur Kommode und kehrte mit einer Bürste in der Hand zu ihrer Tochter zurück. "Mama, ich kann das auch alleine.", beharrte das Mädchen starrköpfig, doch bei ihrer Mutter half das nicht. Himeko - die Mutter des Mädchens - bürstete ihr das Haar schnell durch und band an ihrem Hinterkopf eine Schleife mit ein paar Haarsträhnen fest. "Geh doch ein wenig an die frische Luft, Yuuki. Das Wetter ist schön.", Himeko stellte sich neben ihre Tochter und blickte liebevoll auf sie hinab. Yuuki hasste es. Genau das brachte sie immer dazu, das zu tun, was ihre Mutter von ihr wollte. "Ich mag aber nicht. Ich möchte lieber weiter Violine üben.", setzte Yuuki hoffnungsvoll an. "Du musst auch mal etwas anderes tun. Vor dem Abend möchte ich dich nicht wieder hier sehen, Mädchen.", Himeko stemmte ihre Hände in die Hüfte und blickte ihre Tochter vielsagend an. "Ja, Mama.", erwiderte diese nur und erhob sich langsam. In ihren braunen Augen spiegelte sich Missgefallen und Langeweile wieder. "Zieh dir doch dein schickes, blaues Kleid mit den schwarzen Rüschen an, Liebes. Für dich wird es langsam Zeit, dass sich Bewerber melden, damit du nicht als alte Jungfer enden musst.", schallt Himeko ihre Tochter sanft. Yuuki verzog angewidert das Gesicht. Sie wollte nicht heiraten - nie und nimmer. Doch bei ihren Eltern traf sie auf taube Ohren. "Na los. Zero wird dich in den Park fahren mit der Kutsche.", Himeko holte das Kleid aus dem Schrank und legte es ordentlich auf das Bett des Mädchens. Danach verließ sie mit eiligen Schritten das Zimmer und schloss die Tür. Yuuki starrte zu ihrem Bett herüber und blickte dann noch einmal auf ihre Geige. Eine Idee brannte sich blitzartig in ihrem Kopf fest. Vorsichtig legte sie die Geige auf den Stuhl, nachdem sie aufgestanden war und lief zu ihrem Bett. Sie schlüpfte aus dem schlichten Kleid heraus und zwängte sich in das enge, blaue Kleid hinein, dass ihre Mutter rausgelegt hatte. Zu ihrem Missfallen musste sie sich ihre Zofe rufen, damit diese die Corsage zuschnürte und ihr mit dem Reifrock half. "Danke, Yori.", Yuuki lächelte ihre Zofe freundlich an und zog sich die Schleife aus dem Haar. "Aber, Miss, das wird eurer Mutter gar nicht gefallen, wenn Ihr mit offenem Haar hinaus geht. Setzt wenigstens das Hütchen auf.", Yori reichte ihrer Herrin ein blaues Hütchen mit schwarzen Rüschen verziert und einer unechten schwarzen Rose. Widerwillig setzte Yuuki es sich auf und schlüpfte in ihre Schuhe. Sie nahm sich ihre Geige vom Stuhl und verließ ihr Zimmer mit klackenden Schritten. Vor dem Haus wartete Zero mit der Kutsche auf sie. Ein Lächeln glitt über ihre Züge, als sie ihn sah. "Miss Yuuki, Ihr seht heute wieder hübsch aus.", er verbeugte sich und half ihr in die Kutsche, indem er ihr seine Hand hinhielt. Dankend nahm Yuuki die Hilfe an und ließ sich in die dunkelroten Samtkissen der Kutsche sinken."Vielen Dank, Zero.", sie zog die Vorhänge vor die kleinen Fenster und gab das Kommando zur Abfahrt. Auf ihrem Schoß lag ihre geliebte Geige. Sie wollte nicht die Umgebung betrachten. Die Menschen würden sie sowieso nur angaffen, weil sie so selten das Haus verließ. Aber sie war eine Gräfin und deshalb sahen die Leute auch schnell wieder weg und schwatzten nur in ihrer Abwesenheit über sie. Die Kutsche fuhr über die holprige Straße zum Park. Der Weg war nicht so weit, dass man unbedingt mit der Kutsche fahren musste, aber Himeko bestand immer darauf, dass Yuuki sich so benahm, wie es sich für eine Gräfin gehörte. Die Kutsche stoppte ruckartig und die Geige fiel von Yuukis Schoß. Verzweifelt fing sie ihre Geige gerade noch auf und atmete erleichtert auf. Die Kutschentür ging auf und Zero blickte sie komisch an. Sie hockte halb auf dem Boden, ihre Geige festumklammert. Das musste für ihn wirklich komisch aussehen. "Miss Yuuki, was macht Ihr da?", fragte er höflich und hielt ihr seine Hand hin, damit sie aussteigen konnte. "Mir... Das ist nicht wichtig, Zero.", sie erhob sich ohne seine Hilfe und stieg erhobenem Hauptes aus. Sie blickte sich kurz um. Sie standen nun direkt vor dem Park. Das grün der Bäume und der Wiesen erstreckte sich ehrfürchtsvoll vor ihr und der schwache Wind spielte mit ihren Haaren. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen und sie drehte sich zu dem Bediensteten um: "Zero, bleib bei der Kutsche und pass auf. Ich... Bleib hier.", sie schüttelte seufzend den Kopf und lief in den Park. Sie vergaß aber auch ständig, dass sie niemanden der Bediensteten eine Erklärung für ihr Verhalten schuldig war. Sie war eine Gräfin und niemand durfte ihre Taten anzweifeln. Der liebliche Duft der Natur stieg ihr in die Nase. Sie vergaß immer, wie schön es doch draußen war. Die grünen Bäume mit ihren prunkvollen Kronen. Das Gras war weich und die Blumen verströmten ihren Duft. Sie atmete tief die Luft ein und lächelte. Die Natur ist wirklich etwas Schönes., schoss es ihr durch den Kopf.Zielstrebig lief sie auf den See zu, der etwas abgelegener im Park lag. Erleichtert stellte sie fest, dass keine Menschenseele am See saß und so setzte sie sich ans Ufer. Neben sich legte sie ihre Geige und setzte das Hütchen ab. Vorsichtig streifte sie sich die weißen Handschuhe ab, die ihre lieblichen Hände bedeckten. Beides legte sie feinsäuberlich neben ihre Geige, die sie nun wieder zur Hand nehm. Sie spielte eine langsame Melodie, die sie auch schon zuvor in ihrem Zimmer gespielt hatte. Das stetige Zwischtern der Vögel ergänzte ihr Spiel perfekt und war ein Schmaus für jedes Ohr. Yuuki schloss genussvoll ihre Augen und gab sich ganz ihrem Spiel hin. "Seine Lordschaft befiehlt, dass die Kutsche sofort fort fahren soll, damit seine Kutsche hier stehen kann.", der blonde Bedienstete blickte Zero kalt an und tippte ungeduldig mit seinem Fuß auf den Boden. "Das geht nicht, mein Herr. Meine Herrin ist noch im Park und wird es sicher auch noch eine Weile bleiben. Ich habe den strikten Befehl genau hier zu bleiben.", erwiderte Zero gelassen und tätschelte dem Pferd den Hals. Das Tier pulsterte seine Nüstern auf und wieherte ruhig. "Ihr versteht nicht ganz. Mein Lord ist der Graf Kuran! Macht ihm Platz.", forderte Aidou - so war der Name des Dieners. Zero seufzte und wandte sich nun ganz dem Mann zu. "Dann muss euer Graf woanders mit seiner Kutsche stehen. Hier geht es nicht!", aufgebracht stampfte er mit dem Fuß auf den Boden und Aidou wich ein Stück zurück. "Aber...", setzte Aidou an, doch Zero stampfte erneut mit dem Fuß auf den Boden und der Blonde rannte zurück zu der Kutsche seines Herren. "Mein Lord, der Bedienstete sagt, dass er nicht Platz machen wird für Euch. Seine Herrin ist noch im Park.", Aidou sah durch das Fenster hinein in die Kutsche zu seinem Herren. Er wandte sich seinem Diener zu und schnaubte verächtlich: "Du bist du nichts zu gebrauchen, Aidou. Wir halten hier und dann werde ich diese unverfrorene Dame aufsuchen!" Kaum dass diese Worte ausgesprochen waren, stieß der Graf die Tür auf und trat heraus ohne die dargebotene Hand zu beachten. "Wie heißt die Dame?", forderte er stattdessen von seinem Diener zu wissen. Aidou zuckte zusammen und stotterte: "M-Mylady Kurosu, mein Lord." "Gut.", war das letzte, was der Graf noch zu seinem Diener sagte, ehe er mit wehendem Mantel in den Park lief. Ein feines Violinenspiel erfasste ihn schon bald und neugierig folgte er dem Klang. Das Spiel war sehr gut, das musste er zugeben. Er selbst spielte mehrere Instrumente, aber er hatte noch nie jemanden so... so hinreißend spielen gehört. Seine Schritte führten ihn zu dem See, an dem nur eine junge Dame saß. Erst dachte er, dass er sich irrte, doch sie war eine unglaubliche Schönheit. Hingerissen von ihr und dem Geigenspiel lief er auf die Dame zu und räusperte sich, als sie ihn nicht zu bemerken schien. Augenblicklich verstummte das Spiel und Yuuki schlug ihre Augen auf. Sie blickte zu dem Mann hinauf, der sich eben bemerkbar gemacht hatte. "Miss, Ihr könnt wundervoll spielen.", seine Stimme klang tief und rauh, doch genau das brachte ihr Herz zum Rasen. Eine feine Röte überzog ihre Wangen und sie lächelte leicht. "Vielen Dank, Sir.," erwiderte sie auf sein Kompliment. Sie legte ihre Geige neben sich und wollte sich gerade ihre Handschuhe überstreifen, als er plötzlich ihre Hände ergriff. Verwundert über diese Dreistigkeit blickte sie zu ihm auf. Seine rot-braunen Augen verzauberten sie, zogen sie in seinen Bann. "Ihr habt so zarte Hände, dass Ihr sie nicht verstecken braucht.", er setzte einen Kuss auf den Handrücken ihrer rechten Hand und sie errötete aufs Neue. "Aber, Sir...", setzte sie an, doch verstummte wieder. Was sollte sie denn sagen? Sie fand seine Dreistigkeit und Aufdringlichkeit merkwürdig, doch es störte sie eigentlich nicht wirklich. Sie fand es sogar ziemlich amüsant, dass ein Gentleman sich für sie zu interessieren schien. "Darf ich mich zu Euch setzen, Miss?", fragte er freundlich und lächelte sie an. Sein Lächeln raubte ihr den Atem. Es war einfach umwerfend. Sie brachte kein Wort heraus, weshalb sie stumm nickte. Gebannt sah sie dem Mann ins Gesicht. Seine helle Haut bildete einen tollen Kontrast zu seinen braunen Haaren und Augen. Seine Nase war gerade und seine Lippen waren feingeschwungen. Er nahm seinen schwarzen Hut ab. Das Sonnenlicht verfing sich in seinen braunen Haaren, die lose zu einem Zopf gebunden waren. Im Allgemeinen war er eine Augendweide von einem Mann. Unwiderstehlich., war das einzigste Wort, das ihr gerade einfiel. "Miss, ich bin ganz hingerissen von Eurem Violinenspiel.", sein Lächeln zeigte sich wieder und ihr Herz begann wieder zu rasen. "Oh.", es war ein leiser Ausruf des Erstaunens und sie legte ihre Hand auf den Anhänger ihrer Kette, der oberhalb ihres Dekoltés baumelte. Die feine Röte auf ihren Wangen kehrte zurück. "Oh, tut mir Leid, Miss. Ich wollte Euch nicht in Verlegenheit bringen.", sein betroffener Gesichtsausdruck ließ sie endlich wieder klar denken. "Sir, das ist Euch bereits gelungen, als ich Euch nur angesehen habe.", erwiderte sie ehrlich und ihr Lächeln erhellte ihr Gemüt. Kleine Grübchen zeigten sich und ihre rosaroten Lippen glänzten mehr. Sein Blick richtete sich wie von selbst auf ihre Lippen und wanderte langsam hinab. Für einige Momente starrte er ihren Hals an. Ein starkes Pochen raste durch seinen Körper. Sein Hals begann zu brennen und er schluckte fest. Nein, er konnte dieses Mädchen nicht einfach anfallen! Er zwang sich, dass sein Blick weiter wandern musste. Der Anhänger ihrer Kette wunderte ihn ein wenig. Ein Kreuz baumelte über ihrem Busen. Sie sah gar nicht christlich aus. Doch auch an dem Anhänger blieb sein Blick nicht lange hängen. Kurz blieb sein Blick an ihrem zarten Dekolté hängen, aber dann besah er sich ganz ihre Figur. Zum Schluss sah er ihr in die Augen. Strahlendes braun sah ihn an, ließ ihn nicht aus den Augen. War sie etwa genauso hingerissen von ihm wie er von ihr? Nein, das konnte unmöglich so sein. Doch was hatte dann der Glanz in ihren Augen zu bedeuten? "Sir, Ihr habt mich nun wirklich gründlich angesehen. Hat das einen Grund?", das Lächeln, das ihre feinen Lippen umspielte, brachte ihn fast um den Verstand. Wie konnte man nur unwissentlich so verführerisch sein? Ihm war klar, dass sie ihn nicht mit Absicht so ansah. Das wusste er schon, als er sie nur angesehen hatte. "Verzeiht mir, Miss. Dürfte ich mich vorstellen?", erkundigte er sich freundlich bei ihr. Doch bevor sie nur ein Wort erwidern konnte, beugte er sich zu ihr und küsste sie auf die Lippen. Ein prickelndes Gefühl bemächtigte sich ihrer und veranlasste sie dazu, ihn gewähren zu lassen. Es dauerte einige Augenblicke, bevor er den Kuss beendete. Er blickte auf ihre geschlossenen Lider. Jede andere Dame würde Empörung empfinden. Sie war wirklich etwas Besonderes. Er musste sie unbedingt besitzen. "Sir, Ihr wolltet Euch vorstellen.", schallt sie ihn sanft und lächelte. Ihr Lächeln erwärmte ihn. Durch seinen ganzen Körper floss Wärme. "Verzeiht, Ihr habt vollkommen Recht. Ich bin Graf Kaname Kuran, Miss. Würdet Ihr mir sagen...", weiter konnte er nicht sprechen. Bestürzt raffte Yuuki ihren Rock und sprang regelrecht auf. Hastig griff sie nach ihren Sachen und wollte davonrennen, doch er griff nach ihrem Handgelenk. "Miss, was ist los? Habe ich etwas Falsches gesagt?", fragte er leise. Er war verwirrt, das musste er sich eingestehen. Gerade eben noch hatte sie sich nicht gegen seine Zärtlichkeit gewehrt und plötzlich wollte sie die Flucht ergreifen. "Verzeiht, Sir, aber ich muss gehen.", sie entriss ihm wenig damenhaft ihre Hand und rannte über den Weg davon. Erschüttert stand er auf und blickte ihr nach. Was hatte er Falsches gesagt? Oder war es doch wegen dem, was er getan hatte? "Versteh einer die Damen.", murmelte er leise und lief ihr nach. ...tbc... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)