A Cold Night von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: Bloodred Snow ------------------------ Schneeflocken umwirbelten ihn wie schwebende weiße Ascheflocken und legten einen Teppich über die Stadt, der er sich mit jedem Schritt näherte. Auch diese Nacht war sternenklar und schöner als jede vorherige. Lange hatte er mit sich gerungen ob er sie zurücklassen konnte, ohne sie damit zu gefährden. Doch es war ihm in diesem Zustand nicht möglich weiter in ihrer Nähe zu bleiben. Es verlangte ihn nach frischem Blut. Wohl wissend, was geschehen würde, wenn er diesem Instinkt nicht nachging, hatte er stattdessen ihrem Geruch bis zum Ort ihres Aufbrechens zurückgefolgt. Er wollte nicht wissen, wie lange sie in der Eiseskälte umhergeirrt war, bis er sie auf der kleinen Lichtung geborgen hatte. Erneut kochte ihm das Blut in den Adern. Wenn er heute Nacht schon töten musste, dann wenigstens eines der niederträchtigen Wesen, die sie dazu veranlasst hatten. Es würde ihn zwar alle Beherrschung kosten, solange zu warten, bis er sie gefunden hatte, doch würden sie büßen müssen, für das, was sie ihr angetan hatten. Einem unschuldigen Kind. Seiner kleinen Fay. Wachsam sah er sich um und es dauerte nur wenige Sekunden, bis er die Lichter der Stadt von dem Meer aus tausenden Eiskristallen separiert hatte. Wie ein Schleier hatten sie sich über die Dächer der Stadt gelegt, als wollten sie sie schützen, vor dem was ihren Bewohnern bevorstand. Ihm entging nicht die kleine Einzäunung am Rand der Stadtmauer und als er ihr mehr Beachtung schenkte, stellte er fest, dass es sich dabei um eine Grabstätte handelte. Bevor er überhaupt darüber nachgedachte befand er sich schon inmitten der Steine und Holzkreuze. Aufmerksam musterte er die Inschriften und blieb schließlich vor einem der kleineren Gräber stehen. Es waren weder Namen noch Ziffern in das eingeschneite Holzkreuz eingeritzt worden. Allein der Schnee bedeckte die kahle Erde zu seinen Füßen. Es war nicht die Trostlosigkeit dieses Grabes, die ihn wissen ließ, dass es das Grab ihrer Familie war. Es war der vertrauliche Geruch, der von ihm ausging. Er glitt in den Schnee zu seinen Füßen und strich über das morsche Holz. Das Brennen in seiner Kehle steigerte sich ins Unerträgliche. Er richtete sich auf und ging mit schnellen, beherrschten, Schritten durch den Bogen der kleinen Stadt. Das erste der gemütlich wirkenden Häuser war mit einem großen Schild versehen. Er stieß die Türe auf und bahnte sich mit geballten Fäusten einen Weg durch das gut besuchte Lokal. "Was wünscht der Herr?", der freundlich lächelnde Mann hinter den Tresen machte ihn nur noch wütender "Ich suche jemanden", fauchte er. Irritiert durch Luciens aggressiven Tonfall wischte er nervös über die Theke "Wen denn, mein Herr?". "Eine kleine Familie. Sie haben eine Tochter. Vielleicht 8 Jahre alt, sehr hübsches Mädchen". Der Mann starrte zu Boden "Sie meinen wohl die Slaviéves... Sie... wohnen nicht mehr hier". Scheinbar musste der Mann nicht aufsehen um Luciens vernichtenden Blick zu spüren. "Ich meine also.. sie sind vor kurzem verstorben". "Ach wirklich... und was ist mit dem Kind? Ist sie auch tot?", fragte er scharf. Nervös blickte der Mann auf, vermied es jedoch Lucien direkt in die Augen zu sehen "Nachdem die Delaires sie... bestattet haben, wollten sich ein paar nähere Verwandte um sie kümmern". Lucien zog eine Augenbraue nach oben und funkelte ihn an "Wo wohnen die Delaires? Ich möchte ihnen persönlich dafür danken, dass sie sich um die Bestattung der Slaviéves gekümmert haben". Verwirrt erwiderte er seinen Blick "Am Rand der Stadt im östlichen Teil neben der Kirchengasse..". "Mehr wollte ich nicht wissen… aber eines noch. Wenn Ihr nicht den Wunsch verspürt eines baldigen Todes zu sterben bleibt dieses Gespräch unter uns. Am Besten solltet Ihr das Gesicht des Fremden schnell vergessen, der des Nachtes durch Eure Stadt reiste", sagte er rasch und verschwand im Trubel der Masse genauso schnell wie er gekommen war. Der kalte Wind peitschte ihm ins Gesicht als er durch die Schatten der Stadt huschte. Bei Sinnen wie den seinen war es nicht schwer für ihn die Orientierung zu behalten. „..Nein wir haben ja nicht mal die Namen einritzen lassen“. „Aber..“. „Still, Frau. Wir haben sie den Dämonenjägern überlassen, das ist die Hauptsache. Wer konnte denn ahnen, dass der kleine Teufel fliehen würde..“, Lucien verlangsamte seine Schritte und lauschte den leisen Stimmen, die er ganz leise in der Rastlosigkeit des Schneesturms vernehmen konnte. Dämonenjäger.. pah! Und das haben diese dummen Menschen ihnen abgekauft.. nicht schlecht, Yves. Im Trüben eines Menschenverstandes bist du unschlagbar, dachte er hasserfüllt. Nur wenige Schritte trennten ihn von denen, die versuchten verborgen zu bleiben. „Entschuldigen Sie.. Ich hätte eine kleine Frage“, flüsterte er mit schaurig süßer Stimme. Entsetzt drehten sich die Beiden um und starrten ihn an. „Oh… Guten Abend, der Herr, was kann ich für Sie tun?“, stammelte die Frau. Sie hatte sehr weiche, schöne Gesichtszüge, und doch sah man ihr an, dass ihr etwas seit geraumer Zeit zu schaffen machte. Ihr Mann derweil wirkte alt und müde. Er hatte eingefallene Wangen, die seine Gesichtsform in die Länge zogen. Beide wirkten irritiert und in ihrer Mimik gefangen. Ich bin gekommen um euch abzuschlachten, euch zu zerfetzen, für das, was ihr Fay angetan habt.., er wünschte sich fast, mit dieser Wahrheit herauszuplatzen, nur um zu sehen, wie diesen steifen Mistkerlen die Mimik entgleiste. Doch versuchte er sich zu beherrschen, um sie noch ein paar weitere Sekunden in ihrer Panik gefangen zu halten. „Ich hörte euch sprechen über ein paar Dämonenjäger, die euren Weg kreuzten und ich würde nur zu gern wissen, wann sie eure Stadt verlassen haben. Sie sind sozusagen welche der meinen Rasse, sie zu finden ist nicht leicht“. Das Gesicht der Frau entspannte sich. Doch sobald sie den Mund öffnete um zu antworten erhob der Mann seine Stimme „Warum sollten wir Euch sagen, was ihr zu wissen wünscht“. Luciens Finger begannen zu zittern als er versuchte nicht spöttisch loszulachen. „Warum..? Nun.. sagen mir es wäre besser, wenn Ihr es tätet“, er verlieh diesem Wort so viel Nachdruck, dass er glaubte sein Hass könnte nicht einmal für die Ohren eines Kindes verborgen bleiben. Nervös verlagerte die Frau ihr Gewicht vom einen Fuß auf den anderen. „Wer seid Ihr?“, fragte der Mann angespannt. „Nein.. ich sollte derjenige sein, der diese Frage stellt. Wer seid Ihr niedrigen schäbigen Menschen, dass Ihr glaubt urteilen zu können. Wer seid ihr, dass Ihr die Familie eines Kindes auslöscht und sie Dämonen überlasst. Dass Ihr glaubt, dass das Töten eines Kindes gerechtfertigt wäre. Das Töten meines Mädchens“, purer Hass brannte in seiner Kehle, unerträglicher als jemals zuvor. „Aber da die Menschen doch so intelligente Wesen sind.. was glaubt Ihr, was ich zuerst mit euch anstellen werde?“. Die Frau wich zurück und starrte ihn entsetzt an. „W.. Was habt ihr vor?“, der Mann suchte mit panischem Blick die Straße ab um einen Weg zu finden, der sie vor ihrem Schicksal bewahren könnte. Doch nur Lucien wusste es besser. Sie würden nicht entkommen. Sie würden bezahlen, für das, was sie ihr an Schmerz bereitet hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)