Tears from heaven von angelwater (Tränen vom Himmel (Seth x Jono)) ================================================================================ Kapitel 2: Erinnerung --------------------- Irgendwann wache ich benommen wieder auf, lasse aber meine Augen erst einmal geschlossen. Ich merke, dass ich auf einer Art Bett liege. Dann legt sich wieder eine Hand auf meine Stirn. Ich mache meine Augen auf und sehe verschwommen zwei Personen. Ich versuche mich aufzurichten, werde aber von Händen wieder runter gedrückt. „Du solltest lieber liegen bleiben, denn mit deinen Wunden ist nicht zu spaßen.“, sagt eine unbekannte Stimme. „Wird er bald wieder auf die Beine kommen?“, fragt die Stimme meines Herrn. „Wenn er die nächsten Tage liegen bleibt und das Fieber sinkt, dann wird er wieder. Er sollte sich nur die nächsten Wochen nicht zu sehr anstrengen, Priester Seth.“ „Danke, Marik.“ „Ich komme später noch einmal vorbei und werde nach den Wunden schauen.“ Damit verlässt die eine Person den Raum. „Es… es tut mir Leid, Herr.“, flüstere ich. „Warte.“, sagt er und verschwindet aus meinem Blickfeld. Nach ein paar Augenblicken kommt er wieder und hält mir etwas an die Lippen. „Trink und keine Angst, es ist nur Wasser.“ Ich nehme ein paar Schlucke und merke, dass mein Hals nicht mehr so weh tut. „So und jetzt sag mir noch einmal, was du vorhin gesagt hast.“ „Es tut mir Leid, Herr.“ „Was tut dir Leid?“ „Das ich einfach so vor dem Pharao zusammengebrochen bin. Ich wollte es nicht, Herr.“ „Du konntest auch gar nichts dafür. Marik hat dich untersucht und hat dabei einiges herausgefunden. Warum hast du nicht gesagt, dass du verletzt bist?“ „Aber es ist mir doch verboten, über so etwas zu reden. Ich bin doch selbst Schuld, wenn ich nicht gehorchen kann und das waren meine Strafen.“ Der Priester sieht plötzlich wütend aus, aber ich was nicht warum? Ist er wieder einmal wütend auf mich? Ich versuche wieder aufzustehen, doch werde ich wieder zurück gedrückt. „Du sollst dich doch noch nicht so viel bewegen.“ „Warum seit Ihr wütend, Herr?“, frage ich ängstlich. „Ich bin nicht wütend auf dich. Nur auf die, die ihre Sklaven so wie dich behandeln. Sie haben kein Recht dazu.“ „Aber ich war ungehorsam.“ „Der Pharao hat es aber verboten. Sklaven dürfen nicht mehr geschlagen werden.“ Es herrschen ein paar Minuten Schweigen. „Darf ich Euch eine Frage stellen, Herr?“, durchbreche ich leise die Stille. Der Priester nickt. „Was ist eigentlich vorhin passiert, als wir beim Pharao waren?“ „Das war so … ~~~ Flash Back aus Seth´s Sicht ~~~ Ich ging gerade mit Jono zum Pharao. Irgendwie sah er total angespannt aus, aber mir viel kein Grund dafür ein. Ich beobachte ihn immer weit, auch während wir beim Pharao sind. Er sah immer blasser aus. „Was ist mit dir?“, fragte ich ihn. „Es ist nichts Herr.“, antwortete er noch, bevor er in sich zusammen sackte. Ich fing ihn geschickt auf und legte eine Hand auf seine Stirn. Sie war heiß. „Was ist mit ihm, Seth?“, fragte mich mein Cousin. „Ich weiß es nicht. Er ist ganz heiß.“, antwortete ich. „Du solltest lieber einen Heiler rufen. Er soll ihn sich anschauen.“ Ich nickte und erhob mich mit Jono auf den Armen. Er war ziemlich leicht. Viel zu leicht, auch für einen Diener. Unterwegs beauftragte ich Nael, einen Heiler zu rufen, den er dann in das Zimmer von Jono schicken sollte. Jono´s Gesicht war ganz blass. Ich machte mir wirklich Sorgen um ihn. Als ich sein Zimmer betrat, legte ich ihn vorsichtig auf sein Bett ab. Nach ein paar Minuten kam endlich der Heiler. „Priester Seth, Ihr habt nach mir rufen lassen?“, fragte dieser. „Ja, schau dir bitte diesen Jungen an, Marik. Er ist vorhin einfach zusammen gebrochen.“, antwortete ich. Marik nickte und machte sich an die Arbeit. Langsam zog er Jono sein Hemd aus, aber was wir da zu sehen bekamen, war grauenvoll. Jono´s Körper war voller Wunden. Einige waren entzündet. „Hat mein Cousin, der Pharao, nicht jedem gesagt, man solle die Sklaven nicht mehr schlagen? So wie es aussieht, haben sich einige nicht daran gehalten.“, sagte ich zornig. Hier im Palast wurden die Sklaven nicht körperlich bestraft. Es gab zwar auch Strafen, aber diese hatten nie das Ausmaß. „Wie konnte er mit diesen Wunden überhaupt noch laufen? Eigentlich hätte er sich gar nicht mehr bewegen können.“, fragte Marik. „Man hätte ihn sonst in der Wüste liegen gelassen. So wäre er auch gestorben.“ Ja, es stimmte. Ich wollte gar nicht wissen, wie viele Sklaven schon dort gestorben waren. „Jetzt können wir nur noch warten, bis er aufwacht.“ Ich nickte und setzte mich neben das Bett von Jono auf einen Stuhl. ~~~ Flash back Ende ~~~ „… Jetzt weißt du, was passiert ist.“ Ich schaue meinen Herrn müde an. „Du solltest noch etwas schlafen. Es wird dir gut tun.“ Ich nicke nur und schon fallen mir meine Augen wieder zu. ~~~ Traum ~~~ Langsam geht ein 10 jähriger Junge durch die Straßen Ägyptens. Er war ziemlich klein für sein Alter und trug Klamotten, die schon sehr abgenutzt waren. Aber was sollte er machen? Er war ein Straßenkind und er war allein. Seine Eltern hatte er nie kennen gelernt. Sein ganzer Körper schmerzte. Wieder hat man ihn erwischt, wie er sich einen Apfel klauen wollte, als wie wenn die reichen Verkäufer dadurch arm werden würden. Der Junge beachtete seine Umgebung nicht. Plötzlich stieß er mit jemandem zusammen und landet auf dem Boden. „Hey, pass doch auf wo du hinläufst!“, hört er eine verärgerte Stimme. Er schaut auf und trifft blaue Augen. Solch eine Farbe hatte er bis jetzt noch nie gesehen – sie waren wie der Himmel über Ägypten. „Ich rede mit dir. Kannst du nicht sprechen oder was?“ Erst jetzt merkt der Junge, dass er angesprochen wurde. Dann schaut er sich die Person an. Sie ist um einiges größer als er selbst und trägt teure Kleidung. Auch müsste er etwas älter sein. „Woher kommst du?“, fragt man ihn wieder. „Von der Straße.“ „Und wie alt bist du?“ „9.“ Der Junge wird von seinem Gegenüber am Arm gepackt und hochgezogen. „Du solltest lieber von hier verschwinden. Die Straße hier, ist für Straßenkinder und Obdachlose tabu. Jeder, der nicht im Palast lebt, wird gnadenlos als Sklave verkauft und den Wachen ist es egal, wie alt du bist.“, sagt der etwas Größere leise. Der Junge nickt und läuft weg. Der Straßenjunge läuft schnell in eine Seitengasse. Erst jetzt bemerkt er, dass er sich verlaufen hat. Verängstigt schaut er sich um. Wo war er hier? Die Umgebung kommt ihm total unbekannt vor. Plötzlich hört es Stimmen. „Wir haben heute wieder einige Sklaven verkauft.“ „Ja, aber immer mehr wollen Kinder haben. Mit ihnen kann man mehr machen.“ „Ich weiß, was du meinst. Sie wehren sich nicht so.“ Ein Lachen erschallt. Dann sieht der Junge Männer auf Pferden, die immer näher kommen. Erstarrt bleibt er stehen. Er kann sich nicht bewegen. Angst lähmt seinen Körper. Plötzlich bleiben die Männer stehen. „Na wenn haben wir denn da? Schau dir mal den Jungen an. Wie viel meinst du, ist er wert?“, sagt einer der Männer. „Es kommt darauf an, was er alles kann und wozu er zu gebrauchen ist.“, antwortet ein Anderer. Einer der Männer steigt von seinem Pferd ab und geht auf den Jungen zu. „Hey, komm doch mal her. Wir wollen dir nichts tun.“, sagt der Mann, aber der Junge schüttelt nur den Kopf. „Na dann eben anders.“, knurrt der Mann jetzt. Der Junge versucht zu fliehen, aber weit kommt er nicht, denn er wird von hinten gepackt und bewusstlos geschlagen. ~~~ Traum Ende ~~~ Erschrocken wache ich auf. An diesen Tag habe ich schon lange nicht mehr gedacht. An diesem Tag hat eigentlich erst mein Sklavenleben angefangen. Ich wurde damals erst nach ein paar Stunden wieder wach. Die Männer hatten mich gefesselt und irgendwo eingesperrt. Erst nach drei Tagen ist endlich jemand gekommen und hat geschaut, ob ich noch lebe. Ich schaue mich im Zimmer um. Draußen ist es schon dunkel, also muss ich ziemlich lange geschlafen haben. Auch mein Herr ist nicht mehr hier. Aber was habe ich auch erwartet? Er hat noch andere Pflichten und kann nicht ständig bei mir sein. Ich setze mich vorsichtig auf und ziehe meine Beine an meinen Körper, auch wenn es wehtut. Dann lege ich meinen Kopf auf die Beine ab. Plötzlich fällt mir etwas ein. Da waren auch blaue Augen an diesem Tag gewesen. Sollte mir etwa deshalb mein Herr so bekannt vorkommen? War er es damals, der mich gewarnt hat? Aber wie oft gibt es schon solche Augen in Ägypten? Sie sind genauso selten, wie die Farbe meiner Haare. Die Farbe der Sonne. Viele haben mir schon gesagt, dass ich den Sonnengott Ra mit meiner Haarfarbe entehre. Aber ich kann nichts für ihre Farbe. Aber warum bin ich dann im Palast des Pharaos? Was haben sie mit mir vor? Nael sagte zwar, dass es hier keine körperlichen Strafen gibt, aber trotzdem habe ich irgendwie Angst. So in meinen Gedanken versunken, bemerke ich nicht, wie die Sonne langsam aufgeht und den neuen Tag verkündet, der wieder von neuem beginnt, bis die Sonne untergeht und die Nacht wiederkommt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)