For Want of Evidence von Glasschmetterling (A The Dark Knight Fanfiction) ================================================================================ Kapitel 1: Arrive and Return ---------------------------- @cleo--: Freut mich, dass dir mein Prolog gefallen hat... das mit den Kommis wundert mich nicht so, ich krieg hier kaum welche, vielleicht, weil ich nicht so... öhm... Mainstream schreibe? Egal :) Toll, dass du meinen Schreibstil magst, auch wenn ich ihn noch nicht professionell nennen würde (beileibe nicht *g*), aber trotzdem danke :) Viel Spaß mit dem 1. Kapitel :) *** For Want of Evidence – Chapter 1: Arrive and Return Elizabeth Thomas senkte die Akte, auf die sie die beiden Stunden, die sie nun nebeneinander im Flugzeug saßen, gestarrt hatte, und fixierte James Gordon mit dem ihr eigenen, kühl fragenden Blick. „Was halten Sie davon, Commissioner?“ „Es wundert mich, dass Sie das sagen... Officer.“ Die Art, wie sie seinen Titel aussprach, trieb ihn fast in den Wahnsinn, für seine Ohren schien etwas... Verächtliches darin zu liegen, etwas, das ihn und das, was er trotz ihrer Bemühungen erreicht hatte, zu verspotten schien. Sie reagierte nicht auf seine Betonung ihrer Unterlegenheit, aber selbst als er sie das erste Mal getroffen hatte – damals eine sehr sehr junge Polizistin im Dienst der Innenrevision – hatte sie sich an Titeln und Rängen niemals gestört. Sie blickte ihn nur fragend an, schloss die Mappe, die er ihr mitgebracht hatte, und legte sie auf dem Klapptischchen vor ihr ab. „Wieso?“ „Nun... als wir uns das letzte Mal trafen, haben Sie ausgesprochen deutlich festgestellt, was Sie von meinem Urteil halten.“ Gordon knirschte mit den Zähnen, ganz offensichtlich genoss sie es, ihn an seine Demütigung, sein Versagen zu erinnern, aber trotz ihrer Provokation zwang er sich zu einer Antwort, die wenigstens besonnen klang, wenn sie es schon nicht war. Thomas zuckte mit den Schultern und betrachtete ihn, seine Reaktion war ihr wohl nicht verborgen geblieben und trotzdem wirkte sie wie die Unschuld selbst, so als ob sie nicht einmal bemerkt hätte, dass sie ihn soeben wenn schon nicht beleidigt, dann wenigstens erzürnt hatte. „Die Tatsache, dass Sie inzwischen Commissioner sind – nachdem ich mein Bestes getan habe, um zu verhindern, dass sie jemals wieder zum Sergeant befördert werden – impliziert, dass Sie etwas dazugelernt haben. Außerdem ist es nie falsch, einen zweiten Blickwinkel zu haben, besonders, wenn man von einer Materie so wenig Ahnung hat wie ich von Gotham City, Batman und den Ereignissen vor zwei Jahren, die zur gegenwärtigen Situation geführt haben.“ Er seufzte und betrachtete sie einen Augenblick, ihr rotbraunes Haar stand wirr vom Kopf ab, den sie zuvor in ihrem Sitz vergraben gehabt hatte, doch trotz ihrer unordentlichen Erscheinung wirkte sie so kühl und distanziert wie in dem Moment, in dem er sie mit ihrem Gepäck von ihrer Wache abgeholt hatte. Nichts deutete darauf hin, dass sie versucht hatte, seine Karriere zu zerstören, ja, ihn zu zerstören, dass sie es bereute oder irgendeine Gefühlsregung damit verband – und das konnte er sich einfach nicht vorstellen. Seit zehn Jahren ging diese... emotionale Reglosigkeit, die ihr ganzes Benehmen auszeichnete, nicht in seinen Kopf. „Ich bin erleichtert, dass Sie mir wenigstens das zugestehen.“ Es gelang ihm nicht, den Sarkasmus aus seiner Stimme fernzuhalten, doch sie zuckte nur erneut mit den Schultern. „Sie haben eine Situation falsch eingeschätzt – das bedeutet nicht, dass Sie in einer anderen nicht richtig liegen können, Commissioner.“ Irgendwann würde diese kühle Ruhe in ihrer Stimme, die so gar nicht von den Ereignissen der Welt um sie herum beeinflusst zu werden schien, ihn in den Wahnsinn treiben – ein Aspekt, den er nicht bedacht hatte, als er Bürgermeister Garcia vorgeschlagen hatte, Thomas nach Gotham zu holen. „Also... was wollen Sie wissen?“ Er hoffte, dass diese Frage den persönlichen Aspekt ihres Gespräches so schnell und unvermittelt vertreiben würde, wie er gekommen war, doch eigentlich rechnete er nicht damit – sie hatte sich damals mit solchem Enthusiasmus in die Ermittlungen gegen ihn gestürzt, dass er sich nicht vorstellen konnte, dass sie nun keinen Triumph mehr aus ihrem Erfolg ziehen wollte. Eine fahrige Bewegung in die Richtung der Unterlagen, die er ihr mitgebracht hatte, war allerdings die einzige Regung, die er zur Antwort erhielt. „Hier steht, dass Batman neben den Verbrechen, die er in seinem angeblichen Kampf gegen die Kriminalität in Gotham begangen hat, vor zwei Jahren angeblich Staatsanwalt Harvey Dent, zwei Mitglieder Ihrer Einheit und zwei Vertreter des organisierten Verbrechens in Gotham City ermordet hat.“ Sie zog fragend die Augenbrauen hoch, so als ob sie seine Bestätigung für ihre Zusammenfassung der Ereignisse suchen würde, und er nickte knapp. „Ja.“ „Und ich soll... was tun? Ich meine, Sie haben Ihren Verdächtigen, warum gehen Sie nicht hin und verhaften ihn, wenn er weiterhin aktiv ist und sich zeigt?“ Überrascht blickte Gordon auf, ihre Frage hatte keinen versteckten Vorwurf enthalten, keine Verachtung, sondern sie hatte einfach nur... fragend geklungen, so als ob sie wirklich an seiner Antwort interessiert wäre. Er schüttelte den Kopf. „Wenn das so einfach funktionieren würde, ich hätte es schon längst getan. Batman ist gut... verdammt gut. Er ist besser ausgerüstet als wir, hat ein besseres Training genossen, seine Kleidung schützt ihn... und er hat Ahnung von dem, was er tut, auch wenn er im Grunde nur ein Amateuer ist. Wir haben mindestens zehn Mal versucht, ihn festzunehmen, und er ist immer entkommen.“ „Sie halten diesen Weg, seiner habhaft zu werden, also für grundsätzlich unmöglich?“ Er vermeinte, Skepsis in ihren Worten zu hören, war sich aber nicht sicher. Nicht mehr, nicht nach all den überraschenden Aussagen, die sie getätigt hatte und die sich so ganz und gar von dem Bild von Elizabeth Thomas unterschied, das er in den vergangenen Jahren so sorgsam kultiviert hatte. „Ja. Was Sie natürlich nicht davon abhalten wird, es selbst zu versuchen.“ Für einen Augenblick legte sie den Kopf schief und blickte aus dem Fenster, das Flugzeug trug sie beide nach Gotham City und unter ihnen funkelten die Lichter anderer Städte, anderer Staaten. „Ich weiß nicht... die Tatsache, dass Sie keinen Erfolg hatten, legt nahe, dass es mir mit denselben Männern und derselben Ausrüstung ebenfalls nicht gelingen wird – vor allem, weil Sie ein besserer Taktiker sind als ich.“ Er verbarg seine Überraschung hinter seiner Tasse Kaffee und nahm einen Schluck, danach betrachtete er Thomas über den Rand seiner Brille hinweg. Schweigen dehnte sich zwischen ihnen, bis er schließlich ein wenig rau hervorbrachte: „Ich muss zugeben, ich bin... überrascht.“ Widerwillige Anerkennung schlich sich in die Worte und sie lächelte ein wenig, die erste echte Gefühlsregung, die er erkennen konnte, seit er ihr mitgeteilt hatte, dass sie nach Gotham City versetzt wurde, um eine Sonderkommission zum Thema Batman zu leiten. „Nun... ich glaube, das habe ich erwartet. Immerhin war ich nicht besonders nett zu Ihnen, Commissioner.“ Sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück und blickte hinunter auf die dunkle Landschaft, die mit kleinen, bunten Glasperlen gesprenkelt zu sein schien, die ein achtloses Kind ausgestreut hatte; Gordon folgte ihrem Blick, zu perplex, um ihr eine Antwort zu geben, die ihres Zugeständnisses angemessen gewesen wäre. „Sie bringen mich also in eine Stadt, die ich nicht kenne, damit ich einen Mörder fange, der sich für einen Superhelden hält und den mindestens die Hälfte der Bevölkerung hasst und dessen Identität außerdem unbekannt ist...“, fuhr sie fort, die Worte klangen aus und sie blickte weiter nach unten, ihr Gesicht hatte einen merkwürdig sehnsüchtigen Ausdruck angenommen, so als ob sie es kaum erwarten konnte, wieder auf die Jagd zu gehen, wie damals schon. „So wie Sie das sagen, könnte man meinen, ich habe Ihnen eine unmögliche Aufgabe übertragen...“, entgegnete er skeptisch, ein Gedanke regte sich tief in seinem Innersten, den er nicht in Worte zu fassen wagte und von dem er doch instinktiv sagen konnte, dass er ihm nicht gefiel... ganz und gar nicht gefiel. Sie kicherte unvermittelt, ein Geräusch, das ihn zusammenzucken ließ, so fremdartig klang es nach ihrem Benehmen bar jeder menschlichen Regung, so sehr unterschied es sich von dem düsteren Gefühl in ihm, das ihn Galle schmecken ließ, wenn er nur daran dachte. Er konnte sich nicht helfen und starrte sie an, sie grinste und blickte zurück, räkelte sich in ihrem Sitz. „Sehen Sie mich nicht so an. Ich finde, der Auftrag, den Sie mir gegeben haben, klingt interessanter, als auf Streife zu gehen. Viel interessanter.“ Der Knoten tief in seinem Magen wich ein wenig zurück und er lächelte sie fast... vorsichtig an, die Bewegung fühlte sich fremd an für seine Gesichtsmuskeln, wenn Elizabeth Thomas ihm gegenüber saß. „Das ist es nicht... es ist nur das erste Mal, dass ich Sie lachen sehe. Nicht nur, als Sie gegen mich ermittelt haben, sondern auch vorher...“ Sie zuckte mit den Schultern, sie schien für einen Augenblick nachzudenken, doch dann blickte sie zu ihm auf und zwinkerte. „Sie haben mich zuvor auch noch nie außer Dienst gesehen, oder? Nun... dann sind es eben zwei Premieren gleichzeitig.“ Gedämpfte Musik schwappte über Commissioner James Gordon hinweg, während er in seinem elegantesten Anzug – von dem er doch das Gefühl hatte, dass er in der Gesellschaft, in der er sich befand, nicht elegant genug war – an der Bar stand und an seinem Sektglas nippte. Sein einziger Trost, aus dem er allerdings nicht so viel Befriedigung zog, wie er eigentlich erwartet hatte, war die Tatsache, dass die erst kürzlich von ihm zum Detective beförderte Elizabeth Thomas neben ihm sich ganz offensichtlich genauso unbehaglich fühlte wie er. Zwar sah sie unbestreitbar elegant aus in ihrem Kleid – ein „Kleines Schwarzes“ hatte seine Frau es genannt, und er hatte es schulterzuckend hingenommen, auch wenn sich ihm der Sinn dieser Bezeichnung nicht erschloss – aber sie schien das genaue Gegenteil von entspannt, oder zumindest entspannt aussehend, zu sein. Unruhig trat sie von einem Bein auf das andere, ihre Finger glitten immer wieder zu ihrem Gesicht, nur um kurz bevor sie die Haut berührt hätten, zurückzuzucken, und sie zupfte immer wieder an einer Haarsträhne, die sich entweder zufällig oder absichtlich, das konnte er nicht sagen, aus ihrer Hochsteckfrisur gelöst hatte. Er beugte sich zu ihr. „Tun Sie wenigstens so, als ob Sie sich amüsieren würden... Sie sehen aus, als ob Sie auf Nägeln sitzen würden.“ „Ist schwierig, fröhlich auszusehen, wenn einem die Füße abfallen. Diese Schuhe bringen mich noch um.“ Sie seufzte schicksalsergeben auf, doch mit Befriedigung sah er, dass sie zumindest ein wenig lächelte und ebenso wie er nach einem Sektglas griff. „Außerdem geht es mir gegen den Strich, hier zu stehen und Zeit zu verschwenden, wenn ich mich um meine Arbeit kümmern könnte.“ Er zuckte mit den Schultern. „Der jährliche Ball des Gotham Police Departments ist immer ein Ereignis... und als neuste Leiterin einer Sonderkommission sollten Sie wirklich anwesend sein. Die Leute wollen Hoffnung... und Sie geben sie ihnen.“ „Der Eindruck wird wohl nur von der Tatsache gedämpft, dass ich gerade aussehe, als würde ich eine Zitrone zerkauen“, entgegnete sie mit einer Geste in die Richtung der breiten Spiegel, die den Eindruck von Weite und Eleganz des Saales nur noch verstärkten. Gordons Blick folgte fast unwillkürlich ihrer Hand und als er in den Spiegel sah, entdeckte er das Abbild eines eleganten, schwarzhaarigen Mannes, der nicht unweit von ihnen am Buffet stand und sich gerade einen Teller füllte. „Kommen Sie.“ Er führte Thomas die paar Schritte hinüber und sie verzog das Gesicht, ganz offensichtlich waren ihre eleganten Schuhe ebenso unbequem, wie sie aussahen, doch sein Mitleid hielt sich in engen Grenzen. „Commissioner Gordon.“ Der Mann hatte sie entdeckt, noch bevor sie ihn erreicht hatten, und sich zu ihnen umgewandt. „Es freut mich, Sie hier zu sehen.“ „Nun, Mr Wayne, es ist ja nicht so, als ob ich eine Wahl hätte“, entgegnete er, gerade als er den fragenden Blick bemerkte, den Bruce Wayne auf seine Begleiterin warf. „Verzeihen Sie... das hier ist Detective Elizabeth Thomas vom Chicago Police Department.“ Mit seinen Worten vereitelte er jeden Versuch ihrerseits, in die Anonymität der Menge zu verschwinden, und sie warf ihm einen schnellen, missgelaunten Seitenblick zu, wie jedes Mal an diesem Abend, wenn er sie vorgestellt hatte. „Sie wird die neue Sonderkommission zum Thema Batman leiten und ich bin sehr froh, sie für diese Aufgabe gewonnen zu haben.“ „Miss Thomas.“ Bevor sie eine Gelegenheit hatte, sich wieder fortzustehlen, hatte Wayne ihre Hand geküsst, und sie zog sie rasch wieder fort, offensichtlich völlig überrumpelt von dieser Art von Aufmerksamkeit und ebenso verlegen. Gordon fand, dass der Anblick einer verlegenen Elizabeth Thomas den Abend für ihn um einiges interessanter machte. „Mr Wayne“, lächelte sie zögernd, „ich bin... erfreut, Sie kennenzulernen.“ „Nein... ich bin erfreut, Sie kennenzulernen. Immerhin sind Sie die Frau, die von nun an einen der gefährlichsten Kriminellen von Gotham City jagen wird...“ Er zögerte und für einen Augenblick huschte ein Schatten über sein Gesicht. „Ich war...“, eine unbestimmte Geste mit der Hand, „... ein Bewunderer und auch ein Freund von Staatsanwalt Dent.“ „Sie haben mein Beileid, Mr Wayne... und ich versichere Ihnen, ich werde alles Menschenmögliche tun, um Batman zu fassen.“ Sie lächelte verbindlich und nickte Wayne zu, dann steuerte sie zielstrebig und fast ein wenig zu hastig eine der kleinen Sitzgruppen an, die den Blick auf die Tanzfläche eröffneten. Gordon folgte ihr und unterdrückte ein Seufzen, Smalltalk schien nicht zu Thomas' Talenten zu gehören, wie er in den letzten Stunden bemerkt hatte, als er sie den wichtigsten Vertretern von Gotham Citys Politik und Wirtschaft vorgestellt hatte. Wenigstens hatte sie noch niemanden bloßgestellt und ihn nicht blamiert, aber das lag wohl vor allem an der Tatsache, dass sie noch nicht dazu gekommen war, in irgendjemandes Schmutzwäsche zu graben – schließlich waren kaum zwölf Stunden vergangen, seit ihr Flugzeug am Harvey Dent Memorial Airport gelandet war. „Was halten Sie von Wayne?“ Nachdem Thomas sich vom Tablett eines der vorbeigehenden Kellner ein neues Sektglas genommen hatte, ließen sie sich auf einem der Sofas nieder, Gordons Blick wanderte über die Tanzenden hinter den Glastüren, die die Musik dämpften. Unschlüssig zuckte sie mit den Schultern. „Er schien mir wirklich interessiert, im Gegensatz zu den anderen Geldsäcken und Phrasendreschern, denen Sie mich vorgestellt haben.“ „Shht.“ Mit einem missmutigen Blick brachte er sie dazu, ihre Stimme noch weiter zu senken, dann sah er sich um – doch von den von ihr erwähnten Persönlichkeiten konnte er niemanden in ihrer Nähe entdecken, was ihn gehörig erleichterte. „Nicht so laut.“ Sie nickte, widerwillig, aber doch, obwohl Gordon nicht glaubte, dass sie die Notwendigkeit seiner Anordnung wirklich eingesehen hatte – er musste sie unbedingt im Auge behalten. „Trotzdem haben Sie recht... Wayne ist anständiger als die meisten anderen. Immerhin hat er uns die Räumlichkeiten für den Ball zur Verfügung gestellt.“ Thomas schnaubte. „Oh, natürlich. Die Aufschrift auf dem Gebäude, als wir hierherfuhren, war wirklich kaum zu übersehen.“ „Wayne hat es gekauft, nachdem das Herrenhaus seiner Familie, Wayne Manor, vor einigen Jahren abgebrannt ist. Im Moment steht der Neubau kurz vor der Fertigstellung, wie in den Zeitungen steht...“ „Er muss wirklich Geld wie Heu haben...“, bemerkte sie und nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Sektglas, ein merkwürdiger Unterton schimmerte in ihrer Stimme durch, doch er wusste nicht, ob es Neid war oder etwas anderes. „Jeder, der sich im Moment in diesem Saal aufhält, hat entweder Geld wie Heu oder ist Polizist, Thomas – Wayne steht also nicht alleine da.“ Unbehagliches Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, sie leerte ihr Glas in kleinen Schlucken, er starrte zur Tanzfläche hinüber und beobachtete die Paare, die sich zum Takt der Musik drehten, auch Bruce Wayne war unter ihnen, er hielt eine schlanke, blonde Schönheit, die Gordon nicht kannte, im Arm und beide wirkten glücklich, während die beiden ebenso hübschen Frauen, die mit Sektgläsern am Rand des Saales standen, nicht annähernd so zufrieden wirkten. „Warum ist eigentlich Ihre Frau nicht mitgekommen?“ Überrascht drehte er den Kopf, Thomas drehte ihr nun leeres Glas abwesend zwischen den Fingern und blickte nicht zu ihm auf. „Wieso fragen Sie?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Nun, normalerweise geht man auf einen Ball mit Begleitung... und ich habe sie am Fenster gesehen, als ich Sie abgeholt habe, also hat es mich doch ein wenig verwundert.“ Gordon lächelte. „Unsere Tochter ist krank... und sie wollte nicht, dass ihre Mutter weggeht... ich sollte übrigens auch zu Hause bleiben, aber ich hatte wohl keine Wahl. Barbara hat übrigens ihr Kleid bemerkt.“ „Danke... aber ich hätte es mir nicht gekauft, wenn Sie mir gesagt hätten, dass heute Abend ein Ball stattfindet... wenn Sie mich in Chicago vorgewarnt hätten, hätte ich meine Sachen mitgebracht und sie nicht nachschicken lassen.“ Sie schwieg für einen Augenblick. „Oder eine Ausrede gefunden, warum ich unbedingt noch einen Tag warten muss, bevor ich hier...“ Die Glaswand explodierte in einem Scherbenregen. Gordon tauchte in den Schatten des Sofas, noch ehe sein Gehirn registrierte, was geschehen war, noch ehe er den Schuss gehört hatte. Thomas starrte für einen Augenblick länger auf die glitzernden Fragmente des Glases, die sanft wie in Zeitlupe zu Boden segelten, doch nach einem harten Schlag gegen ihr Schienbein erwachte sie aus ihrer Starre und warf sich neben ihm auf den Boden. Splitter regneten auf sie beide herab, ritzten ihre Haut, Gordon sah die ersten roten Striemen auf ihren Unterarmen aufschimmern, während er verwirrt den Kopf drehte. Ein Schuss... er war sich sicher, einen Schuss gehört zu haben... Maskierte Männer strömten zur Tür herein, richteten automatische Waffen auf die elegant gekleideten Gäste, die hastig zu Boden tauchten und die Arme hoben. „Alle runter!“ Fast automatisch fasste Gordon an seine Hüfte, doch die Sicherheitsbedingungen hatten verlangt, dass er – ebenso wie alle anderen – unbewaffnet blieb, und so blieb ihm nichts, als unter dem Tisch zu verharren. Er warf einen hastigen Blick zu Thomas, sie wirkte so wütend, wie er sich fühlte, doch nach einem Moment oder zwei hatte sie sich wieder unter Kontrolle gebracht und mit einer bewussten Geste ihre Schultern entspannt. „Was machen wir?“, wisperte sie, doch er schüttelte nur warnend den Kopf, denn Schritte näherten sich ihnen. „Commissioner Gordon.“ Er verfluchte stumm, aber sehr, sehr eindringlich sämtliche Sicherheitsvorkehrungen, die ihm auf die Schnelle einfielen, als er die Mündung eines Maschinengewehres im Nacken spürte, die sein Gesicht in die Glasscherben auf dem Boden drückten. „Schön, Sie heute Abend zu treffen... ich hatte gehofft, Sie hier zu finden.“ Er biss die Zähne zusammen, um nichts zu sagen, und der Mann lachte. „Sie sind aber heute schweigsam... dabei wollte ich doch nur höflich sein und Ihnen erklären, dass wir wieder hier sind, nach zwei Jahren Pause...“ Er spürte, wie ihm die Manschettenknöpfe abgenommen wurden und regte sich, doch die Vernunft behielt noch immer die Oberhand und ließ ihn still liegen. „Sie und Ihr hochgeschätzter Staatsanwalt Dent haben uns damals ganz schön zugesetzt... aber jetzt sind wir zurück, stärker als je zuvor...“ Erleichtert stellte er fest, dass man die Waffe aus seinem Nacken genommen hatte, und drehte vorsichtig den Kopf, nur um erschrocken zu bemerken, dass der Maskierte sich nun zu Elizabeth Thomas hinabbeugte und sie grob auf die Füße zerrte. Er blickte zu ihr hoch, sie blutete im Gesicht und an den Armen, Glas schimmerte in ihrer Frisur und sie wirkte wie erstarrt, wie eingefroren, als sie den Mann ansah, der sie an den Oberarmen gepackt hielt. Ihre Füße wirkten wackelig, er war sich nicht sicher, ob sie überhaupt von alleine hätte stehen können, doch nach diesem Moment der Schwäche schien sie sich zu fassen. „Und das ist Detective Elizabeth Thomas... wo du doch auch Batman jagst, sind wir ja fast Freunde, meinst du nicht...“ Selbst durch seine Maske konnte Gordon sein Lächeln erkennen – und sie ebenfalls, denn uncharakteristische Wut schlich sich in ihren Blick, ihre Nasenflügel blähten sich, als sie antwortete: „Ich bin nicht Ihre Freundin.“ Die Tonlosigkeit in ihrer Stimme wiederum klang vollkommen normal, was ihn erleichterte – wenn Thomas jetzt, in dieser Situation etwas sehr, sehr Dummes getan hätte, dann wären die Folgen für die Anwesenden katastrophal gewesen. Der Mafioso – denn das war er, dessen war Gordon sich jetzt sicher – betrachtete sie noch für einen Augenblick oder zwei, in denen sich keine Gefühlsregung mehr auf ihrem Gesicht zeigte, dann stieß er sie von sich und Thomas fiel zu Boden wie eine Puppe, deren Fäden man durchgeschnitten hatte. Gordon wandte sich ihr zu, sie wirkte zwar ein wenig erschrocken, aber durchaus größtenteils unverletzt... RUMS. Die Erschütterung des Bodens, mit dem eine Masse aus schwarzer Rüstung den Mafioso zu Boden gehen ließ und sich dann seinen an der Tür wartenden Kumpanen zuwandte, weckte etwas in ihm. Einen Augenblick später war er auf den Beinen, hielt den Mann in Schach, während Batman – als den er den Schemen fast instinktiv erkannt hatte – die anderen Verbrecher die Nottreppe, über die sie fliehen wollten, hinabjagte. Die Sicherheitstruppe des Gebäudes nutzte die Gelegenheit, aus ihren Verstecken zu kommen, und wollte sich ihm anschließen, doch einen Moment später verschwand Batman auch schon durch eines der Fenster, bevor einem der Männer auffallen konnte, dass er ebenfalls ein gesuchter Verbrecher war. Einer der Sicherheitsleute nahm Gordon seinen Gefangenen ab und er ließ sich auf eines der Sofas sinken, von dem er hoffte, dass es so glasscherbenfrei wie möglich war. Sein Blick wanderte zu Thomas, die auf dem Boden saß und ihre Handflächen über ihren Knien zusammenpresste in der Hoffnung, das verräterische Zittern zu verbergen. „Gehts?“ Sie nickte blass, noch immer bahnten sich kleine Rinnsale von Blut ihren Weg über ihr Gesicht und als sie mit dem Handrücken versuchte, es abzuwischen, verschmierte sie es über ihre Wangen und ihr Kinn. „Ich denke schon... es war nur so... verdammt plötzlich.“ Er zuckte mit den Schultern. „Damit müssen Sie in Gotham City leider immer rechnen... wirklich immer.“ „Danke, dass Sie mir das so früh mitteilen.“ Sie richtete sich auf und schloss für einen Moment die Augen, vermutlich, um ihre zitternden Knie zu beruhigen, dann machte sie ein paar prüfende Schritte in die Richtung der Tanzfläche, das Glas knirschte unter ihren Füßen. „Also, was zur Hölle war das?“ Gordon richtete sich ebenfalls auf und klaubte abwesend einige Glassplitter von seinem Anzug, bevor er den Leiter des Sicherheitsteams fixierte und die ersten Schritte in seine Richtung machte. Fast beiläufig bemerkte er in ihre Richtung: „Ich denke, das war die offizielle Rückkehr der Mafia Gotham Citys aus dem Ruhestand.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)