For Want of Evidence von Glasschmetterling (A The Dark Knight Fanfiction) ================================================================================ Kapitel 19: Paranoid -------------------- @Kyuuo: So viele Fragen... werden aber alle noch beantwort im Lauf der Geschichte, hab keine Angst... und ja, das sind die Leute des Lieutenants *lach* Viel Spaß mit dem nächsten Kapitel :) For Want of Evidence – Chapter 19: Paranoid Die Dunkelheit wich nur langsam, sie spürte, wie Benommenheit und bleierne Schwere noch immer durch ihre Glieder krochen, ihre Hände und Füße kribbelte und vorsichtig schlug sie die Augen auf. Gleißendes Licht erwartete sie, sie kniff die Lider zusammen und das helle, kühle Weiß teilte sich in einzelne Quadrate auf, schwarze Linien zogen sich weiter und weiter, sie folgte ihnen mit ihrem Blick... „Sie sind wach.“ Sie richtete sich auf und ihre Sicht verschwamm für einen Augenblick, Batman wurde zu einem schwarzen Schemen und sie stützte sich mit dem Arm an der Wand ab, bis der Schwindelanfall langsam abebbte. „Ja.“ Gut, zumindest teilweise, denn sie fühlte sich noch immer, als wäre die Hälfte ihres Verstandes im Winterschlaf versunken, und sie schüttelte leicht den Kopf, um ihre Gedanken zu klären. Das Beruhigungsmittel wirkte noch immer, es pulsierte durch ihre Adern und dämpfte ihre Wahrnehmung, während sie sich abwesend umsah. In dem großen, langen Raum konnte sie das Fahrzeug erkennen, das in der Stadt als Batmobil bekannt war, hinter ihm konnte sie ein Motorrad in ähnlichem Stil erkennen und runzelte die Stirn, fast qualvoll langsam fand der Impuls seinen Weg von ihrem Gehirn zu ihren Muskeln. „Wo bin ich?“ „In meinem Versteck.“ Kraftlos ergriff sie den Arm, den er ihr hinhielt, und er zerrte sie mehr von dem Tisch, auf dem sie gelegen hatte, hoch, als dass er ihr half. „Sie sollten eigentlich noch nicht wach sein. Ich habe Ihnen ein Gegenmittel verabreicht. Es gibt da etwas, das Sie sich ansehen sollten.“ Das erklärte eindeutig, wieso sie sich fühlte, als ob ein Riese auf ihren Kopf getreten war, sie konnte sich fast bildlich vorstellen, wie die verschiedenen Substanzen in ihrem Körper um die Vorherrschaft kämpften. „Was?“ Ihre Knie schwankten bedrohlich, oder war es der Boden des Raumes, sie war nicht in der Lage, es mit Sicherheit zu sagen, doch irgendetwas in seiner Stimme hatte sie alarmiert, eine Saite in ihrem vernebelten Geist angeschlagen... „Kommen Sie.“ Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen, bis sie einige Bildschirme erreichten, vage erkannte sie die beiden Gesichter – die einer Frau und eines Mannes – auf einer der Anzeigen, sie hieß... Anna, ja, Anna und ihr Komplize. „Setzen Sie sich.“ Er bugsierte sie auf den einzigen Stuhl, den sie weit und breit entdecken konnte, doch sie wusste nicht, ob er Rücksicht auf ihren Zustand nahm – oder auf die Nachrichten, die er ganz offensichtlich für sie hatte. „Wie Sie sehen können, habe ich Bilder von allen Helfern des Lieutenants gemacht, als ich mit ihnen zusammentraf. Sie sind mittlerweile mit der Hilfe verschiedener Datenbanken alle identifiziert, bis auf die Frau und den Mann, die die führende Rolle übernommen hatten. Für ihn hatte ich, als ich mit Ihnen hierher zurückkehrte, einen eindeutigen Treffer.“ Er deutete auf das Gesicht des Mannes und sie betrachtete ihn vage interessiert, das Datum in der rechten unteren Ecke der Videoaufnahme war das des heutigen Tages – oder war es bereits der gestrige? „Wo?“ Für einen Augenblick schwieg er und die Pause brachte sie dazu, sich umzuwenden und ihn anzustarren. „An der Gotham City Central Train Station.“ Er zögerte, dann fügte er hinzu: „Die Überwachungskamera hat ihn dabei gefilmt, wie er mit einigen Begleitern in einen Fernzug nach Chicago gestiegen ist.“ „Chicago.“ Ihr übermüdeter Geist ratterte mit der Langsamkeit eines altmodischen Relaissystems vor sich hin, sie konnte fast spüren, wie die einzelnen Schalter klickten und klackten und doch nicht zu der Schlussfolgerung kamen, von der sie wusste, dass sie da war. Sie fühlte sich langsam, so unendlich langsam, sie schloss die Augen und... „Ich muss telefonieren!“ „Ihre Verwandten?“ Sie nickte leicht, als er das, was sie quälte, in Worte fasste, während die Angst sich langsam in ihre Eingeweide fraß; er reichte ihr ein Handy. „Sie wissen die Nummer?“ Mit zitternden Fingern wählte sie, ihre Glieder kannten die Bewegungen aus langer Erfahrung auswendig und sie drückte das Gerät an ihr Ohr, lauschte jedem einzelnen Tuten mit qualvoller Spannung, während die Stille sich in die Länge zog und sie darauf wartete, dass eine Stimme ihr antwortete. „Gutierrez.“ „Tomas, hier ist Beth. Beth Thomas.“ Sie atmete ein wenig auf und hatte im selben Moment das merkwürdige Gefühl, dass sich ihre Zunge gegen den Vornamen ihres ehemaligen Vorgesetzten wehren würde. „Hast du eine Ahnung, wie spät es ist?“ Sergeant Gutierrez klang, als ob er ihr – und nicht zum ersten Mal – den Kopf abreißen wollte, die Schläfrigkeit wurde nun von der Wut überdeckt. „Ja... es ist wichtig. Verdammt wichtig.“ „Du...“ Er stutzte, schien erst jetzt richtig wahrzunehmen, was sie gesagt hatte, und sein Tonfall änderte sich schlagartig. „Was?“ „Ein Mafiaboss aus Gotham hat heute drei Mal versucht, mich ermorden zu lassen...“, der Sergeant sog hörbar die Luft ein, unterbrach sie aber nicht, „und wir haben einen seiner Handlanger auf Überwachungsbildern gefunden – als er in einen Zug nach Chicago stieg.“ Gutierrez knurrte leise. „Und du denkst an deine Eltern und Mark?“ „Ja.“ Das Flehen in ihrer Stimme drang deutlicher hervor, als ihr lieb war, doch er seufzte nur leise. „Ich kann nichts versprechen, Beth – ein paar Leute bitten, auf sie aufzupassen, wenn sie gerade keinen Dienst haben, aber es ist nur ein Gefallen und nichts Offizielles und...“ „Ich weiß, Tomas... danke. Es ist nur für kurze Zeit, bis ich beweise habe, um meine Anfrage über die normalen Kanäle zu leiten... aber danke. Ich danke dir von Herzen.“ „Was tut man nicht für Freunde. Pass auf dich auf.“ „Immer.“ Er legte auf und sie ließ sich kraftlos nach vorne sinken, presste ihre Finger an die Schläfen, ein dumpfer Kopfschmerz bahnte sich seinen Weg durch ihre beruhigungsmittelgedämpfte Wahrnehmung, ein Gefühl, das ihr gar nicht behagte. „Mit wem haben Sie gesprochen?“ Unwillig blickte sie auf, die Freude, wieder einmal eine bekannte Stimme zu hören – selbst wenn es in einer solch ernsten Angelegenheit war – hatte sie fast vergessen lassen, wo sie war und vor allem mit wem. „Tomas“, entgegnete sie abwesend, ihre Gedanken rasten nun mit fast irrwitziger Geschwindigkeit, so als ob sie ihre bleierne Langsamkeit gegen unkontrollierbare Sprünge getauscht hätten. . „Tomas.“ „Sergeant Tomas Gutierrez vom CPD – mein nun ehemaliger Vorgesetzter. Zufrieden?“ Sie erhob sich langsam und streckte sich, ihre bloßen Füße und die Tatsache, dass sie keine Jacke trug, machten sich mittlerweile bei ihr bemerkbar, sie begann zu frösteln, versuchte aber, es so gut wie möglich zu ignorieren. „Ich muss ins Präsidium.“ „Wollen Sie nicht Ihre Verwandten anrufen?“ Hastig schüttelte sie den Kopf. „Die Kinder schlafen sicher... und Tomas wird ihnen die Situation erklären, wenn er bei ihnen ist... viel wichtiger ist, dass ich möglichst schnell mit Gordon sprechen und mich mit dem CPD in Verbindung setzen kann.“ Für einen Augenblick zögerte sie, beim Blick auf den Bildschirm war ihr ein Gedanke gekommen. „Können wir Ihre Bilder für eine Fahndung haben?“ „Ja. Wenn Sie sie brauchen, werden sie da sein.“ „Danke.“ Kurz schloss sie die Augen, sie fühlte tiefe Müdigkeit und hätte sich am liebsten ausgeschlafen, aber das durfte sie nicht – nicht, wenn ihre Familie leben sollte. „Ich... ich sollte jetzt gehen.“ „Das sollten Sie.“ Er machte keine Anstalten, ihr zu zeigen, wo sich der Ausgang befand, und sie seufzte fast lautlos auf... die Nebenwirkungen würden durch zwei neue Dosen Medikamente sicherlich nicht geringer werden.„Tun Sie, was Ihre Paranoia Ihnen gebietet...“ Die Dunkelheit schloss sich um sie, und sie hatte nicht die Kraft, sich dagegen zu wehren. „Detective Thomas. Detective Thomas.“ Die Stimmen um sie herum klangen besorgt, erregt, ja, fast drängend und doch zeigte sich ihr Geist nur widerwillig bereit, aus seiner Starre zu erwachen, in die man ihn versetzt hatte. Dumpfer Kopfschmerz pochte in ihren Schläfen und steigerte sich zu einem blitzenden Crescendo von Qual, als sie die Augen öffnete und in helles Licht blinzelte. Sie lag auf einem Sofa, sie spürte die weichen Polster unter sich, und doch konnte sie nur vage einordnen, wo sie sich befand... „Thomas.“ „Sir...“ Sie hob den Arm vors Gesicht, die Bewegung schien ihre letzten Kraftreserven zu kosten, doch wenigstens schützte er sie vor dem Licht. „Commissioner...“ „Geht es Ihnen gut, Ma'am?“ Eine andere Stimme, jünger, besorgter, eine, der zu antworten sie sich fast verpflichtet fühlte. „Nein...“ „Natürlich nicht... sehen Sie sich sie doch an, DuPres.“ Vorsichtig startete sie einen zweiten Versuch, die Augen zu öffnen, und zwang sich, den Schmerz zu ignorieren, bis er langsam abebbte und ihr erlaubte, ihre Umgebung zu erkennen. Auf den ersten Blick erkannte sie Gordon, Morgan und DuPres, die um sie herumstanden, ein fremder Mann mit einem großen Koffer hastete gerade auf sie zu und sie vermutete, dass er ein hinzugerufener Arzt war... zumindest hätte das seine hektische Aktivität erklärt. „Was ist... passiert?“ Sie nuschelte nur und wagte nicht, sich aufzusetzen, aus Angst, dass die Dunkelheit, die am Rande ihres Bewusstseins lauerte, ihren Verstand wieder erdrücken würde. „Wir haben Sie auf dem Dach gefunden, Detective.“ Gordon sprach, und die Anstrengung, ihren Blick auf ihn zu richten, ließ neuen Schmerz durch ihren Kopf pulsieren. „Batman... Batman hat mich... hierhergebracht...“ „Batman?“ „Ja...“ Sie hatte nicht die Kraft, um zur Bekräftigung ihrer Worte zu nicken, und schloss die Augen. „Er hat mich gerettet... und versteckt...“ Versteckt... Ein Brocken Information, den sie nicht einordnen konnte, irrte durch ihre Gedanken, sie dachte an den See ihrer Heimat, an Jennifer... Jennifer. „Scheiße.“ Durch pure Willenskraft zwang sie den Schmerz und die Verwirrung in die Tiefen ihres Geistes zurück und starrte angstvoll an die Decke. „Detective, was ist passiert?“ Gordons Stimme, er beugte sich über sie und sie fühlte seine Unruhe. „Commissioner, Sie dürfen sie nicht überanstrengen... die Symptome sehen nach einer hohen Dosis an Beruhigungsmitteln aus und was Detective Thomas braucht, ist ein Bett und Ruhe, bis die Wirkung abklingt.“ Vorsichtig drehte sie den Kopf, um den Arzt zu fixieren, er sah durchaus kompetent aus, aber sie hatte jetzt keine Zeit, sich an seine Vorschläge zu halten. „Sir, was ich brauche, ist ein Schreibtisch.“ „Ein Schreibtisch?“ Morgan hob die Augenbrauen, sie schien ernsthaft an der geistigen Gesundheit ihrer Vorgesetzten zu zweifeln und betrachtete sie interessiert. „Ma'am, Sie sollten wirklich...“ Sie stützte sich auf ihre Arme und rappelte sich auf, ignorierte die Schwärze, die ihr Gesichtsfeld vernebelte, bis sie von selbst abklang, und holte tief Luft. „Habe ich etwas bei mir getragen, als ich gefunden wurde?“ DuPres nickte. „Eine CD, Ma'am. Wir untersuchen gerade die Daten darauf, es scheinen Überwachungsbilder zu sein.“ „Ausgezeichnet.“ Der Arzt blickte sie an, als ob sie gerade erklärt hätte, sie wolle ihren Aktenordner mit Stiftbeilage verspeisen. „Detective, ich kann Ihrem Entschluss wirklich nicht zustimmen... von meinem Standpunkt aus sind Sie gerade auf dem besten Weg, sich zu überanstrengen und ich kann nicht voraussagen, auf welche Weise das die Nebenwirkungen der Medikamente, die Sie erhalten haben, beeinflussen wird. Ich weiß ja nicht einmal, was genau Sie bekommen haben, und würde Sie am liebsten zur Beobachtung ins Krankenhaus schicken.“ Thomas nickte langsam. „Ich... diese Angelegenheit ist dringend...“ Der Mann setzte gerade dazu an, ihr zu widersprechen, doch sie entschloss sich, ihn einfach zu ignorieren – entschuldigen konnte sie sich danach auch noch. „Officer DuPres, die Daten auf der CD... das sind Bilder von Anna und ihrem Komplizen... außerdem Überwachungsbilder, die zeigen, wie der Mann gemeinsam mit einigen Begleitern in einen Zug nach Chicago steigt. Angesichts der Tatsache, dass der Lieutenant mir gedroht hat und Informationen über den gegenwärtigen Aufenthaltsort meiner Familie besitzt, denke ich, dass diese Daten an das CPD weitergeleitet werden sollten, um Personenschutz zu gewährleisten.“ Sie atmete tief durch, ihre Erklärung hatte sie erschöpft und sie lehnte sich zurück und atmete durch. „Stimmen Sie mir zu, Commissioner?“ Gordon nickte. „Natürlich. Ich werde Ihr Ansuchen an meinen Kollegen weiterleiten. Sie kümmern sich um die Daten, Officer DuPres.“ „Danke...“ Es gelang ihr, sich ein wenig zu entspannen, die Angelegenheit war nun in guten Händen, das wusste sie... höchstwahrscheinlich in besseren als in ihren eigenen, denn im Moment zitterten ihre Finger so sehr, dass sie nicht einmal wusste, ob sie ein Glas würde halten können. Sie schloss die Augen und atmete durch, doch dann blinzelte sie, als Gordon erklärte: „Könnten Sie uns einen Augenblick allein lassen?“ Die Officers und auch der Arzt – jener allerdings erst nach einem patentierten mahnenden Blick von Morgan – verließen den Raum, und sie betrachtete den Commissioner mit mildem Interesse. „Was ist?“ „Was zum Teufel ist mit Ihnen passiert, Thomas?“ „Ich...“ Sie winkte ab. „Das wird schon wieder...“ „Ich weiß, dass es wieder wird.“ Gordon funkelte sie an. „Allerdings wüsste ich trotzdem gerne, wieso Sie ohne Waffe, Marke, Schuhe und Jacke auf dem Dach des Polizeipräsidiums abegelegt werden. Ohnmächtig. Und wieso Sie aussehen, als ob sie schon mit einem Fuß im Grab stehen würden – und das interessiert nicht nur aus dem rein beruflichen Interesse, das Sie zweifellos im umgekehrten Fall hätten.“ „Ich... Batman hat mich vor der Explosion gerettet und mich in eine angeblich sichere Wohnung gebracht... allerdings war besagte Wohnung doch nicht so sicher, wie er geglaubt hat, denn sie haben uns dort gefunden, ebenso in meinem Apartement, wohin wir uns danach zurückgezogen haben... Höchstwahrscheinlich ist es dem Lieutenant also irgendwie gelungen, mir einen Peilsender unterzujubeln... deswegen fehlen meine Sachen. Wir hatten keine Zeit, herauszufinden, was genau es war, also hab ich einfach alles zurückgelassen...“ Gordon hob misstrauisch die Augen. „Das erklärt allerdings nicht, warum Sie bis unter die Augenbrauen voll sind mit Beruhigungsmitteln.“ „Ich... nachdem die Leute des Lieutenant uns in meiner Wohnung aufgestöbert haben, hat er mich in sein Versteck gebracht – wollte aber aus relativ verständlichen Gründen nicht, dass ich erfahre, wo genau es ist.“ Sie zögerte für einen Moment, sah auf die Uhr, die auf der anderen Seite des Raumes hing. „Ich denke, er hat darauf geachtet, dass wir nicht verfolgt werden... mir fehlen ungefähr drei Stunden beim ersten Blackout und eine beim Zweiten.“ „Und die Überwachungsbilder?“ „Sind von ihm... ich will gar nicht wissen, in wie viele Regierungsdatenbanken er sich gehackt hat – ich habe unter anderem AFIS gesehen, und er hat Zugang zu einigen Kameras in Bahnhöfen und Flughäfen... ich denke, wir müssen seine Fähigkeiten höher ansetzen als ursprünglich gedacht. Außerdem hat er – ich habe keine Ahnung, woher – Bilder von der Schießerei auf dem Dach des Mafia-Bürogebäudes und ein hochentwickeltes Gesichtserkennungsprogramm...“ Sie schüttelte den Kopf. „Können Sie das, was ich eben gesagt habe, an Morgan und DuPres weiterleiten? Ich bin sicher, sie können auch ohne mich etwas damit anfangen.“ Gordon nickte. „Natürlich. Allerdings ist der einzige Ort, an den ich Sie jetzt weiterleiten werde, das Gotham General. Ich hoffe, Sie verstehen das...“ „Natürlich. Und ehrlich gesagt bin ich im Moment auch nicht in der Verfassung, mich dagegen zu wehren.“ Gordon trat an die Tür und öffnete sie. „Doctor Matthews?“ Der Mann blickte herein und musterte sie eindringlich, er wirkte konsterniert, allerdings auch merkwürdig überrascht. „Ja, Commissioner?“ „Ich denke, Sie können Ihre Patientin jetzt mitnehmen, Doctor... wenn Sie das noch wollen.“ Matthews nickte. „Natürlich will ich das.“ Thomas lehnte sich zurück und seufzte auf... nun, wo sie alles getan hatte, zu dem sie in der Lage war, kehrte der Schmerz mit voller Wucht zurück und sie wünschte sich nichts mehr, als endlich zu schlafen. Die Kameras blitzten und klackten, Mikrofone reckten sich in den Himmel und versuchten, ihr so nahe wie möglich zu kommen, doch mittlerweile nahm sie die Geräusche kaum mehr wahr, so sehr hatte sie sich in den letzten Tagen daran gewöhnt. Fast durchgehend wurde sie von Reportern beobachtet und belauert, spielte den Köder, während Gordon arbeitete, und obwohl sie es nicht mochte – und sich fragte, ob diese Aufmerksamkeit je wieder abebben würde – nahm sie es mit einem ruhigen, kühlen Lächeln. „Ladies und Gentlemen, bitte beruhigen Sie sich. Detective Thomas ist noch immer sehr schwach... Ruhe!“ Morgan stand neben ihr und ließ ihre Umgebung nicht aus dem Auge – genau wie das Dutzend Polizisten, das vor ihrem Krankenzimmer gewacht hatte und nun fest entschlossen schien, sie nicht einen Schritt alleine tun zu lassen. Sie hatte das Gefühl, dass sie so blass war, wie sie sich fühlte, doch ihr professioneller Teil, der in den meisten Situationen den Großteil ihres Denkens beherrschte, störte sich nicht daran... es würde die Publicity nur anheizen, auch wenn sie sich gerade fühlte, als ob sie jeden Augenblick zusammenklappen konnten. „Ruhe!“ Dank Morgans energischen Versuchen, die durch ihre Ausstrahlung und Persönlichkeit einiges an Gewicht bekamen, beruhigte sich die Meute an Reportern, die sich in der Eingangshalle des nagelneuen Gotham General Hospital drängten, und blickte zu ihr auf. „Danke, dass Sie gekommen sind.“ Ihre Stimme klang noch immer schwach, fand sie, aber durchaus ruhig und beherrscht. „Ich fühle mich im Moment nicht besonders gut, also möchte ich nur einige Worte sagen, danach kurz ein oder zwei Fragen beantworten und mich wieder ins Bett legen... Doctor Matthews würde mir alles andere wohl nicht verzeihen.“ Sie holte Luft und sammelte ihre Gedanken, ihr war klar, dass sie kaum etwas würde sagen können, dass diese Menschen noch nicht gehört hatten, und trotzdem waren sie alle – und die Bewohner Gothams vor ihren Fernsehapparaten – hier, um es zu hören... eine absurde Vorstellung. „Wie Sie alle wissen, verübte ein Mann, der sich der Lieutenant nennt, gestern Abend einen feigen und hinterhältigen Mordanschlag auf mich. Mit dieser Bombe gelang es ihm zwar nicht, mich zu töten, aber jener Officer, der mich hätte fahren sollen, starb dabei und zwei weiter Polizisten wurden verletzt.“ Sie schwieg einen Augenblick, verlieh ihren Worten zusätzliches Gewicht, während das Klicken der Fotoapparate die Stille durchbrach, sofern sie je geherrscht hatte. „Ich möchte der Familie mein ehrlich empfundenes Beileid aussprechen. Ich kannte Officer Reid nicht so gut, wie ich es mir gewünscht hätte, aber er war ein guter Polizist und hätte besseres verdient gehabt, als einen so sinnlosen Tod zu sterben.“ Ein junger Mann nutzte die Stille, die ihren Worten folgte, um seine gebrüllte Frage zu stellen. „Was werden Sie dagegen unternehmen?“ Vorsichtig, um ihre wackeligen Knie nicht zu belasten, wandte sie sich ihm zu. „Nach den Hinweisen, die wir erhalten haben, ist der Lieutenant – wieso auch immer – auf eine sehr persönliche Art und Weise auf mich fixiert. Dies ist der Grund, aus dem Commissioner Gordon und ich übereingekommen sind, dass ich einen anderen Fall bearbeiten sollte... ich möchte nicht den Tod von noch mehr Menschen verschulden durch diese Verbindung.“ Möglicherweise beugte sie die Wahrheit an diesem Punkt ein wenig, doch mittlerweile war sie wirklich der Ansicht, dass es besser war, wenn sie Batman verfolgte... besser nicht nur für sie selbst, sondern auch für ihre Familie. „Hat der Lieutenant irgendwelche Drohungen Ihnen gegenüber geäußert?“ „Nein.“ Nein... er hatte einfach gehandelt. Und ihre Wohnungseinrichtung gestohlen. „Wollen Sie gegen ihn ermitteln?“ Sie hob die Augenbrauen. „Sobald ich gegen irgendjemanden ermitteln möchte, bin ich nicht mehr die geeignete Person, es zu tun – es macht mich voreingenommen und blind gegenüber Beweisen, die vielleicht auf andere Täter hinweisen könnten.“ „Was ist mit Batman?“ „Batman?“ Sie hob die Brauen. „Was meinen Sie?“ „Er hat Ihnen das Leben gerettet... was halten Sie nun von ihm?“ Warum wollte alle Welt wissen, was sie von diesem Verrückten hielt? Es schien fast, als ob die Stadt von ihm besessen wäre und sich doch nicht entscheiden konnte, ob sie ihn nun verehren oder verdammen sollte. „Er steht im Mordfall Harvey Dent unter dringendem Tatverdacht, was durch die forensische Untersuchung und durch die Zeugenaussage von Commissioner James Gordon gestützt wird. Daher werde ich ihn verhaften, sobald ich Gelegenheit dazu habe. Allerdings tauchen in diesem Fall einige Probleme auf, also konzentriere ich meine Ermittlungen im Moment darauf, seine Identität festzustellen.“ „Aber Batman hat Ihnen das Leben gerettet. Sind Sie nicht auch ihm gegenüber voreingenommen?“ Diese Frage wurde von einer Frau gestellt und auch sie blickte sie langsam an, ihre blonden Haare wirkten zerzaust von dem ständigen Kampf um die besten Plätze. „Ich bin höchstens in der Hinsicht eingenommen, dass nach den mir vorliegenden Ermittlungsergebnissen die Kommissionen vor mir nicht einmal versucht haben, in alle Richtungen zu ermitteln, und dass die Daten daher sehr selektiv darauf zugeschnitten sind, ihn zum Schuldigen zu machen.“ „Aber sind Sie nicht wenigstens ein bisschen dankbar?“ Die Stimme kam aus den hinteren Reihen, sie konnte nicht identifizieren, von wem sei stammte, und sie verbarg ein Kopfschütteln. Auf der einen Seite wollten sie, dass sie ihn verhaftet – und auf der anderen sollte sie ihn verehren wie einen Helden... „Natürlich bin ich das. Wer wäre das nicht – immerhin hat er mir das Leben gerettet. Und vielleicht sollte ich mich wirklich bei ihm erkenntlich zeigen... ich könnte ihm Blumen schicken, bevor ich ihn verhaften lasse. Sie haben nicht zufällig seine Adresse?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)